Der Zugriff der NSDAP auf die Musik. Zum Aufbau von Organisationsstrukturen für die Musikarbeit in den Gliederungen der Partei Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades des Fachbereichs Erziehungs- und Kulturwissenschaften der Universität Osnabrück vorgelegt von Rainer Sieb aus Losheim am See Osnabrück, 2007 Erstreferent: Priv. Doz. Dr. Stefan Hanheide Korreferent: Prof. Dr. Dietrich Helms Die vorliegende Dissertation wurde im August 2006 vom Fachbereich Erziehungs- und Kulturwissenschaften der Universität Osnabrück angenommen Tag der mündlichen Prüfung: 25.05.2007 - 2 - Inhaltsverzeichnis Einleitung .................................................................................................................. 4 1. Der „Stab des Stellvertreters des Führers“ und die Partei-Kanzlei der NSDAP ..................................................................................................................................14 1.1 Die Gründung und Aufbau des „Nationalsozialistischen Reichs- Symphonie-orchesters“ in München..................................................................19 1.1.1 Die Konzertfahrten des NS-Reichssymphonieorchesters unter der Leitung von Franz Adam und Erich Kloß für die Bewegung............................................28 1.2 Die „Aktivierung der Dorfkultur“ durch die Partei-Kanzlei.........................38 1.2.1 Der Einsatz von Lehrern und Kantoren als Leiter der musikalischen Dorfkulturarbeit...................................................................................................43 1.2.2 Die Planungen zum Aufbau von parteieigenen Gemeinschaftshäusern als NS-Kulturstätten in den Ortsgruppen .................................................................49 2. Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten geistigen und weltanschaulichen Schulung und Erziehung der NSDAP ............................54 2.1 Das Amt für Kunstpflege und die NS-Kulturgemeinde ...............................59 2.1.1 Die Hauptstelle Musik unter Herbert Gerigk ..............................................67 2.1.2 Die Hauptstelle Musik während des Krieges .............................................77 2.1.3 Die Hauptstelle Kulturpolitisches Archiv ....................................................89 3. Die Reichsorganisationsleitung der NSDAP .....................................................96 3.1 Das Amt des Reichsmusikinspizienten........................................................97 3.2 Die Musik- und Spielmannszüge in den Gliederungen der NSDAP.........101 3.2.1 Die Überprüfungen und Aufbau der Musik- und Spielmannszüge in der NSDAP.............................................................................................................104 3.2.2 Die musikalische Organisation der Reichsparteitage ..............................109 3.3 Die Förderung einer NS-Musikerziehung durch die „Deutsche Arbeitsfront“.......................................................................................................112 3.4 Die Volksmusikarbeit des Amtes „Feierabend“ in der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ .........................................................................................118 4. Die Reichspropagandaleitung der NSDAP und das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda .......................................................................123 4.1 Die Errichtung eines „NS-Kulturwerks“ in der Reichspropagandaleitung .............................................................................................................................128 4.2. Die Auslandsstellen für Musik in der Reichsmusikkammer und dem Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda .............................133 - 3 - 4.3 Die Einsetzung von „Städtischen Musikbeauftragten“ durch die Reichsmusikkammer .........................................................................................141 5. Die Reichsjugendführung der NSDAP.............................................................151 5.1. Die Koordinierung der Musikarbeit innerhalb des Kulturamtes der Reichsjugendführung........................................................................................155 5.2 Der Aufbau und Überwachung der Musik-, Fanfaren- und Spielmannszüge durch den Reichsinspekteur für Blasmusikwesen in der Hitler-Jugend.......160 5.2.1 Die Fanfarenzüge des Deutschen Jungvolks ..........................................162 5.2.2 Die Musikzüge der Hitler-Jugend.............................................................164 5.2.3 Die Spielmannszüge der Hitler-Jugend ...................................................166 5.3 Der Aufbau der Spieleinheiten in der Hitler-Jugend und dem Bund deutscher Mädel.................................................................................................171 5.3.1 Die musikalischen