Burgdorfer Jahrbuch 2017 84. Jahrgang

Herausgeber: Verein Burgdorfer Jahrbuch

Umschlag: Titelbild: «Blick»-Schlagzeile am 9. Februar 1967 in Burgdorf Rückseite: «Blick»-Schlagzeile am 9. Februar 1967 in Oberburg

Gestaltung, Druck und Vertrieb: Haller+Jenzer AG, Druckzentrum, Burgdorf 034 420 13 13, [email protected]

ISBN 978-3-9523481-7-8 ISSN 2234-9375 (Print) ISSN 2234-9383 (Online)

Ältere Jahrbücher im Volltext im Internet: www.digibern.ch/katalog/burgdorfer-jahrbuch Inhaltsverzeichnis

9 Vorwort Elisabeth Zäch

11 Burgdorf im Bilde – eine satirische Nachlese Trudi Aeschlimann

19 Von Meisterstücken, Ofenkacheln und Leitungsröhren – Die Hafner Aeschlimann in Burgdorf Andreas Heege

49 Albumverse zu einer Haus- und Garteneinweihung auf dem Gsteig in Burgdorf um 1896 Herausgegeben und kommentiert von Trudi Aeschlimann

59 Vor 50 Jahren: Der Burgdorfer Literaturskandal 1967 Zusammengestellt von Heinz Fankhauser

81 Les ambassadeurs de l’Emmental Eine Versuchsanordnung: Frühförderung interkultureller Beziehungen bei Jugendlichen mittels organisierter Projekt- wochen in der Schweiz Romina Stein (Auszug aus Maturaarbeit am Gymnasium Burgdorf)

103 Schlossmuseum Burgdorf – Sammlung des Rittersaalvereins Trudi Aeschlimann

5 109 Helvetisches Goldmuseum Burgdorf Werner Lüthi

113 Malerei, Zeichnung und Druckgrafik, Holzskulpturen und Wachsbilder – Rückblick auf ein bewegtes Jahr 2016 im Museum Franz Gertsch Anna Wesle

119 Die Seite des Heimatschutzes Bei Emil Zbinden in die Bilder geschaut Hans Rudolf Flückiger

127 Jahresbericht der Casino Gesellschaft 2015/16 Karin Fankhauser

133 Ansprache von Nationalratspräsidentin Christa Markwalder an der Solätte 2016

137 Chronik von Burgdorf: 1. August 2015 bis 31. Juli 2016 Viktor Kälin, Chronik Jürg Häberlin, Nachrufe

223 Subvenienten des Burgdorfer Jahrbuches

225 Inserenten und Inserate

6

Vorwort

Liebe Freundinnen und Freunde des Burgdorfer Jahrbuchs

Hoppla, schöne Schlagzeilen hat unsere Stadt damals geschrieben! «Burg- dorf, die Hochburg der Spiessbürgerei?» So titelte der «Blick» vor 50 Jah- ren und löste damit einen Sturm der Entrüstung aus. Die einen fanden sich zu Unrecht an den Pranger gestellt, viele andere aber solidarisierten sich mit dem betroffenen Gymnasiasten, welcher aus der Schule ausgeschlos- sen worden war. Sogar aus Berzona gab es Post. Max Frisch wünschte Martin Schwander, «dass diese Erfahrung Sie nicht mutlos macht und auch nicht hochmütig». Heinz Fankhauser hat als Direktbeteiligter eine spannende Dokumentation zum sogenannten «Gilgamesch-Skandal» für das vorliegende Jahrbuch zusammengestellt. Darin lesen Sie Meinungen, über die man sich heute nur wundern kann. Nein, früher war definitiv nicht alles besser.

Redaktorin Trudi Aeschlimann hat weitere Burgdorfer «Medien-Geschich- ten» aufgespürt und für das aktuelle Jahrbuch aufgearbeitet. Dabei waren ihre Detektivtalente genauso gefragt wie ihre Hartnäckigkeit. Und ab und zu war auch eine Portion Glück dabei. So entdeckte sie auf einer Brocante einen Holzschnitt mit einer Fuchsjagd im Vordergrund und dem Schloss Burgdorf dahinter. Dieser Holzschnitt entpuppte sich als Wundertüte und brachte eine bissige Burgdorfer Satire zutage. Die dazugehörigen Recher- chen von Detektivin Aeschlimann machen die Lektüre noch interessanter, weil das damalige Umfeld mit all seinen Akteuren dargestellt wird.

Ganz andere Lesefreuden bereitet ein Album von Mina Kneubühl. Das in schwarzes Leder gebundene Büchlein war ihr am Herzen gelegen. Die

9 junge Burgdorferin notierte sich darin Gedichte ihrer Lieblingsschriftsteller und liess Verwandte und Bekannte Eintragungen machen. Darunter findet sich eine witzige Sammlung von Versen zu den Gästen einer sogenannten «Hausräuchi» in Burgdorf. Trudi Aeschlimann schafft es auch hier, die dar- gestellten Damen und Herren zu entschlüsseln.

Es ist ein schöner Brauch, dass fast in jedem Jahrbuch eine aktuelle Matura- arbeit vorgestellt wird. Diesmal ist es jene von Romina Stein. Sie störte sich am «Röschtigraben» und lud deshalb eine Gruppe welscher Gymnasiastin- nen und Gymnasiasten zu einer einwöchigen Projektwoche nach Burgdorf ein. Mit ihnen unternahm sie eine «Tour d’Emmental» und stellte ihnen historische und touristische Sehenswürdigkeiten vor. Genauso gehörte der Kontakt mit Romina Steins Klasse und die Teilnahme am Unterricht des Gymnasiums dazu. Mittels Fragebogen ermittelte sie danach, welchen Eindruck ihre welschen Kolleginnen und Kollegen im Verlauf des Projekts von den «Deutsch- schweizern / Emmentalern» bekommen haben. Und wir schneiden gar nicht schlecht ab: Punkto Höflichkeit erreichen wir die Bestnote 4 («très»), auch die Herzlichkeit ist gut benotet, der Fleiss ebenfalls und was mich besonders freut: In Sachen Weltoffenheit liegen wir immerhin bei 3.16, also zwischen «plutôt» und «très». Somit können wir davon ausgehen, dass Burgdorf definitiv keine «Hochburg der Spiessbürgerei» ist.

Sie sehen, auch dieses Jahrbuch hat wieder manchen Schatz gehoben. Dafür gebühren Trudi Aeschlimann und ihrem Team grosse Wertschätzung und herzlicher Dank. Wie viele überraschende Geschichten hat die Redak- tionscrew in all den Jahren zutage gebracht und uns damit erfreut und bereichert. Dahinter stecken Leidenschaft und sehr viel Arbeit. Und wie sorgfältig wird Jahr für Jahr die Stadtchronik gepflegt und den verstorbe- nen Burgdorfer Persönlichkeiten eine letzte Ehre erwiesen.

Ja, liebes Redaktionsteam, seien Sie stolz auf Ihr Werk. Es ist einzigartig und macht Freude.

In Dankbarkeit Elisabeth Zäch, Stadtpräsidentin

10

Vor einiger Zeit stach mir an der Thuner Brocante ein interessanter Holz- schnitt mit dem Titel «Die Fuchs-Jagd» in die Augen. Das Blatt zeigte im Vordergrund eine entsprechende Jagdszene, im Hinter- grund war jedoch zweifellos Schloss Burgdorf zu sehen. Diese Darstellung war mir nicht bekannt und sie ist denn auch nicht in der von Fritz Lüdy in den Burgdorfer Jahrbüchern 1937 bis 1970 publizierten Serie «Burgdorf im Bilde» zu finden. Da die gerahmte Ansicht keine Ortsbezeichnung trug, konnte ich sie in Thun zu einem günstigen Preis erwerben.

Der Standort des anonymen Zeichners dürfte in Burgdorf südwestlich der Heimiswilstrasse, an der den Mühlebach überquerenden heutigen Burg- feldstrasse gelegen haben (beim SAZ). Denn von dort aus scheint es, als ob die steile Wand einer Gisnaufluh direkt neben dem Schlossfelsen aufragen würde. Ein 1822 entstandenes Aquatintablatt von Jakob Samuel Weibel (Lüdy Figur 65, Burgdorfer Jahrbuch 1943) zeigt eine ähnliche Darstellung des Schlossberges und der Flühe mit ihren zerklüfteten Felsen. Die einzelnen Gebäude der Schlossanlage sind dem Zeichner unseres Blat- tes zum Teil etwas schlank geraten, die Bauten aber am richtigen Ort plat- ziert. Am Palas fehlt das Bärenwappen, die im oberen Schlosshof vor dem Kornhaus stehende Linde hat eine stattliche Grösse erreicht.

Beim Ausrahmen des Holzschnittes zeigte sich, dass das 17 x 19,7 cm messende Blatt hinten mit Text bedruckt war und die Löcher einer Bindung aufwies. Somit handelte es sich nicht um ein eigenständiges Bildwerk, sondern um eine Illustration aus einer Publikation. Zu lesen waren die sieben letzten Strophen eines Spottgedichtes über ei- nen schlauen Fuchs, der anscheinend mit dem Teufel im Bunde stand. Er- wähnt wurden die Lokalitäten «Schloss» und «Sagithöri»: ein Burgdorfer Gedicht! Anschliessend waren unter dem Titel «Brosamen von des Herren Tisch» einige Witze und humoristische Meldungen abgedruckt.

Seitenformat, Papier und Schrifttyp sowie der Schreibstil liessen gleich an eine «Brattig» aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts denken. Relativ schnell wurde ich in der Bibliothek des Rittersaalvereins im Schlossmuseum unter den alten Publikationen fündig. Das ganze Gedicht ist zu lesen in der Ausgabe 1824 des noch heute erscheinenden historischen Kalenders «Der Hinkende Bot».

12

Ein schönes neues Lied von einem verzauberten Fuchs; und wie derselbe durch Satans List grosser Gefahr entronnen. Reimweise gestellt durch W. E. Ruflaut, ehrsamer Schuster und Nachtwächter zu Emmenburg. Merkt auf, ihr frommen Christenleut, Es wird euch nicht gereuen; Denn ich will euch erzählen heut Was männiglich soll freuen. Wie sich in einer grossen Stadt Der Satan selbst gezeiget hat, Zum Schrecken aller Spötter. Es lacht so mancher heut zu Tag Wohl über Satans Drachen; Und spottet: «Glaub’s wer glauben mag!» Doch da ist nichts zu lachen. Wie mancher griffe gern in Sack Könnt er von seinem bösen Drack Durch Geld erlöset werden. Auch spottet mancher keck und kühn Der Hexen und der Teufel. Doch will ich treulich mich bemühn Und lösen euch die Zweifel: Und zeigen, dass noch heut zu Tag Der Satan sich verwandlen mag, Wie an dem Fuchs zu sehen. Der Fuchs lag, fett und dick und satt, Hart unter Schlosses Mauern; Und thät wohl in derselben Stadt Auf gute Bis[s]lein lauern. Und weil es eben ganz und gar Verschneit, und tief im Winter war, So hielt er langen Schabes. [Schabbes = Sabbat / Ruhetag] Doch ach! Die Zeiten ändern sich; Auf Lachen folget Weinen. O Füchslein! Füchslein! Wahre dich! Den Jammer! – Es erscheinen Zwey Dutzend Jäger auf der Stell; Die werden dir dein armes Fell Ganz kunstgerecht zerzausen. Sieh! Peter spitzt die Nase schon, Und wittert deine Tritte. Und eh mein Füchslein ist entflohn Steckts schon in ihrer Mitte. Vom Schlosse hagelts dick mit Holz, Und ringsum steht der Jäger Stolz; Wie will der Fuchs entrinnen;

14 Ey seht mir mahl den Fuchs! Er will Nicht weichen ihren Worten. Er liegt so ruhig, mäuslein still Hart an des Schlosses Pforten. Wenn da nicht Satans Tuck und List Mehr als der Fuchs im Spiele ist, Will ich nicht Ruflaut heissen. Doch endlich macht er sich den Spass, Will sich zum Fliehn bequemen. Hilf Himmel! Welch ein Lerm wird das! Als ob die Türken kämen. Pif! Paf! Puf! Wohl dreyhundert Schütz (Mit Gschröt geladen oder Grütz?) Die Jäger auf ihn feuern. Doch armes Füchslein! Wahre dich! Es gilt nicht länger Flausen. Hans Meisterlein ermannet sich, Will dir mit Kolben lausen. Doch unser Fuchs den Stoss parirt, Und unterm Kolben eschapirt Durchs kleine Sagithöri. Nun! Wenn das nicht der Teufel war, Wie wär er so entronnen? Dann dürfte ja die Jägerschaar Nicht fürder an die Sonnen; Und: «Füchslein! Füchslein! Beiss mich nit!» Würd ihr wohl alle Schritt und Tritt Ins Ohr gepfiffen werden. Und auf und fort! Durch tiefen Schnee Folgt nun der Jäger Haufen. «Heit ihr kes Füchsli niene gseh; Es wird nit wyt meh laufe.» Doch Füchslein nicht zu finden ist. Da seht ihr wie des Bösen List Die Menschen kann vexiren. Das wollt‘ ich, tapfre Jägerschaar, Zu deinem Trost dir singen. Weil Satanas im Fuchse war So musst er dir entspringen. Ihr werdet nun, ich zweifle nicht, Mir für mein herrlich Lobgedicht Wohl – einen Fuchsbalg schenken.

15 Wer versteckt sich wohl hinter dem Pseudonym W. E. Ruflaut zu Emmen- burg, der diese satirischen Verse um 1823 in Burgdorf «zusammenge- schustert» hat? Jedenfalls mokiert sich der angebliche Schuhmacher und Nachtwächter als Dichter über die erfolglose Jägerschar, die das schlaue Füchslein entwischen liess.

Vielleicht spricht das Spottgedicht eine persönliche Fehde zwischen den «patrizisch» konservativen Vertretern der Familie Fankhauser und den fort- schrittlich gesinnten Mitgliedern der Familie Schnell in Burgdorf an.

Die drei Brüder Johann Ludwig, Karl und Hans Schnell sollten später in der Regenerationsbewegung im Kanton in den 1830er-Jahren eine Hauptrolle spielen. Finanziell wurden sie im Hintergrund unterstützt von ihrem reichen Vetter Franz Jakob Schnell-Rothpletz (1789–1860), Inhaber des Grosshandelshauses Joh. Jak. Schnell an der Hohengasse 31. Dem wohlhabenden Burgdorfer gehörten um 1820 verschiedene Ländereien beim Steinhof und im Meienmoos, anstossend an den umfangreichen Grundbesitz der Familie Fankhauser, sowie die Häuser Rütschelengasse 7, Schmiedengasse 5 und Alter Markt 2. Das Magazin am Alten Markt – ur- sprünglich ein von der Familie Fankhauser erbautes Kornhaus – lag und liegt unterhalb des staatlichen Schlosses [hart unter Schlosses Mauern], gleich neben dem früheren Sagitor [der Fuchs kann vor dem drohenden Gewehrkolben durch dieses kleine Stadttor entwischen]. Ende 1823 übernahm Franz Schnell eher widerwillig das städtische Seckel- meisteramt. Kurz darauf gelang es ihm, den repräsentativen Kaufmanns- sitz «Ochsen» [der gute Bissen in der Stadt, auf den der fette Fuchs lau- ert?] an der Hohengasse 35 von Altburgermeister Albrecht Jakob Leu zu erwerben. Im Burgermeisteramt hatte sich Leu vor allem mit baulichen Angelegenheiten der Stadt zu befassen. Er war anscheinend mit verschie- denen Rechnungsablagen im Verzug, weshalb man gemäss Beschluss im Ratsprotokoll im Sommer 1823 seinen Bürgen, Dekan Leu in Meikirch, nach Burgdorf bitten musste, um die «Finanzen ins Reine zu bringen». Verwandte von Franz Schnell erwarben in der fraglichen Zeit ebenfalls ver- schiedene Liegenschaften. Schwager Ludwig Fromm-Schnell kaufte 1822 die Lochbachbad-Besitzung und Cousin Dr. med. Hans Schnell-Schnell, In- haber der Apotheke am Kirchbühl, erstand im gleichen Jahr die ehemalige Stahlwarenfabrik von John Harrison im Lochbach, um dort ein chemisches Laboratorium und eine Farbreibe einzurichten.

16

Von Meisterstücken, Ofenkacheln und Leitungs- röhren – Die Hafner Aeschlimann in Burgdorf

Andreas Heege

Zur Versorgung der Bürgerschaft einer mittelalterlichen und neuzeitlichen Stadt mit den Gütern des täglichen Bedarfs brauchte es eine Vielzahl von Handwerkern unterschiedlichster Gewerbe. Hierzu gehörten auch die Hafner. In der Küche (in der Vorratshaltung und auch beim Tafelgeschirr) war Keramik unverzichtbar. In der Schweiz waren in der Regel die Haf- ner zugleich aber auch Hersteller der Kachelöfen, das heisst der wich- tigsten Heizeinrichtung sowohl der Wohnhäuser der Stadtbürger als auch der ländlichen Bevölkerung. Es gab daher ab dem 15./16. Jahrhundert im Kanton Bern Hafner in jeder Stadt und auch in verschiedenen wichtigen Marktorten, wie z.B. Langenthal oder Langnau. Diese sorgten für den lo- kalen Bedarf. Luxusgeschirr oder Keramikarten mit besonderen Qualitäten (zum Beispiel feuerfestes Kochgeschirr aus der Region Bonfol/Porrentruy oder deutsches Steinzeug aus dem Westerwald) wurden importiert. Kost- bare Fayencen oder Porzellane kamen aus der Westschweiz (Nyon), aus den Kantonen Solothurn (Matzendorf) und Zürich (Kilchberg-Schooren) oder sogar aus Frankreich (Strassburg), Deutschland (Meissener und Lud- wigsburger Porzellan) oder England (Steingut und Steinzeug aus Staf- fordshire). Chinesisches Porzellan wurde vor allem über die Niederlande bezogen.1

Auch in Burgdorf gab es zahlreiche Hafner bzw. Hafnerfamilien, über die wir aufgrund von Archivalien und überlieferten Produkten informiert sind.2 Zu den wichtigsten gehören die Hafner Gammeter,3 die Hafner Vögeli4 und die Hafner Aeschlimann, über die im Folgenden berichtet werden soll. Die genealogischen Informationen stützen sich dabei auf den von Theodor Lerber 1958 für die Burgergemeinde Burgdorf erarbeiteten Stammbaum der Familie Aeschlimann (Zweig IIb)5 sowie auf zusätzliche Archivinforma-

19 tionen von Trudi Aeschlimann.6 Stammvater der Burger Aeschlimann von Burgdorf war der aus Langnau i. E. stammende Gerber und Weinhändler Samuel Aeschlimann-Uebersax. Er wurde 1599 für 40 Kronen zum Burger von Burgdorf angenommen. 1602 wurde er in den 32er-Rat seiner neuen Heimatstadt gewählt. Ab 1611 bis zu seinem Tod 1637 war er Mitglied des Kleinen Rates (der Stadtregierung), wo er 1626 –1628 das Burgermeis- teramt bekleidete. Etliche seiner Nachkommen aus der im Jahr 1628 mit der Burgdorferin Anna Dür geschlossenen zweiten Ehe waren während mehreren Generationen ebenfalls Gerber. Der erste Hafner Aeschlimann taucht in der fünften Generation auf. Es ist der Sohn Emanuel des Glasers Wilhelm Aeschlimann (1695 –1759), der seit 1742 in zweiter Ehe mit einer Maria Catharina Fankhauser verheiratet war.

Emanuel Aeschlimann, der erste Hafnermeister, wurde am 19. Dezember 1751 getauft. Er starb am 23. März 1832. Wo er seine Lehr- und Wan- derzeit verbrachte, wissen wir nicht. Seit 1776 war er mit Anna Ingold von Inkwil (18. Februar 1753 – 19. März 1796) verheiratet. Wohnung und damit wohl auch Werkstatt befanden sich möglicherweise ab 1775 in der Burgdorfer Oberstadt am Milchgässli, bei der Oberen Badstube (heute Gra- benstrasse), in einem Haus, das früher dem Hafner Heinrich Gammeter (1675 –1746), später dem Hafner Johann Heinrich Gammeter dem Älte- ren beziehungsweise dessen kinderloser Witwe Anna Gränicher gehörte (Abb. 1).7 Diese vermachte es Emanuel Aeschlimann beziehungsweise sei- nen Erben in ihrem Testament aus dem Jahr 1798.8 Ob Emanuel in diesem Haus auch seine Brennhütte oder den Töpferofen untergebracht hatte, entzieht sich unserer Kenntnis. Doch ist dies aus verschiedenen Gründen wenig wahrscheinlich. Zum einen ist das Haus, berücksichtigt man seinen im frühen 19. Jahrhundert geschätzten Wert (500 Franken) offenbar sehr klein.9 Zum anderen zeigt ein weiter unten zu besprechender Vorgang, dass er mit seiner Werkstatt seit einem unbekannten Zeitpunkt vor 1794/1795 im «Pleinpied im städtischen Gebäude neben dem Rütschelenwaschhaus» eingemietet war (Abb. 1).10

Seiner Produktion werden aufgrund familiärer Tradition drei ungewöhnli- che Objekte – zwei Kacheln und ein Topf – zugeordnet, die im Jahr 1899 durch seinen Urenkel Arthur Aeschlimann (1842–1908) dem Burgdorfer Rittersaalverein übergeben wurden. Die erste Kachel (Abb. 2, Inv. IV 501) trägt eine Fayenceglasur mit manganschwarzer Bemalung. Mit 59 x 46 cm

20 hat sie ganz ungewöhnliche Dimensionen, zu denen man sich in dieser Zeit keinen Kachelofen so recht vorzustellen vermag. Ob es sich um ein Meister- oder Gesellenstück handelt, um die malerischen Fähigkeiten zu belegen? Die Kachel zeigt eine der typischen, fantastisch-romantischen Landschaftsdarstellungen mit Seen, Bergen, Burgen, Jäger und Hund, wie wir sie im Kanton Bern in den 1780er- und 1790er-Jahren noch erwarten können. Die zweite Ofenkachel (Abb. 3, Inv. IV 502) ist mit der Darstel- lung eines Paares bemalt. Sie misst 27 x 23 cm. Ob es sich hierbei wohl um die Eltern des ersten Hafners handelt? Oder liegt ein eher karikaturis- tisches Selbstporträt mit Ehefrau vor? Noch ungewöhnlicher ist die grosse und schwere, plastisch verzierte, mit weisser Fayenceglasur überzogene Suppenschüssel, die einen maximalen Durchmesser von 35 cm aufweist (Abb. 4, Inv. IV 500). Stilistisch kann sie dem vorrevolutionären Empire, dem Stil Ludwigs XVI., zugeordnet werden. Ähnliche plastische Fruchtgrif- fe gehen jedoch auf ältere Vorbilder noch aus der Zeit des Rokoko zurück. Innovative Hafner und andere Handwerker, wie zum Beispiel Möbelschrei- ner, richteten sich auch im Kanton Bern, sofern von ihren Kunden verlangt, sehr rasch auf die neuen von Paris ausgehenden Kunst- und Dekorstile aus.11 Grösse und dekorativer Aufwand der Suppenschüssel lassen an ein Meisterstück denken. Aus den Museen der Deutschschweiz sind keine auch nur annähernd vergleichbaren Suppenschüsseln bekannt.

Am 6. April 1777 wurde den Eltern Emanuel Aeschlimann und Anna Ingold ein Sohn Johann Heinrich getauft, der später ebenfalls Hafner wurde. Tauf- paten waren der Hafner Johannes (Johann Jakob) Gammeter (1734–1805), der seine Werkstatt in der Nachbarschaft hatte (Hofstatt 7) und Anna Grä- nicher, die Frau des Hafners Johann Heinrich Gammeter des Älteren.12 Der dritte Taufpate war der Schneidermeister Johann Heinrich Aeschlimann (1747–1832), der Bruder von Emanuel. Er war zugleich Wirt in der Schnei- dernzunft an der Schmiedengasse 1.13

Emanuel Aeschlimann war 1787 in der Kirche Pate von Johann Jakob Grütter (1787–1864), dem späteren Hafner und Kachelofenbauer.14 Seit 1789/1791 lässt sich belegen, dass Emanuel Aeschlimann auch Tor- wärter am Rütschelentor war, eine Funktion, die er nach den Archivalien offenbar bis an sein Lebensende behielt und zeitweise sogar mit einer Wohnung auf dem Rütschelentor verband.15 Möglicherweise steht dies im Zusammenhang mit der damaligen Lage seiner gemieteten Werkstatt-

22 räumlichkeiten am unteren Ende der Rütschelengasse (Abb. 5, vgl. auch die Lage der Gebäudegruppe in Abb. 6). Unter dem 5. April 1794 erfahren wir aus dem Burgdorfer Ratsmanual, dass das «Pleinpied» im städtischen Ge- bäude neben dem Rütschelenwaschhaus zu einer Glättestube hergerichtet werden sollte. Aus diesem Grund verliert «Mstr. Aeschlimann, Hafner», sei- ne «in Zins habende Werkstätte». Deshalb soll er beim Finden einer ande- ren Werkstatt von der Stadt unterstützt werden.16 Am 14. Juni 1794 nimmt die «Baucommission» der Stadt Burgdorf einen Augenschein, «wo dem Mstr. Aeschlimann, Hafner, bewilligt werden könnte, eine Brennhütte zu erbauen».17 Offensichtlich war der Ortstermin erfolgreich, denn am 16. Juli 1794 erhielt der Hafner für den Neubau seiner Werkstätte eine Unterstüt- zung von 500 neuen Dublonen beziehungsweise Holz in diesem Wert.18

Zu diesem Zeitpunkt arbeitete der mittlerweile 17-jährige Hafner Joh. Heinrich Aeschlimann (1777–1828) offenbar bereits sehr erfolgreich in der Werkstatt mit. Er erhielt am 16. August 1794 einen offiziellen Auf- trag: «Anstatt des ungleichfarbigen Gefässes auf dem Räth- und Burger- Stuben-Ofen wollen MeHrn eine gleichfarbene Urne durch den jungen Hafner Aeschlimann daselbst setzen lassen.»19 Offenbar wurde der Bau der Werkstatt teurer als geplant, denn am 1. Juni 1795 trug «Mstr. Hein- rich Aeschlimann», der Schneider, Onkel und Taufpate des jungen Hafners Johann Heinrich Aeschlimann, im Rat vor, «dass es zu Vollendung des für diesen Bruderssohn angefangenen Baues vor dem Rütschelen Thore noch einer Anleihe von 1000 Pfund bedürfe». Er stellte sich als Bürge für die Kreditaufnahme zur Verfügung.20

Im November 1795 waren die Bauarbeiten auf dem neuen Werkstatt- grundstück (heute Rütschelengasse 23)21 schliesslich in vollem Gange. Zur Verblüffung des Burgdorfer Bauamtes ergab sich jedoch «...bey Be- augenscheinigung des Mstr. Aeschlimann, Hafners Gebäudes vor dem Rütschelen Thor, gefunden, dass derselbe auf seine Werkstätte noch eine Wohnung errichtet...». Daher sollte laut Bauamtsgutachten vom 13. No- vember 1795 eine zu vergebende Feuerstätten-Konzession mit den Be- dingungen verknüpft werden, «dass dieses Gebäü niemahls an einen Fremden veräüssert oder ohne Bewilligung MeHrn verliehen, auch zu kei- nen Zeiten ein Pintenschenkrecht darinn ausgeübt werden könne». Aus­ serdem wurde festgelegt, dass jeder künftige Bewohner des Hauses sich auch mit der Einziehung des Transitzolls gegen eine billige Gratifikation

24 zu befassen habe, die Torpassage weder durch Gerätschaften noch Ma- teriallagerung verengen noch sich künftigen Strassenbaumassnahmen und Steigungsreduktionen vor dem Rütschelentor widersetzen dürfe.22 Offenbar wurden die Bauarbeiten am Gebäude erst 1796 abgeschlossen (Abb. 6),23 denn im Juni dieses Jahres musste Johann Heinrich Aeschlimann mit Bürgschaft seines Vaters und seines Onkels bzw. Vogtes «Mousquetier- lieutenant» Johann Heinrich Aeschlimann noch einmal 150 Bernkronen bei der Burgdorfer Schneidernzunft leihen.24

Laut Familienstammbaum Aeschlimann heiratete Hafner Johann Heinrich Aeschlimann (1777–1828) im Jahr 1798 die Burgdorferin Maria Aeschli- mann (1777–1839), Tochter des Küfers Johann Aeschlimann von der Rüt- schelengasse 15. Am 28. April 1805 wurde dem Ehepaar Aeschlimann- Aeschlimann eine Tochter Maria Henriette getauft.25 Im September 1806 folgte ein Sohn mit Namen Heinrich (14. September 1806 – 1. Februar 1866), der später ebenfalls Hafner wurde. Im August 1808 wurde ein wei- terer Sohn Carl Eduard geboren26 und im September 1812 eine Tochter Elise Carolina getauft.

Möglicherweise war der Platz vor der neuen Werkstatt etwas begrenzt (Abb. 7), denn bereits in den Bauamtsauflagen von 1795 stand, dass die Passage vor dem Rütschelentor nicht versperrt werden dürfe.27 Im Februar 1801 wurde der «Bürger Aeschlimann, Hafner» aufgefordert, seine Steine zum Bauen und sein Holz so zu platzieren, dass dadurch die Strasse nicht versperrt werde.28 Und im Juli 1804 wurden Vater und Sohn zweimal an- gehalten, den Misthaufen von dem Platz wegzuräumen, der ihnen nur zur Erbauung eines Holz- beziehungsweise «Ladenschermen» bewilligt wor- den sei.29 1809 musste die Polizeikommission einen Augenschein nehmen, «...was der Mstr. Heinrich Aeschlimann, Hafner, auf dem von der Stadt ihme zu einem Holzschopf concedierten Plaz gegen seinem Haus über, ferners machen lassen wolle …. und verdeuten, dass er nichts weiteres bauen dürfe».30

Für die Jahre 1805 bis 1809 lässt sich belegen, dass Johann Heinrich Aeschli- mann die städtische Aufsicht über das Auflesen der Engerlinge und der Käfer innehatte. Möglicherweise war in diesen Jahren der Maikäferbefall in den städtischen Waldungen besonders gross und der Hafner verdiente sich gerne ein finanzielles Zubrot.31

26

Im September 1819 suchte der Hafner David A. Gammeter auf der Obe- ren Allmend (südlich des Burgdorfer Schlossfelsens, heute etwa zwischen Heimiswilstrasse und Emme)34 einen Platz für seine «Leinschwemme», das heisst für eine Schlämmgrube, in der er seinen Ton aufbereiten könne. Er wurde an Hafner Aeschlimann verwiesen, dem dort bereits eine Aufbe- reitungsgrube genehmigt worden war.35 Möglicherweise ist das auch als Hinweis auf die Lage des Burgdorfer Tonlagers zu werten, denn Tonabbau und Tonaufbereitung dürften räumlich kaum sehr weit voneinander gele- gen haben, um Transportkosten zu sparen. Offenbar war Aeschlimann das Tonlager jedoch zu weit entfernt oder nicht von ausreichender Qualität, denn am 16. März 1822 beantragte er, «Lätt» aus der «Märgelen» (= Abhang des Gsteig in der Nähe der Stadtkirche) abführen zu dürfen, was ihm jedoch nicht bewilligt wurde.36

Aus dem Jahr 1821 liegt ein erster Hinweis auf die Anstellung eines Haf- nergesellen vor, aber nur weil Xaveri Auer von Luzern wegen Nachtlärm gebüsst wurde.37 In der amtlichen Fremdenkontrolle des Kantons Bern, in der normalerweise nach 1816 alle zuwandernden Gesellen eingetragen werden mussten, fehlen Burgdorfer Einträge bis 1849. Möglicherweise sind die entprechenden Unterlagen verloren gegangen.

1822 wurde geklagt, dass Joh. Heinrich Aeschlimann Kieselsteine (wohl Quarzkiesel) in der Spezereistampfe stampfen liess (fein pulverisierter Quarz war ein Bestandteil der Glasur). Der Schlüssel zu dieser Einrichtung sei jedoch nur denjenigen Personen auszuhändigen, die das Recht hätten, Spezereien darin stampfen zu lassen.38

Joh. Heinrich Aeschlimann starb am 29. Juli 1828,39 schon vier Jahre vor seinem alten und offenbar versorgungsbedürftigen Vater Emanuel (Todes- datum 3. März 1832).40 Wie es damals üblich war, wurden die wirtschaft- lich nicht selbstständige Witwe und die Kinder «bevogtet». In diesem Fall übernahm der gewesene Stadtschreiber, Notar Johann Rudolf Aeschli- mann, diese Aufgabe. Offenbar war die wirtschaftliche Lage des Betriebes nicht besonders gut, denn der Vogt musste beim Rat um einen Kredit von 800 Franken bitten, der aus folgenden Gründen bewilligt wurde: «1. Weil der Werth der Liegenschaften (vor allem Rütschelengasse 23) bedeutender ist, als der Schatzungs-Betrag. 2. Weil einzig auf diese Weise das Accommodement zu Stand gebracht,

28

Es war mir unbekannt, Daß Rosenstöcke stechen, jüngst wolt ich Rosen brächen und stach mich in die Hand. O, rief ich merk es Herz! Daß nach beÿ dem Vergnügen Des Leidens Dornen ligen. Sehr nach grenz Lust und Schmerz. Die Lehre nim in Acht! In des Vergnügens Stunden Kannst Du Dich tief verwunden Genieße mit bedacht. Das Gedicht lässt sich in gedruckter Form erstmals 1779 nachweisen. Es erschien in einer bayrischen Wochenschrift für Eltern, Lehrer und Kinder44 und wurde danach immer wieder zitiert und nachgedruckt. 1808 lässt es sich zum Beispiel als Eintrag in einem deutschen Stammbuch nachwei- sen.45 Es findet sich in gedruckter Form auch in einem Übungsbuch für die deutsche Sprache aus dem Jahr 1829 und in einer pädagogischen Enzyklo­ pädie aus dem Jahr 1843.46 Sein Urheber ist unbekannt und damit bleibt leider auch unklar, woher Johann Heinrich Egli oder seine Auftraggeber das Gedicht kannten.

Eine dritte bedeutende Kachel am Ofen (Abb. 14) meldet die wichtigsten Fruchtpreise der Jahre 1817 und 1818 (Kernen = Dinkel entspelzt, Erdapfel = Kartoffeln). Die Zahlen belegen die extreme Marktsituation im Jahr 1817, als nach dem Jahr ohne Sommer 1816 die Lebensmittelpreise explodierten. Es herrschte zeitweise eine grosse Hungersnot in der Schweiz, die durch eine gleichzeitige Wirtschaftskrise massiv verschärft wurde.47 Zum besse- ren Verständnis muss man die Preise umrechnen: 1 Mäss (= 14,01 Liter oder ca. 10 kg) entspelzter Dinkel kosteten 1817 viermal so viel wie 1818, 1 Mäss Kartoffeln 120 beziehungsweise 10 Kreuzer, das heisst zwölfmal so viel! Wenn man bedenkt, dass im späten 18. Jahrhundert mehr als ein Drittel des Familienbudgets eines normalen Jahres für Brot- und Breige- treide ausgegeben wurde, vermag man zu ermessen, was diese Teuerung für die Unterschichtfamilien, die keine Vorräte anlegen konnten, sondern sich wöchentlich auf dem Markt versorgen mussten, bedeutete. Eine noch detailliertere Preisliste findet sich aus der Hand Johann Heinrich Eglis auf einer Kachel im Gasthof Bären in .48

32

Daneben setzte Heinrich Aeschlimann jedoch offenbar auch auf einen neuen, sich allmählich entwickelnden Markt für keramische Wasserlei- tungsrohre.58 In der Region Burgdorf kamen als Bodenfunde ungewöhn- lich frühe Rohrfragmente zutage, die auf der Rohrmuffe den Stempel «HEINRICH AESCHLIMANN IN BURGDORF, 1845» tragen (Abb. 27).59 Die- ser Hinweis deckt sich mit einem Bericht des Burgdorfer Regierungsstatt- halters Bühler aus dem Jahr 1849 über Handel, Industrie und Gewerbe im Amtsbezirk, in dem seine «Hafnerei und Fabrikation irdener Deuchel» erwähnt wird.60 Nach den Herstellungsspuren des Rohres zu urteilen, wur- de es auf einer sogenannten Röhren- oder Strangpresse (Abb. 28), das heisst bereits teilmechanisiert hergestellt. Mit dem Datum 1845 ist dies momentan der älteste bekannte Beleg für diese Herstellungsart in der Schweiz. Leider ist nicht bekannt, wo Aeschlimann seine Röhrenpresse gekauft hat. Führend in der Herstellung waren ab den 1830er-Jahren vor allem Firmen in England, jedoch gab es sehr bald auch eine entsprechende Maschinenproduktion in Deutschland und Frankreich.61 Die Anschaffungs- kosten für eine solche Maschine waren nicht unerheblich und bewegten sich im Bereich von 110 bis 300 Talern, was circa 440 bis 1200 Franken ent- sprach.62

Von Heinrich Aeschlimann stammt auch ein circa 1,10 m langes, ebenfalls auf einer Röhrenpresse hergestelltes Wasserleitungsrohr aus Keramik, be- zeichnet «HCh. Aeschlimann in Burgdorf». Es wurde 1996 in einer Brun- nenhöhle in der Junkholzweid in gefunden und befindet sich heute im Schlossmuseum Burgdorf (Abb. 29, Inv. 32.234).

Heinrichs Sohn Joh. Arthur Aeschlimann (29. Januar 1842 – 2. Dezember 1908) wurde ebenfalls Hafner. Für das Jahr 1860 können wir die Ausstel- lung eines Wanderbuches für ihn belegen,63 das heisst er begab sich mit 18 Jahren auf die damals immer noch sehr sinnvolle Gesellenwanderung, um seinen Horizont zu erweitern und die technischen Kenntnisse zu ver- tiefen. Leider ist das Wanderbuch nicht erhalten, sodass wir nicht wissen, welchen Teil Europas er bereist hat. Nach seiner Rückkehr heiratete er im Jahr 1868 Elisabeth Stähli von Burgdorf (9. Mai 1842 – 16. Januar 1876) und 1877 in zweiter Ehe Louise Ryser von Heimiswil (30. Oktober 1846 – 9. Juni 1919). Im Adressbuch für den Gemeindsbezirk Burgdorf, Jahrgang 1875, wird auf Seite 20 unter der Rubrik «Hafner» Arthur Aeschlimann als «Deichelfabrikant» an der Rütschelengasse bezeichnet.

