Die Felsenkeller in Egloffstein 177-204 © Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg E.V.; Download

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ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Natur und Mensch - Jahresmitteilungen der naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg e.V. Jahr/Year: 2008 Band/Volume: 2008 Autor(en)/Author(s): Illmann Renate Artikel/Article: Die Felsenkeller in Egloffstein 177-204 © Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.; download www.zobodat.at ISSN 0077-6025 Jahresmitteilungen 2008 Seite Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V. Natur und Mensch Nürnberg 2009 177 - 204 Marientorgraben 8, 90402 Nürnberg Renate Illmann Die Felsenkeller in Egloffstein - ein erhaltenswertes Kulturdenkmal Geografische Verhältnisse Der Markt Egloffstein, malerisch hingebettet an die Hänge des mittleren Trubachtales, zählt mit seinem Schloß auf hochragen­ dem Felsen und den darun­ ter gruppierten Häusern, die im Tal ein munteres Flüßchen säumen, zu den bekanntesten Motiven aus der Fränkischen Schweiz (Abb. 1). Der Reiz die­ ser Fandschaft rührt von ih­ rem geologischen Bau her: ein fast ebenes, hartes Deckgebirge aus Kalken und Dolomiten des Weißen Jura wird von wenigen Flußtälern zer­ Der Ort Egloffstein wurde von alters her in schnitten, an deren Grund die teilweise wei­ drei Höhenstufen eingeteilt: die Häuser im cheren Schichten des Braunen bis Schwarzen Talgrund liegen im „unteren Berg“; die im Jura angenagt werden. Bilden diese die Basis Niveau des Marktplatzes im „mittleren Berg“, einer härteren Formation, so verliert letztere und die dem Schloß benachbarten im „oberen bei deren Ausräumung sozusagen den Halt Berg“. Als Fußgänger kann man diesen Aufbau und bricht nach, wodurch eine Steilstufe im sehr greifbar erleben - vom Trubachufer aus Gelände entsteht. Im Falle von Egloffstein wird ziehen sich verwinkelte Treppenwege ohne die obere Steilkante vom Weißjura gebildet, große Umschweife die hundert Höhenmeter während die darunterliegende Geländestufe bis zum Schloß hinauf. Die Fahrstraßen müs­ aus dem relativ harten Eisensandstein des sen diese Differenz in Serpentinen erklimmen Braunjura besteht. Dessen obere und untere und weisen meist beträchtliche Steigungen auf Nachbarschichten sind Tone, die infolge ih­ - bis auf die Markgrafenstraße (im mittleren rer Wasserundurchlässigkeit Quellhorizonte Berg), die vom Marktplatz aus im Niveau des ausbilden und sich unter Umständen als Ornatentons waagerecht den Berghang um­ Gleitbahnen für die aufliegende Gesteinslast fährt und von zahlreichen Quellen gesäumt anbieten. Felsstürze und Hangrutsche sind wird, die zwischen den Häusern hervorspru­ in den Tälern der Fränkischen Schweiz keine deln. Seltenheit; auch am nördlichen Ortsende von Die von der Talstraße zum Marktplatz hin­ Egloffstein findet man die Spuren eines solchen aufführende „Felsenkellerstraße“ weist schon Ereignisses im Hang neben der Staatsstraße. mit ihrem Namen auf eine Besonderheit hin: sie durchmißt nämlich den Eisensandstein, der in diesem Bereich in zwei Etagen von Kel­ lern durchzogen wird. Die Ein­ © Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.; download www.zobodat.at gänge der oberen Keller lagen am