Tausende Menschen aus allen Teilen Europas wurden zwischen 1939 Philipp T. Haase | Joey Rauschenberger und 1945 als Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter im ehemali- gen Landkreis Wasserburg a. Inn eingesetzt. Polnische Landarbeiter prägten das Bild der Stadt Wasserburg und ihrer Umgebung ebenso wie französische Handwerker oder in Molkereibetrieben eingesetzte Zwangsarbeit im „Ostarbeiterinnen“ aus der Sowjetunion. Diese Studie bietet nun an- Landkreis Wasserburg a. Inn hand von Quellenmaterial aus zahlreichen Archiven Zahlen und Ein- ordnungen zum Ausmaß des „Ausländereinsatzes“ im Altlandkreis. 1939–1945 Philipp T. Haase und Joey Rauschenberger spüren den alltäglichen Lebenswelten der ausländischen Arbeitskräfte und ihrer Arbeitge- Eine Geschichte des nationalsozialistischen ber nach und geben so der Zwangsarbeit in der Region ein Gesicht. „Ausländereinsatzes“ in Oberbayern Die vorgelegte Forschungsarbeit wurde von der Stadt Wasserburg a. Inn als wissenschaftliche Preisauslobung initiiert und gefördert. ISBN 978-3-947027-05-7 P. T. Haase | J. Rauschenberger: Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg a. Inn 1939–1945 Wasserburg Landkreis im Zwangsarbeit | J. Rauschenberger: Haase T. P. Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg a. Inn 1939–1945 Eine Geschichte des nationalsozialistischen „Ausländereinsatzes“ in Oberbayern Philipp T. Haase | Joey Rauschenberger Impressum: Philipp T. Haase | Joey Rauschenberger Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg a. Inn 1939–1945 Eine Geschichte des nationalsozialistischen „Ausländereinsatzes“ in Oberbayern Herausgeber: Stadt Wasserburg a. Inn/Stadtarchiv Veröffentlichungen des Stadtarchivs, Nr. 9 Eigenverlag der Stadt Wasserburg a. Inn, Wasserburg 2019 ISBN 978-3-947027-05-7 Satz/Umschlaggestaltung: Franziska Honer Druck: VERLAGSDRUCKEREI SCHMIDT Einbandfoto: Ausweis der sowjetischen Zivilarbeiterin Olerna K., in: Gemeindearchiv Obertaufkirchen, EAPL Nr. 162-1. Redaktion: Philipp T. Haase, Historiker Matthias Haupt, Stadtarchivar Franziska Honer, Museum Wasserburg/Stadtarchiv Wasserburg Joey Rauschenberger, Historiker Dieser Band der Reihe „Veröffentlichungen des Stadtarchivs“ darf, auch in Auszügen, nur mit Genehmigung der Autoren und des Herausgebers nach- gedruckt oder in elektronischen Medien verarbeitet werden. Für den Inhalt sind ausschließlich die Autoren verantwortlich. Anschrift des Herausgebers und der Schriftleitung (auch Vertrieb): Stadt Wasserburg a. Inn/Stadtarchiv, Kellerstraße 10, 83512 Wasserburg a. Inn, Telefon 08071/920369. Internet: www.stadtarchiv.wasserburg.de Schriftleitung: Stadtarchivar Matthias Haupt Teuflische Kräfte rissen uns aus der vertrauten heimischen Umgebung heraus und brachten uns nach Deutschland – in das „Finale der weltlichen Qual“. (Der sowjetische Zwangsarbeiter Waldemar Wolf, während des Krieges kurzzeitig in Wasserburg eingesetzt) Es geht nicht an, daß die Ausländer tun und lassen was ihnen behagt. (Die deutsche Bäuerin Anna Ortner, als sich eine bei ihr angestellte Ukrainerin beschwerte, dass sie geschlagen werde und keinen Lohn erhalte) INHALT Vorwort des Bürgermeisters ................................................... 8 Vorwort von Prof. Dr. Frank Engehausen ................................ 10 1. Einleitung ...................................................................... 12 2. Das nationalsozialistische Zwangsarbeitssystem: Zweck, Wesen, Strukturen und Akteure .......................... 20 2.1. Hintergründe des „Ausländereinsatzes“ ................... 21 2.2. Der Grundcharakter des NS-„Ausländereinsatzes“ ...24 2.3. Der „Ausländereinsatz“ im Zeitverlauf: Grundsatzentscheidungen und Großzäsuren ............ 25 2.4. Politische Zuständigkeiten im System der Zwangsarbeit .......................................................... 30 2.5. Die Ausländergruppen im nationalsozialistischen Rassenstaat: Hierarchien, Rekrutierungswege und Rechtsgrundlagen ................................................... 39 2.5.1. Polnische Zivilarbeiterinnen und Zivilarbeiter .... 41 2.5.2. Französische Kriegsgefangene ............................. 46 2.5.3. Sowjetische Kriegsgefangene .............................. 48 2.5.4. „Ostarbeiterinnen“ und „Ostarbeiter“ ................. 52 3. Umfang und Ausmaß des Elends: Zahlen zur nationalsozialistischen Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg ................................................... 56 3.1. Das Listenmaterial der Arolsen Archives: Eine zuverlässige Quelle? ........................................ 56 3.2. Zwangsarbeit – ein allgegenwärtiges Phänomen von Aham bis Zillham ..................................................... 65 3.3. Nationalität, Alter und Geschlecht: Männer, Frauen und Kinder aus allen Teilen Europas .............................. 69 3.4. Die andere Seite: Arbeitgeber in Landwirtschaft, Industrie und Handwerk .......................................... 