Friede Findet Tausend Wege

Friede Findet Tausend Wege

Friede findet tausend Wege 100 Jahre Versöhnungsbund Internationaler Versöhnungsbund/Deutscher Zweig (IVB) International Fellowship of Reconciliation (IFOR) Ein Lesebuch ausgewählt von Thomas Nauerth in Zusammenarbeit mit Thomas Bühler und Hannah Nau- erth Inhaltsverzeichnis: Geleitwort Matthias-W. Engelke Einleitung Thomas Nauerth Max Josef Metzger, Mensch unter Menschen I Versöhnungs- und Friedensarbeit A) Anfänge und Aufgaben Erinnerungen an die Anfänge des IVB Muriel Lester Ein Bekenntnis zu Siegmund-Schultze. Als ehemaliger Feldgeistlicher im Versöhnungsbund Hermann Hoffmann Versöhnung mit dem Feind Gerold Jaspers Praktische Friedensarbeit deutscher Frauen im Weltkriege Elisabeth Rotten Pazifismus und Ökumene. Der Weltbund für internationale Freundschaftsarbeit der Kirchen 1914 – 1948 Christa Stache Aus den ersten Tagen des Versöhnungsbundes Walter Koch B) Erfolge und Erfahrungen Kriegsdienstverweigerer - Zeugen einer Welt der Brüderlichkeit Jean Goss Erna Hintz-Vonthron, Nimm nicht das Schwert Martin Luther King - ein Vorkämpfer der gewaltfreien Revolution Hans Gressel Der Weg des gewaltlosen Widerstandes Bayard Rustin Deutsch-Polnische Versöhnung Thomas Nauerth Wiedersehen mit Polen Wanda Hayman Erfahrungen auf den Philippinen und anderswo Hildegard Goss-Mayr Israel und Palästina im Oktober 2006 – Eindrücke einer Reise Clemens Ronnefeldt "Ein Floh macht einem Löwen oft mehr zu schaffen als ein Löwe einem Floh" Rudolf Albrecht N.N., Ich glaube nicht an das Recht des Stärkeren C) Zeugnis und Widerstand (1933-1945) Gefahrvoll leben! Der deutsche Versöhnungsbund im „Dritten Reich“ Wilhelm Mensching Meine erzwungene Ausreise 1933 Friedrich Siegmund-Schultze Verteidigungsrede an die Gestapo Nikolaus Ehlen Heinz Kloppenburg und Pfarrer Karl Steinbauer Fritz und Yeil von Herrmann Ein gutes Gespräch Martin Hiller Brief an die Mutter Hermann Stöhr Brief an die Schwester Hermann Stöhr Kleine Autobiographie Max Josef Metzger Mensch im Zeitalter der Unmenschlichkeit: Elisabeth von Thadden Irmgard von Lohe II Arbeit an einer Kultur der Gewaltfreiheit A) Theologisches Über die Bergrede Eberhard Arnold Jesus und die Politik Wilhelm Mensching Wir Christen und der Friede Martin Niemöller _____ „Assur kann uns nicht retten...“ Theo-anthropologische Voraussetzungen der gewaltfreien sozialen Verteidigung Egon Spiegel Die Herausforderung zur Liebe G. H. C. Macgregor Gewaltloser Widerstand Hannes de Graaf Die Verheißung unserer Zeit Heinz Kloppenburg Thomas Bühler, Entfeindungshymne B) Theoretisches Herausforderung Gewalt Hannes de Graaf Globalisierung und lokaler Aufbau der gewaltfreien Aktion. Versuch einer Zwischenbi- lanz Theodor Ebert Gewaltfreiheit als Kunst des Lassens Ullrich Hahn Mit Gütekraft mehr Freiheit, Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und Menschlichkeit verwirk- lichen Martin Arnold Zum Weltverständnis gewaltfreien Handelns Thomas Nauerth Über Theorie und Praxis des gewaltlosen Kampfes. Bedingungen für das Gelingen einer gewaltlosen Aktion André Trocmé Versöhnung Ullrich Hahn D) Praktisches Pastor Mensching, dem Gründer des Freundschaftsheimes zum Gedächtnis Hans Gressel Wirtschaft und Frieden Gerold Jaspers Auf