Blaue Deckeldose „Wasserbüffel Mit Reiter“, Vallérysthal, Ab 1902 Aus Alexandrit-Glas / Neodym-Glas! Ende 1920-Er, Anfang

Blaue Deckeldose „Wasserbüffel Mit Reiter“, Vallérysthal, Ab 1902 Aus Alexandrit-Glas / Neodym-Glas! Ende 1920-Er, Anfang

Pressglas-Korrespondenz 2008-2 Abb. 2008-1/169 Wasserbüffel mit Reiter, hellviolettes Pressglas, H 15 cm, B 11 cm, L 24,5 cm Sammlung Christoph unter dem Boden Marke „VALLERYSTHAL“, s. MB Vallérysthal 1907, Planche 236, Nr. 3808, Wasserbüffel mit Reiter Stefan Örtel, Fabienne & Marc Christoph, SG März 2008 / Januar 2008 Blaue Deckeldose „Wasserbüffel mit Reiter“, Vallérysthal, ab 1902 aus Alexandrit-Glas / Neodym-Glas! Ende 1920-er, Anfang 1930-er Jahre Neodym- und Cer-Titan-Gläser der Sammlung Örtel 1/169, beschrieben, mit einer Anmerkung zur Fluores- PK 2008-1, SG: Das blaue Glas dieses Wasserbüffels zenz und dem (vermutlich falschen) Schluss auf einen leuchtet schwach wie Uranglas. Das ist auch bei mehre- Urangehalt. ren blauen Gläsern von S. Reich & Co., Krásno - Wien, schon aufgefallen. Diese Gläser stammten meistens aus Die Deckeldose besteht aus so genanntem Alexandrit- der Zeit vor 1900. Aber auch bei anderen blauen Press- Glas, zuerst in größerem Maßstab hergestellt durch Mo- gläsern wurde das schon beobachtet. Bis jetzt ist unbe- ser in Karlsbad um 1928/1930. Benannt wurde dieses kannt, ob eine Beimischung von Spuren von Uranoxi- Glas nach dem Edelstein Alexandrit, welcher je nach den in die blaue Glasmasse einen technischen Grund Beleuchtung die Farbe von Grün nach Rot wechselt. In hatte oder nur eine Verunreinigung war. Bezug auf den Farbwechsel des Glases von Violett nach Blau ist der Name etwas unglücklich gewählt. Besser Christoph: Es ist schwer zu sagen, wie diese Farbe sich wäre die Bezeichnung nach dem farb-gebendem Oxid verändert. In der Sonne ist sie wie auf diesen Fotos. Im (Neodymoxid) als Neodym-Glas. Der Farbwechsel be- Schatten ist sie von gewissen Punkten aus fast blau- ruht auf der Eigenschaft des Glases, kein gelbes Licht grau. Unter Neon-Licht wurde sie mehr violett oder durchzulassen. Je nach Verhältnis des blauen zum roten blau-grau. Anteil des Lichtes erscheint das Glas dann Violett oder Blau. PK 2008-2, Stefan Örtel: Brüder im Geiste sind das Heliolit-Glas (mit Praseo- Hallo Herr Geiselberger, dymoxid gefärbt, Farbwechsel von „sand-farben“ nach ich habe noch eine Anmerkung zur letzten CD PK Grün) und das Royalit-Glas (mit Selen plus Neodymi- 2008-1. Dort ist eine violette / blaue Deckeldose „Was- umoxid, Farbwechsel von Rot-violett nach Grau, aller- serbüffel mit Reiter“, Vallérysthal, ab 1902, Abb. 2008- dings nicht sehr ausgeprägt). Im Unterschied zum Ne- Stand 11.06.2008 PK 2008-2-07 Seite 297 von 420 Seiten Pressglas-Korrespondenz 2008-2 odym-Glas habe ich von letzteren beiden noch kein schung von Mangan ist aber recht wahrscheinlich Pressglas gesehen. (Empress zeigt ebenfalls einen schwächeren Farbwech- sel als andere Neodym-Gläser). Der Wasserbüffel, ein wirklich schönes Stück! Die Da- tierung sollte gegen Anfang der 1930-er Jahre sein. Zur grünlichen Fluoreszenz: diese Fluoreszenz ist kein Alexandrit-Glas hat sich sehr schnell in Richtung USA Hinweis auf Uran im Glas! Ich habe eine ganze Reihe verbreitet und wurde dort in den 1930-er Jahren sehr von uran-freien