P.b.b. Verlagspostamt 1060 Wien gift Zul.Nr. 09Z038334M zeitschrift für freies theater Thema: Zur Lage des Freien Theaters in Österreich Nur diejenigen Städte, die die für den künstlerischen Produktionsprozess notwendigen Strukturen und Instrumente bieten, profi tieren von den kreativen und kulturellen Potenzialen. Alexander Pinto 01/2011 gift – zeitschrift für freies theater 01/2011 Inhalt editorial diskurs 33 Theater ist ein Mitteilungsformat und hat aktuell Interesse, gehört zu werden 4 Dramaturg Manfred Biskup gestorben Sabine Kock über den 1. Bundes-Kongress der Freien 4 !Peter ist tot, es lebe Peter! Darstellenden KünstlerInnen in Stuttgart 5 Letzte Meldung: Bitte das neue Servicezentrum bei 35 Wo ist mein Zu Hause? Zur Arbeits- und Lebens- der SVA umfassend nutzen! organisation Freier Theaterschaffender Von Alexander Pinto politik 40 Vom Wert und Nutzen des Netzwerkens 6 Richtgagenbroschüre Raimund Minichbauer über die ENCC-Konferenz 7 Arbeit und Soziales: Was wird neu 2011? 42 Nestroy-Preis 2010 Von Sabine Kock 42 Theaterräume im Auge des Taifuns Interview mit Sabine Mitterecker thema: Zur Lage des Freien Theaters in Österreich 44 Sabine Mitterecker sagt Danke ... 11 Burgenland: Kein eigener Ansatz zur Förderung 44 Outstanding artist award Freier Gruppen 45 CABULA6: Sweet little lies Von Peter Hauptmann 46 Chris Haring und Liquid Loft 12 Kärnten: Treffen der Freien Szene in Klagenfurt 48 Internationales Koproduktionshaus, lokaler Multi- Von Felix Strasser funktionsort und temporärer Szenespielort 14 Oberösterreich: Zwischen den Großprojekten die Gespräche zur Wiener Häuserlandschaft III ganz kleine Gießkanne mit Kurt Sedlak (Kabelwerk), Thomas Frank (brut), Johannes Maile (WUK), Judith Zenta (WUK Kinderkultur), Hubsi Von Tanja Brandmayr Kramar (3raum-anatomietheater ) 16 Niederösterreich: Theater formt Gefühl und Geist 56 transcordanse #2 Von Didi Jäger Helmuth Reither und der Tombola-Preis 18 Salzburg: Selbstbewusstes Minderheitenprogramm Von Christa Hassfurther service 22 Steiermark: Zahlen, Daten, Fakten 58 Intern Von Katharina Dilena 58 Rezensionen 25 In Tirol lässt sich’s leben! … Auch abseits der Berge 60 Aus der Szene Von Florian Hackspiel 61 Ausschreibungen 27 Vorarlberg: Sparen im Kulturbereich trifft immer ...! 61 Festivals Von Aleksandra Vohl 62 Veranstaltungen 29 Wien: Umdenken in der Förderpolitik dringend 63 Impressum notwendig 64 Premieren Von Barbara Stüwe-Eßl editorial Liebe LeserInnen, Sie halten eine gift in Händen, die durch eine ungewöhnliche Der Diskurs ist diesmal überbordend: er beginnt mit drei Dichte an Themen und Aktuellem als Sondernummer gelten Artikeln zu Vernetzungsaktivitäten: einem Kurzbericht zum kann: bemerkenswerten Bundeskongress Freier Theaterschaffender Zum Jahreswechsel sind nach einem langen Aushand- im Dezember in Stuttgart, dem Abdruck eines richtungswei- lungsprozess zwei Gesetze in Kraft getreten: das Künstlerso- senden Grundsatzbeitrags Zur Arbeits- und Lebensorganisa- zialversicherungsstrukturgesetz und das Theaterarbeitsgesetz tion Freier Theaterschaffender, den Alexander Pinto auf dem (TAG), vormals Schauspielergesetz. An die Initiative zur No- Kongress gehalten hat, gefolgt von einer Zusammenfassung vellierung