der Baustelle für die Stadt auf dem Berg. In Erinnerung an Willi Haller (1935 - 2004) Ullrich Hahn Wie können Ravioli Geborgenheit geben? Das “Nudelhaus” in Trossingen Michael Schmid Was hat Friedensarbeit mit BIO-Landbau zu tun? Hans-Hartwig Lützow Adressen Geleitwort Matthias-W. Engelke Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes/Deutscher Zweig In diesem Lesebuch erfahren wir vom Wirken des Geistes des Friedens und der Versöhnung in Südafrika, Nordamerika, in den Philippinen, Deutschland und in Polen. Wir erleben die Zeit des Aufbruchs nach dem 1. Weltkrieg und in den Jahren vor und nach der gewaltfreien Revoluti- on 1989 in der DDR. Es ist die Rede von Dürrezeiten wie die Jahre wäh- rend der Nationalsozialistischen Unterdrückung. Aber auch hier werden wir Zeuge von mutigen Menschen: Wir hören von Hermann Stöhr, dem Kriegsdienstverweigerer, der hingerichtet wurde; von einer subversiven Publikationsreihe während der Nazi-Diktatur (Biografien gewaltfrei le- bender Menschen unter dem – in Zeiten des Rassenwahns – pfiffigen Namen „Erbgut“). Auch dafür mussten Menschen Leiden auf sich neh- men. Solche Beispiele können anregend wirken: Wie wäre es, wenn wir in der kapitalsüchtigen und profitgeilen Gegenwart eine Schriftenreihe veröffentlichten mit der Überschrift „Die Kapitalanlage“ - mit Beispielen gewaltfreien Handelns in der Welt?! Wir erfahren, wie Menschen dem Nazi-Hass und dem Glauben an die Massen widerstanden haben und auf die Kraft der Versöhnung setzten, die zwischen Menschen sich aus- wirkt und auf das Politische ausstrahlt. Ermutigendes wird sichtbar: Hier wird eingetreten für die „Extremisten der Liebe“, heute ist von „ra- dikal pazifistischer Position“ die Rede. Der Armee wird der Spiegel vor- gehalten: sie widerspricht dem Ersten Gebot radikal, was eine Fülle von weiteren Rechtsbrüchen nach sich zieht. Die Diskussion, ob Gewalt in antikolonialen Befreiungskriegen legitim sei, erinnert beunruhigend an die gegenwärtige Diskussion, ob im Rahmen der sogenannten Friedens- ethik der EKD mit der Formel der „rechtserhaltenden Gewalt“ und dem Konzept der Schutzverantwortung – „responsibility to protect“ – Gewalt, ja auch kriegerische Gewalt zu rechtfertigen sei. Die Gottesfrage und die Frage nach der Wahrheit werden nicht ausgeklammert. Es geht um die Suche nach heilsamen Alternativen. Der Kampf gegen den Krieg und das Militär findet nicht aus einer inneren und uneingestandenen Abhängig- keit von diesem Gegenüber heraus statt, sondern aus der Liebe zu Gottes neuer Welt, die Jesus mit dem Wort „Reich Gottes“ bezeichnet hat und die mit vielen anderen Bezeichnungen lebendig ist: Es geht um eine Lei- denschaft für das Leben, die auch bereit ist, eigenes Leiden im Falle einer Auseinandersetzung auf sich zu nehmen. Der Aufbau neuer, alternativer Lebensmöglichkeiten auch mitten in schier aussichtslosen Lagen wird an verschiedenen Stellen nachvollziehbar. -------- Dieses Lesebuch zum 100jährigen Bestehen des Internationalen Versöh- nungsbundes hat einen besonderen Reiz: Es lädt auf jeder Seite neu zum Lesen ein – obwohl es recht umfangreich ist – und macht darüber hinaus Lust auf mehr. Weil die Lücken quasi körperlich spürbar sind: Die Ar- beit des Internationalen Versöhnungsbundes