Die SA in der nationalsozialistischen »Machtergreifung« in Berlin und Brandenburg 1926–1934 vorgelegt von Martin Schuster M.A. Von der Fakultät I – Geisteswissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Philosophie – Dr. phil. – genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. Dr. Werner Siebel Berichter: Prof. Dr. Wolfgang Benz Berichter: Prof. Dr. Rüdiger Hachtmann Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 7.12.2004 Berlin 2005 D 83 Erarbeitet mit finanzieller Unterstützung des Zentrums für Antisemitismusforschung an der TU-Berlin und des Bundesprogramms zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses (Nafög). Inhaltsverzeichnis S. Verzeichnis der Abbildungen und Übersichten 5 Abkürzungen 6 Einleitung 8 1. Vorläufer der SA in Berlin und Brandenburg 1920–1926 16 2. Gründung und Entwicklung 37 2.1 Organisatorische Entwicklung 40 2.2 Die räumliche Ausdehnung in Brandenburg bis 1933 53 2.3 Die räumliche Ausdehnung in Berlin bis 1933 64 2.4 Organisatorische Veränderungen 1933/34 69 3. Zur sozialen Zusammensetzung der SA 78 3.1 Berlin 80 3.2 Ursprünge und frühe Zentren in den Berliner Bezirken 87 3.3 Brandenburg 94 3.4 Arbeitslose, Führerkorps, Adlige 97 4. Der »Geist der SA« 103 4.1 Symbolik und Totenkult 104 4.2 Tradition und Geschichte 119 4.3 Abweichler und Renegaten 123 4.4 Politische Schulung 135 4.5 Politische Soldaten 142 -3- 5. Organisation und militärisches Vorbild 150 5.1 Tross, Reserve, Sanitätswesen und Musik 154 5.2 Kleinere und spätere Sonderformationen 168 5.3 Zweck und Sinn der Sonderformationen 180 6. SA-Sport und militärische Ausbildung 183 6.1 SA-interne Ausbildung 185 6.2 Staatliche Förderung 198 7. Gewalt und Terror 215 7.1 SA-Gewalt bis 1933 215 7.2 Der Aufmarsch zur Revolution: Frühjahr 1933 225 7.3 Die Terrorkampagne im Frühjahr und Sommer 1933 230 8. Auf der Suche nach einer neuen Aufgabe? Die SA 1933/34 253 8.1 Die SA als Revolutionsarmee 253 8.2 SA und Behörden 260 8.3 Die SA als Fürsorgeorganisation 271 8.4 SA und Aufrüstung 281 Zusammenfassung und Ausblick 293 Bibliographie 301 -4- Verzeichnis der Abbildungen und Übersichten S. Der Regierungsbezirk Potsdam in der Weimarer Republik 10 Berlin in der Weimarer Republik 11 Gruppen- bzw. Obergruppenführer Berlin-Brandenburgs 1927–1934 46 Gausturm- bzw. Gruppenführer Berlins und Brandenburgs 1926–1934 46 Gliederung der SA 1926–1933 47 Personalstärke der Berlin-Brandenburger SA 1931–1933 51 Die SA im Regierungsbezirk Potsdam, April 1928 55 Die SA im Regierungsbezirk Potsdam, Frühjahr/Sommer 1930 59 Die SA im Regierungsbezirk Potsdam, Juli 1931 62 Die SA im Regierungsbezirk Potsdam, Ende 1932 63 Die Berliner SA, ungefähre Verteilung der Stürme, April 1928 65 Die Berliner SA, ungefähre Verteilung der Stürme, März 1931 66 Die Berliner SA, Dezember 1932 68 Die Berliner SA, Oktober 1933 74 Die SA im Regierungsbezirk Potsdam, Oktober 1933 75 Berufliche Gliederung der Berliner SA 1930/31 81 Berufliche Gliederung der SA und der Bevölkerung Berlins 83 Altersgliederung der Berliner SA 83 Berufsgliederung der SA und der männlichen Bevölkerung Berlins unter 30 Jahre 84 Berufliche Gliederung im Sturm 22/15 und der Köpenicker Bevölkerung 86 Soziale Gliederung