Die Italienische Reise Von Johann Wolfgang Von Goethe: Die Suche Nach Klassizität

Die Italienische Reise Von Johann Wolfgang Von Goethe: Die Suche Nach Klassizität

Corso di Laurea magistrale in Lingue e Letterature Europee, Americane e Postcoloniali Tesi di Laurea Die Italienische Reise von Johann Wolfgang von Goethe: Die Suche nach Klassizität Relatore Prof. Stefania Sbarra Laureando Rita Marchesin Matricola 816717 Anno Accademico 2012 / 2013 INHALT – Einleitung............................................................................... S.03 1 Chronologie von Goethes Italienischer Reise 1.1 Karlsbad bis auf den Brenner............................................. S.06 1.2 Vom Brenner bis Verona.................................................... S.07 1.3 Verona bis Venedig............................................................ S.09 1.4 Venedig.............................................................................. S.11 1.5 Ferrara bis Rom................................................................. S.14 1.6 Rom.................................................................................... S.16 1.7 Neapel................................................................................ S.20 1.8 Sizilien................................................................................ S.23 1.9 Neapel................................................................................ S.28 1.10 Zweiter römischer Aufenthalt............................................ S.30 2 Entstehung, Veröffentlichung und Textgestalt.................... S.42 3 Biographisches 3.1 Die plötzliche Abreise aus Karlsbad im September 1786... S.49 3.2 Das Inkognito..................................................................... S.53 3.3 Goethe und Frau von Stein…............................................. S.56 3.4 Goethes Beschäftigung mit Italien und seine Reisekonzeption....................................................... S.61 4 Goethes Aufzeichnungen während der Reise nach Italien und ihrer Umgestaltung in der Italienischen Reise............ S.66 5 Goethes Italienbild in Bezug auf die Klassik...................... S.75 5.1 Goethe und die Französische Revolution.......................... S.88 5.2 Die Propyläen..................................................................... S.93 5.3 Goethe und Winckelmann.................................................. S.96 5.4 Goethes Antiromantik......................................................... S.104 5.4.1 Antiromantische Elemente in Goethes Italienischer Reise........................................................... S.108 6 Goethes Erfahrung in Neapel und Sizilien 6.1 Neapel................................................................................ S.127 6.1.1 Der Vesuv und die ungeheure Natur............................... S.132 6.2 Sizilien................................................................................ S.141 6.2.1 Die Urpflanze................................................................... S.151 6.2.2 Die Urpflanze als Gegenbild des Irrationalismus............ S.157 – Literaturverzeichnis............................................................... S.160 EINLEITUNG Meine Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse der Italienischen Reise von Johann Wolfgang von Goethe. Dieses Werk ist von besonderem Interesse, weil Goethe eine neue Art der Italienwahrnehmung durch die Italienische Reise begründet hat. Sie ist das berühmteste Werk der deutschen Reiseliteratur und hat das Interesse der Deutschen an Italien entscheidend beeinflusst. Der erste Band der Italienischen Reise erscheint im Oktober 1816, der zweite im Herbst 1817 und der Abschnitt Zweiter Römischer Aufenthalt kommt erst in der Ausgabe letzter Hand im Jahr 1829. Goethe rekonstruiert seinen Aufenthalt anhand des Tagebuches der Italienischen Reise an Frau von Stein, aber auch anhand von verschiedenen Zeugnisse, zahlreichen Skizzen, Briefen und Aufzeichnungen dieser Zeit. Der so entstandene Reisebericht hat einen autobiographischen Charakter, weil nicht die objektive Beschreibung des bereisten Landes, sondern die Erfahrungen und Erlebnisse des Reisenden in Italien im Vordergrund stehen. Am Anfang des 18. Jahrhunderts hatte die Reiseliteratur eine enge Verbindung zwischen der Erforschung des geographischen Raumes und der ökonomischen Entwicklung. Außerdem reisten die Angehörigen des deutschen Bürgertums und Adels, um zu lernen. Mit ihren Reisen informieren sie über touristische Sehenswürdigkeiten, aber auch über soziale und politische Verhältnisse. Eine wichtige objektzentrierte Typologie der Reisebeschreibung ist der Viaggio per l'Italia (1740) von Johann Caspar von Goethe. Am Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt sich aber auch der Reisebericht mit Elementen der Empfindsamkeit. Die Italienische Reise von Johann Wolfgang von Goethe ist von einer Mischung von Diskurstypen gekennzeichnet. Aus