Der Hass Verbreitet Sich Von Freund Zu Freund

Der Hass Verbreitet Sich Von Freund Zu Freund

Mehr als Blumen Klare Position Endlich Papiere Kirchgemeinden Zum Valentinstag rät die Die Evangelische Kirche Eine Hausangestellte lebte Infos aus Ihrer Kirch ge- Psychologin, über Sex zu Schweiz unterstützt das illegal in Genf. Nun kann meinde enthält der zweite reden, auch wenn es nicht Netzwerk für die Seenot- sie sich dank «Papyrus» Bund oder die separate einfach ist. HINTERGRUND 3 rettung. REGION 2 frei bewegen. DOSSIER 5–8 Gemeindebeilage. BEILAGE Illustration: Rahel Nicole Eisenring Die evangelisch- reformierte Zeitung Kirchenbote Kanton Zürich Nr. 3/Februar 2020 www.reformiert.info Der Hass verbreitet sich Kommentar Versöhnung von Freund zu Freund ist wichtiger als ein neues Kommunikation In den Sozialen Medien herrscht ein rauer Ton. Leute werden beschimpft, beleidigt, bedroht. Doch hasserfüllte Kommentare und Tweets können juristische Konsequenzen haben. Netz-Gesetz Die Hemmschwelle, online die ver- Treten neue Probleme auf, erschallt bale Sau rauszulassen, liegt tief. Das rasch der Ruf nach neuen, schär- machen Zahlen des Vereins #Netz- feren Gesetzen. In Deutschland etwa Courage, der sich für Opfer von In- will Bundesjustizministerin ternetmobbing einsetzt, deutlich. Christine Lambrecht (SPD) im Eil- Auch die polizeiliche Kriminalsta- tempo ein neues Gesetz gegen tistik von 2018 verzeichnet einen Hasskriminalität im Internet durch- Höchststand an Beschimpfungen bringen. Doch ist hektisches Le- und Verleumdungen seit zehn Jah- giferieren wirklich stets der beste ren. Beleidigungen, sexuelle Anspie- Lösungsansatz? lungen und Drohungen im Netz ha- «Hater» und «Hatespeech» sind je- ben also Hochkonjunktur. doch gar keine neuen Phäno­­- mene unseres modernen digitalen Bekehrte Wutbürger Zeitalters. Zahlreiche Bibelstel- Sibylle Forrer, Pfarrerin in Kilch- len zeugen davon, dass Verleum- berg ZH, weiss, wie es sich anfühlt, dung, Rufmord und Hassrede online beschimpft zu werden. In den schon vor Jahrtausenden eine läs ti- Sozialen Medien äussert sie sich oft ge und schadenstiftende Beglei t- pointiert zu aktuellen Themen und erschei nung im zwischenmensch- erntet dafür auch gehässige Kom- lichen Umgang waren: «Du sollst mentare, Mails, anonyme Briefe mit nicht als falscher Zeuge aussagen Beleidigungen gegen sie als Pfarre- gegen deinen Nächsten», aufer- rin oder Person. Auch solche unter legte Gott dem Volk Israel im ach- der Gürtellinie. ten der zehn Gebote. «Wer sei- Das sei unangenehm, Angst ma- nen Hass verdeckt, hat Lügen auf che ihr das aber nicht. «Leute, die den Lippen, wer aber eine Ver- schreiben, Frauen wie mich hätte leumdung verbreitet, ist dumm», man früher auf dem Scheiterhau- heisst in König Salomos Benimm- fen verbrannt, tun mir einfach nur Re gelwerk (Sprüche 10 , 18). leid.» Dieser Hass sei nicht gegen sie. Neu ist jedoch, dass die Hassreden «Im virtuellen Raum finden einige auf digitalem Weg, in Kommen- ein Ventil, um Dampf abzulassen. tarspalten und in den Sozialen Me- Das Echo ist da einfach viel grösser dien, so leichtfertig, so anonym, als früher am Stammtisch.» so hemmungslos und so grossflä- Nicht alle lassen Hasstiraden ein- chig verbreitet werden können fach so