Gedichte: Der Diwan

Gedichte: Der Diwan

Rahman Baba Gedichte: Der Diwan Aus dem Englischen von Ingrid von Heiseler The Poetry of Rahman Baba. Poet of the Pakhtuns by Robert Sampson & Monin Khan. Peshawar: University Book Agency 2005, Reprint 2010. Inhalt Einleitung Zum deutschen Text der Einführung in den Diwan TEIL EINS. Einführung in den Diwan 1. Das Leben Rahman Babas 2. Der Diwan 3. Die Themen des Diwans 4. Das Vermächtnis von Rahmans Dichtung TEIL ZWEI. Übersetzung des Diwans [aus der englischen Übersetzung Robert Sampsons und Momin Khans] 1. Der Erste Daftar [D1-D140] 2. Der Zweite Daftar [D141-D343] Glossare: Glossar A. Wörter Glossar B. Namen von Personen und Orten Literaturangaben [kleine Auswahl] Einleitung Bis auf den heutigen Tag ist Abdur Rahman Baba der beliebteste Dichter der Paschtunen.1 Seine Dichtung findet sich im täglichen Leben der Paschtu-Sprechenden in aller Welt und sie wird begeistert zitiert, um öffentliche Ereignisse zu eröffnen, um eine Botschaft in der Moschee zu verdeutlichen und als das maßgebliche Wort, um Diskussionen in der hujra2 zu schlichten. Rahmans Dichtung fängt das Wesen davon ein, was es bedeutet, ein paschtunischer Moslem zu sein. Im Allgemeinen besitzen Paschtunen nur wenige Bücher, der Diwan Rahman Babas wird jedoch ständig in Peshawars Geschichtenerzähler-Basar verlangt. Wenn man aus den wenigen Besitztümern schließen kann, die Flüchtlinge bei sich haben, kann man erkennen, dass Rahmans Worte hoch geschätzt werden: Mit Teppichen, Teetassen und Langkornreis bringen viele Paschtunen den Diwan mit in die neuen Landstriche. Diese Dichtung bezaubert zwar die Herzen der Paschtunen, bei nicht zum Kulturkreis gehörenden Wissenschaftlern hat sie indes bemerkenswert wenig Aufmerksamkeit gefunden. Einige Untersuchungen von Rahmans Dichtung wurden auf Urdu publiziert, im Englischen dagegen fehlen sie weitgehend. Rahmans Bedeutung als die Zentralikone der paschtunischen Kultur wird konsequent übersehen, seit der erste britische Gesandte in Kabul 1808 schrieb: „Rahman ist der beliebteste aller Dichter“, er habe jedoch „kein Verdienst in den Gedichten bemerkt, die ich mir habe erklären lassen“.3 Neuere Forschung in Pakistan und in Afghanistan wenden seiner Arbeit nur geringe Aufmerksamkeit zu.4 Zu den Gründen für dieses Versäumnis gehört, dass es nur wenige Übersetzung des Diwans gab. Nach dem ersten Versuch des deutschen Sprachforschers Bernhard Dorn5 wurden 36 Gedichte von Raverty6, 35 von Plowden7, 50 von Enevoldsen und 12 von Benawa8 ins Englische übersetzt. Da viele dieser Übersetzungen dieselben Gedichte betreffen, ist die Gesamtzahl der ins Englische übersetzten Gedichte nur etwa 80. Wir hoffen, dass unser Versuch, erstmalig den vollständigen Diwan zu übersetzen, dazu führen wird, dass Wahrnehmung und Hochschätzung der Dichtung Rahmans und ihres tiefgehenden Einflusses auf das Leben der Paschtunen weiter verbreitet werden, als dies bisher der Fall ist. Robert Sampson Edwardes College, Peshawar. 1 Die Paschtu-Sprechenden von Afghanistan und Pakistan werden Paschtunen oder Pathanen genannt. Rahman lebte im Gebiet, in dem die „harte“ Form der Sprache gesprochen wird (dort gibt es den ach-Laut und nicht das „weiche“ sch). In diesem Buch werden die Menschen Paschtunen und ihre Sprache Paschtu genannt. 