Studie Bürohochhäuser

Studie Bürohochhäuser

Berlin im Wandel – kreativ, innovativ und hoch? Potenzialanalyse Bürohochhäuser 2015 CLUPEA POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN INHALTSVERZEICHNIS EINLEITUNG 1 1 BERLINER STADTÖKONOMIE UND STADTENTWICKLUNG 2 1.1 Demografische Eckpunkte 2 1.2 Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit 3 1.3 Bildungsangebot 6 1.4 Tourismus 6 1.5 Infrastruktur 7 1.6 Aktuelle Berlin-Vision 7 2 BÜROIMMOBILIEN BERLIN 11 2.1 Büroflächenangebot 11 2.2 Büroflächennachfrage 13 2.3 Büroimmobilien-Investmentmarkt 15 2.4 Kapitalwertentwicklung für Büro und Wohnen 16 2.5 Performance-Prognose 16 3 QUALITÄTEN DER TOP-BÜROSTANDORTE 20 3.1 Büroflächenangebot 20 3.2 Büroflächennachfrage 22 3.3 Büroimmobilien-Investmentmarkt 23 3.4 Übergeordnete Faktoren 23 3.5 Marktscoring 23 3.6 Ergebnisse des Scorings 24 4 BÜROHOCHHÄUSER – DATEN, FAKTEN UND TYPOLOGIEN 27 4.1 Hochhaus-Typologien 27 4.2 Der Markt für Bürohochhäuser in Deutschland 28 4.3 Das richtige Timing – Bürohochhäuser positionieren 31 4.4 Landmarks und Branding – nachhaltiger Wiedererkennungswert 33 4.5 Der Markt für Bürohochhäuser in Berlin 37 5 STIMMEN AUS DER PRAXIS – EXPERTENPOSITIONEN ZUM THEMA BERLINER BÜROHOCHHÄUSER 46 6 FAZIT 47 GLOSSAR 48 © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN EINLEITUNG Sie wurden von bulwiengesa, dessen Büroteam das Potenzial für Bürohochhäuser in den letzten Monaten wachsen sah, als wichtige Akteure mit Praxiserfahrung ausgewählt, um den Blick „In Berlin entscheidet sich, wie wir künftig leben werden: zu schärfen für alle Details, die auf dieses erste Pauschaler- Junge Gründer fordern die Großen der Welt heraus.“ gebnis folgen. Denn die Immobilienwirtschaft muss sich der Verantwortung und den möglichen Folgen stellen. Bettina Weiguny, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 21. Juni 2015 Exkurs: Zwei Denkanstöße vorab Berlin hat in den letzten zehn Jahren wirtschaftliche Muskeln a. Kosten und Erträge werden sozialisiert. Der Wert, den ein entwickelt. Unternehmen, Investoren, Politiker, Einwohner und Bürohochhaus langfristig hat, ergibt sich aus dem Verhältnis Besucher sehen darin Potenziale für eine gute Zukunft. von eingesetzten Kosten und den laufenden Erträgen. Alle Beteiligten „gewöhnen“ sich zunehmend an die Sichtweise, Aber es gibt auch limitierende Faktoren: von einer Überregulie- dass Kosten und Erträge nicht mehr nur beim Investor und rung in deutschen Verordnungen bis hin zu Bürgerprotesten Immobilieneigentümer liegen, sondern auch bei der Gesell- und den berechtigten Zweifeln, ob die urbanen Strukturen von schaft. Städten wie London, Paris, Madrid oder Mailand überhaupt zum Vorbild taugen. Die Frage, wie die wirtschaftliche Entwick- So liegen die Kosten etwa für den U-Bahn-Anschluss oder lung der Bundeshauptstadt in den kommenden Dekaden ver- die Ausbildung der akademischen Mitarbeiter (ohne die ein laufen kann, muss innerhalb dieses Spannungsfeldes beant- Bürohochhaus kaum wertvoll wäre) eher beim Staat. Aber wortet werden. auch die Erträge fließen nicht allein als Mietzahlungen an den Investor. Durch sehr hochwertige Arbeitsplätze entste- Bürohochhäuser können städtebauliche Ikonen sein oder Hass- hen globale