42

Anhang

Anmerkungen

1 Heege 2009; Heege 2010. 2 Letzte umfangreichere Zusammenstellung Boschetti-Maradi 2006, 195 –199. 3 Heege 2016, Liste zu Abb. 1. Ausserdem: Lüdy 1943. 4 Heege 2016. 5 BAB, Sig. DOK 1; hier nach einem Exemplar in Privatbesitz Aeschlimann. 6 Hans Aeschlimann, der Ehemann von Trudi Aeschlimann, ist ein direkter Nach- komme von Hafnermeister Heinrich Aeschlimann. Dieser war sein Urgrossvater. 7 Heege 2016, Abb. 1, 9b und 19a. 8 BAB V 44, Kontraktenprotokoll Schönberger 1782 –1805, 260 –262. 9 BAB T 77, Register der Zunft Burgdorf 1808 –1815, Nr. 15 und 16. 10 Ratsmanual Burgdorf (RM) A 102, 1791–1794, 301. 11 Vgl. z. B. Fischer 2001. 12 BAB V 44, Kontraktenprotokoll Schönberger 1782 –1805, 260. 13 Burgertaufrodel 1765 –1824, Band K6, 52. 14 Heege 2014, 21. 15 RM A 101; RM A 104, 1798 –1801; RM A 108, 1807–1810, 139, 5. September 1808: Emanuel Aeschlimann legt nochmals einen Torwärtereid ab (Rütschelen- tor); RM A 114, 1824 –1827: Die Wohnung auf dem Rütschelentor soll wieder an Meister Emanuel Aeschlimann verliehen werden; RM A 115, 1828 –1832, 108, 21. August 1829: Hafner Emanuel Aeschlimann ist mit dem Mietzins für die Rütschelentorwohnung im Verzug. Angesichts seines Alters und der schlechten Gesundheit wird Nachsicht geübt. 16 RM A 102, 1791–1794, 301. 17 RM A 102, 1791–1794, 318 – 319. 18 RM A 102, 1791–1794, 328. 19 RM A 102, 1791–1794, 333. 20 RM A 103, 1794-1798, 65 – 66. 21 Heege 2016, Abb. 1, 17. 22 BAB Bauamtsmanual No 3, 1785 –1797, 20 –21; RM A 103, 1794 –1798, 121 (16. Dezember 1795). 23 Lüdy 1942, Fig. 59. Vgl. auch eine weitere Ansicht des Hauses auf einer Litho- grafie aus dem Jahr 1845: Lüdy-Tenger 1949, Fig.121. 24 BAB V 44, 257. 25 Maria Henriette heiratete 1826 den in Frankreich wirkenden Hafnermeister Joh. Friedrich Maritz von Burgdorf und nach dessen Tod in zweiter Ehe den Burgdor- fer Gottlieb Heggi, mit dem sie nach Amerika auswanderte. 26 T aufe 7. August 1808, Tod 4. April 1893. Er wurde später bekannt als Architekt am russischen Zarenhof auf der Krim: Aeschlimann 1993. 27 Vgl. zur Torsituation im Jahr 1843: Lüdy 1948, Fig. 107 und 108. 28 RM A 106, 1804 –1805, 237. 29 RM A 106, 1804, 131 und 1805, 44.

45 30 RM A 108, 1807–1810, 221, 1. Juli 1809. 31 RM A 107, 1805 –1807, 60, 210, RM A 108, 1807–1810, 113. 32 RM A 112, 1818 –1821, 61-62 und 97. 33 RM A 112, 1818 –1821, 105, 14. November 1818. 34 Vgl. BAB PP 157, Plan von einem Teil der Oberen Allmend, 1784. 35 RM A 112, 1818 –1821, 218 –219, 4. September 1819. 36 RM A 113, 1821–1824, 130, 16. März 1822. 37 RM A 113, 1821–1824, 57, 28. Juli 1821. 38 RM A 113, 1821–1824, 238, 23. November 1822. 39 RM A 115, 1828 –1832, 69 –70, 21. November 1828. 40  RM A 115, 1828 –1832, 361, 26. Mai 1832. Nach dem Tod des Hafners Ema- nuel Aeschlimann kann die Spitalpension für eine andere bedürftige Person eingesetzt werden. Er war seit 36 Jahren verwitwet, seine beiden hinterlassenen Töchter blieben ledig. 41 RM A 115, 1828 –1832, 69–70, 21. November 1828. 42 Ich danke Maja Fluri, Bellach, für die Möglichkeit, die Kachel zu fotografieren. 43 Vgl. hierzu: Heege 2011; Heege 2014; Affolter/Pfister 2013, 202 – 229. 44  Ohne Autor, Etwas wichtiges zum Beßten des gemeinen Wesens in Baiern. Eine Wochenschrift für Aeltern, Lehrer und Kinder. Zweyter Band, München 1779, 31. 45 Stadtgeschichtliches Museum Leipzig, Stammbuch Nr. 44a, Inv. A/2001– 53/2009, Stammbuchblatt des Soldaten Carl Wilhelm Dressler aus Eilenburg. 46 Ernesti 1829, 64 – 65; Hergang 1843 –1847, Bd. 1, 105. 47 Krämer 2015. 48 Heege 2011, Abb. 85, 2. 49 Ich danke Andreas Bürgi, Wangen an der Aare, für den Hinweis auf diesen Ofen und die Möglichkeit, die Kacheln zu fotografieren. Hinweis auf das Baudatum: Archäologie Bern 2008, 41. 50 Eichholz 1784. 51 Ich danke Heinrich König, Mauss, für den Hinweis auf diesen Ofen. 52 Heege 2014. 53 Füssli 1792, Textstelle auf S. 8. 54 RM A 115, 1828 –1832, 128, 20. November 1829. 55 Schweizer 1985, 418 – 419. 56 BAB P 39, Rechnungsbeilagenband, Beleg Nr. 24. 57 BAB P 39, Rechnungsbeilagenband, Beleg Nr. 14. 58 Zur Geschichte der Röhrenproduktion im Kanton Bern vgl. bisher: Thut 1992; Glatz/Gutscher/Thut 1999. Zur Technologie der Röhrenproduktion vgl. Suter- Cutler 1988. 59 Eine ähnliche Kennzeichnung weisen die Rohre des Fabrikanten Ferdinand Rich- ner aus Aarau auf, die 1866 datiert sind: Suter-Cutler 1988, Abb. 13. Das Rohr- fragment wurde anlässlich des Tags des Wassers im Jahr 2003 von der Localnet Burgdorf zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert und aus Anlass dieses Artikels dem Schlossmuseum Burgdorf geschenkt. Ich danke Peter Aeschlimann für die hilfreiche Unterstützung.

46 60 Jubiläumsschrift 100 Jahre Amtsersparniskasse Burgdorf 1834 –1934, 32. 61  Payne 1854, 353 – 356; Vincent 1854, 111–134; Leclerc 1860, 288 – 311 Ma- schinen mit Abbildungen Fig. 89 – 99; Heusinger von Waldegg 1861, 369 – 421; Suter-Cutler 1988. 62 Waner 1859, 186. 63 StAB BB XIIIa 74. 64 StAB Bez. Burgdorf Regstamt 321– 325.

Literatur

Aeschlimann 1993. Helena A. Aeschlimann, Die Burgdorfer Familie Aeschlimann in Russland. Burgdorfer Jahrbuch 60, 1993, 59 – 89. Affolter/Pfister 2013. Heinrich Christoph Affolter/Christoph Pfister, Die Bauernhäu- ser des Kantons Bern, Bd. 3: Das tiefere Berner Mittelland (Die Bauernhäuser der Schweiz 29), Basel 2013. Boschetti-Maradi 2006. Adriano Boschetti-Maradi, Gefässkeramik und Hafnerei in der Frühen Neuzeit im Kanton Bern (Schriften des Bernischen Historischen Muse- ums 8), Bern 2006. Eichholz 1784. Friedrich Wilhelm Eichholz, Magnus Gottfried Lichtwers Leben und Verdienste nebst einigen Beilagen ans Licht gestellt, Halberstadt 1784. Ernesti 1829. Joh. Heinr. Mart. Ernesti, Vorübungen zum ersten Unterricht in der Muttersprache. Erstes Übungs-Buch in der Muttersprache und praktische Vorbe- reitung zu den schönen Redekünsten für die zu bildende kleine Jugend, München 1829. Fischer 2001. Hermann von Fischer, Fonck à Berne. Möbel und Ausstattungen der Kunsthandwerkerfamilie Funk im 18. Jahrhundert in Bern (Schriften der Burgerbi- bliothek Bern), Bern 2001. Füssli 1792. Johann Heinrich Füssli, Friedrich Mathissons Gedichte, vermehrte Auf- lage, Zürich 1792. Glatz/Gutscher/Thut 1999. Regula Glatz/Daniel Gutscher/Walter Thut, Bäriswil, Röhrenhütte. Grabungen und Bauuntersuchung 1988 –1990. Archäologie im Kan- ton Bern, Bd. 4B, 1999, 177–212. Heege 2009. Andreas Heege, Steinzeug in der Schweiz (14.–20. Jh.). Ein Überblick über die Funde im Kanton Bern und den Stand der Forschung zu deutschem, fran- zösischem und englischem Steinzeug in der Schweiz, Bern 2009. Heege 2010. Andreas Heege, Keramik um 1800. Das historisch datierte Küchen- und Tischgeschirr von Bern, Brunngasshalde, Bern 2010. Heege 2011. Andreas Heege, Langenthal, St. Urbanstrasse 40 – 44. Die Hafnerei Staub und ihre Werkstatt. Archäologie Bern/Archéologie bernoise. Jahrbuch des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern, 2011, 209 – 287. Heege 2014. Andreas Heege, Ein Kachelofen von Johann Jakob Grütter, Hafner aus Seeberg, und Johann Heinrich Egli, Ofenmaler aus Aarau. Burgdorfer Jahrbuch 81, 2014, 21– 40.

47 Heege 2016. Andreas Heege, Die Hafnereien Vögeli in der Burgdorfer Unterstadt. Burgdorfer Jahrbuch 83, 2016, 41– 68. Hergang 1843 –1847. Karl Gottlob Hergang, Pädagogische Real-Encyclopädie oder Encyclopädisches Wörterbuch des Erziehungs- und Unterrichtswesens und seiner Geschichte für Lehrer an Volksschulen und andern Lehranstalten, Grimma 1843 –1847. Heusinger von Waldegg 1861. Edmund Heusinger von Waldegg, Die Kalk-, Ziegel- und Röhrenbrennerei, Leipzig 1861. Krämer 2015. Daniel Krämer, «Menschen grasten nun mit dem Vieh». Die letzte grosse Hungerkrise der Schweiz 1816/1817, Basel 2015. Leclerc 1860. Jean Michel Joseph Leclerc, Handbuch der Drainage oder theore- tische und praktische Anleitung zur Trockenlegung feuchten Bodens. Aus dem Französischen übersetzt von Wilhelm Abel, Brüssel und Leipzig 1860. Lüdy-Tenger 1949. Fritz Lüdy-Tenger, Burgdorf im Bilde. Burgdorfer Jahrbuch 1949, 112 –136. Lüdy 1942. Fritz Lüdy, Burgdorf im Bilde. Burgdorfer Jahrbuch 1942, 77–101. Lüdy 1943. Fritz Lüdy, Burgdorf im Bilde. Burgdorfer Jahrbuch 1943, 142 –146. Lüdy 1948. Fritz Lüdy, Burgdorf im Bilde. Burgdorfer Jahrbuch 1948, 105 –118. Payne 1854. Albert H. Payne, Paynes Universum und Buch der Kunst, Bd. 2, Leipzig 1854. Schweizer 1985. Jürg Schweizer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Bern, Land, Bd. 1, Die Stadt Burgdorf (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 75), Basel 1985. Suter-Cutler 1988. Elisabeth Suter-Cutler, Tonröhren. Zur Geschichte ihrer Herstel- lung und Verwendung vom handwerklichen bis zum industriellen Produkt. Jahres- bericht der Stiftung Ziegelei-Museum Meienberg Cham 6, 1988, 17– 33. Thut 1992. Walter Thut, Die Hafner von Bäriswil. Burgdorfer Jahrbuch, 59, 1992, 89 –104. Vincent 1854. Louis Vincent, Die Drainage, deren Theorie und Praxis, Leipzig 1854. Waner 1859. Hermann Waner, Die Drainirung. Theorie und Praxis, nebst Anhängen über Röhrenfabrikation. Populäres Handbuch für Techniker und Landwirthe, Berlin 1859.

Adresse des Autors: Andreas Heege Im Rötel 3 6300 Zug Telefon 041 710 30 69 [email protected]

48 Albumverse zu einer Haus- und Garteneinweihung auf dem Gsteig in Burgdorf 1896

Herausgegeben und kommentiert von Trudi Aeschlimann

Im Haushalt einer ehemals in Burgdorf wohnhaften Familie hat sich ein spezielles Poesiealbum erhalten. Das in schwarzes Leder gebundene Büchlein gehörte der 1864 geborenen Mina Kneubühl, deren Vater an der Sägegasse in Burgdorf eine Samenhandlung betrieb. Ab 1874 besuchte Mina die eben neu gebaute Mädchensekundarschule in der Oberstadt. Später heiratete sie Ernst Gerber, der den schwiegerväterlichen Betrieb in Burgdorf weiterführte. In Minas Poesiealbum sind datierte und undatierte Eintragungen von ver- schiedenen Händen zu finden, wie zufällig zerstreut auf den über 100 Sei- ten des Büchleins. Anscheinend liess sich die junge Frau ab zirka 1885 von Verwandten, Bekannten und Freunden in der Schweiz und in Deutschland zur Erinnerung Verse ins Album schreiben. Zusätzlich notierte sie etliche Gedichte, die ihr in diesen Jahren wohl wichtig waren, darunter Werke von Goethe, Schiller, Gottfried Keller, Marie von Ebner-Eschenbach und ande- ren, weniger bekannten Poeten. Einige der «namenlosen» Reime mögen sogar von Mina selber stammen. Vorne im Büchlein ist eine Gruppe von etwa zwanzig Gedichten zu finden, die unter dem Obertitel «Hausräuchi Gedichte von Jeanne Leibundgut, 11. April 1896» stehen. Mit «Hausräuchi» war ursprünglich die Einwei- hung / Inbetriebnahme eines Gebäudes gemeint, bei welcher der Ofen erstmals eingefeuert wurde. Die in dieser Abteilung festgehaltenen Verse sind zum Beispiel betitelt mit: Alpina, Herr A. Wyss, Herr Lüthy, Frl. Liseli Feller, Herr Roth, Herr Christen usw. Einige der genannten Personen waren mir als real existierende Men- schen mindestens vage bekannt, sodass es reizvoll schien, mehr über die von Jeanne Leibundgut bedichteten Figuren und zum Hausräuchi-Anlass herauszufinden.

49 Frl. Jeanne Leibundgut. (Gedicht von Fritz Müller.) Alles schweige, jeder neige still sein Ohrenläppchen hin, Jetzo spiel ich erste Geige, denn nun kommt die Dichterin! An der Emme munterm Strande, im romant’schen Bitziuslande, Wohnt ein Hannchen wohlgemut, zubenamset „lieb & gut“… Doch nun kommt das allerbeste: Jeanne, zu Deinem Wiegenfeste bringen wir ein donnernd Hoch! Hoch Johanna! die den Tanten, Onkel, Cousins, sonst Bekannten, Half mit Herzen, Hand und Munde zu verschönern diese Stunde, Hannchen lebe dreimal hoch! Und zum vierten Male noch!

Eine Johanna Leibundgut ist laut Verzeichnis 1885 in die Burgdorfer Mäd- chensekundarschule eingetreten, somit etwa 1874 oder 1875 geboren. Laut Lehrer Fritz Müller, wohl ein Verwandter von Jeanne, feierte die «Dichterin» um den 11. April herum ihr Wiegenfest, d. h. ihren Geburtstag.

Herr Fritz Müller, Lehrer. Seht da kommt noch hintendrein unser Landschulmeisterlein. Hat im Jahr viel Müh und Plag, muss dociren Tag für Tag. Lehren, Singen, Trillern, schrein, mit den armen Kinderlein, Die von Guggisberger-Höh’n zu ihm in die Schule geh’n. Sechzig sind es an der Zahl, ist das nicht ganz kolossal … Alles geht da Kreuz und quer, s’kommt kein Mensch daraus, als er … Doch am Sonntag, ei fürwahr, spielt er noch Theater gar. Tanzt und lacht und ist fidel, macht am liebsten viel Krakel. Kommt bei Tagesgrau’n nach Haus und schläft seinen Kater aus …

Alpina. … Nun sind versammelt jung und alt in traulich fröhlichem Verein. Von Mund zu Mund es wiederhallt, heut soll des Hüttleins Taufe sein! Doch saget mir den Namen an, der solch ein Berghaus zieren kann? Alpina soll sein Name sein, das klingt so hehr, das klingt so rein. Der liebe Gott, ja er allein, mög stets sein Hort und Hüter sein!

Der Kaufmann Arnold Wyss-Müller liess sich 1894 durch den Burgdorfer Architekten Paul Christen ein Wohnhaus im Chaletstil auf dem Gsteig ent- werfen. Das Haus (heute Alpenstrasse 15) wurde dann mit einem Alpen- garten umgeben. Er enthielt neben alpinen Pflanzen gewundene Wege,

50

Frau A. Largin. Tante Anna ist heut Küchenfee, kocht uns feinen Chocolatkaffee, Nideltäfeli, so süss und zart, Käsommeletten bester Art. Ist die Wäsche dann im Land, ist sie überall zur Hand. Hängt das saubre Zeug geschwind, dass es flattert in dem Wind. Und im Garten jätet sie bis spat, Kressen, Rübli, Schnittlauch und Salat. Freut sich an der Veilchen süssem Duft, an der reinen und gesunden Luft…

Jeannes Tante, die Hausherrin Frau S. Wyss-Müller, hat mit Frau Anna Lar- gin eine treue Hilfe in Haus und Garten.

Herr Lüthy. Seht jenen stattlichen Bauernhof Dort nahe der Brauerei Steinhof. Seht jene grünen Äcker, Wiesen, Die Gärten, Scheunen und Remisen. Dort jener ehrwürd’ge, rüst’ge Greis Mitten in unserem Festeskreis. Er ist des Hofes Herr und Hüter, Sein nennt er alle diese Güter. Wenn nach der Arbeit Müh und Plag Zu End‘ sich neigt der Sommertag, Setzt er sich auf die Bank vor dem Haus Und raucht gemütlich sein Pfeifchen aus. Im Winter, in trauter Abendstund, Erzählt er viel vom Sonderbund, Und wie es in früheren Zeiten stand, Als Kriegsgeschrei noch erscholl im Land. Jetzt aber wendet froh sich sein Blick Auf die Zukunft, auf der Kinder Glück Und der lieben Enkel Wohlergehn, Dass kein Leides ihnen möcht geschehn. Mög lang er noch sich freuen hienieden Des Glücks, das ihm hier beschieden.

Bei Herrn Lüthy handelt es sich wohl um den Landwirt Ernst Lüthi-Ryser, Besitzer des ehemaligen Burigutes an der Bernstrasse mit dem mächtigen Bauernhaus, das rund 100 Jahre später abgebrochen wurde.

52

Jeanne nennt als Gast bei der Einweihungsfeier einen jungen Herrn Fru- tiger, Sohn eines berühmten Baumeisters. Beim Vater handelt es sich si- cherlich um Johann Frutiger von Oberhofen (1848 –1913), der mit seinem grossen Bauunternehmen an der touristischen und verkehrstechnischen Erschliessung des Berner Oberlandes stark beteiligt war. So wurde ab 1891 unter seiner Regie die Grimselstrasse gebaut und 1898 ein neues Hotel im auch von Burgdorfern frequentierten Bad Weissenburg erstellt.

Herr Bernhard Heuer stud. jur. Seht mir nur den «Bärni» an, wie er lustig fideln kann, Sarasat und Joachim, beide lernten noch von ihm! Doch zu Berna an der Aar‘ muss er schwitzen manches Jahr, Bis er wird ein Advocat und viel Ehre macht dem Staat. Oft noch wird der Beutel leer und der Durst, der brennt gar sehr! Nun, ich wünsch‘ ihm zum Neujahr einen Onkel wunderbar, Der ihm stets das Täschchen füllt und den bösen Durst ihm stillt! Das ist wohl kein übler Wunsch, trinkt darauf ein Gläschen Punsch!

Dem 1880 verstorbenen Pfarrer und Lehrer Albert Heuer-Schläfli verdan- ken wir eine 1874 publizierte Schulgeschichte von Burgdorf und weitere historische Schriften zu unserer Stadt. Sein musikbegeisterter Sohn Bern- hard, Gerichtspräsident in Burgdorf, verstarb ebenfalls allzu früh an einem Herzschlag, als eben gewählter bernischer Oberrichter (1915).

Frl. Liseli Feller. Ich weiss ein holdes Mägdelein, das wollte niemals Eh’frau sein; Es schwörte stets zum Cölibat. Bewies auch lange durch die Tat, Dass eine Jungfrau nett und fein ganz gut kommt durch die Welt allein. Doch Amor ist ein schlauer Wicht, der alle Vorsätz macht zu nicht. Er lacht in’s Fäustchen sich hinein und trippelt lustig hinten drein. Und seht, eh‘ sich’s ein Mensch versehn, ist auch das Wunder schon geschehn. Denn hört! Die ihr dort drüben schaut, ist eine liebe junge Braut! Ein schelmisch Lächeln, wonnig hell fliegt zum Geliebten jetzo schnell. Dann spricht sie leis in sich hinein, wie süss ist’s doch, geliebt zu sein! Herr Roth. Es ist nicht gut, dass so allein ein Herr spaziert im Sonnenschein. Drum wählt er sich ein Frauchen aus, und nimmt es mit in’s rote Haus.

54

Vor 50 Jahren: Der Burgdorfer Literaturskandal 1967

Zusammengestellt von Heinz Fankhauser

Vorgeschichte

Im November 1966 gründen Gymnasiast Martin Schwander (1949) aus Oberburg und die vier Burgdorfer Walter Aeschimann (1949 – 2004), Heinz Fankhauser (1934), Toni Zimmermann (1945) und Peter Zünd (1949) die «Gruppe 67», ein Forum für progressive Kunst.

Im Burgdorfer Tagblatt (BT) vom 3. November berichtet Redaktor Heinz Däpp (1942) über das «Gründungsmanifest»: Wir wollen versuchen, einem wahrscheinlich kleinen, aber interessierten Publikum Gelegenheit zu geben, Schriftsteller und Künstler experimentel- ler Richtungen, aber auch zeitgenössische Schweizer Schriftsteller, persön- lich kennenzulernen. Gerade die Vertreter der experimentellen Richtungen (konkrete Poeten, Neo-Dadaisten, Polit-Lyriker, Protest- und Folksänger, Maler der phantastischen Richtung, Vertreter der Computer-Musik usw.) stossen in weiten Kreisen auf Ablehnung und Protest. Ziel der Gruppe 67 ist es nun, nicht einfach abzulehnen, sondern mit diesen umstrittenen Persönlichkeiten zu diskutieren und dadurch neue Aspekte zu gewinnen.

Polit-Lyrik in Burgdorf gibt es seit Jahrhunderten. Man denke nur an Hans Rudolf Grimms «Vers- und Sprüch-Wörter-Büchlein» von 1744: Als Adam hackt und Eva spann, wo war damals der Edelmann?

Zur ersten Veranstaltung der «Gruppe 67» am 12. November 1966 in der Stadtbibliothek kann Dr. Walter Vogt (1927–1988), der «Röntgo-Poet», gewonnen werden. 18 Personen sind anwesend. Nach der Lesung lebhafte Diskussion. Walter Vogt schreibt ins Gästebuch:

59 Zukunft ist etwas Schönes – ich wünsche der Gruppe 67 dass sie 87 gross und lebendig sei (ohne das untere/mittlere/obere Emmental literarisch zu tyrannisieren.) Herzlich Walter Vogt

Die zweite Lesung findet am 13. Dezember im Keller eines Neubaus am Elfenweg 25 statt. Jeder Besucher bringt einen alten Stuhl oder eine sons- tige Sitzgelegenheit mit. Der Besitzer des Hauses hatte die originelle Idee, dass ein Rohbau sehr wohl durch den Keller bezogen werden kann, da es vor 25 Jahren während des Krieges öfters vorkam, dass Häuser nur noch durch den Keller verlassen werden konnten. Drei «Kellerpoeten» erwarten die Besucher: Uli Baumgartner (1927– 2000), Peter Lehner (1922 –1987) und Sergius Golowin (1930 – 2006). Sie lesen «unrühmliche» Polit- und Polizlyriker-Verse.

Mit diesem Anlass hat die «Gruppe 67» bereits das Schweizer Fernsehen neugierig gemacht. Ein Team unter der Leitung des bekannten «Protest- sängers» Andreas Fischer (1940) «geistert» am 20. Dezember in der Stadt herum, um die beiden Freizeit-Schriftsteller Bernhard Nüesch (1911– 2001) und Alfred Bangerter (1936 – 2010) bei ihrer täglichen Arbeit zu verfolgen. Am Abend steigen sie in den Keller im Neubau, um die beiden Dichter beim Vorlesen aus ihren Werken auf den Film zu bannen. Zur Erinnerung schreibt Fernsehmann Fischer ein Weihnachtsgedicht ins Gästebuch:

Weihnachten wandert durch die Lande im alten Gewande aus Flitter und Schitt und Fensterkitt gegen die Kälte der Welt wie bestellt für alle armen Kinder und Leuteschinder für die Herren vom Kapital wie allemal singen sie: La la la Christ der Retter ist da Oh ja A. Fischer

Weiter geht’s im neuen Jahr 1967, Dienstag, 10. Januar: René E. Mueller (1929 –1991), Schriftsteller, der Prototyp eines Berner Asozialen, ist aus Schottland zurückgekehrt. 35 Besucher sind gespannt darauf, gegen wen und gegen was er polemisieren wird. Er ist kein unbeschriebenes Blatt, hat auch schon in Witzwil «gebüsst» für sein asoziales Verhalten. Da- neben schreibt er Büchlein im Viktoria-Verlag mit Illustrationen von Lindi (1904 –1991).

60

… Mueller begann mit einem kläglichen Witz über die Polizei. Dann be- gann er zu protestieren gegen Witzwil, gegen Vietnam, gegen das ber- nische Asozialengesetz, gegen die Polizei, gegen das Militär, gegen die Industrie, gegen die Demokratie, kurz: gegen alles und jegliches… Die Art seiner Songs, Gedichte und Geschichten reichte vom Unsinn bis zur hu- morvollen Ironie… Wie sähe die Welt aus, wenn alle so denken würden?... Hätte die Gruppe 67 also besser René E. Mueller nicht eingeladen? ph.

Bereits eine Woche später erscheint Guido Bachmann (1940 – 2003) im Keller und stellt sein kürzlich erschienenes Buch «Gilgamesch» vor. Innen auf der Umschlagklappe heisst es: Wir müssen jedoch darauf hinweisen, dass das Buch keinesfalls an Jugendliche verkauft werden darf.

Vor der Lesung hat Martin Schwander das Buch gelesen und einigen Klas- senkameraden zur Lektüre übergeben, damit sie sich auf die Diskussion vorbereiten können. Am Abend sind drei Gymnasiallehrer, Arthur Ahlvers (1910 –1997), John Mac Hale (1925 – 2004) und Georg von Greyerz (1933– 2004), anwesend.

Bachmann liest einige Abschnitte. Es handelt von Knaben-Feindschaften und Freundschaften. In der anschliessenden Diskussion drängt ein Zuhö- rer darauf, eine kritische Stelle vorzulesen. Bachmann sträubt sich zuerst dagegen, zuletzt willigt er ein. Zum Beispiel Seite 14: … Es wurde Roland elend vor Lust und Grauen; und er sagte deutlich: «Christian! Wir wollen es oft tun. Alles ist erlaubt, wenn man sich liebt, alles.» Roland drehte sich langsam um. Christian stand nackt auf dem Bett, andächtig, eine schlanke und weisse Gestalt. Roland sog geblendet den Anblick mit tiefem, zitterndem Atem ein. Er gab sich dem Unausweichlichen preis…

Bachmann schreibt ins Gästebuch: Meine Liebe zur Gruppe 67 geht durch den Magen: Rösti und Spiegelei – in diesem Sinne «En Guete» zu weite- ren Beilagen und Gemüsen – auf eine progressive Verdauung – und den nötigen Stoffwechsel!

Vier Tage später werden alle Gymnasiasten, welche der Vorlesung bei- gewohnt haben, auf das Rektorat zitiert und müssen Auskunft geben, inwieweit sie bei der «Gruppe 67» aktiv mitwirken. Rektor Emanuel Leidig

62 (1901–1995) verurteilt die Lesung als «Schweinerei» und gibt bekannt, dass die Angelegenheit der Mittelschulkommission (MSK) vorgelegt wer- de. Er verhehlt nicht, dass er «Gilgamesch» gar nicht gelesen, sondern sich darüber einlässlich informiert habe.

Er wirft Martin Schwander vor, er habe pornografische Literatur unter Minderjährigen verbreitet, und das sei ein Grund, ihn vom Gymnasium zu suspendieren. Zusätzlich mache er eine Anzeige an den Jugendanwalt Rudolf Schulthess (1903 –1977).

Am nächsten Tag werden die beteiligten Gymeler nochmals einvernom- men und müssen zusehen, wie der Rektor das Corpus Delicti, nämlich Martins «Gilgamesch»-Exemplar, in ein Papier einpackt und verschnürt.

Am 24. Januar erhält Martin Schwander einen Brief des Rektors: … Der Jugendanwalt ist von Ihrem Falle benachrichtigt worden und wird Sie zu gegebener Zeit direkt vorladen. Es handelt sich darum, vier Klassen- kameraden das ponographische [sic!] Buch von Guido Bachmann zum Le- sen gegeben zu haben. Sie sind bis auf weiteres suspendiert, also nicht nur von dem Schulunterricht, sondern von allen Schulanlässen… Auch dass es für Sie unmöglich ist, während Ihrer Suspendierung am Tertia-Tanzkurs teilzunehmen, sollte selbstverständlich sein. Es grüsst Sie A. E. Leidig

Vater Schwander, Zahnarzt in Oberburg, erhält die schriftliche Bestätigung, dass sein Sohn ab sofort vom Unterricht ausgeschlossen sei. Es geht um das Anbieten des ponographischen [sic!] Buches von Guido Bachmann im Klassenzimmer an vier Schüler…

Herr Schwander teilt dem Rektor mit, dass die ganze Affäre Martins über- bordender und sehr unkritischer Begeisterung für alles, was sich moderne Literatur nennt entsprungen sei. Das lässt der Rektor nicht gelten und antwortet unter anderem: Der Jugendanwalt bestätigt, dass es sich um ein pornographisches Buch handelt.

Am 31. Januar muss sich Martin beim Jugendanwalt einfinden, der ihn zuerst über das Jugendstrafrecht informiert, dann folgt die Einvernahme und zum Schluss konfisziert er noch das Gästebuch der «Gruppe 67».

63 Gleichzeitig empfiehlt er Martin, in Zukunft Bücher von Meinrad Inglin, Gottlieb Heinrich Heer, Mary Lavater-Sloman, Susy Langhans-Maync oder Emil Balmer zu lesen. Auf Weisung des Rektors werden die Lehrer angehalten, in sämtlichen Klassen die Zürcher Rede von Literaturprofessor Staiger (1908 –1987) vor- zulesen. Diese Rede stiess 1966 zum Teil auf heftige Ablehnung, da sie als Rundumschlag gegenüber nonkonformistischen Schriftstellern emp- funden wurde. Damit noch nicht genug, Schüler, Lehrer und Schulkommission werden aufgeboten zu einer Diskussion zum Thema «Grenzen des Nonkonfor- mismus».

Vom «Sturm im Wasserglas» haben die Burdlefer noch keine Ahnung, bis am 9. Februar an Kioskaushängen die «Blick»-Schlagzeile zu lesen ist:

Burgdorf: Hochburg der Spiessbürgerei? Darum wurde Martin Schwander vom Gymnasium ausgeschlossen In Oberburg heisst es: Meinungsterror in Burgdorf

Auf Seite 2 der «Blick»-Text: Wird Burgdorf zur Hochburg des schweizeri- schen Muckertums und Dörfligeistes? Der 17jährige pazifistische Dichter Martin Schwander darf seit 3 Wochen das Gymnasium nicht mehr be- suchen… Martin Schwanders Freunde sind überzeugt, dass… in erster Linie das von Schwander geleitete nonkonformistische Diskussionspodium «Gruppe 67» getroffen werden soll… Das Schweizer Buch «Gilgamesch», gegen das Burgdorfs Kulturheger den Sittenrichter zu mobilisieren ver- sucht, ist in den Berner Buchhandlungen zu Fr. 25.90 uneingeschränkt erhältlich. Die Burgdorfer Evangelische Buchhandlung sagte: «Wir liefern es gern auf Bestellung».

Nach dieser Medien-Explosion muss sich nun auch das «Burgdorfer Tag- blatt», das sich bisher zu dieser Affäre zurückgehalten hatte, zu Wort mel- den. Redaktor Heinz Däpp schreibt am 10. Februar unter dem Titel «Der Burgdorfer Literatur-Skandal»: ... Nie bestand die Absicht, um die Affäre den Mantel des Schweigens zu hüllen. Als nun gestern ein Zürcher Boule- vard-Blatt, für das es keine menschlichen Rücksichten gibt, trotz eindringli- cher Bitten in sehr vergröberter Weise die Burgdorfer Affäre aufgriff, blieb uns nichts anderes übrig, als für unsere Leser präzisere Informationen zu

64 sammeln… Wir haben uns in der kurzen Zeit, die zur Verfügung stand, um eine sachliche Orientierung bemüht. Wie immer steht es jenen, die sich durch unseren Beitrag betroffen fühlen, frei, sich im «Burgdorfer Tagblatt» zu rechtfertigen. Der chronologische Ablauf seit der Gründung der «Gruppe 67» wird sach- lich dargestellt. Zum Schluss heisst es, dass Martin Schwander immer noch im Ungewissen gelassen wird, ob und wann er im Burgdorfer Gymnasium wieder genehm ist… Auf heute Freitag sind Schüler, Lehrer und Schulkom- mission zu einer Diskussion über das Thema «Grenzen des Nonkonformis- mus» aufgeboten.

In derselben Ausgabe des BT steht unter der Rubrik «Ansichten» ein bis- siger Kommentar von Redaktor Heinz Däpp, der Leserbriefe provozieren wird: Endlich ist zwei Burgdorfern gelungen, was Literaturwissenschafter, Kritiker, Kirchenleute, Richter usw. seit Jahrhunderten vergeblich versu- chen: kristallklar zu erkennen, was Pornographie ist. Die Bestrebungen dieser beiden kühnen Seher müssen nun zum Heile unserer Stadt noch «gestaigert» werden, und ich schlage zu diesem Zwecke vor, unter dem Motto «Zurück zu Johanna Spyri» die Garde 067 zu gründen… Das wäre «leidig».

Die Leserbriefe lassen nicht lange auf sich warten. Im «Tägu» vom 13. Februar sind es bereits deren 11. Persönliche Feststellungen eines Mitgliedes der Mittelschulkommission… Es steht eindeutig fest, dass ein abseitig veranlagter Schriftsteller eine Lesung gehalten hat, in der homosexuelle Exzesse beschrieben wurden. Es steht weiterhin fest, dass Minderjährige diese Veranstaltung besucht haben… Die für die Erziehung Verantwortlichen haben gegebenenfalls Schutzmassnahmen zu treffen, auch wenn sie unbeliebt sind. Wir lassen uns lieber als Spiesser beschimpfen, als dass wir zu jeder Unsauberkeit ja und amen sagen… P. Fischer [Dr. pharm. 1928 – 2006]

Alles erreicht, was vermieden werden sollte.… Das erste und mindeste, was Dr. Leidig hätte tun müssen, wäre gewesen, das fragliche Buch sel- ber ganz zu lesen… Weiter dürfte Dr. Leidig bekannt sein, dass auch bei den klassischen Autoren wie Rabelais oder Shakespeare in ihren Werken Stellen auftauchen, über deren Obszönität kein Zweifel bestehen kann… Geradezu lächerlich aber sind die zeremoniell wirkende Einpackung des

66 Buches im Beisein eines eigens dazu aufgebotenen Schülers oder die Wei- sung, allen Klassen die Staiger-Rede vorzulesen. Letzteres erinnert mich an die Chinesen, die alle die Mao-Zitate auswendig lernen müssen… E.C.

Verantwortungslose Berichterstattung. … Die Art und Weise, in der Ihr Artikel [10. Februar] abgefasst ist, lässt denn auch keine Zweifel darüber aufkommen, dass Sie sich zum Anwalt der Sache der Gruppe 67 machen und versuchen, die vom Rektor getrof- fenen Massnahmen in ein schiefes Licht zu rücken… Dr. Leidig verfügt als Erzieher über eine überdurchschnittliche Erfahrung… Was Sie unter dem Titel «Ansichten» geschrieben haben, ist eine Ungehörigkeit und stellt Sie und das von Ihnen redigierte Blatt auf das Niveau der von Ihnen zu Recht verurteilten Boulevard-Presse. Es lohnt sich nicht, auf einzelne Punkte Ihres primitiven, von langweiligen Wiederholungen strotzenden geistigen Erzeugnisses einzugehen… Ich bin seit 25 Jahren Abonnent des «Burgdorfer Tagblattes»… Ich bin mir vollauf bewusst, dass die fi- nanzielle Tragfähigkeit und die journalistische Aufgabenstellung eines Lokalblattes nicht ausreichen, um auf die Dauer einen erstklassigen Re- daktor zu halten… Die steigende Abonnentenzahl allein ist kein Wert- massstab für eine Zeitung, rühmt sich doch «Blick» der grössten Auflage- ziffer! Peter Lüthi [1922 –1994]

Wem die Stunde schlägt. Die gesamte Schweizer Presse macht sich über die Burgdorfer Seldwyle- reien lustig… Können Sie sich diese ärmsten Tertianer (17- bis 18jährige) vorstellen, die plötzlich durch ein Buch über Homosexualität verdorben worden sind? Wenn dem aber tatsächlich so sein sollte, dann liegt der Feh- ler nicht im «Gilgamesch», sondern in der falschen elterlichen Erziehung und Aufklärung. Für mich ist eines klar: man schlägt den Sack und meint den Esel… N. R.

Schlussnotiz im BT: Wer sich weiter zu diesem Thema äussern will, ist ge- beten, dies bis kommenden Montag zu tun. Wir wollen nächste Woche die Affäre «beerdigen».

Am selben Tag erhält Martin Post aus Berzona im Val Onsernone. Absender ist der Schriftsteller Max Frisch (1911–1991), der neben Friedrich Dürrenmatt bedeutendste Vertreter der modernen Schweizer Literatur.