bzw. Neuschaffung des TAG waren und sind einige der internationalen Tagung des European Network of Cultural politische Hoffnungen geknüpft. Es wurde ein modernes Ar- Centers in Wien von Raimund Minichbauer. beitsrechtsgesetz geschaffen, das brisante Existenzproblem der Nach diesem ersten Block werden eine Reihe Preise Freien jedoch, die Frage, inwieweit die Arbeitsbedingungen bzw. PreisträgerInnen vorgestellt: der Nestroypreis 2010 an und Absprachen hier selbstständige Arbeitsverhältnisse erlau- Sabine Mitterecker, der Outstanding Artist Award an Liquid ben, konnte bislang überhaupt nicht geklärt werden, obwohl Loft und CABULA6. wir uns dafür mindestens bzw. mehr als auf den Kopf gestellt Es folgt ein drittes Rundgespräch zur ‚Häuserland- haben. Im ersten Fall scheint der Erfolg durch die Komplexi- schaft’ in Wien, diesmal sind Johannes Maile und Judith tät der Sachlage und durch die Art der Umsetzung der Idee Zenta (WUK), Thomas Frank (brut), Kurt Sedlak (Palais eines Servicezentrums für KünstlerInnen bei der SVA derzeit Kabelwerk) und Hubsi Kramar (3raum-anatomietheater) beinahe ad absurdum geführt. Mehr dazu unter Kulturpolitik. dabei. Den Abschluss des Diskurses bildet eine Darstellung Um den Wert Freier Theaterarbeit kostenwahr darzustellen des Losgewinnprojektes aus der 20-Jahre-IG-Tombola 2009: und damit den Theaterschaffenden Rückenstärkung zu geben, trancordanse#2 von Helmuth Reiter, das im Dezember in hat die IGFT parallel zum Prozess interministerieller Arbeits- Wien uraufgeführt wurde. gruppen eine Richtgagenbroschüre erarbeitet, die dieser gift Im Serviceteil fi nden sich neben den üblichen Rubriken beiliegt. auch zwei Rezensionen: Barbara Stüwe-Eßl stellt eine Studie Mit den neuen Gesetzen und der Broschüre im Gepäck der IG Kultur Wien zu Kultur und Geld und einen aktuellen hat das Team der IGFT, unterstützt durch die engagierte Pla- Sammelband zu Kultur 2.0 vor. nung der BundeslandsprecherInnen, im November eine Tour durch beinahe alle Bundesländer gemacht: Im Schwerpunkt Wir wünschen viel Vergnügen bzw. einen langem Atem bei dieser gift fi nden sich zur Lage des Freien Tanzes, Theaters der Lektüre und der Performance aktuelle Berichte aus allen Bundeslän- dern. Der letzte Termin der Tour fi ndet am 25. Februar um 19 Vor uns liegen nicht nur die Mühen der Ebene Uhr im OHO – Offenes Haus Oberwart im Burgenland statt. Sabine Kock 3 gift – zeitschrift für freies theater 01/2011 aktuell Dramaturg Manfred Biskup !Peter ist tot, es lebe Peter! gestorben Er war unser Freund, Genosse, Kollege, Vereinsobmann und Mentor! Der Dramaturg, Bühnenbildner und Kulturvermittler Manfred Biskup starb überraschend im Alter von 67 Jahren. Peter Kreisky war in höchstem Maß seinem Programm der Der gebürtige Riedlingsdorfer studierte Betriebswirt- tätigen Intervention verantwortlich, solidarisch, sensitiv schaft in Wien und Sozial- und Kulturanthropologie an und mitfühlend. Er war ein Seismograph der Zustände, ein der Universität Löwen. Lange Jahre arbeitete er als Wissen- Bindeglied der besten linken Kräfte in diesem Land. Seine schaftler für das ISSC (International Social Science Research Agenda waren die Menscherechte und Potenziale, war die Council) in Wien, führte