Wettbewerbsvorteile; zudem kommen die ent- objekte. Die Sponsoren dieser Studie wollten wissen, ob und sprechend höheren Einnahmen von Unternehmen, die ein unter welchen Voraussetzungen mögliche neue Bürohochhäu- Hochhaus nutzen, weil sie es vielleicht schick oder für sich ser sinnvoll sind. Um dies zu beantworten und Klarheit für sich angemessen finden, der öffentlichen Hand und der Stadtge- und das Land Berlin zu schaffen, wurden für die Studie zahlrei- sellschaft zugute. che Vergleiche angestellt und unterschiedliche Kennzahlen in Relation zueinander gesetzt. b. Die wirtschaftliche Basis steht und fällt mit den richtigen Bü- rohochhäusern. Berlin tut sich sozialpolitisch und auch in Die vorliegende Studie ist von acht immobilienwirtschaftlichen seiner Stadtentwicklungspolitik schwer zu sagen: „Wir brau- Akteuren finanziert worden: chen eine wirtschaftliche Basis.“ In der Tat sind Bürohoch- häuser wegen ihrer Nutzungsdichte – zumindest in Phasen – AG City e. V. einer schwachen Konjunktur – stärker mit Risiken behaftet – BImA, Bundesanstalt f. Immobilienaufgaben als kleinere Gebäude. Auch hier ist das Wissen über den – CLUPEA wirtschaftlichen Kontext und die Typologie eines Bürohoch- – CA Immo hauses entscheidend. Deswegen arbeitet die vorliegende – Helaba – Landesbank Hessen-Thüringen Studie viel mit Städte- und Immobilienmarktvergleichen. – SSN Investment – Tishman Speyer Deutschland Formt unsere Gesellschaft ihre Städte, oder formen unsere – TLG IMMOBILIEN Städte eine bestimmte Gesellschaft? Das ist eine weltan- schauliche Frage – durch Vergleiche und Praxisbeispiele wird deren Beantwortung leichter fallen. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 1/49 POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN 1 BERLINER STADTÖKONOMIE UND Einwohner der Top-Agglomerationen Europas 2015 STADTENTWICKLUNG (in Mio.) London Die Berliner Wirtschafts- und Stadtentwicklung hat in den 25 Jahren nach dem Mauerfall eine sehr wechselvolle Entwicklung Paris durchlaufen. Strukturwandel, Boom-Phasen, Krise und neue Madrid Aufgaben haben die heutige Bundeshauptstadt in jeder Hinsicht nachhaltig geprägt. Mailand Ruhrgebiet Trendwende statt Strohfeuer Barcelona Die jüngere Vergangenheit wiederum ist durch ein sehr dynami- Berlin sches Wachstum in verschiedenen Bereichen gekennzeichnet. Köln/Düsseldorf Sowohl aus demografischer Sicht als auch aus ökonomischen Neapel Gesichtspunkten kann von einer entscheidenden und nachhalti- gen Trendwende ausgegangen werden – nicht vergleichbar mit Rom dem nur kurz anhaltenden „Strohfeuer“, den die erste Welle der 0 5 10 15 New Economy am Anfang des Jahrtausends in Berlin bewirkte. Nicht zuletzt ist die Bedeutung Berlins politisch, touristisch und Quelle: Statista; Eurostat wirtschaftlich – Stichwort Gründerszene – gerade im gesamteu- ropäischen Kontext fundamental anders als noch vor zehn Jah- Hinter London und Paris, beides Hauptstädte in stark mono- ren. zentrischen Staaten, bleiben Berlin und auch andere europäi- sche Agglomerationen weit zurück: Im Großraum London Die Ausgangssituation für die Entwicklung des Berliner Büroim- (Greater London mit Umlandgemeinden) lebten im Frühjahr mobilienmarktes zeigt deshalb im europäischen Städtevergleich 2015 rund 14,2 Millionen