2 Die (kursiv und fett gedruckten) Wörter werden im Glossar A, Namen von Personen und Orten (fettgedruckt) in Glossar B erklärt. 3 Der Staatsmann und Historiker Elphinstone war der erste britische Gesandte in Kabul. Elphinstone p12. 4 Caroes ausführlicher Überblick über die Paschtunen bringt nur eine kurze Erwähnung Rahmans in einer Anmerkung p 450. Duprees Schriften sind zum Standardwerk über Afghanistan geworden, aber auf den neunzehn Seiten über afghanische Dichtung beziehen sich nur elf Zeilen auf Rahman: Dupree p89f. 5 Bernhard Dorn (*in; † in) war ein deutsch-russischer. 6 (1825-1906) Raverty p5-50. Raverty übersetzte aus seiner eigenen Gedichtsammlung (British Library MSS OR 4493), die sich wesentlich von dem Text unterscheidet, den Hughes und spätere volkstümliche Fassungen des Diwans benutzen. 7 Plowden p 261-298 und 365f. 8 Benawa p 96-101. Zum deutschen Text der Einführung in den Diwan Die Einführung enthält einige Zitate in Paschtu und die englische Übersetzung in Klammern. Zu den Anmerkungen: In der engl. Ausgabe beziehen sich die Anmerkungen meist auf Quellenangaben aus der in Paschtu geschriebenen Literatur über den Diwan. In die deutsche Übersetzung werden nur die Hinweise auf Stellen im Diwan aufgenommen. Die Literaturangaben enthalten die in den Anmerkungen zur Einführung genannten Titel In eckige Klammern setze ich einerseits in den Haupttext hereingeholte Anmerkungen und andererseits von mir hinzugefügte Ergänzungen. Ich kennzeichne nicht alle Auslassungen von Hinweisen auf in der englischen Ausgabe namentlich genannte Interpreten und auf den die Lücken füllenden Ersatz: Philologische Korrektheit habe ich an diesen Stellen der leichteren Lesbarkeit geopfert. Zum Geschlecht der geliebten Person vgl. TEIL EINS. Einführung in den Diwan: 3. DIE THEMEN DES DIWANS, Ende des Abschnitts Rahman und tasawwuf. (http://www.ahlul- sunnah.de/tasawwuf-sufis/) Für Koranzitate habe ich die von dem Islamwissenschaftler Tilman Nagel empfohlene „uralte Übersetzung von Henning, die bei Reclam erschienen ist“, benutzt. Zur Form der Gedichte 1 bis 341: Ghaselen; Reimschema: aa – xa – xa –xa ……… Leider ist es intensiven und langwierigen Bemühungen zum Trotz nicht gelungen, jemanden zu finden, der die Paschtu-Fassung der Gedichte mit meiner Übersetzung verglichen hätte. Damit hoffte ich zwei mögliche Fehlerquellen auszuschalten: die möglichen Fehler des Übersetzers ins Englische und die meiner Übersetzung aus dem Englischen. Die Einführung hat Dr. Ahmadullah Rahmani und die Gedichte D1-D10 Nasim Saber dankenswerterweise durchgesehen. TEIL EINS. Einführung in den Diwan (Robert Sampson) 1. DAS LEBEN RAHMAN BABAS Einerseits lebt die bezaubernde mündliche Überlieferung fort, andererseits schreibt Dost Mohammad Khan Kamil*: Rahman Babas Lebensgeschichte liegt weitgehend im Dunkeln. Das ist die beste Zusammenfassung dessen, was wir über das Leben Abdur Rahman Babas wissen. Besonders ungewiss ist unser Wissen aufgrund des Mangels an Augenzeugenberichten und der begeisterten Pflege der Heiligenlegende, die sich um ihn rankt. * (1915-1981) vgl. Literaturangaben Die Legende stellt Rahman als zurückgezogen lebenden Dichter dar, der seine