67

Lieber Martin Schwander, ich kenne Sie nicht, Ihren Namen lese ich in der Zeitung. Dass Sie vom Gymnasium suspendiert und zum Jugendanwalt geschickt worden sind, ist vielleicht ein Schock für Sie… Ich wünsche Ihnen, dass diese Erfahrung Sie nicht mutlos macht und auch nicht hochmütig. Gestern war übrigens Meinrad Inglin hier, ein prachtvoller Mann; der Ju- gendanwalt, der Sie auf Meinrad Inglin verweist, hat recht: ein vortreff- licher Autor. Aber ich kann Ihnen verraten: dieser alte Inglin wäre auf Ihrer Seite… Das Buch von Bachmann… kenne ich nicht; vielleicht ein schwaches Buch, ich weiss es nicht; solange es im Buchhandel zu haben ist, kann Ihnen niemand verbieten, dass Sie es kaufen. Wenn der Rektor es als «Schweinerei» bezeichnet, so ist das sein Urteil, das ihm freisteht; nur müsste er natürlich das Buch kennen… Die Schule wird Sie wieder aufnehmen, denke ich,… und Sie werden, so hoffe ich, eine gute Matur machen… Ich grüsse Sie mit meinen besten Wünschen Max Frisch

Am 14. Februar meldet sich die «Gruppe 67» im BT zum Wort: Alle für einen: Gruppe 67. A. Bangerter, H. Fankhauser, Dr. W. Baumgartner [Lützelflüh] und T. Zim- mermann teilen mit: Als erwachsene Mitglieder der Gruppe verwundern wir uns, dass sich der ganze «heroische» Angriff allein gegen Martin Schwander richtet. Wir als mitverantwortliche Mitglieder der Gruppe sind jederzeit bereit, unsere Ansichten über Politik und Literatur vor jeder Ins- tanz zu vertreten. Leider können wir uns nicht auf die Ausführungen von Prof. Staiger stützen, weder auf die aus dem Jahre 1966 noch auf jene aus dem Jahre des «Heils» 1933! Doch sind wir überzeugt, dass es auch hier in Burgdorf ausser uns genug Leute gibt, die wie wir für freie Meinungs- bildung und -äusserung einzustehen bereit sind… Wer weiss, vielleicht wäre nach einer offenen Diskussion der ganze üble Skandal zu einem Zwischenfall geworden, der längst hätte ad acta gelegt werden können.

Bereits haben mehrere Zeitungen den Burgdorfer Literatur-Skandal behan- delt, z. B. «Der Bund», das «Berner Tagblatt» und die «National-Zeitung».

Am 16. Februar, eine Woche nach den Schlagzeilen, vermeldet der «Blick» in Grossdruck: Sieg für Schwander. Die Schulkommission des Gymnasi- ums Burgdorf hat die Suspendierung Martin Schwanders (17) aufgehoben.

70 Sobald Martins Klasse aus dem Skilager zurück ist, kann er wieder am Unterricht teilnehmen…

Die Schulkommission hebt die Suspendierung auf, nachdem die Jugend- anwaltschaft das Verfahren gegen Martin Schwander mangels subjektiven Tatbestandes ebenfalls aufgehoben hat. Die Kosten werden dem Staat auferlegt.

Somit könnte man sagen, Ende gut – alles gut. Doch der Sturm im Wasser- glas hat sich noch nicht gelegt. Im BT vom 17. Februar erscheinen nochmals 12 Leserbriefe.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass man in Burgdorf den Sack schlägt und den Esel meint. Ein Redaktor, der offene Diskussionen veranstaltet…, ein Stadtbibliothekar, der zu wenig mit Honoratioren verkehrt, dafür aber mit jungen Leuten, Bauern, Handwerkern und Vaganten über alte und neue Literatur diskutiert – da geht für gewisse Leute die Welt unter. R.

Mit dem Stadtbibliothekar ist Sergius Golowin gemeint, der seit mehreren Jahren an Samstag-Nachmittagen Dichterbegegnungen organisiert hat. In seinem Leserbrief bemerkt er Folgendes: Ich habe nichts gegen Meinungsäusserungen, zumindest dann nicht, wenn sie nicht mit Druckmitteln verbunden werden. So habe ich auch gar nichts gegen die Freundlichkeiten des Jugendanwaltes im vielzitier- ten Schwander-Verhör, nach denen sich «die Jugend sowieso zu extremen Kreisen hingezogen fühlt, zu Diggelmann [Walter Matthias, 1927–1979], Golowin usw.» Dass mein Name zusammen mit jenem von Diggelmann genannt worden ist, bestätigt mir, wie notwendig das ehrliche Gespräch über Wesen und Richtungen des heutigen schweizerischen Schrifttums ist.

Und jetzt?... Wenn auch nicht abzustreiten ist, dass die unliebsame Episode dank der mannigfachen Pressekommentare Burgdorf für viele Mitbürger zwischen Bodensee und Genfersee in eine Beleuchtung à la Seldwyla gerückt hat, so fällt die Verantwortung dafür laut Erklärung der Mittelschulkommission auf Rektor Dr. Leidig zurück, der sich «offenbar etwas geirrt hat» und die vorläufige Suspendierung des Schülers «etwas hastig» verfügt hat… Wer in gleichsam stereotypen, fertigen Formeln denkt, den Andersdenkenden

71 etikettiert und beispielsweise als Nonkonformisten ansieht, ohne den Kon- formismus nüchternster Selbstkritik zu unterziehen, bleibt dem Gespräch zwischen Lehrern und Schülern einen entscheidenden Dienst schuldig… Emil Blaser, Pfr. [1907–1980]

Emmentaler-Blatt Langnau, 18. Februar: … In Tat und Wahrheit erwies Rektor Leidig unserem Gymnasium einen Bärendienst und wir erinnern uns bei dieser Gelegenheit, dass er eigentlich schon in den Jahren ist, wo er Anrecht auf die volle Pension hat. Gm. [Redaktor Willy Grimm, 1913 – 2010]

Wer nun glaubt, das Rauschen im Schweizerischen Blätterwald hätte aufgehört, irrt sich. Der Literatur-Skandal wandelt sich allmählich zum Literatur-Streit. Der Jugendanwalt und die Mittelschulkommission melden sich in der Presse, um ihr Vorgehen zu rechtfertigen. Zum Schluss kommt nochmals der «Blick» mit einer Schlagzeile: Schulkommission fand neuen Sündenbock…, die «Sensationspresse». Sie habe der Schule geschadet und dem homosexuell angehauchten Ro- man «Gilgamesch» unverdiente Propaganda gemacht… Es steht jedem Schulleiter frei, einem Schüler das Ausleihen eines unliebsamen Buches zu verbieten. Die Presse kann dann höchstens den literarischen Geschmack des Rektors diskutieren. Wenn aber mit Verbannung vom Unterricht und Jugendanwalt gegen ein im Buchhandel auch für Jugendliche frei erhältli- ches Buch eingeschritten wird, dann ist ein Protest am Platz. Nach BLICK erkannten viele Zeitungen völlig richtig, dass dem Verfolgten mit einer Veröffentlichung am besten gedient war…

Nach einer Flut von über 30 Leserbriefen im «Burgdorfer-Tägu» wünscht Redaktor Däpp die Diskussion um die «Gilgamesch-Affäre» abzuschlies­ sen: Wir haben Wert darauf gelegt, alle Zuschriften – mit Ausnahme der ano- nymen – möglichst unverändert zu veröffentlichen. Bei Leserbrief-Diskus- sionen in einer Lokalzeitung gibt es zwei Möglichkeiten: entweder man bringt möglichst alles oder man sondiert. Wenn der Redaktor die erste Möglichkeit wählt, wird ihm von jenen, die durch die Vox populi weniger gut wegkommen, vorgeworfen, er bringe «jeden Chabis». Wenn er sich zur zweiten Möglichkeit entschliesst, heisst es, er veröffentliche nur, was ihm passe. Der erste Vorwurf ist uns in dieser Angelegenheit lieber.

72 Heinz Däpp, in der fraglichen Zeit auch Chronist des Burgdorfer Jahrbuchs, schreibt in der Jahrbuchchronik für den Monat Februar 1967: Burgdorf hat seine «Sensation», die in der ganzen Schweiz lebhaft dis- kutiert wird: ein Gymnasiast hat das in jeder Buchhandlung erhältliche Buch «Gilgamesch» des jungen Berner Autors Guido Bachmann an Klas- senkameraden ausgeliehen und wird «wegen Verbreitung von Pornogra- phie» seit dem 23. Januar vom Rektor suspendiert. Nachdem sich zahlrei- che Zeitungen für den Gymnasiasten verwendet haben, kann dieser am 20. Februar die Schule wieder besuchen.

Zwei Wochen nach dem Brief von Max Frisch erhält Martin Schwander noch zwei Briefe, einen von Kurt Marti, den andern von Susy Langhans- Maync. Zuerst Kurt Marti (1921): Lieber Herr Schwander, ich bin froh, dass das Gefecht Ihretwegen abgebla- sen worden ist. Genützt hats offenbar nur Bachmann. Der «Gilgamesch» ist, wie ich gestern in einer Buchhandlung hörte, vergriffen. Bereits liegen Bestellungen für die Neuauflage vor… Mit herzlichen Grüssen bin ich Ihr Kurt Marti

Susy Langhans (1911– 2003), die Autorin von «Madame de…» und Sekre- tärin des Berner Schriftsteller-Vereins: Lieber Martin! Bevor ich Dir schrieb, habe ich unsre gestrige Sitzung ab- gewartet, um mich ermächtigen zu lassen, Dir im Namen des Vorstandes und auf offiziellem Briefpapier unsre Sympathie auszudrücken. Wir wei- gern uns glattweg, Dich als bösartiges schwarzes Schaf – was sage ich, Böcklein natürlich! – zu betrachten, das mit wohlgezielten Hornstössen eine tugendsame Generation zu Falle bringen will. Wenn ich daran denke, wie Du anlässlich des Büchermärits im Casino im Antiquariat unsre staub- trockenen Schwarten tapfer und fröhlich verkauftest und überall rege mitmachst, wo sich Literarisches tut, freue ich mich nach wie vor über un- ser jüngstes Passivmitglied, das über Nacht so ungeheuer aktiv geworden ist. Mit einem lachenden und einem tränenden Auge las ich in der Zürcher Woche, dass ich auf der staatserhaltenden Literatur figuriere und Dir als Lektüre empfohlen wurde. Als ich ein klein wenig älter war als Du schrieb ich meinen «Frühling im Schnee», der einen ähnlichen Sturm der Entrüstung entfachte wie Dein Diskussionsabend. Das Büchlein galt als

73

Die Schulkommission des Gymnasiums und der Sekundarschulen verfasst jedoch eine elfseitige Epistel an einen Grossrat, unterschrieben von Präsi- dent Peter Salchli (1905 –1970, Architekt).

… Wir glauben, dass es bei der Affäre «Gilgamesch» nicht um eine bloss lokale Streitfrage, sondern um etwas Grundsätzliches ging, nämlich um die erzieherische Verantwortung angesichts zersetzender und pathologischer Tendenzen innerhalb eines Teiles der heutigen Literatur… Die meisten Per- sonen, welche Kenntnis genommen haben vom Inhalte des umstrittenen Buches, betrachten es mit seinen realistischen Schilderungen sämtlicher Perversitäten als abseitig und pathologisch.

Es folgen 15 aus dem Zusammenhang gerissene Buchzitate, wovon wir drei auswählen:

Drei Tage vor dem Erhängungstod wurde Perduzzi von Glauser im Kuhstall ertappt. Perduzzi trieb es dort wie der Zuchtstier… [S. 28] Meine Mutter empfing mich vor neunzehn Jahren von einem Fremdling. Ich sage das nur, weil die Zukunft den Bastarden und Narren gehört. Es waren immer die Aussenseiter, die der Welt Farbe gaben… [S. 51] Dort entblössten wir unsere Oberkörper, schnitten uns mit einem scharfen Messer unter die linke Brustwarze und pressten die Körper aneinander. Es war ein angenehmer Schmerz. Aber wir erbleichten und wir atmeten schwer… [S. 44]

Man kann sich die Frage stellen, ob der Grosse Rat die geeignete Stelle ist, um solche Dispute auszutragen. Nachdem die beiden Grossräte, Dr. Hans Martin Sutermeister (1907–1977) vom Landesring der Unabhängigen und Arthur Villard (1917–1995) von den Sozialdemokraten auch noch interpellieren, kommt die Sache am 23. Mai zur Sprache. Grossrat und Stadtpräsident Walter Graber (1918– 1993) äussert sich sachlich und ruhig, was in Burgdorf geschehen sei, hätte in jedem anderen Ort so ablaufen können, und es sei darum falsch, Burgdorf nun als Stadt der Spiesser hinstellen zu wollen. Fehler seien eingesehen worden und von Meinungsterror zu sprechen, sei übertrie- ben. Weshalb also Grossrat Villards Weltuntergangsstimmung, weshalb die Aufwärmung des beigelegten Streites?

75 Nach der Gilgamensch-Affäre gibt es nur noch eine Lesung am Elfenweg. Schriftsteller Jörg Steiner (1930–2013) liest am 3. Februar aus eigenen Werken. Unten auf der Einladung steht: Bitte Einladung mitbringen! Die Gruppe behält sich vor, ungeladene Gäste einzulassen oder nicht.

Kurz darauf bezieht Familie Fankhauser ihren Neubau, und der Keller muss nun anderen Zwecken dienen. Burgdorf kann aufatmen. Die Nonkonfor- misten sind jetzt anderswo.

Wie ist es seither mit Martin Schwander weitergegangen?

Nach dem Ende der «Gruppe 67» kam das unruhige Jahr 1968. Martin war als Primaner Mitgründer der Reformbewegung «Progressive Mittel- schüler» mit einem Manifest für mehr Mitsprache der Schüler an Gymna- sien. Später galt sein politisches Interesse eher der internationalen Politik, dem Vietnamkrieg und der sich allmählich befreienden Dritten Welt. Seine damaligen Vorbilder waren Che Guevara (1928 –1967) und Ho Chi-Minh (1890 –1969). Er sagt von sich: Ich war und bin es immer noch, was man heute als 68iger bezeichnet, rebellisch, misstrauisch gegen jeglichen staatlichen Druck, sensibel gegenüber sozialen Ungerechtigkeiten, gegen Unterdrückung, gegen Rassismus und Ausgrenzung. Als Militärdienstverweigerer sass er 1971 sieben Monate im Gefängnis und trat danach der Partei der Arbeit (PdA) bei. Der Berufsausbildung zum Sozialarbeiter folgte eine Anstellung als Redaktor der sowjetischen Nachrichtenagentur Nowosti (APN) in Genf. 1983 wurde das mittlerwei- le in Bern ansässige Pressebüro vom Bundesrat als angebliche und von Moskau gesteuerte Agitationszentrale geschlossen. Martin nahm darauf- hin eine Stelle als Generalsekretär des Verbandes der Schweizerischen Studentenschaften (VSS) an und später als Exekutiv-Sekretär der PdA. 1991 gründete er das Büro ComTex, in dem er heute unter anderem die Zeitung der Schweizerischen Friedensbewegung «Unsere Welt» produ- ziert.

Ich hatte in dieser Zeit eine Menge interessanter Begegnungen mit Revo- lutionären und Politikern aus der ganzen Welt. Einmal sass ich sogar am

76

«HECHNAGLUGLU». Diese hässliche, böse, idiotische, köstliche, freche, ausgezeichnete, verdummende, bildungsvermittelnde, im grossen und ganzen sehr primitive und fabelhafte Mulus-Zeitung 69 ist ab Mitte Sept. für Fr. 1.– zu haben!

Mit diesen Worten wird für die Mulus-Zeitung 1969 (Maturjahrgang von Martin Schwander) geworben. Im Heft erscheint ein fiktives Interview von Guido Bachmann mit Rektor A. E. Leidig. Es gehört als Schlusspunkt zur ganzen «leidigen» Episode.

Bachmann: Bevor ich mit dem Interview beginne, sehr geehrter Herr Rek- tor, möchte ich Ihnen noch einmal recht herzlich für Ihre grossartige Wer- bekampagne zu meinem Buch «Gilgamesch» danken, vor zwei Jahren und sie fragen – Rektor: Schon recht, nicht wahr, wann kommen die nächsten Tantiemen? Bachmann: eben, ich wollte sie gerade fragen, ob Sie sie in bar wünschen oder wieder in Form eines Porno-Paketes. Rektor: Ich habe noch genug Geld, schicken Sie mir wieder ein Porno- Paket, aber diesmal etwas Gepfeffertes bitte, nicht wieder so «Fanny Hill» und «Die Unersättlichen» Zeugs, das ist etwas für Quintaner, nicht wahr. Bachmann: In Ordnung, Herr Rektor, Ihre sexuelle Fortschrittlichkeit ist wirklich bemerkenswert. Nun zu dem, was ich Sie im Grunde fragen woll- te: Was hat es eigentlich mit Ihrem Rücktritt auf sich? Rektor: (Eine Träne kugelt seine linke Backe hinunter) Snif.. Bachmann: Treten Sie gerne zurück? Rektor: (Bricht nun endgültig in Tränen aus) Schluchtz! Nein, natürlich nicht. Jetzt, wo diese verfluchte Opa [Oberprima] endlich geht, – seufz – die alle meine Reformversuche sabotiert hat, jetzt muss ich gehen, nicht wahr. Bachmann: Und was gedenken Sie nachher zu tun? Rektor: Ich habe dann viel Zeit, nicht wahr. Ich werde erst einmal alles lesen, was in «Jasmin» über Sex steht, und wenn dann noch Zeit übrig bleiben sollte, werde ich mir etwas Kultur und Bildung zu vermitteln su- chen, nicht wahr. Bachmann: Sehr lobenswert, dieser Entschluss. … Herr Rektor, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.

79

Vorwort

Im Laufe meiner schulischen Ausbildung habe ich festgestellt, dass es zwi- schen den deutsch- und französischsprachigen Kantonen grosse Differen- zen, um nicht zu sagen eine gegenseitige Abneigung gibt. Gemeinhin wird diese latente Spannung als sogenannter «Röstigraben» bezeichnet. Ich selbst konnte feststellen, dass beim Überschreiten der Sprachgrenze seltsame Hemmungen bei mir auftraten, welche oftmals schier unüber- windbar schienen. Als Schweizerdeutsch sprechende Gymnasiastin ohne frankofone Wurzeln scheint es enorm schwierig, wenn nicht praktisch un- möglich, Kontakte und Beziehungen jenseits des Röstigrabens zu knüpfen oder gar zu pflegen. Dies zeigte sich auch zu Beginn meiner Maturaarbeit während der anfäng- lichen Kontaktsuche zu Gymnasien in der Westschweiz. Deutschschwei- zer sprechen von der Schweiz und amputieren hierbei unwillkürlich, un- wissentlich oder mit Absicht die Westschweiz und das Tessin, wobei das Welschland am Röstigraben mit Messer und Gabel entfernt – um nicht verspiesen zu sagen – wird. Deutschschweizer tendieren dazu, Romands mit lateinischen Attributen zu schmücken: Sie sind immer très chic, très détendu und très élégant, in der einen Hand un mégot Gauloise bleue ohne Filter, in der anderen un verre de vin, die Frauen vétues tout en Chanel avec une bourse de Louis Vuitton, ganz zu schweigen vom Citroën 2CV (Döschwo) und der immer wieder durchdringenden Attitüde à la Napoléon. Ihr Verkehrsverhalten, welches Deutschschweizer beim Durchqueren der Welschschweiz während der Sommerferien in Richtung Frankreich ger- ne immer wieder kommentieren, wird als gemächlich und ohne strenge Berücksichtigung der Regeln bezeichnet, daher auch die immer wieder- kehrende Bezeichnung der «kriechenden Schweiz». Westschweizer spre- chen schlechter Deutsch als Deutschschweizer Französisch, und dies in ihrer doch überheblichen und herablassenden Art, als würde «savoir vivre» nur von ihnen gelebt werden oder als wäre es gar von ihnen erfunden worden. Die Einstellung der Deutschschweizer gegenüber den Welschen reicht von stiller Bewunderung über ausgesprochenen Neid bis hin zu kühler Herab- lassung, denn die Westschweizer geben in ihren Augen nun mal mehr an und handeln verantwortungslos, leben sowieso über ihren Verhältnissen und finden für alles und alle einen Schuldigen in der Deutschschweiz.

82 Definition Röstigraben

Laut Historischem Lexikon der Schweiz versteht man unter «Röstigraben» den latent stets vorhandenen und sich an verschiedenen politischen und kulturellen Fragen immer wieder artikulierenden Gegensatz zwischen dem deutschen und dem französischen Landesteil der Schweiz. Der Ursprung des Ausdrucks bleibt bis anhin im Dunkeln. Das Bild des Grabens, der die beiden grossen Landesteile trenne, kam mit der Verstärkung des bereits vor 1914 bestehenden Binnengegensatzes durch die gegenläufigen Partei- nahmen in der französischen Schweiz für Frankreich und in der deutschen Schweiz für Deutschland in den ersten Monaten des Ersten Weltkriegs auf und beherrscht seither die gegenseitige Wahrnehmung. Das Epitheton «Rösti» kam wahrscheinlich erst in den 1970er-Jahren hinzu, als mit der Entzauberung des «Konkordanzwunders» nach 1968, mit der Wirtschafts- krise nach 1973, mit der Auswirkung des Jurakonflikts und der zunehmen- den Bedeutung der sprachregional organisierten Medien ein Gegensatz zwischen den Landesteilen vor allem in den Medien wieder hochgespielt wurde. Die Metapher scheint sich zuerst in der deutschen Schweiz eingebürgert zu haben und dann auch in den anderen Sprachregionen übernommen worden zu sein. Sie wird vor allem im publizistischen Bereich zur Bezeich- nung unterschiedlichen Abstimmungsverhaltens, unter anderem in der Europa-Frage, verwendet, findet aber auch Anwendung zur plakativen Umschreibung historischer kultureller Unterschiede im schweizerischen Mittelland. Sie hat geringe analytische Kraft, ihre Suggestivwirkung führte aber in den an solchen Grabenbildern interessierten Medien zu den Ana- logiebildungen des Polentagrabens zur Südschweiz, des Bratwurstgrabens zur Ostschweiz oder des Läckerligrabens zur Region Basel.

Laut Forum Helveticum bezeichnet man mit «Röstigraben» einerseits den in den Mentalitäten von Deutschschweizern und Romands, andererseits den latenten Konflikt zwischen der deutschsprachigen Bevölkerungsmehr- heit der Schweiz und der frankofonen Minderheit. Gerne wird der Rösti- graben mit dem Lauf der Saane (Sarine auf Französisch) bei Freiburg gleich- gesetzt, obwohl er – gäbe es ihn topografisch – natürlich die gesamte Sprachgrenze zwischen Deutschschweiz und Romandie umfassen würde. Der Begriff wird regelmässig bei Volksabstimmungen – auch künstlich – bemüht, wenn gegensätzliche Abstimmungsverhalten in den beiden

83 Sprachregionen vorliegen. Bei genauem Hinsehen fällt auf, dass meistens nicht die gesamte Romandie oder Deutschschweiz kompakt anders ge- stimmt haben und dass oft vielmehr ein Stadt-Land-Gefälle vorliegt. Auf Französisch spricht man übrigens von einem Röstivorhang (rideau de rösti) oder einem Röstizaun (barrière de rösti). Immer mehr wird allerdings so- wohl in französisch- als auch in italienischsprachigen Medien der deutsche Begriff benutzt. Der Versuch, in Anlehnung an den Röstigraben auch einen Polentagraben in die Sprachgewohnheiten zu verankern – der das sprachkulturelle Gefälle zwischen italienischsprachiger und Deutschschweiz bezeichnen würde – war bisher weniger erfolgreich.

Laut Wikipedia ist «Röstigraben» ein Terminus, der insbesondere den Un- terschied im Abstimmungsverhalten zwischen Deutschschweizern und Romands, also der deutschsprachigen Bevölkerungsmehrheit und der frankofonen Bevölkerung der Schweiz bezeichnet. Ursprünglich war er ein scherzhafter Ausdruck für die «gefühlten» Unterschiede zwischen den beiden grössten Schweizer Sprachregionen.

Swissinfo.ch (4.5.2006): «Röstigraben» – littéralement fossé de rösti – est une expression qui est avant tout utilisée pour désigner les différences de mentalités, mais aussi de comportements lors des votations populaires, entre la Suisse alémanique et la Suisse romande. Ces dernières années, cette fracture s’est déplacée. Aujourd’hui, la différence se fait désormais davantage sentir entre villes et campagnes qu’entre régions linguistiques. Le terme de «Röstigraben» remonte à la Première Guerre mondiale. A cet- te époque, le pays était divisé, les Romands sympathisant avec les Français et les Alémaniques avec les Allemands. Rappelons que les fameux röstis constituent un plat à base de pommes de terre râpées et grillées, qui est très apprécié par les Suisses alémaniques.

Fragestellung der Maturaarbeit

Lassen sich durch die frühe Förderung interkultureller Beziehungen mittels organisierter Projektwochen irrationale Berührungsängste sowie Hemm- schwellen bei Jugendlichen der deutschen und welschen Schweiz ab- bauen?

84 Mittels einer Projektwoche wollte ich versuchen, diese reservierte Zurück- haltung beidseits des Röstigrabens zu reduzieren, indem ich einer Klas- se eines welschen Gymnasiums die Kultur und Traditionen des Emmen­ tals präsentierte und sie den Alltag miterleben liess. Es war mir bewusst, dass das Emmental nicht für die ganze Deutschschweiz repräsentativ sein konnte, ich musste aber diese Projektwoche meinen Möglichkeiten an- passen.

Ziel der Arbeit

Meine Behauptung, dass eine «frühe» Kontaktaufnahme und das «Mit- leben» der lokalen deutschsprachigen Kultur diese oben beschriebene in- terne Blockade beseitigen kann, wollte ich anhand mehrerer Fragebogen beweisen. Sie wurden von den Schülern vor, während sowie drei Monate nach diesem Aufenthalt ausgefüllt. Während dieses Aufenthaltes sollten die sprachlichen Differenzen in Form eines bilingualen Dialoges ein wenig abgeschwächt werden. Der Besuch in der Deutschschweiz sollte nicht als Sprachaufenthalt gelten, sondern Berührungsängste vermindern und als Projektwoche auch Spass berei- ten.

Begleitbrief zur Projektvorstellung: Mein Name ist Romina Stein, ich wurde 1996 in Frauenfeld geboren und lebe seit 2002 in Burgdorf. Hier besuche ich die Sekunda des Gymnasiums Burgdorf mit dem Schwerpunktfach PPP (Pädagogik, Psychologie, Philo- sophie). Ich werde im Sommer 2015 hoffentlich meine Maturität ablegen können und muss bis im Oktober 2014 hierzu eine Maturaarbeit abliefern. Ich habe im Laufe meiner schulischen Ausbildung festgestellt, dass zwi- schen den deutsch- und französischsprachigen Kantonen eine grosse Dif- ferenz, um nicht Abneigung zu sagen, herrscht, was gemeinhin als Rösti- graben bekannt ist oder im Rahmen des Föderalismus interpretiert werden kann. Ich konnte an mir selber feststellen, dass beim Überschreiten der Sprachgrenze seltsame Hemmungen bei mir auftraten, welche schier un- überwindbar schienen. Wie sagt man doch auf Französisch: Wenn doch da nicht dieser hässliche accent fédéral wäre! Deswegen habe ich mir überlegt, welche Möglichkeiten bestehen, um diese unbewusst hochgehaltenen Hürden zu überwinden.

85 Ich würde gerne eine Gruppe Jugendlicher, vorzugsweise fünf Mädchen und fünf Jungen im Alter von vierzehn bis siebzehn Jahren, für vier Tage im Juni 2014 nach Burgdorf einladen. Für Kost und Logis bin ich besorgt und darf in Rücksprache mit meinen Eltern in unserem Garten ein Zeltla- ger errichten, beziehungsweise darf das Frühstück und das Abendessen bei uns zu Hause anbieten. Die Mittagessen werden bestimmt ausserhalb stattfinden und von mir in Form von Sandwiches oder einfachen Mahl- zeiten organisiert werden. Die Anreise erfolgt auf eigene Kosten mit dem Zug und für die individuellen Transporte im Emmental stehen meine Eltern mit einem Kleinbus oder die öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung. Sicherlich plane ich einen Grillabend zusammen mit meinen Mitschülern/ -innen, damit die Jugendlichen andere Gymnasiasten aus der Region ken- nenlernen. Hierbei können die sprachlichen Differenzen in Form eines bi- lingualen Dialoges ebenfalls ein wenig behoben werden, obschon dies nicht als Sprachaufenthalt gelten, sondern Berührungsängste vermindern und als Projektwoche vor allem viel Spass bereiten soll. Ich möchte mit diesen Jugendlichen die Attraktionen des Emmentals ge- meinsam besuchen, um ihnen diese Kultur etwas näherzubringen. Hierbei würde ich gerne die Landschaft, das Volk und die Höfe nach Jeremias Gotthelf in Lützelflüh präsentieren und auch einen Besuch der berühmten Schaukäserei für Emmentaler Käse miteinplanen. Ebenfalls würden wir das einmalige Museum von Franz Gertsch, das Helvetische Goldmuseum sowie die irren Figuren von Bernhard Luginbühl – ganz zu schweigen von den Wirkungsorten des Heinrich Pestalozzi – besuchen. Ich möchte mit diesem Konzept, mit diesem Besuch, die Berührungsängste östlich und westlich des Röstigrabens reduzieren und der entsprechenden Klasse die Möglichkeit geben, unsere Kultur und Tradition hautnah zu erleben. Meine Behauptung, dass eine frühe Kontaktname und das «Mitleben» der lokalen deutschsprachigen Kultur dieses hemmende Hindernis zu besei- tigen vermag, möchte ich anhand mehrerer Fragebogen, welche vor, zu Beginn und zu Ende sowie drei Monate nach dieser Reise ausgehändigt werden, beweisen.

Mit Ivan Deschenaux, Directeur du Lycée Jean-Piaget in Neuenburg, und der Deutschlehrerin Laetitia Badoux wurden nach längerer Suche die rich- tigen Ansprechpartner gefunden, sodass im Juni 2014 schliesslich sechs Gymnasiasten aus dem Welschland nach Burgdorf reisen konnten.

86

Vorgehen / Methode

Sechs Jugendliche im Alter von siebzehn bis neunzehn Jahren wurden im Juni 2014 für fünf Tage nach Burgdorf eingeladen. Die Anreise mit dem Zug erfolgte auf ihre eigenen Kosten und für die individuellen Reisewege im Emmental benutzten wir die öffentlichen Verkehrsmittel. Wir besuch- ten einige der Sehenswürdigkeiten und historisch wichtigen Gebäude des Emmentals. Hierbei präsentierte ich ihnen die Landschaft, das Volk und die Höfe nach Jeremias Gotthelf in Lützelflüh und organisierte ebenfalls einen Besuch der berühmten Schaukäserei für Emmentaler Käse. Wir besuchten die Kambly-Fabrik in und die Burgdorfer Bier- brauerei und machten eine Stadtführung durch Burgdorf, wo wir auch das Museum mit den Werken von Franz Gertsch und anderen Deutschschwei- zer Künstlern besichtigten. Eine E-Bike-Tour durch das Emmental und Baden in der Emme mit Barbecue durften natürlich nicht fehlen. Ebenfalls fand ein Grillabend zusammen mit meinen Mitschülerinnen und Mitschülern statt, um andere Gymnasiasten aus der Region kennenzulernen. Die Mittagessen fanden unterwegs statt und bestanden aus Sandwiches oder einfachen Mahlzeiten. Frühstück und Abendessen wurden bei uns zu Hause angeboten.

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag 23.06.2014 24.06.2014 25.06.2014 26.06.2014 27.06.2014 Vormittag Ankunft 10.49 Besichtigung Schulbesuch Besuch Besuch Burgdorf Emmentaler Französisch- Kambly-Fabrik Museum Steinhof, Schaukäserei und Deutsch- - Franz Bezug Zeltlager unterricht schachen Gertsch Nachmittag Stadtführung Schulbesuch E-Bike-Tour Gotthelf Abreise Burgdorf Gymnasium durch das Zentrum Burgdorf Burgdorf Emmental Lützelflüh 11.17 Abend Grillabend mit Führung Filmabend Barbecue meiner Klasse Burgdorfer «Ueli der an der Emme Bierbrauerei Knecht»

Vorgabe der gymnasialen Leitung für diese Projektwoche waren der Be- such und die Teilnahme am Unterricht im Burgdorfer Gymnasium wäh- rend zweier halber Tage. Ebenso sollte während dieser Woche mit jedem Neuenburger Gymnasiasten ein ausführliches Gespräch beziehungsweise Interview geführt werden.

88

Ergebnisse

Die erste Kontaktaufnahme mit welschen Gymnasien in Form einer E-Mail in Französisch erfolgte im Dezember 2013, wobei von fünfzehn willkürlich gewählten Gymnasien in den Kantonen Neuchâtel, Fribourg, Vaud und Genève nur gerade zwei antworteten, was einer etwas enttäuschenden Rücklaufquote von 13,3% entspricht. Meine Wahl fiel auf die Schule «Lycée Jean-Piaget, Neuchâtel», da sechs Schülerinnen und Schüler von dort freiwillig bereit waren, die erste Woche ihrer Sommerferien, welche bei uns erst zwei Wochen später begannen, im Rahmen meines Projektes im Emmental zu verbringen. Das andere Gymnasium aus Fribourg sah keine Möglichkeit für eine Dispensation sei- ner Gymnasiasten vom Schulunterricht für mein Projekt. Es folgten darauf fast nicht enden wollende Formalitätsfragen hinsichtlich Dispensation, Zuständigkeiten und Verantwortlichkeit, welche in Form ei- nes Vertrages zwischen meinen Eltern (als Hauptverantwortliche), den El- tern der Teilnehmer, dem Rektor des Gymnasium Burgdorf (als Gastschule), der zuständigen Gymnasiallehrerin (Laetitia Badoux) in Neuenburg, dem Betreuer meiner Maturitätsarbeit (Adrian Künzi), den Gymnasiasten und mir gelöst wurden. Die Organisation dieser Projektwoche begann mit der Definition der ein- zelnen Aktivitäten, welche im Abschnitt «Vorgehen» in Form einer Tages- übersicht dargestellt sind und welche sich ohne grössere Umstände mittels Briefen, E-Mails und telefonischer Anrufe festlegen liessen. Alle Anbieter hatten sich bereit erklärt, die geplanten Aktivitäten zu einem vergünstigten Preis oder gar umsonst anzubieten. Dennoch beliefen sich allein die Kosten der Aktivitäten auf 136 Franken pro Person. Es folgte die Suche nach Sponsoren, welche – falls überhaupt geantwortet wurde – allesamt keinen Beitrag leisten wollten. Die Projektwoche stand wegen der zu hohen Kosten kurz vor dem Schei- tern, weswegen das Gymnasium Burgdorf sich bereit erklärte, die Hälfte der Kosten zu übernehmen und die andere Hälfte vom «Lycée Jean-Pia- get» bezahlt wurde. Kost und Logis wurden auf privater Basis von meinen Eltern übernommen. So konnte die Projektwoche ohne jegliche Zwischenfälle oder Abweichun- gen in geplanter Form durchgeführt werden und die Teilnehmer verliessen Burgdorf wohlgelaunt am Freitag, 27. Juni 2014, um 11.17 Uhr wieder in Richtung Neuenburg.

91 Fragebogen

Die Teilnehmer äusserten sich anhand von Fragebogen über den Eindruck, den sie im Verlauf des Projektes von den Deutschschweizern / Emmenta- lern gewonnen hatten. Die Rücklaufquote bei allen drei Fragebogen be- trug glücklicherweise 100%.

Diese Fragebogen setzten sich aus 16 Adjektiven zusammen, die in der Tabelle jeweils auf Deutsch und Französisch dargestellt sind und zur Quan- tifizierung der Aussagen in vier Stärkegrade unterteilt wurden:

«pas du tout» = 1 «un peu» = 2 «plutôt» = 3 «très» = 4

Es gilt zu beachten, dass es sich bei der Auswertung dieser Fragebogen in der nachfolgenden Tabelle um die Durchschnittswerte aller sechs Teilneh- mer handelt. (Die von sämtlichen Projektteilnehmern individuell ausgefüll- ten Fragebogen sind in der kompletten Maturaarbeit enthalten.)

1. Fragebogen 2. Fragebogen 3. Fragebogen Ankunftstag Abreisetag Abreisetag + 90 d arrogant / arrogants 2.50 1.67 1.67 ungebildet / incultes 1.50 1.67 1.67 schüchtern / timides 3.33 2.00 2.50 verklemmt / coincés 2.83 2.33 2.33 herzlich / cordiaux 2.67 3.88 3.88 fröhlich / joyeux 3.33 3.50 3.50 kultiviert / cultivés 2.67 3.50 3.50 streng / sévères 3.67 2.16 2.50 wirksam / efficaces 3.16 3.33 3.33 organisiert / organisés 2.83 3.16 3.16 weltoffen / ouverts au monde 2.33 3.16 3.16 fleissig / assidus 2.50 3.33 3.50 charmant / charmants 2.16 3.33 3.16 glücklich / heureux 2.83 3.67 3.50 höflich / polis 3.16 4.00 4.00 angenehm / agréables 2.83 3.83 3.50

92 Interview

An unserem letzten gemeinsamen Abend versammelte ich alle sechs Neu- enburger und Neuenburgerinnen zu einer Besprechung, wobei ich von ei- nem Gymnasiasten der Parallelklasse mit welschem Hintergrund tatkräftig unterstützt wurde. Ich beabsichtigte damit, sie mit einigen sich mir immer wieder stellenden Fragen zu konfrontieren. Dieses Gespräch gestaltete sich in einer sehr lockeren Atmosphäre, sodass nicht von einem individuel- len Interview gesprochen werden kann, sondern eher von einem Rückblick auf das Erlebte. Dennoch seien die wichtigsten Punkte hier erläutert: Wir gingen insbesondere auf die mir am auffälligsten erscheinenden Adjektive streng/sévère, weltoffen/ouvert au monde, arrogant/arrogant und fleissig/ assidu ein. Es schien auf den ersten Blick, als hätte das Adjektiv «streng» bei mehr oder weniger allen Neuenburgern an Intensität verloren. Befragt nach dem Grund dieser Abnahme «streng» im Vergleich zu dem erwar- teten Erscheinen, waren sich alle einig, dass besonders mein Vater sie zu dieser Veränderung gebracht hätte. Er sei sehr tolerant und natürlich mit ihnen umgegangen, was ihr Bild eines Deutschschweizers um 180 Grad gedreht habe. Dies sei ihnen auch bei unseren Schulbesuchen aufgefallen. Der Umgang in unseren Klassen sei viel entkrampfter und zwangloser, und auch zu den Lehrern hätten wir eine freundschaftlichere Beziehung als sie. Ähnlich bei der Eigenschaft «weltoffen». Als Vorurteil vertraten alle die Meinung, die Deutschschweizer beziehungsweise in diesem Fall die Em- mentaler seien alles andere als weltoffen und lebten isoliert von der Aus­ senwelt. Sie reisten zudem mit dem Vorurteil an, dass die Stadtbevölke- rung grundsätzlich ein grösseres Toleranzverständnis besässe. Auch diese Vorstellung konnte bei einigen Schülern von Grund auf verändert werden. Als wir zum Adjektiv «arrogant» kamen, meldete sich sofort eine Schülerin und betonte, dass für sie ein Deutschschweizer bisher immer sehr arrogant gewesen sei. Diese Vorstellung hätte sie eingeschüchtert und verunsichert. Nun wisse sie aber, dass die Deutschschweizer nicht mehr oder weniger arrogant seien als die Bevölkerung der französischsprachigen Schweiz. Gleichbleibend war die Eigenschaft «fleissig». Wie bereits erwartet, hät- ten alle sechs Neuenburger Gymnasiasten uns Deutschschweizer als sehr fleissig eingestuft und sie hätten dies auch bestätigt bekommen. Wir seien fleissige und ehrgeizige «Schaffer», jedoch ohne dabei eine grimmige Mie- ne zu machen oder dabei das Schöne am Leben zu vergessen.