stehen. Jolanda Spiess- Heg- wie nie zuvor in der Geschichte der glin war 2014 als Zuger Kantonsrä- Menschheit. tin einer Kam pagne vieler Medien ausgesetzt. Seither kämpft sie mit Enthemmte verbale Gewalt ih rem Verein #NetzCourage gegen Das geltende Strafrecht ermöglicht Hass im Netz. Rund 200 Anzeigen Illustration: Anna Hilti es durchaus, Hater rasch zu sank- gegen «Haters» schrieb sie in den tionieren. Das beweist Hassopfer letz ten zwei Jahren. Rund 70-mal fein det werden.» Ein klares Profil mend in den digitalen Raum.» Das Jolanda Spiess-Hegglin immer kam es zu einer Verurteilung. von Hassern gebe es nicht, meint schaffe neue Chancen und Gefahren «Leute, die wieder. Ihr Verein #NetzCourage Der raue Ton sei kein Jugendpro- Stahel. Bei den Älteren seien es al- zugleich. «Durch die grosse Reich- setzt aber der Enthemmung und blem. «Vorab die Generation ab 50 lerdings deutlich mehr Männer, bei weite können Nachrichten im Netz schreiben, Frauen Entmenschlichung durch verbale muss lernen, dass Hasstiraden im den Jungen gebe es keinen Unter- sehr viel Schaden anrichten.» Gewalt noch mehr entgegen als Netz juristische Folgen haben kön- schied zwischen den Geschlechtern. Die Angriffe lassen sich aber do- wie mich hätte Gesetzesartikel. Er setzt gewisser- nen.» Auch ihre Schlichtungen sei- «Das Phänomen geht quer durch die kumentieren. Ein Screenshot eines massen auf eine Ent-Digitalisie- en erfolgreich, sagt Spiess-Hegglin. Gesellschaft.» beleidigenden Tweets gelte als Be- man früher auf rung: Bei der persönlichen Begeg- «Nicht selten sind ehemalige Wut- Wobei weniger der soziale Sta- weismittel. «Doch wie im realen Le- dem Scheiter- nung mit den Tätern kommt es bürger nach einer Aussprache ein- tus eine Rolle spiele als das Wissen ben sind auch im digitalen Raum oft zu Vergleichen, zu Einsicht und sichtig und werden sogar Mitglied um die spezifischen Kommunika- Gesetze nicht immer durchsetzbar.» haufen verbrannt, Läuterung gar. Damit zeigt sich bei #NetzCourage.» Für Betroffene tionsbedingungen. «Anders als in Es sei zeitintensiv und teuer, anony- ein ethischer, ja christlicher Ausweg sei es wichtig, nicht in der Angst zu der analogen Welt spiegelt der Bild- me Absender zu identifizieren oder tun mir einfach aus der Hassspirale: Versöhnung. verharren, sondern zu reden. schirm keine Reaktion. Alle können Onlineplattformen einzuklagen. nur leid.» «Abgelegt habt ihr», schreibt der alles sagen, ohne Sanktionen fürch- «Obwohl Soziale Netzwerke ei- Apostel Petrus im zweiten Brief, Unmittelbare Reaktion fehlt ten zu müssen.» Das könne positiv gentlich an einem guten Werbeum- «nun alle Bosheit, alle Arglist, Heu- Als «Onlineaggression» bezeichnet sein, aber dazu verleiten, zu viel von feld ohne Hasskommentare interes- chelei und Missgunst und alle Lea Stahel, Soziologin an der Uni- sich preiszugeben oder ungehindert siert sind, generieren halt extreme üble Nachrede.» ver sität Zürich, alle abwertenden, Feindbilder zu pflegen. Äusserungen viele Klicks.» Der Hass beleidigenden Inhalte wie Nachrich- ver vielfältigt sich, und er wandert ten, Kommentare, Fotos und Videos, Das Netz vergisst nicht im virtuellen Raum von Freund zu die auf Sozialen Plattformen ver- Dass das Internet kein rechtsfreier Freund. Martin Steiger rät, sich ge- breitet werden. «Hatespeech etwa Raum ist, werde den Leuten zuneh- gen Online-Hass wenn möglich ein Thomas Illi richtet sich gegen Personen, die bei- mend bewusst, sagt Martin Steiger, dickes Fell zuzulegen. «Umgekehrt Sibylle Forrer, 39 «reformiert.»