
Der Posidonienschiefer der Nordschweiz : Lithostratigraphie, Biostratigraphie, Fazies Autor(en): Kuhn, Oliver / Etter, Walter Objekttyp: Article Zeitschrift: Eclogae Geologicae Helvetiae Band (Jahr): 87 (1994) Heft 1 PDF erstellt am: 05.10.2021 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-167445 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Basel Der Posidonienschiefer der Nordschweiz: Lithostratigraphie, Biostratigraphie, Fazies Oliver Kuhn1 & Walter Etter2 Key words: Toarcian. posidonia. shale, black shale, stratigraphy, paleoecology ABSTRACT The Toarcian "Posidonienschiefer" (Posidonia Shales) of Northern Switzerland is a thinnly-bedded. bituminous shale with intercalated, partially-laminated limestone beds. In Northern Switzerland, the "Posidonienschiefer" shows a slightly different development than its equivalent in S. W.-Germany. Its thickness is much reduced, and a vertical change in facies can be observed. A new lithostratigraphical subdivision is proposed which takes the specific development of the "Posidonienschiefer" in Northern Switzerland into account. The lithological units are dated biostratigraphically. and correlations are made through Ihe central part of Northern Switzerland. From NE to SW. a successiv wedging-out of Ihe younger units is documented. This pattern is interpreted as the result of post-depositional erosion. The succession from "Kartonschieferfazies" to "Tonmergelfazies" reflects a rather sudden increase in sedimentation rate. This in turn influenced substrate texture, sedimentary structures, diagenesis. paleoecology and fossil preservation. Three different mechanisms were responsible for the origin of laminated sediment texture: short-term variation in sediment particle type, intensity of bioturbation. and growth of microbial mats. All available data suggest that deposition took place in a dysoxic to anoxic environment. Compared to Southern Germany, however, anoxic phases appear to have been less common. This indicates deposition in a marginal part of the basin or on a local topographical high. ZUSAMMENFASSUNG Der Posidonienschiefer (Toarcian) der Nordschweiz ist ein bituminöser, feingeschichteter Tonmergelstein mit eingeschalteten, teilweise laminierten Kalkbänken. Gegenüber den Verhältnissen in SW-Deutschland unterscheidet sich die nordschweizerische Ausbildung in erster Linie durch die stark reduzierte Mächtigkeit und einen vertikalen Fazieswechsel. Es wird eine neue lithostratigraphische Gliederung vorgeschlagen, die den lokalen Verhältnissen angepasst ist. Die lithostratigraphische Gliederung ist mit biostratigraphischen Daten kalibriert. Mit Hilfe dieser Gliederung wurden Korrelationen durch den Nordschweizer Posidonienschiefer angefertigt. Das von Nordosten nach Südwesten fortschreitende Auskeilen der jeweils jüngsten Einheiten wird als Effekt einer postsedimentären, erosiven Reduktion der Mächtigkeit des Posidonienschiefers interpretiert. Innerhalb des Posidonienschiefers lässt sich eine plötzliche Zunahme der Sedimentationsrate feststellen. Die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Substratbeschaffenheit. Sedimenttextur. Diagenese. Palökologie und Fossilerhaltung spiegeln sich im Wechsel sogenannter Kartonschieferfazies zu Tonmergelfazies wider. Drei unterschiedliche Mechanismen führen zur Ausbildung von Laminationstextur: Wechsel der angelieferten Sedimentpartikel. Bioturbationsintensität und mikrobielle Besiedlung. Die Daten belegen zwar eine Ablagerung im dysoxischen bis anoxischen Bereich, strikt anoxische Phasen sind aber seltener als im SW-deutschen Ablagerungsraum. Dies deutet auf eine Ablagerung in einem randlich marinen Bereich oder auf einer Schwelle hin. 1 Geologisches Institut. ETH Zürich. Sonneggstrasse 5. CH-8092 Zürich 2 Departement of Geological Sciences. University of Southern California. University Park. Los Angeles. CA 90089-0740 U.S.A. 114 O. Kuhn & W. Etter RESUME Le «Posidonienschiefer» (Schistes à Posidonies; Toarcien) de la Suisse septentrionale est une succession de marnes argileux, bitumineux et feuilletés avec de intercalations des bancs calcaires souvent laminés. Le «Posidonienschiefer» du nord de la