Festredner: Wulf von Schimmelmann, Vorstandschef der Deutschen Postbank Auszeichnung: Beiersdorf-Primus Kunisch bei der Ehrung durch mm-Chefredakteur Balzer (l.) Sieger: Jenoptik-Lenker Alexander von Witzleben (l.) und Dominik de Daniel, Finanzvorstand der Zeitarbeitsfirma DIS 136 managermagazin 10/04 Finanzmärkte Treffpunkt: Vorstände, Finanzprofis und Investor- Festakt: Rund 250 geladene Gäste erwiesen den Siegern Relations-Experten im Gespräch des mm-Wettbewerbs in Frankfurt die Ehre Schein und Sein Die besten Geschäftsberichte: manager magazin prämiert die Jahresreports der größten deutschen und europäischen Börsenfirmen. Nur eine Hand voll Unternehmen liefert den Aktionären ein authentisches Bild. Viele polieren einfach nur ihr Image. s gibt hier zu Lande Unter- Wettbewerbs „Die besten Geschäfts- nehmen, die, obwohl weithin berichte“ zu verkünden hatte. „Offen- bekannt, etwas Mysteriöses heit“, so von Bomhard, sei fortan eine umweht. Den Kultdiscoun- der wichtigsten Maximen seines Eter Aldi etwa, der Kommunikation Konzerns. „Das betrifft mich selbst, mit der Öffentlichkeit schlichtweg und das betrifft auch unseren ablehnt, von Werbung einmal abge- Geschäftsbericht“, erklärte er den sehen. Oder den Zündkerzenkonzern versammelten Finanz- und Kommu- Bosch, über dessen preußisch- nikationsprofis. Die Belohnung für schwäbische Firmenkultur nur wenig die neue Münchener Offenheit: nach außen dringt. Platz eins im manager-magazin-Wett- Bei den großen börsennotierten bewerb „Der beste Geschäftsbericht“. Gesamtsieger: Konzernen war in der Vergangenheit Von Bomhard nannte auch den Münchener-Rück- stets ein Unternehmen aus Bayern Grund seiner Transparenzoffensive. Vormann Nikolaus Anwärter auf den Platz des obersten Gerade nach einem so „miserablen von Bomhard Geheimniskrämers: die Münchener Jahr“, wie es die Münchener Rück Rück. Elitär und verschwiegen be- hinter sich habe, sei es wichtig, in den trieben die Assekuranzmanager ihr Augen der Investoren glaubwürdig Geschäft lange Jahre weitgehend zu bleiben. Mehr noch: Verloren FOTOS: BERT BOSTELMANN BERT FOTOS: unter Ausschluss der Öffentlichkeit. gegangenes Vertrauen der Anleger Umso erstaunlicher, was Nikolaus müsse wieder aufgebaut werden. von Bomhard (48), seit Anfang dieses Von Bomhards Worte beschreiben Jahres Chef des weltgrößten Rück- eine Situation, in der sich viele deut- versicherers, anlässlich der Preis- sche Unternehmen derzeit wieder- verleihung des manager-magazin- finden. Nach einigen schwierigen managermagazin 10/04 137 Finanzmärkte Geschäftsberichte DIe Jury: (v. l.) Klaus R. Kirchhoff (Kirchhoff Consult), Xaver Die Gutachter: (v. l.) Die Professoren Eberhard Scheffler Zimmerer (Interfinanz), Elisabeth Weisenhorn (Weisenhorn (Hamburg), Jörg Baetge (Münster), Carl-C. Freidank (Ham- & Partner), Arno Balzer (mm), Christian Strenger (DWS) burg), Gisela Grosse (Münster), Rudi Keller (Düsseldorf) Jahren hat auch der zwischenzeit- Geprüft wird: Versorgen die Unter- Wunder: Wenn es spannend wird, liche Aufschwung an den Kapital- nehmen ihre Aktionäre mit allen mauern viele Unternehmen. „Die An- märkten die Lust der Investoren auf essenziellen Informationen? Werden gaben in den Prognose- und Risiko- Aktien kaum beflügeln