Idomeneo Von Wolfgang Amadeus Mozart Uraufführung: 29

Idomeneo Von Wolfgang Amadeus Mozart Uraufführung: 29

3. Streben nach Glückseligkeit Ich glaubte zu sterben vor Freude und Liebe; jetzt, ihr unmenschlichen Götter, tötet mich der Schmerz. Theater und Philharmonisches Orchester der Stadt Heidelberg Idomeneo von Wolfgang Amadeus Mozart Uraufführung: 29. Januar 1781 in München Idomeneo re di Creta von Wolfgang Amadeus Mozart Libretto von Gianbattista Varesco *28.03.08 Neue Mozart-Ausgabe Bärenreiter, Kassel, vertreten durch Alkor Edition Kassel 4 Besetzung Idomeneo Oberpriester Winfrid Mikus Filippo Deledda Gerhard Wilhelm Nebe Idamante Jana Kurucová Zwei Kreter Jana Krauße, Ekaterina Streckert Ilia Silke Schwarz Zwei Trojaner Tokuichi Toyota Elektra Young Kyoung Won Maraile Lichdi Opernchor, Extrachor & Arbace Philharmonisches Orchester Emilio Pons der Stadt Heidelberg 5 Inszenierungsteam Musikalische Leitung Dramaturgie, Übertitel Cornelius Meister Bernd Feuchtner Regie Chorleitung Arila Siegert Jan Schweiger Bühne Musikalische Studienleitung Hans Dieter Schaal Timothy Schwarz Kostüme Musikalische Assistenz Marie-Luise Strandt Joana Mallwitz Lichtdesign Andreas Rinkes 6 Musikalische Einstudierung Kostümbildassistenz Ivo Hentschel Miriam Kranz Annemarie Herfurth Joana Mallwitz Kostümhospitanz Timothy Schwarz Julia Schuffenhauer Regieassistenz, Abendspielleitung Souffl age Solvejg Franke Delia Tedeschi Regiehospitanz Sprachcoach Daniel Rilling Filippo Deledda Ausstattungsassistenz Inspizienz & Statisterie Anja Koch Uwe Stöckler 7 Technik und Werkstätten Technische Leitung Leiter der Beleuchtung Ivica Fulir (Techn. Dir.) Steff Flächsenhaar Raphael Weber (Techn. Ltr.) Leiterin Kostümabteilung Technische Einrichtung Viola Schütze Udo Weber Maria Schneider (Stv.) Ton Gewandmeisterinnen Wolfgang Freymüller Dagmar Gröver Andreas Legnar Katja Ulrich Magali Deschamps Thomas Mandl Leiterin der Abteilung Maske Kerstin Geiger Anja Dehn (Stv.) 8 Leiterin der Abteilung Requisite Die Kostüme & Kulissen wurden Esther Hilkert in den theatereigenen Werkstätten angefertigt. Leiter Malsaal Dietmar Lechner Dekorationswerkstatt Markus Rothmund Leiter Schlosserei Karl-Heinz Weis Leiter Schreinerei Klaus Volpp 9 Zum Inhalt V Die Handlung 1. Akt Schrieb Mozart seinen Idomeneo als Herrscherlob für den aufgeklärten Kur- fürsten? Die Musik sagt etwas anderes – und die Charaktere entwickeln sich ganz aus ihr, nicht aus dem Text. Ein zehnjähriger Krieg hat die Welt verheert und ein ganzes Volk ausgelöscht: der trojanische Krieg. Da ist zum Beispiel Ilia, ein junges Mädchen, das im Krieg die ganze Familie verloren hat und nun beim Feind auf Kreta in Gefangenschaft lebt. Noch dazu hat sie sich in den feind- lichen Prinzen Idamante verliebt – liebt der sie auch? Ja, das tut er – doch auch er wagt es nicht, sich zu seiner Liebe zu bekennen. Einstweilen löst er die Ket- ten der Gefangenen; er war zu jung, um in den Krieg zu ziehen, und er hat auch 10 keinen Sinn für den Krieg. Einspruch erhebt Elektra, eine Gehetzte – seit dem Mord an ihrer Mutter Klytämnestra ist sie nun auf Kreta. Sie hat sich ebenfalls in Idamante verliebt und sieht nicht ein, warum die Ausländerin Ilia einen grie- chischen Prinzen bekommen soll. Arbace, der