�������������� ������� X/2007 VON EN HL O F P M E G. F. HÄNDEL (1685-1759) Solomon (Oratorium in drei Akten) Sarah Connolly, Alt – Susan Gritton & Carolyn Sampson, Sopran – Mark Padmore, Tenor – David Wilson-Johnson, Baß – RIAS Kammerchor – Akademie für Alte Musik Berlin, Leitung: Daniel Reuss HMC 901949.0 (P02) Daniel Reuss Foto: Alvaro Yañez Ein Vierteljahrhundert, vergangen wie im Flug Als sich 1982 Mitglieder verschie- lich getroffen und Versuche mit histo- digen Drucks führen. Stephan Mai, dener Ostberliner Orchester und rischen Interpretationsansätzen unter - Konzertmeister der Akademie für Alte Musikstudenten zu einem neuen nommen, doch jetzt wurde es ernst. Musik, sagte in einem Interview: Orchester für Alte Musik zusam- Man wählte den Namen Akademie „Meine Freunde und ich haben uns menschlossen, dem ersten Orchester für Alte Musik Berlin; hiermit wurde über alles amüsiert, was sozialistisch der historischen Aufführungspraxis einerseits der demokratische Ansatz war.“ Allerdings hatte diese welt- in der DDR, war nicht abzu- einer gemeinsamen Arbeit ohne Diri- anschauliche Dauerberieselung die sehen, daß es sich im Laufe seiner genten oder Leiter betont (dafür Folge, daß sich ein gesundes Miß- Geschichte zu einem Ensemble mit wurde die Truppe anfänglich von offi- trauen gegen jede Form von Ideologie einem erstklassigen internationalen ziellen Stellen argwöhnisch beäugt), entwickelte. Von der Idee einer wis- Ruf entwickeln würde. Inzwischen zum anderen ergab sich auch eine will- senschaftlichen Wiederbelebung „ori- behauptet sich die Akademie für kommene Verbindung zu den Privat- ginaler“ Musizierweisen hält man im Alte Musik Berlin weltweit als erst- konzerten in Berliner Salons des 18. Orchester folglich wenig, die Musiker rangiger Klangkörper für Musik Jahrhunderts, die unter dem Namen sind sich über ihre Zielsetzung im des Barocks und der Klassik auf Akademie stattfanden. klaren, als Menschen der Gegenwart Originalinstrumenten. Obwohl der sozialistische Alltag in Musik vergangener Zeiten in mög- der DDR durchtränkt von der SED- lichst stilgerechten Interpretationen, Schon in den 70er Jahren hatten sich Doktrin war, mußte diese Realität jedoch fern von dogmatischen musik- einige Gründungsmitglieder gelegent- indessen nicht zum Gefühl eines stän- wissenschaftlichen Ansätzen zu einem VON EN HL O F P M E Antonio VIVALDI (1678-1741) Doppelkonzert für zwei Oboen d-moll RV 535, Doppelkonzert für zwei Violoncelli g-moll RV 531, Doppelkonzert für zwei Violinen a-moll RV 522, Violinkonzert E-Dur RV 265, Concerti grossi g-moll RV 156 & F-Dur RV 574 Akademie für Alte Musik Berlin HMC 901975 (T01) 2 harmonia mundi magazin Erlebnis für heutige Hörer zu machen. sowie bei den Innsbrucker Fest- was 2006 in der Verleihung des Tele- Bei allem Bemühen um Perfektion wochen. mann-Preises der Stadt Magdeburg spielt die Lust am Musizieren eine In den letzten Jahren haben sich die gewürdigt wurde. Natürlich fehlt auch entscheidende Rolle. Sorgfältig vor- internationalen Verpflichtungen des Händel nicht, ebenso wenig Keiser, bereitete Interpretationen und eine Orchesters mehr und mehr erwei- in dessen Hamburger Opernorchester spontane Musizierfreude vereinen sich tert. Neben