Station-Guelpe-Vol13.Pdf

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BRANDENBURGISCHE UMWELT 13 BERICHTE Ralf-Udo Mühle · Klaus Kaden · Florian Jeltsch (Hrsg.) Die ökologische Station Gülpe der Universität Potsdam Forschungen an der Unteren Havel Schriftenreihe der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam Potsdam, im April 2003 Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. © Universität Potsdam, 2003 Redaktion: Prof. Dr. Ingo Schneider, Dr. Matthias Kühling, Dr. Renate Wipper Herausgeber: Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Potsdam Druck: Audiovisuelles Zentrum der Universität Potsdam Vertrieb: Universitätsverlag Potsdam Postfach 60 15 53 14415 Potsdam Fon +49 (0) 331 977 4517 / Fax 4625 e-mail: [email protected] http://info.ub.uni-potsdam.de/verlag.htm Die Brandenburgischen Umwelt Berichte sind eine von der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam herausgegebene Schriftenreihe. Sie erscheint unregelmäßig. Alle Rechte, insbesondere das Recht auf Vervielfältigung und Verbreitung über diese Reihe hinaus sowie der Übersetzung liegen bei den Autoren. Kein Teil der Schriftenreihe darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autoren reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Die Herausgeber der Schriftenreihe übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit, die Genauigkeit und die Vollständigkeit der Angaben. Die in den Beiträgen geäußerten Meinungen und Ansichten müssen nicht mit denen der Herausgeber der Schriftenreihe übereinstimmen. Hergestellt auf Umweltpapier ISBN 3-935024-73-8 ISSN 1434-2375 Inhalt B. Götze Die Untere Havelniederung - eine gewachsene Kulturlandschaft? Über die Entstehung einer Kulturlandschaft im westlichen Havelland .....................................5 K. Kaden, S. Itzerott Eine landschaftliche Charakteristik der Unteren Havelniederung bei Gülpe ..........................16 S. Itzerott, K. Kaden Die hydrologischen Verhältnisse in der Unteren Havelniederung ...........................................27 M. Burkart, M. Wattenbach, M. Wichmann, J. Pötsch Die Vegetation der unteren Havelaue: Stand der Forschung und Perspektiven ......................53 A. Gzik Vitalität und Konkurrenzkraft charakteristischer Pflanzenarten von Feuchtstandorten der Unteren Havelaue .....................................................................................................................72 R.-U. Mühle Tierleben - ein zoologischer Überblick zur Unteren Havelniederung .....................................82 D. Wallschläger Gülper See und Untere Havelniederung aus ornithologischer Sicht – Forschungen an der Ökologischen Station der Universität Potsdam .......................................................................98 R. Knösche Zur Phosphatrücklösung aus Augewässersedimenten unter veränderter Hochwasserdynamik ..............................................................................................................102 G. Bormki, R. Knösche, I. Schneider Untersuchungen zur N-Mineralisation und -Remobilisierung im Sediment eines extrem flachen Auensees (Schollener See) ........................................................................................114 R. Buchta Der Aufbau neuer Naturparke in Brandenburg am Beispiel des Naturparkes Westhavelland ........................................................................................................................121 F. Jeltsch Ökologische Forschung an der Unteren Havel – ein Ausblick ..............................................138 4 Brandenburgische Umwelt Berichte (BUB) 13 S. 5-15 (2003) Die Untere Havelniederung – eine gewachsene Kulturlandschaft? Über die Entstehung einer Kulturlandschaft im westlichen Havelland B. Götze Natur und Mensch, Mensch und Natur, das Verhältnis zueinander mit all seinen Wechselwirkungen ist eigentlich eine globale Fragestellung. Der Mensch hat weltweit in die Natur eingegriffen und sie verändert. Daraus ergibt sich die immer wiederkehrende Frage, hier wird sie für einen geographisch eng begrenzten Raum gestellt, wie und was wurde verändert, mit welchen Auswirkungen. Am konkreten Beispiel ist herauszufinden, wie hat die Natur, zu der ja der Mensch gehört, aus der er hervorgegangen ist, diesen Prozess aufgenommen. Es soll auch untersucht werden, wie hat der Mensch in der Landschaft gelebt, sie genutzt und mit welchen Folgen verändert. An den Anfang gestellt sei die Tatsache, dass auch das westliche Havelland und hier speziell die Region der Unteren Havel eine Landschaft ist, welche starken menschlichen Beeinflussungen ausgesetzt war und ist. Es gibt heute kaum noch vom Menschen unveränderte Landschaften. Für diese vom Menschen veränderten Landschaften wurde der Begriff