Informationen Zur Politischen Bildung Nr

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B6897F Informationen 318 zur politischen Bildung 1-2/2013 Föderalismus in Deutschland 2 Föderalismus in Deutschland Inhalt Demokratie als „Leitgedanke“ des deutschen Föderalismus ........................................................................................ 4 Föderalismus als historische Tradition ............................................ 5 Föderalismus als Voraussetzung für den staatlichen Neubeginn ...................................................................................................8 Zusammenarbeit im deutschen Föderalismus ......... 12 Kooperativer Föderalismus .................................................................. 14 Politikverflechtung ................................................................................. 15 Alternativen zur Politikverflechtung? ............................................ 18 Bund-Länder-Zusammenarbeit in der Wahrnehmung der Bevölkerung ............................................................................................. 20 Kooperation der Dritten Ebene .......................................................... 21 Der Bundesrat ........................................................................................... 21 Kooperation der Parteien im Föderalismus ................................. 26 Die EU und der deutsche Föderalismus ..........................28 Finanzföderalismus ...................................................................... 33 Die Finanzverfassung ............................................................................33 Der Finanzausgleich .............................................................................. 34 Die Schuldenbremse ..............................................................................38 Der Fiskalpakt .......................................................................................... 39 Das Konnexitätsprinzip ....................................................................... 40 Landespolitik .....................................................................................42 Landesregierungen .................................................................................42 Landtagswahlen ..................................................................................... 44 Landesparteiensysteme ...................................................................... 46 Direkte Demokratie ............................................................................... 48 Aktionsfelder der Landespolitik ........................................................50 Zukunft des Föderalismus .......................................................56 Literaturhinweise ..........................................................................58 Internetadressen ............................................................................58 Der Autor ...............................................................................................59 Impressum ...........................................................................................59 Informationen zur politischen Bildung Nr. 318/2013 3 Editorial ls am 24. Mai 1949 das Grundgesetz in Kraft trat und die sich aber gleichzeitig häufig Bundesrepublik Deutschland als neuer Staat entstand, selbst in Politikfeldern, die gabA es bereits deutsche Länder. In allen vier Besatzungszo- ureigenes Recht der Länder – nen hatten die alliierten Siegermächte nach 1945 dezentrale etwa die Bildungspolitik – Verwaltungseinheiten geschaffen. Sie knüpften damit an sind, bundeseinheitliche Lö- eine lange deutsche Tradition an, die bis zum Heiligen Römi- sungen. Auch wenn es um schen Reich Deutscher Nation zurückreicht. Doch besonders einheitliche Steuersätze oder wichtig war ihnen ein anderer Aspekt: Die neue Ordnung bundesweit vergleichbare Le- sollte angesichts des unheilvollen nationalsozialistischen Ein- bensbedingungen geht, spricht heitsstaates durch ihre föderalen Strukturen jede einseitige sich eine Mehrheit der Be- Machtkonzentration verhindern helfen. In der DDR, die unter völkerung dafür aus. „Deutschland, so der Eindruck, ist zwar Einfluss der Sowjetunion die Leitlinien des „demokratischen ein Land mit tief verwurzeltem Regionalstolz und einer aus- Zentralismus“ verfolgte, wurden die Länder 1952 aufgelöst. In geprägt föderalen Verfassung – aber ohne echte Föderalisten“ den Westzonen dagegen erhielten die Väter und Mütter des schreibt der ZEIT-Journalist Matthias Krupa. Gerade Standards Grundgesetzes seitens der drei westlichen Besatzungsmächte in der Bildungspolitik, wie beispielsweise ein bundesweites den Auftrag, eine demokratische Verfassung zu schaffen, die Zentralabitur, werden immer wieder diskutiert. Und zuletzt eine föderalistische Regierungsform für die beteiligten Länder ließ die Pannenserie bei