
Thomas Hilberer Victor Hugo: Les Contemplations Struktur und Sinn Bonn 1987 (Phil. Diss. Universität Freiburg i. Br. 1986) © Thomas Hilberer 2 Cover und Impressum der 1987 veröffentlichten Fassung 3 I n h a l t Seite Einleitung 5 ERSTER TEIL: CHRONOLOGISCHE STRUKTUR 9 A. Allgemeines zum Aufbau von Les Contemplations nach den Datierungen in der Ausgabe 9 B. Die Daten im einzelnen: Tageszeit, Tag, Monat, Jahr; Vergleich der Manuskript-Datierungen mit den 21 Recueil-Datierungen (Umdatierungen) I. Tageszeit 21 II. Tag 21 III. Monat 27 IV. Jahr 32 C. Erster Lesedurchgang: Reihenfolge der Recueil-Datierungen 38 I. Vor Autrefois (18..) 38 II. Autrefois.1830-1843 41 1. Bis 1843 41 2. 1843 47 III. Aujourd'hui. 1843-1856. 50 1. 1844-1848 50 2. 1848-1852; chronologischer Gesamtaufbau; Lokalisierungen 52 3. 1852-1856 55 D. Allgemeines zu den Manuskript-Datierungen 71 E. Zweiter Lesedurchgang: Reihenfolge der Manuskript-Datierungen 74 ZWEITER TEIL: POSITIONELLE STRUKTUR 84 A. Allgemeines zum Aufbau von Les Contemplations nach der Position 84 B. Dritter Lesedurchgang: Reihenfolge der Position 85 I. Binnenteil 85 1. Tome I. – Autrefois. 1830-1843. 85 a. Livre Premier Aurore 85 b. Livre Deuxième L'âme en fleur Die Einheit der beiden Eingangsbücher 106 c. Livre Troisième Les luttes et les rêves 122 2. Tome II. – Aujourd'hui. 1843-1856. 151 a. Livre Quatrième Pauca meae 151 b. Livre Cinquième En marche 163 c. Livre Sixième Au bord de l'infini 183 4 II. Rahmen-Gedichte und Prosa-Vorwort 225 1. Rahmen-Gedichte 225 a. „Un jour, je vis“ 225 b. A celle qui est restée en France 227 2. Prosa-Vorwort 235 C. Struktur und Sinn von Les Contemplations in der Reihenfolge der Position 236 SCHLUSS: ENFANT [...] CONTEMPLER LES CHOSES, / C'EST FINIR PAR NE PLUS LES VOIR. 243 REGISTER 248 VERZEICHNIS DER BENUTZTEN LITERATUR 249 A. Texte Victor Hugos 249 I. Les Contemplations 249 1. Original-Ausgabe 249 2. Zitierte Ausgabe 249 3. Andere Ausgaben 249 II. Das Gesamtwerk 249 1. Gesamtausgabe 249 2. Teilsammlungen 249 3. Einzelwerke und Fragmente 249 B. Andere literarische, philosophische und historische Quellen 250 C. Darstellungen 251 I. Arbeiten über Victor Hugo 251 1. Über Les Contemplations 251 2. Über das Gesamtwerk 252 II. Andere literaturwissenschaftliche, linguistische, 253 kulturgeschichtliche und historische Darstellungen III. Nachschlagewerke 254 5 E i n l e i t u n g VICTOR HUGO: Les Contemplations1 – Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, einen Beitrag zu ihrem Verständnis zu liefern. Les Contemplations verstehen heißt mehr, als diese 158 Gedichte zu verstehen; denn die Gedichte bil- den ein Ganzes2, dessen Sinn durch die Einzel-Texte konstituiert wird, deren letzter Sinn sich wiederum nur auf dem Hintergrund des Gesamt-Sinnes enthüllt: „Les Contemplations“ sont un livre qu'il faut lire tout entier pour le comprendre. [...] Le premier vers n'a son sens complet qu'après qu'on a lu le dernier. Ce poème est une pyramide au de- hors, une voûte au dedans: pyramide du temple, voûte du sépulcre. Or, dans des édifices de ce genre, voûte et pyramide, toutes les pierres se tiennent. (Brief Hugos an E. Deschanel, 15. November 1855; cf. p. 74 – A 20) Evitons [...] les transpositions. D'ailleurs les pièces de ce diable