Suhrkamp Taschenbuch 2100 Die Comic-Serie Superman Vermag Heute Die Bilanz Ihres 50 Jahre Andauernden Erfolgs Zu Ziehen

Suhrkamp Taschenbuch 2100 Die Comic-Serie Superman Vermag Heute Die Bilanz Ihres 50 Jahre Andauernden Erfolgs Zu Ziehen

suhrkamp taschenbuch 2100 Die Comic-Serie Superman vermag heute die Bilanz ihres 50 Jahre andauernden Erfolgs zu ziehen. Übersetzt in 14 Sprachen, stellt sie einen der allgegenwärtigsten und zugleich am wenigsten beachteten Kulturbe­ stände unseres Jahrhunderts dar. Sie hat einen ganzen Industriezweig- die Comic-book-Industrie- und einen neuen Heldentypus- den Superhelden - begründet. Als genuin amerikanisches, jedoch international verbreitetes Produkt transportiert sie spezifisch westliche Weltvorstellungen und Ethosformen in beinahe alle Kulturen. Die vorliegende Monographie untersucht erstmals die gesamte Serie aus sozialethischem Blickwinkel: von der Geburt Supermans aus der jugend­ lichen Allmachtsphantasie ihrer Schöpfer Siegel und Shuster über die weitere Entwicklung des Helden im Zweiten Weltkrieg bis hin zu seiner Neukonzeption durchJohn Byrne in der Gegenwart.- Unter der Triviali­ tät einer kommerziellen Comic-Serie entdeckt der Autor dabei ein sich geschichtlich wandelndes Ethos, das mit den je aktuellen gesellschaftlichen Verhältnissen interagiert und nicht selten als pointierter Kommentar zu diesen gelesen werden kann. Auf der Basis detaillierter Story-Analysen hält er dem verbreiteten Vorurteil, daß Comics grundsätzlich der Wahrung des Status quo dienen, entgegen, daß deren Teilnahme an der sozialen Kom­ munikation keineswegs einlinig verläuft, ja daß sie emanzipative Strömun• gen sogar aufzunehmen und zu fördern vermögen. Das Buch-eröffnet so eine neue Runde in der Diskussion um das Medium Comic. Superman Eine Comic-Serie und ihr Ethos von Thomas Hausmanninger suhrkamp taschenbuch materialien Suhrkamp Umschlag: © 1988 DC Comics Inc., 666 Fifth Avenue, New York, New York IOIOJ. German translations published and © 1988 by Ehapa Verlag GmbH suhrkamp taschenbuch 2 1 oo Erste Auflage 1989 © Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main Suhrkamp Taschenbuch Verlag Alle Rechte vorbehalten, insbesondere des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile. Satz: Uhl + Massopust, Aalen Druck: Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden Umschlagentwurf: Willy Fleckhaus Printed in Germany I 2 3 4 5 6 - 94 93 92 91 90 89 Inhalt I. Comics- Das Medium und seine Geschichte 1. Herkunft . 7 a) Vorgeschichte . 9 b) Karikatur und Comics . II c) Bildergeschichte und Comics r 7 2. Begriff . 2 3 a) Definitionsprobleme . 24 b) Publikationsformen 29 c) Produktionsformen 32 3· Die Geschichte der Comics in den USA . 37 a) Von denAnfängenbis I929: ,,Jt'sAFunnyWorld!« . 37 b) I929-1938: »TheAdventurousDecade«. 4I c) Nach I 9 3 8: Das Zeitalter der Übermenschen 48 d) Aktuelle Entwicklungen . 49 Il. Superman - Strukturen einer Serie I. Entstehung . 55 a) Die Geburt des Helden . .. 55 b) Die Binnenstruktur: Der Aufbau der Figur 6o 2. Der thematische Fokus: Gut und Böse 7I a) Das individuelle Böse .... 7I - Der Kampf der Outlaws . 7I - Die Anarchie des Lachens . 79 b) Der Erzfeind Luthor: Die Selbstüberhebung des Menschen . 95 - DerTraum von der Weltherrschaft .. 