der Aufklärung der durch Rechtsex- vorsah. Artikel 20 GG bestimmt: „Die Bundesrepublik ist ein tremisten begangenen Morde in der Öffentlichkeit Fragen demokratischer und sozialer Bundesstaat“. nach der Notwendigkeit der Landesverfassungsschutzämter Im Gegensatz zu anderen föderalen Staaten wie beispiels- laut werden. weise den USA, wo es eine klare Aufgabentrennung zwischen Zu den „demokratischen Potenzialen des Föderalismus“ Washington und den Bundesstaaten gibt, ist der deutsche Fö- gehört es, dass auf Länderebene neue Formen der Partizipa- deralismus durch eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund tion „erprobt“ werden können, die zum Vorbild für andere und Ländern gekennzeichnet. So beteiligen sich die Länder Länder oder für den Bund werden können. So gibt es in allen über den Bundesrat an der Gesetzgebung, wirken bei Angele- Ländern Formen der direkten Demokratie wie Volksbegehren genheiten mit, welche die Europäische Union betreffen, und und Volksentscheide, die auf Bundesebene bisher nur in zwei setzen Bundesgesetze und -vorgaben über ihre Verwaltungen Fällen vorgesehen sind (Länderneugliederung Artikel 29 GG, um. Im Grundgesetz ist die Verteilung der Kompetenzen fest- Entscheidung über die Bundesverfassung Artikel 146 GG). gelegt. Im Laufe der vergangenen Jahrzehnte wurde die Zu- „Vielfalt und Einheit – das Spannungsverhältnis zwischen ordnung der staatlichen Aufgabenerfüllung zwischen Bund diesen Prinzipien beherrscht das Bemühen um die Ausgestal- und Ländern immer wieder durch Reformen neu verteilt. tung des deutschen Föderalismus. Das richtige Gleichgewicht Wichtige Prinzipien des deutschen Föderalismus sind Subsi- zu finden“, so der Autor Roland Sturm, „ist eine sich immer diarität und Solidarität. Subsidiarität bedeutet, dass der Bund wieder aufs Neue stellende politische und gesellschaftliche nur solche Aufgaben übernehmen soll, die auf Länderebene Aufgabe“. nicht erfüllt werden können bzw. das gesamte Bundesgebiet betreffen. Die Aufgabenverteilung ist von unten her gedacht: Bürgernahe Politik hat den Vorrang vor bürgerfernen Ent- Jutta Klaeren scheidungen. Das Solidaritätsprinzip bedeutet, dass die Länder und der Bund füreinander einstehen und einander Hilfe zur Selbsthilfe gewähren. Sichtbarstes Zeichen für dieses Prinzip ist der – allerdings immer wieder heftig umstrittene – Länder- finanzausgleich. Mehrheitlich befürworten die Bürgerinnen und Bürger weiterhin die Gliederung des Bundes in Länder. Sie wünschen Informationen zur politischen Bildung Nr. 318/2013 4 Föderalismus in Deutschland Roland Sturm Demokratie als „Leitge- danke“ des deutschen Föderalismus Die Vielfalt Deutschlands spiegelt sich in seiner föderalen ttner Ordnung, die den besonderen Schutz des Grundgesetzes genießt. Der Bundesstaat hat eine lange deutsche Tradi- d/ pa Jens Bü/ tion, die von den alliierten westlichen Siegermächten nach dem Zweiten Weltkrieg als Baustein der neuen Demokratie wiederbelebt wurde. picture-alliance Der Föderalismus zeigt sich auch auf der Autobahn: Begrüßungsschild auf der A24 bei Ludwigslust an der Landesgrenze zu Mecklenburg-Vorpommern. n Deutschland ist der Alltag der Menschen stark mit den Bundes- und Europaangelegenheiten mitwirken. Und wenn Bundesländern verknüpft, in denen sie leben. (Das Grund- Bund und Länder darüber streiten, wer welche Aufgaben zu gesetzI kennt den Begriff „Bundesland“ nicht. Dort wird, wie erledigen hat, kann das Bundesverfassungsgericht angerufen auch im Folgenden, die Bezeichnung „Land“ verwendet.) Die werden. Die Verfassungen der Länder müssen sich nach Artikel Sachsen kennen ihre Landeshauptstadt Dresden. Bei Bundes- 28 GG an den Prinzipien des republikanischen, demokratischen ligaheimspielen von Eintracht Frankfurt sorgt die hessische und sozialen Rechtsstaates orientieren, welche auch die Leit- Landespolizei für Sicherheit in und außerhalb der Stadien. Die linien des Grundgesetzes für den Bund sind. Von den Ländern Bremer sehen auf manchem Zweieurostück eine Prägung mit wird die Beachtung und Umsetzung der Bundesgesetzgebung ihrem Rathaus. Im Fernsehen bieten die Dritten Programme erwartet, vom Bund der schonende Umgang mit Vorgaben für Neuigkeiten aus Bayern, Sachsen-Anhalt oder dem Saarland. In die Wahrnehmung von staatlichen Aufgaben auf Länderebene. 16 Ländern wird jeweils eine eigenständige Geschichte, Kultur Der Föderalismus ist einer der Bausteine der Demokra- und Identität gepflegt. Die meisten Deutschen fühlen sich zu- tie in Deutschland, daher genießt der Bundesstaat als Teil dem einer durch Sprache und Traditionen besonders gekenn- der föderalen Ordnung besonderen rechtlichen Schutz: Das zeichneten regionalen Lebenswelt zugehörig. Auf der Auto- Grundgesetz erklärt in Artikel 79, Absatz 3, ausdrücklich jeg- bahn erinnern Begrüßungsschilder sogar an das Überschreiten liche

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