Gläsern, alte wie neue, die eine grünli- viel für Pressglas verwendet. Ich habe ein paar Tassen che Fluoreszenz unter UV-Licht zeigen. Hellblaue Glä- und Untertassen von amerikanischem Neodym-Glas in ser zeigen diese durch ihren Gehalt an Cu (I)-Ionen, meiner Sammlung (siehe folgende Seiten!). Es ist anzu- farblose Gläser durch den Gehalt an Mangan. Insbeson- nehmen, dass auch die französischen Hersteller diese dere die Fluoreszenz von Mangan ist recht häufig. So- Innovation übernommen haben. Moser hat es übrigens lange das Glas nicht ausgeprägt grell grün fluores- nicht selbst erfunden, sondern das Patent (?) übernom- ziert, kann auf Uran nur radiologisch geschlossen wer- men, d.h. die Informationen über die Wirkung von Neo- den. Eine einfache Messung der Radioaktivität reicht dymoxid im Glas waren bekannt und sicher kein Be- dort ebenfalls nicht, da auch Kalium 40 aus den Glas- triebsgeheimnis. Auch ist Neodymoxid unempfindlich rohstoffen deutlich höhere Werte ergeben kann. Klarheit gegenüber der Zusammensetzung des Glassatzes, es bringt dort nur die Aufnahme eines Gamma-Spektrums. funktioniert auch in Keramikglasuren. Eine Kombination Neodymoxid-Uranoxid ist mir noch nicht begegnet. Neodymoxid war damals recht kompliziert (rein) herzu- stellen, eigentlich war es ein Nebenprodukt aus der Her- Das Leuchten blauer Gläser (solange sie nicht hell- stellung von Cer und Thorium (für Glühstrümpfe) aus blau sind) wird aller Wahrscheinlichkeit nach von Man- Monazit-Sand. Ich glaube nicht, das nach dem Krieg gan-Ionen verursacht. Mangan ist je nach Oxidations- schnell wieder Neodymoxid verfügbar war. Der größte zustand für eine Reihe von Fluoreszenz-Erscheinungen Hersteller in Europa waren die Auer-Werke, Berlin bei Gläsern verantwortlich, es geht von schwach grün [SG: siehe unten], welche im Krieg gründlich zerstört bis kräftig gelb-orange. Manganoxid (Braunstein) wird wurden. Ich habe erst wieder Neodym-Glas aus den in kleinen Mengen zum Entfärben des Glases zugesetzt. 1960-er / 1970-er Jahren aus Murano und Tschechien Ich habe eine Reihe von Gläsern der „Verrerie de gefunden, allerdings geblasen, nicht gepresst. Monthey“ (Schweiz, um 1910-1933), die teilweise gar nicht, teilweise aber recht kräftig grün fluoreszieren. In größeren Mengen gibt Mangan die bekannte vio- Man sieht dort schön die Unterschiede zwischen den lette Farbe, die auch ins Graue gehen kann. Ich habe einzelnen Glassätzen. eine Murano-Schale, bei der man durch die orange- farbene Fluoreszenz gut sehen kann, in wie weit sich Mit freundlichen Grüßen, das Manganglas mit der restlichen Glasmasse vermischt Stefan Örtel hat. Die Eigenschaften der seltenen Erden (also Neodym, PK 2006-1, Anhang 19, SG: Dr. Carl Auer, Frei- Praseodym etc.) in der Glasfärbung waren schon länger herr von Welsbach (geb. 1858, gest. 1929), Chemiker bekannt. Richard Böhm beschreibt die erreichbaren und Unternehmer, Erfinder des Glühstrumpfs im Gas- Farben bereits 1905 in seinem Buch „Die Darstellung licht 1885 (Auerstrumpf) und der Metallfadenlampe, der seltenen Erden“. In einem weiteren Buch „Die Ver- Entdecker der Elemente Neodym, Praseodym, Ytterbi- wendung der seltenen Erden“ schreibt Böhm 1913, dass um und Lutetium (Seltene Erden). Die von ihm gegrün- bereits Schott in Jena technische Gläser herstellt, wel- dete