93 Diskussion

Kommunikation: – Ist die Bildung und Existenz des Röstigrabens einzig und allein aufgrund der kommunikativen Differenz zu begründen? – Fällt es Schweizern wirklich so schwer, mit Landesgenossen ins Gespräch zu kommen, sodass wir es lieber gar nicht so weit kommen lassen und den «Anderssprachigen» aus dem Weg gehen? – Woher kommen diese sprachlichen Berührungsängste? – Beherrscht uns die Angst, einen Satz akzentfrei aussprechen zu kön- nen, einen grammatikalischen Fehler zu machen oder gar deswegen ausgelacht zu werden, wie dies vielleicht wiederholt in der Klasse ge- schah? Weltweit werden doch die Schweizer ob ihrer Sprachenvielfalt und -kenntnisse gerühmt und bewundert! – Wer muss wo mit wem welche Sprache sprechen?

Bereits die erste Begegnung mit den sechs Gymnasiasten aus Neuenburg zeigte mir den kommunikativen Röstigraben deutlich auf. Das Problem der Kommunikation zog sich von Anfang bis zum Ende durch. Ihre Deutsch- kenntnisse waren zu gering, um eine Konversation auf freundschaftlicher Basis zu führen, und meine gymnasialen Französischkenntnisse reichten nur für eine Verständigung auf einer einfachen Ebene, vom Austausch allgemeiner Nettigkeiten bis hin zu zeitlichen Anweisungen oder Regeln. Selbst meine gelegentlichen Hinweise ironisch-zynischer Art wurden oft fehlinterpretiert oder gar nicht verstanden, was mehr als einmal zu unan- genehmen Situationen führte. Ich konnte aber auch ein paar aufschlussreiche Gespräche – insbesondere mit einem der Schüler, der mir als sehr weltoffen und interessiert erschien – führen, wobei längere Dialoge entstanden. Er erzählte, dass es seinen Kollegen und ihm sehr schwer falle, Deutsch zu lernen und zu sprechen, und dass sie – genau wie die Deutschschweizer – das Schulfach Englisch deutlich bevorzugten. Gemeinsam sind wir zum Schluss gekommen, dass die germanischen sowie romanischen Grundsätze dabei eine Rolle spielten. Zudem wa- ren wir uns einig, dass sich die Romands eher davor fürchteten, etwas falsch auszusprechen oder die falschen Worte zu wählen als die Deutsch- schweizer.

94

(renfermé). Sie begründeten dies mit der Aussage, kein Problem mit einem anderen Wohnsitz in der Schweiz zu haben und gar durch das Andere und Neue stimuliert zu werden. Sie würden sich also als Schweizer und nicht als Neuenburger sehen. Also spielen die einzelnen Charaktere wie beim Abschnitt Kommunikation eine enorme Rolle. Im Laufe der Projektwoche wurde mir immer wieder klar, dass aufgrund solch unterschiedlicher Aussagen keine klare Definition eines Welschen gemacht werden konnte – ebenso wenig wie von einem Deutschschwei- zer. Selbst bei sogenannt «repräsentativen» Statistiken über das Verhalten und über die Denkweise von Menschen, wie sie immer wieder in den Medien vorgestellt werden, handelt es sich eben nur um Statistiken, die keinerlei Aussagen über die verschiedensten Charaktere erlauben. Konkrete Pau- schalaussagen zu einer nationalen Identität lassen sich hier nicht machen.

Hemmschwelle: Hemmungen hatte ich vor dem ersten Kontakt mit den Romands nicht nur aufgrund der Sprache. Ich war mir bewusst, mich notfalls mit Händen und Füssen verständigen zu können. Meine grösste Hemmschwelle war – wie schon zu Beginn meiner Arbeit erwartet – das Unbekannte und Fremde, welches zusätzlich zu meiner «Nicht-Muttersprache» stark ins Gewicht fiel. Ähnliches widerfuhr den besuchenden Gymnasiasten. Befragt auf ihre grösste Hemmschwelle den Deutschschweizern gegenüber, war allgemei- ne Verunsicherung zu spüren. Es schien klar, dass diese nicht grundsätzlich in den von ihnen als unfreundlich oder verschlossen erachteten Deutsch- schweizern zu finden war. Viel eher stammte sie aus einem Vorurteil ge- genüber der deutschen Schweiz, die ihnen schlicht und einfach fremd war – vor meiner Einladung wäre auch keiner auf die Idee gekommen, ihr einen Besuch abzustatten. Alle waren sich einig, dass vielmehr die un- terschiedlichen Sprachen den Kontakt dies- und jenseits des Röstigrabens stark erschwerten. Aufgrund der in der Einleitung angebrachten Punkte wollte ich beweisen, dass diese Hemmschwelle, der sogenannte Röstigraben, durch eine für welsche Gymnasiasten organisierte Projektwoche abgebaut werden könn- te. Ich war mir von Anfang an bewusst, dass diese Versuchsanordnung kei- nesfalls eine Patentlösung für die seit jeher existierende schwierige Bezie- hung zwischen der Romandie und der Deutschschweiz darstellen würde.

96

Anhang

Korrespondenz / Suche nach einem Gymnasium

15. Dezember 2013 Romina Stein [email protected] An: [email protected]

Travail de maturité Monsieur le directeur Deschenaux

Je m’appelle Romina Stein, j’ai dix-sept ans et je fréquente l’avant-dernière classe du Gymnase de Burgdorf. Si je m’adresse à vous, c’est que j’aimerais réaliser un projet d’échange sco- laire dans le cadre de mon travail de maturité que j’écrirai sous la direction de mon professeur M. Adrian Künzi dont vous trouverez les coordonnées dans le fichier attaché. Je me suis aperçue qu’il y avait une grande différence, parfois même une aversion entre les cultures suisse-allemande et suisse-romande, qui est bien connue chez nous sous l’expression du «Röstigraben». Moi-même j’ai re- marqué qu’en traversant la frontière linguistique j’ai senti des inhibitions presque insurmontables. Je veux montrer par mon projet qu’il est possible de rapprocher les deux parties de la Suisse par une visite culturelle de la région de l’Emmental. Je pense en effet que ce sera encore plus facile pour les jeunes de faire le premier pas vers la culture de l’autre s’ils sont directement confrontés avec la culture de l’autre et pour ça j’aimerais organiser un séjour de quelques jours à Burgdorf en juin 2014 pour à peu près dix élèves de votre école. Pourriez-vous, au cas où le projet vous semblerait intéressant pour votre établissement et vos élèves, transmettre la description du projet que vous trouverez en fichier attaché à un de vos professeurs d’allemand? Je vous prie d’agréer, Monsieur, l’expression de mes cordiales salutations.

Romina Stein

98

Les ambassadeurs de l’Emmental Romina Stein

100

Maturaarbeit Gymnasium Burgdorf 2014 59 Literaturverzeichnis

Definition Röstigraben: Historisches Lexikon der Schweiz, Georg Kreis 05/01/2012, http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D47131.php

Weltwirtschaftskrise: (ahw) © Stiftung Haus der Geschichte, http://hdg.de/lemo/ html/DasGeteilteDeutschland/NeueHerausforderungen/Weltwirtschaftskrise/ index.html

Jura-Konflikt: Zweihundert Jahre Aufsässigkeit, Christophe Büchi 10/09/2013, http://www.nzz.ch/aktuell/jura/zweihundert-jahre-aufsaessigkeit-1.18147380

Röstigraben: Das Verhältnis zwischen deutscher und französischer Schweiz, Ge- schichte und Perspektiven, Christophe Büchi, NZZ, Zürich 2000, ISBN 3-85823- 812-0, Forum Helveticum, http://www.forum helveticum.ch/logicio/pmws/forumhelveticum_roesti_de.html

Wikipedia, 18/06/2010, Riss im Kopf, Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6. November 2009, http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%B6stigraben

Swissinfo.ch, 04/05/2006, http://www.swissinfo.ch/fre/roestigraben/5164790

Danksagung

Meinen Eltern in Dankbarkeit gewidmet.

Ich möchte mich auf diesem Wege bei meinen sechs freiwilligen Gymnasiasten aus Neuenburg herzlich für ihre Teilnahme bedanken.

Ich bedanke mich ebenfalls bei meinem Betreuer der Maturaarbeit, Hrn. Adrian Künzi, für seine wertvolle Mithilfe und seine stete Unterstützung.

Ich danke ganz herzlich Frau Laetitia Badoux, die mir als Kontaktperson im Lycée Jean-Piaget jederzeit zur Verfügung stand und mithalf, mein Projekt auf die Beine zu stellen.

Stephan Kaegi danke ich herzlich für die äusserst hilfreiche Dolmetschertätigkeit während der Projektwoche.

Dem Gymnasium Lycée Jean-Piaget und dem Gymnasium Burgdorf danke ich für die rettende finanzielle Unterstützung.

101 Auch der Emmentaler Schaukäserei, dem Gotthelf Zentrum in Lützelflüh, der Em- mental Tours AG, Herrn Thomas Gerber (Burgdorfer Gasthausbrauerei AG) und der Rent a Bike AG danke ich herzlich für die grosszügigen Vergünstigungen oder ihre kostenfreien Angebote.

Abbildungen

Bild Titelseite Rösti, http://eventmosaik.ch/media/gallery/image41.jpg

Röstigraben ©Foto Musée Romain, Laurent Flütsch, Lausanne

Wenn nichts anderes vermerkt ist, wurden die Fotografien von der Autorin zur Verfügung gestellt.

Romina Stein Lindenhofweg 7 3400 Burgdorf

102

Räumlichkeiten

2015 brachten wir beim Schlosseingang eine Tafel an, die über die bishe- rigen Bewohner und Nutzer der um das Jahr 1200 erbauten zähringischen Burganlage informiert. Nach dem projektierten Umbau der Schlossliegenschaft soll in einigen Jahren mit der Schweizer Jugendherberge eine neue Nutzerin ins Schloss einziehen und zusammen mit dem nach zeitgemässen Vorgaben neu eingerichteten Schlossmuseum für einen attraktiven Betrieb in den unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden sorgen.

Die Nähe von Ausstellungs- und Depoträumen sowie dem Museumsbüro im Schloss selber erwies sich bisher als sehr günstig für die betrieblichen Abläufe im Museum. Durch die Umbauten wird der Rittersaalverein (Eigen- tümer der historischen Sammlung) seine aktuellen Depotlokalitäten im Schloss definitiv verlieren, darunter die vielen Estrichräume im Nordtrakt, in die der Verein in den vergangenen Jahrzehnten auch baulich einiges investiert hat, ebenso wie in die gegenwärtigen Ausstellungsräume. Die in 130 Jahren entstandene, umfangreiche kulturhistorische Sammlung des Rittersaalvereins wird in den kommenden Monaten in neu hergerich- tete Depoträume im ehemaligen Kornhaus in der Burgdorfer Unterstadt umziehen.

Ausstellungen

Am 14. August 2015 – auf den Tag genau 300 Jahre nach Ausbruch des verheerenden Grossbrandes in der Burgdorfer Unterstadt – wurde im Schlossmuseum die von Werner Lüthi mit Unterstützung von Trudi Aeschlimann geschaffene Sonderausstellung «Fürio! Üsi Stadt brönnt!» eröffnet. Neben den Burgdorfer Stadtbränden von 1388, 1594, 1706, 1715 und 1865 und ihren städtebaulichen Folgen waren die häufigen Feuersbrünste in alten Städten bei der Verwendung von leicht brennbarem Baumaterial ein Thema. Ebenso die frühere Allgegenwart von offenem Feuer als Licht-, Wärme- und Energiequelle sowie die unzureichende Brandbekämpfung. Die städtische Baudirektion, das Burgerarchiv und der Archäologische Dienst stellten uns freundlicherweise Pläne und Dokumente zur Verfügung.

104 An der Ausstellungseröffnung nahmen mehrere Vertreter der Stadt Burg- dorf teil, denn die Sicherheitsdirektion der Einwohnergemeinde organi- sierte eine Woche später – zum Gedenken an den Oberstadtbrand vom Sommer 1865 – einen Grossanlass, bei dem der Bevölkerung zum Beispiel die aktuellen Brandschutz-, Brandbekämpfungs- und Rettungsmassnah- men vorgestellt wurden. Im November 2015 und im Januar 2016 boten wir jeweils an einem Sonn- tagvormittag eine öffentliche Führung durch die Sonderausstellung «Fü- rio!» im Schloss an. Anfang März 2016 führte der Archäologe Dr. Armand Baeriswyl ein zahlreiches Publikum durch das Brandgebiet von 1715 in der Unterstadt. Aufgelockert wurde dieser Anlass durch Theaterszenen des Zähringervolks, dargeboten in der Nähe des ehemaligen Mühletors, wo der Brand 1715 in den engen Gassen ausgebrochen war. Die Schreibende hielt im Rahmen der Institution «Kulturkreis 60+» im Ja- nuar 2016 einen gut besuchten Vortrag unter dem Titel «Brandgeschich- ten» und publizierte im Burgdorfer Jahrbuch 2016 bisher unveröffentlichte Briefe und Augenzeugenberichte vom Oberstadtbrand 1865. Der vorwie- gend mit alten Fotos illustrierte Bericht ist als Separatdruck an unserer Museumskasse erhältlich.

Bearbeitungen

Keramikexperte Dr. Andreas Heege erfasste und fotografierte im Rahmen des grossen Inventarwerks zur Langnauer Keramik im Sommer 2015 die 70 Objekte in der Sammlung des Rittersaalvereins. Die Publikation mit dem rund 2500 Stücke umfassenden Katalog von Langnauer Keramik aus europäischen Museen und Sammlungen soll im Herbst 2017 erscheinen. Zudem recherchierte A. Heege zusammen mit T. Aeschlimann über die Burgdorfer Hafnereien Vögeli und Aeschlimann, die mit interessanten ke- ramischen Objekten in unserer Sammlung vertreten sind. Die beiden Auf- sätze sind in den Burgdorfer Jahrbüchern 2016 und 2017 zu lesen. Papierrestaurator Mauricio Pinheiro reinigte und stabilisierte in seinem Atelier in der Burgdorfer Oberstadt Werke auf Papier, die dem Museum kürzlich geschenkt worden sind. Darunter eine Originalzeichnung von Eugen Schläfli, ein Kupferstich 17. Jahrhundert und eine Farblithografie 19. Jahrhundert mit Burgdorfer Sujets; weiter drei Druckgrafiken aus dem 19. Jahrhundert mit zum Teil seltenen Darstellungen der Stadt Bern.

105

Leihgaben

Nach Ende der jeweiligen Wechselausstellungen gelangten die von uns zur Verfügung gestellten Objekte aus dem Glasmuseum in Romont und dem Gotthelf Zentrum in Lützelflüh wieder in unser Depot zurück. Die Souvenir- Ausstellung im Schloss Hünegg wurde um eine Saison verlängert, damit auch der Aufenthalt unserer temporären Leihgaben. Der Einwohnergemeinde Burgdorf stellten wir für den Anlass zum Ge- denken an den Oberstadtbrand von 1865 zahlreiche alte Fotos und Bild- darstellungen der damaligen Brandstätte kurzfristig zur Verfügung, zum Anfertigen von entsprechenden Plakaten. Die Kantonale Denkmalpflege, der Archäologische Dienst und die Redak­ tion der Berner Zeitung konnten im Berichtsjahr Abbildungsvorlagen aus der Sammlung des Rittersaalvereins für ihre Publikationen benutzen.

Erwerbungen

Bei Gerhard Würgler in Schiers durfte Heinz Fankhauser im Sommer 2015 ein ca. 120 Posten umfassendes Geschenk für den Rittersaalverein abho- len. Die gesammelten Bilder und Publikationen stammen meist noch vom Vater des Donators, Emil Würgler (1887–1956), ehemals Lehrer in Burg- dorf und Mitarbeiter bei den Heimatbüchern. Zu entdecken sind in dieser Schenkung Bilder von Eugen Schläfli und Theodor Schnell, diverse alte Ansichten von Burgdorf, Schweizerstiche von Herrliberger sowie seltene historische Publikationen und vieles andere mehr. Willi Stähli in Birsfelden, Pestalozzi-Sammler und Organisator von Pesta- lozzi-Ausstellungen, musste sich aus Platz- und Altersgründen von seiner Sammlung trennen und fand, das Schlossmuseum Burgdorf sei dafür der richtige Empfänger. Bei den 65 geschenkten Objekten handelt es sich um alte Publikationen von und zu Pestalozzi, bildliche Darstellungen verschie- denster Art, Zeitungsberichte zu Pestalozzi-Anlässen und Andenken an den berühmten Pädagogen (Medaillen, Briefmarken usw.).

Unser Dank gilt allen Mitgliedern des Rittersaalvereins für ihre Treue sowie den grosszügigen Spenderinnen und Spendern, die dem Rittersaalverein / Schlossmuseum Objekte, Dokumente und Geldbeträge zukommen liessen oder uns im Berichtsjahr Vergünstigungen gewährten.

108 Helvetisches Goldmuseum Burgdorf

Werner Lüthi

Sonderausstellungen

Ab März 2015 zeigte das Goldmuseum die Ausstellung «Auf den Gold- feldern Australiens». 1823 fand der Vermesser James McBrien in der Kolonie New South Wales erste Spuren von Gold in Geröllablagerungen und Quarzgängen. 1841 stiess auch der Geologe und Geistliche William Branwhite Clarke in dieser Region auf Gold. Diese Entdeckungen wur- den zuerst geheim gehalten. Erst der Goldfund durch Edward Hammond Hargraves am 12. Februar 1851 wurde offiziell bekannt gemacht. Er hatte einen Quarzblock mit einem Goldgehalt von 40 kg gefunden. Die Bekannt- machung löste einen ersten Goldrausch in Australien aus.

Die weiteren Entdeckungen in der Nähe von Melbourne, in Beechworth und Ballarat sowie Bendigo im Südosten zogen weitere Goldsucher an. Zehntausende Einwanderer aus der ganzen Welt, insbesondere aus Irland und China, reisten an, um ihr Glück in den australischen Goldfeldern zu finden.

Die ersten Goldgräber sollen der Erzählung nach die Nuggets auf den Goldfeldern am Mount Tarrengower ohne zu graben einfach vom Boden aufgehoben haben. Danach wurde das Gold vorwiegend aus Bächen und Flüssen gewonnen. Nachdem das alluviale Gold erschöpft war, begann der Goldbergbau im Untergrund. In einem Stollen in 57 Metern Tiefe wurde am 9. Juni 1858 in Ballarat, Victoria, das «Welcome Nugget» gefunden. Sein Gewicht betrug 62,85 Kilogramm. Der Goldklumpen konnte vor- erst in Ballarat, später in Sydney und Melbourne bestaunt werden, bis er für 10 050 englische Pfund verkauft und im November 1859 im «Crystal

109

Die 360 Meter tiefe Mine wird im Tagebau betrieben und erstreckt sich über eine Länge von etwa 3,5 Kilometer und eine Breite von 1,5 Kilometer. Jährlich werden etwa 19 Tonnen Gold gefördert. Riesige Muldenkipper transportieren pro Fahrt 225 Tonnen Gestein aus der Mine. Darin enthal- ten sind etwa 450 Gramm Gold, was durchschnittlich etwa 2 Gramm pro Tonne entspricht.

Australien ist heute nach China der zweitgrösste Goldproduzent der Welt mit rund 260 Tonnen pro Jahr.

Bildung und Vermittlung

Im Juli 2015 beteiligte sich das Goldmuseum wiederum mit Erfolg am Burgdorfer Ferienpass mit Kurzführungen im Museum und Goldwaschen im Schlosshof.

Die angebotenen Führungen für Schul-, Firmen-, Vereins- oder Familien- ausflüge wurden auch in diesem Berichtsjahr rege benützt. So konnten 20 Gruppen aus der ganzen Schweiz, darunter auch sieben Schulklassen, durch das Museum begleitet und mehrheitlich auch ins Goldwaschen ein- geführt werden.

Sammlung

In die Sammlung aufgenommen wurde ein Abguss des «Welcome Nug- gets», welcher durch die heute noch in Deutschland tätige Firma Krantz hergestellt worden ist. Weiter konnte die Sammlung mit verschiedenen Waschgeräten und Goldproben aus Europa ergänzt werden.

112 Malerei, Zeichnung und Druckgrafik, Holzskulpturen und Wachsbilder – Rückblick auf ein bewegtes Jahr 2016 im Museum Franz Gertsch

Anna Wesle

Zu Beginn des Jahres 2016 lag der Fokus der Ausstellung noch klar auf dem Werk von Franz Gertsch. «Franz Gertsch. Johanna & Co. feat. Andy Warhol» (19.9.2015 – 27.3.2016) zeigte einen Querschnitt durch sein malerisches und druckgrafisches Werk vom 1980 entstandenen «Selbst- bildnis» bis hin zum neuesten Holzschnitt «Bromelia» von 2015. Den Kern der Schau bildete jedoch das erstmalige Zusammentreffen von ins- gesamt sechs Johanna-Porträts von Gertsch und Andy Warhol – beide Künstler hatten dieselbe junge Wienerin Anfang der 1980er-Jahre porträ- tiert. Auch unsere Kabinettausstellung «Franz Gertsch. Frühe Holzschnit- te» (14.11.2015 – 3.4.2016) mit Einblicken in die frühen Künstlerbücher von Franz Gertsch fand grossen Anklang – die Meisterschaft des jungen Gertsch beein­druckte.

In der ersten Ausstellungsperiode 2016 standen dann die Einzelausstellun- gen zweier Künstlerinnen im Mittelpunkt, die eine spannungsvolle Kom- bination ergaben. Die in Berlin lebende Schweizer Malerin Valérie Favre präsentierte ihre gross- und kleinformatigen figürlichen und abstrakten Gemälde sowie Collagen auf Papier in zwei grossen Räumen, dazu zeigte die in Biel lebende Zürcher Künstlerin Béatrice Gysin im Kabinett ihre ak- tuellen Zeichnungen sowie Heliogravüren.

Valérie Favre ist eine Künstlerin, der es vor allem um die Malerei an sich geht. Mit dieser setzt sie sich in Werkserien auseinander, in denen sie jeweils ein Thema durchspielt. Die Sujets ihrer figürlichen Gemälde und Arbeiten auf Papier schöpft die Künstlerin aus der eigenen Imagination und ihrer Innenwelt sowie aus dem breiten Fundus der Kunst, Literatur und Philosophie. In der Serie «Balls and Tunnels» entsteht ausserdem jährlich

113

(1995/96) kombiniert. Spannend war hier der Vergleich der Malerei, die eine Bandbreite von knapp dreissig Jahren umfasste. Nicht nur in techni- scher Hinsicht sondern auch in der Frage, wie weit sich die Behandlung der Landschaft bei Gertsch eigentlich von derjenigen der Figur unterscheidet – sind seine Porträts nicht eigentlich «Gesichtslandschaften»? Der zweite Ausstellungsraum war ganz der Landschaft vorbehalten: Zum «Winter» (2009) gesellten sich hier drei Holzschnitte mit dem Thema Was- ser, «Triptychon Schwarzwasser» (1991/92), «Schwarzwasser II» (1993/94) und «Diptychon Schwarzwasser» (1995). Bei diesen Drucken handelt es sich um die Beschäftigung mit dem Fluss Schwarzwasser in der Nähe des Wohn- und Arbeitsortes Rüschegg von Franz Gertsch, die in beinah medi- tativer Art und Weise auf ein Grundthema des späten Werkes von Gertsch, die Beschäftigung mit dem Fliessen der Zeit, verweist.

Die in Biel lebende Zürcher Künstlerin Béatrice Gysin zeigte mit «Béatrice Gysin. Archiv der Vermutungen» (16.4. – 19.6.2016) im Kabinett aktuelle klein- und mittelformatige Blei- und Farbstiftzeichnungen auf Papier und Heliogravüren, die sowohl an der Wand als auch installativ präsentiert wur- den. Béatrice Gysins Zeichnungen sind meist durch eine feine Linienstruktur geprägt, die an die Muster von Fingerabdrücken oder an die Feinheit von Haaren erinnert. Dabei arbeitete sie fast ausschliesslich mit Bleistift, selte- ner auch mit rotem Farbstift. Die Darstellungen erscheinen auf den ersten Blick abstrakt, offenbaren bei näherer Betrachtung jedoch oft organische oder gegenständliche Bezüge. Die Künstlerin ordnet diese Arbeiten bei ihren Ausstellungen in Gruppen an, sei es in einer klassischen Hängung an der Wand oder in Präsentationen im Raum, zum Beispiel auf Tischen oder unter Glasscheiben. Dazu kommen teilweise noch ausgewählte Objekte der Künstlerin. Bei einem Aufenthalt in der Cité des Arts in Paris beschäftigte sich Béat- rice Gysin 2014 gezielt mit Farbstiften und ihr gelang der Durchbruch zur mehrfarbigen Zeichnung. Das Museum Franz Gertsch freute sich, diese neu entstandenen, weich ausufernden Farbstiftzeichnungen erstmals im grösseren Rahmen auszustellen – dabei handelt es sich um das namens- gebende «Archiv der Vermutungen». Weitere Werkgruppen waren eine Serie von Zeichnungen mit Bleistiftstaub, die neben freien Motiven Details aus bekannten Kunstwerken aufgreift sowie eine Anordnung von Helio- gravüren.

115

Sie schulen die Wahrnehmung des Betrachters, wenn nicht konzeptuelle Fragen der Wahrnehmung, der Wirklichkeit oder der Malerei selbst im Zentrum stehen.

Parallel zur Ausstellung «Pascal Danz. Highlights» waren in Raum 1 mit «Werke von Franz Gertsch» (3.9.2016 – 5.3.2017) Gemälde und Holz- schnitte des Namensgebers des Museums zu sehen. Ungebrochen im Schaffenswillen entstehen auch im fortgeschrittenen Alter in gewohnter Präzision weiterhin neue Werke im Rüschegger Atelier des Künstlers. Diese brauchen jedoch ihre Zeit. Das Museum freut sich, dass Franz Gertsch der Retrospektive des frühzei- tig verstorbenen Malerkollegen Pascal Danz das Untergeschoss überliess und aus diesem aktuellen Anlass in nur einem Raum mit Werken vertreten war. Das Museum Franz Gertsch zeigt ja stets die Gemälde und Holz- schnitte des älteren Meisters im Dialog mit meist jüngeren Positionen aus den Bereichen Malerei, Druckgrafik und Zeichnung und sorgt so für ein langfristig ausgewogenes Ausstellungsprogramm. Um die Raumverteilung jedoch in Zukunft noch flexibler gestalten zu können, plant es – wie bereits den Medien zu entnehmen war – den unterirdischen Ausbau, das heisst die Erweiterung der Ausstellungsfläche um einen Raum. So soll auch die Möglichkeit geschaffen werden, den Vier-Jahreszeiten-Zyklus von Franz Gertsch möglichst dauerhaft zu zeigen. Durch den Ankauf der vier Ge- mälde durch den Mäzen des Museums, Dr. h. c. Willy Michel, konnten die Werke für Burgdorf gesichert werden.

Im November gab es im Kabinett einen letzten Ausstellungswechsel mit «Patrick Lo Giudice. Landschaften» (26.11.2016 – 12.03.2017). Die Werke des italienischstämmigen Schweizer Künstlers Patrick Lo Giudi- ce haben einen hohen Wiedererkennungswert. Gefasst in tiefe, schwere Eisenrahmen taucht der Blick des Betrachters in die dicke Wachsschicht ein, in und unter der sich die bildliche Darstellung entfaltet. Ausgehend von Fotografien baut Lo Giudice nach einem aufwendigen Umdruckverfahren das Bild in mehreren Wachsschichten auf, die Farbpigmente werden regel- mässig eingebrannt. So entstehen Werkserien verschiedener Thematik. Im Kabinett des Museum Franz Gertsch waren aktuelle Werke zu sehen, die sich überwiegend mit dem Blick auf die Landschaft beschäftigen.

118 Die Seite des Heimatschutzes Bei Emil Zbinden in die Bilder geschaut

Hans Rudolf Flückiger

Bereits im Jahre 1987, also vor 30 Jahren, wurde von H. U. Schwaar ein Beitrag über Emil Zbinden, Zeichner, Xylograf und Kunstmaler (* 26. Juni 1908 in Niederönz, † 13. Dezember 1991 in Bern), in Zusammenhang mit einer Doppelausstellung mit Emil Jenzer, Typograf (* 8.8.1908 in Bern, † 15.12.1995 in Burgdorf), im Burgdorfer Jahrbuch veröffentlicht. In die- sem Bericht hatte sich Schwaar vor allem mit dem Leben von Emil Zbinden befasst. In der Zwischenzeit sind viele Veröffentlichungen über ihn erschie- nen und eindrückliche Ausstellungen von diesem Künstler durchgeführt worden. Nachhaltig in Erinnerung bleiben sicher die Ausstellungen in den Jahren 2008 und 2009 im Kunstmuseum Bern und in Leipzig «Für und wider die Zeit» anlässlich seines 100. Geburtstages.

Mein erstes Zbindenbild Zu meinem zwölften Geburtstag reiste mein Vater mit mir von Guttannen, unserem damaligen Wohnort, nach Meiringen, um mir eine elektrische Eisenbahn zu kaufen. Im Vorbeilaufen an einer Buchhandlung blieb mein Blick auf einem Bild haften, welches mich augenblicklich faszinierte. Ich bat meinen Vater, mir anstelle der Eisenbahn doch dieses Bild zu kaufen. Ein Holzstich mit einem riesengrossen Lastwagen, voll beladen mit star- ken Männern und um das Fahrzeug herum ebenfalls Männer mit Helmen und Grubenlampen. Ich war stolz, einen ersten «Zbinden» mit dem Titel «Schichtwechsel» (1956, WVZ 122) zu besitzen. Nun, seit dieser Zeit sammle ich alles von und über diesen Künstler. Mei- ne Sammlung enthält Holzstiche, Holzschnitte, Skizzen, Aquarelle, Briefe, Bücher und vieles mehr. Da Emil Zbinden in der Zeit um 1930 auch in Deutschland (Leipzig und Berlin) wirkte, interessieren mich seine Werke aus dieser Zeit natürlich auch.

119

Anhang

Auflösung Rasenstück Biene – vier Mücken – Spinne im Netz – wohl Zimmerbock (Käfer) – Nachtfalter – Kreuzspinne – Schmetterling – Heuschrecke – zwei schwarze Käfer – Raupe – Marienkäfer – Haselmaus (Kopf) – Schlange (Kopf) – drei Ameisen – Schnecke

Auflösung Sprichwörter Auf einen groben Klotz gehört ein grober Keil! – Des einen Tod, des andern Brot! – Keine Rosen ohne Dornen! – Jemandem einen Prügel zwischen die Beine wer- fen! – Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm! – Man muss das Eisen schmieden, solange es heiss ist! – Sich mit fremden Federn schmücken! – Die Grossen (Fische) fressen die Kleinen! – Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein! – Der Hor- cher an der Wand hört seine eigene Schand! – Jeder soll zuerst vor der eigenen Türe kehren! – Viele Köche verderben den Brei! – Unter Blinden ist der Einäugige König! – Der Krug geht zum Brunnen, bis er bricht! – Müssiggang ist aller Laster Anfang! – Wie man sich bettet, so liegt man! – Jedem Narren gefällt seine Kappe! – Man soll keine Perlen vor die Säue werfen! – Auf Regen folgt Sonnenschein! – Falsch wie eine Schlange (mit gespaltener Zunge reden)! – Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer! – Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte! – Mit dem Teufel im Bunde sein (mitgegangen – mitgefangen – mitgehangen)! – Alter schützt vor Torheit nicht! – Mit dem Kopf durch die Wand wollen! – Ein Mann von Welt sein wollen (Geld regiert die Welt)! – Sich nach dem Wind drehen! – Wie die Alten sungen, so zwitschern auch die Jungen!

Quellennachweis Die im Artikel abgebildeten oder erwähnten Holzstiche stammen aus der Samm- lung (Privatbesitz) von Hans Rudolf Flückiger in Affoltern. Holzstich Bern (Berner Wappen), WVZ 235, 1953, Zeitgeist und Bernergeist Holzstich Rasenstück, WVZ 104, 1948, B, 16,4 x 22,7 cm Holzstich Sprichwörter, WVZ 103, 1946, B, 17,9 x 12,0 cm Holzstich Bauernhaus, WVZ 118, 1955, B + F, 5 Col., 23,5 x 36,1 cm Holzstich August, WVZ 202, 1977, B, 16,6 x 21,0 cm Holzstich Baum, Autos, Kernkraftwerk, WVZ 260, 1988, B, 12,7 x 10,8 cm Holzstich Hohwacht WVZ 117, 1955, B, 4 Col., 23,9 x 39,6 cm Emil Zbinden, Das Graphische Werk, Band 1, Guido Magnaguagno (WVZ)

Der Autor (geb. 1945) ist Vorstandsmitglied der Regionalgruppe Burgdorf-Emmen- tal des Berner Heimatschutzes. Hans Rudolf Flückiger, Bannholz 4, 3416 Affoltern i. E. [email protected]

126

Ansprache von Nationalratspräsidentin Christa Markwalder an der Solätte 2016

Liebi Nüntklässlerinne und Nüntklässler Liebi Solättebsuecherinne, liebi Burdlefer, gschetzti Awäsendi

Es isch für mi e bsungeri Ehr u Fröid, euch Nünteler hüt ar Solätte dörfe us dr obligatorische Schuelzyt z’verabschiede, mit euch persönlechi Erin- nerige z’teile und euch miner beschte Wünsch für euchi Zuekunft mit ufe Läbeswäg z’gäh. Bsungers u berüehrend ischs für mi deswäge, wöui vor 26 Jahr säuber hie ir Stadtchiuche a eim vo euchne Plätz gsässe bi und mir dennzmal als Nünteler zäme ds Gospellied «We shall overcome» gsunge hei. Es Lied us dr amerikanische Bürgerrechtsbewegig, wo sech für Grechtigkeit und Glichberechtigung isetzt – auso für Wärt und Aalige, wo mis Läbe – sigs politisch oder juristisch – bis hüt präge. Und ad Stadtchiuche hani ou di wunderschöne Erinnerige vor National- ratspräsidentinnefiir afangs letschte Dezember, woni de Gescht vo nach u färn Burdlef als «la plus belle ville de la Suisse» ha chönne präsentiere. Speziell u schön ischs aber ou deswäge, wöui no nie e Solätte verpasst ha (nid mau woni ar Uni ha müesse amne Solättemorge e Prüefig im Ob- ligationerächt schribe) – d’Solätte isch für mi sit Chindheit ds schönsch- te Fescht (nämlech besser als Wiehnachte und Geburtstag zäme). Hie ar Solätte-Chiuchefiir 1994 – also lang bevor dir uf dr Wäut sit gsy – hani aus Gymnasiastin dörfe d’Red zum Thema Solätte im Wandel vor Zyt halte. Daderfür hani wuchelang i de Burdlefer Archiv umegstöberet und viu entdeckt über d’Wurzle und d’Entwicklige vo üsem wunderschöne und traditionsriiche Fescht, wo mir hüt zum 285. Mal fiire. Dr Gründer vor Solennität, dr Pfarrer Johann Rudolf Gruner, het zu däm Fescht mal gseit:

133 «In ihrem inneren Wesen ist sie sich treu geblieben, nämlich in dem Bestre- ben, reine Freude zu bereiten, und solange sie diese Aufgabe erfüllt, bleibt sie jugendfrisch, auch wenn sie 1000 Jahre alt wird.» Schliesslich het de ou mini erschti politischi Aktion mit dr Solätte z’tüe gha – z’zwöite höch hei mir innerhalb vo 3 Mönet 2000 Unterschrifte gsammelt fürne Petition für d’Wideriifüehrig vom Abenumzug. Zwar mit Erfolg, aber leider isch dr Abenumzug für d’Schuelching de rund 10 Jahr später doch wieder abgschafft worde... Und schad, dass es hützutags ar Solätte ke Freinacht meh git wie früecher. D’Zyte ändere sich, aber das ou zum Guete: So gits ufem Schloss statt Gfängnisgitterstäb bald e Schlossjugi, im Chornhuus wird nüme Chorn glageret, sondern ds Burgdorfer Bier brauet, u wo’s früecher streng nach Chäs gschmöckt het, chame hüt die idrückliche Bilder vom Franz Gertsch bewundere. Schliesslech gits gly ir Sägegass-Turnhalle, wo no lang isch uf Houzbode umeturnet worde, e Jugend-Kulturhalle. Viles het sech z’Burdlef im guete Sinn gänderet. Und das ou uf dr ganze Wäut. Wo üse Jahrgang sinerzyt hie gsässe isch, isch es halbs Jahr vorhär d’Berliner Muur und dr Isigi Vorhang gfalle u dr Chalti Chrieg isch zum Glück friedlech zumne Ändi cho. Mir hei üs ufnes vereints Europa gfreut, wo mir i Freiheit und Friede chöi läbe und umereise, wo me cha i Zug stige und bislang unbekannti Städt wie Prag, Bratislava oder Budapest entde- cke. Ja, d’Euphorie isch gross gsy und das zu Recht – no nie het bis zu dere Zyt e jungi Generation so vili Chance gha wie mir. Miner Urgrosseltere hei dr Erschti Wäutchrieg mit sine Entbehrige miterläbt, miner Grosseltere dr Zwöiti Wäutchrieg mit sine Zerstörige, miner Eltere dr Chalti Chrieg, und üsere Generation isch d’Wäut plötzlech sperangelwyt offe gstande. Mir si d’Generation Interrail gsy, später isch de d’Generation Easyjet derzuecho – und Europa isch gränzelos worde. Gränzelos isch de ou d’ Wäut dank em World Wide Web worde, wo 1991 vom Tim Berners-Lee, emne britische Physiker am Cern in Genf erfunde worde isch. Bis me de aber ds Solätte-Programm het chönne google oder Solätte-Selfies het chönne uf Facebook poste, isch es de doch no e Chehr gange. Dir aus «digital natives» chöit nech es Läbe ohni Handy und Internet chum meh vorsteue. Vorsteue chöit dir euch äuä ou nid, dass mir als Teenager no mit Münz i dr Hand vorere Telefonkabine agstange si, zum am Fründ oder dr Fründin azlütte oder enang Briefe gschribe hei. Und ou z Fründeusrüefe vom Gygerlöibli het denn no e anderi Bedütig gha...

