Die Militärische Macht Der Mongolen in Den Berichten Der Carpinimission

Die Militärische Macht Der Mongolen in Den Berichten Der Carpinimission

Die militärische Macht der Mongolen in den Berichten der Carpinimission -Die Unterschiede in der Darstellung bei Carpini und C de Bridia- Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde vorgelegt der Fakultät für Kultur- und Sozialwissenschaften der Fernuniversität Hagen von Gregor Werner Xiaoyunli 8 100125 Beijing. Betreuerin der Arbeit: Professor Dr. Felicitas Schmieder I. Einführung 1. Grundlegende Bemerkungen zur Fragestellung und Methodik 1 2. Die Berichterstatter, ihre Texte und der Zweck der Reise: 8 2.1 Das Ziel der Reise 9 2.2 Die Ziele von Carpinis Bericht 13 2.3 Der Text des C de Bridia 16 2.4 C de Bridias Aussageabsichten 18 2.5 Der Text des Benedictus 21 2.6 Die Rezeption 22 3. Weitere Quellen: 27 3.1 Frater Riccardus und Frater Julianus 27 3.2 Ein Brief eines ungarischen Bischofs 28 3.3 Das Carmen miserabile des Rogerius von Torre Maggiore 28 3.4 Der Brief Friedrichs II. 29 3.5 Die Chronik des Thomas von Spalato 29 3.6 Lorenz von Portugal, Andreas von Longjumeau und Ascelin, Simon von Saint Quentin 30 3.7 Brief König Belas IV. an Papst Innozenz IV. vom 11. November (1250) 31 3.8 Wilhelm von Rubruck, Marco Polo und Odorico von Pordenone 32 3.9 Asiatische Quellen: Das Meng-ta Pei-lu, das Hei-ta Shih-lüeh und die Geheime Geschichte der Mongolen 33 II. Die militärisch relevanten Einzelaspekte von Carpinis und C de Bridias Texten 36 1. Das mongolische Heer 37 ii 1.1 Die Gliederung 37 1.2 Die Disziplin 44 1.3 Der Militärdienst 52 2. Taktiken der mongolischen Armee 57 2.1 Späher 58 2.2 Versorgung 62 2.3 Überqueren von Flüssen 65 2.4 Kriegslisten 67 2.4.1 Frontalangriff 67 2.4.2 Scheinflucht 71 2.4.3 Aufstellung 75 2.4.4 Einkreisen 77 2.4.5 Vortäuschen einer großen Menge an Soldaten 81 2.5 Festungskrieg 82 2.5.1 Belagerung 84 2.5.2 Maschinen 86 2.5.3 Griechisches Feuer 90 2.5.4 Umleiten eines Flusses 91 2.5.5 Graben eines Tunnels 92 2.5.6 Festungsbau 93 2.5.7 Verhandlungen 94 2.5.8 Gefangene der Mongolen 97 3. Bewaffnung 105 3.1 Bogen und Pfeil 105 3.1.1 Verwendung 105 3.1.2 Die Reichweite 109 3.1.3 Die Konstruktion 111 3.1.4 Das Spannen 112 3.1.5 Der Köcher 113 3.1.6 Die Pfeile 114 iii 3.1.7 Die Pfeilspitzen 115 3.2 Äxte, Seile u.ä. 118 3.3 Kriegsmaschinen 119 3.4 Die Möglichkeit von Feuerwaffen 122 3.5 Schwerter 127 3.6 Speere und Lanzen 130 3.7 Defensivwaffen und Rüstungen 132 3.7.1 Die Rüstung 132 3.7.1.1 Der detaillierte Aufbau des Körperschutzes 132 3.7.1.2 Der Groß-Aufbau des Körperschutzes 136 3.7.1.3 Carpinis Generalisierung 139 3.7.2 Die Pferdepanzerung 141 3.7.3 Helme 142 3.7.4 Schilde 144 4. Vorschläge zur Bekämpfung der Mongolen 146 4.1 Erhöhung der Aufnahmebereitschaft der Rezipienten 146 4.1.1 Bescheidenheitstopos und Darstellen des Wertes seiner Informationen 146 4.1.2 Angstmachen 147 4.2 Einigkeit 150 4.3 Aufhalten an den Grenzen 153 4.4 Bewaffnung 154 4.4.1 Armbrust und Verbessern der Strategie 154 4.4.2 Weitere Bewaffnungsvorschläge 157 4.4.3 Metallherstellung 159 4.4.4 Veränderungen in der Rüstung 161 4.5 Aufstellung der Heere 163 4.6 Disziplin 170 4.7 Information 175 4.8 Nachschub 179 4.9 Verteidigung befestigter Plätze 183 4.10 Gefangennahme von Mongolen 190 iv 4.11 Nutzen der fremdländischen Kontingente 193 4.12 Das Pferd als Transportmittel 195 5. Bewertung des mongolischen Anderen 203 5.1 