Die Orchestersinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys Studien Zum Gegenwärtigen Fachdiskurs

Die Orchestersinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys Studien Zum Gegenwärtigen Fachdiskurs

Die Orchestersinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys Studien zum gegenwärtigen Fachdiskurs Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn vorgelegt von Silke Gömann aus Holzminden Bonn 1999 INHALTSVERZEICHNIS 0. VORWORT............................................................................................................................ V 1. EINLEITUNG .......................................................................................................................... 1 1.1 Methodische Vorbemerkung ................................................................................................. 7 1.2 Einführung in die Untersuchungsperspektive ........................................................................ 8 2. ‘IDEALE KÜNSTLERBIOGRAPHIE’ .................................................................................... 13 2.1 Narrationsmodelle und der Rückgriff auf die Einteilung in Phasen ..................................... 22 2.2 Interdependenzen: Der Diskurs über die Orchestersinfonien im Kontext der Diskussion einer künstlerischen Entwicklung des Komponisten........................................................... 55 2.2.1 Der Diskurs über Mendelssohns c-moll Sinfonie als „symphonischer Anfang“.................. 62 2.2.2 Der mühsame Weg zur ‘Schottischen Sinfonie’ – Der Diskurs über die a-moll Sinfonie als sinfonisches Hauptwerk des Komponisten ................................................................... 91 2.2.3 Divergenzen: Der Fachdiskurs über die Italienische Sinfonie und die Selbstein- schätzung des Komponisten............................................................................................. 113 3. DER DISKURS ÜBER EINE GATTUNGSGESCHICHTE DER SINFONIE NACH BEETHOVEN..................................................................................................................... 138 3.1 Diskursautorität: Carl Dahlhaus’ Verdikt von der „peripheren Stellung“ der Mendelssohnschen Sinfonien in der Gattungsgeschichte ................................................ 144 3.2 Dependenzen: Der Diskurs über die ‘Reformationssinfonie’ und den ‘Lobgesang’ als nicht der Gattungstradition entsprechende Sinfoniekompositionen ........................... 179 4. ABBRUCH.......................................................................................................................... 209 Anhang............................................................................................................................... 211 Literaturverzeichnis............................................................................................................ 213 Wenn man irgendwas lange genug macht, dann wird man es irgendwann auch gut machen. Ein Satz, der zwar hinten und vorne nicht stimmt, doch er taugt zum Mutmachen. (Robert Gernhardt) VORWORT Wer kennt sie nicht, die Krisen und Zweifel, die den Enstehungsprozeß einer Dissertation begleiten. Sie gehören dazu, und deshalb sind die Menschen so wichtig, die einem in diesen Zeiten mit fachlichen Ratschlägen, Diskussionsbe- reitschaft, mit Zeit oder auch nur mit "offenen" Ohren zur Seite stehen. So gilt mein Dank neben anderen meinem Doktorvater, Prof. Dr. Erik Fischer, sowie Annette van Dyck, Anita Jüntgen und Dr. Bettina Schlüter für streit- und fruchtbare Gespräche. Da während des Entstehungsprozesses der vorliegenden Arbeit noch keine historisch-kritische Ausgabe der Orchestersinfonien und der Briefe Mendelssohn Bartholdys vorlag, war die Verfasserin auf die Hilfsbereitschaft der Bibliotheken angewiesen, in denen die Originalautographen aufbewahrt werden. Für die überaus freundliche Gastfreundschaft und für die schnelle Anfertigung von Mi- krofilmkopien sei nachstehenden Bibliotheken, Archiven und deren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ganz herzlich gedankt: Bibliotheka Jagiellónska (Krakau), Bodleian Library (Oxford), British Library (London), New York Public Library for the Performing Arts, Library of Congress (Washington D.C.), Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Mendelssohn-Archiv. Nicht nur wegen der großzügigen finanziellen Unterstützung, sondern weil sie mit Interesse das Voranschreiten der Arbeit begleiteten und mich vor allem daran erinnerten, daß es auch ein mindestens genauso wichtiges Leben neben der musikwissenschaftlichen Forschung gibt, ist diese Arbeit meinen Eltern, meiner Großmutter und Irmgard Büscher gewidmet. 