Seesterne) 113-141 62: 113 – 141 29 Dec 2016

Seesterne) 113-141 62: 113 – 141 29 Dec 2016

ZOBODAT - www.zobodat.at Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database Digitale Literatur/Digital Literature Zeitschrift/Journal: Geologica Saxonica - Journal of Central European Geology Jahr/Year: 2016 Band/Volume: 62 Autor(en)/Author(s): Niebuhr Birgit, Seibertz Ekbert Artikel/Article: Asteroiden (Seesterne) 113-141 62: 113 – 141 29 Dec 2016 © Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, 2016. 13. Asteroiden (Seesterne) 13. Asteroids (starfishes) Birgit Niebuhr 1 und Ekbert Seibertz 2 1 Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, Museum für Mineralogie und Geologie, Sektion Paläozoologie, Königsbrücker Landstraße 159, 01109 Dresden, Deutschland; [email protected] — 2 Institut für Geoökologie der TU Braunschweig, Abt. Geochemie, Arb.-Ber. Sedimentgeologie und Stratigraphie, Langer Kamp 19c, 38106 Braunschweig, Deutschland; [email protected] Revision accepted 18 July 2016. Published online at www.senckenberg.de/geologica-saxonica on 29 December 2016. Kurzfassung In der Oberkreide der Elbtal-Gruppe in Sachsen treten zwölf Seestern-Arten aus den folgenden zehn Gattungen auf: Lophidiaster, Hadranderaster, Manfredaster, Geinitzaster, Metopaster, Chomataster, Crateraster, Comptoniaster, Calliderma und Nymphaster. Sie repräsentieren die Familien Astropectinidae, Stauranderasteridae, Goniasteridae und eine möglicherweise neue Familie. Manfredaster praebulbiferus aus dem Obercenomani- um von Dresden-Plauen und Calliderma lindneri aus dem basalen Mittelturonium von Schmilka werden als neue Arten beschrieben. Comptoniaster michaelisi nom. nov. war bisher als „ Asterias schulzii Cotta“ bekannt; das Original von Schulze (1760), seit 1727 in der Sammlung des Museums für Mineralogie und Geologie, wird hier erstmals nach fast 250 Jahren erneut abgebildet. Auch die Erstbeschreibungen von Lophidiaster scupini (Andert, 1934), Hadranderaster simplex (Geinitz, 1871), Geinitzaster decoratus (Geinitz, 1871), Metopaster thoracifer (Geinitz, 1871), Callider- ma ottoi (Geinitz, 1871) und Nymphaster albensis (Geinitz, 1872) basieren auf sächsischen Exemplaren aus dem Obercenomanium bis Unterconi- acium. Hohlformen nahezu vollständig erhaltener Seesterne aus Quadersandsteinen zählen zweifellos zu den schönsten Fossilien der Elbtalkreide; L. scupini (Andert, 1934), Ca. ottoi (Geinitz, 1871), Ca. lindneri n. sp. und N. albensis (Geinitz, 1872) sind seltene Funde, aber Co. michaelisi nom. nov. ist mit fast 20 Exemplaren belegt. Sie sind besonders an der Anzahl der Marginalia pro Seite und ihrem spezifischen Verhältnis von Außenra- dius bis an die Armspitzen zu Interradius der Körperscheibe (R/r) zu unterscheiden (5 – 6 bei L. scupini; 3,2 – 3,5 bei N. albensis; 2,2 – 2,5 bei Co. michaelisi; 1,8 bei Ca. ottoi und 1,2 bei Ca. lindneri). Weitere sieben Arten sind ausschließlich durch isolierte Ossikel aus der mergelig-kalkigen Fazies zwischen Meißen und Dresden bekannt.. Abstract In the Upper Cretaceous of the Elbtal Group in Saxony twelve starfish species of the following ten genera occur: Lophidiaster, Hadranderaster, Manfredaster, Geinitzaster, Metopaster, Chomataster, Crateraster, Comptoniaster, Calliderma and Nymphaster. They represent the families Astro- pectinidae, Stauranderasteridae, Goniasteridae and a probably new family. Manfredaster praebulbiferus from the Upper Cenomanian of Dresden- Plauen and Calliderma lindneri from the basal Middle Turonian of Schmilka are described as new species. Comptoniaster michaelisi nom. nov. was formerly known as “Asterias schulzii Cotta”; the original of Schulze (1760), since 1727 housed in the collection of the Museum für Mineralogie und Geologie in Dresden, is figured here again for the first time after nearly 250 years. Likewise, the first descriptions Lophidiasterof scupini (An- dert, 1934), Hadranderaster simplex (Geinitz, 1871), Geinitzaster decoratus (Geinitz, 1871), Metopaster thoracifer (Geinitz, 1871), Calliderma ottoi (Geinitz, 1871) and Nymphaster albensis (Geinitz, 1872) base on Saxonian specimens of Late Cenomanian to Early Coniacian age. Moulds of nearly completely preserved starfishes from quader sandstones are definitely the most beautiful fossils of the Cretaceous of the Elbe valley; L. scupini (Andert, 1934), Ca. ottoi (Geinitz, 1871), Ca. lindneri n. sp. and N. albensis (Geinitz, 1872) are rare findings, however, Co. michaelisi nom. nov. is proved by nearly 20 specimens. They can be differentiated by the numbers of marginalia per side and their specific ratio of the outer radius up to the arm tips versus the interradius of the body disc (R/r) (5 – 6 of L. scupini; 3.2 – 3.5 of N. albensis; 2.2 – 2.5 of Co. michaelisi; 1.8 of Ca. ottoi and 1.2 of Ca. lindneri). Seven more species are known only by isolated ossicles from the marly-calcareous