
Gegen eine ganze Zeit. Hans Graf von Veltheim (1818-1854): Leben, Literatur, Kunst Vom Fachbereich II (Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation) der Stiftung Universität Hildesheim zur Erlangung des Grades eines Doktors der Philosophie (Dr. phil.) angenommene Dissertation von Christian Juranek, geboren am 9. Februar 1964 in Bad Harzburg Erstgutachter: Prof. Dr. Josef Nolte, Stiftung Universität Hildesheim Zweitgutachter: Prof. Dr. Gotthardt Frühsorge, Stiftung Universität Hildesheim Externer Gutachter: Prof. Dr. Tilo Brandis, Freie Universität Berlin Tag der mündlichen Prüfung: 9. Februar 2006 2 Inhalt Seite Vorwort 5 I. Grundfragen und Problementwürfe 7 II. Interpretationshorizonte. Auf dem Weg zu einer kulturgeschichtlichen Biographie 11 1. Regionalität in Kunst und Kultur 11 2. Die hermeneutische Leitsemantik „Epigonalität“ 13 3. Die historische Personenformation „Adel“ im 19. Jahrhundert 17 4. Der Beginn einer literaturwissenschaftlichen Orientierung auf die Region 21 III. Quellenlage und Forschungsstand 24 1. Der Nachlaßbestand im Stadtarchiv Braunschweig 25 2. Der Nachlaßbestand im ehemaligen Besitz der Familie Blasius 35 3. Der Bestand im Städtischen Museum Braunschweig 38 4. Gedruckte Quellenüberlieferung 38 5. Der Bildnachlaß im Klebeband von Johann Heinrich Blasius (mit Werkverzeichnis) 42 IV. Zwischen Adel und Kunst. Das Leben des Grafen Hans von Veltheim 64 1. Familiengeschichte 65 2. Die Kindheit des Grafen Hans von Veltheim 79 3. Schulzeit in Braunschweig 86 4. Studium am Collegium Carolinum in Braunschweig 1835-1838 92 5. Studium an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität 1838/39 107 6. Karl Marx und Hans Graf von Veltheim 115 7. Studium an der Georg-August-Universität Göttingen 1839 bis 1841 120 8. Rückkehr nach Braunschweig 1841 129 9. Héliogabale XIX ou dixneuvième sciècle de la France 132 3 10. Weitere Ereignisse nach 1843 135 11. Situation in Braunschweig nach 1844 139 12. Italienreise 143 13. Die Revolution von 1848 in Braunschweig 150 Exkurs: Das Jahr 1848 in der Forschung 151 14. Das Jahr 1848 in privater Hinsicht und die Ereignisse danach 166 V. Die Dramen im Einzelnen 177 1. Seekönig 178 a. Inhaltliches 178 b. Deutungsaspekte 183 2. Splendiano 188 a. Inhaltliches 188 b. Deutungsaspekte 193 3. Die Erben der Zeit 197 a. Inhaltliches 197 b. Deutungsaspekte 203 4. End’ und Anfang 209 a. Inhaltliches 209 b. Deutungsaspekte 212 VI. Hans Graf von Veltheim als Künstler und Karikaturist 220 1. Zur Lage der Karikatur in der Mitte des 19. Jahrhunderts 220 2. Veltheims Karikaturenzyklus „Vox populi, vox dei“ 223 3. Weitere Karikaturen zur Revolution 1848 228 4. Zeichnungen Veltheims mit nicht-revolutionärer Thematik 235 VII. Gegen eine ganze Zeit. Der vergessene Hans Graf von Veltheim (1818-1854) 241 4 Bibliographie 247 Vorbemerkung 247 1. Primärliteratur 249 a. Werke von Hans Graf von Veltheim 249 b. Werke, die mit Hans Graf von Veltheim in Zusammenhang stehen 250 c. Sonstige Primärliteratur 251 2. Sekundärliteratur 255 a. Werke und Aufsätze, deren Gegenstand Hans Graf von Veltheim ist bzw. die Familie von Veltheim 255 b. Werke und Aufsätze, in denen Hans Graf von Veltheim erwähnt wird bzw. die Familie von Veltheim 259 