© Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at Beiträge zur Lepidopteren-Faima von Amboina. Von Dr. Arnold Pageustecher. Hierzu Tafel VI u. VII. Die Veranlassung zur vorliegenden Arbeit gab mir die Acquisition einer von dem Königl. niederländischen Hauptmann a. D. Herrn H. Holz auf Amboina in den Monaten October 1882 bis April 1883 zusammen- gebrachten und nach Europa übergeführten, nicht unbeträchtlichen Sammlung von Lepidopteren. Im Verein mit einer kleineren Anzahl von Schmetter- lingen aus Amboina, welche mir bereits früher durch die gütige Vermitte- luug des Herrn Dr. A. von Plason in Wien zugekommen waren, bot sich mir hierdurch eine willkommene Anregung zum näheren Studium sowohl der allgemeinen Verhältnisse jener von der Natur so reich begünstigten Insel des malayischen Archipels, als zu einer Zusammenstellung dessen, was sich in der mir zugängig gewordenen Literatur über die Lepidopteren- Fauna Amboina's vorfindet. In ganz besonders dankenswerther Weise wurde ich von Seiten des Herrn P. C. T. Sn eilen in Rotterdam und weiter von den Herren G. Semper in Altona, C. Plötz in Greifswald, Oberstlieutenant a. D. Saalmüller in Frankfurt a. M. und Appellationsgerichtsrath Dr. Rössler in Wiesbaden*) durch gütige Bestimmung mir unbekannter Thiere und durch Nachweis von Literatur, wie auch von den Herren Dr. Staudinger in Blasewitz-Dresden und H. Ribbe daselbst durch käufliche Ueberlassung von Lepidopteren, namentlich von Batjan und den Aru-Inseln, welche in vergleichender Beziehung vielfaches Interesse boten, unterstützt. In Nach- *) Es gereicht mir zur angenehmen Pflicht, an diesem Ort auch der überaus zuvorkommenden Bereitwilligkeit zu erwähnen, mit welcher Herr Bibliotkek- secretär Dr. Schalk dahier mir in meinen Bestrebungen durch Beschaffung literarischen Materials zu Hülfe kam. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at 151 stehendem gebe ich zunächst eine gedrängte Darstellung dessen, was mir über die allgemeinen Verhältnisse der Insel Amboina und ihrer näheren und ferneren Umgebung von Bedeutung erscheint. Weiter füge ich der Erörterung der mir von Amboina zugekommenen Schmetterlinge eine Aufzählung der übrigen von dort zuverlässig bekannt gewordenen hinzu, sowie eine Beschreibung der- jenigen Arten, welche nach den mir zu Gebote stehenden Quellen als neu und unbeschrieben angesehen werden dürften. Leider konnte ich die in den Museen von Amsterdam und Leyden vorhandenen Stücke von Amboina, sowie die im Wiener Hofmuseum und der Felder'schen Sammlung befind- lichen Schätze nicht einsehen. Ich behaupte daher auch nicht, etwas nur annähernd Vollständiges zu liefern, sondern werde mich freuen, wenn durch meine Arbeit andere Forscher, denen ein reicheres literarisches und Sammlungs- material zu Gebote steht, veranlasst werden sollten, dieselbe zu ergänzen. Faunistische Arbeiten sind ja notwendigerweise, zumal bei einer so fernliegen- den und noch ungenügend untersuchten Insel stets lückenhaft; indess hoffe ich, dass meine Darstellung auch in ihrer unvollkommenen Gestalt als Grundlage weiterer Studien dienen und einen nicht ganz werthlosen Beitrag zur geogra- phischen Verbreitung der Thiere geben wird. Gelten doch für die Schmetter- linge jener' Gegend in ganz besonderser Weise jene schönen Worte von Bates (Naturforscher am Amazonenstrom), dass die Natur auf den Flügeln der Schmetterlinge die Geschichte der Modification der Species wie auf eine Tafel schreibt. Wenn aber Bates das Studium der anscheinend unbe- deutenden Modifikationen, welche die wechselnden äusseren Einflüsse auf die Schmetterlinge hervorbringen, als dereinst einen der wichtigsten Zweige der biologischen Wissenschaft bildend bezeichnet, dann mögen die nach- folgenden Blätter einen kleinen Beitrag hierzu liefern. Amboina, eine der Molukken oder Gewürzinseln, der niederländischen Krone unterthänig, liegt südwestlich von der grossen Insel Ceram unter 3°41 südlicher Breite und 128° 10 östlicher Länge. Ihre Länge beträgt 32 englische Meilen, ihr Flächengehalt 280 englische Quadratmeilen. Sie ist von sehr unregelmässiger Gestalt, fast in zwei Hälften getheilt. Der südöstliche und kleinere Theil (Leitimor genannt) ist mit dem nördlichen Theil (Hitu) durch eine Landzunge ungefähr eine englische Meile breit ver- bunden. Die Insel ist gebirgig (bis 1221 m Höhe), theilweise steinig und frlsig, aber grösstenteils fruchtbar und gut bewässert; üppige tropische Wälder, die aus einer grossen Mannigfaltigkeit von Bäumen bestehen, bedecken sie. Für Cerealien eignet sie sich nicht. Die geologischen Verhältnisse sind nur © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at — 152 — unvollkommen bekannt. Es findet sich Granit, Sandstein und Porphyr neben Madreporenkalk. Das Klima ist verhältnissmässig angenehm und gesund, die