dafür schaffen, dass Menschen beruflichen ihnen auch dabei helfen, die Krisen und Schat- Erfolg haben, Einfluss besitzen und sich lieben. tenseiten ihres Lebens zu bewältigen.“ - Aber was uns genauso wichtig ist: Wir wollen Johannes Haas , Düsseldorf Die Varusschlacht und Kalkriese An die 700 Theorien zur Lokalisierung der strierung der bis dahin gefundenen römischen Varusschlacht des Jahres 9 n. Chr. wurden Münzen, weil er glaubte, die Entscheidung zur erstellt, die alle von dem Ort ausgingen, an Frage der Örtlichkeit der Varusschlacht liege dem der jeweilige Theorieurheber lebte. So bei den Münzen. „Wie können “, schreibt er schreibt Timpe von der „bizarren Neigung so gegen Einwender, „Gold- und Silbermünzen in vieler Schulmeister und Landpastoren, das dem Umfang in die Erde kommen, dass noch Varusschlachtfeld vor der eigenen Haustür heute Jahr aus Jahr ein sie daraus hervorgezogen zu identifizieren “ (S. 730). Bereits Theodor werden? “ (S. 211). Zudem seien alle Münzen Mommsen hatte sich über den gleichen Eifer der unter Augustus geprägt worden, ihre Erhaltung „deutschen Localforscher“ amüsiert, die mit sei gut und weise auf kurze Umlaufszeit. „Die ihren „beliebten patriotisch-topographischen Goldfunde im Venner Moore sind eine numis- Zänkereien die kleinen und großen Klatschblätter matisch schlechthin einzig dastehende Thatsache, füllen und durch Kirchthurmcontroversen die welche einen außerordentlichen Vorgang als unbefangenen Zuschauer erheitern “ (S. 202). Erklärungsgrund fordert “ (S. 236). Mommsen und der mit ihm zusammenarbeitende Mommsen wie Menadier folgern die stattge- Numismatiker Julius Menadier hatten zur Loka- habte Schlacht „dort, wo der weit vorspringende lisierung der Schlacht in eigenen Publikationen Kalkrieser Berg mit dem von der Gegenseite allerdings einiges zu sagen. sich nähernden großen Moore einen Paß von Bereits im 18. Jahrhundert war die große einem Kilometer der Breite nach bildet. ... Es Menge in der Osnabrücker Gegend, und beson- trifft hier mithin alles zusammen, was uns die ders in der Nähe von Barenaue und der Kalkrie- römischen Schriftsteller von der Örtlichkeit ser-Niewedder Senke, gefundener augusteischer der varianischen Niederlage überliefert haben: Münzen aufgefallen und mit der „Hermanns- Wald, Sumpf, Berg und Engpaß“ (Menadier schlacht“ (wie man damals sagte) in Verbindung 1885, S. 92). Sie verwerfen die bisherigen gebracht worden. So schreibt Stüve im Jahre Lokalisationsversuche mit dem Münzargument: 1789: „Viele sind der Meinung, dass dieses „Die Münzen sind die redenden Überreste der Treffen in der Gegend von Detmold geschehen ewig denkwürdigen Schlacht“ (S. 93). Und sey, allein ... die vielen römischen Münzen so des Mommsen preist das Geschick des Arminius , Kaysers Augustus Namen zeigen, welche noch „dass er die römische Armee eben in dieses immer gefunden werden, und andere Umstände, gefährliche Defile zu bringen gewusst hat, dessen machen es sehr wahrscheinlich, dass der Ort Gleichen selbst in diesem schwierigen Terrain dieser Niederlage im Hochstift Oßnabrück, und kaum gefunden werden wird “ (S. 243). zwar, wo es mit der Grafschaft Tecklenburg Der Historiker weiß natürlich auch um das zusammen grenzet, zu suchen sey“ (S. 142). Indirekte seiner Argumentation zum Schlacht- Müller äußert 1882 dieselbe Vermutung wegen ort, da erst „die Auffindung von Geräth und der „Münzfunde im Osnabrückschen ... und besonders von Waffen in der Weise, dass die zwar besonders in der Gegend von Barenau “ Identificirung mit einiger Sicherheit stattfinden (S. 62), ein Gut, das in der Nähe des Weilers kann, ... nicht eben wahrscheinlich “ (S. 201) Kalkriese liegt. sei. So wurde Mommsens Theorie bis 1987 Mommsen beauftragte 1884 den Münzexper- beiseite geschoben, bis der Major der britischen ten Menadier mit der Untersuchung und Regi- Rheinarmee in Deutschland, Tony Clunn , der 129 ein begeisterter Hobbyarchäologe ist, mit einem zu der immer zweifelsfreieren Behauptung: Metallspürgerät auf Anhieb in der Kalkrieser- „Hier ist die Fundstelle in Nordwestdeutschland Niewedder Senke 160 römische Silberdenare, mit den meisten Funden und unglaublich vielen und 1988 drei Schleuderbleie (glandes plum- Münzen, überwiegend sogar wertvollen Münzen, beae), gefährliche und tödliche Wurfgeschosse hier war also das abschließende Gefecht der der römischen Hilfstruppen, fand. Von da an Schlacht im Teutoburger Wald. Eine plausible begannen systematische Untersuchungen des andere Erklärung wurde in der Altertumswis- Kalkrieser Geländes, die bis Mai 2000 (vgl. senschaft nicht mehr erörtert “ (Berger 1999, S. Schlüter 2000), neben den nachgewiesenen 205 275). Durch die Münzfunde ist zur Gewissheit Altfunden, zu 5000 römischen Fundstücken, geworden, „dass wir es hier mit der Örtlichkeit im einzelnen 23 Gold-, 740 Silber- und 640 der