hat keine eigene Ge- schichtsschreibung. Wer damit zu tun hat, dem Krieg und die den Krieg vorbereitenden Lügen, die Stirn zu bieten, sich für eine Kultur der Ge- waltfreiheit auch im Alltag z.B. von Schule, Erziehung, Partnerschaft und Arbeitswelt zu kümmern, hat wenig Möglichkeiten, die eigene Ge- schichte zu dokumentieren. Dies Lesebuch ist daher nur eine kleine sub- jektive Auswahl, die verdeutlicht, wie viele Schätze noch zu heben sind. So gibt es bis heute keine Bibliografie von Werken von Versöhnungs- bundmitgliedern, die Zeitschriften sind noch lange nicht digital erfasst, wie viel weniger zugänglich gemacht (allein das „Forum Pazifismus“ steht im Netz und wartet auf neue Abonnenten), es fehlt eine Übersicht der Themen und Hauptreferenten der Jahrestagungen des Versöhnungs- bundes. Auch fehlt ein Forum, auf dem die inhaltlichen Beiträge zur Friedens- und Versöhnungsarbeit der internationalen Zweige einander zugänglich sind: Was schlummert nicht alles in den Heften der Geschwisterzweige allein in Frankreich, England, USA?! Von den Beiträgen der Zweige in Afrika, Asien und Lateinamerika ganz zu schweigen. Immer wieder wird gefragt „was tut der Versöhnungsbund eigentlich?“ Interessanterweise fällt die Antwort auf diese Frage viel schwerer als die Antwort auf die Frage „Was hat der Versöhnungsbund eigentlich be- wirkt?“ Was tut „der Versöhnungsbund?“ Auf den Jahrestagungen des Versöhnungsbundes kann alljährlich die Vielfalt der Arbeit am Abend der Friedensinitiativen nachvollzogen werden. Sie reicht von Umweltini- tiativen, Begleitung von Asylbewerben und Kampf für ihre Rechte, loka- lem Programmkino, Radtouren oder Konzertaufführungen, zu bzw. an Orten der Gewalt bis hin zu ausgefeilten Alternativen in der Betriebsfüh- rung. Die Männer und Frauen des Versöhnungsbundes finden im Ver- söhnungsbund Menschen, die mit ihnen die gleiche grundsätzliche Aus- richtung teilen, der Kraft der Liebe und der Wahrheit zu vertrauen und der Gewalt in allen Bereichen abzusagen. Wenn heute Mediation und Streitschlichtung in fast ganz Deutschland zu einem Begriff geworden sind, dann hat das wesentlich mit der Arbeit von Menschen im Versöh- nungsbund zu tun. Und das hängt bereits mit der anderen Frage zu- sammen: „Was wurde durch Versöhnungsbündler bewirkt?“ Sie haben – wie aus dem Lesebuch zu erfahren ist – den ersten Zivildienst begründet und ermöglichten durch ihre klare Haltung, dass es Bausoldaten in der DDR gab; sie standen Pate bei der Gründung von Aktion Sühnezeichen, Eirene und dem Zivilen Friedensdienst. Der Bund für Soziale Verteidigung geht ebenso auf Initiativen von Versöhnungsbündlern zurück wie Church & Peace. Gewaltfreie Kommunikation und Erziehung ohne Strafe sind weitere Überschriften, die nicht zuletzt von engagierten Frauen im Versöhnungsbund mit Leben erfüllt wurden. So wurde mit dazu beigetragen, dass das so verhängnisvolle Nachwirken der Anstaltskultur nach und nach umgestaltet wurde: Nach dem Vorbild von Kasernen wurden in Deutschland u.a. Schulen, Fabriken, Altersheime und Krankenhäuser gebaut und geführt. Dies wird mehr und mehr Vergan- genheit, aber nicht von selbst, sondern auch durch den Einsatz solcher Menschen, die im

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