134 Klar het ds Teenager-Läbe vo damals ou gwüssi Vorteile gha: Nämlich dass üs d’Eltere nid per SMS oder WhatsApp hei chönne mahne, mir sötte itz ändlech usem Usgang heicho oder uf Facebook, Twitter oder Instagram hei chönne tracke, was mir grad so mache. Aber d’Globalisierig und d’Digitalisierig hei üs allne villi nöii Chance und Möglechkeite eröffnet. Euch als jungi Generation bsungers, wöu dir die Technologie chöit nutze und witerentwickle, zum d’Zuekunft – euchi Zue­ kunft – z’gstalte. Wenni zrüggluege, i was fürere Zyt dir gross worde sit, isch für euch ds Wort Krise leider äuä eis vo de glöifigschte Wörter gsy: Finanzkrise, Wirt- schaftskrise, Griecheland-Krise, Schulde-Krise, Ukraine-Krise, Flüchtlings- Krise. Und sit letscht Fritig hei mir mit em Brexit e witeri Krise und Usefor- derig. Ob au dene Krise loufe mir mängisch Gfahr, d’Chance nid z’gseh. Doch dr amerikanisch Bürgerrechtler Martin Luther King het mau träffend gseit: «In jeder Krise gibt es nicht nur eine Gefahr, sondern auch eine Möglich- keit.» Krise biete ou Chance und Möglechkeite – oder uf Englisch träffender opportunities –, me muess se mängisch eifach sueche und finde – und se denn ou packe und nütze. Für euch, liebi Nüntklässlerinne und Nüntklässler, bedütet das für euchi persönlechi Zuekunft: Nützet euchi Chance und Möglechkeite, wo euch üsi Schwyz bietet – für euch sälber, für üsi Gsellschaft, aber ou für üsi Wäut. Chum es anders Land het vor Globalisierig und Digitalisierig so pro- fitiert wie mir. So isch zum Bispiel dr europäischi Houptsitz vo de Vereinte Natione (UNO) in Genf, ds europäische Headquarter vo Google isch in Züri, und mit de beide ETHs hei mir Universitäte, wo ir akademische Champions League mitspiele und mithäufe, dass d Schwyz witerhin wäutwiit zu de innovativste Länder ghört. Dank üsem guete Bildigssystem hei aui aui Möglechkeite – aber dir müesst se sälber nütze! D’Schwyz überzügt dank Qualität, Leischtigsbereitschaft, Pionier- und Unternähmergeischt und Innovation. Dir, liebi jungi Genera- tion, chöit und söuet d’Erfolgsgschicht vor moderne Schwyz witerschribe. Es spiut ke Rolle, ob euche witere Läbenswäg mit ere Lehrstell diräkt i d’Bruefswäut füehrt, ob dir euch mit em Gymer füre akademisch Wäg entschiede heit, e Sprachufenthalt machet oder ob dir es 10. Schueljahr apeilet. Ds wichtigschte isch, dass dir euch bildet und witerbildet u mit

135 offene Ouge dür ds Läbe göht und d’Chance und d’«opportunities» gseht und packet. Üsi Wäut isch im Uf- und Umbruch. Dir aus jungi Generation chöit das im positive Sinn nütze: Blibet gwungerig, gstaltet euches Läbe sälber, übernähmet Verantwortig, heit Vertroue i euch säuber, schetzet dr Wärt vor Freiheit, knicket bi Krise nid eifach ii, sondern suechet d’Chance und Möglechkeite. Wärdet nid zu Egoischte, sondern sit ou immer solidarisch. U zeiget Respäkt – das macht üses Zämeläbe agnähmer und friedlicher. Vor 26 Jahr hätti als Nüntklässlerin mir nie la tröime, dass ig einisch als Nationalratspräsidentin und dadermit für eis Jahr höchschti Schwyzerin darf d’Nüntelerinne und Nünteler ir Stadtchiuche verabschiede. Aber i bi mit offene Ouge dür ds Läbe gange und ha d’Chance gnutzt, wo ni se erchennt ha, und probiert, us Fähler, Rückschleg u Krise geng öppis z’lehre. Deswäge möchti euch derzue ermuntere, all die Chance, wo euch üses Land und wo ds Läbe euch offeriert, sälber z’gseh und z’packe. Chäschueche und Äbeerichueche warte sicher scho deheim, und i wott nid risikiere, dass wie 1955 wider mal e Atrag bim Solätteusschuss iigreicht wird, dass d’Chiuchefiir söu verkürzt wärde, indäm me sech bim Vortrag und dr Pfarrer bi sim Gebät uf ds Nötigschte söu beschränke. Deswäge gib ig euch zum Schluss als Ratschlag mit ufe Wäg: Blibet offe, packet d’Chance, zeiget Respäkt und entdecket d’Wäut – es isch euchi Wäut! I wünsche üs aune e wunderschöni 285. Solätte und euch Nüntklässlerinne und Nüntklässler aues erdänklich Gueti of euchem persönleche und bruef­ leche Läbeswäg. CU @ 286. Solätte!

136 Chronik von Burgdorf

1. August 2015 bis 31. Juli 2016

Viktor Kälin, Chronik Jürg Häberlin, Nachrufe

August 2015

1. Die diesjährige 1.-August-Feier findet im Zentrum Schlossmatt statt. Die Ansprache hält Gemeinderätin Annette Wisler Albrecht. Das Alphornquar- tett Aeschisee, das Jodlerchörli Gysnaufluh und die Familienkapelle Leh- mann sorgen für die musikalische Unterhaltung. Anschliessend wird auf der Brüder-Schnell-Terrasse der «längste Grill des Emmentals» in Betrieb genommen, und am Abend spielen das Duo Pflanzplätz und Andy Ambühl auf.

3. Rund 50 Jugendliche der Nachwuchsstufen Moskito, Mini-Novizen und Novizen (Jahrgänge 2000 –2004) haben unter Leitung von acht Trainern in der Sportarena Leukerbad ein intensives Trainingslager absolviert. Neben dem Eistraining waren unter anderem die 1000 Meter Höhendifferenz auf die Gemmi zu bewältigen. Nach dieser beliebten, aber anspruchsvollen Woche stehen nun Trainingsspiele auf dem Programm, bevor die Meister- schaft beginnt.

6. Seit 95 Jahren ist die SAC-Sektion Burgdorf stolze Besitzerin der Gleck- steinhütte oberhalb Grindelwald; für die Mitglieder natürlich die schönste Hütte der Alpen. Nun wurden Renovationsarbeiten, welche 90 000 Fran- ken kosteten, abgeschlossen. Dank Sponsoren und À-fonds-perdu-Beiträ- gen konnten neue Aluminiumfensterläden gekauft werden. Dazu wurden ein Theorie-, Sitzungs- und Familienzimmer eingerichtet, diverse Laminat- böden eingebaut sowie Elektroinstallationen modernisiert.

13. Während drei Tagen feiert der Theaterzirkus Wunderplunder auf der Schüt-

137 zematt sein 30-jähriges Bestehen. Das Programm ist vielfältig. Neben der Aufführung von «Jim Knopf» spielen und musizieren der Zirkus Chnopf, das Strassentheater Stradini, die Compagnie Trottvoir sowie Tomazobi, Fa- miglia Rossi, Eva Luna und Anuschka. Viel Zirkusluft für Jung und Alt!

Mit einer kleinen Feier weihten heute die Lehrer- und die Schülerschaft den neuen Pausenplatz der Schulanlage Gsteighof ein. Im März 2015 war Baubeginn. Die Klassen haben selber mit viel «Fronarbeit» an den Um- bauarbeiten mitgewirkt und können nun stolz auf das Ergebnis sein. Fi- nanziert wurde der Pausenplatz mit Klassenaktivitäten, dem Erlös aus dem Gsteighoffest und dem Sammeltuch der Solätte 2014. 220 000 Franken steuerte die Stadt bei. Zur Feier des Tages gab es für alle Anwesenden ein Znünibrötli.

14. Für die stets gut besuchte Serenade hat der Orchesterverein Burgdorf das Thema Filmmusik ausgewählt. In der Hofstatt erklingen bekannte Töne wie Melodien aus James-Bond-Filmen, «Forrest Gump», «Pirates of Carribean» oder «New York, New York». Ein abwechslungsreicher Ohrenschmaus!

15. «Fürio! Üsi Stadt brönnt!» – so heisst die Sonderausstellung im Schloss Burgdorf, die sich den fünf grösseren Bränden in unserer Stadt widmet. Neben unzähligen «Feuer- und Brandobjekten» wird auch eingegangen auf die noch rudimentäre Brandbekämpfung im Mittelalter. Die sehens- werte Ausstellung dauert bis zum 3. April 2016.

19. An der heutigen ausserordentlichen Versammlung hat die Burgergemein- de einmal mehr bewiesen, dass sie ein grosses Herz für ihre Stadt und für die Kultur hat. Die anwesenden Burger stimmten einer Krediterhöhung für die Casino-Sanierung zu, um 1,5 Millionen auf nunmehr insgesamt 4,5 Millionen Franken. Nach einer zweieinhalbstündigen, zum Teil heftigen Debatte wurde Markus Grimm als Verwaltungsratspräsident der Casino Theater AG bestätigt. Er muss nun doch nicht zurücktreten!

22. An diesem Wochenende wird mit einem vielfältigen Anlass des Stadtbran- des von 1865 gedacht. Die Oberstadt bleibt für zwei Tage gesperrt. Die Besucher können einen Vergleich anstellen zwischen den damaligen Feu- erwehrmaterialien und den heutigen. Besonders Mutige schauen sich die Stadt auf einer der drei Autodrehleitern aus der Vogelperspektive an. Mit

138

einer sehenswerten audiovisuellen Inszenierung wird der Brand nacher- lebt. Philipp Wyss von der Firma Whitelight hat den Brand mit Beamern, Rauch und viel Geräusch nachgespielt. Es werden Führungen organisiert, die Blaulichtorganisationen vorgestellt, dies auch mit Einsatzdemonstrati- onen. Natürlich wird auch für das leibliche Wohl und das Gemüt gesorgt, mit diversen kulinarischen und musikalischen Angeboten. Ein sehr gut be- suchter und gelungener Gedenktag!

25. Wegen dem grossen Flüchtlingsstrom sind im Durchgangszentrum im Lin- denfeldquartier seit Wochen nicht mehr 100, sondern 150 Asylbewerber untergebracht. Sobald in anderen Gemeinden zusätzlicher Raum geschaf- fen wird, soll Burgdorf wieder entlastet werden.

† Hermann Hans Dür-Lindt, 1925 – 2015, wohnhaft gewesen am Merian- weg 28. Bereits in fünfter Generation hat der Verstorbene das traditionsreiche Un- ternehmen «Mühle Dür» geführt. Die Familie ist seit Jahrhunderten hier ansässig. 1840 kann Samuel Dür, der in der Metzgergasse eine Rotgiesse- rei betreibt, nach zähen Verhandlungen von der Stadt die Mühle in der Unterstadt erwerben. Sein Nachfahre Hermann Hans Dür-Lindt hat das Unternehmen 37 Jahre lang erfolgreich geführt. In seine Zeit fällt 1965 der Umzug aus der Altstadt in die Buchmatt, wo der Betrieb mit moderner Müllereitechnik ausgerüstet wurde und heute der weithin sichtbare Turm auf die Firma hinweist. Hermann Dür ist am 23. Juni 1925 in Burgdorf geboren. Von klein an war er ein leidenschaftlicher Pferdefreund. Zusammen mit seiner jünge- ren Schwester Kathrin ist er an der Technikumstrasse 22 aufgewachsen. Angesichts der angeschlagenen Gesundheit seines Vaters musste er sich früh auf die künftige Leitung des Familienunternehmens einstellen. In der École Nouvelle de Paudex bei Lausanne genoss er eine intensive Handels- schulausbildung. Dann arbeitete er als kaufmännischer Angestellter in den Moulins de Versoix AG und besuchte dazu Kurse an der Genfer Uni. Die Lehrzeit als Müller schliesslich absolvierte er je zur Hälfte in Versoix und im väterlichen Betrieb. 1945 bestand er in der Mühle Beck in Utzenstorf die Abschlussprüfung als Müller. Nach dem Tod des Vaters übernahm er 1953 die Leitung des Familienunternehmens. 1957 verheiratete sich Hermann Dür mit Jeanette Lindt aus Muri bei Bern – aus der Familie eines bekannten Chocolatiers stammend. 1958 kam

140 Tochter Ariane zur Welt, die nach Kalifornien ausgewandert und leider früh gestorben ist, 1960 der Sohn Hermann Marc, der seit 1990 die Mühle Dür leitet. 1965 konnte die Familie an schönster Aussichtslage auf dem Gyrisberg als erste ein von Architekt Massara erstelltes Einfamilienhaus beziehen. Während zweier Amtsperioden war Hermann Dür für die FDP im Stadtrat, in der Burgergemeinde wirkte er als Rechnungsrevisor und in der Vormundschaftskommission nahm er auch Einsitz. Besonders hervorzuheben ist seine Karriere im Pferdesport. Als junger Kavallerie-Leutnant ist er recht eigentlich mit diesem Sport in Berührung gekommen. Seine Frau hat ihn dabei tatkräftig unterstützt. In schmucken Ölbildern hat sie etwas davon festgehalten. In der Dragoner-Schwadron 12 tat Hermann Dür Dienst. Zu seinen grössten Erfolgen im zivilen Sport zählte er die Erfolge im schweren Jagdspringen in Davos 1953 und in Thun 1957, wo ihm General Guisan persönlich gratulierte. Mit 45 Jah- ren wechselte er vom Springsport zum Dressurreiten. Mit der Schweizer Dressurmannschaft konnte er 1972 in München und 1976 in Montreal an der Olympiade teilnehmen. Ein Herzinfarkt zwang ihn, vom aktiven Sport Abstand zu nehmen; kurz hat er noch als Dressurrichter gewirkt. Das Alter brachte mancherlei Leiden und Einschränkungen. Seinen Nächs- ten bleibt Hermann Dür ein Vorbild sowohl in seiner Sportlichkeit wie auch in der Würde und Zufriedenheit, mit der er seine Leidenstage getragen hat.

26. † Anna Bütschi, 1927 – 2015, zuletzt wohnhaft gewesen an der Neuen- gasse 6. Wer kannte sie nicht, die kleine, weisshaarige Frau, leicht gebückt einen Rollator vor sich herschiebend. Am Markttag in der Schmiedengasse war sie regelmässig anzutreffen. Sie kochte gern frisches Gemüse und war offen für einen kurzen Schwatz. Wer sich mit ihr auf ein Gespräch einliess, bekam bald ihren lebendigen und kritischen Geist zu spüren. Anna Bütschi ist am 14. Februar 1927 geboren. Im Schulhaus in Oberlangenegg ist sie aufgewachsen. Wie ihre Geschwister hat sie da die Schule beim eigenen Vater besucht. In Brienz absolvierte sie dann die Gartenbauschule. Die Liebe zur Natur, zu Pflanzen und Blumen hat sie ein Leben lang begleitet. Auf ihrem Balkon stand stets eine Christrose. Viele Reisen hat sie unter- nommen. Von einer Nacht im Schlafsack mitten in der Wüste unter freiem Himmel jedoch konnte sie nur träumen. Nach der Ausbildung fand Anna Bütschi ihren ersten Arbeitsort in Zürich, wo sie in fliessendem Übergang den ersten Beruf mit einem zweiten verband. Am Werklehrer-Seminar liess

141 sie sich zur Heilpä­dagogin ausbilden. Seit 1969 war sie dann in Burgdorf an der Heilpädagogischen Tagesschule tätig. Sie erlebte die Zeit, als man noch in verschiedenen leeren Gebäuden unterrichten musste, bis der Neubau des Schulungs- und Arbeitszentrums für Behinderte an der Burgergasse bereitstand. Mit Leib und Seele war Anna Bütschi Lehrerin. Viel Kreativität und Ideenreichtum liess sie in ihren Unterricht einfliessen. In der Zeit, als das heilpädagogische Unterrichten noch in den Anfängen steckte, war solche Originalität sehr gefragt. Unterrichtsmaterialien mussten erst ent- worfen werden. Legendär war ihr Blüemliteppich, an welchem die Kin- der sowohl die eigene Fantasie entfalten wie auch praktisches Geschick erwerben konnten. 1990 ist Anna Bütschi pensioniert worden. Natürlich wurde sie nicht untätig. Der reformierten Kirchgemeinde diente sie jahre- lang als Geburtstagsbesucherin. Vielseitig interessiert, hatte sie jetzt Zeit, nach Lust und Laune Theater, Konzerte und Ausstellungen zu besuchen. Johann Sebastian Bachs Musik hatte es ihr besonders angetan. Und regel- mässig war sie Hörerin an den Solothurner Literaturtagen. Als überzeugte Frauenrechtlerin las sie am liebsten Geschichten von starken Frauen. Eine starke Frau mit einem starken Willen ist sie selber gewesen. Nach einem Sturz im Juni verbrachte sie ihre letzten Wochen im Zentrum Schlossmatt.

27. An der ausserordentlichen GV der Casino Theater AG wurde die Dr. Röth- lisberger AG Bern als neue Revisionsstelle gewählt. Die Burgergemeinde hatte die Ablösung von Revisor Martin Ruchti gefordert.

28. Seit 2003 vergibt die Stadt Burgdorf Ehrenmedaillen an Personen, die sich auf besondere Art für die Stadt eingesetzt haben. Als erste Frau konnte heute Eva Jaisli mit ihrem Team diese Medaille in Empfang nehmen; dies für ihre Bemühungen rund um das Regionalspital Emmental (Um- und Neubau, Zweistandorte-Strategie, Finanzierungsmodell). Folgende Män- ner wurden bisher geehrt: Alfred Guido Roth, Franz Della Casa, Hans Stirnemann, Willy Michel sowie Heinz Schibler.

28.– Wie immer an der Kornhausmesse wird auch dieses Jahr viel Wert ge- 30. legt auf die Musik. Neben der Konzertbühne «Rock the Bridge» unter der Staldenbrücke mit einigen Rockformationen kommt auch der Volksmu- sikfreund auf seine Rechnung. Natürlich fehlen auch die beliebten Markt- stände nicht. Das Burgdorfer Unternehmen Hermann Dür AG feiert 2015 das 175-jährige Bestehen. Es präsentiert deshalb auf der Platanenstrasse

142

die Firma mit der Sonderschau «Vo der Ähre zum Brot». Viel Einsatz ist beim zweiten 100-m-Stiletto-Lauf gefordert; die Kleinen können sich beim Kasperlitheater «ds guldige Mountenbeik» erfreuen sowie im Family-Club- Kinderland im Gotthelfpark. Die Kornhausmesse – immer wieder gleich, immer wieder anders, aber stets beliebt! Dieses Jahr stimmte auch das Wetter: heiss und sehr sonnig, was zu einem Rekordaufmarsch von 25 000 Besuchern führte.

September 2015

1. Die jungen Architekten Luca Camponovo und Marianne Julia Baumgartner haben den Studienauftrag für die Entwicklung des Areals Suttergut Nord gewonnen. Ihr Projekt ist eine Teamarbeit mit den «extra Landschafts- architekten» Bern und den Verkehrsplanern von Transitec Bern. Wenn Überbauungsordnung und Umzonung abgeschlossen sind, soll im ersten Halbjahr 2017 mit den Bauarbeiten begonnen werden. Bis die gesamte Fläche neu genutzt sei, könne es 5 bis 15 Jahre dauern. Das Projekt sieht eine Nutzung von je 50 Prozent für Wohnungen und Dienstleistung vor. Total sollen 500 Wohnungen gebaut werden.

3. Zu Ehren von Frau Maria Jost-Bildstein läuten heute die Glocken der Stadt- kirche. Sie feiert ihren 100. Geburtstag im Seniorenheim Senevita. Im Alter von sechs Jahren kam sie von Mönchengladbach mit ihrer Familie nach Interlaken, wo sie alle Schulen durchlief und später auch ihren Mann ken- nenlernte. Nach der Heirat zogen sie 1939 weiter nach Burgdorf, wo 1941, 1945 und 1957 ihre drei Kinder geboren wurden. Ihr Garten mit den vielen Beeren und dem Gemüse war ihre grosse Leidenschaft. Frau Jost ist immer noch geistig rege und nimmt im Heim regelmässig an den Aktivitäten teil. Unsere herzlichsten Glückwünsche begleiten die Jubilarin ins neue Lebens- jahr!

4. † René Stalder, 1933 – 2015, wohnhaft gewesen an der Oberburgstras- se 106. Noch im letzten Sommer konnte man ihn regelmässig im Burgdorfer Frei- bad seine Runden schwimmen sehen. Schwimmen ist eines seiner liebsten Hobbys gewesen. In der Schweizerischen Lebensrettungsgesellschaft hat er sich seinerzeit sehr engagiert, hat sich sogar an Klubmeisterschaften

144 beteiligt, woran bis heute drei Zinnbecher in seiner Wohnung erinnern. Kein Wunder: René Stalder ist am 27. Februar 1933 in Bern geboren. An der Kramgasse 16 ist er aufgewachsen. Er hat die Zeit erlebt, als man in der Altstadt noch spielen konnte. Und besonders die nahe Aare hat damals die Buben gelockt. Mit seinen Kameraden hat er das sehr genossen. Ein sport- licher Mensch ist René Stalder zeitlebens geblieben. Nicht nur dass er am Fernsehen regelmässig die grossen Tennis-, Ski- und Fussballmeisterschaf- ten verfolgt hat. Nein, er ist auch selber im Sport aktiv gewesen. Nebst dem Schwimmen hat er sich in Karate geübt. Nicht nur die Muskeln, sondern auch sein Selbstwertgefühl wurde davon gestärkt. Und seine beiden Stief- söhne Michael und Adrian hat er nicht nur das Autofahren gelehrt, er hat sie auch im Schachspielen trainiert. Die Lehre in Vaters Radio- und TV-Geschäft schloss er mit dem Diplom als HF-Elektroniker ab. Bei Krompholz in Bern, später bei Firma Glur in Münsingen ist René Stalder dann viele Jahre tätig gewesen. Stolz ist er in seinem roten Alfa jeweils von Burgdorf zur Arbeit gefahren. Elektronische Teilchen zu entwickeln, die in aller Welt verwendet wurden, war sein Meti- er. Praktisch veranlagt, wusste er auch daheim stets zu helfen, wann immer es mit elektronischen Geräten eine Panne gab. Seine besondere Leiden- schaft aber war das Filmen. Stets die Kamera am Auge, so kannte man ihn. Auch wenn man ihn seiner grossen Leidenschaft wegen gelegentlich ger- ne etwas «hochgenommen» hat, er liess sich davon nicht beeindrucken. So ist eine grosse Dokumentation von verschiedensten farbigen Anlässen entstanden. Von Beruf her in elektronischen Belangen versiert, war René Stalder imstande, beinahe alles zu verarbeiten: Super-8-Filme, DVDs, in den letzten Jahren auch PC-Videos. Unvergessliche Momente aus dem Leben seiner Grosskinder hat er so festgehalten. Mit seiner Frau Christine und seinen beiden Stiefsöhnen hat er gerne Reisen unternommen: Unver- gesslich bleibt die legendäre Reise nach Brasilien. Dazu manche Ferien auf Mallorca. Auch Ausflüge in der Nähe, im Sommer etwa an die Sense oder im Winter aufs Wiriehorn zum Skifahren, gehörten dazu. Herzprobleme, welche sich vor gut zwanzig Jahren bemerkbar gemacht haben, konnten dank einer Bypass-Operation behoben werden. René Stalder hat seither einige gute Jahre erlebt. Regelmässig konnte man ihn zusammen mit seiner Frau Christine und den beiden Spaniels beim Hun- despaziergang treffen. Seine besondere Sorge galt den beiden Tieren. Vor zwei Jahren sind dann auf einmal Herzrythmus-Störungen aufgetreten. In der Insel in Bern und im Spital Burgdorf suchte man Hilfe. Unerwartet rasch

145 ist der Tod eingetreten. Ein liebenswürdiger, äusserst hilfsbereiter Mensch ist René Stalder gewesen.

5. Ab heute beginnt im Kino Krone die neue Saison der Zauberlaterne. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren werden an verschiedene Filme herange- führt, wo sie auf spielerische Art an filmspezifischen Besonderheiten aktiv mitarbeiten können.

Im Kulturschopf begeistern «D Schnouzfäuer» mit ihrem neuen Programm «Limette spränge». Der Slam-Poet Remo Zumstein fasziniert als sprachge- wandter Wortakrobat. Einfühlend begleitet wird er mit Gitarrenklängen von Michael Kuster. Die zwei Burgdorfer ergänzen sich ideal und unterhal- ten, regen aber auch zum Nachdenken an.

Von 9 bis 17.30 Uhr findet heute in der Oberstadt das «Begegnungsfest» statt, organisiert von der Informationsstelle für Ausländerinnen- und Aus- länderfragen «isa» in Bern. 83 verschiedene Nationen zeigen an ihren Ständen einheimische Lebensweisen, kulinarische Spezialitäten oder laden ein zu interaktiven Workshops.

6. Der 17-jährige Burgdorfer Sascha Lehmann hat an den International Fede- ration of Sport Climbing (IFSC) World Youth Championships (Jugend-Welt- meisterschaft für Sportklettern) in Arco (Italien) den WM-Titel für 16- und 17-Jährige gewonnen. Er hat ganz jung mit Klettern angefangen, danach war er im Geräteturnen aktiv – der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Sein Vater war mehrfacher Schweizermeister im Kunstturnen. 2012 wurde Sascha in die Nationalmannschaft Sportklettern aufgenommen. Herzliche Gratulation!

7. Weil die Wurzeln einen Kontrollschacht und die Abwasserleitung verstop- fen, werden zwei mächtige Platanen auf dem Kornhausplatz gefällt. Der daneben stehende Brunnen und die Überdachung verschwinden vorläufig ebenfalls. Der neue Standort des Brunnens ist noch nicht bekannt.

10. Einen ungewöhnlichen Brand musste heute die Feuerwehr löschen. Unter- halb der Eishalle hatte ein Haufen mit Waldabfällen Feuer gefangen. Das Feuer war schnell unter Kontrolle; die Brandursache ist noch unbekannt.

146

11. Mit «Dulcis et fortis» geht heute der Orgelzyklus 2015 zu Ende. Die gebür- tigen Weissrussinnen Liudmila Beladzed (Hackbrett) und Ekaterina Kofano- va (Orgel) spielen ein buntes Programm vom Barock bis zur Moderne.

12. Heute wird das seit April 2015 geschlossene Milano Nord wieder eröffnet. Die jungen Gastronominnen Jacqueline Husmann und Stefanie Suter wol- len regionale Frischprodukte und städtische Atmosphäre anbieten. Das heisst, dass neben Köstlichkeiten im Café immer auch ein Mittagsmenu angeboten wird. Daneben nehmen die Emmental Tours AG sowie die Herzroute AG Einsitz im ehemaligen Uhlmann-Haus, in Zusammenarbeit mit dem Tourist Office der Stadt Burgdorf. Bereits eine Woche früher er- öffnete die Kaffeebar OSO in der Oberstadt. Das junge Wirtepaar Marc Oppliger und Olivia Mathys konzentriert sich dabei auf Burger, gebrannte Mandeln, Kekse und andere Häppchen. Ab dem 9. Oktober ist auch die beliebte Metzgern wieder offen. Wirt Marc Grossenbacher setzt auf kalte Platten und warme Sandwiches. Dazu betreibt er den benachbarten Sky- club, wo die Musik im Zentrum stehen soll.

Für einen Tag bleibt die Poststelle Burgdorf 1 an der Bahnhofstrasse ge- schlossen. So können die Erneuerungsarbeiten an der Schaltereinrichtung abgeschlossen werden.

Der Burgdorfer Stadtlauf wird immer beliebter. Der diesjährige Anlass konnte mit einem neuen Teilnehmerrekord aufwarten. Nach 747 im Jahre 2014 waren es heute 882 Läufer (Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder), die sich auf die anspruchsvolle Stecke wagten. Nicht alle werden den happigen Schlussanstieg zum Schloss hinauf in guter Erinnerung be- halten.

13. «Alles Klar? ...inetten» – unter diesem sinnigen Titel spielen die Klarinet- tisten Stephan Siegenthaler und Cornelia Kindler sowie drei weitere Mit- glieder an zwei Konzerten, zuerst im Gemeindesaal Burgdorf, danach in der Kirche Heimiswil. Zum Jahr der Klarinette hat die Musikschule Region Burgdorf diese musikalischen Leckerbissen vorbereitet.

Im Freizeitzentrum Schlossfeld in Willisau fand der CH-Cup der Minigolfer statt. Dabei konnte sich der Minigolf Club Burgdorf im Finale gegen Gren- chen mit 48 : 45 Bahngewinnen durchsetzen. Herzliche Gratulation!

148 14. Der Stadtrat hat an seiner heutigen Sitzung einen Kredit von 2,25 Millionen Franken für die geplante Jugendherberge im Schloss Burgdorf gesprochen. 1,7 Millionen Franken sollen aus einem Landverkauf an der Thunstrasse querfinanziert werden. Nun wartet man auf den Entscheid des Grossen Rates im November, der eine Finanzspritze von 9,4 Millionen Franken vor- sieht.

15. Der Kanton Bern hat die neuen Unterstützungsgelder an kulturelle Institu- tionen für die Jahre 2017–2020 veröffentlicht. In Burgdorf profitieren wei- terhin das Casino Theater, die Stadtbibliothek und das Kulturschloss von den kantonalen Geldern. Der Betrag ans Casino Theater wurde von 45 000 auf 90 000 Franken erhöht; der Beitrag der Stadt und der Regionsgemein- den sinkt jedoch um den entsprechenden Betrag. Nicht berücksichtigt wer- den weiterhin das Museum Franz Gertsch sowie das alte Schlachthaus.

Die Stadt Burgdorf spendet der Glückskette 10 000 Franken für die Flücht- linge in den Kriegs- und Nachbarländern. Am heutigen Aktionstag der Glückskette kamen insgesamt 5,7 Millionen Franken zusammen.

18. Die Liebhaber von Märkten kommen heute am Burgdorfer Nachtmarkt (17.00 – 22.00 Uhr) auf ihre Rechnung. Kunst und Kitsch, Altes und Neues, kulinarische Köstlichkeiten – für jeden Geschmack ist gesorgt. Speziell ist der «Koffermarkt», der eine herrliche Vielfalt an selber gemachten Sachen zeigt. Dazu gibt es diverse musikalische Angebote von der Brüder-Schnell- Terrasse über den Kronenplatz bis hinauf zum Schloss. Der beliebte Anlass ist wie immer, auch dank des guten Wetters, sehr gut besucht.

Heute, am letzten Schultag vor den dreiwöchigen Herbstferien, haben 169 Schülerinnen und Schüler der Oberstufe Pestalozzi Handschuhe und Keh- richtsäcke gefasst und auf der Schützematt, entlang der Lyssachstrasse und im Unterbergental Kehricht eingesammelt. Es kamen 480 kg Unrat zusammen!

19. Nach einem sonnig-heissen Sommer geht heute in unserer Region die Badesaison zu Ende. Gegenüber der Saison 2014 wartet der heurige Badesommer mit guten Zahlen auf. Im Freibad Burgdorf waren es rund 42 000 Gäste, 12 000 mehr als letztes Jahr. Die Rekordzahlen aus dem Hitzesommer 2003 wurden jedoch nicht erreicht.

149 In der Nacht auf den Sonntag haben wieder einmal Vandalen zugeschla- gen. In der Oberstadt, bei der Markthalle und beim Bahnhof wurden Stras­ sen, Hauswände, Schaufenster und Plakate versprayt und mit unschönen Kritzeleien versehen.

Am Schweizerischen Solisten- und Ensembles-Wettbewerb in Langenthal errang der 22-jährige Burgdorfer Marco Zaugg den ersten Rang in der Kategorie «Euphonium, Jahrgänge 1996 und älter». Der seit 35 Jahren stattfindende Anlass wird für die besten Amateurmusiker durchgeführt. – Herzliche Gratulation!

22. † Fritz Mumenthaler-Sallin, 1924 – 2015, wohnhaft gewesen an der Hei- miswilstrasse 12. 30 Jahre lang hat Fritz Mumenthaler an der Bahnhofstrasse 6 sein eigenes Fotogeschäft geführt. In und um Burgdorf machte er sich einen Namen als Porträt- und Hochzeitsfotograf und in seinem Fachgeschäft bekam man kompetente Beratung und Bedienung. Eine immer noch vorhandene Liste von Kundinnen und Kunden mit bekannten und weniger bekannten Na- men bezeugt den Erfolg des Unternehmens. Fritz Mumenthaler ist am 19. März 1925 geboren, zusammen mit seiner jüngeren Schwester Margrit ist er an der Scheunenstrasse aufgewachsen. 1942 bis 1945 absolvierte er die Lehre als Fotograf bei Foto Fehlmann an der Bahnhofstrasse. Als fleissiger Mitarbeiter mit taktvollem Benehmen war er hier geschätzt. Guten Fleiss und gute Leistungen bescheinigen ihm auch die Abschlussnoten der Gewerbeschule. Bei verschiedenen Fotogra- fen hat er dann seine Berufserfahrung vertieft und erweitert. 1953 eröff- nete er an der Heimiswilstrasse neben der heutigen Garage Blatter sein erstes Atelier und ein Jahr danach das Geschäft an der Bahnhofstrasse. Dass sein Sohn Daniel später dieselbe Berufswahl getroffen hat und 1972 ins väterliche Geschäft eingetreten ist, hat Fritz Mumenthaler besondere Freude bereitet. 1984 übergab er ihm das Unternehmen. Während der Schulzeit war Fritz Mumenthaler im Handharmonika-Spiel- ring sowie im Trommler- und Pfeiferkorps aktiv. Seine Spielfreude brachte ihn mit gleichgesinnten Kameraden zusammen. Mit ihnen gründete er eine Tanzband. Das brachte ihm Glück: Eine nette junge Dame, die in Burg- dorf eine Haushaltlehre absolvierte, Louise Sallin aus Vevey, fand sich als begeisterte Tänzerin ein. So lernte man sich kennen. 1948 heirateten Fritz und Louise. 1953 ist Sohn Daniel zur Welt gekommen. Die Familie lebte

150 zuerst an der Neumattstrasse, seit 1953 dann an der Heimiswilstrasse, wo Fritz Mumenthaler 1963 das Dreifamilienhaus mit grossem Umschwung erwerben konnte. Hier haben über all die Jahre viele Passantinnen und Passanten den prächtigen Garten bewundert. Nicht selten traf man Fritz Mumenthaler mit seiner Frau bei der Arbeit und konnte ein paar Worte wechseln. Mit viel Engagement, Freude und handwerklichem Geschick hat er hier Pflanzen, Gemüse und Obstbäume gehegt und gepflegt. Er soll in Burgdorf der erste gewesen sein, dem das Anpflanzen von Spargeln ge- glückt ist! In späteren Jahren sind dann Enkelkinder dazugekommen, die den Grosseltern viel Freude bereitet haben. Als in den letzten Lebensjahren die Kräfte nachliessen, wurde 2015 der Übertritt ins Altersheim Buchegg unvermeidlich. Fritz Mumenthaler wurde da liebevoll und aufmerksam betreut. Von einer Hirnblutung im September konnte er sich nicht mehr erholen. Nach kurzem Leiden ist er am Geburts- tag seines Sohnes im Alter von 81 Jahren gestorben.

23. Vor 100 Jahren wurde der Verein für Pilzkunde Burgdorf gegründet. Mitbe- gründer und Hauptinitiant war 1915 der erste Präsident Walter Zaugg. Er war als Pilz- und Naturfreund in der ganzen Schweiz bekannt. Heute sind 25 Mitglieder aktiv im Verein tätig. Neue und vor allem junge Mitglieder wären sehr willkommen. Dazu wird seit einiger Zeit ein zusätzlicher Pilz- kontrolleur gesucht. Zum 100-jährigen Bestehen wurde die Delegierten- versammlung des Schweizerischen Pilzverbandes im vergangenen März in Burgdorf durchgeführt.

24. Die Gründung der Burgdorfer Fabrik Stanipac, die «Stannioli», geht auf das Jahr 1922 zurück. 2007 wurde sie von der in Sempach angesiedelten Folag AG übernommen. Nun hat dieser Betrieb Insolvenz angemeldet. Betroffen von der Schliessung sind 145 Personen, davon 25 in Burgdorf. Grund für die schlechten Zeiten ist einmal mehr die Aufhebung des Euro- mindestkurses.

25. Heute feiert in der Senevita Anna Haueter ihren 100. Geburtstag. Sehr früh zog die begabte und kritische junge Frau aus ihrem Elternhaus. Nach dem Lehrerinnenseminar Thun fand sie eine erste Stelle als Unterstufenlehrerin in Heimiswil. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie Handarbeitslehrerin am Seminar Thun, wo sie 35 Jahre unterrichtete, unter anderem auch als Vorsteherin der Abteilung Arbeitslehrerinnen. Neben dem Unterrichten

151 war sie viel auf Reisen und baute ein Haus in Oberdiessbach. Später wech- selte sie nach Burgdorf zurück und übernahm in der Senevita eine eigene Wohnung. Die Kräfte sind in den letzten Jahren geschwunden, aber Frau Haueter ist dankbar, dass sie immer noch in den eigenen vier Wänden leben kann. Ganz herzlich alles Gute für das nächste Lebensjahr!

Die Stirnfassade des Kornhauses, Seite Platanenstrasse, wird saniert. Der Verputz, der an dieser Wand nicht atmungsaktiv war, ist wegen der nicht entweichenden Feuchtigkeit aufgesprungen und hat sich verfärbt. Gleich- zeitig wird die Zufahrt zum Warenlift der Burgdorfer Gasthausbrauerei neu mit sickerfähigen Verbundsteinen versehen, und eine Stele gibt Auskunft über die Mieter im Kornhaus. Die Gesamtkosten all dieser Massnahmen betragen 70 000 Franken.

26. Sehr gute Leistungen kann das Voltige Team Emme in den letzten Wochen vorweisen. Das Team 1 war so erfolgreich, dass es 2016 in der höchsten Leistungsklasse teilnehmen kann. Wir gratulieren!

Oktober 2015

1. Heute beginnt wieder der unterhaltsame Polit-Kabarett-Anlass «Kopf- nuss» im Stadthauskeller. Der Luzerner CVP-Mann Ruedi Lustenberger ist ein politisches Schwergewicht; Regula Esposito (Bühnenfigur Helga Schneider) ist auf vielen Bühnen tätig und bringt die Kabarettseite nach Burgdorf. Geleitet wird das Gespräch wie immer vom Journalisten Georges Wüthrich. Für die Zusammenfassung ist diesmal der Burgdorfer Slam-Poet Remo Zumstein zuständig.