der Wohnbevölkerung in den Berliner Bezirken 88 Dienstplan des Sturms 32/11 (Reinickendorf), Juni 1933 99 Schulen und Ausbildungsstätten der Berlin-Brandenburger SA bis 1933 193 Übungen der SA im zweiten Halbjahr 1931 194 SA-Kommissare in Berlin und Brandenburg 262 -5- Abkürzungen A Aufstellung, Mobilmachung Lt. Leutnant a.D. außer Dienst M Motor- ADGB Allgemeiner Deutscher Gewerkschafts- Maj. Major bund AG Arbeitsgemeinschaft MBliV. Ministerialblatt für die preußische AOK Allgemeine Ortskrankenkasse innere Verwaltung BB Berlin-Brandenburg MdL Mitglied des Landtags BDM Bund Deutscher Mädel MG Maschinengewehr Bewag Berliner Städtische Elektrizitätswerke MSA Motor-SA BJD Bund Jungdeutschland MZ Musikzug Bri Brigade NDA Nationaler Deutscher Automobil- Brif. Brigadeführer klub C.V. Centralverein deutscher Staatsbürger NDJ Notwerk deutscher Jugend jüdischen Glaubens NSAK Nationalsozialistisches Automobil- Chef AW Chef des Ausbildungswesens korps d.R. der Reserve NSBO Nationalsozialistische Betriebszel- DFO Deutscher Frauenorden lenorganisation DLV Deutscher Luftsportverband NSDAP Nationalsozialistische Deutsche DNVP Deutschnationale Volkspartei Arbeiterpartei DSP Deutschsozialistische Partei NSDFB Nationalsozialistischer Deutscher DtSP Deutschsoziale Partei Frontkämpferbund DV Dienstvorschrift NSFB Nationalsozialistische Freiheitsbe- DVFB Deutschvölkische Freiheitsbewegung wegung DVFP Deutschvölkische Freiheitspartei NSFK Nationalsozialistisches Fliegerkorps DVS Deutsche Verkehrsfliegerschule NSFP Nationalsozialistische Freiheitspar- DVV Deutscher Volkssportverein tei Ew. Einwohner NSKB Nationalsozialistischer Kamerad- FAD Freiwilliger Arbeitsdienst schaftsbund Fepo Feldpolizei NSKD Nationalsozialistische Kampfbewe- FJK Feldjägerkorps gung Deutschlands Gaube Gaubefehl NSKK Nationalsozialistisches Kraftfahrer- Gaust. Gausturm korps GDAP Großdeutsche Arbeiterpartei NSMK Nationalsozialistisches Marinekorps Gen. General NSV Nationalsozialistische Volkswohl- Gestapa Geheimes Staatspolizeiamt fahrt Gestapo Geheime Staatspolizei OB Oberbürgermeister GISASS Generalinspekteur der SA und SS OC Organisation Consul GRUSA Grundsätzliche Anordnung OG Ortsgruppe GVA General-Vogt-Arbeitsgemeinschaft Olt. Oberleutnant Hib Hinein in die Betriebe OSAF, Osaf. Oberste SA-Führung, Oberster SA- Hipo Hilfspolizei Führer HJ Hitlerjugend Pf. Pfennig Hpm. Hauptmann Pg. Parteigenosse IR Infanterieregiment PO Politische Organisation (NSDAP) KPD Kommunistische Partei Deutschlands Preuß.MdI Preußischer Minister des Innern/ Kripo Kriminalpolizei Preußisches Ministerium des Innern KRNS Kampfgemeinschaft Revolutionärer R Reserve- Nationalsozialisten RFB Rotfrontkämpferbund KZ Konzentrationslager RFS Reichsführerschule La Luftabwehr RK Reichskanzler LKPA Landeskriminalpolizeiamt RKJ Reichskuratorium für Jugendertüch- tigung -6- RKO Reichkommissar für die Überwa- chung der öffentlichen Ordnung RM Reichsmark RMdI Reichsminister des Innern, Reichmi- nisterium des Innern RWeM Reichswehrminister, Reichswehrmi- nisterium S-Trupp Selbständiger Trupp SA Sturmabteilung SAA SA-Anwärter SABE SA-Befehl SADV SA-Dienstverordnung SAF SA-Führer SAL SA-Landsturm SAM SA-Mann SAP Sozialistische Arbeiterpartei