Varusschlacht des Jahres 9 n. Chr. zu Kupfermünzen führten. Dazu kamen klar zuor- tun haben. Gegen diese Deutung fand sich denbare Fragmente von Schutz- und Trutzwaf- bisher, soweit wir es überblicken, kein inhalt- fen (Helme, Rüstungen, Dolche, Schwerter, lich begründeter Einwand, kein dezidierter Speere), von Pferde- und Maultiergeschirr, von Widerspruch und erst recht keine Widerlegung “ Werkzeugen sowie von Gebrauchsgegenständen (Berger 2000, S. 11). römischer Pioniere, Besteckstücke von Ärzten Die Frage, warum die Römer unter Varus , und von Gerätschaften des Trosses zum Vor- trotz aller militärischen und waffentechnischen schein. Prunkstück der Funde ist die eiserne Überlegenheit, sich in eine solche Lage brachten, Maske eines römischen Anführers. Ferner wur- ist aus Gegebenheiten des Geländes sowie den Teile von Maultier- (mindestens 30) und aus der Person des germanischen Anführers, Pferdeskeletten (mindestens 8) und Gebeinen des Cheruskerhäuptlings Arminius , erklärbar. von früh- bis spätadulten Männern von gutem Bekanntlich hatte Varus im September des Gesundheitszustand zutage gebracht. „An drei Schicksalsjahres 9 n. Chr. sein Sommerlager an Schädelkalotten finden sich sichere Hinweise auf der Weser abgebrochen und war auf dem Weg tödliche Verletzungen durch scharfe bis halb- zum Winterquartier in Rheinnähe, als ihn die von scharfe Gewalteinwirkung “ (Schlüter 2000, S. Arminius, seinem Auxiliarreiterführer, fingierte 408). Darüberhinaus wurden Gruben gefunden, Nachricht erreichte, ein weiter entfernt wohnen- in denen Menschen- und Tierknochen, die der Stamm rebelliere. Zur Niederschlagung des lange an der Erdoberfläche gelegen hatten, Aufstandes entschloß sich Varus zu einem geborgen und dort deponiert worden waren. Die von Arminius vorgeschlagenen Umweg fern Archäologen (Wilbers-Rost , S. 85/6) bringen von der üblichen Heerstraße, der ihn genau in sie mit den Bestattungen des Germanicus in die vorbereitete Falle in der Kalkrieser Senke Verbindung, der auf seinen Germanienfeldzügen führte. Die Varusarmee, genauer die 17., 18. 15 und 16 n. Chr., wie Tacitus berichtet (Ann. und 19. Legion sowie 3 Reiteralen und weitere I 60-62), die aufgefundenen Überreste der 6 Kohorten Hilfstruppen, welche mit Troß aus varianischen Legionen bestattet hatte. bis zu 25.000 Menschen bestand, marschierte Mommsens Forderungen und Voraussetzun- als viele Kilometer auseinandergezogener Heer- gen zur Identifizierung des Schlachtfelds schei- wurm in den sich bei Kalkriese auf 100 Meter nen gelöst. Alle aufgefundenen Waffen und verengenden Trichter zwischen Kalkrieser Berg Gerätschaften stammen von ihren typologischen und dem großen Moor ein. Einmal darinnen, Merkmalen her aus der augusteischen Zeit gab es für den schwerfälligen Zug, auch bei (Franzius , S. 52) und kamen um diese Zeit in Erkennen der Gefahr, keine Umkehr, zumal man den Boden. Der Hauptbeweis liegt indes nach sich den Beginn der Angriffe bereits weit östlich wie vor bei den Münzen. In der Gegend des ange- des Kalkrieser Engpasses vorzustellen hat. In der nommenen Schlachtorts in der Kalkrieser Senke Tat griffen die Germanen, wie sich aus Funden fand sich keine Münze, die nach 9 n. Chr. geprägt ergibt, mehrere Kilometer östlich der Engstelle worden ist. Ihre Häufung an diesem Ort führte an und zogen sich bei Gefahr unverzüglich in den 130 Wald zurück. Dabei marschierte das Römerheer, Situation gefangen, die für eine Vernichtungs- stets in Abwehrkämpfe verwickelt, weiter. Die schlacht vorbereitet worden war. Denn während Varusschlacht ist also keine einzige Feldschlacht, die Germanen bis zu diesem Zeitpunkt und sondern eine sich über drei Tage hinziehende noch für einige Jahrhunderte bis zu den großen Zermürbungsschlacht bis zur vollständigen Stammeszusammenschlüssen über kein eth- Vernichtung des römischen Heereszugs. Nachts nisches Zusammengehörigkeitsbewusstsein bauten die Legionäre Schutzlager, die von Tag verfügten - jeder Stamm kämpfte im Konfliktfall zu Tag kleiner wurden und immer notdürftiger für sich und erleichterte dadurch den Römern errichtet waren (Ann.1,61,2). die Siege (Krüger , S. 6) -, besaß Arminius , Hinzu kam ständiger Regen und stürmisches der als Sohn des verbündeten Cheruskerfürsten Unwetter. Von den Germanen wurden auf dem in Rom erzogen und römische Militärtechnik einzigen Weg entlang des Fußes des Kalkrieser kennengelernt hatte, genaue Kenntnis römischer Berges, der auf Hangsanden verlief und an Strategie und Kampfplanung. Er brachte in der engsten Stelle nur 100 Meter breit war, Hin- der Situation des Jahres 9 n. Chr. erstmals dernisse errichtet, die das Passieren des sowieso einen Bund mehrerer Stämme zustande, ersann durch abfließende Bachläufe zerteilten Weges einen Schlachtplan und zügelte die wilden weiter
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