Bad Alchemy 62

Bad Alchemy 62

BAD ALCHEMY 62 1 INHALT: 3 THE BED OF ROSES - THE CROWN OF THORNS: VAN DER GRAAF GENERATOR 5 KAUFMANN - DE JOODE - GRATKOWSKI 6 BREWED BY NOON 8 UNIVERS ZERO 10 THE THREE HEARTS OF 2 FOOT YARD 12 HUMBLE GRUMBLE - NEO 13 AVANTI, PROGS AND FREAKS: ALTROCK 13 - CUNEIFORM 14 - MARKUS STAUSS & FAZZUL 16 - RUNE GRAMMOFON 18 19 !!!! WHEN - CONTRAST OCCUPY HIM 22 OVER POP UNDER ROCK OUTER LIMITS: DEKORDER 22 - ETUDE 23 - HINTERZIMMER 24 - N & B RESEARCH 27 - LUKAS SIMONIS 29 - STAUBGOLD 30 - ZAREK 31 - A - Z 32 25 !!!! DANIEL KAHN & THE PAINTED BIRD 26 !!!! METALYCÉE 35 NOWJAZZ, PLINK & PLONK: AMBIANCES MAGNETIQUES 35 - CREATIVE SOURCES 36 - EMANEM 39 - ESP 40 - ALFRED HARTHS LAUBHUETTE 44 - INTAKT 46 - LEO 49 - PSI 51 - VICTO 52 - A - Z 53 43 !!!! FULL BLAST 62 BEATS, BRUITS, SOUNDS & SCAPES: 12K 66 - EMPREINTES DIGITALES 67 - FIREWORK EDITION 68 - MEGO 69 - OLOF BRIGHT 70 - TOUCH 71 - TRUMN 72 - WAYSTYX 73 - A - Z 75 62 DAPHNE ORAM - KOMPONIEREN WIE EINE MALERIN 86 SCHRECKGESPENST WELTNIVEAU - LES YEUX DE LA TÊTE BAD ALCHEMY # 62 (p) April 2009 HERAUSGEBER UND REDAKTION Rigo Dittmann (rbd) (VISDP) REDAKTIONS- UND VERTRIEBSANSCHRIFT R. Dittmann, Franz-Ludwig-Str. 11, D-97072 Würzburg [email protected] – www.badalchemy.de MITARBEITER DIESER AUSGABE: Michael Beck, Andreas Leikauf [Coverillustration], Ingo Techmeier, Guido Zimmermann BA sagt allen freiwilligen und unfreiwilligen Mitarbeitern herzlichen Dank Alle nicht näher gekennzeichneten Texte sind von rbd, alle nicht anders bezeichneten Tonträger sind CDs, was nicht ausschließt, dass es sie auch auf Vinyl oder als Digital Download gibt BAD ALCHEMY erscheint ca. 3 mal jährlich und ist ein Produkt von rbd Zu BA 62 erhalten Abonnenten die Debut-CD von ERSTE STUFE HAIFISCH Als back-issues noch lieferbar - Magazin mit 7" EP: BA 33, 35 bis 42 nur Magazin: BA 43, 46, 55, 57 - 61 Leseproben: http://stefanhetzel.de/esszumus.html; www.zunderderblog.de Die vergriffenen Nummern BA 44 & 47 - 54, 56 gibt es als pdf-download auf www.badalchemy.de ......................................................................................................................................................................... Preise inklusive Porto Inland: BA Mag. only = 4,- EUR Back-issues w/CD-r = 8,- EUR Abo: 4 BA OHNE CD-r = 15,- EUR°; Abo: 4 x BA w/CD-r = 27,80 EUR* Europe: BA Mag only = 6,- EUR Back-issues w/CD-r = 12,- EUR Abo: 4 x BA WITHOUT CD-r = 26,- EUR°°; Abo: 4 x BA w/CD-r = 40,- EUR ** overseas: BA Mag only = 6,- EUR Back-issues w/CD-r = 15,- EUR Abo: 4 x BA WITHOUT CD-r = 26,- EUR°°; Abo: 4 x BA w/CD-r = 54,- EUR*** [° incl. 3,40 EUR / * incl. 5,80 EUR / °° incl. 12,- EUR / ** incl. 18,- EUR / *** incl. 32,- EUR postage] Payable in cash or i.m.o. oder Überweisung Konto erfragen unter [email protected] 2 All that we see illusory / every assumption based on blind faith alone.... Mit diesem Introitus begann mei- ne zweite Messe in der Church of Peter Hammill. Es sind Zeilen aus ‚Interference Patterns‘ einem von fünf Songs aus Trisector, der letzten VdGG-CD, die diesen Abend prägten - ‚Lifetime‘, ‚All that Before‘, ‚Over the Hill‘ und ‚(We Are) Not Here‘ waren die an- deren. Es war ein Abend, der dem Spruch ‚vom Re- gen in die Traufe‘ total widersprach. Im strömenden THE BED Regen gekommen, sorgte das Wiedersehn mit wei- teren