Auf Der Jagd Nach Ritterspornen in Malawi – Eindrücke Von Einer Sammel- Und Fotoexpedition Marco Schmidt, Stefan Dressler, Florian Jabbour & Elke Faust

Auf Der Jagd Nach Ritterspornen in Malawi – Eindrücke Von Einer Sammel- Und Fotoexpedition Marco Schmidt, Stefan Dressler, Florian Jabbour & Elke Faust

Auf der Jagd nach Ritterspornen in Malawi – Eindrücke von einer Sammel- und Fotoexpedition Marco Schmidt, Stefan Dressler, Florian Jabbour & Elke Faust Abstract The stations of a botanical expedition from Zomba in the south to the Nyika plateau in the north of Malawi provide insight into the vegetation types and flora of the country. Zusammenfassung Die Stationen einer botanischen Sammel- und Fotoexpedition von Zomba im Süden bis zum Nyika-Plateau im Norden Malawis geben einen Einblick in Vegetationstypen und Florenelemente des Landes. 1. Die Reise kanischen Flora für unser Online-Projekt „African Unsere Reise hatte zwei Hauptziele. Zwei von Plants – a photo guide“ (Dressler et al. 2014) zu uns, Florian Jabbour und Stefan Dress- erweitern. Elke Faust, ehrenamtliche Mitarbeite- ler, hatten Mittel von der National Geographic rin in der Botanik bei Senckenberg, hatte jahrelang Society erhalten, um eine Gruppe afromontaner in Malawi gelebt und bot ihre Unterstützung an. Ritterspornarten und deren Hybriden für ein Auch gab es gute Kontakte über Senckenberg und Forschungsprojekt zu besammeln und zu unter- Goethe-Universität zur Universität in Zomba. suchen. Außerdem wollten wir die Gelegenheit Und es war bekannt, dass die beiden in Malawi nutzen, die fotografische Dokumentation der afri- vorkommenden Delphinium leroyi und D. dasy- Abb. 1: Dracaena steudneri, Dedza-Berg. Außerdem sind größere Bestände der gelbblühenden Tithonia diversifolia zu Abb. 2: Aloe chabaudii, Inselberg südlich von Mzuzu. sehen. (Foto: M. Schmidt) (Foto: S. Dressler) Der Palmengarten 84/1 57 Flachland. Diese Arten sind morphologisch gut charakterisiert, genetisch jedoch nicht differen- ziert (Chartier et al. 2016). Dieses Phänomen ist Gegenstand eines Forschungsprojektes, für das Material gesammelt werden sollte. Ende April 2019 flogen wir also nach Blantyre im Süden Malawis, trafen unsere Kollegen vom Herbarium in Zomba, holten die notwendigen Forschungs- und Sammelgenehmigungen ein und versorgten uns für die dreiwöchige Reise. Mit Hassam Patel, Mitarbeiter im Nationalherbar und langjährigem Experten der malawischen Flora, war unser Team vollständig. Samt Gepäck Abb. 3: Gardenia subacaulis, bei Chikangawa. passten wir knapp in Elkes kleinen Gelände- (Foto: M. Schmidt) wagen, es konnte losgehen! caulon in der Region des Nyika-Plateaus gemein- 2. Im Botanischen Garten von Zomba sam vorkommen und Hybriden bilden (Johnson Noch während der Vorbereitungen zur Expedition 2001). Im tropischen Afrika kommen nur drei Ar- konnten wir ein paar kurze botanische Ausflüge ten von Ritterspornen vor, die als eher temperate unternehmen. Hassam Patel führte uns durch Arten zumeist in größeren Höhenlagen siedeln, den Botanischen Garten von Zomba, eine wun- quasi auf temperaten Inseln über dem tropischen derschöne Parkanlage mit einigen interessanten Bäumen und einer Gärtnerei, wo unter anderem die für Malawi endemische und vom Aussterben bedrohte Mulanje-Zeder (Widdringtonia whytei) vermehrt wird. Ein Nachmittag