der Kulturlandschaft als Pendant zur natürlich gegebenen Landschaft eingeführt. Man kann sagen, dass jeder Beitrag, jedes Buch, jeder Vortrag über die Entstehung einer Landschaft, die Landnutzung im Forst- oder Agrarbereich, über Gewässernutzung, über Schutzgebiete oder über Eingriffe in die Landschaft, ja über die Landschafts- geschichte allgemein, im Wesentlichen die Kulturlandschaft betreffen.1 Was unterscheidet beide voneinander? Versuch einer Begriffsdefinition: Mühlenberg und Slowik beschreiben in ihrem Buch „Kulturlandschaft als Lebensraum“ den Begriff Kulturlandschaft wie folgt: „Während der Mensch in Naturlandschaften eine untergeordnete Rolle spielt, definieren wir die ,Kulturlandschaft‘ als einen vom Menschen geprägten Lebensraum.“2 Soweit die zunächst allgemein gehaltene Definition. Im Folgenden soll untersucht werden, was das konkret auf das Westhavelland bezogen heißt. Man wäre nicht Lokalpatriot, würde man nicht mit einem Zitat von Theodor Fontane beginnen. Im Vorwort zur zweiten Auflage der „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ schrieb er 1880: „Wer in der Mark reisen will, der muß zunächst Liebe zu Land und Leuten mitbringen. Er muss den guten Willen haben, das Gute zu finden anstatt es durch krittliche Vergleiche tot zu machen. Der Reisende in der Mark muss sich ferner mit einer feineren Art von Natur- und Landschaftssinn ausgerüstet fühlen. Es gibt gröbliche Augen, die gleich einen Gletscher oder Meeressturm verlangen, um befriedigt zu sein. Diese mögen zu Hause bleiben.“3 In diesem kurzen Zitat wird deutlich, dass Fontane zwar der Auffassung ist, dass sich die Mark Brandenburg eher bescheiden neben anderen Landschaften ausnimmt, was aber nicht heißen sollte, dass ihre Schönheit keinen Wert hat. 1 Vgl. Mühlenberg, Michael; Slowik, Jolanta: Kulturlandschaft als Lebensraum, Quelle & Meyer Verlag, Wies- baden 1997, S. 5ff. 2 Ebenda, S. 7. 3 Fontane, Theodor: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Eine Auswahl in zwei Bänden, Aufbau- Verlag, Berlin und Weimar 1987. 5 Doch wie stellt sich die Mark Brandenburg landschaftlich betrachtet nun tatsächlich dar? Die gesamte Mark Brandenburg ist durch ein reich gegliedertes, kleinräumiges Landschaftsbild ge- kennzeichnet. Innerhalb der Mark bildet das Havelland eine fast viereckige Insel, die im Norden vom Rhin und auf den anderen drei Seiten von der Havel umflossen wird. Morphologisch, bodenkundlich und landschaftlich bildet das Havelland keine Einheit. Kleine inselförmige Diluvialplatten4 und weite Niederungsgebiete lösen einander häufig ab und prägen den Landschaftscharakter. Diese wechselhafte Oberflächenform ist ein Werk der pleistozänen Inlandvereisung. Mehrere naturräumliche Einheiten treffen hier im Havelland zusammen, als da sind: das Luchland, die Mittelbrandenburgischen Platten und Niederungen und die Elbtalniederung. Das gesamte Luchland gehört zu den Hauptschmelzwasserwegen der letzten Eiszeit. Nach dem Rückzug des Eises bildeten sich in den Abwasserrinnen und Seen Feuchtgebiete und Moore. Eine weitflächige Vermoorung begann jedoch erst etwas später im Zusammenhang mit der sogenannten Flandrischen Transgression, zeitlich einzuordnen etwa 6000 bis 3000 v. Chr.5 Die breiten feuchten Niederungen des Luchlandes, zu denen das Gebiet der Unteren Havel gehört, waren bis weit in die Neuzeit hinein vermoort und standen dauernd oder zeitweise unter Wasser. Gegliedert werden die Niederungen des Luches durch: • Talsandflächen und darauf aufsitzende Dünen • inselartig eingelagerte flachwellige Grundmoränengebiete (Ländchen, z.B. Rhinow, Friesack, Nennhausen) • einzelne Höhenzüge von Endmoränen.6 Es sei an dieser Stelle betont, dass der Prozess der Vermoorung noch einmal durch das Anlegen von Mühlenstauen und durch die Eindeichung der Elbe7 befördert wurde. Darauf wird an gegebener Stelle noch einzugehen sein. Wie bereits bemerkt, heben sich die westhavelländischen Ländchen aus den Niederungsgebieten des Luchlandes als Diluvialplatten heraus. Die größten sind das Ländchen Rhinow, der Nusswinkel bei Nennhausen und das Ländchen Friesack, denen markante Endmoränenzüge aufgesetzt sind. Darüber hinaus gibt es noch eine Vielzahl kleiner und kleinster Inseln. Das Ländchen Rhinow liegt zwischen der Unteren Havelniederung, dem Unteren Rhinluch und dem Havelländischen Luch südlich von Rhinow. Die flachwellige Grundmoränenplatte ist gegen die sie umgebenden Niederungen scharf abgegrenzt. Im Norden der Diluvialinsel finden sich steilhangige Hügel der Endmoräne, im Westen Talsandinseln mit Dünen. 4 Diluvium = Pleistozän, ältere Abteilung des Quartärs mit weitreichenden Vereisungen. Alluvium = Holozän, jüngere Abteilung des Quartärs,

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