Die Mongolen als Fremde 207 5.2 Die Mongolen als gewalttätige Fremde 204 5.3 Die Mongolen als verschlagene Ungläubige 209 5.4 Die Mongolen als Kannibalen 215 5.5 Die Prophezeiungen 217 5.5 Carpini am Beginn einer neuen Haltung 220 6. Darstellung der mongolischen Expansionspolitik 223 6.1 Mongolisches Weltmachtstreben 223 6.2 Herrschaftsideologie und Begründungen für die Expansion 227 6.3 Die Beschreibung der mongolischen Expansion 241 6.3.1 Chingis Khan 241 6.3.2 Chingis Khans Nachfolger 267 6.3.3 Der Rückzug der Mongolen 285 6.3.4 Die Schlachten an der Kalka, von Liegnitz und von Mohi 290 6.3.4.1 Die Schlacht an der Kalka 292 6.3.4.2 Die Schlacht von Liegnitz 294 6.3.4.3 Die Schlacht am Sajo 300 7. Machtausübung und Kontrolle 309 III. Zusammenfassung der Ergebnisse 319 IV. Anhang: 323 1. Tabelle 323 2. Bibliographie 327 v I. Einführung 1. Grundlegende Bemerkungen zur Fragestellung und Methodik Gnoti seauton! Erkenne dich selbst! Was hat ein philosophischer Leitspruch der Antike mit dieser Arbeit zu tun? Die Frage nach dem, was und wer wir sind, betrifft essentiell die Frage nach dem, wie Andere uns sehen, wie wir die Anderen sehen und wie wir glauben, dass die Anderen uns wahrnehmen. Es geht um Wahrnehmung, um Erkenntnis des Eigenen, Verstehen des Fremden, Bewertung des Fremden. Diese Thematik ist nicht neu. Seit Jahren erfreut sich die Suche nach Eigen- und Fremdbildern zunehmender Beliebtheit in der Forschung. Viel lässt sich aus der Reaktion auf das Gegenüber auch über unser Selbstverständnis herauslesen. So ist es nur natürlich diesen Ansatz auf andere Epochen und Themengebiete zu übertragen. Eine großangelegte Theorie des Fremdbildes zu entwickeln oder zu überarbeiten, ist natürlich hier nicht angedacht. Es geht darum anhand zweier ganz bestimmter Texte zu untersuchen, wie die Menschen im 13. Jahrhundert auf eine andere, zuvor unbekannte Kultur reagierten, die zunächst feindlich auftrat. Im hohen Mittelalter fand ein entscheidender Einschnitt in der Weltsicht der „West“- Europäer 1 statt. Das Weltbild begann sich zu weiten und zu verändern. Hatten die Kreuzzüge den Blick für den Osten geschärft, sollte nun durch die Bildung eines mongolischen Weltreiches erstmals der direkte Kontakt mit Ostasien möglich werden. Zunächst jedoch stellte sich diese neue Entwicklung als Einfall kriegerischer Völker aus dem Osten dar. Zuerst waren es nur vage Nachrichten, dann wurde daraus Gewissheit. Die Heere der Angreifer drangen schließlich bis in die Nähe Wiens vor, bevor sie wieder abzogen. Doch was war daran so ungewöhnlich, neu und schockierend? Schon vor dieser Zeit hatten Reitervölker aus den zentralasiatischen Steppen Europa berührt. Immer wieder im Laufe von Jahrhunderten waren die Europäer gezwungen gewesen, sich mit einer zuvor unbekannten Kultur auseinanderzusetzen. Mit den stärksten Eindruck im Gedächtnis dürften dabei die Hunnen in der Antike und danach wieder die Mongolen im Mittelalter hinterlassen haben, auch wenn sie nicht die einzigen waren. 1 Der Einfachheit halber und um zumindest eine gewisse Abwechslung im Lese- und Schreibfluss zu ermöglichen, wird im Folgenden für „Westeuropäer“ oder „Lateineuropäer“ meist „Europäer“ oder „Abendländer“ verwendet. Dies ist stets als Synonym für das lateinisch-christlich geprägte Europa der damaligen Zeit zu verstehen im Gegensatz zu den russischen (geographisch durchaus europäischen) Fürstentümern oder auch dem byzantinischen Einflussgebiet. 