Hammill-Motten gleich schon für Hallo. Und als dann der 60-jährige Schlacks in Weiß ins Mikro- OF ROSES phon zu krähen beginnt, dass It takes a lifetime to unravel all the threads / that have tied us in our webs of tourniquet. It takes a lifetime to unlearn all THE CROWN that you know / to return the things you burrowed for a day, dann klingt das nicht nur, als wüsste er, wovon er singt, es ist der erste Tropfen eines Eu- OF THORNS phorisiakums von ganz besonderem Reiz. Den Auf- takt und das Finale bestreitet Hammill am Piano - ich sehe nur seine Finger - , alles dazwischen mit der Gitarre - voll in meinem Blickfeld. VdGG insze- VAN DER GRAAF GENERATOR niert einen durchgehenden Flow, der nur alle Vier- im Colos-Saal, Aschaffenburg, telstunden Luft lässt, durch Beifall Amen zu dieser 23. Jan. 2009 Predigt zu sagen. Hammill, der Orgler Hugh Banton und Drummer Guy Evans wühlen und mahlen, sie riffen und kneten den musikalischen Stoff so instän- dig, dass es leicht fällt, ach was, dass es gar nicht anders möglich ist, als mit langem Atem gebannt zu folgen bis zu den Reprisen. Und dabei nach den Mo- menten zu gieren, wenn Hammill weitere Strophen croont, die Strophen von ‚Scorched Earth‘, ‚Lem- mings‘ und ‚La Rossa‘, Klassiker des VdGG-Kanons aus den 70ern, und entsprechend von der Gemein- de begrüßt, die sich zwar nicht wie Lemminge, aber doch wie Heringe im Colos-Saal drängt. Die alten Lieder sind umarrangiert für das Rocktrio, das an- fangs beargwöhnt wurde als amputierte VdGG-Ver- sion und weil es Progpathos fast so rotzig wie Post- punk performt. Aber gerade dadurch blieb VdGG sich treu (im Biermannschen Sinn). 3 Die jazzig geschmeidige Dynamik von Evans liefert, durchsetzt mit seinen markanten Kuhglockenschlägen, ständig vexierende Muster aus grob und fein und erntet nur verwunderte Blicke, als er einen Backbeat trommelt, bis Kenner das als das reggaeeske ‚Meurglys III‘ erkennen. Banton ist der ‚Diener‘, den sich jeder ‚Herr‘ nur wün- schen kann, er ist immer da und denkt immer mit, mit hörbarer Lust an einem vollen Sound, der einen Bass erst gar nicht vermissen lässt. Hammill selbst dient dem, was er zu sagen versucht, mit einer Stimme, die mit dem Alter, ohne Edelschmelz, nur intensiver und noch ‚wahrer‘ geworden ist. Hager wie Peter O‘Toole, existenzialis- tisch wie einer von Joseph Conrads Helden, aufs nackte Trotzdem reduziert. Es gibt bei ihm kein performatives oder deklamatorisches Beiwerk, nur dieses Trotz-alledem, das er wie gegen den Wind ins Mikrophon diktiert. Mit dem dann wieder aktuellen ‚Over the Hill‘, Hammills tale of boom and bust, ist man weiterhin mitten im Zentrum seines Lebenswerkes. Wenige geben so glaubwürdig den vom Le- ben Gebeutelten, der am Steuer seiner Nussschale, im Ausguck sei- nes Narrenschiffs, Haltung bewahrt. Head on into the wind, on a heavenly mission, / try to play with the spin while we burn in our hearts; / although we know we'll never win we're still learning our lessons in the dark. Wem sonst nimmt man ‚(We Are) Not Here‘ ab, das bei Licht betrachtet ein Gebet ist? We are not here again. / (No way to know that when) / We are not here again. / (there is no now in then). Danach sind dann die Herzen weich geknetet für Hammills ul- timative Wahrheit, für ‚Man Erg‘, das Lied vom Killer und den Engeln in uns, ein Geniestreich, ein De profundis, bei