Gedichte in den Staub kratzt, während er die Saiten einer rebab anschlägt. Manchmal, so erzählt man, überwältigt ihn ein einzelner Ton, er wird ohnmächtig und Tränen schlängeln sich über seine Wangen. Rahman zog in Gesellschaft eines Jungen mit Namen Majnun umher. Ein weiterer hartnäckiger Mythos erzählt, dass Rahman dem Propheten des Islam begegnet sei. Einige dieser mündlichen Überlieferungen werden von Paschtunen als Tatsachen akzeptiert und viele werden, ohne dass ihre Echtheit erwogen wird, in Büchern wiederholt. Zuverlässigere Hinweise auf Rahmans Leben kann man im Diwan finden. Einige der bedeutenderen Aspekte werde ich im Folgenden skizzieren: Rahmans Abstammung Die Abstammung ist in sich auf Clans gründenden Stammesgesellschaften besonders wichtig. Rahman lässt uns über seinen Stammbaum nicht im Zweifel. Er behauptet [in D19/13] zum Sarban-Stamm zu gehören. Der Stamm war vom dreizehnten bis zum sechzehnten Jahrhundert im Peshawar-Tal angesiedelt. Rahman lebte auf einer Insel von Mohmand-Siedlern im Randbezirk von Peshawar. Anscheinend hat er friedlich in der Gegend gelebt. Er erwähnt jedenfalls niemals, dass er in die erbitterten Stammeskämpfen seiner Zeit verwickelt gewesen wäre. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass er an der damaligen Revolte gegen die Moguln-Herrschaft beteiligt gewesen wäre. Über Rahmans Familienhintergrund sind die Ansichten geteilt. Einige Interpreten sind überzeugt, dass er zu einer Familie von Dorf-maliks (Dorf- oder Bezirksvertreter) gehört habe, während andere keinen Hinweis hierauf finden. Ob er nun malik war oder nicht, jedenfalls stellt sich Rahman als armen Mann dar: „Möge niemand ohne Leben und Lebensunterhalt sein,/ So wie ich leblos und ohne einen Pfennig bin.“ [D183/5] Dazu in der wohlbekannten Zeile: „Die Reichen trinken Wasser aus goldenen Bechern,/ Ich dagegen trinke lieber aus meinem Tonbecher.“ [D315/9] Familienangehörige werden nicht besonders erwähnt, aber es gibt Vermutungen über die Identität von Aziz Khan, der in D258 erwähnt wird. Er wurde verschiedentlich als Rahmans Bruder oder als malik des Dorfes Bahadur identifiziert. Andere nicht bestätigte Geschichten behaupten, Rahmans Vater habe Abd’ul Sattar geheißen und die Nachkommen der Familie von Rahmans Tochter lebten heute noch in diesem Dorf. Rahmans Dorf Rahman lebte und starb in der Gegend südlich von Peshawar und zwar dort, wo heute die äußere Ringstraße der Stadt ist. Sein Geburtsort war das Dorf Bahadar, aber er kann ebenso gut in der Nähe von Hasarchani gelebt haben. Die mündliche Überlieferung besagt, er sei nach Kohat (Ort in Waziristan) gezogen und er sei bis nach Indien gewandert. Einige haben angemerkt, dass es interne Hinweise im Diwan gebe, die die Ansicht widerlegten, Rahman sei gereist. Es scheint wahrscheinlich, dass er sein ganzes Leben in seinem Dorf verbracht hat. Wie er selbst sagt: „Ich kann die Tatsache beschwören, dass ich mich nicht von der Stelle bewege,/Noch bin ich irgendeiner Kreatur für irgendetwas dankbar.//Und ich habe auch nicht hier und da Länder gesehen;“ [37/3+4a] und „Das Dorf ist mein Zuhause;/ Ich betrachte es nicht als Zuhause, sondern als verlassenes Grab.“ [D16/6]

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