Klarica, J., Eckelt, A., Schied, J., Degasperi, G. & Kopf, T. (2015): «Käfer (Coleoptera) der montanen Moorlandschaft im Fohramoos, Vorarlberg». inatura – Forschung online, Nr. 22: 40 S. Käfer (Coleoptera) der montanen Moorlandschaft Nr. 22 - 2015 im Fohramoos, Vorarlberg Jasmin Klarica1, Andreas Eckelt2, Johannes Schied3, Gregor Degasperi4 , Timo Kopf5 1 Mag. Jasmin Klarica Schneeburggasse 67a, A-6020 Innsbruck, e-mail: [email protected] 2Mag. Andreas Eckelt Tiroler Landesmuseen-Betriebsgesellschaft m.b.H, Naturwissenschaftliche Sammlungen, Feldstraße 11a, A-6020 Innsbruck, e-mail: [email protected] 3Mag. Johannes Schied Ingenieurbüro für Biologie, Schneeburggasse 67a, A-6020 Innsbruck, e-mail: [email protected] 4Mag. Gregor Degasperi Richard-Wagner-Straße 9, A-6020 Innsbruck, e-mail: [email protected] 5Mag. Timo Kopf Herzog-Sigmund-Straße 4a, A-6176 Völs, e-mail: [email protected] Abstract We collected beetles (Coleoptera) in the peat bog, wetland and woodland habitats of Fohramoos, a Natura 2000 site in Vorarl­ berg, Austria, between May 2013 and August 2014 using pit fall trapping, flight interception trapping, sieving leaf litter, beating, netting and collecting by hand. The study focused on the invertebrates of the habitats covered by the Habitats Directive (92/43/ EEC). The species list we present here contains 465 species in total, among them some remarkable species as Cyphon kongs- bergensis, Crenitis punctatostriata, Deliphrum algidum, Hydroporus melanarius, Hydrosmecta carinthiaca, Ochthephilus aureus and Pselaphaulax dresdensis. Activity denstities of some bog species differ most notably in bog habitats: Cyphon kongsbergensis, Enochrus affinis, Crenitis punctatostriata, Pterostichus diligens and Pterostichus rhaeticus showed high densities in active raised bog and transition mires, but absence or low densities in degraded raised bog. Thus, active raised bog and transition mires are of high significance for the beetle fauna at the study site. Rare deadwood structures in woodland habitats prove historical forestry. More deadwood structures, especially not decorticated, voluminous and standing trees, would influence the xylobiontic biodiversity in a positive way. Keywords: Natura 2000, Europaschutzgebiet, Hochmoor, FFH Zusammenfassung die FFH-Lebensräume in besonderem kongsbergensis, Enochrus affinis, Creni­ Maße berücksichtigt. Die hier aufge- tis punctatostriata, Pterostichus diligens Im Rahmen des Projektes «Wirbellose führte Artenliste enthält 465 Arten. und Pterostichus rhaeticus Schwer- im Moor – Das Fohramoos aus einer Bemerkenswerte Funde gelangen bei- punkte in Lebendem Hochmoor und neuen Perspektive» wurde die Käfer- spielsweise zu Cyphon kongsbergensis, Übergangsmoor, mieden aber das fauna zwischen Mai 2013 und August Crenitis punctatostriata, Deliphrum al­ Renaturierbare Hochmoor im südli- 2014 im Natura-2000-Gebiet Fohra- gidum, Hydroporus melanarius, Hydros­ chen Fohren. Lebendes Hochmoor moos erhoben. Zur Anwendung ka- mecta carinthiaca, Ochthephilus aureus und Übergangsmoor sind daher von men Barber- und Kreuzfensterfallen, und Pselaphaulax dresdensis. hoher Bedeutung für die Käferfauna weitere Probenentnahmen erfolgten