diesem Grund ist es schwierig, sie in einem Modell und einer Gattung zu beschränken. Sie ist aber vor allem ein autobiografisches Werk. Ziel meiner Arbeit ist, es zu zeigen, dass Goethe wegen der 3 Entstehung der Romantik seine klassische Position klar machen will und er benutzt dieses Werk, um sie zu verbreitern. Im ersten Kapitel beschreibe ich die Etappen von Goethes italienischer Reise. Im zweiten Kapitel dieser Arbeit konzentriere ich mich auf die Entstehung und Veröffentlichung der Italienischen Reise von Goethe. Dieses Werk entsteht als Tagebuch für die geliebte Charlotte von Stein, aber es ist tatsächlich ein Alterswerk, weil Goethe es viele Jahre nach der ersten Abfassung veröffentlicht. Im Fokus des 3. Kapitels stehen die Gründe, die Goethes plötzliche Abreise aus Karlsbad verursacht und ihn nach Italien gebracht haben. Ich analysiere sein Verhältnis mit dem Herzog Karl August, mit seinen Weimarer Freunden und mit Frau von Stein. Dann beschreibe ich seine lebenslange Beschäftigung mit Italien. Goethe ist tatsächlich als erfahrener Reisender nach Italien gereist und hier hofft er, all das zu finden, was ihm in Weimar fehlt, und zwar Harmonie zwischen Leben und Kunst. Dank der Erfahrung in Italien findet Goethe sich selbst als Künstler wieder. Seit seinem ersten Aufenthalt in Rom spricht er tatsächlich über eine zweite Wiedergeburt. Sie ist dann das Thema, das Goethes Italienische Reise schließt, weil er erfährt, dass er selbst „zur Dichtung geboren“ ist. Goethe reist, weil er eine Erneuerung seines Lebens in Weimar bezweckt und die Reise nach Italien machte ihn tatsächlich zu einem neuen Menschen. Im 4. Kapitel meiner Arbeit beschreibe ich das Verhältnis zwischen Goethes Aufzeichnungen während der Reise und ihrer Umgestaltung in der Italienischen Reise. Zwischen Goethes Abreise aus Karlsbad (1786) und der Endfassung des Werkes (1816) ist tatsächlich ein Vierteljahrhundert vergangen und es ist viel passiert. Ich erkläre die Veränderungen der Perspektive von dem Reise-Tagebuch bis zur Italienischen Reise und eine Diskrepanz resultiert. Weiterhin ist das 5. Kapitel Goethes Klassik gewidmet. Hier handelt es sich um Goethes Position gegenüber der zeitgenössischen Kultur. 4 Goethe gehört zu der Weimarer Klassik und seine kulturelle Verwandtschaft mit Friedrich Schiller ist vor allem gegen die Stimmung der Zeit, und zwar gegen die Romantik. Das zentrale Dokument von Goethes klassischer Kunsttheorie und klassizistischer Kunstpolitik ist seine Zeitschrift Propyläen. Das Symbol der ersten Bekundung des neuen klassischen Formempfindens in Deutschland ist aber Johann Joachim Winckelmann. Ich beschreibe die Bedeutung dieses Manns für Goethe und seinen Einfluss auf Goethes Italienische Reise. Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht aber die Analyse der antiromantischen Elemente, die Goethe in seiner Italienischen Reise hinzugefügt hat. Mit meiner Arbeit will ich zeigen, dass der größte Unterschied zwischen den vermischten Briefen und der Italienischen Reise Goethes Absage an die Romantik ist. Seine Reise nach Italien ist tatsächlich die Reise eines Dichters auf der Suche nach Klassizität, weil er mit ungeheurer Zielstrebigkeit nur das, was seinen klassischen Konzept verteidigt, sieht und bewundert. Schließlich führe ich einen anderen interessanten Teil meiner Arbeit im 6. Kapitel ein. Nachdem ich Goethes naturwissenschaftliche Erfahrung in Sizilien und Neapel mit der anziehenden, aber ungeheuren Natur des Vesuvs beschrieben habe, erkläre ich die wichtige Metapher der Urpflanze. Sie ist das Symbol der harmonischen Evolution der Vegetation und der Einheit zwischen Kunst und Natur, die Goethe am Ende seiner italienischen Erfahrung erreicht. Außerdem stellt sie die Harmonie gegenüber dem Chaos der Französischen Revolution dar, die alles erschüttert hatte. Kein anderes Ereignis in seinem Leben als seine erste Reise nach Italien hat Johann Wolfgang von Goethe so enthusiastisch beschrieben. Bis heute wird die Italienische Reise als wichtiger Wendepunkt und Zäsur im Leben des Dichters angesehen. 5 1 CHRONOLOGIE VON GOETHES ITALIENISCHER REISE 1.1 KARLSBAD BIS AUF DEN BRENNER (vom 3. September bis zum 9. September 1786) Am 3. September um 3 Uhr morgens steigt Goethe allein und mit wenig Gepäck in eine Postkutsche in Karlsbad ein. Er informiert niemanden über seine Abfahrt. Um halb 8 Uhr erreicht er Zwodau bei Falkenau an der Eger in Böhmen und um 12 Uhr ist er in Eger. In Bayern sieht er das Stift Waldsassen und bei dieser Gelegenheit stellt er zum ersten Mal Betrachtungen über die Geologie und die Formation des Bodens an, der hier von den Wasserläufen beeinflusst ist. Am 4. September erreicht Goethe Regensburg, wo er das Ende der Oper Der lieblose Knecht und den Anfang des Trauerspiels Die sogenannte Menschenliebe im Jesuitenkollegium sieht. Diese Erfahrung beeindruckt ihn sehr, weil

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