SAR SA-Reserve Schupo Schutzpolizei SJV Sozialistischer Jugendverband SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands SS Schutzstaffel Sta Standarte Staf. Standartenführer Stapo Staatspolizei Stubaf. Sturmbannführer Sturmf. Sturmführer SZ Spielmannszug TH Technische Hochschule TL-Stürme Technische Lehrstürme Ulap Universum Landesausstellungspark UNS Unabhängige Nationalsozialistische Partei Deutschlands VOBl. Verordnungsblatt der OSAF z.b.V. zur besonderen Verwendung -7- Einleitung Die Eckdaten der Geschichte der Sturmabteilung der NSDAP, kurz SA, sind wohlbekannt. Sie wurde 1920 in München als Ordner- und Saalschutztruppe gegründet, die Versammlungen der NSDAP schützen und diejenigen anderer Parteien sprengen sollte. In den folgenden drei Jahren entwickelte sie sich zu einem integralen Bestandteil der bewaffneten antirepublikanischen politischen Landschaft in Bayern. Nach dem Hitlerputsch vom 9. November 1923 gemeinsam mit ihrer Mutterpartei verboten, überdauerte sie die Verbotszeit in Tarn- und Ersatzorganisationen, bis schließlich 1925 und 1926 überall im Deutschen Reich neue Sturmabteilungen gebildet wurden. Seit dieser Zeit und zum Teil bereits während des Verbots trugen ihre Mitglieder das Braunhemd, das zum optischen Signal der gesamten nationalsozialistischen Bewegung wurde. Als universell einsetzbare Parteiarmee trug die SA den Hauptteil der Propaganda- und Werbearbeit der Partei. Insbesondere die extreme und geradezu schrankenlose Gewalt, die ihre Mitglieder in die politische Auseinandersetzung hineintrugen, wurde zu ihrem hervorstechendsten Charakteristikum. Diese politische Gewalt löste die bürgerkriegsähnlichen Zustände des letzten Jahres der Weimarer Republik aus; die SA trug dadurch in hohem Maße zur Destabilisierung der Republik bei. Mit einer halben Million Mitgliedern im Januar 1933 war sie die zahlenmäßig stärkste Gliederung der NSDAP und den staatlichen Ordnungskräften Polizei und Reichswehr numerisch überlegen. Im Frühjahr und Sommer 1933 schaltete sie durch ihren Terror jede potenzielle Opposition aus. Das Jahr 1933 bildete den Höhepunkt ihrer Entwicklung. Am 30. Juni 1934 wurden einige ihrer höchsten Führer im Zuge eines angeblichen Putsches Stabschef Röhms ermordet. In der Folge systematisch entmachtet, hatte die SA keine unmittelbare politische Bedeutung im Dritten Reich mehr. Die Geschichte der SA ist auf den ersten Blick ausreichend erforscht. Seit den 60er Jahren sind einige Studien erschienen, die sich der Entwicklung der SA, aber auch ideologischen und soziologischen Aspekten widmeten.1 Daneben liegen einige Regionalstudien vor, die sich 1. Andreas Werner, SA und NSDAP. Studien zur Geschichte der SA und der NSDAP 1920–1933, Erlangen/ Nürnberg 1964; Wolfgang Sauer, Mobilmachung der Gewalt, Frankfurt 1974, S. 194–365; Peter H. Merkl, The Making of a Stormtrooper, Princeton 1980; Conan J. Fischer, Stormtroopers. A Social, Economic an Ideological Analysis, London 1983; Peter Longerich, Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, München 1989; Sven Reichardt, Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, Köln etc. 2002; zur reichhaltigen
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