2. Im Marktlaubenkeller zeigt der Burgdorfer Künstler Ueli Gerber neue und letztjährige, überarbeitete Werke. Es sind Samenstände von Blüten, Früch- ten und anderen Naturgegenständen, mit Bleistift und Ölkreide erarbeitete Bilder. An der Vernissage präsentierte der gelernte Bildhauer sein neues Buch «Kroetzer» – kurze, abgeschlossene Geschichten. Kroetzer ist die Hauptfigur. Es sei eine Art Aufarbeitung von Erlebtem, meinte Gerber.

5. Die beliebten, manchmal gefürchteten, oft überbewerteten Gault-Millau- Punkte (Ausgabe 2016) sind wieder einmal veröffentlicht worden. Auch

152 dieses Jahr bleibt Werner Schürch vom Gasthof Emmenhof mit seinen 17 Punkten in Burgdorf der Spitzenreiter. Um einen Punkt verbessert hat sich Christian Bolliger (Stadthaus, 14 Punkte). Ihre Punkte bestätigen konnten Pablo Alonso (Zur Gedult, 13) und Beat Fininger (Spanische Weinhalle, 13).

9. Die Rothöhe gehört zur Gemeinde Oberburg, trotzdem ist sie für viele Burgdorfer ihr «Heimberg». Nach 16 erfolgreichen Jahren verlässt Willi Furrer, der «Wirt für grosse Portionen», das Ausflugsrestaurant. Der Be- trieb eröffnet heute, nach einer umfassenden Renovation, unter der neuen Leitung von Valeria Calais und ihrem Team. Sie war mit ihrem Mann vorher in der Zürichsee- und Bodensee-Region tätig.

In der Buchhandlung am Kronenplatz stellt heute der Burgdorfer Gerhard Binggeli sein neustes Buch vor: «O das no». Es ist dies der zweite Band zu seinen früheren Kolumnen «I bsinne mi». Seine Erinnerungen und An- ekdoten kommen leichtfüssig, manchmal auch nachdenklich, aber stets unterhaltsam daher.

11. Am Ironman Hawaii 2015 haben auch zwei Sportler aus Burgdorf teilge- nommen. Bereits zum dritten Mal dabei war der 35-jährige Marco Iseli. In diesem Jahr bewältigte der Ausdauerathlet den schwersten Triathlon der Welt in persönlicher Bestzeit (9 Stunden, 37 Minuten und 45 Sekunden). Erstmals dabei war Sandra Schöni, die eine Gesamtzeit von 12 Stunden, 15 Minuten und 19 Sekunden erreichte (Alterskategorie 45 – 49). Ganz herzliche Gratulation zu diesen ausgezeichneten Leistungen!

14. Im Rahmen des Lehrlingswettbewerbes der Gastroformation Burgdorf haben Teilnehmerinnen aus dem Regionalspital Emmental hervorragend gearbeitet. Katrin Zaugg gewann in der Sparte Kochkunstausstellung mit ihrer Kreation «Federwilder Herbstteller». Den zweiten Rang erreichte Sa- rah Kobel, den dritten Julie Freiburghaus. Herzliche Gratulation!

17. Die zehnte Kulturnacht präsentiert sich wie gewohnt von der abwechs- lungsreichen Seite. An 30 Spielorten werden rund 100 Vorstellungen geboten. Das zahlreiche Publikum erfreut sich an Schauspiel, Lesungen, Konzerten, Performances, Tanz, Installationen und Zirkus. Ein wahres Spektakel – eben Kultur von der feinen Sorte!

153 An eben dieser Kulturnacht tritt der Burgdorfer Peter Hunziker zum letzten Mal auf. Der pensionierte Lehrer hat während 50 Jahren als Bänkelsänger und Liedermacher unzählige Musikliebhaber im In- und Ausland erfreut. Ein Teil seiner Drehorgeln soll nun in einem Basler Museum ausgestellt werden.

Die Stiftung Historisches Material der Schweizer Armee lädt zu einem Tag der offenen Tür in den ehemaligen AMP. Die Vielfalt von alten und neu- en Gerätschaften ist immens. Vom pferdebespannten Fourgon über erste Motorfahrzeuge bis zum modernen Panzer ist alles vorhanden. Nach dem Besuch der Ausstellung kann man sich in der Festwirtschaft verköstigen, zum Beispiel mit einer frisch gebackenen Militärkäseschnitte.

Von 10 Uhr am Morgen bis Mitternacht können sich Interessierte in der Localnet-Arena vergnügen. Glücksspiele, Eislaufkurse und Showtrainings sorgen für viel Abwechslung. Eislaufschuhe sind in allen Grössen vorhan- den, so kann man am Abend auf dem Eis das Tanzbein schwingen.

Rund 500 Läufer nehmen am traditionellen Herbstlauf in Burgdorf teil. Es werden verschiedene Streckenlängen angeboten, zum Beispiel auch ein Waffenlauf. Start- und Zielort ist wie immer das Schulhaus Neumatt.

18. Bei den Nationalrats- und Ständeratswahlen 2015 gab es heute einen starken Rechtsrutsch. Die grosse Gewinnerin ist die SVP, die 29,5% aller Stimmbeteiligten errang und so elf Sitze im Nationalrat dazugewinnen konnte. Sie kommt damit auf insgesamt 65 Nationalratssitze. Verloren ha- ben die Mitteparteien (CVP, Grüne, GLP, BDP), welche zusammen zwölf Sitze abgeben mussten. Aus dem Emmental wurden vier Personen in den Nationalrat gewählt: Andreas Aebi (, SVP, 116 547 Stimmen), Nadja Pieren (Burgdorf, SVP, 113 598), Hans Grunder (Rüegsau, BDP, 73 264) sowie Christa Markwalder (Burgdorf, FDP, 63 716).

19. Im zweitletzten Schuljahr organisieren alle Klassen des Gymnasiums so- genannte Intensivwochen. Die Klasse von Christoph Zaugg besuchte die Stadt Berlin, wo sie verschiedene interessante Themen erarbeitete (unter anderem Stadtentwicklung, Geschichte, jüdischer Friedhof, Theater und Oper). Sie sahen aber auch weniger sympathische Seiten der Stadt (Smog, aufdringliche Bettler oder Schmutz). Die Woche hinterliess aber bei allen Beteiligten einen nachhaltigen Eindruck.

154

20. «Live dabei» heisst die Aktion des Kantons Bern, welche Jugendlichen einen Einblick in 14 Spitalberufe ermöglicht. Mit dabei ist auch das Regio- nalspital Emmental in Burgdorf. Auch dieses Jahr wird das Angebot rege genutzt; 220 Interessierte waren es in Burgdorf.

22.– Das Casino Theater sorgt an diesem Wochenende für viel Abwechslung. Es 24. beginnt mit einer Podiumsdiskussion mit dem Titel «Literatur auf der Büh- ne?!». Unter der Leitung von Manfred Papst kommentieren und sinnieren der Literat Peter Stamm, Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart und die Regisseurin Katharina Rupp, Schauspieldirektorin Theater Orchester Biel Solothurn. – Am Freitag ist der wohl bedeutendste Schweizer Schauspieler, Bruno Ganz, wieder mal in Burgdorf. Er liest aus Liebesgeschichten von Robert Walser. – Der Samstag ist reserviert für Freunde des musikalischen Kabaretts. Der Deutsche Klaus Kohler präsentiert in seinem Klavierkabarett Höchstleistungen: sportlich, musikalisch und erotisch.

23. Das Regionalspital Emmental mit den zwei Standorten Burgdorf und Lang- nau ist mit dem «Rekole-Gütesiegel» ausgezeichnet worden. Die Abkür- zung steht für Revision der Kostenrechnung und der Leistungserfassung. Die Verhandlungsposition gegenüber den Krankenkassen soll so gestärkt werden.

24. Die Gedex Getränke AG zieht von der Buchmatt in die ehemalige Garage Aeschbacher beim Nationalkreisel. Die Garage wurde in den letzten Mo- naten gründlich umgebaut. Zwei Angestellte sind weiterhin im Geschäft beschäftigt.

Dieses Jahr verleiht die Stadt Burgdorf keinen Preis für soziales Engage- ment. Da zu wenig Bewerbungen eingegangen sind, überarbeitet die Stadt nun die Kriterien und das Verfahren. In welcher Form der Sozialpreis künftig vergeben wird, entscheidet dann der Stadtrat.

Die Migrationswelle hat Burgdorf spätestens seit der Eröffnung des Durch- gangsheims Lindenfeld erreicht. Fünf junge Männer (Dominik Beutler, Mi- scha Brunner, Michel Jost, Valery Rauch, Stefan Schwander) haben heute das «Refugees Welcome-Fussballturnier» auf der Neumatt organisiert. Je vier einheimische und ausländische Mannschaften traten gegeneinander an. Eine nachahmenswerte Integrationsaktion!

156 In Lyon (Frankreich) haben die zwei Leistungssportteams des Eislaufclubs Burgdorf ihren ersten Saisonwettkampf bestritten. Die Cool Dreams Junior belegten den dritten Rang, die Senior errangen sogar den zweiten Platz. Nun wird aufgrund von Analysen das Training optimiert. Im Januar 2016 findet der nächste Wettkampf am Mozart Cup in Salzburg statt.

25. Zum Internationalen Tag der Künstler lädt das Museum Franz Gertsch zu ei- nem musikalischen Erlebnis mit Erzählkunst und Fotografie ein. Unter dem Titel «Die Kunst von Friedensbildung» referiert der Schwede Jan Oberg, Direktor «Transnational Foundation for Peace and Future Research». Da- nach spielen Mitglieder der Organisation «Play for Rights» das Klarinetten- quintett in h-Moll op. 115 von Johannes Brahms, begleitet von Fotografien von Jan Oberg.

26. Ende September 2015 wurden die Maschinen der Stanipac AG am Ein- schlagweg abgestellt, da die Mutterfirma Folag Insolvenz anmelden muss- te. Nun hat die Auffanggesellschaft Polyveris AG 17 der 25 entlassenen Personen zu gleichen Bedingungen wieder angestellt. Die Produktion geht weiter. Ob dies auch langfristig möglich ist, wird die Zukunft zeigen.

30. Heute feiert im Casino Theater die Emmentaler Liebhaberbühne die Pre- miere ihrer neuen Produktion: «Herr Puntila und sein Knecht Matti» von Bertold Brecht. Die beliebten Aufführungen werden im November mehr- fach wiederholt; danach gibt es zehn Aufführungen im Rüttihubelbad.

31. Im Maison Pierre gastiert ein junger, höchst interessanter Musiker (Sänger und Pianist): James Gruntz. Mit einem Master an der Jazzschule Zürich im Sack hat er bereits eine EP und drei Alben veröffentlicht. Nun präsentiert er unter anderem sein neues Album «Belvedere».

Kabarettliebhaber kommen heute im Casino Theater auf ihre Rechnung. Fabian Unteregger verarbeitet in seinem zweiten Bühnenprogramm «Dok- torspiele» Themen rund um Menschen, Gesundheit und Schweizer Alltag. Als Arzt und Lebensmittelingenieur hatte er direkten Zugang zu all den erwähnten Themenkreisen.

Ein schweizweit einmaliges Pionierprojekt hat die Bauernfamilie Kunz in der Ey unter dem Label Aquafuture in Angriff genommen. Nach jahrelan-

157 gen Vorbereitungen hat sie in ihrem Landwirtschaftsbetrieb eine Garnelen- zucht integriert. Die Aufzucht ist sehr aufwendig. Sechs Monate dauert es, bis Garnelen ausgewachsen sind. Der maximale Jahresertrag beträgt zwei Tonnen.

November 2015

2. 7600 Quadratmeter gross ist das ehemalige Gärtnereigelände am Finkhu- belweg. Ueli Heubach hat es letztes Jahr an die Raiffeisen Pensionskasse Genossenschaft St. Gallen verkauft. Die Gärtnerei selber ist bereits seit 2011 geschlossen. Nun planen die Projektverfasser, die AR3 Architekten AG Bern, vier dreistöckige Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 70 Wohnun- gen.

Mit einem ganz klaren Resultat (34 Ja, 1 Nein, 1 Enthaltung) hat der Stadt- rat heute Abend den Nachkredit von 1,5 Millionen Franken für die Sanie- rung des Casino Theaters gutgeheissen. Damit steuert die Stadt neu 5,5 Millionen Franken an die Gesamtkosten von 13,4 Millionen Franken bei. Die Burger haben bereits früher ihren grosszügigen Beitrag auf 4,5 Milli- onen angehoben. An der gleichen Sitzung hat der Stadtrat mit 21 Ja, 14 Nein und 1 Enthaltung den Antrag der SVP-Fraktion gutgeheissen, dass die Lohnmassnahmen für gute Leistungen der Stadtangestellten von 1,5 auf 0,5% gesenkt werden. Das Budget 2016 wird so um Fr. 200 000.– entlastet. Es wurde zum Schluss mit 21 Ja, 2 Nein und 13 Enthaltungen angenommen.

Das Ziel der Projektwoche «Human Library» des Gymnasiums Burgdorf war es, sich nicht nur theoretisch mit Asylbewerbern zu befassen, sondern im direkten Gespräch. 19 Schüler/innen aus der Klasse von Sabine Kobel sahen sich als Sprachhelfer und Brückenbauer. Deutschlektionen, gemein- sames Kochen sowie ein abschliessender Besuch in Kamblys Gueziwelt und in der Töpferei Aebi standen unter anderem auf dem Programm.

Der Kulturförderpreis 2015 (Fr. 7500.–) der Burgergemeinde Burgdorf geht an die Künstlerin Andrea Zurfluh. Nach dem Gymnasium Burgdorf absol- vierte sie den Vorkurs an der Schule für Gestaltung in Bern. Danach stu- dierte sie Kunst und Vermittlung, Innenarchitektur und Szenografie. Seit

158

2010 stellt sie ihre Installationen an Festivals, Ausstellungen und in öffent- lichen Räumen aus, wie zum Beispiel auch die Lichtinstallation «Dandeli- on» beim Museum Franz Gertsch. Sie arbeitet neben ihrer künstlerischen Tätigkeit als Bühnenassistentin am Konzert Theater Bern.

3. Der gebürtige Elsässer A. Nadelhoffer gründete 1905 in der Burgdor- fer Oberstadt eine Confiserie. Berühmt wurden seine 1920 erfundenen «Burgdorferli», die heute noch hergestellt werden. Seit 1945 gehört auch ein Tea-Room zum Betrieb. Von 1967 bis 1980 wurde das Geschäft an die Familie Metzler vermietet, bis 2000 an die Familie Widmer. Neben den vielen süssen Köstlichkeiten legt das Ehepaar Karin und Jürg Rentsch heute viel Wert auf das schöne, alte Tea-Room in englischem Stil und feine Snacks über den Mittag.

Das Medizinaltechnikunternehmen Ypsomed will seine Injektionssysteme weiter verbessern und investiert 50 Millionen Franken in die Entwicklung von Zusatzfunktionen. Das Burgdorfer Unternehmen kooperiert dabei mit einer norwegischen Firma.

4. Der Kulturkreis 60+ konnte mit Prof. Dr. Kathrin Altwegg eine Referentin einladen, die für grossen Publikumsaufmarsch sorgte. Die bekannte Physi- kerin berichtete faszinierend und mit viel Humor von der Mission Rosetta. «Wir haben zehn Jahre geplant, zehn Jahre gebaut und sind zehn Jahre geflogen. Und es geht sicher zehn Jahre, bis wir mehr wissen», meinte die Professorin der Universität Bern.

5. Im Casino Theater wird die letzte komische Oper von Gioachino Rossini aufgeführt: «Le Comte Ory». Die Produktion des Theaters Biel Solothurn steht unter der Leitung von Marco Zambelli, Pierre-Emanuel Rousseau und Valentin Vassilev.

Bereits zum 4. Mal hat die Berner Kantonspolizei in Burgdorf Lokale mit illegalen Sportwetten ausgehoben. Um welche zwei Betriebe es sich han- delt, ist nicht bekannt. Die kontrollierten Personen müssen sich vor Gericht verantworten.

† Susanna Siegenthaler, 1924 – 2015, wohnhaft gewesen in der Ey, zuletzt in der Senevita. Lebendig, quirlig, stets unterwegs, für die Kirchgemeinde, um den Missi-

160 onsbatzen einzutreiben, so haben nicht wenige Susanna Siegenthaler in Erinnerung. Eine tätige Frau ist sie gewesen. Ihren Lebenslauf hat sie selber verfasst. Auf der Moosegg ist sie am 9. August 1924 geboren. Hier hat sie mit drei Geschwistern eine glückliche Kindheit erlebt. In den ersten Lebens- jahren von einer Drüsenkrankheit betroffen, konnte sie diese schliesslich überwinden. Der Besuch der Sekundarschule in Zollbrück wurde möglich und gab ihr Auftrieb. Besonders wichtig war ihr die Sonntagsschule bei Franz Rüfenacht, einem gütigen Alttäufer. Von der 9. Klasse an besuchte sie in Bern die Neue Mädchenschule, wo sie weitere wichtige Prägungen mitbekommen hat: etwa den kirchlichen Unterricht bei Professor Albert Schädelin und die Unterrichtsstunden bei Direktor Bäschlin, die im Zweiten Weltkrieg ihr Interesse an Geschichte und Politik geweckt haben. Nach dem Erwerb des Lehrerinnenpatents 1944 kam Susanne Siegenthaler als Lehrerin an die Unterschule nach Kappelen bei . Ganze 41 Jah- re hat sie hier unterrichtet. Schülerinnen und Schüler verschiedener Stufen in einer Klasse zu haben, zu erleben, wie Grössere und Kleinere vonein- ander lernen, war für sie anregend. Klassenzahlen von über 40 Kindern erforderten nicht nur pädagogisches Geschick, es ergaben sich so auch kraftvolle Singchöre. Vor Weihnachten zog die Lehrerin mit ihren Schü- lern jeweils durchs Dorf, um Betagten etwas musikalische Weihnachts- stimmung ins Haus zu bringen. Das Singen war für Susanne Siegenthaler auch privat ein besonderes Lebenselixier. In mehreren Chören hat sie mit- gesungen und in den Ferien Singwochen besucht. Daraus sind Kontak- te und Freundschaften entstanden. Auch die Vermittlung von biblischen Geschichten in Verbindung mit Bildern aus der Kunstgeschichte war ihr zeitlebens ein spannendes Anliegen. 1986 wurde sie pensioniert und zog nach Burgdorf. Die ihr geschenkten Jahre hat sie genossen. Lange hatte sie ihren hochbetagten Vater zu umsorgen, der über hundert Jahre alt wurde. Der Tod ihres Bruders Fritz – schreibt sie – habe sie am schmerzlichsten getroffen. In der letzten Zeit war es stiller um sie geworden. Wie ein Vogel ohne Flügel komme sie sich vor, schrieb sie in zittriger Schrift auf einen Zettel, aber sie sei dankbar für alle Umarmungen und für alle menschlichen Kontakte. «Alles wirkliche Leben ist Begegnung», zitiert sie den jüdischen Religionsphilosophen Martin Buber. Am 5. November ist Züsi Siegenthaler in der Senevita Burgdorf gestorben.

6. Im Schmidechäuer spielt das 1996 gegründete Trio Lautari ausgewählte Perlen aus seinem Repertoire (Zigeunermusik aus Rumänien, Klezmer aus

161 New York, Tango aus Buenos Aires und Musette aus Paris). Ihr ausge- zeichnetes Können präsentieren Cornelia Arn (Violine), Jürg Luchsinger (Akkordeon) sowie Frantisek Szanto (Kontrabass).

Bei den Umbauarbeiten vor der Stadtkirche wurden eine ehemalige Fried- hofmauer, Gebeine und Schädel entdeckt. Der Archäologische Dienst hat alles dokumentiert und die Knochen zur Alterbestimmung mitgenommen.

Im Marktlaubenkeller versuchten Christine Brand, Autorin und Journalis- tin, und Peter Balzli, der frühere Fernsehjournalist, zu ergründen, was in einer Kriminalgeschichte aus dem Jahre 1702 Wahrheit und was Erfindung ist. Brand und Balzli stammen beide aus Burgdorf. Moderiert wurde der Abend von Christina Egli.

Seit einem halben Jahr ist Thomas Ruprecht Direktor des Schulungs- und Arbeitszentrums für Behinderte (SAZ). Nun wurde die Geschäftsleitung er- gänzt. Karin Galli wird Leiterin Wohnen und Tagesstätte. Neuer Leiter Pro- duktion und berufliche Integration wird Christian Wullschleger. In Zukunft soll die Integration in die Arbeitswelt noch mehr gefördert und gestärkt werden.

7. Seit gut einem Jahr ist die Markthalle eine Grossbaustelle. Unter der Lei- tung der Kaufmann und Arm AG konnten diverse Bauunternehmen zügig und zeitgerecht ihre Arbeiten abschliessen. Die Halle wurde vor 84 Jahren erbaut und gilt als schützenswert. Zwischen Markthalle und Sägegasse- Turnhalle wurde die unansehnliche Mauer entfernt, der Platz dazwischen neu gestaltet. Der ehemals angebaute Stall wurde unterirdisch angelegt. Die Halle kann mit mobilen Wänden getrennt werden, mit separaten Toilettenanlagen. Dank der neuen Küche können 1000 Leute verpflegt werden. Komplett neu angeschafft wurde auch das Mobiliar (runde und eckige Tische sowie Stühle). Man hofft, dass die modernisierte Markthalle an 200 Tagen im Jahr benutzt wird (Ausstellungen, Anlässe, Konzerte). Heute wird sie mit einem abwechslungsreichen Unterhaltungsprogramm dem breiteren Publikum vorgestellt und zum zweiten Mal eingeweiht. Die Markthalle ist technisch erneuert, rundum renoviert worden; sicher eine Freude für alle Veranstalter, aber schön? – Nein, attraktiv ist sie immer noch nicht!

162 10. Seit ungefähr drei Wochen hat es in unserer Region nicht mehr gereg- net. Der Herbst ist nicht, wie so oft, trüb, neblig und feucht, sondern tut sich hervor mit fast sommerlichen Temperaturen. Jedenfalls konnte man in den letzten Tagen ohne Probleme in einem T-Shirt oder Hemd die Sonne geniessen. Die Bäche sind nur noch Rinnsale, und in gewissen Regionen der Schweiz müssen Bauern mit Zisternenwagen Wasser für ihre Betriebe holen, wie schon im heissen Sommer 2015. Eine Regenfront ist in naher Zukunft nicht in Sicht.

12. Im Februar 2015 brannte es im Wohn- und Geschäftshaus an der Bahn- hofstrasse 41a. Nun soll gebaut werden: im Parterre wieder das Bus-Beizli und ein Laden, darüber fünf Geschosse mit Wohnungen. Ende 2016 soll das Haus bezugsbereit sein.

Der Gemeinderat von Burgdorf hat sich knapp (4 : 3) für die Umfahrungs- variante ins Emmental ausgesprochen. Dieser Entscheid war möglich, weil die Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch (SP) von der Parteilinie abwich. Hinge- wiesen wird aber auch darauf, dass das Meienmoos nicht zerschnitten, sondern nur untertunnelt werden soll. Bis dahin ist es aber noch ein sehr, sehr langer Weg.

13. In der Senevita spielt die Band «Morgain» ausdrucksstarken Irish-Folk. Die zwei Musikerinnen und drei Musiker aus dem Bernbiet präsentieren im neuen Programm «Maze of Mirrors» eingängige Melodien – melodiöse Airs, schnelle Tunes und verträumte Balladen.

Das eben erwähnte Seniorenzentrum Senevita erhielt heute im Berner Rathaus den Berner Sozialstern 2015. Gewürdigt wurde insbesondere das Engagement im Bereich der beruflichen Integration psychisch behinderter Menschen. Das Preisgeld (Fr. 10 000.–) ist zweckgebunden und wird in weitere Massnahmen im gleichen Bereich eingesetzt.

Im Theater Z ist heute Literatur angesagt. Rolf Hermann (Gedichtband «Kartographie des Schnees»), Guy Krneta (Familienalbum «Unger üs») und Anna Stüssi (Biografie «Ludwig Hohl. Unterwegs zum Werk») sind alle dieses Jahr von der deutschsprachigen Literaturkommission des Kantons Bern ausgezeichnet worden. Heute geben sie Einblicke in ihre Werke – mit interessanten Hintergründen.

163 14. Einen besonderen Leckerbissen können die Kabarettliebhaber heute auf der Casino-Bühne geniessen. Alfred Dorfer, einer der bekanntesten Kaba- rettisten Österreichs, blickt in seinem Programm «bisjetzt – solo» nicht nur auf die eigene Karriere zurück, sondern macht daraus eine Zeitreise und Spurensuche.

Jeder sportliche Velofahrer in Burgdorf kennt den Rennshop Wüthrich an der Lyssachstrasse. Annerös und Hans Wüthrich feiern während einer Wo- che das 40-jährige Bestehen. Der ehemalige Amateurrennfahrer ist auch heute noch aktiv auf den Strassen unterwegs, auch mal über steile Pässe. Nun gibt es einen Generationenwechsel. Sohn Martin wird in Zukunft das Geschäft führen und weiterhin auf die Kenntnisse seiner Eltern zurückgrei- fen können.

Im Maison Pierre singt und spielt Yvonne Moore mit ihrer Band. Sie widmet sich dabei dem Leben und der Arbeit von Mose Allison, einem US-Jazzpia- nisten und Sänger, dies mit kraftvoller Stimme und grossartigen Musikern.

Das Museum Franz Gertsch widmet sich bis zum 6. März 2016 in einer Kabinettausstellung den Sturm-und-Drang-Zeiten von Franz Gertsch. Un- ter dem Titel «Franz Gertsch. Frühe Holzschnitte» werden Frühwerke des 1930 geborenen Künstlers gezeigt.

15. Im Schlossmuseum können sich Interessierte der Führung von Trudi Aeschli- mann anschliessen. Sie führt durch die Sonderausstellung «Fürio! Üsi Stadt brönnt!». Die Altstadt Burgdorf wurde im Verlaufe der Jahrhunderte von mehreren Grossbränden heimgesucht.

16. Mit 134 Ja, 0 Nein und 8 Enthaltungen hat der Grosse Rat heute entschie- den, dass der Kanton Bern die Umnutzung des Schlosses Burgdorf mit 6,4 Millionen Franken unterstützen wird. Dazu kommt ein zinsloses Darlehen von 3 Millionen. Die Stadt Burgdorf legt 2,25 Millionen dazu. Mit Gönner- geld und Aktivitäten soll noch mehr Geld dazukommen. Im Schloss sollen neben den Museen eine Jugendherberge, ein Restaurant und ein Traulokal integriert werden. Im Frühling 2019 wären dann die ersten Übernachtun- gen möglich.

Gleich zwei Konzerte gibt es in der Stadtkirche innert zwei Tagen zu hören.

164 Im ersten spielen die Organistin Nina Theresia Wirz und ein Streichensem- ble Solo- und Duowerke aus dem Barockzeitalter. Im zweiten spielt der bekannte Cembalist Vital Julian Frey ein Solorezital.

Biber haben im Oberburgschachen den Bachlauf der sogenannten Biem­ bachentlastung gestaut. Um den Hochwasserabfluss bei der BLS-Eisen- bahnbrücke nicht zu gefährden, werden Burgergemeinde und Baudirek- tion die gefällten Bäume und Sträucher maschinell entfernen müssen. Fachleute sollen danach versuchen, die Biber im angrenzenden Grundbach anzusiedeln.

19.– Das Casino Theater wartet mit einer Fülle von abwechslungsreicher Kunst 28. auf. Es beginnt mit «Hildegard Lernt Fliegen» – einem Musik-Sextett mit übermütigen und nuancierten Passagen. Aus Anlass des 40-Jahr-Jubiläums des «Radio Beromünster – Schreckmümpfeli» werden Kurzgeschichten mit Witz und Hintergründigkeit neu erlebt. «Schreibhals» heisst das neue Pro- gramm des Duos «Ohne Rolf», das nichts redet, aber trotzdem für erlesene Kunst und beste Unterhaltung sorgt. «Mi alma no tieno sexo» – so heisst der Titel einer literarisch-musikalischen Reise mit Alfonsina Storni, Hilde- gard Elisabeth Keller sowie Michael Zisman.

20. Im Schmidechäuer spielt «Corazon Latino» traditionelle Latinomusik mit Pop- und Worldelementen. Die vier Musiker begeistern mit Klängen und Rhythmus aus Kolumbien, Kuba und der Karibik.

21. Ann Klemann und Rolf Brügger, beide ausgebildet an der Scuola Teatro Dimitri in Verscio (TI), gründeten 2005 die Compagnie Theater EigenArt. Nun zeigen sie ihre Eigenkreationen (Poesie, Musik, Satire, live vertonte Filme) im Theater Z und schaffen so freche, sinnliche und hochaktuelle Theaterwelten.

Das Burgdorfer Hallenbad feiert sein 40-jähriges Bestehen. Die Bevölke- rung ist eingeladen zu allerlei Aktivitäten (Wettschwimmen, Wetttauchen, Kreuzheben, Führungen, Schmücken des Eingangsbereichs, BIA-Messun- gen). Nicht zu kurz kommen auch die kulinarischen Genüsse, und abge- schlossen wird das Fest mit einem Feuerwerk.

Die Kunsthandwerker der Stadt Burgdorf, zusammengeschlossen unter

165 dem Label «Made in Burgdorf», laden an diesem Wochenende zu einem Atelierrundgang. Zwölf Ateliers, Geschäfte und Werkstätten können dabei besucht werden. Vor jedem Geschäft wird ein roter Teppich ausgerollt.

Die Trail Protectors Emmental sind eine über Facebook gegründete Gruppe von Sportlern, die sehr gerne Mountainbike fahren und dazu noch neue Bikestrecken zu initiieren versuchen. Heute haben 36 Helfer im Färnstu- Wald eine solche Strecke eingerichtet. In zwei Wochen soll weitergebaut werden, und im Frühling 2016 wird der Parcours mit einer kleinen Feier eingeweiht.

15 Instrumentalisten an ihren «Fässern» feiern in Alchenflüh den 25. Geburtstag ihrer Steelband Burgdorf. Die beliebte Band wurde am 28. November 1990 gegründet. Der gemütliche Konzert- und Unterhaltungs- abend sorgt beim Publikum für vergnügliche Stunden und viel «Karibik- Feeling».

An den offiziellen Karate-Schweizermeisterschaften in Liestal kann auch der Karatedo Emme teilnehmen. Er gewinnt dabei eine Silber- und drei Bronzemedaillen. Der amtierende Schweizermeister Yanik Gereon nimmt nicht teil, da er sich nach langen und sehr erfolgreichen Jahren vom Wett- kampfsport zurückgezogen hat.

22. In der Stadtkirche präsentiert die Stadtmusik Burgdorf ein Konzert mit verschiedenen Höhepunkten. Gespielt werden die Ouvertüre zur Operet- te «Der Zigeunerbaron» von Johann Strauss, Melodien aus dem Musical «Anatevka», «Reminiscencia Gitana» von André Waignein, «Balkanya» von Jan van der Roost sowie der «Slawische Tanz No. 7, Opus 46» von Antonin Dvorˇák. Ein Genuss für alle Geschmäcker!

Der Burgdorfer Wilfried Meichtry hat eine Doppelbiografie über die Schwei- zer Schriftstellerin und Journalistin Katharina von Arx (1928 – 2013) und ih- ren Mann, den französischen Journalisten und Fotografen Freddy Drilhon (1926 –1976), mit dem Titel «Die Welt ist verkehrt, nicht wir!» geschrieben. Dazu findet heute eine Lesung mit dem Autor im alten Schlachthaus statt. Im Anschluss daran unterhält sich Luzia Stettler, Literaturredaktorin Radio SRF, mit ihm und dem Publikum.

166

23. Die Casino Gesellschaft ehrt den in Burgdorf geborenen Maler Max Buri (1868 –1915). Die Fondation Saner in Studen widmet dem Künstler eine Spezialausstellung. Heute referiert die Kunsthistorikerin Anna Schafroth im Theater Z über Leben und Werk des Malers.

Die Burgdorfer Stromerzeugerin Localnet AG beliefert ihre Kundschaft ab Januar 2016 mit Strom aus 80% Wasserkraft und aus 20% Sonnenener- gie. Bisher waren es 100% Wasserkraft. Es besteht aber auch die Möglich- keit, einen anderen Strommix zu wählen.

24. An der ordentlichen GV der Casino Theater AG sind dieses Jahr 69 Aktio- näre anwesend, die 20 572 Aktien vertreten. Der künstlerische Leiter Ulrich S. Eggimann liest zum letzten Mal den Bericht der künstlerischen Abteilung vor. Nach 17 erfolgreichen Jahren zieht er sich zurück. Da die Gesetze eine beinahe schalldichte Gebäudehülle fordern, wird der Verwaltungsrat den Antrag stellen, eine Umzonung vorzunehmen; von Stufe 2 auf Stufe 3 der Empfindlichkeitsskala. Zuständig dafür ist der Burgdorfer Stadtrat. Da- nach sollte einer definitiven Baubewilligung nichts mehr im Wege stehen. Dies die optimistische Meinung des Verwaltungsratspräsidenten Markus Grimm.

27. In der Senevita ist das Duo «Längs und Breits» Gast und Gastgeber. Hinter dem originellen Namen stecken der Schriftsteller Pedro Lenz, der aus sei- nen amüsant-tiefgründigen Texten liest, und der Musiker Werner Aeschba- cher, der virtuos auf verschiedenen Schwyzerörgeli begleitet. Dazu wird ein feines Dreigangmenü serviert. Die zahlreichen Gäste erleben einen in allen Punkten genussreichen Abend.

Das Gemeinderating des bernischen Handels- und Industrievereins (HIV) untersuchte zum fünften Mal die verschiedenen Regionen des Kantons. Bewertet werden Steuern und Gebühren, Verkehr und Parkieren, Bauen, Reglemente, Flächen sowie Umgebung und Lebensqualität. In diesem Jahr schwingt Rüdtligen-Alchenflüh obenaus, gefolgt von Burgdorf und Kirch- berg. Das Rating ist nicht unumstritten. Dies belegen die sinkenden Zahlen der teilnehmenden Gemeinden. 2007 waren es im Emmental/Oberaargau noch 35 Gemeinden, 2015 nur noch 24.

28. Die Kindertanzgruppe der Trachtengruppe Burgdorf erlebt heute ihren Hö-

168 hepunkt des Jahres. Sie wurde vom Berner-Verein Zürich eingeladen, zu- sammen mit dem Jodlerklub Wynigen und der Seniorenbühne Zürich am Unterhaltungsabend mitzuwirken. Die Tänze haben Franziska Reber und Lotti Stettler einstudiert. Die Vorführungen der hübsch frisierten Mädchen in ihren schmucken Trachten werden mit grossem Applaus aufgenommen. – Die Gruppe probt alle zwei Wochen jeweils am Mittwoch um 18.00 Uhr. Eine wunderschöne Freizeitbeschäftigung!

Im Kulturclub Maison Pierre ist die Sängerin Shirley Grimes zu Gast. Sie singt Lieder aus ihrer Heimat Irland. «Love Songs» heisst ihr neues Album.

29. Der Orchesterverein Burgdorf spielt in der Stadtkirche an seinem Advents- konzert drei Kompositionen aus dem Jahre 1791: die Ouvertüre zu «Olym- pia» (Joseph Martin Kraus), das Klarinettenkonzert (W. A. Mozart) und die Sinfonie D-Dur (Ignaz Pleyel). Unter der Leitung von Bruno Stöckli spielt der in Burgdorf wohnhafte Klarinettist Christoph Schnyder.

In der Markthalle findet die 40. Fotobörse statt. Wie üblich findet der An- lass viele Interessierte, die bei den Ausstellern aus der Schweiz und dem nahen Ausland Occasionskameras und Zubehör kaufen können.

30. Bierliebhaber können ab heute ihr geliebtes Burgdorfer Bier neu auch aus 0,33-Liter-Flaschen trinken. Damit das möglich wurde, hat die Burgdorfer Gasthausbrauerei 150 000 Franken investiert. Gleichzeitig widmet man mit dem Slogan «Das zarteste Bier seit der Februarrevolution» eine neue Bier- sorte dem Burgdorfer Karl Eduard Aeschlimann, der von 1830 bis 1860 am russischen Zarenhof als Hofarchitekt tätig war.

Dezember 2015

1. 2013 sind die ersten Bewohner in die Räumlichkeiten des überbauten Typon-Areals eingezogen. Nun ist auch wieder eine Firma dort ansässig. Die Ermalo AG hat ihre Produktion von Bösingen hierhin verlegt. Sie stellt Hightech-Maschinen her in den Bereichen Automobilbau, Elektronik, Kon- takt- und Leitertechnik, Kosmetik, Pharma, Haushalt, Bautechnik, Verpa- ckung und Uhren. Der bessere Arbeitsmarkt und die zentralere Lage waren

169 Gründe für den Umzug nach Burgdorf. Aktuell beschäftigt die Firma 22 Fachleute.

Die Gedex Getränke AG betreibt vier Abholmärkte in Huttwil, Langenthal, Solothurn und Burgdorf. Nun gibt es einen Generationenwechsel in der Führung. Hans und Käthi Luginbühl übergeben an Hannes und Stefanie Luginbühl. Am meisten verkauft werden alkoholfreie Getränke (40%), ge- folgt von Bier (30%), Wein (20%) und Spirituosen (10%). Seit 1992 ist die Gedex in Burgdorf ansässig, seit Oktober 2015 neu beim Nationalkreisel in der ehemaligen Garage Aeschbacher.

Die Buchhandlung am Kronenplatz reagiert auf den Preiszerfall im Bücher- markt und die schlechte Passantenlage in der Oberstadt. Neu wird nur noch Trix Niederhauser ein Vollpensum absolvieren. Am Samstag wird man weiterhin von zwei Buchhändlerinnen bedient.

Nach dem Rücktritt von Walter Cassina hat der Stiftungsrat André Burger zum neuen Geschäftsleiter ad interim des Zentrums Schlossmatt gewählt. Auch im Stiftungsrat kam es zu Wechseln. Anstelle von Klaus R. Eichen- berger und Hansjörg Schenker wird die Pflegeinstitution von Doris Iseli und Peter Ritter geleitet. Sie teilen sich das Präsidium. Vizepräsident wird Philipp Kuhn.