-Redaktor spielsweise aufgrund ihrer religi- Anwalt für digitales Recht. «Kom- gilt: erst denken und dann auf Pos- Reformierte Pfarrerin in Kilchberg im Aargau ösen Gruppenzugehörigkeit ange- munikation verlagert sich zuneh- ten klicken.» Katharina Kilchenmann 2 REGION reformiert. Nr. 3/Februar 2020 www.reformiert.info Die Fabrikkirche in Winterthur ist am Ende Finanzen Vorstand und Leitungs- team der Winterthurer Fabrikkir- che haben entschieden, den Betrieb bereits Ende Juli einzustellen. Der Kirchenrat hatte die Unterstützung von 160 000 Franken aus dem Bud- get der Landeskirche gestrichen, die Synode bestätigte den Entscheid im November knapp. Die Ausgaben der Fabrikkirche belaufen sich auf rund 700 000 Franken, gut 100 000 Franken erwirtschaftet sie selbst, 240 000 Franken hat der Winter- thurer Stadtverband bezahlt. fmr Bericht: reformiert.info/fabrikkirche Das reformierte Labor ist gestartet Kirche Die reformierte Kirche des Kantons Zürich startete das Projekt RefLab. Sie will auf Internetplatt- Sie wollen beide das Präsidium der Zürcher Kirchenpflege übernehmen: Res Peter und Annelies Hegnauer. Fotos: Martin Guggisberg formen mit Menschen ins Gespräch kommen, die sich von den traditio- nellen kirchlichen Angeboten we- sich zuversichtlich, dass die «Tal- nig angesprochen fühlen. Im Labor sohle bald erreicht» sei. «Wir müs- angestellt sind sieben Personen mit Im Duell werden sen mehr kommunizieren.» Oft sei insgesamt 435 Stellenprozent, die das breite Angebot der Kirche den Leitung hat der frühere Hochschul- Menschen nicht bewusst. seelsorger Stephan Jütte. ca Peter sieht mit Blick auf die Mit- Unterschiede deutlich gliederzahl eine Chance in Zuzüg- Bericht: reformiert.info/reflab lern. Die Kirche könne vermehrt Neuankömmlinge ansprechen und Wahlen Führungsverständnis, Sparprogramm, Mitgliederschwund. Am dadurch eine neue Dynamik erhal- ten. Allerdings brauche es dafür Geschäftsführer für die Podium von «reformiert.» standen die zwei Kandidierenden für das Zürcher innovative Projekte, etwa im Stil Kirchgemeinde Zürich Kirchenpflegepräsidium Rede und Antwort. Gewählt wird am 9. Februar. des Begegnungsprojekts Zytlos im Quartier Zürich-Enge. Peter (55) Verwaltung Mit Manfred Hohl (46) Annelies Hegnauer sieht sich als Hegnauer und Peter poli tisch ähn- te Hegnauer. Und obwohl ihre Kirch- schlug deshalb vor, zehn Prozent hat die Kirchgemeinde Zürich einen bewährte Kraft mit viel Erfahrung lich positionieren, etwa die Ehe für gemeinde die Konzernverantwor- des Budgets in einen neuen Innova- neuen Geschäftsführer gefunden. und einem grossen Beziehungsnetz, alle befürworten und sich für Nach- tungsinitiative (Kovi) unterstützt, tionsfonds einzuzahlen. Beide Kan- Der Jurist ist zurzeit noch Gemein- Res Peter wirbt für sich als unver- haltigkeit einsetzen wollen, förder- sieht Hegnauer «auch andere Mit- didaten bekannten sich zu einer deschreiber von Winkel bei Bülach brauchter

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