Aus dem Institut für Geschichte und Ethik der Medizin des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf Direktor Prof. Dr. med. H.-P. Schmiedebach Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft Alt-Rehse Promotion Zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von Thomas Maibaum, geb. Braun aus Nürnberg Hamburg, 2007 Angenommen vom Fachbereich Medizin der Universität Hamburg am: 25.09.2007 Veröffentlicht mit Genehmigung des Fachbereichs Medizin der Universität Hamburg Prüfungsausschuss, der Vorsitzende: Prof. Dr. H.-P. Schmiedebach Prüfungsausschuss: 2. Gutachter: Prof. Dr. H.-U. Lammel Prüfungsausschuss: 3. Gutachter: Prof. Dr. H. van den Busche Meinem Opa Kurt und meiner Tochter Clara gewidmet 1 Einleitung........................................................................................................................ 1 2 Stand der Forschung zu Alt-Rehse und Methoden ....................................................... 5 3 Alt-Rehse: 1933 – 1935................................................................................................. 11 3.1 Der Erwerb des Geländes der Ärzteführerschule durch den Hartmannbund.............11 3.2 Das Gelände der Ärzteführerschule.................................................................................14 3.3 Die Eröffnung der Führerschule.......................................................................................23 4 Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft .............................................................. 31 4.1 Die Kurse in der Ärzteführerschule .................................................................................31 4.1.1 Welche Kurse fanden statt? ...........................................................................................31 Kurse des Jahres 1935 .............................................................................................................31 Kurse des Jahres 1936 .............................................................................................................38 Kurse des Jahres 1937 .............................................................................................................48 Kurse des Jahres 1938 .............................................................................................................54 Kurse des Jahres 1939 .............................................................................................................61 4.1.2 Kurse während des Krieges............................................................................................64 4.1.3 Dauer der Kurse in Alt-Rehse........................................................................................73 4.1.4 Der Tagesablauf der Kurse ............................................................................................77 4.2 Die Dozenten und Vorträge in Alt-Rehse.........................................................................84 Einteilung der Dozenten ..........................................................................................................85 Einteilung der Vorträge...........................................................................................................91 Verteilung der Vorträge nach Zielgruppe des Lehrgangs ...................................................95 Verteilung der Vorträge nach Schulungsjahr .....................................................................102 4.3 Ausländische Gäste in Alt-Rehse ....................................................................................110 4.4 Die Berichterstattung in den Medien .............................................................................116 5 Das Forschungsinstitut in Alt-Rehse ......................................................................... 123 6 Alt-Rehse bei den Nürnberger Ärzteprozessen .......................................................... 132 7 Die Referenten in Alt-Rehse....................................................................................... 136 7.1 Der Leiter der Führerschule Hans Deuschl...................................................................137 7.2 Kurt Blome, der Protegé in der Reichsärzteführung ..................................................143 7.3 Der Leiter des Forschungsinstituts in Alt-Rehse, Hermann Alois Boehm..................148 7.4 Der zweite Leiter der Führerschule, Johannes Peltret .................................................154 8 Legenden um die Führerschule und Alt-Rehse......................................................... 159 9 Zusammenfassung ...................................................................................................... 162 Anhang ........................................................................................................................... 164 Kurse in Alt-Rehse.................................................................................................................164 Dauer der Kurse in Alt-Rehse...............................................................................................167 Vorträge und Dozenten bei den Kursen und Lehrgängen .................................................168 Die Rangfolge innerhalb der NSDAP...................................................................................225 Die Rangfolge innerhalb der SA ...........................................................................................226 Die Rangfolge innerhalb der SS............................................................................................227 Die Geschichte des Dorfes Alt-Rehse vor der Entstehung der Führerschule der deutschen Ärzteschaft............................................................................................................228 Die Geschichte des Dorfes Alt-Rehse nach dem Krieg .......................................................231 Auflistung wichtiger Lebensdaten ausgewählter Dozenten ...............................................233 Bibliographie.................................................................................................................. 300 Abkürzungen .................................................................................................................. 311 Abbildungsverzeichnis ................................................................................................... 312 Danksagung ............................................................................................................................314 Lebenslauf...............................................................................................................................315 Eidesstattliche Versicherung.................................................................................................316 1 Einleitung 1 Einleitung Die Führerschule der deutschen Ärzteschaft in Alt-Rehse (auch Ärzteführerschule Alt-Rehse genannt) schulte in den Jahren 1935 - 1939 und 1941 - 1942 Ärzte, Hebammen, Funktionäre, Zahnärzte und Apotheker. Die Ziele, die diese Schule dabei hatte, sind nicht erst durch die Ärzteschaft des deutschen Reiches definiert worden. 1927 beschrieb Adolf Hitler in „Mein Kampf“, was bereits vorher als eines der zentralen Ziele der nationalsozialistischen Bewegung galt: „Planmäßig ist der Lehrstoff nach diesen Gesichtspunkten [Rassenkunde und Vererbungslehre, d. Verf.] aufzubauen, planmäßig die Erziehung so zu gestalten, daß der junge Mensch beim Verlassen seiner Schule nicht halber Pazifist, Demokrat oder sonst was ist, sondern ein ganzer Deutscher. [...] Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muß ihre Krönung darin finden, daß sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und verstandesgemäß in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt. Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutreinheit geführt worden zu sein.“1 „Das Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ von 1933 folgte diesem Ziel, und die Verfolgung und Ermordung „lebensunwerten“ Lebens, die „Euthanasie“ und die Zwangssterilisationen ergaben sich aus dieser Lehre. Kinder und Jugendliche wurden während ihrer Schulzeit damit indoktriniert und Erwachsene versuchte die NSDAP über die Propaganda darüber aufzuklären, was nach ihrer Meinung „blutrein“ und „rassisch gesund“ war. Universitär wurde dies mit der „Machtergreifung“ erreicht, durch die Förderung der Rassenhygiene und Eugenik als eigenständiges Fach an deutschen Hochschulen. Bereits in den 20er Jahren wurden diese Inhalte mehr und mehr Bestandteil des Curriculums. So hielt der Berliner Psychiater Ewald Stier im Wintersemester 1912/13 die erste Vorlesung, die den Begriff Rassenhygiene beinhaltete: „Die Geisteskranken im Lichte der Soziologie und Rassenhygiene“2. Die erste Professur für Rassenhygiene erhielt München mit Fritz Lenz 1923. Bereits 1936 existierten dann aber an den Universitäten Berlin, Bonn, Frankfurt, Gießen, Hamburg, Heidelberg, Jena, Königsberg, München und Würzburg Lehrstühle, und an den anderen 1 Hitler 1943, S. 474-476 2 Günther 1982, S. 64 1 1 Einleitung medizinischen Fakultäten wurde zumindest das Fach „Rassenkunde“ gelehrt.3 Die Integration dieses Faches in das Curriculum des Medizinstudiums war der NSDAP wichtig. Dadurch sollten ideologisch und „weltanschaulich gefestigte“ Ärzte ausgebildet werden. Ein weiteres Ziel war aber auch, bereits ausgebildeten Ärzten und im Gesundheitswesen Tätigen diese Ideologie zu vermitteln oder - noch besser - diese vielleicht
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