Auergesellschaft mit Sitz in Berlin war später Her- che mit diesen Elementen gefärbt sind. In der „Metall- steller von Pressluft-Atemgeräten für Feuerwehren und börse, Band 13, 1923“ gibt es einen Artikel zum „Ent- gehört heute zum amerikanischen MSA-Konzern. Am färben von Borosilikatglas mittels Neodymoxid“. Dies Standort Berlin werden neben der Feuerwehrausrüstung nur als Ausschnitt, der zeigt, dass Moser die Entwick- immer noch Gasglühstrümpfe für die Straßenbeleuch- lung eher spät aufgegriffen hat. Ob vorher jemand die tung produziert. Mit dem Glühstrumpf, der die damals teuren Oxide für Gebrauchs- oder Kunstglas verwendet schon bekannte Gasbeleuchtung wesentlich verbesserte, hat, konnte ich nicht herausfinden. Moser als Hersteller konnte man mit geringerem Gasverbrauch wesentlich bessere Lichtausbeuten erhalten. Nachdem Auer die Zu- von „Luxusglas“ war sicher prädestiniert dafür. sammensetzung optimiert hatte (ursprünglich Magnesi- In den USA wurde Alexandrit-Glas z.B. von A. H. Hei- um- bzw. Zirkon-, Lanthan- und Yttriumoxid, dann sey & Co. hergestellt, das Dekor hieß „Empress“. Thorium- und Ceroxid) war das Gasglühlicht („Auer- „Empress“ wurde nur im Zeitraum von 1932-34 herge- licht“) allen damals bekannten Lichtquellen überlegen: stellt, gibt also eine schöne enge Datierung. Ich habe 4 es war nicht nur deutlich heller als Kerze oder Tassen / Untertassen von diesem Dekor. Kienspan, sondern war auch günstiger als andere Gas- lampen oder die elektrische Kohlenfadenlampe. 1898 Oftmals wurde dem Glas aber auch Mangan in größerer ließ Auer die erste brauchbare Metallfadenlampe für Menge beigemischt, das ja, wie schon geschrieben, e- elektrisches Licht patentieren. ... Deutsche Gasglühge- benfalls eine violette Farbe ergibt. So konnte man einen sellschaft (Degea) in Berlin, später Auergesellschaft, ... Teil des teuren Neodymoxids einsparen, dafür ist der heute MSA AUER GmbH, Berlin-Neukölln. Farbwechsel nicht so ausgeprägt. Beleg hierfür ist eine [WIKIPEDIA Carl Auer von Welsbach] Vase von ZBS, vermutlich aus den 1960-ern. Beim a- merikanischen Pressglas bin ich nicht sicher, die Beimi- Seite 298 von 420 Seiten PK 2008-2-07 Stand 11.06.2008 Pressglas-Korrespondenz 2008-2 PK 2001-2, Mergl, Moser, Karlsbad. chen. In seinen Serien von Vasen mit schräg geschliffe- Künstlerische Entwicklung 1916-1938 nen, breiten Rillen oder sich abwechselnden Facetten unterstrich er die Reinheit und den Glanz des Glases. Farbgläser mit Seltenen Erden Am effektvollsten kam allerdings dessen Farbcharakter Während sich H. Heinrichs auf die Rezeptur zur Her- an Formen mit Wellen-Profilen zum Ausdruck, die von stellung von zitronengelbem und sattrotem Glas - basie- tiefen Keilschnitten durchzogen sind. Hussmann hat rend auf einer Aluminium-Färbung - konzentrierte, be- diesen Schliff-Typ in vielen Abwandlungen nicht nur an schäftigte sich Prof. Dr. Franz Weidert mit der Glas- einer Vielzahl von Vasen, Jardinièren und Schüsseln, Färbung durch Seltene Erden. [SG: Lanthanoide] sondern auch an Likörgläsern und Toiletten-Garnituren Mit ihm diskutierte man die unterschiedlichen Anteile ausprobiert. von Neodym- und Praseodymoxiden bei den Probe- schmelzungen, die im Laufe des Jahres 1928 durchge- Abb. 2003-3/227

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