Menschen; in Paris und seinem Um- erkennbare Beschleunigungsfaktoren, aber auch noch lange land (Île-de-France) rund 11,2 Millionen. gültig bleibende retardierende Momente. Zukünftig relevant ist zudem, dass die Bevölkerungsprognosen für Großbritannien und Frankreich deutlich positiv, dagegen für 1.1 Demografische Eckpunkte Deutschland deutlich negativ sind. Selbst eine erklärte Einwan- derungspolitik Deutschlands könnte diese starken Unterschiede Trotz der polyzentrischen Struktur Deutschlands zählt die Regi- lediglich dämpfen, nicht aber überkompensieren. Dies wirkt sich on Berlin mit ihrer Kernstadt (ca. 3,5 Millionen Einwohner) und vor allem auf Konsummärkte aus, weniger dagegen auf Politik, seinem Umland zu den zehn größten Agglomerationen in Euro- Kultur und Tourismus. pa. Als Hauptstadt des einwohnerstärksten Landes der EU positio- niert sich Berlin inklusive seines unmittelbaren Umlandes an siebter Stelle mit rund 4,4 Millionen Einwohnern. © bulwiengesa AG 2015 – P1502-1631 Seite 2/49 POTENZIALANALYSE bulwiengesa BÜROHOCHHÄUSER BERLIN Strategische Aufgabe: Verdichtung statt Verdrängung Wenn künftig Büros in Innenstadtlagen gehalten werden sollen und gleichzeitig, ohne Verdrängungstendenzen anzustoßen, der Wohnanteil hoch bleiben soll, dann sind weitere Verdich- tungen die strategische Aufgabe für die innere Stadt Berlins. Damit verbunden ist die Frage nach den geeigneten Gebäude- typologien und der angemessenen Geschossigkeit. Die Perspektiven für die Einwohnerzahl Berlins sind auch für den lokalen Büroimmobilienmarkt von zentraler Bedeutung. In den letzten Jahren verzeichnet Berlin einen stetigen Einwoh- nerzuwachs mit wachsender Dynamik, der zudem stark von der Altersgruppe der 15- bis 32-Jährigen getragen wurde. Im Quelle: BBSR, Berliner Morgenpost Interactive Team, Gfk Geomar- Durchschnitt wuchs die Stadt seit 2009 jährlich um rund 40.000 keting, UK Data Service, Eurostat, © OpenStreetMap contributors, bis 45.000 Einwohner. In den Jahren vor 2009 registrierten die Mapbox Statistiker nur eine Zunahme von jeweils unter 10.000 Perso- nen pro Jahr. Die Dynamik blieb zwar hinter London zurück, „Leeres Berlin“ – nicht im Zentrum positionierte sich aber auch im Vergleich zu anderen europäi- schen Kernstädten wie Paris überdurchschnittlich. Städtebaulich und stadtfunktional verblüfft das „leere Berlin“ im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen seine Besu- Welche Auswirkungen die Bevölkerungsentwicklung in Berlin cher. Diesen Eindruck bestätigt auch die Statistik. Die Einwoh- haben wird, wird auch im Zusammenhang mit den Wohnungs- nerdichten in den europäischen Kernstädten weisen sogar eine märkten und der generellen Stadtentwicklung tiefer analysiert stärkere Spreizung auf als die bereits beschriebenen absoluten werden müssen, als es hier möglich ist. Daher steht am Ende Einwohnerzahlen in den Ballungsräumen. Die Einwohnerdichte des Abschnitts lediglich die Gesetzmäßigkeit „je mehr junger in der Pariser City etwa ist siebenmal höher als in Berlin. Bevölkerungszuwachs, desto höher der Büroflächenbedarf“. Bezogen auf die Büroimmobilienmärkte und die Notwendigkeit von Bürohochhäusern ist an dieser Stelle vermeintlich

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