2005, 31. Jahrgang

2005, 31. Jahrgang

Rundfunk und Geschichte 1– 2/ 2005 Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Informationen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv 31. Jahrgang Nr. 1–2/2005 Rundfunk Geschichte und Karl Rössel-Majdan und die Rundfunkforschung in Österreich Die »EBU Screening Sessions«: Wandlungen des europäischen Marktes für Fernsehprogramme »Die Welle der Freude«. Die neuen Programmangebote des NWDR auf UKW in den 50er Jahren und ihre Nutzung. Kultregisseur Michael Powell und sein Ballettfi lm »Der Zauberlehrling« Rezensionen Bibliografi e Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk und Geschichte Zitierweise: RuG – ISSN 0175-4351 Redaktion: Claudia Kusebauch Christoph Rohde Steffi Schültzke Hans-Ulrich Wagner Rundfunk und Geschichte 31 (2005) 05 Inhalt 31. Jahrgang Nr. 1–2/2005 Aufsätze Claudia Kusebauch Mediengeschichte zwischen Kultur und Theodor Venus Technik – Tagungsbericht 47 Karl Rössel-Majdan und die Rundfunkforschung in Österreich 1950–1966 05 Rezensionen Christian Henrich-Franke Die »EBU Screening Sessions«: Wandlungen Peter Marchal: des europäischen Marktes für Fernsehprogramme Kultur- und Programmgeschichte 1963 – 1985 17 des öffentlich-rechtlichen Hörfunks in der Bundesrepublik Deutschland. Konrad Dussel (Ansgar Diller) 49 »Die Welle der Freude«. Die neuen Programmangebote des NWDR auf UKW Markus Moke: in den 50er Jahren und ihre Nutzung. 26 En Campaña. Wahlkampf in Chile zwischen Modernität und Tradition. (Henrike Viehrig) 49 Dokumentation Antje Eichler: Harald Keller Protest im Radio. Die Berichterstattung In Kooperation mit dem NWDR-Fernsehen: des Bayerischen Rundfunks Kultregisseur Michael Powell und sein Ballettfi lm über die Studentenbewegung 1967/1968. »Der Zauberlehrling« von 1954 36 (Wolfram Wessels) 51 Evan Wright: Miszellen Generations Kill. Devil Dogs, Iceman, Captain America, and the New Face Thomas Beutelschmidt of American War. (Generation Kill: das Das literarische Fernsehen. neue Gesucht des amerikanischen Krieges) Tagungsankündigung 40 (Oliver Zöllner) 51 Oliver Zöllner Rainer Schützeichel: »Raoul Duke«, »Dr. Gonzo«: Zum Tod Soziologische Kommunikationstheorien. von Hunter S. Thompson (1937–2005) 40 (Sascha Trültzsch) 52 Rüdiger Steinmetz Christoph Classen: Teufl isch gut: mephisto 97.6, das universitäre Faschismus und Antifaschismus. Leipziger Lokalradio wird zehn 42 Die nationalsozialistische Vergangenheit im ostdeutschen Hörfunk 1945–1953. Steffi Schültzke (Edgar Lersch) 53 Screen-studies conference in Glasgow. Tagungsbericht 44 Simone Tippach-Schneider: Tausend Tele -Tips. Das Werbefernsehen Christoph Rohde der DDR 1959 bis 1976. Giftspinne im Äther. Studie zum NDR und (Rainer Gries) 55 dem Ministerium für Staatssicherheit 45 Heimo Godler u.a.: Hans-Ulrich Wagner Vom Dampfradio zur Klangtapete. Neuer Arbeitskreis Mediengeschichte Beiträge zu 80 Jahren Hörfunk in Österreich. in der Gesellschaft für (Theodor Venus) 56 Unternehmensgeschichte GUG 46 02 Rundfunk und Geschichte 31 (2005) Margit Fröhlich/Hanno Loewy/ Daniel Krausnick: Heinz Steinert (Hrsg.): Das deutsche Rundfunksystem unter Lachen über Hitler – Auschwitz-Gelächter? dem Einfl uss des Europarechts Filmkomödie und