hangseitigen Straßenrand; sie sind leider alle hinter der Straßenbegrenzungsmauer ver­ schwunden. Ein kurzer Stichweg führt auf der Talseite zum Fuß der gewaltigen Stützmauer, auf der die Fahrbahn ruht; hier fin­ den sich die zwei Eingänge ins untere Kellersystem (Abb. 2). Sie weisen, so wie die Front der Abb. 2: Die beiden unteren Eingänge des Kellersystems Stützmauer, nach Osten. Beschreibung der Keller (Abb. 3) gang spielt sich bei kalter Außenluft ab: die re­ Betreten wir den linken (südlichen) Eingang, lativ warme Kellerluft zieht wie in einem Kamin so dräut nach einem Meter Stahlbeton von der zum oberen Eingang hinaus, und am unteren Decke eine gewaltige dunkelbraune Felsmasse: folgt die kalte Außenluft nach, die sich dann der Eisensandstein, Dogger beta. Gleichzeitig allmählich durch Kontakt mit den Felswänden schlägt einem - kommt man im Sommer - eine erwärmt. erfrischende Kühle entgegen, während man im kalten Winter durch behagliches Klima über­ Sind wir sieben Meter in den Gang vorgedrun­ rascht wird. Weil die Gesteinsmasse wie ein gen, liegt vor uns eine verschlossene Kellertür riesiger (aber träger) Wärmespeicher wirkt, und in einer Nische zur Rechten zwei wei­ der dem Außenklima nur sehr langsam fol­ tere Kellereingänge. Da die Keller bei ihrer gen kann, ändert sich ihre Temperatur mit Vergabe an die Egloffsteiner Hausbesitzer mit den Jahreszeiten kaum: sie pendelt um die Nummern versehen wurden, können sie genau mittlere Jahrestemperatur, die in unseren bezeichnet werden: von rechts angefangen die Breiten bei 8°C liegt. (Dieselben Verhältnisse Nr. 10, mit Lattentür, Nr. 9, derzeit offen, Nr. 8, finden wir in den Karsthöhlen.) Bei extremen mit Holztür verschlossen. An dieser Stelle biegt Außentemperaturen spüren wir bereits hier der Gang nach links um und verläuft 23 Meter einen merklichen Luftzug - denn, wie wir bald weit in fast gerader Richtung, wo er an dem sehen werden, hat das Kellersystem noch eine Gittertor von Keller Nr. 4 endet. Auf der linken höherliegende Öffnung, und damit tritt ein Seite haben wir die Abzweige von Keller Nr. 2 Phänomen auf, das Höhlenforscher als „dy­ und 3 (beide offen) passiert, während rechts namische Bewetterung“ bezeichnen: bei war­ die Eingänge von Nr. 7 (mit angelehntem mer Außenluft sinkt die relativ kühle, feuchte Gittertor), 6 (mit offenstehender Eisentür) und Kellerluft - weil schwerer - nach unten und 5 (mit Lattentür) lagen. Zwischen Nr. 7 und 6 tritt am unteren Eingang des Systems als kal­ ist in der Wand eine ausgehauene Nische, die ter Luftzug aus, während am höhergelegenen hinten abgemauert ist und offenbar einen frü­ Eingang warme Außenluft eingesaugt wird heren Eingang zu Nr. 7 darstellt. Der Mittelgang und sich dann beim Entlangstreichen an den hat auf weite Strecken gemauerte Wände; erst Gesteinswänden abkühlt. Der umgekehrte Vor­ im hinteren Bereich steht über das gesamte © Naturhistorische Gesellschaft Nürnberg e.V.; download www.zobodat.at Abb. 3: Grundrißplan des Kellersystems. Farbige Punkte sind Entnahmestellen von Sandproben (Erläuterung im Text) 179 Profil Felsgestein an, dessen Oberfläche noch Sandsteinschichten anstehen: die untere Hälfte die Hiebspuren des Abbauwerkzeugs zeigt. des Gangquerschnittes zeigt einen grauweißen, Daß