c. Adelsgeschichtliches 263 d. Landesgeschichtliches 266 e. Park- und Gartengeschichtliches 284 f. Literaturwissenschaftliches und –geschichtliches 287 g. Kunstwissenschaftliches 301 h. Geschichtswissenschaftliches 306 i. Sonstiges 314 3. Archivalienverzeichnis 318 4. Abkürzungsverzeichnis 319 Editionsanhang 322 1. Literaturgeschichtliche Wertungen Hans Graf von Veltheims 322 2. Quellen zur Revolution von 1848 in Braunschweig 327 3. Kulturgeschichtliche Quellen zur Zeit Veltheims in Braunschweig 338 4. Quellen zur Rezeption Veltheims und des Umfeldes 345 5. Veltheims Aphorismen und Aufzeichnungen 350 Bildedition 376 5 Vorwort Die vorliegende Arbeit ist das Resultat einer langjährigen Beschäftigung mit der heute fast vollständig vergessenen Person Hans Graf von Veltheim. Allein das dahinter sich verbergende Leben erwies sich nicht nur als schwierig zu rekonstruieren, sondern auch als spannende Folie für ein unangepaßtes Künstlerleben in der Mitte des sich gegenwärtig in der Wiederentdeckungsphase befindenden 19. Jahrhunderts. Die Familiengeschichte selbst mutet dabei schon wie ein Auszug aus einem tragischen Roman der Decádence-Zeit an: Zuerst verkraftet der Haupterbe des Gutes Harbke, Röttger, nicht den Tod seiner geliebten Frau, und begeht Selbstmord, dann geschieht dasselbe in der nächsten Generation aufgrund der Weigerung des Vaters, die Spielschulden nicht begleichen zu wollen: Graf Bernhard geht 1842 in den Tod. Wenig später ertränkt sich Adelgunde im Teich im Schloßpark zu Harbke am Tag der Hochzeit ihrer Schwester (12. November 1850), und schließlich scheidet Hans in einer selbstinszenierten, künstlerisch stilisierten Art und Weise am 5. April 1854 durch Selbstmord aus dem Leben. Es geht in dieser Arbeit darum, den Lebensweg eines Kunstwollens, noch dazu aus altadligem Haus, im Spannungsfeld des eigenen Standes und individualisierter Kunstwelt aufzuzeigen. Veltheim erweist sich dabei als vielschichtig begabt und spartenübergreifend tätig: Er ist Schriftsteller von Prosatexten kürzerer Art, Verfasser von historischen Dramen entlegenerer Sujets, brillanter Aphoristiker und beißender Karikaturist zugleich. Insbesondere letztere Kunstäußerungen sind bislang kaum bzw. gar nicht bekannt, erweisen sich in ihren besten Aussagen jedoch als auch heute noch von hoher Aktualität: Geißeln sie doch den Materialismus auf eigene beißende Art und Weise und zeigen den Menschen als verstrickt in verschiedenste Formen von persönlicher Triebstruktur. Entdeckt habe ich das Thema vor Jahren auf Umwegen: Fußnoten sind im allgemeinen eher unbeliebt – dennoch war es eine Anmerkung, die mich darauf gebracht hat. Bei der Lektüre des einundzwanzigsten Bandes der Bibliophilen Schriften der Literarischen Vereinigung Braunschweig, des Bandes Ritter Berlioz in Braunschweig von Wolfgang Robert Griepenkerl, im Jahre 1974 vom Schriftsteller und Übersetzer Ernst Sander (1898-1976)1 eingeleitet und herausgegeben, war es die Anmerkung 2 auf Seite 64, die mich erstmals auf das Thema aufmerksam machte. 1 Vgl. Richard Moderhack: Ernst Sander zum Gedenken (1898-1976) (= Stadtarchiv und Stadtbibliothek Braunschweig, Kleine Schriften, H. 9). Braunschweig 1983. 