Anatomie der Staatssicherheit Geschichte, Struktur und Methoden — MfS-Handbuch — Bitte zitieren Sie diese Online-Publikation wie folgt: Jens Gieseke: Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit (MfS-Handbuch). Hg. BStU. Berlin 2012. http://www.nbn-resolving.org/urn:nbn:de:0292-97839421303250 Mehr Informationen zur Nutzung von URNs erhalten Sie unter http://www.persistent-identifier.de einem Portal der Deutschen Nationalbibliothek. Vorbemerkung Das Handbuchprojekt »Anatomie der Staatssicherheit« ist eines der ältesten Vorhaben des Forschungsbereiches der Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (BStU). Es wurde bereits im Jahr 1993 begonnen – wenige Monate nach der Gründung der Abteilung »Bil­ dung und Forschung« und stellt dem wissenschaftlichen Fachpublikum wie auch anderen interessierten Nutzern von Stasi-Akten in kontinuierlich erscheinenden Teillieferungen umfassendes Grundwissen zum MfS zur Verfügung: die Entwicklung der Gesamtinstituti­ on MfS in ihrem historischen Kontext, die Geschichte seiner wichtigsten Arbeitsbereiche, grundlegende Darlegungen zu den hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern sowie verschiedene Übersichten und Materialien zur Struktur des MfS und ihrer Entwicklung, Kurzbiographien des Leitungspersonals und eine Edition der wichtigsten Grundsatzdoku­ mente. Das »MfS-Handbuch« folgt der Verpflichtung der BStU zur »Aufarbeitung der Tätigkeit des Staatssicherheitsdienstes durch Unterrichtung der Öffentlichkeit über Struk­ tur, Methoden und Wirkungsweise des Staatssicherheitsdienstes« (§ 37 Abs. 1 Nr. 5 Stasi- Unterlagen-Gesetz) und ist ein wichtiger Baustein und zugleich ein unerlässliches Hilfs­ mittel für die MfS-Forschung. Inzwischen sind 20 Teillieferungen publiziert, das Projekt tritt damit in seine Endphase, und es ist an der Zeit, die Struktur des Vorhabens im Hinblick auf die Fertigstellung einer Neujustierung zu unterziehen. Das Projekt hat den Forschungsbereich der BStU wesent­ lich länger beschäftigt als ursprünglich gedacht, was insbesondere einer unvermutet schwierigen Quellen- und Erschließungslage geschuldet ist. Das Konzept aus dem Jahr 1993 erwies sich im Laufe der Zeit an mehreren Stellen als überholungsbedürftig. Daher wurde Veränderungen an der Gliederung des Gesamtwerkes vorgenommen, die sich in der neu gefassten Gliederung widerspiegeln (siehe Übersicht): Einige Kapitel, die in ihrem wesentlichen Inhalt durch andere Handbuchteile oder andere Publikationen abgedeckt sind, wurden gestrichen. Das betraf vor allem den ursprünglichen Baustein II »Arbeits- und Strukturprinzipien«, der zum größeren Teil im Kapitel »Geschichte der Staatssicher­ heit« aufgeht. Es betraf auch einige nicht oder überwiegend nicht operative Diensteinhei­ ten (AGM, Abt. XII, HA KuSch), die sich als insgesamt weniger bedeutsam erwiesen ha­ ben als zunächst angenommen und bei denen einige wesentliche Aspekte ihrer Tätigkeit von anderen, bereits erschienenen BStU-Publikationen beleuchtet werden. Die »auftrag­ nehmenden« Diensteinheiten (HA III, HA VIII, Abt. M, Abt. 26) werden dagegen nicht in einem zusammenfassenden Kapitel, sondern – ausführlicher als in der ursprünglichen Pla­ nung – in einzelnen Handbuchteilen behandelt. Hierdurch haben sich die inhaltlichen Schwerpunkte geringfügig zugunsten von Darlegungen zur »operativen« Tätigkeit ver­ schoben. Die einzelnen Handbuchteile erscheinen jeweils unmittelbar nach ihrer Fertigstellung als Broschüre und als Pdf-Datei im Internet. Kostenlose Downloads werden bereitgestellt auf der Website: http://www.bstu.bund.de Berlin, Januar 2008 ÜBERSICHT ÜBER DAS GESAMTWERK ANATOMIE DER STAATSSICHERHEIT – MfS-Handbuch – Überblick • Die Staatssicherheit im letzten Jahrzehnt der DDR Wichtige Dienstbereiche • Hauptabteilung I: NVA und Grenztruppen • Hauptabteilung II: Spionageabwehr • Hauptabteilung III: Funkaufklärung und -abwehr • Hauptabteilung VI: Grenzkontrollen, Reise- und Touristenverkehr • Hauptabteilung VII: Ministerium des Innern, Deutsche Volkspolizei • Hauptabteilung VIII: Beobachtung, Ermittlung, Durchsuchung, Festnahme • Hauptabteilung IX: Untersuchung • Abteilung XIV: Haftvollzug • Hauptabteilung XVIII: Volkswirtschaft • Hauptabteilung XX: Staatsapparat, Blockparteien, Kirchen, Kultur, »politischer Untergrund« • Hauptabteilung XXII: »Terrorabwehr« • Hauptverwaltung A (HV A): Auslandsaufklärung • Zentrale Koordinierungsgruppe (ZKG): Flucht, Übersiedlung • Arbeitsgruppe Bereich Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) • Abteilung M: Postkontrolle • Abteilung 26: Telefonkontrolle, Abhörmaßnahmen und Videoüberwachung • Zentrale Auswertungs- und Informationsgruppe (ZAIG) • Rechtsstelle des MfS • Juristische Hochschule des MfS (JHS) • Parteiorganisation der SED im MfS • Objektdienststellen des MfS Mitarbeiter • Die hauptamtlichen