facies between Meißen and Dresden. ISBN 978-3-910006-68-3 | ISSN 1617-8467 113 B. Niebuhr, E. Seibertz: Asteroiden (Seesterne) 13.1. Einführung Seesterne (Asteroidea) sind mit weltweit etwa 1.600 re- zenten Arten die zweitgrößte Tiergruppe innerhalb der Stachelhäuter (Echinodermata) und bilden ihren einför- migsten und dauerhaftesten Typ. Morphologisch haben sich die Asteroidea seit ihrem Auftreten im Ordovizium kaum gewandelt. Ihre Körpergrundgestalt ist ein fünfar- miger Stern, dessen Arme zu den Spitzen hin im Allge- meinen gleichmäßig schlanker werden. Die Körpergröße reicht von 10 mm bis zu 1 m im Durchmesser, mit einem Mittelwert um etwa 200 mm. Asteroiden können hochge- wölbt und kissenartig oder auch extrem flach sein. Man- che Gattungen ähneln mit ihren kleinen, runden Körpern und den langen, dünnen Armen Schlangensternen. Auch kugelige Formen mit stark reduzierten bis völlig fehlen- den Armen (Sphaerasteridae), die an stachellose Seeigel erinnern, sind möglich. Der Körper besteht aus einer Zentralscheibe, die den Interradius (r) vorgibt, und meist fünf (oder eine Viel- zahl davon, bis 40) radialstrahlig ansetzenden Armen, mit denen der Außenradius (R) ermittelt wird (Abb. 1a). Die zentrale Mundöffnung, Aktinalplatten und bis in die Spitzen der Arme verlaufende Ambulakralrinnen liegen auf der Körperunterseite (Ventral- oder Oralseite); der zentrale After, die daneben liegende Madreporenplatte (Siebplatte) und die umgebenen Abaktinalplatten (Deck- platten) befinden sich auf der Körperoberseite (Krone, Dorsal- oder Aboralseite) (Abb. 1). Der Körper ist meist Abb. 1. Morphologische Merkmale von Seesternen am Beispiel dorsoventral abgeplattet. Das Ambulakralsystem besteht eines ausgewachsenen Goniasteriden (ohne Maßstab, abgeändert aus einem inneren Ringkanal, von dem sich strahlen- nach Néraudeau & Breton 1993). a, Aufschicht. b, Schnitt durch förmig die Radiärkanäle vom Mund bis in die Spitzen einen Arm. der Arme ziehen. Vom Ringkanal verläuft ein massiver, kalzitischer Kanal zur dorsal gelegenen Madreporen- Fig. 1. Morphological characters of starfishes using the example platte, die als Ein- und Ausströmöffnung in das Ambu- of an adult goniasterid (without scale, modified from Néraudeau & lakralsystem dient. Die Radiärkanäle leiten in kurze, mit Breton 1993). a, top view. b, section of an arm. Saugscheiben versehene Ambulakralfüßchen über, die der Fortbewegung dienen, sensorische Funktionen haben und oft auch die Atmung unterstützen. Das mesodermale (innen liegende) Skelett besteht aus zahlreichen, unverbundenen, kalzitischen Harttei- artspezifisch festgelegt. Speziell die GattungMetopaster len (Ossikel, lateinisch = Knöchelchen), die je nach ih- weist dorsal paarige, meist annähernd dreieckige Eck- rer anatomischen Position im Körper unterschiedliche platten an den Enden der Arme auf, die aus mehreren Formen und Bezeichnungen haben. Sie sind mit meist verschmolzenen, distalen Superomarginalia hervorge- < 10 mm relativ klein, wodurch die Zuordnung isolier- gangen sind. Die Aktinal- und Abaktinalplatten sind ter Skelettelemente zu bestimmten Gattungen oder Ar- meist wesentlich kleiner als die Marginalia; sie sind als ten oft schwierig bis unmöglich wird. Randumlaufend Sechsecke oder mehr oder weniger regelmäßige Viel- ist der Körper von relativ großen, einreihigen Rand- ecke ausgebildet. oder Marginalplatten umgeben, die dorsal als Supe- Seesterne haben zahlreiche äußere Skelettanhänge ro- und ventral als Inferomarginalia bezeichnet werden entwickelt wie Stacheln, Dornen, Paxillen (= kleine, sta- (Abb. 1). Sie sind paarig ausgebildet und enden oftmals chelige Kalkstiele) und greifzangenartige Pedicellarien. an jeder Armspitze in einer einzelnen oder zwei Termi- Sie können den Marginalia, Aktinal- oder Abaktinalplat- nalplatten. Beide Reihen liegen meist direkt übereinan- ten aufsitzen und rufen auf den kalzitischen Skelettele- der, es kann aber auch gattungsspezifisch eine weitere menten oftmals charakteristische und nicht selten artspe- Reihe als Intermarginalia ausgebildet werden, bzw. sie zifische Ansatzstellen hervor. Weitere morphologische alternieren artspezifisch. Die Anzahl der Marginalia pro Merkmale werden bei Fischer (1952) und Helm (1997) Seite, also zwischen zwei benachbarten Armspitzen, ist beschrieben. 114 GEOLOGICA SAXONICA — 62: 2016 13.1.1. Erhaltung MMG: Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dres- den, Museum für Mineralogie und Geologie, Kö nigs- Das kalkige Seesternskelett besteht, wie die Skelett- brücker Landstr. 159, 01109 Dresden; SaK = Sektion Pa- elemente aller Echinodermaten, aus Hoch-Magnesium- läo zoologie, Kreide in Sachsen. Kalzit mit einem Magnesiumoxid-Anteil von 3–15 %. Das Kalkskelett entsteht dabei nicht durch einfache Ab- NHMW: Naturhistorisches Museum Wien, Burgring 7, scheidung

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