auf dem etwa 2000 m hohen Zomba-Plateau gab uns einen ersten Eindruck der malawischen Flora, mit be- eindruckend großen Dracaena steudneri, zahlrei- chen Farnen (z.B. Ptisana fraxinea, Cyathea sp., Osmunda regalis), und dem an feuchten Felsen am Straßenrand vorkommenden Streptocarpus goetzei. Auffällig war aber auch das Vorkommen vieler als Zier- oder Nutzpflanzen eingeführter Neophyten, wie etwa Rubus ellipticus, dessen Früchte auch auf dem Plateau verkauft wurden, Dahlia imperialis, und der sehr invasiven Tithonia diversifolia, die uns im ganzen Land noch sehr häufig und oft in großen Beständen begegnen sollte. 3. Richtung Dezda bis zur Hauptstadt Von Zomba aus ging es Richtung Dedza. Auf dem Weg, nahe Ntcheu an der Grenze zu Mosambik lag unsere erste Station, von dem ein Vorkommen Abb. 4: Pycnostachys stuhlmannii, Dambo nahe der Luwawa von Delphinium dasycaulon bekannt war. Die ge- Lodge, Vyphia-Berge. Im Bildhintergrung Gnidia mollis. nau entlang der Grenze verlaufende Straße wurde (Foto: M. Schmidt) gerade erneuert, der Zugang zum Mvai-Berg war 58 Der Palmengarten 84/1 Abb. 5: Protea angolensis var. trichanthera, tiefere Lagen des Nyika-Nationalparks nahe am Thazima Gate. Abb. 6: Pycnostachys urticifolia, tiefere Lagen des Nyika-Na- (Foto: S. Dressler) tionalparks nahe am Thazima Gate. (Foto: M. Schmidt) mit dem Wagen zunächst nicht möglich, zu Fuß wir auch den Botanischen Garten der Stadt be- zu zeitaufwändig. Schon auf dem Rückweg zur sichtigt, mit einem gut erhaltenen Flecken Baum- Hauptstraße haben wir dann doch noch einen savanne in direkter Nachbarschaft der Ministerien Hügel näher erkunden können und tatsächlich und des Parlaments. Außerdem konnten wir hier unseren ersten Rittersporn gefunden! Am nächsten noch weitere Herbarpressen fürs Pflanzensammeln Tag sind wir dann vom Ort auf den Mt. Dedza ausleihen. gewandert und haben zahlreiche weitere Indivi- duen von D. dasycaulon sammeln können. Andere 4. Aufbruch zum Nyika-Plateau botanische Besonderheiten waren beispielsweise Die Wettervorhersage zwang uns zur Eile, um Lippenblütler mit blassvioletten Hochblättern noch vor Sturm und Starkregen zum Nyika-Pla- (Haumaniastrum villosum), ein strauchiger Dol- teau (2000 m) zu kommen, dem wichtigsten Ziel denblütler (Heteromorpha arborescens), Diospyros der Sammelreise. Unsere nächste Station sollte in whyteana mit blasigen Früchten, verschiedene den Vyphia-Bergen sein. Auf dem Weg dorthin Plectranthus-Arten und eine Reihe Vertreter von machten wir nahe Jenda einen Stopp im Kahingi- Gattungen, die wir auch aus unseren Breiten ken- na Forest Reserve mit niedrigen Savannenbäumen nen und die im tropischen Afrika vor allem in den wie Strychnos madagascariensis, Ziziphus mucrona- kühleren Bergen vorkommen, wie etwa Geranium, ta und Brachystegia stipulata. Nachmittags kamen Rumex und Rubus. wir dann durch dicht mit Flechten bewachsene Brachystegia-Bestände zur Luwawa Forest Lodge. Als nächstes lag ein Zwischenstopp in der ma- Die niedrigen, lichten Wälder aus nur wenigen lawischen Hauptstadt Lilongwe an, zwecks Be- Arten, meist Leguminosen, sogenannte Miombo antragung der Ausfuhrgenehmigung für unsere Woodlands, zeigen einen vielfältigen Unterwuchs gesammelten Pflanzen. Bei der Gelegenheit haben und sind botanisch sehr interessant. Diese cha- Der Palmengarten 84/1 