de recueil sont comme les pierres d'une voûte. Impossible de les déplacer. (An N. Parfait, 12. Juli 1855, CFL IX, p. 1094)3 Bei allem Mißtrauen, das man Kommentaren von Schriftstellern über ihr eigenes Werk entgegenbrin- gen muß, ist damit mein Vorverständnis formuliert, das in mehreren Durchgängen durch das Ganze über- prüft werden soll: Der Sinn von Les Contemplations ist nicht von deren Struktur trennbar. Den Begriff der Struktur verwende ich in einfacher und eingeschränkter Bedeutung; die Metapher aus der Architek- tur („pierres d'une voûte“) meint „Aufbau“, „Gefüge“, „Anordnung“ der Gedichte.4 Sinn ist das, was die strukturell in diesem Ganzen zusammengefaßten Texte inhaltlich verbindet und was eine Interpretation von strukturellen Momenten ans Licht bringt (daß z.B. eine bestimmte Anzahl Stücke in einer bestimmten Reihenfolge in einem bestimmten der sechs Bücher zusammengeschlossen sind, stellt ein Strukturphäno- men dar, dem sich möglicherweise ein Sinn als gemeinsame oder Gesamt-Bedeutung zuordnen läßt – der sich veränderte, veränderte man die Reihenfolge der Gedichte). Letztlich sind Struktur und Sinn des Gan- zen untrennbar miteinander verknüpft – wenngleich die Untersuchung einmal mehr auf diese, einmal eher auf jene Seite ihr Haupt-Augenmerk richten darf -; das eine kann ohne das andere nicht sein, was für alles Sprachliche gilt.5 Noch einmal: der vorliegenden Arbeit geht es um praktische Hermeneutik; die Be- griffe „Sinn“ und „Struktur“ sind ihr nicht als solche und allgemein Ziel der Erkenntnis – wie bei einer methodologischen Untersuchung -, sondern Mittel, das Werk zu verstehen, Werkzeuge (Organon).6 Wenn wir diesen Struktur-Begriff auf Les Contemplations anwenden, so ergeben sich drei miteinander konkurrierende Ordnungs-Prinzipien, also drei Wege, auf denen wir das Ganze durchgehen können:7 1 Hugo an N. Parfait: „Je vous résiste pour 'Luttes et Rêves'; il faut 'les Luttes et les Rêves' ... l'article 'les' n'est pas indiffé- rent. Je dis 'Châtiments' et 'les Contemplations'. (Brief von 1855, zitiert nach M. Levaillant: „Tristesse d'Olympio“, p. 105). – Belege im Text und in den Anmerkungen enthalten Autor und ggf. Kurztitel sowie Seitenzahl. Ausführliche bibliographische Angaben siehe Literaturverzeichnis. 2 „Ein Ganzes ist, was Anfang, Mitte und Ende hat“ (Aristoteles: 'Poetik', VII, p. 55). Allerdings wurde diese Forderung nach Unvertauschbarkeit der Teile in erster Linie für das Drama gestellt, dessen Handlung sich ja in der Dimension der Zeit vollzieht. 3 Dagegen meint Hugo Friedrich: „Daß BAUDELAIRE die 'Fleurs du mal' als Bauwerk angeordnet hat, belegt seinen Abstand von der Romantik, deren lyrische Bücher bloße Sammlungen sind und in der Beliebigkeit der Anordnungen den Zufall der Ein- gebung auch formal wiederholen.“ ('Struktur', p. 40) – 'CFL' steht für die von Jean Massin herausgegebene 'Edition chronologi- que' der 'Oeuvres complètes' Victor Hugos (18 vol. – Paris: Le club français du livre, 1967-'70), nach der ich grundsätzlich zitie- re, mit folgenden Ausnahmen: 'Les Contemplations' nach der Ausgabe Léon Celliers (Classiques Garnier), welche ich fallweise an der Pariser Edition originale (v. inf., A 8) überprüft und korrigiert habe; das übrige lyrische Werk nach der Bernard Leuilliots ('Poésie'; 3 vol. – Paris: Seuil, 1972), die Romane nach der Henri Guillemins ('Romans'; 3 vol. – ibid., 1963) – beide in der Sammlung 'l'Intégrale' -; den 'William Shakespeare' nach der der 'Nouvelle bibliothèque romantique' (Bernard Leuilliot ed. – Pa- ris: Flammarion, 1973) und die 'Préface de Cromwell' nach der von Maurice Souriau. 