Holocaust. (Dietrich Schwarzkopf) 67 (Christoph Classen) 58 Ronald Kurt: Christiane Fritsche: Hermeneutik Vergangenheitsbewältigung im Fernsehen. (Anja Peltzer) 69 Westdeutsche Filme über den Nationalsozialismus in den 1950er und 60er Jahren. Claudia Fraas/Michael Klemm (Hrsg.): (Edgar Lersch) 60 Mediendiskurse (Thomas Wilke) 70 Hörspiel 1952–1953 (Wolfram Wessels) 61 Klaus Arnold, Christoph Classen (Hrsg.): Zwischen Pop und Propaganda. Radio in der DDR Andreas Hepp, Friedrich Krotz, Carsten Winter: (Ansgar Diller) 71 Globalisierung der Medienkommunikation. (Oliver Zöllner) 62 Bibliografi e Jost-Arend Bösenberg: Die Aktuelle Kamera (1952 – 1990) Zeitschriftenlese 91 (1.7. – 31.12.2004) (Tilo Prase) 63 (Rudolf Lang) 72 Albert Kümmel u.a.: Einführung in die Geschichte der Medien Mitteilungen des Studienkreises Rundfunk (Konrad Dussel) 64 und Geschichte Internet-Rezension: Webangebote zum 60. Jahrestag des Kriegsendes (Thomas Wilke/Claudia Kusebauch) 65 Inhalt 03 Autoren der längeren Beiträge Dr. Konrad Dussel, geb. 1957, ist apl. Professor für Neuere Geschichte an der Universität Mannheim und freiberufl icher Historiker. Forschungsschwer- punkte bilden die Medien- und vor allem Rundfunk- geschichte sowie die südwestdeutsche Lokal- und Regionalgeschichte. Zahlreiche Veröffentlichungen, zuletzt: Deutsche Tagespresse im 19. und 20. Jahr- hundert (Münster 2004), Deutsche Rundfunkge- schichte (2. Aufl age, Konstanz 2004). E-Mail: [email protected] Christian Henrich-Franke, geb. 1975, wissenschaft- licher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Universität Siegen. Forschungsschwerpunkte bilden die Kommunika- tions- und Rundfunkgeschichte, die europäische Integration und die Geschichte der internationalen Beziehungen. E-Mail: [email protected] Harald Keller, geb. 1958, freier Journalist und unbe- stallter Medienwissenschaftler. Seminarveranstal- tungen u. a. zu programmgeschichtlichen Themen. Mehrere Veröffentlichungen, zuletzt: »Lieferbetrie- be und Informationsmakler – TV-Kritik als Handels- ware von Agenturen und Textfabriken«. In: Gerd Hallenberger und Jörg-Uwe Nieland (Hrsg.): Neue Kritik der Medienkritik. Köln 2005. E-Mail: [email protected] Dr. Theodor Venus, geb. 1952, Studium der Pu- blizistik- und Kommunikationswissenschaft und Soziologie in Wien. Langjähriger Lehrbeauftrag- ter für Kommunikationsgeschichte der Universitä- ten Wien und Salzburg sowie Mitarbeiter der Ös- terreichischen Historikerkommission (1999–2002). Zur Zeit freier Wissenschaftler und Kommunikati- onshistoriker. E-Mail: [email protected]. Rundfunk und Geschichte 31 (2005) 05 Theodor Venus Karl Rössel-Majdan und die Rundfunkforschung in Österreich 1950–1966 Die folgende Darstellung behandelt die Bemühun- anwalt Jakob Kastelic an, in dessen »Österreichi- gen des Kulturwissenschaftlers und Pädagogen Karl schen Freiheitsbewegung« er bald eine führende Rössel-Majdan, die Erforschung des Rundfunks im Funktion spielte. So beschädigte er im Juli 1939 eine Rahmen des damaligen Wiener Instituts für Zeitungs- Gedenktafel, die zum Gedenken an die nationalso- wissenschaft als neue Forschungsrichtung heimisch zialistischen Teilnehmer am Juliputsch des 25. Juli zu machen. Da die Darstellung dieser bisher unbe- 1934 