
Herr Vogelmanns wunderbare Trommelgeschichten Über Idole: Ginger & Stephan Samstag, der 8. November 2008, war ein schöner heuer spielt, wenn es der prallvolle DP-Terminka- deutschland, früher backline-mäßig viel unterwegs) Tag. Ich traf mich mit Ian Paice in Stuttgart in sei- lender zulässt. sagt auf gut badisch über Ginger: „Des isch koi Gu- nem Hotelzimmer, um einige Anekdoten aus den Ein anderer Schlagzeuger, der leider noch nie auf ter!“ Aber lassen wir Stephan selbst erzählen, wie frühen 70ern und seiner „Ludwig-Zeit“ niederzu- diesem Event gespielt hat, ist Stephan Rudolph aus es damals dazu kam. schreiben. Bill Ludwig III. hatte mich gefragt, ob ich dem Schwabenländle. Stephan ist Jahrgang 1961, „Ich war totaler Fan! Ginger spielte damals bei das für die nächste Ausgabe des „Not So Modern hat mit 13 die Liebe zum Schlagzeug entdeckt und Hawkwind, die bei Bronze Records unter Vertrag Drummer“-Magazins übernehmen könnte, eine Tri- spielte 1982 die erste LP mit dem Bluesrocktrio waren. Ich rief einfach bei der Plattenfirma an, und bute-Ausgabe für seinen Vater, der ja leider im Cake ein. Es folgten die Melodic-Rock-Band Cheri die gaben mir dann die Telefonnummer von seinem März letzten Jahres verstorben ist. Es war etwas Heat, das Deutschrock-Quartett SoSo! und Blind- Manager namens Roy Ward. Ich fragte, ob er mir ganz Besonderes für mich, denn Ian Paice ist in der date No 4, ein kroatisch/deutsch besetztes Rock- Kontakt zu Mr. Baker verschaffen könne, er wäre Tat der Mann, der mich überhaupt zum Schlag- Projekt. Seit 2003 liefert Stephan mit 3 afrikani- mein absolutes Idol, und ich möchte ihn nicht nur zeugspielen gebracht hat, „ Made in Japan“ war die schen Percussionisten den rhythmischen Back- treffen, sondern Schlagzeugunterricht von ihm er- erste Platte, die ich mir selbst gekauft hatte, und ground für die Tanguda Drum Dance & Fire Show halten. Einen Tag später erhielt ich einen Rückruf, nach „The Mule“ ging meine Waschmitteltrommler- (www.tanguda.de). ich könne vorbeikommen. Eigentlich unvorstellbar, karriere los. Herr Bonham trat erst Jahre später in In seinem musikalischen Lebenslauf nennt Stephan heute. Ich habe dann mein ganzes Erspartes zu- mein Leben. Rudolph Terry Bozzio, Simon Phillips (der auch sammengekratzt und bin nach England gefahren. Meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht, Ian schwerer Ginger-Baker-Fan ist, siehe STICKS Ginger hatte in London ein Studio gemietet, übri- ist ein Supertyp und aus dem 30-minütigen Inter- 01.2009), Mike Portnoy, Vinnie Colaiuta, Jeff Porca- gens ganz in der Nähe von Shepherds Bush, wo die viewtermin wurde ein ganzer Tag, mit Deep Purple ro und Jonathan Mover als Einflüsse, doch Ginger Zildjian Awards im Dezember 2008 stattfanden. Im Show abends in der Schleyerhalle und anschlie- Baker bezeichnet er als seinen Mentor. Und Freund: Raum daneben probte der Sohn von Pete Towns- ßendem Bierzechen, gezapft von Meister Paice Ginger hat ihm in den frühen 80er-Jahren Unter- hend mit seiner Band. Ginger war sehr freundlich, himself. Wir unterhielten uns über Drums und richt gegeben und ihn gefördert, weil er ihn für ta- wahrscheinlich auch weil er merkte, dass ich ihn to- Drummer, und die Zeit verging wie im Fluge. Einer lentiert hielt. Touren mit Cake im Vorprogramm von tal anhimmelte. Also pilgerte ich tagtäglich dort hin der Trommler, über die wir sprachen, war Ginger Gingers damaliger Band und Studioproduktionen und erhielt Intensivunterricht, bis meine Kohle auf- Baker. Ian erzählte, dass er als er jung war das gar mit Jack Bruce in Deutschland und England folgten, gebraucht war. Ich weiß gar nicht mehr, was er für nicht so cool fand, was der gute Herr Baker da zu- und der Intensivunterricht zog sich über zwei Jahre. eine Stunde verlangt hat. Die ersten paar Einheiten sammenspielte, es aber jetzt, wenn er es heute an- Schwer zu glauben, denn Ginger Baker ist in der habe ich bezahlt, dann wollte er auf einmal kein höre, brillant und genial findet: „Es ist soviel Raum Szene als „schwierig“ bekannt, mit ihm ist nicht im- Geld mehr von mir haben. Der Kontakt blieb beste- in den Songs. Hör dir die Hi-Hat an, das Zeug ist mer gut Kirschen essen, Bill Ludwig III. erzählte mir, hen, und ich fuhr insgesamt sechsmal zum Unter- absolut clever getrommelt!