95 - Die Arroganz der Wissenschaft . IOI c) Das Böse als alltägliche Erscheinung: Die »soziale Kehre« . II5 - Verbrechen als tragische Verstrickung . I I6 - Das Böse als strukturelles Problem I24 d) Das Böse als politische Größe I37 - Das Bild des Politikers . 138 - Das Bild der Demokratie 150 e) Superman heute: Der Held für ein multimediales Publikum . r66 - John Byrnes Rekonzipierung der Serie . I 67 - Engagement und Ästhetik in der ungefügigen Realität . q8 3· Ethos als geschichtliche Größe . 201 I Il. Die Superman-Serie in der Gesellschaft 1. Devianzvorwürfe . 214 2. Die Superman-Serieals Mittel der sozialen Kommunikation . 217 3. Die Superman-Serieals Spiegel gesellschaftlicher Wandlungen ....... 219 4· Vom UmgangmitComics . Anmerkungen . Abbildungsnachweis Bibliographie . I. Comics -Das Medium und seine Geschichte 1. Herkunft Comics haben sich im Laufe ihrer nun beinahe ein Jahrhundert währenden Geschichte zu einem medialen Faktor gemacht, der schon allein aus Gründen der Quantität nicht mehr zu übersehen ist. Asterix und Superman finden, übersetzt in mehr als 14 Sprachen, an den Kiosken in fast allen Teilen der Welt ihr Publikum. Sie sind, jeder für sich, der sprichwörtliche bunte Hund, den nicht zu kennen für eine kulturkritische Ästhetik zwar vielleicht ein erstrebenswertes Bildungsziel, aber keine Möglich• keit mehr sein kann. Asterix und Superman sind unausweichlich geworden; sie stellen einen der allgegenwärtigsten und zugleich am wenigsten beachteten Kulturbestände unseres Jahrhunderts dar. Asterix avanciert bereits partiell zur Lektüre der Intellektuellen; die Comic-Serie »Superman« vermag heute die Bilanz ihres fünfzig Jahre andauernden Erfolgs zu ziehen. Die Auflagenzahlen beider und ihre beinahe globale Ausmaße annehmende Verbreitung machen sie und ihr Medium zu einem Gegenstand von wissen­ schaftlichem Interesse. Ihre gesellschaftliche und sozial-kommu­ nikative Bedeutung empfiehlt sie insbesondere einer sozialethi­ schen Auseinandersetzung. Im vorliegenden Buch wähle ich als Untersuchungsgegenstand die Serie >>Superman«. Sie hat einen ganzen Industriezweig- die Comic-book-Industrie - und einen neuen Heldentypus - den Superhelden- hervorgebracht. Als genuin amerikanisches, jedoch international verbreitetes Produkt transportiert sie spezifisch westliche Weltvorstellungen und Ethosformen in beinahe alle Kulturen. Ihre lange Laufzeit- seit 1938 -liefert genug Material für eine Reflexion, die auch allgemeinere Relevanz beanspruchen kann; sie ermöglicht es zudem, die Bezüge zwischen gesellschaftli­ cher Entwicklung und Serienentwicklung zu untersuchen. Eine Monographie, die sich der gesamten Serie und ihrer Wandlungen annimmt, lag bislang noch nicht vor, obgleich Superman immer wieder als paradigmatisch für kommerzielle Comic-Serien gilt. Was aber sind Comics und Comic-Serien?