Suisse se distingue de l'équivalent du sud-ouest de l'Allemagne par une épaisseur beaucoup réduite et un changement vertical de faciès. Une nouvelle division lithostratigraphique. ajustée aux conditions régionales, est présentée. Les différentes unités lithologiques du «Posidonienschiefer» sont datées avec la biostratigraphie et sont tracées au nord de la Suisse. Ainsi la disparition successive des unités plus jeunes vers le sud-ouest est documentée et interprétée comme étant le résultat d'une érosion postsédimentaire. Le changement du «Kartonschieferfazies» au «Tonmergelfazies» correspond à une augmentation rapide du taux de la sédimentation, influençant la stabilitée du sédiment, les structures sédimentaires. la diagenèse. la paléoécologie et la fossilisation. Trois méchanismes produisant une texture laminée sont distingués: variations dans l'apport des particules sédimentaires. l'intensité de la bioturbation et la prolifération des voiles microbiens. Toutes les données témoignent d'une déposition dans des conditions dysoxiques à anoxiques. Les phases anoxiques sont cependant beaucoup plus rares que dans le sud-ouest de l'Allemagne. Il semble donc que le «Posidonienschiefer» de la Suisse septentrionale a été déposé dans un domaine marginal du bassin ou sur une élévation topographique. 1. Einleitung Der Posidonienschiefer Süddeutschlands und seine gleichaltrigen Äquivalente in anderen Gebieten Zentral- und Nordeuropas sind fast ausnahmslos gut untersucht (Posidonienschiefer Süddeutschlands: z. B. Einsele & Mosebach 1955; Brenner & Seilacher 1978; Kauffman 1978. 1981; Riegraf et al. 1984; Riegraf 1985; Bändel & Knitter 1986; Posidonienschiefer Norddeutschlands: Loh et al. 1986; Littke et al. 1991; Jet Rock von England: Hallam 1967; Morris 1979; 1980; Schistes Carton von Frankreich: Thomas 1977; Trümpy 1983; Debrand-Passard 1984). Demgegenüber ist der Posidonienschiefer der Nordschweiz bisher nur schlecht dokumentiert. Jordan (1982, 1983) untersuchte den Lias der zentralen Nordschweiz, nahm aber keine detaillierte, stratigraphische Gliederung des Posidonienschiefers vor. Eine auf der Mikrofauna basierende biostratigraphische Gliederung des unteren Toarcian wurde von Richter (1987) vorgeschlagen, doch ging dieser Bearbeiter kaum auf die faziellen Besonderheiten des Posidonienschiefers der Nordschweiz ein. Der Posidonienschiefer der zentralen Nordschweiz (Fig. 1) ist ein bituminöser, feingeschichteter Tonmergelstein mit eingeschalteten, teilweise laminierten Kalkbänken (Stinkkalken). Während der Posidonienschiefer Südwestdeutschlands eine durchschnittliche Mächtigkeit von 10 Metern erreicht (Riegraf 1985), sind im Aargauer Faltenjura nur noch maximal 2-5 Meter ausgebildet. Westlich der Nord-Süd streichenden Linie Kienberg - Erlinsbach, die ziemlich exakt der Grenze der Kantone Aargau und Solothurn entspricht, keilt der Posidonienschiefer im Faltenjura vollständig aus (Jordan 1983). Zudem lässt sich in der Nordschweiz eine Faziesdifferenzierung zwischen unterem (Kartonschiefer) und oberem (Tonmergel) Posidonienschiefer feststellen (Jordan 1982; Kuhn 1992), welche im süddeutschen Gebiet nicht ausgebildet ist. Die Zielsetzung der vorliegenden Arbeit ist abzuklären, ob die reduzierte Mächtigkeit primär ist oder auf Erosion zurückgeführt werden muss. Zudem soll mit sedimentologischen, taphonomischen und palökologischen Methoden die Genese der beiden unterschiedlichen Faziestypen Kartonschiefer und Tonmergel geklärt werden. Posidonienschiefer der Nordschweiz 115 Tafeljura Faltenjura vX'X' K\<'J Kristallines Grundgebirge \WW- r.'.'.'.l Seminìi« »V#V*V [ I Molassebecken WAV l 1 Rhelntalaraben 3 t ;•;-;-;-;•;-; 2 Frankreich .'.-.¦.Deutschland.-. Base yyy. ^y\T?Wé 19 11« Schweiz =^2^i3 - 2 4=±:2 0 Porrentruy 29=2 8l2l^> 22 30 Ur ch Aarau ?Iten Fig. 1. Geographische und geologische Übersichtskarte des Arbeitsgebiets und Lage der Profile mit Profilnummern (s. Tab. 1). 2. Untersuchungsgebiet und Methodik Das hauptsächliche Untersuchungsgebiet war die zentrale Nordschweiz (Kanton Aargau). Hier wurden vier Profile lückenlos und grossflächig (0.5-1.0 m2) abgebaut.
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