Die Zönosen der offenen Hoch- und im Fohramoos. über Gesiebe, Handfang, Keschern, Übergangsmoore unterschieden sich Der Totholzanteil in den untersuchten Klopffang, Schwemmen und Streif- deutlich in den Aktivitätsdichten be- Bergkiefern- und Fichtenwäldern kann fang. Während der Beprobung wurden stimmter Arten: So zeigten Cyphon als gering bis durchschnittlich einge- Eingegangen: 21.04.2015; Publiziert: 22.07.2015 1 stuft werden und weist auf eine histo- Im Rahmen des Projektes «Wirbellose Letztere bestanden aus je 3-5 Plastik- risch «saubere» forstliche Nutzung hin. im Moor – Das Fohramoos aus einer bechern (0,5 l) pro Standort (Fang- Eine Anreicherung v. a. von großvolu- neuen Perspektive» wurde die Käfer- flüssigkeit: gesättigte Salzlösung mit migen, stehenden Totholzstrukturen fauna der oftmals kleinflächigen Le- einigen Tropfen Detergens, Becher zu würde sich hier positiv auf die Arten- bensräume im Fohramoos untersucht. einem Drittel gefüllt, Entleerung ca. zusammensetzung der xylobionten Hierbei wurde darauf geachtet, die alle 3-4 Wochen). Die Beprobungen Käfer auswirken. Beprobungsschwerpunkte besonders konzentrierten sich besonders auf die in den FFH-relevanten Lebensräumen FFH-Lebensräume. zu setzen. Da die verschiedenen Flä- Die Standardmethoden zur Erhebung 1 Einleitung chen relativ nahe beieinander lagen, von Wasserkäfern sind semiquantita- waren neben den Arten selbst auch tives Keschern und Reusenfang (z. B. Hoch- oder Regenmoore unterschei- die Unterschiede der Artenspektren SCHMIDL 2003, TRAUTNER 1992), trotzdem den sich von allen anderen Moor- von Interesse – und dabei die Aktivi- erreichen auch Barberfallenfänge formen dadurch, dass sie nur durch tätsdichten der individuenstärkeren vergleichbare Artenspektren und In- Niederschläge gespeist werden und Arten. Es kann davon ausgegangen dividuenzahlen (z. B. Wurzacher Ried: ihre Entstehung in vom Menschen werden, dass lauf- oder flugaktive Ar- JANSEN 1999, MESSINENSIS 1992). Daher nicht wahrnehmbaren Zeiträumen ten bestimmte Flächen innerhalb des werden auch die Barberfallenfänge abläuft (STEINER 2005b). Um Moore Gebietes mit der Zeit besiedeln kön- der Wasserkäfer in der Besprechung nutzbar zu machen, wurden sie viel- nen, wenn die Bedingungen an den der Lebensräume berücksichtigt. fach trocken gelegt oder/und der Torf Standorten ihren Ansprüchen ent- abgetragen. Besonders im Alpenraum sprechen – oder sie ziehen sich gerade 2.2 Gesamtmaterial sind intakte Hochmoore daher meist aus diesen Flächen zurück, wenn sich nur mehr als kleinflächige Reste in hö- die Bedingungen geändert haben. Alle Proben von Fallenstandorten heren Lagen vorhanden. Diese «Reste» Faunistische Untersuchungen sind im- und aus FFH-Lebensräumen wurden können aber eine interessante Moor- mer Momentaufnahmen und auf die vollständig ausgewertet. Aus einzel- fauna beinhalten und ihr Erhalt zu der Ergebnisse wirken viele Faktoren (z. B. nen Proben, die z. T. aus an das Un- Bewahrung der charakteristischen Bio- Temperatur, Niederschlag usw.). Eine tersuchungsgebiet angrenzenden diversität einer Region beitragen. Einschätzung darüber, welche Situa- Le bensräumen stammen, wurden nur Für einige Hochmoore und die damit tion