angebracht worden war. Wenig später wurde kannten Episode sich wesentlich auf Dokumente aus sein Bruder Viktor als Soldat wegen negativer Äu- seinem Nachlass stützt,1 soll der Beitrag der Erinne- ßerungen über den Kriegsverlauf verhaftet, vor Ge- rung an den im August 2000 verstorbenen Karl Rös- richt gestellt und ins KZ Emsfelde verbracht; er starb sel-Majdan gewidmet sein. 1944 in KZ-Haft. Im Oktober 1940, nach dem Auf- fl iegen der Widerstandszelle, wur- de die gesamte Führung der Grup- Biographisches pe – Kastelic, Rössel-Majdan und andere – verhaftet. Kastelic wurde Karl Rössel-Majdan wurde am 1944 hingerichtet, er selbst zu zehn 2. Dezember 1916 als Sohn von Jahren Zuchthaus verurteilt.4 Karl Rössel-Majdan und Marga- rethe, geborene Soldan, in Wien Nach seiner Entlassung aus der geboren. Sein Vater, der sich im Haft trat er im Januar 1946 in die Ersten Weltkrieg als Artillerieoffi - wissenschaftliche Abteilung von zier an der russischen Front bei Radio Wien ein. Alphons Übel- Lemberg durch besondere Tap- hör, den er aus der gemeinsa- ferkeit ausgezeichnet und dafür men Widerstandstätigkeit in der den Maria-Theresien-Ritterorden Gruppe Kastelic kannte und der erhalten hatte, war als Professor inzwischen Mitglied der Öster- an der Staatsakademie für Mu- reichischen Volkspartei (ÖVP) sik tätig. Wegen seiner öffentlich Karl Rössel-Majdan (1916–2000) war, hatte eine Empfehlung aus- bekundeten patriotischen Einstel- gesprochen. Im Dezember 1947 lungen und seiner gegen Hitler gerichteten Stellung- übernahm Rössel-Majdan außerdem die provisori- nahmen, wurde er sofort nach dem 11. März 1938 sche Leitung des Personalreferats und war in dieser entlassen und ‚in Schutzhaft‘ genommen. Er starb Funktion an der Anwendung des NS-Verbotgesetzes 1948. 2 Sein Sohn Karl, der das Akademische Gym- und der Ausarbeitung mehrerer Kollektivverträge be- nasium in Wien und im Kärntnerischen St. Paul ab- teiligt. Im November 1950 erfolgte die Ernennung zum solvierte, erhielt durch ihn »eine strenge, auf Moral stellvertretenden Direktor. Anfang Januar 1951 wurde und vielseitige geistige Ausbildung gerichtete Erzie- er nach einem Konfl ikt zwischen zwei Nachrichtenre- hung«.3 Das danach begonnene Jurastudium wurde dakteuren, in die er hineingezogen wurde, sowie auf- durch die Einberufung zum österreichischen Bundes- grund von Differenzen über seine Kompetenzen als heer (Reserveoffi zier) zeitweise unterbrochen. Schon Personalreferent abgelöst und in die Wissenschafts- als Jurastudent betätigte er sich politisch in der von abteilung zurückversetzt.5 Seit 1948 war er auch als Kurt von Schuschnigg angeführten Vaterländischen Herausgeber des in vier Sprachen erscheinenden Front. Aufgrund der bekannt antifaschistischen Hal- Magazins »Freude aus Wien« und als Volksbildner tung seines Vaters erfuhren auch er und sein Bruder tätig. Politisch engagierte sich Rössel-Majdan nach Viktor nach dem ‚Anschluss‘ Österreichs Zurückset- Kriegsende in den 40er Jahren in der von ihm ge- zung im Fortgang des Studiums, das er im Sommer meinsam mit Raoul Bumballa gegründeten Demo- 1939 mit dem Doktorat abschloss. kratischen Union.6 Im Februar 1949 erwarb er sein zweites

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