59 Abb. 7: Delphinium leroyi, Nyika-Pla- Abb. 8: Delphinium dasycaulon, Nyika- Abb. 9: Delphinum dasycaulon × leroyi, teau (Foto: S. Dressler) Plateau. (Foto: M. Schmidt) Nyika-Plateau. Die Hybride liegt in Form und Farbe zwischen den Eltern- arten. (Foto: M. Schmidt) rakteristischen Waldsavannen sind im südlichen tyon floribundum und eine Reihe Pflanzen, die in Zentralafrika weit verbreitet. Ihr Name Miombo feuchten, dem Fels aufliegenden Humusmatten nimmt Bezug auf den Lokalnamen der bestandsbe- wachsen, wie Utricularia arenaria, Aeollanthus stimmenden Brachystegia-Arten. Nahe der Lodge subacaulis und Lobelia trullifolia. gab es auch die hier Dambo genannten Feucht- wiesen mit sehr schönen Pycnostachys stuhlman- In Mzuzu bekamen wir mit Bernhard nii, Aeollanthus engleri, Gnidia mollis und einigen Schwarz und seinem deutlich robusteren Ge- Carnivoren (Utricularia reflexa, Genlisea hispidula, ländewagen Verstärkung für die kommenden Tage, Drosera burkeana). deckten uns noch mit Verpflegung ein und fuhren nun endlich aufs Nyika-Plateau. Das Plateau liegt Weiter ging es Richtung Norden. Bei Chikan- zum größten Teil in Malawi, zu einem kleineren gawa sahen wir uns eine gehölzarme Grasfläche in Zambia, ist grenzübergreifend als Nationalpark näher an, mit den halbparasitischen Sopubia lanata ausgewiesen und besteht vorwiegend aus monta- var. densiflora, zahlreichen Crassula alba, einigen nem Grasland, aber auch einigen beeindruckenden Habenaria kyimbilae und den geoxylischen Gar- Wäldern. Wir bekamen eine Menge verschiedener denia subacaulis. Geoxyle, niedrige Pflanzen mit Großsäuger zu sehen, so etwa Riedböcke (Redun- stark verholzten unterirdischen Organen, treten ca arundinum), Pferdeantilopen (Hippotragus vermehrt in Savannen des südlichen Afrikas auf equinus), Elenantilopen (Taurotragus oryx), und und sind meist nah verwandt mit Bäumen und Crawshay-Zebras (Equus quagga crawshayi). Das Sträuchern „normaler“ Wuchsform (Maurin et Gebiet ist für seine reiche Pflanzenwelt bekannt al. 2014). Kurz vor Mzuzu erschienen dann ein und umfassend dokumentiert in Plants of the paar Inselberge nahe der Straße. Da diese mit ihren Nyika Plateau (Burrows & Willis 2005), zu speziellen Umweltbedingungen stets interessante dem auch unser Begleiter Hassam Patel reichlich Habitate darstellen, haben wir uns dieses Gebiet beigetragen hat. Hier sollte nun also die zweite näher angesehen und wurden nicht enttäuscht: Ritterspornart sowie Hybriden beider Arten zu fin- Populationen von Aloe chabaudii in Blüte, die den sein! Und tatsächlich fanden wir schon bald Auferstehungspflanze Myrothamnus flabellifolius, die weißblühende langspornige Delphinium leroyi, die für Inselberge typische Rubiacee Hymenodic- meist an flachen Gebüschinseln im Grasland. In 60 Der Palmengarten 84/1 tieferen Lagen gab es die uns bereits bekannten blauen kurzspornigen Delphinium dasycaulon, und nach langem Suchen und etwas Glück fanden wir auch Pflanzen, die in Form und Farbe zwischen den beiden Arten standen, die also wahrscheinlich Hybriden darstellen! Für das Plateau können nur einige wenige Arten beispielhaft genannt werden. Im Grasland fanden wir unter anderem Swertia welwitschii, Impatiens assurgens, Protea heckmanniana, Plectranthus acau- lis, Kniphofia

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