mittlere Temperatur 80° Fabrenheit, selten unter 72°. Nach dem öst- lichen Mousson ist starker Regenfall. Erdbeben waren früher häufig. Amboina producirt die meisten tropischen Früchte und Gewächse, einschliesslich der Sagopalme, des Brotfruchtbaumes, der Cocosnusspalme, des Zuckerrohres, Mais, des Kaffees, des Pfeffers und der Baumwolle. Nelken sind das wichtigste kaufmännische Product, wofür früher die Insel ein Monopol hatte. Hierzu kommt in neuerer Zeit die Muskatnuss. Unter dem Thier- reiche sind die höheren Thiere nur schwach vertreten, namentlich die Säugethiere fast nur durch Beutelthiere und wenige andere wahrscheinlich eingeführte, wie Hirsche und Schweine; Vögel sind zahlreicher; Fische und andere Seethiere besonders reich, ebenso die Insectenwelt und unter diesen besonders die Lepidopteren. — Amboina war lange Jahre für alle Europäer, selbst für Holländer, die sich nicht im Dienste der holländisch -ostin- dischen Compagnie befanden, völlig unzugänglich und es bestand keine andere Verbindung nach Europa, als über Java und Holland. Die holländisch-ostindische Compagnie wachte auf das Eifersüchtigste über ihre Eechte auf die Molukken, welche dem Mutterlande einen so bedeutenden Eeichthum zubrachten, freilich nicht ohne dass in jenen von der Natur so reich gesegneten Gegenden ein System der Willkür mit Gewalt auf- recht erhalten würde, welches von dem nachtheiligsten Einfluss auf die dortige Bevölkerung sein musste. Das Gewürzmonopol lastete auf der- selben in der drückendsten Weise, bis es den veränderten politischen Anschauungen gegenüber nicht länger gehalten werden konnte. Es würde zu weit führen, an diesem Platze hier auf das Nähere eingehen zu wollen; wer sich für die früheren Zustände der Molukken, sowie die naturwissen- schaftlichen Verhältnisse derselben des Weiteren interessirt, möge nach- sehen in den hierüber veröffentlichten Werken*). Einiges indess, was zur näheren Erläuterung unserer speciellen Aufgabe dienen kann, will ich in Nachstehendem angeben. Ich folge hierbei besonders den ver- *) Aus der reichen, namentlich niederländischen Literatur nenne ich nur folgende Werke: Valontijn, Beschrijving von 'Oud- und Nieuw-Oost-Indien of Neder- lands mogenheid in die Gewester. 5 Yol. Amsterdam 1724:—1731. Reynal, Hist. phil. et pol. des etabl. et du commerce des Europeens dans les Deux Indes. Amsterdam 1771. Schlegel, Müller, Saudi fort, en de Haan, Verhandel. over— de natuuil. Geschied, d. Nederl. Overz. Bezitting. Zoologie. Leiden 1839 1845. Dassen, De Nederlanders in de Molukken. Utrecht 1848. © Biodiversity Heritage Library, http://www.biodiversitylibrary.org/; www.zobodat.at — 153 — schiedenen Ausführungen, welche Wall ace in seinen zahlreichen Arbeiten, die er im Gefolge seiner ausgedehnten Keisen veröffentlichte, gegeben hat, sowie den Zusammenstellungen Mohnike's. Da Wallace sich neben der Vogel weit hauptsächlich für Insecten interessirte, so sind seine Mittheilungen von besonderem Werthe für unseren Zweck. Wallace verweilte speciell auf Amboina im December 1857, October 1859 und Februar 1860 und schildert diese älteste Ansiedelung im Osten in seinem „Malayischen Archipel" (übersetzt von A. B. Meyer, Bd. I, pag. 417, Cap. 20). Ihm ist der Aufenthalt in Amboina stets ein lichter Punkt in den Erlebnissen jener östlichen Keise, da er dort zuerst mit jenen herrlichen Vögeln und Insecten bekannt wurde, welche die Molukken in den Augen des Naturforschers zu einem classischen Boden machen und ihre Fauna als eine der bemerkenswerthesten und schönsten der Erde charakterisiren. Wallace hielt sich dort zugleich mit Dr. Dole- schall und Dr. Mohnike, den bekannten Entomologen, auf. Er erfreute sich besonders jener wunderbaren Durchsichtigkeit des Wassers der Bai, vermöge welcher man die verschiedenartigsten Thiere in ihren natürlichen Verhältnissen beobachten konnte und sagt: „Man konnte Stunden lang beobachten und keine Beschreibung kann der ausneh- menden Schönheit und dem Interesse, das es hervorruft, gerecht werden. Mit einem Worte, die Wirklichkeit übertrifft die glühendsten Schilderungen, die ich je von den Wundern einer Koralleninsel gelesen hatte. Es ist vielleicht kein Platz der Erde reicher an Meeresproducten, Korallen, Muscheln und Fischen als der Hafen von Amboina". Er sagt weiter, dass der Korallenfelsen der Insel die tiefe rothe Erde, welche die Senkungen ausfüllt und mehr oder weniger auf den Ebenen und Hügel- abhängen abgelagert ist, überall durchbricht, dass die Waldvegetation von dem üppigsten Charakter ist und Farren und Palmen in Fülle vorhanden seien, der kletternde Rotang häufiger als irgendwo. Die Insecten fand er sehr ähnlich denen der Aru-Inseln, aber sie sind fast immer von anderen Arten und wenn sie einander
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