“ dass Ginger bei einem Fotoshooting für Ludwig in richt nach England. Das war Anfang der 80er, so Leider müssen wir die Vogelmanngeschichte „Mein einem Pferdestall („Ludwig Stable of Stars“-Poster) 1982 müsste das gewesen sein. Tag mit Ian Paice“ auf eine der nächsten STICKS- mit einer Mistgabel auf den Fotografen losgegan- Später zog Ginger aus steuerlichen Gründen nach Ausgaben verschieben, denn wir hatten ja gerade gen war, weil ihm alles zu lange gedauert hat. Bob- Italien, in die schöne Toskana und versuchte sich erst ein schönes Interview mit Ian Paice in der Ok- by Rondinelli hat er seine Drumsticks ins Kreuz ge- als Olivenzüchter. In Italien war ich achtmal, habe Archiv Stephan Rudolph, Zildjian, Herr Vogelmann Archiv toberausgabe 2008. Ian hat es wiederum bedauert, hauen, als dieser ihm beim Aufbauen seines Kits auch meine Freundin mitgenommen, denn so konn- Marcel Vogelmann Marcel dass es mit den Ludwigsburger Trommeltagen 2008 helfen wollte, und Rudi M. (seines Zeichens Inha- te man Urlaub und Trommelfortbildung bestens Text: Text: Fotos: nicht geklappt hat, aber er hat zugesichert, dass er ber eines der größten Musikgeschäfte in Süd- miteinander verbinden. Die ganzen Musiker der da- 38 STICKS 04_09 maligen Gruppe Baker & Band lebten auch alle auf mann, von ndem diese Anmerkung stammt, seiner- dem alten Gehöft, so war immer was los im Gemäu- zeit auch mal den Herrn Cobham bewundert, mit 14 er. Das war schon beeindruckend damals, wie alle oder so), und da kam Jack Bruce, der damals in Musiker zusammen auf der Farm gelebt und ge- Nellingen wohnte, auf den Gig. Herr Baker schmiss probt haben. Ginger nahm auch meine damalige sofort seinen Bassisten von der Bühne, um dann Band Cake, ein klassisches Powertrio, zweimal als mit Jack einige Cream-Klassiker zu spielen. Das Pu- Vorprogramm mit auf Deutschlandtour. Das war na- blikum hat’s gefreut, den Bassmann hat’s ziemlich türlich gigantisch für uns, wir waren alle so Anfang angekotzt. Zwanzig, und der Rockstartraum war noch nicht Wir hatten damals für eine deutsche Band glänzen- ausgeträumt. Mitte der 80er zog es Ginger nach de Kontakte, waren auch zum Aufnehmen in Man- Amerika, nach Santa Barbara in Kalifornien, um ge- chester in den Strawberry Studios, wo auch 10CC nauer zu sein. Zu der Zeit habe ich nur noch ein einige Scheiben aufnahmen. Das wäre wohl nicht paar Mal mit ihm telefoniert, und er trennte sich so gegangen, wenn Ginger Baker mich nicht so gut auch von seinem Manager, Ginger hat es ja nie all- leiden gekonnt hätte. Seine damalige Freundin in zu lange mit seinen Kollegen ausgehalten. der Toskana sagte auch oft zu mir, dass er sich mir Adrian Gurvitz von der Baker Gurvitz Army erzählte gegenüber „anders“ benahm, sich eigentlich mit mir einmal, dass Ginger es eine Zeit lang pflegte, niemandem so gut verstanden hat wie mit mir. eine Partie Polo zu spielen, bevor er auf die Bühne Ich habe ihn später nur noch zweimal getroffen, ging. Nun ist Polo ein harter Sport auf dem Rücken einmal in Basel, als er mit 4 afrikanischen Percus- der Pferde und bei einem Konzert auf einer US- sionisten spielte und einmal in Stuttgart im Theater- Tournee hatte der Drummer dermaßen Schmerzen haus, mit Jonas Helborg, nur Bass und Schlagzeug. im Hinterteil, dass er nach einer Viertelstunde vom Beide Male habe ich nur kurz mit ihm gesprochen. Sitz aufsprang und fluchend einfach den Gig ab- Für die afrikanischen Sachen, die ich mit Tanguda brach. mache, habe ich unheimlich viel von Ginger gelernt. Ginger konnte auch ein wahrer Tyrann sein. In Ita- Ich denke, für diese ganzen westafrikanischen Eth- lien hatte er mal Zahnschmerzen, da ließ er seine no-Grooves war Ginger schon ein Pionier, vor vielen üble Laune an seinem Gitarristen Doug aus, der anderen Drummern. heute mit Thin Lizzy spielt. Ich bot ihm meine Ich möchte diese Zeit auf keinen Fall missen. Es ist Schmerztabletten aus dem Reisegepäck an, und er dann doch wohl so etwas wie ein Traum für mich in spülte sofort die ganze Packung mit einer Flasche Erfüllung gegangen, so als ob der Herr Vogelmann Wein runter, dann ging es ihm besser. Ginger war mal den Bonzo getroffen hätte!“ nie einfach, und ich bin froh, dass er mich so gut Das stimmt allerdings, aber Bonzo zu treffen ist ja leiden konnte, doch mit ihm zusammenzuarbeiten nun leider keinesfalls mehr möglich. Nichtsdesto- hieß immer, sich auf unvorhergesehene Zwischen- trotz: „Mein Tag mit Ian Paice“ in Stuttgart war fälle einzustellen. Wir haben auch mal in Ludwigs- auch sehr schön, und mehr davon gibt es in einer burg gespielt, in einem Club namens „Metropol“ der nächsten STICKS-Ausgaben, sagt Herr Vogel- (den es leider nicht mehr gibt; da hat Herr Vogel- mann. ¬.
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