1 Dieser Kontakt veranlasste die Zeitgenossen zu verschiedensten Reaktionen: Angst, Ablehnung, Interesse, Neugier. Letztlich sind das die gleichen Reaktionen, die alles Neue bei Menschen hervorruft. Dieses Neue indes stellte in seiner kriegerischen Form zuallererst eine Gefahr dar. Wie war auf diese Gefahr zu reagieren? Konnte man überhaupt reagieren? Es lassen sich unterschiedlichste Reaktionen aus den Texten der Zeit ablesen. Viele sahen in den Angreifern eine Strafe Gottes, Vorboten des nahenden Antichristen und des Untergangs der Christenheit oder auch die Heere eines christlichen Herrschers aus dem Osten, der zur Rettung der bedrängten christlichen Stätten im Vorderen Orient gekommen war. Mit neuen Informationen änderte sich diese Einstellung jeweils in die eine oder andere Richtung. Einige Autoren behielten ihr „gesichertes“ Vorwissen und erklärten das Neue auf Basis ihres überkommenen Wissens. Andere stellten ihren Standpunkt teilweise zur Disposition und versuchten auf Basis erweiterter, neuer Informationen eine andere Bewertung der Situation zu treffen. Diesen Prozess, der natürlich unkontrolliert, von niemandem gesteuert oder geplant in ganz bestimmten Bahnen ablief, will die vorliegende Arbeit näher beleuchten. Das Ziel, in die Gedankenwelt einer anderen Epoche einzudringen und zu versuchen sie zu verstehen, verlangt nach vorausgehenden Überlegungen zur Vorgehensweise. Als eine Methode bietet sich hier der New Historicism an. Da der New Historicism von Greenblatt u.a. zunächst speziell an und für Renaissancetexte entwickelt wurde, scheint er sinnvoll gerade für die Analyse älterer Texte aus anderen Epochen einsetzbar. Die in der vorliegenden Arbeit untersuchten Texte, die als Reaktion auf die Angriffe der Mongolen produziert wurden, sehen sich selbst als Tatsachenberichte, nicht als Fiktion. Doch sind sie aus heutiger Sicht nicht rein neutral analysierende Fachbücher. Sie werden also in dieser Untersuchung nicht nur als historische Berichte betrachtet, aus denen Fakten extrahiert werden können, die aus heutiger Sicht objektive Tatsachen über bestimmte Aspekte der mongolischen Kultur berichten. Sie sind in ihrer Anlage auch literarische Werke, die nicht nur Tatsachen wiedergeben, sondern auch, was die Autoren für Tatsachen hielten, und somit vieles über die Verfasser, ihr Denken und ihre Zeit verraten. Dabei ist es für den New Historicism grundsätzlich nicht so sehr von Belang, ob und wie Literatur und andere Textquellen zu definieren sind. Er sieht jede Quelle als nutzbringend an und als in ein Netz von Diskursstrukturen eingebunden. „Die nichtliterarischen Dokumente sind selbst komplexe materielle und symbolische Artikulationen der 2 imaginativen und ideologischen Strukturen der Gesellschaft, die sie produziert hat.“2 Er verbreitert die textuelle Quellenbasis und verfolgt eine radikale interdisziplinäre Ausrichtung.3 So schreibt Greenblatt: „Überdies: auch wenn man einen subtilen historischen Sinn für das kulturelle Material zu entwickeln beginnt, aus dem ein literarischer Text gemacht ist, bleibt die Untersuchung der Techniken wesentlich, mit denen dieses Material formal zusammengefügt und artikuliert wird, will man die kulturelle Leistung verstehen, die der Text vollbringt.“4 Es geht also nicht nur um Informationen, die der Text vordergründig vermittelt, sondern die Art zu schreiben.

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