dem selbst notorische Raucher und Bierholer an Hammills Lippen hängen und vor Gloom und Doom die ansonsten freche Stirn neigen. Denn an Narren herrscht kein Mangel und drum gibt es als Rausschmeißer den ‚Nutter Alert‘. Mann Mann Mann, ich versteh von Kunst nur einen Dreck, aber wenn ich einem begegne, der einst freien Eintritt ins Pa- radies haben wird, dann merk ich das. Fotos: Luca Fiaccavento 4 KAUFMANN – DE JOODE – GRATKOWSKI Trotz des Datums Freitag, der 13. Februar, und trotz der Schneekonfettiparade – haben wir einen Krieg gewonnen? – war der kleine Kreis, der den Weg ins KULT Niederstetten fand, wohin die Club w 71-Jazz-Aktivitäten diesmal verlegt waren, nicht so klein wie befürchtet. Der Aachener Achim Kaufmann braucht nämlich, als der linke Flügel eines rheinländisch-niederländischen NowJazz-Trios, ein Piano. Mit seinem kecken Schopf und mit schwarzem Hemd wirkt der Pianist, der solo oder zu- sammen mit Michael Moore, John Schröder, John Hollenbeck, Dylan van der Schyff, Wolter Wierbos zu den Eigenwilligsten der Szene gehört, für seine 48 Jahre gleich- zeitig brav und bubenhaft. Dazu passt, dass er in seiner Verspieltheit allen Ernstes keine Miene verzieht. Er grapscht immer wieder ins Innenklavier und durch schep- pernde Gegenstände und indem er Saiten blockiert, erfindet er quasi Cage’sche In- terludes. Verbeulte und gedämpfte Töne sind aber allgemein Trumpf. Wie Frank Gratkowski an Bassklarinette, Klarinette und Altsaxophon züllt, faucht und ploppt, wobei er wie ein unflügger Lämmergeier mit den Ellbogen flattert, das zieht einige Augenbrauen nach oben. Der designerbebrillte James Choice Orchestra-Musiker und Partner von Wolter Wierbos, Dieter Manderscheid, Gerry Hemingway liefert, ohne Schuhe, inständige Lippenbekenntnisse zu den kakophonen Ecken und Enden des Klangspektrums. Anders als seine Flügelmänner lässt sich Wilbert de Joode, der ers- te Kontrabassist, den ich auf einem Barhocker spielen sehe, seine Spielfreude auch anmerken. Der knorrige Amsterdamer Eisengraukopf, mit Referenzen wie der Bik Bent Braam und einem Trio mit Cor Fuhler & Han Bennink, schrappt die Saiten wie ein Flamencogitarrist und sägt sie, dass der Bogen zunehmend Haare lässt. Er sorgt, nach einem geräuschhaft spritzigen Auftakt – optische Assoziation: Pollock - und ei- ner noch geräuschhafteren Exkursion entlang der Hörschwelle mit allen Tricks modi- scher Mikrophonie, für den ersten Höhepunkt des Abends - durch einen gestrichen Halteton, den Gratkowski Ton in Ton mitbrummt, während Kaufmann bunte Miro’sche Figürchen dazu zeichnet. Immer begierig nach markanten Effekten und urigen Lau- ten – Fausthiebe auf den Korpus, federnde Bogenschläge auf die Saiten, Gekratze zwischen gezerrten Saiten und unterhalb des Stegs etc. - , scheut de Joode sich nicht, auch extra simple Muster zu weben oder einfach sonor zu knurren. Nach der Pause entfalten die Drei aus dem Stegreif eine längere Suite, mit der sie mit ihren un- orthodoxen Spieltechniken die KULT-Besucher mal nach Liliput, mal nach Donau- eschingen teleportieren. Wenn Gratkowski auf der Klarinette ein paar Takte flott sprudelnden Jazz anstimmt, muss das genügen, um zu zeigen, wovon sich diese Im- provisationskunst abhebt, wenn sie auf Noten pfeift und dafür sich alles Mögliche he- rausnimmt.

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