6 Die Recherchen waren oft langwierig und steinig, problematischer auf jeden Fall, als es die nachfolgenden Seiten vielleicht ahnen lassen. Für die gewährte Unterstützung während der Zeit der Arbeit möchte ich vor allem folgenden Personen danken: Zu allererst möchte ich sehr herzlich meiner Frau, Kerstin Roschert-Juranek, danken, die mich auf meiner „Jagd“ nach möglichen Beziehungen und Lebensspuren einer vergessenen Person des 19. Jahrhunderts nicht nur stets unterstützt, sondern –mindestens gleichwertig– auch sehr häufig auf meine Gegenwart verzichtet hat, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetzte. Sehr danken möchte ich auch den Gutachtern dieser Arbeit: Herrn Prof. Dr. Josef Nolte, dem ehemaligen Direktor des Instituts für bildende Kunst und Kunstwissenschaft der Stiftung Universität Hildesheim, der sich von Anfang an von mir für das Thema begeistern ließ, und mich ständig ermunterte, es nicht aus den Augen zu verlieren. Darüber hinaus danke ich ihm für seine aufschlußreichen Hinweise und die stets höchst anregenden Gespräche. Herrn Prof. Dr. Gotthardt Frühsorge, bei dem ich nicht nur meinen ersten Studienabschluß erwerben konnte, sondern der mir mit seinen glänzenden kulturbeobachtenden und –erschließenden Aufsätzen, Essays und Gesprächen immer ein Vorbild innovativen Herangehens an geschichtliche Phänomene geblieben ist. Herrn Prof. Dr. Tilo Brandis, dem ehemaligen Direktor der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, mit dem zusammen ich die große Jubiläumsausstellung zum 250. Geburtstag Johann Gottfried Herders in Weimar, Berlin und Darmstadt konzeptionieren und durchführen durfte; auch er stand mir stets sehr wohlwollend mit wirklich praktischem (und sehr nützlichem) Rat und Tat zur Seite. Des Weiteren danke ich: Frau Britta Berg, ehemals Bibliothekarin des Stadtarchivs, jetzt der Stadtbibliothek Braunschweig; stellvertretend für das gesamte Team der Stadtbibliothek außerdem Frau Almuth Burgdorf. Frau Dr. Renate Müller-Krumbach, der ehemaligen Direktorin des Goethe-Nationalmuseums in Weimar sowie Frau Luba Bens, ebenfalls Mitarbeiterin der ehemaligen Stiftung Weimarer Klassik. Frau Kathrin Hampe-Gottweis, meiner Assistentin in der Geschäftsführung des Schlosses Wernigerode, Zentrum für Kunst- und Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts, und ihrer zeitweiligen Mitarbeiterin, Frau Doris Lange. Außerdem danke ich Herrn Josias von Veltheim, vormals Vorsitzender des Familienverbandes, der mir persönliche Quellen zur Verfügung gestellt hat. 7 I. Grundfragen und Problementwürfe Eine Beschäftigung mit einem 'verschollenen' Dramatiker und gleichzeitig unbekannten Karikaturisten bedarf in mancherlei Hinsicht der Rechtfertigung. Ein Teil davon ist allerdings implizit schon im Untertitel dieser Untersuchung enthalten, weil er in besonderer Weise meine Vorgehensweise benennt. „Leben, Literatur, Kunst“ sollen hermeneutische Metaphern für das Verständnis des Phänomens Hans Graf von Veltheim (1818-1854) sein, wobei „Leben“ die sozialhistorisch-soziologische Seite sowie „Literatur“ und „Kunst“ die kulturgeschichtlich- literarische und bildkünstlerische Spannweite Veltheims andeuten mögen. Überhaupt soll im folgenden der Versuch
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