vorliegt, kann nur unter Berück- die Laufkäfer berücksichtigt. Das Ge- assoziierten Lebensräume wie Moor- sichtigung der lokalen Gegebenheiten samtmaterial befindet sich in den Pri- wälder liegen aus Europa v. a. Arbeiten und den bekannten Habitatansprü- vatsammlungen der Verfasser, Belege zu Lauf- und Kurzflügelkäfern (z. B. chen der Arten geschehen. werden in der inatura hinterlegt. BUCHHOLZ et al. 2009, MOSSAKOWSKI 2007, Die Ziele der vorliegenden Arbeit wa- Die Bestimmung des Materials erfolg- NIETUPSKI et al. 2008, SUSHKO 2014), aber ren: te durch die Verwendung folgender auch zu Wasserkäfern (z. B. JANSEN et al. • Erfassung der Käferfauna im Natura- Literatur: 1999, 2003) vor. Arten, die ausschließ- 2000-Gebiet Fohramoos • Carabidae: MÜLLER-MOTZFELD (2004) lich in Mooren gefunden werden kön- • Verbesserung des regionalen fau- • Staphylinidae: ASSING & SCHÜLKE nen und häufiger genannt werden, nistischen Kenntnisstandes (2011), FREUDE et al. (1974); ergän- sind v. a. unter den Laufkäfern zu fin- • Darstellung der Unterschiede der zend TRONQUET (2014) und die Inter- den: Carabus menetriesi pacholei, Ago­ Artenspektren in den verschiede- netseite von Dr. A. Lompe (http:// num ericeti und Agonum munsteri. nen Lebensräumen www.coleo-net.de/coleo/texte/sta- Das Natura-2000-Gebiet Fohramoos • Aufzeigen von Habitatpräferenzen phylinidae.htm); Nomenklatur nach liegt in den Gemeinden Dornbirn und ausgewählter Arten LUKA et al. (2009a) Schwarzenberg auf ca. 1140-1180 m • Weitere Familien: FREUDE et al. (1966, ü. A. Im Jahr 2002 wurden die ver- 1967, 1969, 1971, 1979, 1981, 1983), schiedenen Lebensräume sehr genau 2 Material und Methoden sowie LOHSE & LUCHT (1989, 1992, kartiert (PFUNDNER 2002) und über 54 ha 1994) und LUCHT & KLAUSNITZER (1998). der Status «Europaschutzgebiet» ver- 2.1 Fangmethoden Die Nomenklatur folgt der «Fauna ordnet. Durch die Lage neben einem Europaea» (DE JONG 2013). bekannten Schigebiet steht es aller- Die Käferfauna des Natura-2000-Ge- dings ganzjährig unter großem tou- biets Fohramoos wurde zwischen Mai 2.3 Probenzuordnung ristischen Druck. Das Gebiet befindet 2013 und August 2014 mit Hand-, sich zum überwiegenden Teil in Privat- Streif- und Klopffang, Gesiebeproben, Die Auswahl der 15 Fallenstandorte besitz. Kreuzfenster- und Barberfallen erfasst. im Natura-2000-Gebiet Fohramoos inatura – Forschung online 22 (2015) 2 erfolgte unter besonderer Berücksich- vorliegen, werden die Arten trotzdem 3 Untersuchte Lebensräume tigung der FFH-Lebensräume nach aufgelistet und die Funde entspre- der Biotopkartierung von PFUNDNER chend gekennzeichnet (Tab. 3). 3.1 Borstgrasrasen (FFH 6230), (2002). Die weiteren Proben wurden Pfeifengraswiese (FFH 6410) bei Entnahme im Gelände verortet 2.4 Statistik und Kalkreiches Niedermoor und über diese Biotopkartierung ei- (FFH 7230) im Zentralmoos nem Lebensraumtyp zugeordnet. Um abzuschätzen, wie vollständig Nur in Ausnahmefällen, in denen eine das Artenspektrum erfasst wurde, Diese drei Lebensraumtypen befinden klare Abweichung von der Kartierung wurden Artenakkumulationskurven sich im nördlichen Zentralmoos auf vorlag, wurden Proben anderen Le-
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