können. Um wesentliche finanzielle Kennziffern berichten sind oft erschreckend den Glauben der Anleger zurück- und Informationen über die Unter- vage“, hat Baetge festgestellt. zugewinnen, scheint die Beziehungs- nehmensleitung genannt? Wird die Beispiel Aixtron: Der Aachener pflege zwischen den Konzernen und Fülle an Details prägnant und über- Anlagenbauer belässt es im Ausblick ihren Aktionären mehr denn je ange- sichtlich vermittelt? auf das kommende Geschäftsjahr zeigt. Und nichts hilft da besser, als Die gute Nachricht vorweg: Das bei 30 lapidaren Zeilen, ohne auch den Anlegern ein ehrliches Bild des Niveau der Reports steigt. Die inhalt- nur eine einzige Zahl zum erwarte- Unternehmens zu vermitteln. liche Qualität der Berichterstattung ten Umsatz oder Ergebnis zu nennen. Wie ernst es einer Aktiengesell- über das Geschäftsjahr 2003, so das Stattdessen erfährt der Leser Bana- schaft mit diesem Thema ist, zeigt Urteil von mm-Prüfer Professor Jörg les. Das Tec-Dax-Unternehmen wer- sich zuallererst am Geschäftsbericht. Baetge, hat sich gegenüber dem Vor- de die „Herstellung hoch komplexer Zeichnet er ein wahrhaftiges Bild der jahr leicht verbessert. Besonders die Materialien fortsetzen“. Firmenlage? Geht er offen auch auf Zwischenberichte, vor wenigen Jah- Ähnlich dünn sind häufig die für ungünstige Entwicklungen ein? Oder ren kaum mehr als dürftige Loseblatt- Aktionäre besonders interessanten dienen die Reports in erster Linie sammlungen, versorgen die Investo- Aussagen zu den Risiken, denen sich der Imageförderung, zeichnen sie mit ren mittlerweile mit allen nötigen die Unternehmensführung in den rosigen Worten ein Bild des Unter- Informationen über die Geschäfts- kommenden Geschäftsjahren ausge- nehmens, dass der Wahrheit besten- entwicklung der einzelnen Quartale. setzt sieht. Der im S-Dax notierte falls in Auszügen nahe kommt? Dennoch kommen die meisten Schweizer Filmrechtehändler High- Diesen Unterschied zwischen gu- Reports über die Durchschnittsnote light Communications verzichtet so- ten und schlechten Berichten zu „befriedigend“ nicht hinaus. Kein gar ganz auf einen Risikobericht. erkennen ist Aufgabe des mm-Wett- Es geht auch anders. Die Zeit- bewerbs. In einem aufwändigen Die Top Ten arbeitsfirma DIS, Sieger im Börsen- mehrstufigen Verfahren, das in seiner segment S-Dax, geht auf rund 15 Seiten Sorgfalt und Ausgewogenheit einzig- Die besten Geschäftsberichte aus allen ausführlich auf die Gefahren ein, die artig ist, werden die Jahresreports Börsenindizes (maximale Punktzahl: 100) dem Unternehmen drohen könnten. BOSTELMANN PETER SCHRÖDER, BERT FRANK FOTOS: von rund 200 deutschen und europäi- Rang Unternehmen Punkte Die prognostizierten Umsätze und schen Börsenfirmen durchleuchtet. 1. Münchener Rück 77,38 Ergebnisse sind für jeden Geschäfts- Vier wissenschaftliche Gutachter- 2. Henkel 75,05 bereich aufgeschlüsselt, mögliche teams analysieren Inhalt, Aussage- 3. BASF 72,42 Folgen einer anders als erwartet kraft, Gestaltung und sprachliche 4. Deutsche Lufthansa 70,12 verlaufenden wirtschaftlichen Ent- Qualität der Berichte. Eine Jury aus 5. RWE 70,05 wicklung werden genau quantifiziert. erfahrenen Praktikern hinterfragt 6. MAN 69,60 Vorbildlich auch die Münchener anschließend, ob die besten Reports 7. Beiersdorf 69,09 Rück. Anschaulich erläutert der Ge- aus jedem Börsensegment ein au- 8. DIS 69,08 samtsieger des mm-Wettbewerbs in thentisches Bild der Unternehmens- 9. HVB 69,04 seinem Risikobericht, welche Folgen situation widerspiegeln. 