4 Hugo Friedrich: „Seit DILTHEY hat sich, wie man weiß, der Terminus „Struktur“ in der Geisteswissenschaft, und somit auch in der Literaturwissenschaft eingebürgert. Aber seine Bedeutung ist eine verhältnismäßig einfache: er meint ein Gefüge, bei dem jeder Teil vom Ganzen her, das Ganze wiederum vom Zusammenstimmen seiner Teile aus sinnvoll wird. Am häufigsten spricht man von der Struktur eines einzelnen literarischen Werkes, und dies mit Recht, da ja ein solches Werk kein bloßes Aggregat ist.“ ('Strukturalismus', p. 82) – V. inf., p. 239 (dort die Fortsetzung des Zitats). 5 Der Reim (Struktur) beispielsweise bringt seine Wörter auch in eine inhaltliche Beziehung (Sinn). Cf. v.a. Jakobsons 'Lin- guistik und Poetik'. 6 Ganz ähnlich gebraucht sie Seebacher in 'Sens et structure des „Mages“'. 7 Wie einen Wald, durch den verschiedene Wege führen: „Continuez de me dire vos impressions à travers ce hallier de vers et de strophes où vous êtres si courageusement entré pour arracher les épines et combler les pièges à loups ou à lecteurs que les imprimeurs multiplient volontiers sous les pas des poëtes et du public.“ (Hugo an P. Meurice, 6. April 1856, 'CFL' X, p. 1232) 6 Die erste Lektüre wird gewöhnlich in der Reihenfolge statthaben, in der die Gedichte vom Autor in der Ausgabe angeordnet worden sind („Reihenfolge der Position“). Dabei wird eine zweite Ordnung (Struktur) offenbar werden und zu einem zweiten Lese-Durchgang einladen, der chronologisch vorgeht, den Datierungen der Texte folgt. Les Contemplations erscheinen so als fiktive Biographie, „les Mémoires d'une âme“ (Préface). Der Leser einer kritischen oder auch nur kommentierten Ausgabe schließlich mag die endgültigen Datierungen mit denen der Handschrift vergleichen und einen dritten Durchgang versu- chen, in dem er die Gedichte in der Reihung ihrer Manuskript-Datierungen liest. Diese letztere Leseweise unterscheidet sich von den beiden ersteren grundsätzlich dadurch, daß sie nicht vom endgültigen Text an- geboten wird und somit nicht Teil des Werkes bildet.8 Ich beginne mit einer Untersuchung der Chronologie, die sich aus den fiktiven und aus den hand- schriftlichen Datierungen ergibt und lese die Gedichte in diesen beiden Reihenfolgen (Erster Teil). Der Zweite Teil untersucht die positionelle Struktur und bietet eine Lektüre in dieser Ordnung. Dabei darf der Seitenumfang der einzelnen Kapitel durchaus als Indikator für die Ergiebigkeit des jeweils durchgeführ- ten Lese-Aspektes gelten: Während der Erste und besonders der Dritte Lesedurchgang enggefügte Struk- turen ans Licht bringen, bleiben die Ergebnisse der Lektüre in der kryptischen Anordnung um einiges da- hinter zurück. Mit Recht mag man einwenden, die Arbeit erfasse von ihrem Ansatz (Struktur-Begriff)
Details
-
File Typepdf
-
Upload Time-
-
Content LanguagesEnglish
-
Upload UserAnonymous/Not logged-in
-
File Pages263 Page
-
File Size-