Mitarbeiter • Die inoffiziellen Mitarbeiter Anhang • Organisationsstruktur des Ministeriums für Staatssicherheit 1989 • Die Diensteinheiten des MfS 1950–1989 • Wer war wer im MfS (Kurzbiografien) • Grundsatzdokumente des MfS Alle Bände sind erschienen. Der vorliegende Band ist in der Gliederung hervorgehoben. Wer war wer im Ministerium für Staatssicherheit Kurzbiographien des MfS-Leitungspersonals 1950 bis 1989 herausgegeben von Jens Gieseke MfS-Handbuch, Teil V/4 Der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik Abteilung Bildung und Forschung 10106 Berlin E-Mail: [email protected] Die Meinungen, die in dieser Schriftenreihe geäußert werden, geben ausschließlich die Auffassungen der Autoren wieder. Abdruck und publizistische Nutzung sind nur mit Angabe des Verfassers und der Quelle sowie unter Beachtung des Urheberrechtsgesetzes gestattet. Schutzgebühr für diese Lieferung: 5,00 € Berlin 2012 ISBN 978-3-942130-32-5 Eine PDF-Version dieser Publikation ist unter der folgenden URN kostenlos abrufbar: urn:nbn:de:0292-97839421303250 Inhalt Vorbemerkung 7 Biographien von A bis Z 10 Abkürzungen 86 7 Vorbemerkung zur 1. Auflage 1998 Die leitenden Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit gehörten zu den am meisten geheimnisumwitterten Führungskadern der DDR. Dann und wann rühmten Zeitschriften oder Bücher einige "Heldentaten" langgedienter Sicherheitsfunktionäre aus der Zeit des antifa­ schistischen Kampfes, oder das Neue Deutschland gedachte eines verstorbenen "leitenden Angehörigen der bewaffneten Organe", der sich um den Schutz der Republik verdient ge­ macht habe. Im Westen trugen ausdauernde Chronisten aus entlegenen Quellen Daten zu­ sammen, die z. B. in Karl Wilhelm Frickes Standardwerken oder Günter Buchs fast schon legendären "Namen und Daten wichtiger Personen der DDR" dem interessierten Publikum zur Verfügung standen. Doch die strikte Geheimhaltung forderte ihren Preis: Karrieren füh­ render "Kämpfer an der unsichtbaren Front" ließen sich – wenn überhaupt – nur lückenhaft und mit erheblicher Verspätung registrieren. Abgesehen vom Minister und seinen Stellvertre­ tern blieben die Lebenswege der meisten Spitzenfunktionäre der Staatssicherheit weitgehend im dunkeln. Nach 1989 erschienen mehrere biographische Nachschlagewerke zur DDR-Geschichte, die allerdings nur zum Teil auf die nun zugänglichen Archivquellen zurückgriffen. Die darin ent­ haltenen Lebensläufe von Angehörigen der MfS-Führungselite konnten noch nicht alle Er­ wartungen erfüllen, vor allem blieb die eigentliche Karriere im MfS-Apparat meist recht sche­ menhaft. Und die Auswahl der berücksichtigten Funktionäre folgte kaum nachvollziehbaren Kriterien. Im Vergleich zu den Führungsetagen anderer Zweige des politischen Systems klaff­ te weiterhin eine empfindliche Lücke, die um so spürbarer wurde, je mehr Informationen über die Taten des MfS ans Tageslicht befördert werden konnten. Die vorliegende Sammlung soll diese Lücke schließen und der interessierten Öffentlichkeit sowie dem wissenschaftlichen Fachpublikum als Handreichung dienen, um sich über die Le­ benswege, die Karriereverläufe und die Führungsfunktionen der leitenden Offiziere des Mini­ steriums für Staatssicherheit zu orientieren. Sie enthält 267 Kurzbiographien von Generalen und Obristen der obersten Leitungsebene des Ministeriums für Staatssicherheit in den vierzig Jahren seiner Existenz: die Minister und ihre Stellvertreter, die Leiter der Länder- bzw. Be­ zirksverwaltungen (einschließlich der Verwaltung Groß-Berlin und der Objektverwaltung Wismut) sowie die Leiter der selbständigen Diensteinheiten (Hauptverwaltungen, Hauptabtei­ lungen, selbständige Abteilungen und gleichgestellte Diensteinheiten) des MfS Berlin. Au­ ßerdem sind die Abteilungsleiter der Hauptverwaltung Aufklärung und die 1. Sekretäre der SED-Parteiorganisation im MfS Berlin aufgenommen. Es handelt sich somit zugleich um die obersten Nomenklaturkader der Staatssicherheit. Sie wurden vom Politbüro, von der Sicher­ heitskommission bzw. dem Nationalen Verteidigungsrat, vom Sekretariat oder der Abteilung für Sicherheitsfragen des SED-Zentralkomitees ausgewählt bzw. bestätigt.1 1 Die Leiter einiger kleiner, nur kurze Zeit selbständiger Diensteinheiten wurden nicht berücksichtigt. 8 Um den Umfang der Sammlung nicht zu sprengen, kann hier nur dieser kleine Kreis von Spit­ zenkadern berücksichtigt werden. Manche prägende Figur der zweiten Reihe, mancher durch heutige Debatten zu später Prominenz gelangte Führungsoffizier, nicht zuletzt mancher in führenden Positionen des DDR-Staatsapparates eingesetzte Offizier im besonderen Einsatz oder einflußreiche Agent bleibt unberücksichtigt. Die Beschränkung auf diese Positionselite resultiert nicht aus blindem Formalismus, sondern
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