<J[us Freitag, 21. Dezember 1962 Blatt 4 NEUE ZÜRCHER ZEITUNG Zürichs Nachbarschafl Morgenausgabe Nr. 5121 Verbesserung ungenügenden Dennoch wurde am 24. Juli 1358 mit dem Rapperswil die der Brückenschlag begonnen, und 1360 stand das Werk Verhältnisse. Jahrhundertelang vollendet da. wurde die Brücke dem Ausbruch des Zweiten Welt- gepriesen. lang Kurz vor als Wunder 1850 Schritt war die krieges konnten die Umbauarbeiten beginnen, nach- geringen einfache Holzkonstruktion, die ihrer dem zuvor in langwierigen Verhandlungen zwischen Breite wegen nur das Passieren von Menschen und dem Bund, den Kantonen Zürich, St. Gallen und .:".i..,,v:;': --;: gestattete. .. 1606 ,1 r"-. Tieren, nicht aber von Karren Keimen Schwyz sowie der Südostbahn ein Finanzierungs- besaß die Brücke nicht, und die Tannenbretter plan ausgearbeitet worden war wobei in den gelegt, waren nur lose auf die Joche damit nicht damaligen Krisenjahren mit den finanziellen Bei- ein Sturm die ganze Konstruktion vernichten trügen gleich auch die Auftrüge verteilt wurden. könne. Bei schlechtem Wetter war der Uebergang Durch den Krieg wurde das Werk allerdings un- daher ein kleines Abenteuer, und es wird berichtet, liebsam unterbrochen, und nach dem Waffenstill- daß sich Fußgänger bei stürmischen Winden oft stand zeigte der Kanton Zürich keine große Last flach auf die Brücke legen mußten, bis sie von mehr, die infolge der Teuerung stark angewachse- Schiffen gerettet werden konnten. Für die Be- nen Kosten mitdecken zu helfen. Sie betrugen ein nützung der Brücke war ein Zoll zu entrichten Mehrfaches der ursprünglichen Erstellungskosten. Buiulesgerichts dieser Zustand hielt sich bis 1850 , der schon Durch einen Entscheid des wurde früh der Stadt Rapperswil übertragen wurde. er aber 1949 dazu gezwungen, und so konnte 1951 der heutige Seedamm eingeweiht werden. Er Um diesen Zoll, vor allem aber um den Ueber- brachte im wesentlichen eine gestreckte Linien- gang selbst, kam es später immer wieder zu Strei- führung der Straße und den quer tigkeiten. Die Geschichte Seeüberganges Schiffahrtskanal des von durch die Hurdencr Halbinsel sowie ein leistungs- Rapperswil ist daher von zahlreichen Zerstörungen fähigeres gekennzeichnet. Bahntrassee. und Neubauten Allein im 15. Jahr- hundert verbrannten die' Schwyzer die Heute ist der Seedamm aus der Landschaft des Holzbrücke \veg7.udenkcn. zweimal, und noch 1799 zerstörten französische Zürichsees nicht mehr Mit Schmun- Invasionstruppen die Brücke auf ihrem Rückzug zeln erinnert man sich daher an die düsteren Vor- dermaßen nachhaltig, daß vorübergehend aussagen, die beim Bau des ersten festen Dammes wieder gemacht der alte Fährbetrieb eingerichtet werden mußte. worden waren, fürchtete doch der 1804 Schwyzer Kantonsrat damals ernstlich, durch den wurde denn auch nur die alte Holzbvücke aufgestaut Rapperswil wieder erstellt, obgleich sie den Anforderungen Damm könnte der Obersce derart wer- und sein Damm längst nicht mehr gerecht werden konnte. den, daß Lachen überschwemmt werden könnte! Es brauchte die Berechnungen zahlreicher an- Kl. Im obersten Viertel wird der Zürichsee und St. Gallen auf dem Ztirichsee bei Rapperswil An die alte Holzbrückenzeit, als der Seeüber- Ingenieure, weniger