2. Heute war Burgdorf schweizweit in allen Medien präsent. Es gab einen eindrücklichen Empfang für die vor zwei Tagen gewählte Nationalrats- präsidentin Christa Markwalder. Die seit 2003 im Nationalrat einsitzende Politikerin wurde mit 159 von 183 gültigen Stimmen gewählt. Der letzte Berner Nationalratspräsident war 1999/2000 Hanspeter Seiler aus Ober- hofen. Nach einem Besuch im Gotthelfdorf Lützelflüh fuhren die zahlrei- chen Gäste zum Kornhaus, wo mit einem Christa-Bier aus der Burgdorfer Gasthausbrauerei angestossen wurde. Pünktlich um 16 Uhr formierte man sich zu einem Umzug in die Oberstadt. Auf dem Weg spielten verschiedene Musiker der Musikschule Burgdorf. Auf dem Kronenplatz war die Stadt- musik die musikalische Begleiterin. Kurze Ansprachen der Stadtpräsidentin und der Gefeierten selber rundeten die Feierlichkeiten für die Öffentlich- keit ab. Die offerierte Hühnersuppe war auch wegen der tiefen Tempera- turen sehr willkommen. Nach der offiziellen Feier in der Stadtkirche wurde der für Burgdorf einmalige Tag mit einem feinen Bankett aus der Küche

170

von Werner Schürch (Gasthof Emmenhof) in der Markthalle würdig abge- schlossen. Es soll hoch zu- und hergegangen sein! – Christa Markwalder ist die dritte Person aus Burgdorf, die das höchste politische Amt in der Schweiz ausübt. Ihre Vorgänger waren 1856 Eduard Eugen Blösch (natio- nal bedeutender Politiker aus der Gründerzeit unseres Bundesstaates) und 1955 Paul Burgdorfer («nomen est omen»). – Ganz herzliche Gratulation, liebe Christa, und viel Befriedigung in diesem Amt!

Die Berchtold Group will an der Bahnhofstrasse ihr Gastroangebot erwei- tern. Per Ende Januar 2016 hat die Mode Minder ihren Mietvertrag aufge- kündigt. Dies war der Auslöser, um aktiv zu werden. Auch die Filiale der Confiserie Widmer muss Platz machen auf Ende August 2016. Ob wieder eine Filiale anderswo eröffnet wird, das steht noch in den Sternen. Ab dem Frühjahr 2016 soll mit dem Umbau begonnen werden. Entstehen soll ein Bistro mit 40 Plätzen, im Untergeschoss ein Musikkeller und etwas später eine Gourmettheke. Über die ganze Länge der neuen Geschäfte wird der Aussenbereich überdacht und bietet in warmen Zeiten bewirtete Aussen- sitzplätze. Investiert wird eine halbe Million Franken. Der Umbau soll auch neue Arbeitsplätze schaffen.

3. In der «Kopfnuss» trifft heute im Stadthauskeller das Berner Oberland auf das Bündnerland. Für den politischen Teil ist Adolf Ogi verantwortlich, das Kabarett vertritt Rolf Schmid. Sie geben einige «Müsterchen» aus ih- rem privaten und beruflichen Leben preis. Moderator ist wie immer der Journalist Georges Wüthrich; die humoristische Zusammenfassung macht Markus Maria Enggist. Wohl wegen des populären Altbundesrates ist der amüsante Anlass sehr gut besucht. Die Organisation lag beim Stadthaus und der «Agentur für ansprechenden Unfug».

Das Dezemberprogramm im Casino Theater ist wie immer äusserst ab- wechslungsreich. Es beginnt mit dem Schauspielklassiker «Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt, gespielt vom Theater Biel Solo- thurn. Das Stück mit der Milliardärin Claire Zachanassian begeistert im- mer wieder. – Völlig anders, aber trotzdem begeisternd, ist das Ensemble «Voices of Africa» aus Südafrika. Die sechs jungen Künstler verbinden Mu- sik von Volksgruppen mit alten Tänzen. Neben Festivals und Theaterauftrit- ten spielten sie auch an der Fussball-WM in ihrer Heimat. – Das Geschich- ten-Konzert «Halbi Schueh» ist für Menschen ab fünf Jahren gedacht.

172 Markus Maria Enggist erzählt, singt und spielt darin Urchiges und Feines, Lustiges und Wichtiges. – Danach liest Christian Kohlund weihnachtliche Geschichten aus der Weltliteratur. Er wird begleitet vom österreichischen Meistergitarristen Klaus Pruenster. – «Zick Zack Puff» ist ein Theaterstück der Company Mafalda. Auf fantasievolle Art werden die Besucher in un- geahnte Welten entführt. – Tinu Heiniger und seine Band muss man nicht mehr vorstellen. Seine in Emmentalerdeutsch verfassten Lieder greifen Themen auf, die unterhalten, aber auch nachdenklich stimmen. – Auch dieses Jahr nehmen Nicole D. Käser und Markus Maria Enggist die Besu- cher mit in eine schräge, freche, heitere und besinnliche Weihnachtssphäre mit ihren Texten von Pedro Lenz bis Heinz Däpp. «Oh je, du Tannenbaum» nennen sie ihr Programm.

4. Im Schmidechäuer spielen und singen der Tessiner Marco Zappa, der Serbe Goran Stojadinovic sowie der Albaner Ilir Kryekurti neue Kompositionen, die das Publikum ans Mittelmeer, in den Balkan und ins Tessin begleiten, dies in einer begeisternden Klangwelt voller Farben, Wärme und Rhyth- mus.

5. Der Soroptimist International Club Burgdorf kann dieses Jahr bereits sein 50-jähriges Bestehen feiern. Mit 3000 Clubs in 123 Ländern und 93 000 Mitgliedern ist dies weltweit die grösste Organisation für berufstätige Frauen. Die Burgdorferinnen engagieren sich für gesellschaftliche, soziale und kulturelle Projekte, die direkt oder indirekt Frauen zugutekommen. Zum Jubiläum schenkten sie der Burgdorfer Oberstufe eine Theatervorstel- lung mit der Papierkünstlerin Horta van Hoye.

An der Stiftungsfeier der Universität Bern wird sieben Persönlichkeiten die Ehrendoktorwürde verliehen. Darunter ist die Burgdorferin Eva Jaisli, die als CEO von BP Swiss Tools in Wasen zusammen mit ihrem Mann ein wichtiges Familienunternehmen mit langer Tradition erfolgreich führt. Die Firma stellt mit 160 Mitarbeitern hochwertige Handwerkzeuge her. – Herz- liche Gratulation!

6. Rund 100 Marktstände sorgen am Adventsmarkt von der Bahnhofstrasse bis zum Schloss für vorweihnachtliche Stimmung, was das zahlreiche Pu- blikum zu schätzen weiss. Gleichzeitig findet ein Sonntagsverkauf statt.

173 In der Aula Gsteighof lädt die Harmoniemusik Burgdorf zu einem Matinee- konzert ein. Unter der Leitung von Dimitri Vasylyev werden unter anderem bekannte Märsche gespielt.

10. Mit der Einführung der 3-D-Laparaskopie (Eingriffe in die Bauchhöhle mit optischen Instrumenten) hat das Regionalspital Emmental bereits vor drei Jahren Aufsehen erregt. Nun wird mit einer neuen Operationsmethode bei der Entfernung eines Enddarmtumors wieder Neuland beschritten. Dabei wird das Geschwür mittels Schlüssellochchirurgie durch die Bauchdecke und zusätzlich vom After her herausgeschnitten. Diese Methode ermög- licht es , dass der Operierende die feinen Nervenfasern besser erkennt und so nicht beschädigt. Federführend ist der Chefarzt Stephan Vorburger.

11. Benjamin Schwander wandelt mit seiner Maturaarbeit auf den Spuren von Franz Gertsch. Er hat in der elterlichen Garage mittels einer Fotografie ein Porträt seiner Freundin gemalt. Die aufwendige Arbeit, insgesamt 100 Stunden, hängt im art Café. Das mit Ölfarben und Gewebekleinteilen er- stellte Bild hat zum Teil acht verschiedene Schichten und eine imposante Grösse von 1x1,45 Metern.

12. Auf der Bühne des Maison Pierre sind die Kummerbuben zu bewundern. Nein, nicht die sechs Kummerbuben aus dem Film von Franz Schnyder, sondern die sechs Musikanten, welche ihr neues Album «Dicki Meitschi» mitbringen. Sie zelebrieren dabei Banjo-Punk, Mandolinen-Herzschmerz, knallende Pop-Beats oder dramatische Folk-Nummern – eine musikalische Reise vom Rio Grande bis ans Aareufer.

14. Heute Abend wählt der Stadtrat Yves Aeschbacher zum Stadtratspräsiden- ten für 2016. Der 35-jährige Sozialdemokrat ist diplomierter Pflegefach- mann und Medizininformatiker; er ist seit 2010 im Stadtrat tätig. Erster Vizepräsident wird Christoph Wyss (BDP), zweiter Vizepräsident Michael Ritter (GLP).

An derselben Sitzung gibt der Gemeinderat bekannt, dass er die im No- vember vom Stadtrat beschlossene Budgetkürzung im Bereich Leistungs- löhne (von 1,5 auf 0,5%) nicht umsetzen könne, weil sie geltendem Recht widerspreche. Die Geschäftsprüfungskommission und der Gemeinderat wollen nun zusammensitzen und das Lohnsystem überarbeiten.

174

Einstimmigkeit herrscht im Stadtrat beim Kauf des neuen Tanklöschfahr- zeuges. Der 550 000 Franken teure Wagen ersetzt einen 1993 gebauten 2600-Liter-Löschtank-Mercedes.

15. Zusammen mit der Klasse 9c des Pestalozzi-Schulhauses haben rund 60 SAZ-Schüler einen Rundgang bei der Heilpädagogischen Schule SAZ zum Thema Advent gestaltet. Neben den gebastelten Objekten war das Projekt auch eine bleibende Erfahrung im zwischenmenschlichen Bereich, welche in einem Projektheft von den Neuntklässlern aufgearbeitet wurde.

Der 50-jährige Roggwiler Anwalt und ehemalige Gemeinde- und Grossrat Markus Meyer wird erster Präsident der Stiftung Schloss Burgdorf. Die Stiftung bezweckt die Erhaltung sowie die öffentliche und private Nutzung des Schlosses. Vorgesehen sind eine Jugendherberge mit Restaurations- betrieb, Museen und ein Trauungslokal. Die Neueröffnung ist für 2019 geplant.

16. Nicht nur Bern hat eine Light-Show auf dem Bundesplatz, auch die Mu- sikschule Region Burgdorf (MRB) präsentiert während einer Woche eine spektakuläre Lichtschau auf ihrem Gebäude. Zu eingängiger Musik haben die MRB, Pro Burgdorf und Whitelight ein Projekt zusammengestellt, wel- ches das Publikum jeweils begeistert.

17. † Dr. med. Peter van Laer, 1930 – 2015, wohnhaft gewesen an der Alpen- strasse 37. Als liebenswerten, herzensguten und vielseitig interessierten Menschen haben ihn seine Nächsten in Erinnerung. Geboren ist Peter von Laer am 5. Januar 1930. An der westlichen Alpenstrasse (heute Nr. 47) hat er mit seinem jüngeren Bruder Walter die Jugend verbracht. Der Vater, selber Arzt, war ein sehr aktiver Berggänger, die Mutter weitherum bekannt als engagierte Rotkreuzfahrerin beim Frauenhilfsdienst. All die Freuden, die Burgdorf einem jungen Mann bietet, hat Peter van Laer genossen: Solenni- tät, Kadettensein, Bertholdia. Einen zweiten Bruder bekam er, als die Eltern den Knaben Attila aus Ungarn in die Familie aufnahmen. Dass er früh bei einem Autounfall ums Leben kam, war für alle ein Schock. Von 1949 bis 1955 studierte Peter van Laer in Bern Medizin – ein Semes- ter davon in Genf. Seine erste Assistentenstelle trat er am Zieglerspital in Bern an. 1957 begann er die Arbeit an der Augenklinik in der Insel. Zwei

176 Praktika, 1959 in Giessen, 1960 in Tübingen, vervollständigten seine Aus- bildung zum Augenarzt. 1962 eröffnete er an der Bahnhofstrasse 43 seine eigene Praxis. Über Jahre hinweg hat er hier seine Patienten betreut. Mit den Fachkollegen am Ort stand er in gutem Kontakt. 1972 übernahm er von Dr. Franz Della Casa den Chefarztposten am Spital. Regelmässig reiste er mit Frau Lorli an die jährlichen Kongresse der Augenärzte in Paris. 2003 hat er seine Praxis an Frau Dr. Kristin Rose übergeben. 19 Jahre lang gehörte Peter van Laer dem Stadtrat an; 1991 hat er ihn präsidiert. Im Rotary-Club war er Mitglied. 1957 verheiratete sich Peter van Laer mit Hannelore Ancel. Tochter Marian- ne und Sohn Daniel kamen zur Welt. Peter ist auch ein äusserst beliebter Götti geworden. Als sportlicher Mensch nutzte er die knappe Freizeit mit den Seinen. In späteren Jahren freute er sich an den vier Enkelkindern Nicole, Valerie, Nicolas und Fabian. Der überraschende Tod seiner Frau 2001 traf ihn hart. Zunächst stürzte er sich in die Arbeit, war dann aber froh, die Praxis bald in andere Hände geben zu können. Wie selten einer verstand er es, die neu gewonnene Freiheit auszufüllen. Nicht nur, dass er anfing, Golf zu spielen, vor allem liess er sich von der Reiselust packen. Sie führte ihn in ferne Länder und zu Verwandten in Australien. Extra reiste er nach Libyen oder Peru, um Sonnenfinsternisse zu erleben. Seine charmante Ausstrahlung machte ihn für viele zu einem lieben Freund und zu einem gern gesehenen Gast. Wie konnte er schwelgen bei einem herrlichen Fischessen. Seine sympathische Art hatte etwas Gewinnendes. Bis zuletzt blieb er unternehmungslustig. Viele sehen ihn noch jetzt im beigen Regenmantel auf dem Fahrrad durch die Stadt fahren!

18. Das Medizinaltechnikunternehmen Ypsomed investiert weiter in Standorte in der Schweiz und nicht im Ausland. In den nächsten Jahren sollen am Standort Solothurn hundert neue Stellen entstehen. Davon wird auch der Betrieb in Burgdorf profitieren. Weil Ypsomed in Solothurn die ehemaligen Produktionshallen der Autophon-Ascom besitzt, können die Produktions- anlagen sofort installiert werden.

Am Dezember-Nachtmarkt ist nicht nur viel los in den Gassen von Burg- dorf – unzählige Stände und ein zahlreiches Publikum. Mit einem Apéro wird in der BOXX auf dem Kronenplatz ein Wechsel vollzogen. Nach 21 erfolgreichen Jahren übergibt die Inhaberin Rosmarie Ruch das belieb-

177 te Secondhand-Geschäft an ihre langjährige Mitarbeiterin Inge Widmer.

19. Zum Jubiläum des Vereins Konzertszene gastiert beim 25. Gospelkonzert das Bernita Bush Gospel Quartett aus Ohio (USA). Bernita Bush wird be- gleitet von Peter Luginbühl (Klavier), Martin Albrecht (Bass) sowie Thomas Zingg (Drums). Beim Konzert leben ihre Vorbilder Ella Fitzgerald und Sarah Vaughan wieder auf.

23. Vor einer Woche suchten Einbrecher in der Nacht den Rennshop Wüth­ rich an der Lyssachstrasse heim. Sie entwendeten Rennräder im Werte von 100 000 Franken und transportierten sie in einem Fahrzeug ab. Dass sie kurz danach im Nassi in eine Radarfalle tappten, bemerkten die Die- be nicht. Da die Polizei die Bilder der geblitzten Fahrzeuge jeweils sofort auswertet, konnte sie die Kontrollschildnummern unverzüglich weitermel- den. So kann das Diebesgut samt Übeltätern relativ rasch sichergestellt beziehungsweise festgenommen werden. Zurück bleiben die Schäden an den Velos, an den Fenstern und Türen des Geschäftes sowie ein ungutes Gefühl.

24. Die Stadtkirche ist für die liturgische Weihnachtsfeier besonders festlich geschmückt. Das warme Licht der Christbaumkerzen taucht das zahlreiche Publikum in die richtige Stimmung. Der reformierte Kirchenchor, ein Ad- hoc-Orchester (Leitung Roman Schönenberger) sowie die Solistinnen Leti- cia Kahraman (Sopran) und Sandra Rohrbach (Alt) werden vom Organisten Martin Geiser begleitet. Gespielt werden das Gloria RV 589 von Antonio Vivaldi und zwei Soli der Sängerinnen. Das gemeinsame «O du fröhliche» und zwei Schlusschöre des Gloria bilden den Abschluss der würdigen Feier.

27. Pippi Langstrumpf von Astrid Lindgren ist wohl allen Kindern, aber auch den Erwachsenen ein Begriff. Heute kann man das verrückte und fröh- liche Mädchen mit den roten Zöpfen in der Markthalle bewundern. Die «kindermusicals.ch», bekannt für verschiedene Musicals, organisiert den beliebten Anlass.

28. Die zwei führenden Unihockeyvereine der Region untere Emme (Wizards Bern Burgdorf + SV Wiler-) wollen in Zusammenarbeit mit den Schu- len eine Unihockeyakademie aufbauen. Bereits ab Januar 2016 werden in Burgdorf, Kirchberg und Zuchwil Talenttrainings angeboten. So hofft man,

178 Talente fördern zu können, die später auch international erfolgreich sein werden.

29. Auf einem Trödlermarkt hat der Burgdorfer Musiklehrer Andreas Ramseier vor einigen Jahren den Klavierauszug der 100-jährigen Oper «Der Klari- nettenmacher» von Komponist Friedrich Wegmann und Librettist Georg Richard Kruse erworben. Das Werk wurde 1913 in Bamberg uraufgeführt. Heute ist nun die Premiere im Casino Theater. Das Musikschule-Team mit dem musikalischen Leiter Armin Bachmann und Regisseur Ulrich Simon Eggimann leitet das Orchester Capella Burgdorf mit den Interpretationen von Theaterkomponist Roger Müller.

Nach 2002 und 2007 hat die Burgdorfer Fotografin erenaV Menz ihre drit- te Postkartenserie herausgegeben. Die gebürtige Berlinerin hat dabei ver- schiedene Schauplätze Burgdorfs fotografiert (unter anderem das Schloss, die Schützematt mit den Flühen, die Unterstadt und die Oberstadt). Bis zum 16. Januar 2016 sind die Originalbilder in der Galerie Re an der Müh- legasse zu sehen.

30. † Margrit Beutler, 1955 – 2015, wohnhaft gewesen am Spyriweg 5. Viele Jahre hat sie engagiert mitgearbeitet in der Sonntagsschule der re- formierten Kirchgemeinde Burgdorf. Man merkte ihr an: Diese Aufgabe mit Kindern war ihr sehr wichtig. Sie selber hatte eine profilierte Bezie- hung zum christlichen Glauben. Den weiterzugeben an kommende Ge- nerationen war ihr ein echtes Anliegen. In Willisau ist Margrit Beutler am 4. September 1955 geboren. Da das Mädchen recht gut heranwuchs, stol- zierte es bereits mit fünf Jahren in den nahegelegenen Kindergarten. Mit sechs Jahren besuchte es die Primarschule , später dann die Kantonsschule. Es folgten ein Haushaltslehrjahr und die Lehre zur Damenschneiderin. Mit dem Abschluss als Handarbeitslehrerin am Seminar Thun erreichte sie mit Bestnoten ihr gewünschtes Berufsziel. Im Lerchenbühl Burgdorf fand sie eine Stelle und zugleich eine Wohnung. Burgdorf wurde ihr zur neuen Heimat. Durch grossen Fleiss, Spar- und Genügsamkeit gelang ihr kurze Jahre danach der Erwerb einer Eigentums- wohnung. Die Förderung der Schwachen war ihr ein wichtiges Anliegen. Ferien nutzte sie zur Weiterbildung oder zu Reisen in Entwicklungsländer. Mit vollem Koffer reiste sie ab – zurück kam sie ohne etwas. Viel Herzblut investierte sie in einen kreativen Unterricht. Regelrechte Kunstwerke schuf

179 sie mit ihren Schülern zusammen. Sie war alleinstehend und doch nie al- lein. Zu vielen Menschen fand sie einen guten Kontakt. Sechs Patenkinder und ein Mündel durften von ihrer Liebe profitieren. Viele schöne und be- reichernde Momente und Ferien konnten sie mit ihr erleben. Die Diagnose Krebs veränderte ihr Leben schlagartig. Die Krankheit wurde eine grosse Herausforderung für sie und ihr Umfeld. Hoffnungsvoll bis zum Schluss stellte sie sich dem Leiden. Alle, die ihr nahestanden, erlebten eine sehr intensive und bereichernde Zeit.

Januar 2016

1. Gemeindefusionen sind in den letzten Jahren aufgekommen. Heute fusio- nieren zwei Verbände aus unserer Region. Die Sektion der Gastro Emmen- tal und der Gastro Oberaargau vereinigen sich zur zweitgrössten Sektion im Kanton. Die neue Sektion umfasst nun neu rund 400 Mitglieder.

Der langjährige Geschäftsstellenleiter Martin Kolb hat auf Anfang 2016 die Leitung der UBS Burgdorf an Mark Haldimann abgegeben. Haldimann war zuletzt als Leiter Firmenkunden Region Emmental-Oberaargau bei der Berner Kantonalbank tätig. Kolb wird innerhalb der UBS eine neue Aufga- be übernehmen.

2. In der katholischen Kirche findet das bereits 13. Burgdorfer Neujahrskon- zert statt. Im Zentrum dieses Kammermusikkonzertes stehen das weltbe- rühmte «Kegelstatt-Trio» von W. A. Mozart und ein Hammerflügel. Das auch Pianoforte genannte Instrument wird von Helene Ringgenberg ge- spielt, begleitet von Marie-Anne Gerber-Tardent (Violoncello) sowie Wen- zel Grund (Klarinette).

In der Nacht auf heute ist endlich ein Tief in der Schweiz angekommen. Es sorgt für etwas Regen. Glücklich über den Regen wird sicher das Tessin sein, denn dort regnete es seit Oktober 2015 nicht mehr. Da die Tempe- raturen immer noch zu hoch sind, schneit es nur bis auf 700 Meter über Meer. Wir Flachländer werden wohl nichts dagegen haben!

4. Nach dem Regen lässt es Frau Holle heute ganz «schüchtern» schneien. Am Morgen liegt überall etwas Schnee, vor allem auf den Dächern und

180

den Wiesen. Weil die Temperaturen aber auf 8 Grad ansteigen, ist am Mittag der «Winterzauber» bereits wieder vorbei.

Nach zwölf Jahren verlässt Andrea Staub, die Jugendbeauftragte Burgdorf, die Stadtverwaltung. Ihre Nachfolgerin ist Eva Mosimann, die als diplo- mierte Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin FH in den letzten zehn Jahren in der Schulsozialarbeit tätig war.

5. Die Brüder Manuel und Mathias Zach betreiben seit 19 Jahren die Kinos Rex und Krone. Im Vergleich zu grösseren Städten sind die Preise hier moderater. Das Geschäftsjahr 2015 war ein voller Erfolg. Kassenschlager waren «Fast & Furious 7», «Fifty Shades of Grey», «Minions», der neue Bond-Film «Spectre», aber auch die Heidi- und Schellenursli-Filme.

6. Der Gemeinnützige Frauenverein und der katholische Frauenbund organi- sieren auch dieses Jahr wieder Kurse für Zehn- bis Zwölfjährige, in denen die Jugendlichen lernen, was in der Pubertät mit ihrem Körper vor sich geht; die Mädchen im Kurs «Mädchen, Frauen, meine Tage», die Knaben in «Mission For Men».

7. Das Casino Theater wartet auch im Januar mit einem bunten kulturellen Strauss auf. Nach der Oper «Der Klarinettenmacher» geht es los mit zwei absoluten Kabaretthöhepunkten. Simon Enzler mit seinem neuen Pro- gramm «Primatsphäre» und das Duo Schertenlaib & Jegerlehner mit «Zun- der – ein Nachbrand» begeistern vor ausverkauften Rängen. – Weiter geht es mit «Bliss – Derniere von der ‹Premiere›», ein komödiantisch inszenierter Rettungsversuch einer Konzertpremiere. – Danach spielt das Theater Biel Solothurn die bekannte und beliebte Komödie «Der Menschenfeind» von Molière. – Rolf Schmid, den Bündner Kabarettisten, muss man in Burgdorf nicht mehr vorstellen. Er kennt die Bretter der Casinobühne bereits bestens und kommt immer wieder gut an.

Die erste Viehauktion in der sanierten Markthalle zieht gegen 1000 In- teressierte an. Vorgeführt werden 122 Tiere. Das Einzugsgebiet umfasst das Emmental, aber auch die Kantone Freiburg und Solothurn. In seinem Element war der bekannte Auktionator und Nationalrat Andreas Aebi, der wie immer mit Zahlen, Fakten und träfen Sprüchen die Versteigerung leite- te. Die Markthalle hat den Härtetest bestanden; da sind sich die Beteiligten einig.

182 In der Nacht auf heute brennen vor der Migros Do It & Garden an der Poststrasse Paletten mit Holzpellets. Dabei geht eine grosse Schaufens- terscheibe in die Brüche, was zu Rauchentwicklung auch im Innern des Geschäfts führt. Das Feuer kann rasch gelöscht werden. Die Polizei geht von Brandstiftung aus.

10. Einen besonderen Genuss verspricht das Konzert in der Stadtkirche. Das Kontrabass-Duo Kaspar Wirz und Nikola Ajdacic bietet zusammen mit der Organistin Nina Theresia Wirz ein abwechslungsreiches Programm mit Werken von Georg Friedrich Händel und Johann Pachelbel sowie Glanz- lichtern der Orgelliteratur und Perlen aus 400 Jahren Musikgeschichte.

Wer lieber Jazz hört, geht am Nachmittag in die Senevita. Das Quartett «Swing-Project» mit Hans Graf (Vibrafon), Heinz Raaflaub (Piano), Werner Eichenberger (Gitarre) und Jacques Wüthrich (Bass) eröffnet die Kultursai- son in der Seniorenresidenz. Der Anlass ist öffentlich. Der abschliessende­ Apéro fehlt auch diesmal nicht.

11. Nach sieben Jahren Tätigkeit tritt Nadja Pieren (SVP) als Stadträtin zurück. Sie will sich auf ihr Nationalratsmandat konzentrieren. Ihr Nachfolger wird Fritz Gfeller.

Ein Hauch von Seldwyla schwebt heute über Burgdorf, genauer über dem Regionalgefängnis. Dort muss der Burgdorfer Heinz Schär (63 Jahre alt und mit gutem Leumund!) für einen Tag und eine Nacht antreten. Er hat kurz vor Weihnachten 2014 ein Bündel Werbematerial, das in seinem Hausein- gang deponiert worden war, in einem öffentlichen Papierkorb entsorgt. An seinem Briefkasten stand deutlich sichtbar «Keine Reklamen». Die städtische Baudirektion schickte ihm darauf eine Busse von Fr. 100.–. Da er die zehntägige Rekursfrist verstreichen liess und er sich weigerte, die Busse zu bezahlen, schritt die Staatsanwaltschaft ein. Heute hat er nun die Busse «abgesessen». Nach der Verbüssung der Tat meinte Schär, er würde es nicht fünf Tage im Gefängnis aushalten. Gottfried Keller hätte seine Freude gehabt an dieser Posse!!

12. Der Berner Regierungsrat hat für die Sanierung der Burgdorfer Markthalle einen Betrag aus dem Lotteriefonds genehmigt. Er unterstützt die wertver- mehrenden Investitionen und die Arbeiten der Denkmalpflege mit 909 000

183 Franken. Die Markthalle war am 7. November 2015 wieder eröffnet wor- den.

14. Auch im Jahr 2015 ist die Bevölkerungszahl in Burgdorf wieder gewachsen. Ende 2015 wohnten 16 204 Personen in der Emmestadt; ein Zuwachs von 201 Bewohnern. Der Ausländeranteil betrug 14,6%. Ein Hauptgrund für den Zuwachs ist die Überbauung Suttergut, wo 120 Wohnungen entstan- den und heute grösstenteils auch bezogen sind. Die Rangliste der Natio- nalitäten führt natürlich die Schweiz an (13 838 Einwohner), gefolgt von Deutschland (403), Italien (358), Mazedonien (253) und Kosovo (255). Insgesamt wohnen 30 verschiedene Nationalitäten in Burgdorf.

Die Kulturkommission der Burgergemeinde Burgdorf hatte dieses Jahr zwölf Maturaarbeiten zum Thema «Regional – diagonal – Emmental» zu begutachten. Sie bewertete dabei zwei Arbeiten gleichwertig im ersten Rang. Alex Galli () hat in rund 001 Arbeitsstunden ein in Fotore- alismus gestaltetes Bild erstellt, das aus rund 150 Fotos aus der Gegend entstanden ist. Linda Wüthrich (Burgdorf) hat viel Zeit investiert und ist lange Wege abgelaufen für ihre Arbeit «Wasserqualitätsuntersuchung der Emme an verschiedenen Orten». An acht Standorten vom Oberlauf bis zur Einmündung in die Aare hat sie Laboruntersuchungen des Wassers und der darin vorkommenden Lebewesen analysiert. Die beiden Gymnasiasten erhielten je Fr. 600.–. Den dritten Preis (Fr. 300.–) gewann Natalie Stalder () für ihre Idee «Repair- Café», wo an diversen Tagen Artikel zur Reparatur vorbeigebracht werden können. – Herzliche Gratulation!

Im Herbst 2014 hat Marco Kindler aus Hasle an der Berner Technik in Burgdorf als Bauingenieur FH erfolgreich abgeschlossen. Nun hat er für seine Diplomarbeit den Titel «Best of Bachelor» erhalten, der alle zwei Jahre an zehn Bauingenieure in der Schweiz vergeben wird. Die Arbeit befasst sich mit dem Hochwasserschutz in der Gemeinde Affoltern. Die Gemeinde wird deshalb Marco Kindler einbeziehen bei der Weiterver- folgung der Probleme im Bereich Hochwasserschutz.

15. Im Schmidechäuer kommen heute die Liebhaber der traditionellen irischen Musik auf ihre Rechnung. Simon Brem (Gitarre), Tamy Gorsatt (Concerti- na, Whistle, Akkordeon) und Brendan Wade (Gesang, irischer Dudelsack) spielen als «Inish» begeisternde und schwungvolle Songs.

184 16. In der Nacht auf heute hat es endlich bis in die Niederungen richtig ge- schneit; in Burgdorf immerhin circa 10 cm. In den Skigebieten der Schweiz war der Schneefall ausgiebiger, sodass sich die Skifreunde endlich auf gut beschneite Pisten freuen können, denn in den nächsten Tagen ist weiterer Schneefall angesagt und die Temperaturen bleiben frostig – in unserer Region bis minus 10 Grad.

Die Anhänger und natürlich vor allem die Anhängerinnen der «The Rattle­ snakes» kommen heute im Theater Z auf ihre Rechnung. Die Band mit Burgdorfer Wurzeln spielt Classic-Rock mit viel Gesang. Nach dem Konzert kann man sich noch an der Disco mit DJ Law austoben.

Am 5. September 2015 eröffnete die Gymnasiastin Natalie Stalder aus Sumiswald im Rahmen ihrer Maturaarbeit ein Repair-Café in Burgdorf. Das erfolgreiche Projekt wird nun vom Gemeinnützigen Frauenverein wei- tergeführt. An sechs Samstagen im Jahr 2016 können Fahrräder, Haar- trockner, Spielsachen und vieles mehr an der Kirchbergstrasse 21 (10.00 – 16.00 Uhr) vorbeigebracht werden. An der heutigen Eröffnung sind die Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch und Sara Stalder, Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, anwesend. Kaffee und Kuchen können auch genossen werden.

19. Vor 70 Jahren wurde im Kanton Bern die erste Steiner-Schule gegründet. Burgdorf hat «nur» einen Kindergarten und eine Spielgruppe. Sie geben heute einem breiteren Publikum die Gelegenheit, ihre Angebote am Tag der offenen Tür näher kennenzulernen.

An diesem Wochenende wird in der Markthalle zweimal das Jodelmusical «Stilli Zärtlichkeite» aufgeführt. Die bewegte Liebesgeschichte wird durch Gesang, aber auch Jodel sowie ein Orchester dargestellt. Der Toggenbur- ger Ruedi Roth hat das Drehbuch geschrieben; organisiert und initiiert wird der nicht alltägliche Anlass von Erwin Bertschy, Tafers. Als Jodler wurde der Jodelklub Aefligen ausgewählt, der heuer das 50-jährige Bestehen feiern kann.

20. Marvin Portmann heisst der neue Direktor des Hotels Stadthaus. Der 39-jährige Restaurateur-Hotelier FH aus Boll war in den letzten acht Jah- ren als Vizedirektor und Leiter der Bereiche Gastronomie und Kongresse

185 in den beiden Sorell-Hotels Ador und Arabelle in Bern tätig. Er freue sich sehr auf seine neue Aufgabe, möchte Altbewährtes weiterführen und die Kontakte zu Bern Tourismus ausbauen. Die Vorgänger Thomas Jann und Marianne Aebi haben seit vier Jahren sehr innovativ und erfolgreich das Hotel Restaurant Stadthaus geführt. Nun brechen sie auf zu neuen Ufern.

22. Schweizweit dürfen dieses Jahr 7000 Schulkinder von der 3. bis zur 6. Klasse an den Swisscom-Snow-Days teilnehmen. Auch 320 Kinder aus Burgdorf kommen in den Genuss eines skisportlichen Tages. Dank ver- schiedenen Sponsoren erleben sie einen abwechslungsreichen, manchmal anstrengenden und kalten Tag auf der Marbachegg.

In der Markthalle findet die alljährliche Sportlerehrung statt. 50 Einzel- sportler/innen und 7 Mannschaften werden dabei geehrt. Beste Einzel- sportlerin wird Angela Niklaus (Triathlon), bester Einzelsportler Martin Hohl (Schwimmen). Beim Nachwuchs schwingen Irina Beutler (Karate) und Sa- scha Lehmann (Klettern) obenaus. Bei den Mannschaften gewinnt das Open Water Team des Schwimmclubs Burgdorf. In der Kategorie Sport- förderung darf Peter Bachmann die Auszeichnung entgegennehmen. Als Gastredner fordert der Judoka Serge Aschwanden (Bronzemedaillegewin- ner an den Olympischen Spielen 2008 in Peking) die Geehrten auf, nie den Spass am Sport zu verlieren, auch wenn man nicht erfolgreich ist. Herzliche Gratulation all den ausgezeichneten Athleten!

23. Heute gastieren sechs routinierte, leicht angegraute Musiker – eben die «Silverhead» – im Maison Pierre. Sie lassen die berühmte kalifornische Band «Eagles» mit all ihren Klassikern (zum Beispiel «Hotel California») wieder aufleben und verzaubern so die Zuhörer. Das Konzert wird sicher speziell, ist doch am 18. Januar 2016 das Eagles-Gründungsmitglied Glenn Frey verstorben.

24. «einfach – luxuriös», so heisst die Hochzeits- und Festmesse, welche im Stadthaus durchgeführt wird. 24 Aussteller stehen dabei interessierten Leuten mit Rat und Tat zur Verfügung, von Brautmode über Schmuck bis zu Catering-Angeboten.

26. Die Stadtbibliothek Burgdorf beginnt heute eine neue Veranstaltungsrei- he. An neun verschiedenen Tagen werden Kinder im Alter zwischen drei

186 und fünf Jahren an den grossen Bücherschatz herangeführt. Die ausge- wählten Bücher werden abwechselnd in Mundart und in Hochdeutsch vorgestellt; dies auch im Hinblick auf Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Die ausgebildete Kindergärtnerin und Leseanimatorin Natalie Kropf wird das interessante Projekt leiten.

28. An ihrer Hauptversammlung kann der Präsident der Hornusser Burgdorf, David von Ballmoos, auf die Erfolge der A-Mannschaft hinweisen: ein Trinkhorn am Eidgenössischen Fest in Limpach und den Wiederaufstieg in die 2. Liga. Da in dieser Liga mit zwei Mann mehr gespielt wird (18 statt 16), ist der Verein auf Nachwuchs angewiesen, was aber schwierig wird.

29. Die Theatergruppe Burgdorf bringt im Casino Theater an acht verschie- denen Tagen ein Stück von Ödön von Horváth (1901–1938) zur Auffüh- rung: «Zur schönen Aussicht». Unter der Regie von Stefan Meier haben die sieben Mitglieder der Theatergruppe meist kaum «Aussichten», schöne schon gar nicht. Das Werk von Horváth hat Tiefgang, manchmal auch Galgenhumor.

30. Der pensionierte Fahnder und Mundartschriftsteller Hans Schmidiger führt auch Vorlesungen und Führungen im Emmental durch. Dazu besitzt er in einem Lager eines ehemaligen Sportgeschäftes an der Poststrasse ein von ihm aufgebautes Kriminalmuseum. Nach 13 Jahren muss nun der umtrie- bige Kriminalliebhaber das Museum schliessen, da er trotz Bemühungen keinen Nachfolger gefunden hat.

Auch dieses Jahr organisiert die Burgdorfer Gugge Noteschletzer die Fas- nacht. Das Motto heisst heuer «Gugg e Pirat». Um 11 Uhr beginnt es mit einem Guggekonzert vor dem Neumarkt. Der Umzug am Nachmittag führt vom Kornhaus auf den Kronenplatz. Ab 20 Uhr wird dann in der Markt- halle an der Fasnachtsparty so richtig gefeiert, gespielt und getanzt.

Der Eislaufclub Burgdorf tritt mit drei Teams an der Tissot Neuchâtel Trophy an. Dieser Wettkampf gilt für die Schweizer Teams als Schweizermeister- schaft. In allen drei Kategorien schwangen dabei die Burgdorfer Mann- schaften obenaus. Herzliche Gratulation!

187 Februar 2016

1. † Peter Schrag-Häggmann, 1937 – 2016, wohnhaft gewesen am Merian- weg 5 Ganze achtundzwanzig Jahre lang hat Peter Schrag als Kassier im «Ver- ein Burgdorfer Jahrbuch» geamtet. Ein intelligenter, begabter Mann mit einem weiten Interessenhorizont ist er gewesen. Von einer nachbarschaft- lichen Hilfsaktion in Sachen Computer heimkehrend, ist er überraschend gestorben. Peter Schrag ist am 26. Mai 1937 in Wynigen geboren. Der gewitzte Bub konnte schon beim Eintritt in die Sekundarschule ein Jahr überspringen. Anschliessend absolvierte er in der «Bank in Burgdorf» eine Banklehre. Er blieb der Bank treu und ist ins höhere Kader bis zum Vizedi- rektor aufgestiegen. Daneben unterrichtete er am Kaufmännischen Ver- ein. Auch im Parkhaus Schmiedenrain war er Mitglied des Verwaltungsrats (Vertreter Graben AG) und amtete als Kassier. Peter Schrags sprichwörtliches Flair für Sprachen liess ihn sieben verschie- dene Fremdsprachen erlernen, darunter Finnisch und Schwedisch. Seine Frau Ritva Häggmann stammt aus Finnland. Durch eine Bekannte in Wy- nigen haben sie sich kennengelernt. Mit seiner Frau zusammen hat Peter Schrag dann unzählige Reisen in die weite Welt unternommen. Fremde Länder, fremde Kulturen, Kontakt mit Menschen, das hat ihn fasziniert. Viele Brieffreundschaften sind so entstanden. Peter Schrag interessierte sich auch für die Natur, für Pflanzen und Tiere. Er hat sich dazu ein breites Wissen angeeignet. Unvergessen ist die Reise zur Beobachtung von Vögeln in Australien, die er mit seinem älteren Bruder zusammen unternommen hat. In Wynigen erinnert man sich auch der Orientierungsläufe, welche die Brüder Schrag während 25 Jahren gemeinsam organisiert haben. Mit seiner Frau zusammen führte Peter Schrag ein gastliches Haus. Kontakt- freudig, humorvoll und interessiert an anderen Menschen, immer bereit zu helfen, wobei er aus einem breiten Wissen und einem speziellen tech- nischen Geschick schöpfen konnte. Danken wir ihm für sein engagiertes Wirken! (Angaben von Pfrn. Felicitas Rossi-Weber, Wynigen.)