regelmäßigen Konzerten Händel als junger Mann seine ersten zu prägenden Elementen ihrer Arbeit in den musikalischen Zentren Europas Erfahrungen in der Opernmusik und teilen sich dem Publikum ihrer wie Wien, Paris, Brüssel und Madrid machte. Scarlatti, Haydn, Boccherini Konzerte und den Hörern ihrer CDs führten sie Tourneen bislang auch in und Rossini runden die Diskographie in mitreißender Weise mit. fast alle europäischen Länder (unter der Akademie für Alte Musik Berlin Schnell eroberte sich die Akademie anderem in Skandinavien), in den zu einem umfassenden Kaleidoskop für Alte Musik Berlin ein begeister- Nahen Osten, nach Japan und in die der Musik vom 17. bis ins 19. Jahr- tes und beständiges Publikum. Seit USA. hundert ab. 1984 gestaltete das Ensemble tur- Die CD-Einspielungen des Ensembles Die Zusammenarbeit mit der Cho- nusmäßig seine eigene Konzertreihe erscheinen seit 1995 exklusiv bei har- reographin Sasha Waltz und ihrer im Schauspielhaus am Gendarmen- monia mundi. Das Repertoire des Tänzergruppe bedeutete für die Aka- markt. Nach und nach wurden Kon- Ensembles umfaßt die Musik vom demie für Alte Musik den Aufbruch in takte zum westlichen Kollegenkreis Hochbarock bis zur Schubert-Zeit, das 21. Jahrhundert. Ihr gemeinsames der Alte-Musik-Szene möglich, und die Bach-Söhne und Berliner Kompo- Projekt 4 Elemente – 4 Jahreszeiten, ein mit Öffnung der Grenzen und der nisten des 18. Jahrhunderts spielen „choreographisches Konzert“, über- deutschen Wiedervereinigung inter- eine besondere Rolle. Der Fixstern setzte musikalische Strukturen in nationalisierte sich das Wirkungs- bei der Arbeit der Akademie für Alte räumliche Bewegung und schuf so und Erfahrungsfeld. Es begann die Musik ist allerdings Johann Sebastian eine neue Aufführungsform jenseits Zusammenarbeit mit dem RIAS Kam- Bach, seine Musik macht immer des traditionellen Konzertbetriebs. merchor; überdies war das Orche- noch den Löwenanteil in der Disko- Im 2006 neueröffneten Radialsystem ster unter der Leitung von René graphie des Orchesters aus. Doch auch V hat die Kooperation der beiden Jacobs regelmäßiger Gast an der Ber- Georg Philipp Telemann nimmt einen Ensembles für die Zukunft ihr Heim liner Staatsoper Unter den Linden bedeutenden Platz im Repertoire ein, gefunden. Akademie für Alte Musik Berlin Foto: Matthias Heyde harmonia mundi magazin 3 Der praktische Theoretiker Johann Sebastian Bach war ein Abkömmling einer alten Musi - ker dynastie, die Kirchenmusiker ebenso hervorgebracht hatte wie J. S. BACH Stadtpfei fer. Neben Einfallsreich- tum und Anpassungsfähigkeit an (1685-1750) verschie denartige Aufführungs situa- Das Wohltemperierte tionen war für beide Berufs gruppen Clavier (Buch I, ein hohes Maß an Orga nisations- BWV 846-869) fähigkeit erforderlich: Als Kompo- Richard Egarr, Cembalo nisten, Solisten, Ensemble leiter und HMU 907431.2 (P02) Impre sarios mußten sie Multita - lente sein. Bach selbst folgte beiden familiären Vorbildern. Er begann seine Laufbahn viel Kompositionsarbeit mit sich: Die ponisten: Wilhelm Friedemann (der als Geiger im Weimarer Hoforchester Kantaten mußten mit den Schülern „Hallenser Bach“), Carl Philipp Ema - sowie als Kirchenmusiker in der thü- der Thomasschule