liegt gang kostspieliger erkannter um den Innerschweizern die unvermittelt auf als zwei Kilometer zusammenlaufen, hundert Fuß westlich vom noch ein Balancenkt war, er- Konzession für den Dammbau abzuringen. Breite zusammengedrängt. Von Süden her schiebt Löwenstein.» Durch die Dammkorrektion ist der innert heute nurmehr eine kleine, einsame Kapelle, sich eine flache Landzunge weit ins Wasser, wäh- Markstein nun unmittelbar an den Damm zu stehen die unmittelbar vor Rapperswil verlassen im See gekommen. steht, gut heutigen rend im Norden das Jonadelta und der Molasse- zweihundert Meter vom Damm Der Seeübergang von Rapperswil liegt zum kopf Rapperswil einengen. entfernt. Inmitten von tllcilighiisli» von den See Zudem Schilf ist das größten Teil auf Schwyzer Boden. Das längste Seegrund zu einer Wasscrvögel gewor- hebt sich an dieser Stelle auch der be- Niststätte für allerlei Stück befindet sich allerdings auf Festland, näm- riegelt Natürlich lebt der Seedamm nicht allein vom den, zu einem deutend und das Becken des Zürichsecs Pilgerstrom. romantischen Ueberbleibsel aus der lich auf der Halbinsel von Hürden, die heute jenem Landzunge Er vermittelt auch nicht nur die Ver- Zeit, da man sich gött- von des Obersees ab. Die setzt bindung bei Brückenbauten noch durch den Schiffahrtskanal zu einer richtigen Insel von der Ostschweiz zur Innerschweiz licher Hilfe versicherte, auch, sich nämlich unter der Wasseroberfläche deutlich aus der Zeit aber geworden ist und nur durch eine Brücke mit dem und weiter zum Gotthard; mit der zunehmenden da die Brücke Krümmungen bis gegen das Jonadelta hin fort, sind doch beides Verstopfung Limmatübergänge noch mit manchen linken Seeufer zusammenhängt. Ein kleines Stück Schüttung der in der Stadt den Untiefen folgte. Ueberreste der an der Front des ehe- regionale weit ragt dann aber die schwyzerische Straße auch maligen Linthglctschers. See-Enge Zürich erhält er auch eine zunehmende Die weist also Verkehrsbedeutung. beispielsweise nocli auf dem Damm in den See hinaus. Der Voraussetzungen So ist der alle natürlichen für einen Brük- Der feste Damm von heute verläuft vor Rap- längste Abschnitt des Dammes befindet sich aber Großteil des Verkehrs zwischen den Bezirken perswil kenschlag auf. Horgen in tieferem Wasser, dafür ist er aber fast ausschließlich auf sankt-gallischem Hoheits- Meilen und und zwischen dem Zürcher gerade. bezeugt überhaupt Er sich damit selber seinen moder- gebiet. Ueber eine 98 Meter lange Brücke ist er Oberland und dem linken Seeufer immer Ursprung; Heute, führt eine moderne Betonstraße fast ausgewichen. nen tatsächlich besteht der feste See- dem sehwyzerischen Dammstück verbunden, geradlinig Landzunge. mehr auf den Seedamm Je weiter mit über die südliche Bei Pfäf- damm erst seit 84 Jahren, wenn auch Projekte bis und eine 142 Meter lange Brücke stellt die Ver- Verkehrsweg sich die nach Zürich orientierten Wohnzonen dem fikon trifft dieser nahezu rechtwink- entlang ins Jahr 1841 zurückreichen. Aber erst vor hun- bindung mit der Stadt T'apperswil her, anstelle lig Hauptstraße See hinaufschieben, um so mehr Lokal- auf die Zürich-Chur. Auf einem Seetraverse, je dert Jahren übernahm die Politische Gemeinde der Drehbrücke, die