Sondereinheiten der Hitler-Jugend ............................175 5.4 Die musikpädagogische Ausbildung zum Jugend- und Volksmusikleiter an den Hochschulen für Musik in Berlin, Weimar und Graz ..........................181 Zusammenfassung und Ausblick ........................................................................195 Literaturverzeichnis ..............................................................................................202 Archivalien...............................................................................................................202 Gedruckte Quellen...................................................................................................204 Anhang: Tabellarische Darstellungen der Kapitel eins bis fünf........................209 - 4 - Einleitung „(...)Die Geschichte der Musik im nationalsozialistischen Deutschland ist bisher nur in Ansätzen untersucht worden. Vieles harrt noch der gründlichen Auseinandersetzung. Klar erkennbar ist indessen, daß sie ein Lehrbeispiel für die fortdauernde Möglichkeit der ideologischen Instrumentalisierung von Musik darstellt(...)“1 Zu diesem ernüchternden Ergebnis gelangte der Musikwissenschaftler Bernd Sponheuer noch im Jahre 1997 am Ende seines Beitrages zum Thema „Nationalsozialismus“ in der Musikenzyklopädie Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Dabei gibt er in seiner umfangreichen Literaturauswahl zu speziellen Untersuchungen der Musik im Nationalsozialismus insgesamt 55 Titel an. Analysiert man diese Veröffentlichungen unter dem Aspekt des Erscheinungsdatums, so fällt auf, dass der größte Teil der Publikationen zwischen 1980 und 1990 geschrieben wurde. Also 35 bis 45 Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Das momentan umfangreichste Literaturverzeichnis in Deutschland zum Thema Nationalsozialismus ist die von Michael Ruck im Jahre 2000 herausgegebene Bibliographie zum Nationalsozialismus2. Diese Publikation beinhaltet insgesamt 37.000 Einträge, die, verteilt auf zwei Bände, die Anfänge des Nationalsozialismus bis zur NS-Bewältigung nach 1945 dokumentieren. Unter der Rubrik „Musik“ sind selbst in dieser umfangreichen Bibliographie nur 135 Einzeltitel angegeben, die sich auf spezielle Darstellungen zur Musikarbeit während der NS-Zeit beziehen.3 Die von Michael Ruck aufgeführten Literaturangaben beinhalten auch Titel aus der Auflistung Sponheuers zu speziellen Untersuchungen der NS-Musik in der MGG. Somit hat Ruck insgesamt nur 109 zusätzliche Publikationen in Ergänzung zu Sponheuers Literaturauflistung in seine Bibliographie aufgenommen. Außer den erwähnten 135 „Darstellungen“ macht Ruck noch weitere 51 Angaben, die sich zum größten Teil auf die Rubrik „Regional- und Lokalstudien“ verteilen.4 Neben diesen beiden nationalen Literaturverzeichnissen von Bernd Sponheuer und Michael Ruck wurde zur Darstellung des momentanen Forschungsstandes zusätzlich die Datenbank Répertoire international de littérature musicale (RILM) hinzugezogen. Unter dem Stichwort ‚Nazism‘ sind dort von 1967 bis Ende 2005 weltweit 900 Einträge eingegangen, wobei der erste aus dem Jahre 1974 stammt. Allerdings ist hier zu beachten, dass in der Datenbank durch Zweitauflagen einige Doppeleinträge existieren und bei zahlreichen Publikationen die dazugehörigen Einzelbeiträge in der Aufzählung gesondert aufgeführt wurden. Inhaltlich besitzt die Datenbank überwiegend Veröffentlichungen aus dem deutschsprachigen Raum, die zum größten Teil die Schicksale von Dirigenten, Musikern und Komponisten während der Jahre 1933 –1945 in Deutschland und im Exil beleuchten. So werden ab dem Jahre 1980 in zahlreichen Publikationen das Wirken der Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Richard Strauß im NS-Regime reflektiert sowie die Denunziationen durch die 1 Sponheuer, Bernd: Nationalsozialismus, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart: allgemeine Enzyklopädie der Musik; 2., neubearbeite Ausgabe, Sachteil Nr. 7, Bärenreiter-Verlag, Kassel, 1997, Sp. 41. 2 Vgl. Ruck, Michael: Bibliographie zum Nationalsozialismus, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt, 2000. Es handelt sich bei der genannten Bibliographie um eine überarbeitete und wesentlich erweiterte Aus- gabe zur Erstveröffentlichung aus dem Jahre 1995. Die Bibliographie ist auch als CD-ROM erhältlich. 3 Vgl. Ebd., Band 2, S. 988-993. 4 Vgl. Ebd., S. 993f. Insgesamt sind durch Ruck damit 186 Angaben zur Rubrik Musik aufgelistet worden. - 5 - NS-Musikzensur gegenüber den Komponisten Karl Amadeus Hartmann, Paul Hindemith, Hugo Distler und Arnold Schönberg dargestellt. Außerdem existieren in der Datenbank einige Beiträge zur Bedeutung der Musik Richard Wagners und Anton Bruckners im NS-Staat und zum dunklen Kapitel der Musikpflege in den Konzentrationslagern. Auf dem Gebiet der Lokalstudien
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