- Die Antwort scheint einfach: Comics sind ein Medium, das mit Bildern arbeitet. Hat man diese allgemeine (und etwas triviale) Feststellung getroffen, so 7 stellt sich beim näheren Zusehen sofort eine Fülle von Fragen: Wie wird da mit Bildern gearbeitet; wo liegt das Spezifikum gegenüber anderen bildliehen Kommunikationsformen; wo verläuft die Grenze zu historischen Analogaten einerseits, und wie sind »die Comics« andererseits selbst auf den Begriff zu bringen? Comics, wie es sie heute gibt, haben einen hohen Grad an Differenzierung erreicht. Sie unterscheiden sich in formaler wie inhaltlicher Hin­ sicht gravierend voneinander. Inhaltlich hat sich eine Vielzahl an Genres etabliert, die in sich oft weit auseinanderliegende Stilrich" tungen aufweisen. Neben den mit Comics zumeist assoziierten Humor- und Abenteuerserien stehen romanähnliche Einzelpro­ duktionen, katechetisch-missionarische Projekte, nicht-narrative Sach- und Agitationscomics, Werbecomics und dergleichen mehr. Literaturwissenschaftliche Begriffe haben es schwer, in einheits­ stiftender Weise eine Betrachtung der Comics zu ermöglichen, ohne sich bei näherem Zusehen als problematisch zu erweisen - nicht zuletzt deswegen, weil bereits die Zuordnung der Comics zum Bereich Literatur strittig ist. Comics werden zwardrucktech­ nisch hergestellt, auch hat diese Herstellungs- und Verbreitungs­ form gewichtigen Anteil an ihrer Konstitution und Geschichte, doch sind sie keineswegs rein textuale Gestalten. Comics arbeiten mit Bildfolgen; darin liegt geradezu ihr Spezifikum. Manche 1 Autoren sprechen daher gerne von >>Bilddominanz<< , obwohl auch das nicht auf alle Comics zutrifft Qules Feiffers satirische Strips etwa sind eindeutig textdominant, ohne daß das Bild einen verzichtbaren Bestandteil darstellte). Die Rolle des Bildes, ge­ nauer: der Bildverknüpfung, verweist auf die Verwandtschaft der Comics zu anderen Medien, etwa dem Film. Nicht nur der Versuch einer inhaltlichen Kategorisierung, sondern auch eine formale Bestimmung erweist sich daher als schwierig. Das Krite­ rium der Bildverknüpfung trifft zwar einen Wesenszug der Co­ mics, doch eignet dieser nicht nur ihnen allein. Die Abgrenzung von Analogaren mit Hilfe eines Verweises auf das für Comics als spezifisch erachtete Zeichenmaterial hilft zudem kaum weiter- die Comics verwenden es keineswegs durchgängig und völlig einheit­ lich. (Die mit ihnen sofort assoziierte Sprechblase etwa tritt durchaus nicht in allen Comics auf.) Hingegen lassen sich Signifika der Comics ohne große Anstrengung in der gesamten Kunstge­ schichte wiederfinden. Einige Autoren sehen sich daher veranlaßt, lange Traditionsreihen nach rückwärts zu erstellen, nicht selten 8 zum Zweck der Nobilitierung des von ihnen behandelten Me­ diums. In der Betrachtung eines solchen Ansatzes zeigt sich ein Doppeltes: Es ist nicht minder problematisch, den Versuch einer derartigen Vorgeschichtsschreibung der Comics differenziert un­ ternehmen zu wollen, als auch ihn zugunsten einer sauberen Abgrenzung des Mediums von Analogerscheinungen in der Kunstgeschichte vom Tisch zu weisen. a) Vorgeschichte Zu den am weitesten ausgreifenden Versuchen einer Vorge­ schichtsschreibung der Comics zählt James Sterankos Ansatz. Er läßt seine>> History of Comics« in der Urgeschichte der Mensch­ heit beginnen: As the ice age thawed, so did the imagination of man. With the end of a chewed twig the first prehistoric artisan daubed a cold stone edifice with earthy pigment in the profiled form of a six-legged bison. The critics hated it, but the spectators in the bleachers knew it was a kind of visual shorthand, that indicated motion ... In their own way they [the cavemen) had told their first story, and storytelling is

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