Hymnen Der Alten Welt Im Kulturvergleich

Hymnen Der Alten Welt Im Kulturvergleich

Zurich Open Repository and Archive University of Zurich Main Library Strickhofstrasse 39 CH-8057 Zurich www.zora.uzh.ch Year: 1994 Hymnen der Alten Welt im Kulturvergleich Edited by: Burkert, Walter <javascript:contributorCitation( ’Burkert, Walter’ );>; Stolz, Fritz <javascript:contributorCitation( ’Stolz, Fritz’ );> Abstract: Hymnen gehören zu den grundlegenden religösen Äusserungen der klassischen Antike, des Alten Orients, der frühen indogermanischen und der biblischen Welt. Was macht den Hymnus aus, was leistet er, wie verhält er sich zu anderen Typen religiöser Äusserungen? Lässt sich eine Geschichte des Hymnus in den einzelnen Schriftkulturen nachzeichnen, gibt es historische Berührungspunkte in der Hymnik der verschiedenen Kulturen? Solche Fragen stellen vor die Aufgabe, die methodischen Zugänge zur Gattung ”Hymnus” und interkulturelle Vergleichsmöglichkeiten zu reflektieren. Die in diesem Bande versam- melten Aufsätze gehen von verschiedenen Ausgangspunkten den genannten Problemen nach, so dass ein informativer Überblick über die historische, religionswissenschaftliche, theologische und komparatistische Diskussionslage entsteht. Posted at the Zurich Open Repository and Archive, University of Zurich ZORA URL: https://doi.org/10.5167/uzh-150549 Edited Scientific Work Published Version Originally published at: Hymnen der Alten Welt im Kulturvergleich. Edited by: Burkert, Walter; Stolz, Fritz (1994). Freiburg, Switzerland / Göttingen, Germany: Universitätsverlag / Vandenhoeck Ruprecht. Burkert / Stolz Hymnen der Alten Welt im Kulturvergleich ORBIS BIBLICUS ET ORIENTALIS Im Auftrag des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz, des Seminars für Biblische Zeitgeschichte der Universität Münster i. W. und der Schweizerischen Gesellschaft für orientalische Altertumswissenschaft herausgegeben von Othmar Keel unter Mitarbeit von Christoph Uehiinger, Erich Zenger und Albert de Pury Die Autoren: Walter Burkert ist Professor für Klassische Philologie an der Universität Zürich; er hat u. a. zahlreiche Arbeiten zur griechischen Religionsgeschichte, insbesondere auch zu Fragen des Religionsaustauschs zwischen Griechen­ land und dem Alten Orient verfaßt. Dietz 0. Edzard ist Professor für Assyriologie an der Universität München; er hat in seinen religionsgeschichtlich relevanten Publikationen Probleme so­ wohl der sumerischen wie der semitischen Kultur Mesopotamiens bearbeitet. Jan Assmann ist Professor für Ägyptologie an der Universität Heidelberg; in seinen Forschungen zur altägyptischen Religion hat er immer wieder auf religionsgeschichtliche Probleme grundsätzlicher Natur ausgegriffen. Gernot Wilhelm ist Professor für orientalische Philologie an der Universität Würzburg; er hat sich insbesondere auf Probleme der hurritischen und hethitischen Kultur spezialisiert. , Eva Tichy ist Privatdozentin an der Universität Marburg; ihre Forschungs- und Lehrgebiete sind die Indogermanistik, die lndoiranistik und die Gräzistik. Hermann Spieckermann ist Professor für Altes Testament und Altoriental ische Religionsgeschichte an der Universität Hamburg; seine alttestamentlichen Forschungen berücksichtigen in besonderer Weise den altorientalischen Horizont Israels. Fritz Stolz ist Professor für Allgemeine Religionsgeschichte und Religionswis­ senschaft an der Universität Zürich; er hat sich vielfach mit Problemen der Vergleichbarkeit religiöser Phänomene beschäftigt. Orbis Biblicus et Orientalis 131 Hymnen der Alten Welt im Kulturvergleich Herausgegeben von Walter Burkert und Fritz Stolz Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Hymnen der Alten Welt im Kulturvergleich/ hrsg. von Walter Burkert und Fritz Stolz. - Freiburg/Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1994 (Orbis biblicus et oriental is; 131) ISBN 3-525-53766-2 (Vandenhoeck und Ruprecht) ISBN 3-7278-0929-9 (Univ.-Verl.) NE: Burkert, Walter [Hrsg.]; GT Veröffentlicht mit Unterstützung der Schweizerischen Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften Die Druckvorlagen wurden von den Herausgebern als reprofertige Dokumente zur Verfügung gestellt © 1994 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-0929-9 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53766-2 (Vandenhoeck & Ruprecht) Digitalisat erstellt durch Florian Lippke, Departement für Biblische Studien, Universität Freiburg Schweiz INHALTSVERZEICHNIS Einführung 7 Walter Burkert, Griechische Hymnoi 9 Dietz O.Edzard, Sumerische und akkadische Hymnen 19 Jan Assmann, Verkünden und Verklären - Grundformen hymnischer Rede im alten Ägypten 33 Gernot Wilhelm, Hymnen der Hethiter 59 Eva Tichy, Indoiranische Hymnen 79 Hermann Spieckermann, Alttestamentliche "Hymnen" 97 Fritz Stolz, Vergleichende Hymnenforschung - ein Nachwort 109 Stichwortverzeichnis 121 EINFÜHRUNG Wort und Begriff des Hymnos ist der griechischen Sprache entnommen und lebt in verschiedenen Wandlungen, durch Kontinuitäten und Renaissancen hindurch, in den modernen europäischen Sprachen fort. Es ist seit langem üblich, auch auf die vorgriechischen Religionen und Literaturen des sogenann­ ten Alten Orients eben diese Bezeichnung anzuwenden. Der "Nahe Osten" freilich scheint doch immer in gewissem Maße den Charakter des Femen, Fremdartigen zu bewahren. Gerade heutzutage nehmen diese Länder und Kul­ turen - Türkei, Irak, Afghanistan, Ägypten, mit Israel dazwischen - leicht die Züge einer Gegenwelt an, die gegen unsere eigene, die "westliche" Welt steht. Daß der "Nahe Osten" in der Tat mit unserer geistigen Tradition seit je ver­ bunden war und dies geblieben ist, daß mannigfache Wechselwirkungen be­ standen, daß insbesondere die erste "westliche" Kultur, eben die griechische, davon gar nicht weit abliegt, dies ist ein nicht immer beachtetes Faktum, das ins Bewußtsein zu heben eben die vorliegende Synthese versucht. An "Hymnen", einem Phänomen, in dem Sprache und Religion sich treffen, sollen diese Perspektiven und Probleme hier vergleichend vorgestellt werden. Es werden im Vergleich der alten Sprachen und Kulturen einerseits historische Zusammenhänge, andererseits spezifische Differenzen reliefartig zutage treten. Seit langem ist auch die Frage gestellt, ob es schon in sehr früher Zeit eine Spaltung der Kulturen gab, etwa, den Sprachfamilien entsprechend, in einen semitisch-hamitischen und einen indogermanischen Block, wobei im Hethiti­ schen beides, das "Altorientalische"· im engeren Sinn und das "Indo­ germanische", sich treffen müßte. Der Befund ist, wie sich zeigen wird, nicht so einfach zu erheben. Entsprechend dem Programm einer eintägigen Tagung, für die die vorlie­ genden Beiträge entstanden, sind es geraffte Übersichten, die hier geboten werden. Alles ließe sich sehr viel ausführlicher und mit sehr viel mehr Detail darlegen - fast gleichzeitig fand in Neapel zum gleichen Thema, L'inno nel . mondo antico, eine viertägige Tagung mit 22 Referaten statt. Aber sofern der Spezialist Nachbargebiete überhaupt noch zur Kenntnis nehmen will, sind wir 8 alle auch als Wissenschafter auf Strukturierung und Verdeullichung und damit auf verknappende Raffung angewiesen. Nicht-Spezialisten werden erst recht für einführende Übersichten dankbar sein. Zur Tagung, die hier dokumentiert ist, hatten die Schweizerische Gesellschaft für Orientalische Altertumswissenschaft und die Schweizerische Gesellschaft für Religionswissenschaft auf den 30. November 1991 nach Zürich eingeladen. Die Vorträge sind für die Drucklegung z.T. etwas erweitert worden. Das dichte Programm ließ für die Diskussion wenig Raum; jedenfalls zu wenig, um die unterschiedlichen Gesichtspunkte, die in den einzelnen Vorträgen zum Ausdruck kamen, in Beziehung zu setzen und angemessen zu verarbeiten. Aus diesem Grund ist den damaligen Referaten hier noch ein ausführliches Nachwort beigegeben, das wenigstens einige Perspektiven des Vergleichs aufzuzeigen versucht. Wir danken dem Herausgeber der Reihe für die Möglichkeit der Publikation und Herrn A.Jödicke für die Bearbeitung der Druckvorlage. Zürich, April 1993 Walter Burkert Fritz Stolz Walter Burkert GRIECHISCHE HYMNOI Einige Hinweise zur griechischen Kultur, aus der das Wort Hymnos stammt, mögen zur Vorverständigung beitragen. Die Etymologie dieses Wort­ stamms ist unklar und unergiebig.1 Es gehört, samt dem zugehörigen Verbum hymneo, in den Bereich des singenden und damit preisenden Erzählens; eine Übersetzung wie "Lobgesang", "Preislied" drängt sich auf, das Verbum läßt sich auch mit "besingen" wiedergeben - bezeichnend, wie antiquiert alle diese Wörter in unserer Sprache klingen. Es gibt einige allgemeinere Belege, im Sinne von "Gesang" und "singen" überhaupt, doch vorzugsweise ist hymnos ein Gesang, der sich Götter als Inhalt und Gegenüber setzt. Schon bei Hesiod ist das ganz fest: Die Musen selbst sind Vorbilder des "Preisens", sie "besingen" die unsterblichen Götter, und sie gebieten dem Dichter, es ihnen nachzutun. "Wie soll ich dich preisen, der du in jeder Hinsicht wohl zu preisen bist", fragt der Dichter des "homerischen" Apollonhymnos den Gott,2 und er trifft dann seine Wahl im weiten Feld der Möglichkeiten, die dem Sänger zu Gebote stehen. Zwischen Gott und verehrender Gemeinde vermittelt der Dich­ ter, der das rechte "Preislied" zu finden weiß. Später, bei Platon, wird dann definitorisch festgelegt, daß "Hymnen" sich an Götter richten und insofern mit "Enkomien" kontrastieren, den Preisgedich- 1 Vgl. Chantraine 1968/80, 1156. Am einleuchtendsten ist die Zuordnung zum Stamm mne- "in Erinnerung bringen",

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