Forschungsaufträge für die UNESCO „bessere Welt“ als in unserer Eigenverantwortung liegende, durch, publizierte im Bereich der Kultur- und Informations- als in unserer Lebenszeit mögliche – nicht in einer utopisch vermittlung und unterrichtete als Lehrbeauftragter an der fernen Zukunft, als mögliche, weil zu machende (Brecht)! Pe- Universität Wien. ter symbolisierte diese Zukunft, er war eine Brücke zwischen Ein großer berufl icher Sprung erfolgte 1982, als Manfred Menschen verschiedener Herkünfte, Ideologien, Klassen und Biskup das TanztheaterWien mitbegründete; drei Jahre später, Kulturen – im Widerstand gegen die neuen populistischen nach dem erfolgreichen Start dieser Company, beendete er Rechten, eines steten Rechtsrucks, den er und sein Vater früh seine Tätigkeit bei ISSC und arbeitete ausschließlich für das als Gefahr erkannten! Er war im tiefsten Sinn Anti-faschist, Tanztheater; es folgte seine dramaturgische Arbeit im Bereich Anti-rassist, Anti-sexist. Er trug die Flamme der Hoffnung Tanz am Theater der Stadt Heidelberg und an der Volksoper auf eine „bessere Welt“ dicht unter dem Hemd, nah an sei- Wien. nem kranken Herzen, er überforderte sich für andere, unter Mit demselben Engagement im Herzen kehrte er 2006 in Vernachlässigung der eigenen Gesundheit, des eigenen Wohl- seine Heimat zurück, gründete dort gemeinsam mit Liz King befi ndens, des eigenen Bankkontos – er war ein „Mann der ein Tanzstudio für zeitgenössischen Tanz (Dance Identity) Zukunft“! und setzte damit einen wichtigen Impuls für die burgenlän- dische Kulturlandschaft. Als Mitorganisator der Tanztage, Eure traurige Theatergemeinde in der Fleischerei, vieler Tanzproduktionen und Diskussionen war er ein Ideen- Eva Brenner und Team geber und Herausforderer für KünstlerInnen und Publikum des Burgenlands. P.S. Im Februar 2011 wird es ein performatives Abschiedsri- Alfred Masal, Geschäftsführer des OHO tual für Peter Kreisky in der Fleischerei geben. 4 aktuell Letzte Meldung: Bitte das neue Servicezentrum bei der SVA umfassend nutzen! Schon im Dezember und mehr noch seit mit Jahresbeginn das neue Künstlersozialversicherungsstrukturgesetz in Kraft getreten ist, überborden in der IG Freie Theaterarbeit die Anfragen zur neuen Gesetzeslage derart, dass wir den Beratungsaufwand kaum noch bewältigen können. In dieser gift fi ndet ihr/fi nden Sie auf S. 7 einen Artikel mit einer Übersichtsdarstellung über die Neuerungen. Basisinformationen sind zu fi nden auf den Homepages der Sozialversicherung für gewerbliche Wirtschaft SVA http://esv-sva.sozvers.at und des Künstler-Sozialversicherungsfonds (KSVF) www.ksvf.at Die Homepage des Kulturrat Österreich enthält schon in Details gehende Informationen mit einer Übersicht über die Neu- erungen, dem Versuch einer Darstellung, welche (Präzedenz-)Fälle denkbar sind – auf jeden Fall eine lohnende Lektüre: http://kulturrat.at/agenda/ams/infoAMS/ksvsg_info Derzeit sind aber viele Details noch ungeklärt – insbesondere zum Zusammenspiel zwischen SVA und AMS. Im Zusam- menhang mit den Gesetzesneuerungen ist die SVA ab sofort Ansprechpartnerin und Servicezentrum für alle sozialversi- cherungsrechtlichen Belange von
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