einstudiert wer- nuel (der „Berliner“ bzw. „Ham burger ringischen Provinz, wirkte danach als den, die Instrumentalisten mußten Bach“), Christoph Friedrich (der Kapellmeister und hatte schließlich beschafft und bei alle dem tausend „Bückeburger Bach“) und Johann in Leipzig die Stelle als Kantor der kleine und große Probleme diszipli- Christian (der „Mailänder“ bzw. „Lon- Thomasschule und als Musikdirektor narischer und organisatorischer Natur doner Bach“). inne. In diesen Positionen vereinig- überwunden werden. Daneben gab Wie ein großer Teil der systematischen ten sich die Aufgaben des Leiters es noch Aufgaben als Mitglied des Werksammlungen Johann Sebastian des geistlichen wie des weltlichen Lehrkörpers der Thomasschule, denen Bachs ist auch das Wohltemperierte Musiklebens einer der führenden Bach möglichst aus dem Weg zu Clavier im Zusammenhang mit dem Städte Deutschlands. gehen versuchte – das glückte aller- Unterricht seiner Söhne entstanden. Die Organisation der sonntäglichen dings nicht immer. Bach selbst fertigte von den durch Gottesdienstmusik in den beiden Überdies stand Bach noch einer gro- alle Tonarten komponierten Präludien Leipziger Hauptkirchen St. Thomas ßen Familie vor, und er nahm seine und Fugen eine Reinschrift an, über und St. Nikolai brachte nicht nur Aufgaben als Vater seiner zahlreichen deren Titel in voller Seite ein Orna- Kinderschar sehr ernst. Das ment prangt, das von der Nachwelt bedeutete in erster Linie, als ungelenke Verzierung angesehen daß er die Söhne durch wurde. Jüngste Forschungen haben eine solide musikalische indessen erwiesen, daß es sich bei Ausbildung auf das fami- dieser „Verzierung“ um eine wissen- liäre Metier des Musi- schaftlich einwandfreie Skizzierung Richard Egarr kerberufs vorbereitete. der „wohltemperierten“ Stimmung Foto: Richard Haughton Hierbei erwies er handelt, die zu Bachs Lebzeiten eine überaus glück- entwickelt wurde und erstmals in liche Hand, denn der abendländischen Musikgeschichte vier Söhne wurden ermöglichte, Musik auf einem Tasten- bedeutende Kom- instrument in allen 24 Dur- und Moll-Tonarten zu spielen, ohne das mit Richard Egarr bereits erschienen: Instrument für weitauseinanderlie- gende Tonarten umzustimmen. J. S. BACH Goldberg-Variationen Bach schrieb keine Abhandlungen & 14 Goldberg-Kanons über diese musiktheoretische Haupt- HMU 907425.6 (P02) frage seiner Zeit, er löste diese Frage und kleidete seine Antwort in Musik. Und für die Freunde der Bilderrät- sel verpackte er seine Lösung in diesem Fall noch in einen wohl- „Man kann Egarr zu diesen durchdachten Schnörkel auf dem Einspielungen nur gratulieren.“ Titelblatt. KLASSIK.COM 4 harmonia mundi magazin VON EN HL O F P M E Franz SCHUBERT (1797-1828) Sonaten für Violine und Klavier D-Dur D 384, a-moll D 385, g-moll D 408, A-Dur D 574 Andrew Manze, Violine & Richard Egarr, Fortepiano HMU 907445 (T01) Notfalls auch ohne Beethoven „Ich schreibe jeden Vormittag einige Maße aus dieser arbeitstechnischen sten seiner Zeit verehrte. Beethoven Stunden. Wenn ich ein Stück fertig Methode, wenn es auch Fragmente war seit 1815, verbittert über seine habe, fange ich ein anderes an.“ von hoher künstlerischer
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