Beiträge 11 Von passiver zur aktiven Solidarität Arthur Baumgarten und Konrad Farner geben der Partei der Arbeit (Schweiz) eine Diskussionsgrundlage über „Christentum und wissenschaftlichen Sozialismus“ (1946) Gerhard OberkOfler Diese Nachfolge [in der Sendung Jesu] schreckt er zurück; nichts ist ihm heilig. für den Bestand unseres Volkes und muss historisch konkret werden, weil es Zur Macht gelangt, erweist er sich von bekämpft deshalb diejenigen Parteien, nicht um irgendein Folgen geht, sondern unglaublicher und unbeschreiblicher die dieses Fundament einer sittlich-reli - darum, das Leben Jesu zugunsten der Härte und Unmenschlichkeit. Die unse - giösen und moralischen Festigung unse - Opfer und gegen deren Henker neu her - ligen Trümmer und Verwüstungen, die res Volkskörper zum Instrument ihrer vorzubringen. So führt uns die Nachfolge er in dem ungeheueren Ländergebiet Parteiinteressen herabwürdigen wol - Jesu in die Hoffnung der Opfer und wird von Osteuropa und Asien angerichtet len“. 6 Es trifft nicht zu, dass die Kirchen zu einer Praxis, die sich um die Realisie - hat, sprechen eine beredte Sprache. In im Deutschen Reich eine Art Gesin - rung dieser Hoffnung bemüht. welchem Maße dieser kommunistische nungsneutralität gepflegt haben, um Jon Sobrino (*1938) 1 Sozialismus offen kirchenfeindlich und nicht wie Kommunisten oder Juden ver - gottfeindlich ist, das ist leider nur zu folgt zu werden. Mit ihrem falschen Im Schoße des Alten wächst der Keim sehr bekannt, nur zu sehr durch Tatsa - Schweigen und mit ihrem Duckmäuser - des Neuen. Die Zeit geht schwanger mit chen belegt!“ 3 Dieses bis in die Gegen - tum gegenüber dem Naziregime leisteten einer Revolution. Das zu erkennen, ist wart herauf nachwirkenden päpstlichen sie dem „politisches Zuhältertum“ Vor - Aufklärung heute – es zu verwirklichen, Weltrundschreiben stellt fest, „der So - schub, wie Bertolt Brecht (1898–1956) ist Sache der aufgeklärten Menschen. zialismus, gleichviel ob als Lehre, als ein solches Verhalten analysiert hat. 7 Der Die Partei, die über dieses Wissen ver - geschichtliche Erscheinung oder als Be - von den expansionistischen Kräften des fügt, ist der Träger der Revolution. Sie wegung“ bleibe „mit der Lehre der ka - Kapitals betriebene Überfall Deutsch - ist die geschichtliche Avantgarde. tholischen Kirche immer unvereinbar – lands auf die Sowjetunion hatte den Se - Hans Heinz Holz (1927–2011) 2 er müßte denn aufhören, Sozialismus zu gen der christlichen Kirchen, der Überfall sein: der Gegensatz zwischen sozialisti - entsprach dem päpstlichen Bannerwort ür die christlichen Kirchen war scher und christlicher Gesellschaftsord - „Mit Gott gegen die ohne Gott“ .8 Nur der mystifizierte Bund zwischen nung ist unüberbrückbar“ . Und um kei - wenige Kleriker wie der evangelische FThron und Altar stets bloß eine ne wie immer gearteten Aussprachen Theologe Dietrich Bonhoeffer (1906– Metapher ihrer institutionalisierten Ko - zwischen Kommunisten und Katholiken 1945) oder der Jesuit Alfred Delp (1907– operation mit der herrschenden Klasse, zu ermöglichen, wird betont, dass „reli - 1945), die beide in den letzten Kriegs - für die sie als ideologisches Machtin - giöser Sozialismus“ oder „christlicher wochen Opfer der Nazijustiz geworden strument unverzichtbar war. Die Enzy - Sozialismus“ Widersprüche in sich sei - sind, haben in der Nazizeit bekennendes klika Rerum novarum (1891) hat eine en: „es ist unmöglich, gleichzeitig guter Zeugnis ihres Christseins gegeben. 9 Art christliche Gesellschaftsordnung als Katholik und wirklicher Sozialist zu Alternative zum Sozialismus angeboten, sein“ .4 Zwei Jahre zuvor hat Papst Pius Positionsbestimmungen nach welche aber nirgends über die kapitali - XI. (1857–1939) den Katholikentag in Ende des Zweiten Weltkrieges stischen Verhältnisse hinausweist. Seit Freiburg (1929) aufgefordert, mit allem Und nach der Niederlage des deut - 1917 wurde von den christlichen Kir - Nachdruck die deutschen Katholiken da - schen Faschismus? Die klerikalen Ober - chen wider dem Geist der Evangelien vor zu warnen, es ließen sich die katho - schichten übten keine Selbstkritik, sie und ohne irgendwie auf die Wirklichkeit lischen Soziallehren irgendwie mit dem schämten sich nicht für ihr klägliches hinzusehen der erste und, wie sollte es Sozialismus in einem friedlichen Bund Versagen. Die christlichen Kirchen un - denn anders sein, von vielen Fehlern vereinen – „als ob je ein Bund bestehen terstützten, in den nichtsozialistischen und Widersprüchen begleitete Versuch könnte zwischen Licht und Finsternis, Ländern offen, die ideologische Kampa - der Menschheit, eine stabile solidarische zwischen Christus und Belial“ .5 gnen des Weltimperialismus anstatt nach Gesellschaft zu verwirklichen, im Inter - Dass die reaktionärsten Kräfte der den Worten des Evangeliums nach Mat - esse der kapitalistischen Despotie als Bourgeoisie spätestens seit Ende der thäus „Salz der Erde“ und „Licht der Teufelswerk gebrandmarkt. Die Enzy - 1920er Jahre zur offen terroristischen Welt“ zu sein. 10 Nirgends wird erkenn - klika Quadragesinmo anno (1931) hat Gewalt gegen die Arbeiterbewegung bar, dass sich die Kirchen in ihrem Han - den Kommunismus als Negation des drängten, hat bei den Kirchen zu keiner deln angemessen gegen die imperialis - Kapitalismus verdammt: „Dieser zum innerkirchlichen Überprüfung ihrer Posi - tischen Verhältnisse mit ihrem System Kommunismus gewordene Sozialismus tionierung im Klassenkampf geführt. Die der allseitigen Ausbeutung und Unter - verfolgt in Theorie und Praxis seine bei - christlichen Kirchen wurden von der na - drückung, der Sklaverei, der Folter und den Hauptziele: schärfster Klassen - tionalsozialistischen Bewegung gerade - insgesamt der generellen Missachtung kampf und äußerste Eigentumsfeindlich - zu als Bündnispartner eingeschätzt. Der der Menschenrechte und der offenen oder keit. Nicht auf Schleich- und Umwegen, Nationalsozialismus sehe, so Adolf Hit - versteckten Kriege eingesetzt haben. Die sondern mit offener und rücksichtsloser ler (1889–1945), „in beiden religiösen christlichen Kirchen agierten als offene Gewalt geht er aufs Ziel. Vor nichts Bekenntnissen gleich wertvolle Stützen Verbündete der Weltbourgeoisie. 1/14 12 Beiträge te. Sein Irrationalismus war Missbrauch krieg umzuschlagen, entschied das Heili - des Christentums, weil er den von den ge Offizium am 1. Juli 1949, Kommuni - allgemeinen Volksinteressen abgetrenn - sten und alle mit Kommunisten zusam - ten Sonderinteressen der herrschenden menwirkende Menschen mit der Exkom - Klassen und Schichten diente. 13 Wetter munikation zu bestrafen. Damit ver - hielt nichts von Koexistenz weder mit knüpft war das Verbot für Gläubige, dem Kommunismus noch mit der So - Bücher, Zeitschriften, Zeitungen oder wjetunion und leistete einen direkten Flugschriften zu veröffentlichen, zu ver - Beitrag zur Wiederaufrüstung der Bun - breiten oder zu lesen, welche die Doktrin desrepublik Deutschland im Rahmen der oder Tätigkeit der Kommunisten unter - christlichen Front der NATO. 14 1957 for - stützen, „denn der Kommunismus ist ma - mulierte er in der westdeutschen Rund - terialistisch und antichristlich“ .20 Wem funkreihe „Christen und Bolschewisten“ diente dieses Kriegsdekret des Heiligen als eine erste Forderung, „dass sich die Offiziums, das keinen Raum für notwen - Christen in der freien Welt nicht täu - dige Zweifel offen ließ? 21 Die Exkom - schen und in ihrer Ablehnung des Kom - munizierung der Kommunisten ließ nicht munismus nicht erweichen lassen“ .15 nur die USA, wohin sich das Zentrum Der Jesuit Gustav Gundlach (1892– der kapitalistischen Welt verlagert hat, 1963) beteiligte sich 1956 an einem sin - jubeln, sondern auch die herrschenden nigerweise im „Haus der Begegnung“ in Eliten in riesigen katholischen Ländern Arthur Baumgarten (1884–1966) Königstein/Ts. abgehaltenen Kongress wie Bolivien oder Brasilien, wo grenzen - An vorderster Front der reaktionären „Bolschewismus. Koexistenz. Infiltrati - lose Massenarmut herrschte, und stärkte klerikalen Ideologie waren Angehörige on. Überwindung“ und erläuterte, es die Faschisten in Portugal und Spanien des Jesuitenordens wie der deutsche Je - könne für die Kirche keine Koexistenz oder die Latifundienbesitzer in Italien. suit Oswald von Nell-Breuning (1890– ohne gemeinsame geistige Basis wenig - In der ersten Nachkriegszeit war für 1991). In dem von seinem Mitbruder stens im Wesentlichen geben, also auch viele Christen erkennbar, dass die Haupt - Walter Brugger (1904–1990) 1948 her - nicht mit dem Kommunismus, denn der last bei der Befreiung vom Faschismus ausgegebenen philosophischen Wörter - Kommunismus negiere die innere Ver - sowohl in militärischer wie in politischer buch formuliert der für Quadragesimo bundenheit der Menschen überhaupt, der und geistiger Hinsicht die Sowjetvölker anno mitverantwortliche Nell-Breuning Kommunismus verweigere in den we - mit der Roten Armee getragen haben. die dogmatische Lehrmeinung der rö - sentlichsten Punkten menschlicher Ko - Diese Christen wollten sich mit den anti - misch-katholischen Kirche: „Der neuere existenz die Freiheit. 16 Dieser westdeut - kommunistischen Kreuzzügen ihrer Kir - M[arxismus] (Leninismus, Bolschewis - sche Bolschewismus-Kongress rief „alle chen nicht mehr so ohne weiteres abfin - mus) ist umgeschlagen in den strengen Menschen guten Willens“ zu einem „Ge - den und suchten nach möglichen Wegen Kollektivismus: die gesellschaftliche Gü - betssturm“ auf und forderte „in der der Zusammenarbeit mit Kommunisten. tererzeugung geschieht nicht mehr zur Bekämpfung des gottlosen Kommunis
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