in der Abwesenheit des Königs Idomeneo die Geschäfte führt, kommt mit der Nachricht, dass Idomeneo auf der Rückkehr von Troja Schiffbruch erlitten habe und ertrunken sei. Idome- neo hat sich jedoch gerettet, seine stürmische Ankunft ist jedoch kein Glück. Gerettet hat er sich nämlich um einen hohen Preis: Um sein Leben zu erhalten, hat er Neptun versprochen, nach der Rettung das Leben desjenigen zu opfern, der ihm als erster begegnet. In einer quälenden Szene erkennt er, dass dieser zu opfernde Mensch sein eigener Sohn ist. Auch für Idamante ist diese Begegnung eine Katastrophe: Kaum hat er endlich seinen Vater gefunden, wendet dieser sich schroff von ihm ab. Idomeneo versucht sich wieder in die Regierungsgeschäfte zu stürzen und fragt 11 Arbace um Rat. Dieser weiß rasch eine Lösung: Man soll Idamante einfach wegschicken, die Götter würden sich dann schon wieder beruhigen. Idomeneo will seinen Sohn mit Elektra nach ihrer Heimat Argos schicken. Sein Nebenge- danke dabei: Er kann dann ein neues Leben mit Ilia anfangen, die er nicht ohne Hintergedanken nach Kreta geschickt hatte. Ilia ist tatsächlich sehr nett zu ihm, doch als sie ihn als Vater apostrophiert, dämmert ihm, dass sie vielleicht in seinen Sohn verliebt ist – auch persönlich winkt Idomeneo kein Glück. 2. Akt Elektra ist überglücklich, weil sie mit Idamante nachhause darf. In der allge- meinen Aufbruchstimmung bleibt nur Idamante still. In einem Terzett zwischen Idomeneo, Idamante und Elektra kommen die widerstreitenden Gefühle zum Ausdruck. Ein jäh hereinbrechender Sturm verhindert die Abfahrt, und Idome- neo beschuldigt den Gott, ungerecht zu sein. Ilia ist voller liebevoller Gefühle 12 zu Idamante – soll sie ihm doch ihre Liebe noch gestehen? Sie wagt es schließlich, und in dem Duett mit ihrem Geliebten wird spürbar, dass ein Glück doch möglich ist. Idomeneo und Elektra entdecken die beiden und erheben Einspruch – aus nachvollziehbar persönlichen Gründen. In einem Quartett toben die gegensätz- lichen Empfi ndungen und gipfeln in dem Satz: „Mehr leiden ist nicht möglich.“ In- zwischen regieren Schrecken und Verwirrung: Wer ist Schuld daran? Arbace greift wieder ein und fordert alle auf, an die Erhaltung des Staates zu denken und den König und den Prinzen zu retten. Endlich gibt Idomeneo an, wer das Opfer ist, das die Götter besänftigt: Sein Sohn Idamante, und er selbst werde ihn hinrichten. Idamante ist zum Opfer bereit, doch da kommt Ilia und bietet sich als Opfer an: Kreta solle statt der eigenen Söhne lieber eine Feindin töten. Diese Opferbereit- schaft führt zur Umkehr. Eine innere Stimme sagt Idomeneo, dass das genug ist und er seine eigene Schuld anerkennen muss. Er wird zurücktreten und Idamante den Thron überlassen. Alle sind glücklich, nur für Elektra gibt es kein Glück. 