82 4. Streiflichter aus dem Alltag des „Ausländer- einsatzes“ im Landkreis Wasserburg: Die Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in der deutschen Kriegsgesellschaft ....... 98 4.1. Lokale Ausgestaltung der Zwangsarbeit: Akteure und Organisationsprozesse vor Ort ..............99 4.2. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen: Unterbringung, Versorgung und Entlohnung ........... 112 4.3. Krankheit und Tod als Folgeerscheinungen des Mangels: Zu medizinischer Versorgung und Schwangerschaft ................................................... 159 4.4. Auswege aus der Ausweglosigkeit? Freitod und Flucht .................................................. 186 4.5. Einheimische und „Fremde“: Bilder, Kontakte und Beziehungen ........................ 208 5. In den Klauen der deutschen Strafverfolgungs- und Justizbehörden ............................................................ 224 5.1. Deutsche Frauen und französische Kriegsgefangene: Die Kriminalisierung der „Franzosenliebchen“ ........ 225 5.2. Polnische Landarbeiter vor dem Münchener Sondergericht ...................................................... 248 5.3. Polizeiarbeit im Kontext des „Ausländereinsatzes“: Der Wasserburger Gendarmerieposten ................... 270 6. Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg – Eine Nachgeschichte .................................................... 280 6.1. Nachkriegsbeziehungen zwischen Rache und rassistischer Kontinuität durch die Augen der Wasserburger Geistlichkeit .................................... 283 6.2. Entnazifizierung und Zwangsarbeit: Ignoranz statt Gerechtigkeit? ................................. 296 6.3. Trotz allem verbunden? Nachkriegskontakte und Annäherungen der Nachfahren............................... 312 6.4. Entschädigung und „Wiedergutmachung“. Ein abgeschlossenes Kapitel? ................................ 315 7. Zwangsarbeit im Landkreis Wasserburg a. Inn – Zusammenfassung und Ausblick .................................. 325 Anhang .............................................................................. 333 Quellen- und Literaturverzeichnis ....................................... 349 Quellen........................................................................ 349 Literatur ...................................................................... 355 Ortsregister ....................................................................... 370 Vorwort des Bürgermeisters Seit Jahren ist es der Stadt Wasserburg a. Inn ein großes Anliegen, die NS-Vergangenheit in der Region Wasserburg durch wissen- schaftliche Erinnerungsarbeit professionell aufzuarbeiten. Ausdruck dieser langjährigen Arbeit sind mehrere Beiträge in der „Heimat am Inn“ sowie die Erinnerungstafel im Altstadtfriedhof, die der im Alt- stadtfriedhof bestatteten und aller weiteren Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter gedenkt. Ferner wird demnächst am Heiserer- platz ein Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus eröffnet. Als weiterer wichtiger Schritt im Rahmen der Erinnerungsarbeit wurde ein Preis zur Erforschung der NS-Zwangsarbeit im Altland- kreis Wasserburg ausgelobt. Ergebnis dieser Preisauslobung ist das hier vorliegende Werk von Philipp T. Haase und Joey Rauschenber- ger, das zunächst das NS-Zwangsarbeitssystem im „Dritten Reich“ aufzeigt und Hintergründe und Zweck des „Ausländereinsatzes“ be- leuchtet. Anschließend werden Umfang und Ausmaß der NS- Zwangsarbeit im Altlandkreis Wasserburg dargestellt, wobei auch Alltag und Lebensbedingungen von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern streiflichtartig aufgezeigt werden. Insgesamt handelt es sich hier um ein wichtiges geschichtswissen- schaftliches Werk, das neben den Quellen aus dem Stadtarchiv auch Quellen auf Landes- und Bundesebene miteinbezieht. Ebenso wur- den einzelne Erkenntnisse aus den Umlandgemeinden sowie aus den Spruchkammerverfahren berücksichtigt. Für dieses interessante und sehr umfassende Werk möchte ich mich ausdrücklich bei Philipp T. Haase und Joey Rauschenberger sowie bei Herrn Stadtarchivar Matthias Haupt, der die Ausarbeitung fach- lich begleitete, bedanken. Durch ihre Einsatzbereitschaft und fun- dierte Arbeit konnten viele Erkenntnisse im Rahmen der städtischen Erinnerungsarbeit gewonnen werden. 8 Im Sinne von Max Mannheimers Zitat, Ihr tragt nicht die Verantwortung dafür, was geschehen ist, wohl aber dafür, dass es nicht mehr geschieht, kann nur jedem dieses wissenschaftliche Werk zur Lektüre empfoh- len werden. Michael Kölbl 1. Bürgermeister 22.08.2019 9 Vorwort von Prof. Dr. Frank Engehausen Die historische Forschung über den Nationalsozialismus und die öf- fentliche Erinnerung an das von Deutschen in den Jahren 1933 bis 1945 begangene Unrecht gehen nicht Hand in Hand, nehmen aber in vielfältiger Weise aufeinander
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