bis nach dem Zweiten Welt- quer verkehr strebt auch über diese und Rapperswil Erstellung krieg ermöglichte. Damm setzt sich die Straße nordwärts über mehr die Zürcher belastet wird, die Pflicht zur eines festen den Schiffen die Durchfahrt Rapperswil Quaibrücke um so Seedammes, Ablösungssumme den See bis nach fort. Das alte lohnender wird der Umweg über Rapperswil. Vor- wofür sie die für Heute werden die Durchlässe unter den Brücken Fischerdorf Hürden, das auf der nordöstlichen die Abschaffung des Brückenzolles erhielt. Dennoch nurmehr von kleinen Booten und Ledischiffen Spitze Landzunge vorgescho- erst kann der Seedamm diesen zusätzlichen Ver- Finanzierung Schwierigkeiten, Passagierdampfer der weit in den See kehr in der Regel noch gut aufnehmen. Schwieri- bereitete die und so benützt, während die den Hur- ben ist, wird dabei umfahren. Nur eine schmale, ger konnte der Straßen- und Bahnverkehr auf dem dencr Durchstich benutzen, wo sie geeigneteres wird aber bereits die Durchfahrt durch aufgenommen kurvenreiche und stark bombierte Asphaltstraße Bäpperswil, Seedfunm erst 1878 werden. Die Bau- Fahrwasser vorfinden. Oestlich des Dammes ist der zweigt Vorsprunges stellt sich das alte Städtchen doch betrugen am höchsten Punkt des vom wie ein Riegel vor den Damm. Wohl haben die kosten 1531000 Franken; davon hatte See nämlich so untief, daß den Schiffen und Hauptverkehrsweg ab, durchfährt das Dörfchen Rapperswiler ausgebaut, die Gemeinde Rapperswil 1100 000 Franken auf- Booten die Fahrspuren vorgeschrieben werden ihre Straßen doch bildet gebracht. fünfzig und trifft kurz vor dem Ende des festen Landes gelegentlich Engpaß. Genau Jahre nach der Eröff- müssen. Noch heute erinnert ja stellenweise ein eiligen die Stadt nach wie vor einen nung Schilfgürtel wieder auf die Dammstraße. Dem Auto- Wunder, daß diesen nach war dann der erste Damm nicht mehr an den Verlauf der alten Holzbrücke, Umweg Kein unter Umständen genehm, Volksversammlung folgte. mobilisten ist dieser fast unbekannt. Die neuen Lösungen gesucht aussichts- und eine beschloß in welche diesen Untiefen bezeugen wird. Am zahlreichen Gasthöfe in Hürden aber, reichsten ist dabei ein Projekt, dos den Schloß- wenigstens daß die Liebhaber erlesener Fisch- berg von Rapperswil untertunneln (vgl. «NZZ» gerichte den kleinen Abstecher kennen und nicht Nr. 2548 vom 27. Juni) und damit eine unge- scheuen. brochene Verbindung zwischen dem Damm und Die Verbindung von Pfaffikon über Hürden der rechtsufrigen Zürfchseestraße herstellen will. nach Rapperswil ist nicht neu. Zwar läßt sich nicht beweisen, daß schon die Römer an dieser Aufgabe Vorkehrsteflung Stelle eine Fähre einsetzten, und auch über den Die der zwischen Reiseweg des heiligen Gallus bestehen Ungewiß- linkem und rechtem Seeufer hatte der Seeüber- Rapperswil jeher heiten. Hingegen ist aus dem 9. Jahrhundert ein gang von schon seit zu erfüllen. Herzog Fahr zwischen Hürden und Rapperswil über- Selbst Rudolf IV. benützte die armen Pilger diplomatisches Aushänge- liefert, das in den Händen des Klosters Einsiedeln wohl eher als lag. schild für seine strategischen üeberlegungen, als Diesem Kloster verdankt der historische
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