Reimund Schnabel MACHT OHNE MORAL Eine Dokumentation über die SS Frankfurt/Main 1957 RÖDERBERGVERLAG G.M.B.H. Alle Rechte, insbesondere das Recht der Übersetzung in fremde Sprachen, bei Röderberg-Verlag, G.m.b.H., Frankfurt/Main, Röderbergweg 62 Zweite, erweiterte Auflage – Frankfurt am Main 1958 Gesamtherstellung Fuldaer Verlagsanstalt GmbH., Fulda Eingelesen mit ABBYY Fine Reader VORWORT Es ist kein Zufall, dass diese Dokumentation über Entwicklung und Wirken der SS gerade jetzt zusammengestellt wurde. Man vergisst in unserem Land unangenehme und belastende nationale Er- eignisse erstaunlich rasch und gründlich. Und deshalb rennt man in der Bundesrepublik mit der ge- wiss nicht neuen Mahnung, dass Völker aus der Geschichte lernen sollen, auch heute keine offenen Türen ein. Das beweist der Anlass, der zur Veröffentlichung dieser Schrift geführt hat. Aus einer Verordnung, erschienen im Ministerialblatt des Bundesministers für Verteidigung vom 1. September 1956, geht hervor, dass ehemalige Offiziere der Waffen-SS bis zum Dienstgrad eines Oberstleutnants in die Bun- deswehr übernommen werden können. Diese Verordnung hat viele Erörterungen und Diskussionen hervorgerufen, die sich mehr oder weniger sachlich mit der Rehabilitierung der SS beschäftigten. Dabei wurde wieder deutlich, wie lückenhaft und wie falsch in weiten Kreisen das Wissen über Wesen und Wirken dieser Organisation ist. Die vorliegende Schrift will ein sachlicher Beitrag zur Auseinandersetzung über die Schutzstaffel der NSDAP sein. Sie ist dabei im besten Sinne objektiv, denn sie bringt zur Aufhellung der Geschichte der SS im Wesentlichen Selbstzeugnisse dieser Organisation, die im amtlichen Schriftverkehr, in Be- fehlen, Verordnungen und Originalfotografien ihren Niederschlag gefunden haben. Zeugnisse aus der Zeit nach der Kapitulation 1945, wie zum Beispiel Aussagen vor Gericht unter Eid, die auch bei völliger subjektiver Ehrlichkeit Unsicherheitsmomente aufweisen können, sind nur insoweit heran- gezogen, als sie in Verbindung mit Dokumenten bzw. mit Vergleichsmaterial für eine historische Un- tersuchung wertvoll sein können. Der Titel des Buches widerspricht der Objektivität des Inhalts nicht. Man kann die vorliegenden Dokumente nicht ohne tiefe Erschütterung zur Kenntnis nehmen, und man muss auf Grund ihres Stu- diums zu der Schlussfolgerung kommen, dass die SS den Machtanspruch Hitlers besonders brutal verkörperte. Hitlers Macht, ohne jede ethische oder humanitäre Bindung, war unmoralisch. Die SS gehorchte blind jedem Befehl ihres Führers und verwirklichte ihn rücksichtslos – auch den Befehl zu tausendfachem Mord. Die Macht der SS von Hitlers Gnaden war eine Macht ohne Moral. Wegen der Fülle der Namen muss darauf verzichtet werden, die Einzelpersonen, Organisationen und Behörden gesondert aufzuführen, die zum Gelingen dieses Buches beigetragen haben. Verlag und Herausgeber danken ihnen allen aufrichtig. München, im Dezember 1956 Reimund Schnabel VORWORT ZUR ZWEITEN AUFLAGE In einem Kreis deutscher Emigranten aus der Hitlerzeit wurde Bundespräsident Theodor Heuss bei seinem Amerikabesuch im Sommer dieses Jahres nach Publi- kationen über den Faschismus in der Bundesrepublik gefragt. Der Präsident sagte, es gäbe derartige Veröffentlichungen, sie würden auch von der Presse gut bespro- chen, aber gelesen würden sie zu wenig. Diese Feststellung unterstreichen mehrere Untersuchungen grosser westdeut- scher Zeitungen. In süddeutschen Schulen kannten die Kinder Hitler kaum dem Namen nach und konnten über die jüngste Vergangenheit so gut wie nichts aussa- gen. Gleichzeitig aber kamen vor zahlreichen Gerichten der Bundesrepublik Fälle jenes unvorstellbaren Terrors zur Verhandlung, der in Deutschland und in den vom Hitlerfaschismus unterdrückten europäischen Ländern vor noch nicht 20 Jah- ren wütete. Die Mörder sind noch unter uns. Nicht alle konnten vor Gerichten zur Verantwortung gezogen werden – viele von ihnen haben sogar wieder Amt und Würden erlangt und nehmen Einfluss auf die Geschicke Westdeutschlands. Bei Er- scheinen der 2. Auflage ist diese Zusammenstellung von Dokumenten über die «Macht ohne Moral» der SS also bedauerlicherweise höchst aktuell und hat nicht nur Interesse als Bestandteil unseres Geschichtsbildes. Es wurde angeregt, das Buch weiter auszubauen. Verlag und Herausgeber wis- sen, dass diese Dokumentation nicht lückenlos ist. Sie kann es gar nicht sein, weil ständig neue Hinweise und Beweise für die Tätigkeit der SS durch Funde, durch internationalen Austausch und durch Gerichtsverfahren ans Tageslicht kommen. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, und es werden Jahre vergehen, be- vor man mit einiger Sicherheit sagen kann, dass alle erhalten gebliebenen Doku- mente gesammelt sind. Deshalb soll mit einer an sich notwendigen Erweiterung noch gewartet werden. Es erging mehrfach die Aufforderung, «Macht ohne Moral» bis zur Gegenwart auszudehnen und die Tätigkeit der SS, ihre Versuche der Rehabilitierung und der Reaktivierung ihrer ehemaligen Mitglieder in Traditionsverbänden usw. zu behan- deln. Eine derartige Erweiterung muss abgelehnt werden. Das vorliegende Buch hat die Aufgabe, Wesen und Wirken der SS von ihren Anfängen bis zum Zusam- menbruch des Faschisrmts unangreifbar und beweiskräftig aufzuzeigen. Eine Be- handlung der Tätigkeit nach 1945 würde diesen Rahmen sprengen und müsste den Charakter des Buches verändern. Das Buch wurde für die 2. Auflage neu durchgesehen. Das Namen- und Sach- verzeichnis ist erweitert und durch die Beifügung der Seitenzahlen zum besseren Auffinden der einzelnen Dokumente verbessert worden. Auch für die 2. Auflage sei allen aufrichtig gedankt, die durch Kritik und Hin- weise geholfen haben, das Buch zu verbessern. Berlin, im September 1958 Reimund Schnabel INHALTSVERZEICHNIS Seite VORWORT ............................................................................................... 5 INHALTSVERZEICHNIS ....................................................................... 6 ABKÜRZUNGEN UND ERLÄUTERUNGEN .................................... 8 EINFÜHRUNG ...................................................................................... 10 I. ENTWICKLUNG DER SS Vorbemerkungen ................................................................................................ 12 Verzeichnis der Dokumente, Abbildungen, Berichte und Zitate .................... 14 1. Organisatorische Entwicklung ....................................................................... 17 a) Allgemeine SS .......................................................................................... 17 b) Waffen-SS ............................................................................................. 37 2. Grundsätze für Auslese undErziehung der SS .......................................... 17-44 II. TERROR IN DEUTSCHLAND Vorbemerkungen ................................................................................................ 46 Verzeichnis der Dokumente, Abbildungen, Berichte und Zitate .................... 47 1. Terror aus politischen Gründen ..................................................................... 49 2. Terror aus weltanschaulichen, rassischen und religiösen Gründen . 78 III. DIE KONZENTRATIONSLAGER Vorbemerkungen ................................................................................................ 92 Verzeichnis der Dokumente, Abbildungen, Berichte und Zitate .................... 93 1. Aufbau der Konzentrationslager .................................................................... 105 2. Die Häftlinge und ihre allgemeinen Lebensbedingungen ............................. 136 3. Die wirtschaftliche Ausbeutung der Häftlinge ............................................. 203 a) Ausnützung der Arbeitskraft ................................................................... 207 b) Raub des Eigentums ................................................................................ 243 4. Medizinische Experimente in den Konzentrationslagern.............................. 264 a) Sterilisationsversuche des Prof. Clauberg ............................................... 264 b) Unterkühlungsversuche des Dr. Rascher ................................................. 282 c) Versuche für die chemische Industrie ...................................................... 292 d) Versuchsoperationen ............................................................................... 319 5. Der Tod im Konzentrationslager ................................................................... 329 6 IV. TERROR IN EUROPA Vorbemerkungen ............................................................................................... 376 Verzeichnis der Dokumente, Abbildungen, Berichte und Zitate ................... 377 1. Ein Alibi für den Kriegsbeginn ..................................................................... 383 2. Terror in Polen .............................................................................................. 392 3. Terror in der Tschechoslowakei .................................................................... 460 4. Terror in der Sowjetunion ............................................................................. 471 5. Terror in Jugoslawien ................................................................................... 474 6. Terror in Frankreich ...................................................................................... 485 7. Die Endlösung der Judenfrage ...................................................................... 495 V. KRIEGSENDE UND NACHKRIEGSZEIT Vorbemerkungen ..............................................................................................
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