10. Volkswagen 68,83 unterschiedliche Entwicklungen an 138 managermagazin 10/04 Finanzmärkte Geschäftsberichte i Service den Aktien- und Anleihemärkten auf Analysen: Weiterführende die weltweiten Kapitalanlagen der Kommentare und Einzelanalysen Versicherungsgruppe haben. erhalten interessierte Leser unter Das war es dann aber auch schon den folgenden Adressen: fast mit den positiven Ausnahmen. Inhalt Geschäfts- und Viele Unternehmen halten es nicht Zwischenbericht: Professor für nötig, ihren Aktionären ein allzu Jörg Baetge, Universität Münster; detailliertes Bild der Firmenlage zu Fax: 02 51/7 18 44 06, E-Mail: vermitteln. Die Verweigerungstaktik [email protected] beginnt manchmal schon bei den Finanzkommunikation: Professor Basisinformationen. „In den Berich- Eberhard Scheffler, Uni Hamburg; ten über die Arbeit des Aufsichtsrats Fax: 0 40/41 99 32 00, E-Mail: fehlen teilweise wichtige Angaben“, eberhard.scheffl[email protected] moniert Professor Eberhard Scheffler, Professor Carl-Christian Freidank; der im mm-Wettbewerb den Bereich Fax: 0 40/4 28 38 67 14, E-Mail: Finanzkommunikation verantwortet. [email protected] So erfährt der Leser des Geschäfts- Gestaltung: Professor Gisela berichts von CeWe Color kaum mehr, Grosse, FH Münster; Fax: als dass sich der Aufsichtsrat des Ol- 02 51/8 36 53 76, Internetadresse: denburger Fotodienstleisters im ver- www.cci.fh-muenster.de gangenen Jahr viermal zusammenge- Sprache: Professor Rudi Keller, Uni funden hat. Das Kontrollorgan habe Düsseldorf; Fax: 02 11/8 11 52 30, dabei auch die eigene Arbeit auf ihre Internetadresse: www.phil-fak. Effizienz hin geprüft, berichtet CeWe uni-duesseldorf.de/rudi.keller Color stolz, und „entsprechende Schlussfolgerungen gezogen“. Wel- che, bleibt indes das Geheimnis der i Online Fotofirma. Wesentlich ausführlicher beschäf- Im Internet bekommen Sie weitere In- tigt sich der Düsseldorfer Stahlkon- formationen zum Wettbewerb. Unter zern ThyssenKrupp mit der Arbeit www.manager-magazin.de/ der Kontrolleure. Oberaufseher unternehmen/geschaeftsbericht/ Gerhard Cromme, nebenher Vorsit- finden Sie unter anderem die zender der Regierungskommission Kriterien der Gutachter. „Corporate Governance“, erläutert die Themen jeder einzelnen Sitzung des Kontrollgremiums und gibt Nur wenige deutsche Unterneh- zugleich einen Überblick über die menschefs sind bereit, den Aktionä- Arbeitsschwerpunkte der verschie- ren im Geschäftsbericht die genaue denen Aufsichtsratsausschüsse. Vergütung des Vorstands offen zu le- Die Stahlkocher lassen ihre Aktio- gen. Die meisten Firmen weisen lie- näre auch über einen anderen sehr ber daraufhin, bei dieser Empfehlung wichtigen Aspekt der Unterneh- des von Crommes Kommission ent- mensführung nicht im Unklaren: An- wickelten „Corporate Governance schaulich beschreibt ThyssenKrupp Kodex“ eine Ausnahme machen zu die Steuerungsgrößen,
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages8 Page
-
File Size-