die Wände vermauert ©wurden, Naturhistorische dürfte Gesellschaft mit Nürnberg die e.V.; obere download einenwww.zobodat.at gelblichen Fels. In den weiter der Nähe des Einganges Zusammenhängen, wo im Inneren liegenden Bereichen wird diese das Außenklima noch einen gewissen Einfluß Farbigkeit noch ausgeprägter. An der linken ausübt: obwohl der Eisensandstein bergfrisch Seite folgen nun eine große Lichtnische, eine ziemlich hart ist, verwittert er doch an der dem Seitenkammer von 2 m Breite und 1 m Tiefe, so­ Temperaturwechsel ausgesetzten Oberfläche dann ein Kellerraum von 6 m Breite und bis zu mit der Zeit zu feinem Sand. 3 m Tiefe, der bis auf eine Öffnung von 2 m mit einer dünnen Mauer vom Gang abgetrennt ist. Durchwandern wir nun nacheinander die Die Öffnung wird von einer Deckenkluft über­ Kellergänge - die durchweg eine Höhe von 1,60- spannt, aus der Wurzelgeflecht herunterhängt. 1,90 m haben - und beginnen mit Nr. 2. Auf 5 m In dem Felsvorsprung hinter dieser Öffnung hinter dem Abzweig vom Mittelgang sind bei­ (Abb. 4) ist wieder eine große Lichtnische, und de Wände gemauert, dann folgt ein Türrahmen in der Decke darüber setzt ein Luftschacht an, aus vier behauenen Dolomitblöcken, in dem der einen quadratischen Querschnitt von Vz m noch Reste der Angeln stecken, die einst eine Seitenlänge hat und 4 Vz m hinaufreicht, wo er Holztür hielten. Während die rechte Wand auf jetzt vermauert ist. In der rechten Wand, nun weitere 8 m gemauert ist, setzt links der Fels ein. auch Fels und zum Deckenbereich hin stellen­ Schon hier ist zu sehen, daß zwei verschiedene weise mit Warzensinter überzogen, sieht man Abb. 4 (links): Seitenraum zu Keller Nr. 2; im Hauptgang (vorn) Luftschacht, Deckennut und Lichtnische. Abb. 5 (rechts oben): Faßlager 1 in Keller Nr. 2, Blick zum Endraum Abb. 6 (rechts unten): Durchgang von Keller 2 zu 1 (vorn); die Trockenmauer trennt Nr. 3 ab. 180 eine vermauerte Öffnung von 2 m Breite (die früher den Durchgang zum Keller Nr. 3 ge­ währte). An dieser Seite sind© Naturhistorische auch kurz Gesellschaft hin­ Nürnberg e.V.; download www.zobodat.at tereinander die Ansätze von zwei Quermauern (deren Zweckbestimmung vorerst im Dunkeln bleibt). Auf der linken Seite folgt nun eine Stützmauer und daran anschließend eine 5 m breite, 2 m tiefe Nische, die als Faßlager diente (Abb. 5), wie man an der Auflage aus Dolomitquadern sieht. Geradeaus schließt sich nach einer Quermauer mit den Resten einer Lattentür noch ein Kellerraum von 8 m Länge und 4 m Breite an. In seinem Inneren sind an der linken Wand noch zwei Stützpfeiler aufge­ mauert. Links hinter der Türöffnung ist an dem Abb. 7: Wasserkammer in Keller Nr. 1 mit Treppenansatz Pfeiler in einer glattgestrichenen Mörtelfläche rechts hinten die Inschrift „1941 KI“ eingekratzt. Sie verweist auf den Zeitpunkt der Einbauten - 1941 - und hier auch einige Bretter ausgelegt sind, um tro­ den seinerzeitigen Kellerbesitzer Konrad Igel. ckenen Fußes passieren zu können. Die Länge des zuletzt beschriebenen Kellergan­ ges von der Türfassung an beträgt 33 Meter. Von hier aus zieht sich der Gang auf 40 m Vor der erwähnten Quermauer biegt der Gang Länge in einem weiten Kreisbogen nach nach rechts ab.

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