1 1. KAPITEL: EINLEITUNG Eine Untersuchung, die sich als Gegenstand den musikwissenschaftlichen Dis- kurs über die Sinfoniekompositionen Felix Mendelssohn Bartholdys wählt, setzt sich als Voraussetzung ihrer Entstehung in Distanz zu ihren Gegenständen. Die Distanzierung wird als Möglichkeit verstanden, die Bedingungen und Funktions- weisen dieses Diskurses zu reflektieren. Für die Darstellung der Untersuchung gibt es keine Hierarchiesierung des Untersuchungsmaterials in Primär- und Sekundärquellen. Die überlieferten No- tentexte der Sinfoniekompositionen und die brieflichen Selbstzeugnisse Felix Mendelssohn Bartholdys werden nicht als maßgebliche Richterinstanzen ange- sehen, an denen sich die Adäquatheit der mit wissenschaftlichen Anspruch verfaßten Texte zu erweisen hätte. Statt dessen soll die von den Teilnehmern am musikwissenschaftlichen Diskurs eingeführte Unterscheidung von Primär- und Sekundärquellen in ihrer Funktion für diesen Diskurs analysiert werden. Die Betrachtung eines wissenschaftlichen Textes wird in die gewählte Untersu- chungsperspektive einführen. Im Vorwort zum Kongreßbericht des Mendelssohn-Kongreßes in Berlin 19941 formuliert Christian Martin Schmidt die Aufgaben einer ‘Mendelssohn-For- schung’ und liefert in Rückschau auf diesen Kongreß stellvertretend für die Teil- nehmer am Diskurs die Beschreibung einer „wahrhaft wissenschaftlichen For- schung“2, deren Voraussetzungen nun auch für Beschäftigung mit den Kompo- sitionen Felix Mendelssohns erfüllt seien. Die Selbstbeschreibung eines am mu- sikwissenschaftlichen Diskurs Beteiligten verweist darüber hinaus noch auf die Legitimation der wissenschaftlichen Beschäftigung mit Person und Werk Men- delssohns. Der Autor stellt einen „Erkenntnisgewinn“3 für die Wissenschaft in Aussicht: Die Edition der neuen Gesamtausgabe „werde das Bild des Komponi- sten [...] merklich wandeln“4. Die Tätigkeitsbereiche „Edition und Analyse“ werden eingeführt als „konkrete wissenschaftliche Perspektiven, die für die Mendelssohn- 1 Christian Martin Schmidt: Vorwort. In: Felix Mendelssohn Bartholdy. Kongreß-Bericht Berlin 1994, hrsg.v. Christian Martin Schmidt. Wiesbaden 1997, S. 9-11. 2 Ebd., S.11. 3 Ebd., S.10. 4 Ebenda. 2 Forschung wie für die Musikwissenschaft allgemein [...] in den kommenden Jahren prägend sein werden“.5 Damit wird die Relevanz des Faches Musikwissenschaft auf die historisch- philologischen Bereiche ihrer Disziplin festgelegt, und implizit Bereiche der syste- matischen Musikwissenschaft als vernachlässigenswert deklariert. Der Ab- wehrmechanismus gegenüber Verfahrensweisen der Rezeptionsforschung und das Postulat eines notwendigen Rückbezugs auf die als wesentlich und für den Gegenstand der Musikwissenschaft als maßgeblich aufgefaßten Fragestellungen wird explizit vom Autor thematisiert: „Gerade in einer Zeit der sich ausbreitenden Rezeptionsforschung ist das wis- senschaftliche Gewicht der Analyse, die Notwendigkeit der Konzentration auf die Werke selbst zu unterstreichen.“6 Die Formulierung von „der sich ausbreitenden Rezeptionsforschung“ evoziert beim Leser das Bild einer ‘Plage’. Gegen diese ‘Plage’ haben sich die Vertreter einer als ‘eigentlich’ aufgefaßten historisch-philologischen Musikwissenschaft mit dem ‘wissenschaftlichen Gewicht der Analyse’ zu stemmen. Der Autor formuliert ‘Rezeptionsforschung’ und ‘Analyse’ als Gegensatz, wobei er ‘Analyse’ durch den Zusatz ‘wissenschaftlich’ adelt. Eine weitere Aufwertung der Tätigkeit der ‘Analyse’ wird auf der Ebene der Satzsyntax sichtbar durch den Zusatz der „Not- wendigkeit der Konzentration auf die Werke selbst“. Den Verfahrensweisen ‘der Rezeptionsforschung’7 wird zwar nicht explizit die Wissenschaftlichkeit abgespro- 5 Ebenda. Die Anführung von ‘Edition und Analyse’ als konkrete wissenschaftliche Perspektiven für musikwissenschaftliche Forschung erstaunt, wenn man berücksichtigt, daß philologische Fragen für die deutsche Musikwissenschaft stets ein Hauptbetätigungsfeld waren und sind, so daß die explizite Ausformulierung als Versuch einer nochmaligen Bestätigung des eigenen wissenschaftlichen Programms und zugleich als Abgrenzung gegenüber anderen möglichen Forschungsbereichen aufgefaßt werden kann. 6 Ebenda. Die Formulierung „in einer Zeit der sich ausbreitenden Rezeptionsforschung“ über- rascht etwas. Denn im wissenschaftlichen Diskurs über Felix Mendelssohn gibt es – mit Aus- nahme kleinerer Aufsätze über die Rezeption Mendelssohns im Dritten Reich – bisher keine Veröffentlichung, die konsequent methodische Ansätze der Rezeptionsforschung verfolgte. Im allgemeinen musikwissenschaftlichen Diskurs finden sich gleichfalls erst eine kleine Anzahl rezeptionsästhetischer Publikationen, so daß diese Formulierung als ein vorbeugender Abwehrmechanismus gegen Verfahren der Rezeptionsforschung anzusehen ist. 7 Der Autor verwendet hier einen Kollektivsingular, ohne die unterschiedlichen Forschungsrich- tungen, die sich unter der Bezeichnung ‘Rezeptionsforschung’ finden, zu differenzieren. Der als Begründer der Disziplin angeführte Hans Robert Jauß steht auch innerhalb der Literaturwissenschaft

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