13 Kostümentwürfe zu "Idomeneo" von Marie-Luise Strandt Zur Inszenierung C Tu’s doch! Arila Siegert im Gespräch über Mozarts Idomeneo Was war für Sie der Leitgedanke bei Sie entwickeln die Inszenierung aus dieser Inszenierung? dem Orchestergraben heraus? Die Verantwortlichkeit des Menschen für Der Krieg, den wir selber anzetteln mit seine eigenen Gedanken, seine Taten, für uns selbst und den Leuten, die uns umge- sich selbst, für die Leute, die ihn umge- ben, der Krieg zwischen den Vätern und ben. Bei einem König wie Idomeneo die den Söhnen und den Müttern und den Verantwortlichkeit für sein ganzes Volk Kindern, zwischen Jung und Alt – das und sein Handeln als Staatsmann. ist ein Konfl ikt, den ich versuche an der 15 Haut der Figuren abzuhandeln. Idomeneo Don Giovanni und Figaro – den Figaro ist ein Stück, in dem es um solche seeli- habe ich gesehen – ist es etwas Besonde- schen Zustände geht. Und die Musik ist res, wenn man diesen Akzent setzt. das Medium, das die seelischen Zustände am deutlichsten refl ektiert. Ich wollte das In der ersten Fassung (der Tragé- nicht theatralisch ansetzen, sondern den die lyrique Idoménée von Andrée Ausgangspunkt sinnbildlich im Orches- Campra und Antoine Danchet, 1712) ter haben. Ich entwickle das Drama aus opfert der Vater den Sohn tatsäch- der Musik und will durch das Hören das lich. Wie sind Sie an die Frage des Sehen sensibilisieren. Es ist auch diesem Opfers herangegangen? bestimmten Orchester in Heidelberg und Die Väter opfern die Söhne für ihr seinem Dirigenten Cornelius Meister zu eigenes Fortkommen, für ihre Zukunft, verdanken, dass ich diese Idee verfolge. zur Erhaltung alter Machtstrukturen. Ich Nach den beiden Mozart–Opern dort, fi nde die Figur der Ilia in diesem Zusam- 16 menhang interessant. Sie verhindert das Liebesduett, das sehr allegretto-heiter in Opfer dieser beiden Männer: sowohl einer Art Unbeschwertheit mündet. Ilia von Idamante, der sich opfern will, als bringt Idomeneo zum Umdenken. Ilias auch von Idomeneo, der glaubt, opfern Gewaltlosigkeit nimmt der Brutalität zu müssen, um den Staat zu retten – was des Opfers die Kraft. Durch ihre Aktion natürlich eine Ausrede ist. Ilia wirft sich kann Ilia Idomeneo, der sie ja auch liebt, dazwischen. Sie hat ihre eigene Fami- umstimmen. Dass diese Frau über die lie verloren. Sie ist in einem fremden Gewaltlosigkeit die Gewalt ändert, die Land und eigentlich von dem Gedanken Kraft der Gewalt umpolt, aufhebt, trans- beherrscht, dass man seinen Feind nicht formiert, das fi nde ich so toll. lieben darf und dass sie ein solches Opfer nicht bringen muss. Aber sie überwindet das eigene Verbot. Sie liebt Idamante, sie steht dazu. Es gibt ja dieses wunderbare 17 Ein gewichtiger Akteur in der Opfer- Idomeneo denkt durch seine Kriegs- Frage ist der Chor. Das Volk stellt erlebnisse in anderen Kategorien als Forderungen, zumal es nicht weiß, die zuhause Gebliebenen. Wie zeigen was eigentlich vorgeht. Sie diese Gewissensqualen? Der Chor zementiert in diesem groß- Idomeneo tut sich schwer mit dem artigen O voto tremendo die Grausamkeit Opfer. Er versucht es mit der Idee seines solcher Entscheidungen in einer ganz zen- Vertrauten Arbace, den Sohn mit Elektra tralen, großen Form. Dieser erschütternd übers Meer nach Mykene zu schicken, komponierte Chor soll uns, die wir das um dem Urteilsspruch, diesem neuen hören, begreifl ich machen, was es auch für Krieg, zu entgehen. Dadurch bekäme er ja die Menschen rund herum bedeutet, wenn alles, was er sich wünscht: Er bekäme die so etwas geschieht: dass alles durcheinan- Macht, er bekäme Ilia. Elektra hat seinen der geschleudert wird und bildlich gespro- Sohn, seinen Nebenbuhler um

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