Deutscher Bundestag Drucksache 19/5525 19. Wahlperiode 06.11.2018 Vorabfassung Antrag der Abgeordneten Pia Zimmermann, Susanne Ferschl, Matthias W. Birkwald, Sylvia Gabelmann, Dr. Achim Kessler, Katja Kipping, Jutta Krellmann, Cornelia Möhring, Jessica Tatti, Harald Weinberg, Sabine Zimmermann und der Fraktion DIE LINKE. - Pflege solidarisch finanzieren – Beitragserhöhungen stoppen wird Der Bundestag wolle beschließen: durch I. Der Deutsche Bundestag stellt fest: Zum 01. Januar 2019 sollen die Beiträge zur Pflegeversicherung zum dritten Mal seit 2015 steigen, insgesamt beträgt die Steigerung rund 50 Prozent. Im Zweiten Pflegestärkungsgesetz wurde 2016 erklärt, dass die Beitragserhöhung zu Beginn die des Jahres 2017 die Versicherungsbeiträge bis 2022 stabil halten würde. Jetzt stei- gen die Pflegeversicherungsbeiträge noch einmal um 0,5 Prozentpunkte. Erneut verspricht die Bundesregierung, mit dieser Erhöhung blieben die Beiträge bis 2022 stabil. lektorierte Die zusätzlichen Einnahmen von 7,3 Milliarden Euro jährlich erfüllen dieses Ver- sprechen nicht. Die Bundesregierung räumt selbst ein, dass mehr als vier Milliar- den Euro allein dafür nötig sind, dass 750.000 Menschen mehr als vorausberech- net Pflegeleistungen tatsächlich in Anspruch nehmen. Weitere drei Milliarden Euro sollen die Leistungen des Pflegepersonalstärkungsgesetzes finanzieren. Eine flächendeckende Refinanzierung tariflicher Bezahlung hätte ein geschätztes Vo- lumen von sechs Milliarden Euro. Das bedeutet: Entweder wird die versprochene tarifliche Bezahlung oder aber der versprochene Stopp der Beitragssatzerhöhun- gen nicht erfüllbar. Nehmen beispielsweise nur 300.000 Anspruchsberechtige Fassung mehr den Entlastungsbetrag von 125 Euro monatlich sowie Verhinderungs- und Kurzzeitpflege in Anspruch würde das erneut eine Milliarde Euro jährlich zusätz- lich kosten. Offensichtlich wurde schlecht gerechnet. Oder schöngeredet vor der Bundestags- wahl, was nun nach der Wahl negativ zu Buche schlägt: Die Pflegeversicherung ist dauerhaft unterfinanziert. Das liegt weniger an den notwendigen Ausgaben- steigerungen, sondern vor allem an der strukturell angelegten Einnahmeschwä- che. Wird dieses Problem nicht endlich angepackt, werden immer wieder Löcher in der Pflegeversicherung auftreten. Zu keiner Zeit wurde deutlicher als jetzt: Nur ersetzt. eine wirklich solidarische Finanzierung von Gesundheitsversorgung und Pflege kann dauerhaft bedarfsgerechte Leistungsangebote und gute Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte zu angemessenen Beitragssätzen sichern. Drucksache 19/5525 – 2 – Deutscher Bundestag – 19. Wahlperiode Höhere Beiträge im jetzigen System sind ungerecht, denn sie beziehen die hohen Vorabfassung Einkommen nicht ein. Gleichzeitig reichen diese 0,5 Prozentpunkte Beitragserhö- hungen nicht aus, um den Pflegenotstand zu beenden und erst recht nicht, um die hohen Eigenanteile deutlich zu reduzieren oder gar die Pflegeversicherung zur Vollversicherung weiterzuentwickeln. Ohne Umkehr in der Finanzierungslogik der Pflegeversicherung drohen weitere Beitragssteigerungen, Leistungsbeschrän- kungen und zusätzliche Eigenbelastungen der Menschen mit Pflegebedarf und ih- rer Familien. II. Der Deutsche Bundestag fordert die Bundesregierung auf, einen Gesetzentwurf vorzulegen, der 1. die Pflegeversicherung auf eine nachhaltige und gerechte Finanzierungs- - grundlage stellt, indem die Beitragsbemessungsgrenze in der Pflegeversiche- wird rung zum 01. Januar 2019 aufgehoben wird; 2. zum 01.01.2020 Kapitaleinkünfte in die Beitragsbemessung einbezieht; 3. flächendeckend und bundeseinheitlich die tarifliche Bezahlung in der Alten- pflege sichert und der die einrichtungseinheitlichen Eigenanteile senkt, in- durch dem der Versichertenkreis in der Sozialen Pflegeversicherung erweitert wird. Dabei sind noch in dieser Wahlperiode alle bisher privat Pflegeversi- cherten in die Soziale Pflegeversicherung überzuleiten. Berlin, den 6. November 2018 die Dr. Sahra Wagenknecht, Dr. Dietmar Bartsch und Fraktion lektorierte Fassung ersetzt. .
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