2. Der Stadtrat spricht an seiner heutigen Sitzung einen Projektierungskredit von 315 000 Franken für den neuen Busbahnhof (36 : 0 Stimmen). Bei den 6,6 Millionen Franken Baukosten beteiligt sich der Bund mit 40%, der Kanton wohl mit 21%. So bleiben ca. 2 Millionen Franken für die Stadt selber. 2018 soll Baubeginn sein.

188

5. Heute eröffnet Geschäftsführer Pius Riechsteiner im vorderen Teil der ehe- maligen National-Garage eine neue Filiale, das «Beck-in». Das Geschäft gehört zur Felber AG in Langenthal, die im Raum Oberaargau-Solothurn mehrere Bäckereien und Konditoreien betreibt. Die Backwaren werden in Langenthal hergestellt. Keine Freude an der Konkurrenz hat wohl Thomas Wyssen, der ganz in der Nähe – an der Lyssachstrasse 127 – seit drei Jahren eine Kundschaft für seine Bäckerei aufgebaut hat.

An der Hauptversammlung der Stadtmusik Burgdorf wird erstmals eine Frau zur Präsidentin gewählt: Sibylle Aeschimann. Sie übernimmt das Amt von Erich Gutknecht. Orientiert wird über den «Weg der Blasmusik» ent- lang der Emme, der am 1. Juni 2016 eröffnet wird und das Blasmusikwesen noch bekannter machen soll.

11. Im Casino-Theater ist eine feurige Tango-Nacht angesagt. Die von Astor Piazzolla (1921–1992) komponierte Tango-Oper «Maria de Buenos Aires» wird vom Theater Orchester Biel Solothurn aufgeführt. Piazzolla hat über 300 Tangos und Musik für rund 50 Filme geschrieben. In der Oper ist Maria die Inkarnation des Tanzes, der auch für den Komponisten zum Lebensin- halt geworden war.

Heute Abend beginnt im Theater Z das dreitägige «Berthoud Festival». Acht verschiedene Musikgruppen spielen frankophone Musik. Michel Büh- ler und «sein» Verein «1,2,3...chansons» haben bereits vor 15 Jahren das erste Konzert organisiert und so eine Brücke über den Röstigraben ge- schlagen. Mit dabei sind dieses Jahr international bekannte Künstler, aber auch talentierte junge Bands.

12. An der 55. Hauptversammlung des Lauf- und Marschvereins Emmental können acht neue Mitglieder begrüsst werden. Im Mittelpunkt steht aber der neue Name, den sich der Verein gibt. Ab 2016 heisst er nun «Laufteam Emmental». Man hofft damit, mehr neue Aktive anzusprechen.

13. Die Stützpunktfeuerwehr Burgdorf musste im vergangenen Jahr 144-mal ausrücken, einmal mehr als 2014. Dabei gab es 47-mal sogenannt unge- wollte Alarme; das heisst, die Feuerwehr musste nicht eingreifen. Es gab 21 Brände, 7 weniger als 2014. Neben den Brandbekämpfungen wurden auch 2015 wieder Tiere gerettet, zum Beispiel eine Kuh aus einem Gülle-

190 loch und Katzen, die nicht mehr selbständig von Bäumen klettern konn- ten.

14. Vier Musikerinnen gestalten zu Beginn der Passionszeit ein kontrastreiches Programm in der Stadtkirche. Sara Jäggi und Annina Künzi (beide Sopran), Gabriel Wernly (Cello) und Nina Theresia Wirz (Orgel) singen und spielen einen Hymnus aus dem 12. Jahrhundert sowie Duo- und Triokompositio- nen.

15. Die Casino Gesellschaft hat mit Rudolf Strahm, dem ehemaligen National- rat und Preisüberwacher, einen äusserst qualifizierten Referenten enga- giert. Er zeigt im Theater Z auf, dass Bildungspolitik auch Wirtschaftspolitik ist und umgekehrt. Strahm ist ein überzeugter Befürworter des dualen Bildungssystems.

16. Zwei Restaurants in Burgdorf erleben einen Wirtewechsel. Im Restaurant Steinhof wird Ismail Faraj von seiner Familie unterstützt. Er bietet Pizzas, Kebab, Sandwiches, Kuchen und Getränke an. In der Oberstadt wurde aus dem Café Limone die Taverna Aphrodite. Die neuen Mieter sind Eleni Vareli und Georgios Kypriotis. Auf ihrer Speisekarte sind viele griechische Spezi- alitäten. Neu ist auch am Sonntag geöffnet, dafür am Montag Ruhetag.

Das Regionalgericht Emmental-Oberaargau verliert einen der profiliertes- ten Gerichtspräsidenten. Der Grosse Rat hat Samuel Schmid ans Oberge- richt gewählt. Gleichzeitig wurde der Burgdorfer Michel-André Fels zum Generalstaatsanwalt des Kantons Bern berufen.

17. Die Rechnung 2015 der Stadt Burgdorf schliesst um zwei Millionen Fran- ken besser ab als budgetiert. Das Defizit beträgt «nur» 400 000 Franken. Das Eigenkapital beträgt neu 6,9 Millionen Franken. Zum guten Abschluss beigetragen haben tiefere Ausgaben bei den ÖV-Beiträgen, bei den Leh­ rerlöhnen und Schulgeldern sowie die grosse Ausgabendisziplin der Stadt- verwaltung. Positiv ausgewirkt haben sich auch Einnahmen aus dem re- gionalen Ressourcenvertrag, aus ausserordentlichen Buchgewinnen und Zinsauslösungen.

19. Nun ist das eingetreten, was befürchtet wurde. Die Auffanggesellschaft Petroplast Vinora schliesst die Standorte Burgdorf und Sempach der ehe-

191 maligen Verpackungsfabrik Stanipac. Je 15 Mitarbeiter verlieren an den zwei Standorten ihre Stelle, in Burgdorf voraussichtlich Ende April, in Sem- pach Ende Mai.

An der Hauptversammlung des Fischereivereins an der Emme ist der heis­se Sommer 2015 das Hauptthema. Da die hohen Wassertemperaturen und der niedrige Wasserstand die Fische stressen und sogar zum Tode führen können, mussten viele Fische ausgefischt und umplatziert werden in tie- fere und schattige Gewässerabschnitte. In der Emme leben neben dem Hauptfisch Bachforelle auch Groppen, Elritzen, Alet, Schmerlen, Barben, Egli, Schneider und Regenbogenforellen.

Die Asic Robotics AG hat heute in der Buchmatt ihre neue Produktions- und Lagerhalle eingeweiht. Die Firma entwickelt und stellt mit grossem Erfolg Sondermaschinen her, die verschiedenste Produkte zusammenbau- en, beispielsweise Pfeffermühlen. 20 Jahre ist man bereits in dieser heraus- fordernden Branche tätig. Der Werkplatz Schweiz sei wertvoll, daher habe man auf den Standort Burgdorf gesetzt.

20. Der Schachklub Kirchberg organisiert im Saal des Hotels Stadthaus an die- sem Wochenende das 15. Burgdorfer Stadthaus-Open. Die 95 Teilnehmer spielen fünf Runden nach Schweizer System. Der Internationale Meister Witali Kosiak aus der Ukraine schwingt obenaus. Der Burgdorfer Markus Martig erreicht mit sehr guten Partien einen beachtlichen 5. Rang.

25.– Auf der Casino-Bühne ist eine turbulent-musikalische Lesung zu sehen 27. und zu hören: «Öppis isch geng». Gelesen werden Texte von Ernst Burren, Ernst Eggimann, Kurt Marti, Heinz Stauffer, Eugen Gomringer und Dieter Fringeli; dazu gibt es Musik von Willy Schnider. Tags darauf kommen die Freunde der «Starbugs» auf ihre Rechnung. Die beliebte Berner Band un- terhält mit ihrem Konzert «Crash Boom Bang». Das auch international auftretende Trio überzeugt mit einer Mischung aus Tanz, Akrobatik und nonverbaler Comedy. Danach gastiert das Märchentourneetheater Fidibus mit Dornröschen im Casino Theater und erfreut natürlich vor allem die jungen Zuschauer. Gespielt wird eine frei gestaltete Dialektfassung.

27. Während einer Woche waren italienische Gymnasiasten zu Besuch bei ih- ren Burgdorfer Kollegen, die als Schwerpunkt- und Grundlagenfach Itali- enisch belegt haben. Neben den zwei freien Tagen, die individuell gestal-

192 tet werden konnten, war ein abwechslungsreiches Programm angesagt (Museum Franz Gertsch, Verkehrshaus Luzern, Eisbahn, Schloss Burgdorf, Kambly-Fabrik). Anfangs April wird der Gegenbesuch in Kampanien statt- finden. Vielleicht entstehen so Freundschaften fürs Leben.

28. Die briefliche Stimmabgabe wird immer beliebter. Weil das Tourist-Office aus dem Bahnhofgebäude ausgezogen ist, schliesst die Stadt das dortige Wahllokal. Wer seine Stimme noch persönlich in eine Urne werfen will, kann dies am Kirchbühl 23 und im Gotthelfschulhaus tun.

Am heutigen Sonntag finden die mit grosser Spannung erwarteten Ab- stimmungen statt. Im Mittelpunkt steht die SVP-Durchsetzungsinitiative (DSI). Sie wird nach einer heftigen «Abstimmungsschlacht» doch noch relativ deutlich abgelehnt (58,9% Nein). – Die Vorlage für die Sanierung des Gotthardstrassentunnels wird gutgeheissen (57% Ja). Damit ist der Weg frei für eine zweite Strassenröhre. – Die Heiratsinitiative der CVP war äusserst umstritten. Schliesslich lehnen 50,8% der Stimmbeteiligten die Initiative ab. Damit scheitert die CVP nach der ersten Familieninitiative (steuerfreie Kinderzulagen im Jahr 2015) bereits ein zweites Mal. – Die Juso-Initiative «Gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln» wird deut- lich abgelehnt (59,9% Nein). – Im Kanton Bern lehnt das Volk sowohl die Hauptvorlage als auch den Eventualantrag des Grossen Rates ab, welche die teilweise Verbilligung der Krankenkassenprämien für Minderbemittelte abschaffen wollten (54,4% und 63,5% Nein). – Klar angenommen wird das Projekt eines neuen Laborkomplexes für die Universität Bern. – Die Stimmbeteiligung ist an diesem Wochenende mit 63,1% weit über dem Schweizer Durchschnitt. – Bei den Regierungsratsersatzwahlen erreicht überraschend der Oberländer Schulleiter Christoph Ammann (SP) bereits im ersten Wahlgang das absolute Mehr. Im zweiten Wahlgang am 3. April 2016 wird «nur» noch der bernjurassische Kandidat gewählt.

Der Emmentalische Fleckviehverband hat entschieden, die heute Sonntag stattfindende «Emmentaler Starparade» nicht mehr in Langnau, sondern in Burgdorf zu veranstalten. In der frisch renovierten Markthalle haben 25 Tiere weniger Platz als früher, was nicht bei allen Viehzüchtern gut angekommen ist. Für Burgdorf sprachen die besseren Parkierungsmög- lichkeiten in der Nähe der Markthalle. Ob die «Starparade» nun immer in Burgdorf stattfinden wird, ist noch offen.

193 März 2016

1. Das Gourmetrestaurant «Zur Gedult» hat seit 2008 unter der Führung von Pablo Alonso einen schnellen Aufstieg erlebt. Nun wird der junge Spitzen- koch Lukas Kiener das Szepter in der Küche übernehmen. Alonso will sich vermehrt seiner Familie (Gattin Martina Stoll und Tochter Norah) widmen. Dazu ist er Mitarbeiter der Firma Traitafina, einem Lebensmittelhersteller. Für die Führung des Restaurants und die Gästebetreuung werden er und seine Frau weiterhin verantwortlich sein.

Die UBS eröffnet heute ihre neue Filiale an der Bahnhofstrasse 53. Damit gibt es nun sieben Bankinstitute im Bahnhofquartier. Im Mai 2013 hatte das Café Rieben nach über 60 Jahren seinen Betrieb eingestellt. Im Herbst 2014 wurde das Gebäude abgerissen und mit dem Neubau begonnen. Die unteren vier Stockwerke sind für die Bank vorgesehen, weiter oben gibt es eine Hautarztpraxis und eine Privatwohnung. Zwei Attikawohnungen warten noch auf Käufer. Die Gesamtbaukosten des mächtigen Gebäudes belaufen sich auf 14 Millionen Franken.

† Vilja (Wilhelmine) Werthmüller-Sollberger, 1911 – 2016, wohnhaft gewe- sen am Waldeggweg 21. Eine tüchtige Geschäftsfrau, die im Hintergrund kräftig mitwirkt, ist Gold wert für ein Unternehmen wie auch für die Familie. Vilja Werthmüller hatte solche Begabung schon früh mitbekommen und dann bis ins hohe Alter voll gelebt. Ihren ursprünglichen Namen Wilhelmine hat sie nie gemocht. Ihr Vater nannte sie einfach Wilu, was schon bald zu Vilja wurde. Ge- boren ist Vilja Sollberger am 31. Oktober 1911 in Gerlafingen. Hier hat sie die Schule besucht. Nach einem 1½-jährigen Welschlandaufenthalt in einer Konditorei in Montreux absolvierte sie in Solothurn bei Nordmann die Lehre als Verkäuferin. Bei Manor ist Vilja Sollberger dann zur Rayon- leiterin aufgestiegen. Dass sie hier einen Lehrling namens Emil Strauss, den späteren Besitzer des Burgdorfer Kaufhauses mitausbildete, hat sie immer besonders hervorgehoben. Auf einem Ausflug zum Schnittersonn- tag in Kirchberg lernte sie Fritz Werthmüller kennen, der als Schlagzeuger in der Musik mitspielte. Nach der Heirat kam Vilja ins frisch umgebaute Geschäftshaus Werthmüller zu wohnen. Sich hier in eine grosse Familie mit Schwiegereltern, Schwager und Schwägerinnen einzuleben, war eine Herausforderung. Vilja hat sie mit Bravour gemeistert. Sohn Urs und Toch-

194

ter Irene kamen zur Welt. Darüber hinaus besorgte Vilja auch noch Buch- haltung und Korrespondenz für das Geschäft, war im Möbelverkauf tätig, versah zum Verkauf bestimmte Duvets und Kissen mit Federn und Flaum, nähte Vorhänge, stickte Gobelins – wahrhaft eine vielgestaltige Tätigkeit! Froh war sie um die regelmässige Unterstützung durch eine Haushalt- oder Fremdsprachen-Lehrtochter. Ferienreisen waren eher spärlich: etwa nach Amsterdam oder nach Spanien zum Richten von Dobermannwelpen. Spä- ter konnte Vilja ihre Aufgaben im Geschäft an die nächste Generation abgeben. Dafür waren jetzt Hütedienste an vier Grosskindern gefragt. Später kamen noch fünf Urgrosskinder dazu. Mehr und mehr wurde die Gross- und Ugrossmutter zur idealen Vermittlungsstelle für familiäre An- liegen. Lange rüstig, konnte sie den eigenen Haushalt führen. Als man sie ins Zentrum Schlossmatt brachte, soll sie das mit der trockenen Frage «Was soll das?» kommentiert haben. Ihren Humor hat sie nicht verloren. Im Bei- sein der Kinder ist sie in ihrem 105. Lebensjahr friedlich eingeschlafen.

3. Nach acht Monaten Umbauzeit öffnet heute das Hotel und Restaurant Landhaus an der Sägegasse 33 wieder. Zwei Millionen Franken wurden ins- gesamt in die Renovationsarbeiten gesteckt. Küche und sanitäre Anlagen wurden vollständig erneuert, moderne Kühlanlagen eingebaut, auch ein separater Eingang für Anlieferungen wurde erstellt. Dank einem Lift ist das Gebäude nun behindertengerecht. Der grosse Saal wurde nicht verändert, aber mit neuer Bühnentechnik ausgerüstet. Die zwölf vergrösserten Hotel- zimmer verfügen alle über eine Dusche, ein WC und WLAN-Anschluss.

5. An zwei Tagen «duellieren» sich im Casino-Theater je acht Künstler und Teams aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz um den Königstitel anlässlich der 10. «Krönung». Vor gut besetzten Rängen ge- winnt an der Jubiläumsaufführung am Freitag die deutsche Kabarettistin Katie Freudenschuss, am Samstag der Schweizer «Redner am Pult» Simon Chen. Neben den sehr unterhaltsamen und abwechslungsreichen Num- mern sind auch die zwei Moderatoren Karim Slama und Michel Gam- menthaler einen Besuch wert. Organisiert wird der Anlass wie immer von der «Agentur für ansprechenden Unfug» aus Burgdorf.

7. Der Frauenturnverein Burgdorf (FTV) ist seit Jahrzehnten ein erfolgreicher und sehr aktiver Verein. An der heutigen Vereinsversammlung nehmen 81 Mitglieder teil. Im vergangenen Jahr hat der FTV erneut an einem For-

196 schungsprojekt des Instituts für Sportwissenschaft der Uni Bern mitge- macht. Das Thema war «Integration von Menschen mit Migrationshinter- grund in Sportvereinen». Sportliche Höhepunkte waren die Gymnaestrada in Helsinki und die Jugitage in Bätterkinden. Der FTV umfasst zurzeit 381 Mitglieder, davon 226 Kinder und Jugendliche.

8. Der Winter 2015/16 erfreut nicht alle Leute. In unseren Regionen gab es fast keinen Schnee, und die Temperaturen lagen weit über dem Durch- schnitt eines normalen Winters. Heute Morgen aber lagen doch immerhin etwa 10 cm Schnee auf den Grünflächen. Es war aber nicht sehr kalt, so- dass die weisse Herrlichkeit relativ schnell wieder schmolz, vor allem auch wegen des sonnigen Wetters.

11. Michael von der Heide ist ein vielseitiger Künstler. Er hat auf internatio- nalen Bühnen Theater gespielt, aber Singen ist seine wichtigste Tätigkeit. Soeben hat er sein 10. Album veröffentlicht: «Bellevue». Dies und mehr präsentiert er heute auf der Casino-Bühne.

Am Frühlingskonzert erweisen zahlreiche Zuhörer der Kadettenmusik die Ehre. Die 70 Musikanten unter der Leitung von Korpsleiter Michael Zwah- len sorgen für einen unterhaltsamen Abend. Kadettenmusik, Tambouren, Majoretten und die «Wind Kings» wechseln sich im vielfältigen Programm ab. Höhepunkt des Abends ist die Inszenierung der neuen Uniformen der Majoretten. Das Konzert bestätigt das zu Beginn des Konzertes erwähnte Zitat: «Musik ist der Klang der Seele...».

Am Jahreskonzert des Konzertchors Burgdorf kommt das zahlreiche Pu- blikum in den Genuss der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach (1685 –1750). Die Solisten und der Chor überzeugen durch einen ausge- wogenen Klang, Ausdruck und dynamische Vielfalt. Die musikalische Lei- tung hat, wie schon seit 20 Jahren, Hans-Ulrich Fischbacher.

Am Junior Challenge Cup in Zagreb zeigen die Burgdorfer Cool Dreams Junior ihre beste Saisonleistung. Nach einem geglückten Kurzprogramm müssen sie zwar in der Kür vorerst einen Sturz verdauen, können aber trotzdem die magische 100-Punkte-Grenze knacken. Auch die Seniors bestreiten einen Wettkampf, den letzten vor der WM in Budapest. Die Ausführung hat noch Luft nach oben.

197 12. Der deutsche Kabarettist Jess Jochimsen, im Jahre 2015 Sieger an der Burgdorfer «Krönung», sorgt heute Abend im Casino Theater für einen abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend. Er erzählt Geschichten, singt und zeigt ungewöhnliche Dias – wirklich sehenswert!

16. Die Asylunterkunft Lindenfeld soll für mindestens ein Jahr weiterbestehen. Seit der Eröffnung im September 2014 sind viele positive Erfahrungen mit dem Betrieb gemacht worden. Erwähnenswert ist die Unterstützung aus der Bevölkerung, von den reformierten Kirchen, von karitativ ausgerichte- ten Organisationen und Vereinen.

Bereits 1946 wurden in Burgdorf Bauarbeiter ausgebildet. Der erste Kurs für Maurer fand noch in der Markthalle statt. 1970 erfolgte der Neubau des Ausbildungszentrums des Kantonal-Bernischen Baumeisterverbandes im Ziegelgut. Ende 2015 sind die Zimmerleute und Holzarbeiter nach Lyss umgezogen. Die frei gewordene Halle wird nun saniert. Investiert werden 1,1 Millionen Franken. Wenn alles gut läuft, können in der neu gestalteten Halle die ersten Weiterbildungskurse im Januar 2017 angeboten werden.

17. Wie immer präsentiert sich das Wochenendprogramm im Casino Theater auf hohem Niveau. Es beginnt mit «Hedda Gabler» von Henrik Ibsen, ge- spielt von der Dramaturgie Theater Orchester Biel Solothurn. Danach ste- hen «Sterbelieder fürs Leben» auf dem Programm. Marianne Sägebrecht, Jost Brustmann und Andy Arnold überzeugen mit Liedern und Texten – melancholisch und heiter! Am Samstag steht ein Altbekannter auf der Casino-Bühne: Blues Max. Er singt, spielt und fabuliert schlitzohrig durch sein Programm «Kino im Kopf».

18. Die traditionelle Eisrevue des Eislaufclubs Burgdorf zeigt dieses Jahr «Peter Pan» – an zwei Abenden in der Localnet-Arena, einmal in der Eishalle Brünnli Hasle-Rüegsau. Wie immer beteiligen sich alle Läuferinnen und Läufer des Clubs an den Aufführungen, die auch dieses Jahr sehr gut be- sucht sind.

Im Schmidechäuer kommen die Liebhaber jazziger, südamerikanischer und folkloristischer Musik auf ihre Rechnung. Flaviano Braga (Handharmonika) und Simone Mauri (Bassklarinette) sorgen für eine bemerkenswerte klang- liche Mischung.

198 Gleich mit zwei Konzerten feiert der Gemischte Chor Burgdorf sein 25-jäh- riges Bestehen in der Aula Gsteighof. Der Chor, der sich seit 2011 «Can- tabella» nennt, gibt zum Jubiläum einen Querschnitt seines Könnens. Die Vielfalt ist gross und überzeugend: von Wiener Klassik über Gospels, Rock und Pop bis zu Hitparadeliedern ist alles vorhanden. Nach den Konzerten wird mit dem Chor zusammen diskutiert und angestossen.

Das Amt für Kultur des Kantons Bern hat unter dem Titel «Impulsbeiträge für Kulturbetriebe» einen Wettbewerb ausgeschrieben. Die Verantwortli- chen der Burgdorfer Krimitage haben sich an diesem Wettbewerb betei- ligt, und prompt wurden sie belohnt. Sie erhalten Fr. 26 500.–, um eine neue Website mit integriertem Vorverkaufs- und Reservationstool und mit einem Intranetbereich zur Pflege der Adressdatenbank zu installieren.

19. Für seine Vermählung mit Janina Witzgall hat Oliver Honsel, der Braumeis- ter der Burgdorfer Gasthausbrauerei, ein spezielles Bier gebraut. Es ist ein «Red Ale», ein obergäriges Bier, bittersüss und rötlich – wie die Liebe. Hon- sel ist seit 2011 in Burgdorf tätig. Er hat die Braukunst an der Technischen Universität München gelernt. Geheiratet wird in Coburg (Oberfranken), angestossen aber mit Burgdorfer Bier. – Prosit und viel Glück!

Im Maison Pierre gastiert eine interessante amerikanische Sängerin: Freda Goodlett. Seit einigen Jahren wohnt sie in der Schweiz. Heute singt sie mit ihrer Band aus der neuen CD «Today», eine besondere Mischung aus Soulful Pop und Rock.

Der Tag der offenen Tür an der Musikschule Region Burgdorf zieht auch dieses Jahr viele Interessierte an. Besonders glücklich sind dabei die klei- nen Musikliebhaber, die in der Musikschule für Rhythmik und musikalische Früherziehung in ein Märchen eintauchen können.

Grosse Ehre für den Burgdorfer Slam-Poeten Remo Zumstein. Er gewinnt an den Schweizer Meisterschaften im Poetry-Slam in der Kategorie Einzel den Titel. Er macht das nicht hauptberuflich, sondern hat an der Univer- sität Bern Germanistik und Anglistik studiert. Definiert wird Poetry-Slam als «publikumsbezogene und live performte Literatur». Der erste Preis ist traditionell eine gute Flasche Whisky. – Herzliche Gratulation!

199 21. Der Stadtrat setzt an seiner heutigen Sitzung ein Zeichen für die Jugend. Mit 32 Ja gegen 4 Nein und 1 Enthaltung stimmt er dem Umbau der Sägegasse-Turnhalle zu. Aus der Turnhalle soll eine Jugend-Kulturhalle entstehen. Wenig Freude macht die SVP, die eine schriftliche Abstimmung fordert und schliesslich erreicht, dass ein Gemeinderat Einsitz nehmen kann im Vorstand des Vereins Kulturhalle. Mit 36 Ja und 1 Enthaltung be- willigt der Stadtrat zudem einen Kredit von Fr. 470 000.– für die Sanierung des Parkplatzes beim Hallenbad. Die Arbeiten sollen noch im Jahr 2016 abgeschlossen werden. Die Anzahl von 75 Parkplätzen bleibt erhalten.

29. † Hedwig Herrmann-Werthmüller, 1929 – 2016, vormals wohnhaft gewe- sen an der Einungerstrasse 16, seit Mai 2006 im Alterspflegeheim Zentrum Schlossmatt. Die Witwe des im Jahr 2010 verstorbenen, sehr bekannten Burgdorfer Gärtnermeisters Paul Herrmann-Werthmüller durfte am 29. März 2016 friedlich einschlafen. Nach der Heirat arbeitete Frau Hedy, wie sie von den Angestellten liebevoll genannt wurde, tatkräftig im Blumenladen an der Hohengasse 7 mit. Sie wurde Mutter von drei Kindern und arbeitete zusätzlich im Geschäft an der Poststrasse 5 mit. Später zog sie sich zurück und erledigte noch Büroarbei- ten, nahm sich Zeit für die zwei Grosskinder und pflegte zunehmend ihren Mann Paul Herrmann. Die Verstorbene war trotz ihrer Altersbeschwerden stets zufrieden, geduldig und sehr liebenswürdig.

31. Regierungsrätin Barbara Egger-Jenzer, die Berner Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin, stellt heute in Burgdorf verschiedene Verkehrssanie- rungsprojekte des Kantons vor. In einer ersten Etappe sollen Oberburg und Hasle eine Umfahrung erhalten. Dazu soll das bestehende Strassennetz in Burgdorf und im Lyssachschachen optimiert werden, zum Beispiel mit Unterführungen bei den Bahnübergängen Buchmatt und Regionalspital. Sollten diese Massnahmen nicht zu Verbesserungen führen, müsste eine Umfahrung Burgdorfs realisiert werden.

† Theo Hirter-Knuchel, 1954 – 2016, wohnhaft gewesen am Frommgut- weg 9. Theo Hirter ist zusammen mit seinem Zwillingsbruder Otto am 21. Au- gust 1954 in Burgdorf geboren. Mit sieben jüngeren Geschwistern ist er hier aufgewachsen. Nach der Schule absolvierte er eine Lehre als Auto-

200

elektriker. Aber so richtig konnte ihn diese Berufswahl nicht befriedigen. Viel lieber hätte er sich mit Menschen befasst. In der Jugendgruppe der Evangelischen Gesellschaft lernte er Eva Knuchel kennen. Bevor sie sich binden würden, wollten beide noch etwas von der Welt erleben. Theo ist ein halbes Jahr nach Israel in ein Kibbuz gezogen, Eva nach Kanada. Nach ihrer Rückkehr wurde 1981 geheiratet. Theo nahm in Zürich die Ausbil- dung zum Psychiatriepfleger in Angriff. Er stieg dann ein in die Beratung drogenabhängiger Menschen, eine Arbeit, die ihn bis kurz vor seinem Tod sehr erfüllt und in Anspruch genommen hat. Menschen zu begleiten, für sie da zu sein, ihnen diesen und jenen wertvollen Tipp zu geben, ihnen besonders da beizustehen, wo sie in Not kommen, das hat ihn erfüllt, dafür hat er sein Bestes gegeben. Noch in seiner letzten Krankheit arbeitete er vom Bett aus in Chat-Beratung. 1986 kam Sohn Fabian zur Welt und Hirters sind nach Burgdorf zurückge- kommen. Tochter Anina wurde geboren. Theo freute sich an seiner Familie, er unterstützte die Kinder auf ihrem Werdegang. An freien Samstagen zog man an die Emme zum Schwimmen, ging in den Wald oder übte sich im Klettern. Als die Kinder ausgezogen waren, gab es neuen Freiraum. Theo unterstütze seine Frau in der Übernahme der Parfumerie an der Schmie- dengasse. Einige Jahre hat Theo Hirter als Kirchgemeinderat gewirkt. Er arbeitete mit an einem Jugendleitbild für die Stadt Burgdorf. Er setzte sich dafür ein, dass die kirchliche Jugendarbeit und die neu geschaffene städti- sche Jugendarbeit zusammenspannen und sich gemeinsam für die Jugend in unserer Stadt einsetzen. Wie wichtig dies ist, zeigte sich, als Integration und Interkulturalität zu zentralen Themen wurden. 2014 hat das Leben von Theo Hirter eine dramatische Wende genommen, als er mit einer schwe- ren Krankheit konfrontiert war. Gespräche über Hoffnung und Angst, Lie- be und Verlust haben das Familienleben intensiviert. Noch konnte man gemeinsam eine Reise nach Rom unternehmen. Auch ein denkwürdiges Wochenende im bündnerischen Falera wurde möglich. Theo Hirter hat sich mit dem eigenen Sterben versöhnen können. Umgeben von seinen Nächsten ist er am 31. März gestorben. Danken wir ihm für das, was er uns gewesen ist und was er unter uns im Stillen Gutes gewirkt hat!

April 2016

1. «Welcome to Paradise» – tönt wohl besser als «Willkommen im Paradies» und ist das Motto des heutigen Nachtmarktes. In der Altstadt und in der

202 Bahnhofstrasse sind gut 100 Stände aufgestellt, die für jeden Geschmack etwas zu bieten haben. Mehr als ein Dutzend rollende Imbissbuden sorgen für die Kulinarik. Die jungen Besucher erfreuen sich am Kinderflohmarkt. Strassenmusikanten und Bands sind für den musikalischen Teil des Anlas- ses verantwortlich, der wie immer gut besucht wird.

Das Casino Theater, der «Kulturtempel Burgdorf», wartet auch im Ap- ril mit einer grossen Vielfalt auf. Es beginnt mit Claire und Olli, besser bekannt als Luna-Tic, die ihr Programm «On Air» vorstellen; musikalisch und textlich auf höchstem Niveau. – Es folgt das nächste unterhaltsame Duo, das bekannte Duo Fischbach. Mit «Endspurt» überzeugen sie mit Ge- schichten, die das Leben schrieb, unterlegt mit schmissiger Musik. – Letztes Jahr erfolgreich in Burgdorf, kehren die neun Mitglieder des Hitziger Ap- penzeller Chors zurück und zeigen ihr gesangliches Können. Dabei wird Traditionelles auf originelle Art vermischt mit Rap, Beatbox und Ähnlichem mehr. – «So ein Käse» heisst das neuste Werk von Gardi Hutter. Es geht da- bei um Sein und Haben, um Konsum und Übersättigung, eben Gegensätze in unserem Leben; sehr witzig, aber auch tiefgründig. – «Alcina», die Oper von Georg Friedrich Händel (1685 –1759), wird vom Theater Biel Solothurn aufgeführt. Händels Werk ist eine Zauberoper, die vor allem einen Zweck hat: Unterhaltung. – Rob Spence, der Comedian mit australischen Wur- zeln, gastiert mit seinem Programm «Echt stark!» auf der Casino-Bühne; eine Mischung aus klassischem Stand-up und Pantomimenkunst. – Nicht zum ersten Mal kommt Martin O. nach Burgdorf. Auch sein drittes Pro- gramm «Der Mausiker» glänzt mit stimmgewaltigen Soli, unglaublichen Ton- und Klangvariationen und feinem Witz.

4. Vor drei Jahren hat die Schreinerei Werthmüller (Waldeggweg 21) mit dem SAZ in ihrem Schaufenster eine eindrückliche Unterwasserwelt gestaltet. Nun ist wieder ein spezielles Schaufenster entstanden. Zusammen mit der Stiftung Intact wurden vielfältige Pastasorten und verschiedene Saucen hergestellt, die während drei Monaten in einem sehr schönen, südlich gestalteten Raum verkauft werden. – Ein bewundernswertes Projekt der Schreinereibesitzer Corinne und Stefan Liechti-Werthmüller.

7. Die letzte «Kopfnuss» der Saison 2015/16 führt alt Ständerätin Christine Egerszegi (FDP Aargau) und den preisgekrönten Kabarettisten Thomas C. Breuer auf die Stadthauskellerbühne – beste Voraussetzungen für ei-

203 nen unterhaltsamen Abend. Der ehemalige Bundeshausjournalist Georges Wüthrich ist wie immer der Moderator des Abends.

9. Rund 250 Personen aus der ganzen Schweiz nehmen an der Delegierten- versammlung des Verbands Schweizer Volksmusik (VSV) in der Markthalle teil. Der VSV setzt sich für die Förderung und Pflege der Schweizer Volks- musik ein. Am Abend sorgen dann die Kapelle «Gupfbuebä», die Appen- zeller Streichmusik «Edelweiss», das Schwyzerörgeli-Trio Gody Schmid und das Ensemble «Apartig» für ein eindrückliches Konzert.

16. Wie immer in den letzten Jahren zeigt der Theaterzirkus Wunderplunder die Premiere seines neuen Stücks in der Fabrik an der Lyssachstrasse 112. In nur sieben Wochen haben die zehn Mitglieder die zauberhafte Geschichte von Peter Pan einstudiert. Mit viel Musik, Tanz und Akrobatik wird das zahlreiche Publikum begeistert. Die nun folgende Tournee führt in 18 ver- schiedene Ortschaften und endet im Oktober 2016 wieder in Burgdorf auf der Schützematt.

20. † Johanna Kappeler-Hänni, 1918 – 2016, wohnhaft gewesen an der Ober- burgstrasse 19e. Viele Jahre lang betrieb Hanni Kappeler mit viel Engagement ihr Nähatelier an der Oberburgstrasse. In Mühlethurnen auf dem Bauernhof ihres Onkels ist sie aufgewachsen. Am 15. November 1918 ist sie da geboren. Nach der Schulzeit verbrachte sie zuerst ein Jahr in Genf. Ihre Mutter sorgte dafür, dass sie anschliessend eine Lehre als Damenschneiderin in Vorimholz, Ge- meinde Grossaffoltern, absolvieren konnte. Hanni arbeitete dann in einem Schneideratelier in Bern und wohnte hier bei ihrer Mutter. Zugleich war sie gelegentlich als Störschneiderin unterwegs. So lernte sie ihren Ehemann, den Chauffeur Gottwald Kappeler aus Oberbütschel, kennen. Nach der Heirat 1942 nahm das junge Paar zusammen mit Hannis Mutter Wohnsitz in Burgdorf. Drei Kinder, Heidi, Rolf und Fredi, sind zur Welt gekommen. Die Schneiderei wurde für die Familie zu einem wichtigen Nebenerwerb. Mehr als zwanzig Lehrtöchter haben hier die Lehre absolviert. Hanni Kap- peler engagierte sich im Modegewerbeverband Burgdorf und Umgebung, sie amtete auch als Prüfungsexpertin. Der berufliche Erfolg machte es möglich, 1954 an der Oberburgstrasse ein eigenes Mehrfamilienhaus mit sechs Wohnungen zu erbauen. Der frühe Tod des Ehemannes 1961 war dann ein schwerer Schock. Als Witwe mit drei unmündigen Kindern schlug

204 sich Hanni Kappeler tapfer durch. Sie wirkte als Kursleiterin in der Haus- wirtschaftsschule und im Vorstand des Hauseigentümerverbandes, zudem betreute sie für den Gemeinnützigen Frauenverein im Altersheim Buchegg das Kaffeestübli. Und sie pflegte zu Hause bis ins Alter einen grossen Ge- müsegarten. Am Gedeihen ihrer Familie hat sie sich sehr gefreut. Den drei Enkelkindern ist sie ein aufgestelltes Grosi gewesen, später ihrem Urenkel eine rüstige Urgrossmutter, mit der man einiges unternehmen konnte. Re- gelmässig ging sie mit Freundinnen zum Schwimmen, jahrelang benützte sie ihr Fahrrad. Bis ins hohe Alter hat Hanni Kappeler-Hänni mit wachem Geist am Leben teilgenommen.

22. An drei Abenden (im April, Mai und August) wird drei grossen Lützelflühern die Ehre erwiesen. In der Senevita referiert der emeritierte Professor Michel Schaer über Emanuel Friedli (1846 –1939), Simon Gfeller (1868 –1943) und Albert Bitzius (1791–1854). Die drei Literaturabende unter dem Thema «Gotthelf und seine Leute» drehen sich um «Kindheit und Jugend», «Es- sen und Trinken» sowie «Krankheit und Tod».

24. Nach 18 Monaten Bauzeit wird heute der Neubau im Zentrum Schloss- matt (ehemals APH) feierlich eingeweiht. Das Heim bietet dabei Führungen in kleinen Gruppen an. Neben den offiziellen Einweihungsfestivitäten ist auch eine Festwirtschaft für die Gäste bereit. Es gibt musikalische Unter- haltung sowie einen Betreuungsdienst für Kinder.

In den letzten Tagen war es angenehm warm, mit Temperaturen bis 20 Grad. Viele Burgdorfer genossen den Sonnenschein in Gartenwirtschaf- ten, auf öffentlichen Bänken oder bei Gartenarbeiten. Die Rasenmäher hatten erstmals Hochbetrieb. Nun ist die Kälte zurückgekehrt. Vereinzelt gab es sogar Schnee. Er blieb auf Dächern und Wiesen liegen, nicht aber auf den Strassen. In einigen Tagen soll der Frühling aber wieder zurück- kommen. Niemand wird etwas dagegen haben!

In der Stadtkirche kommen die Gospel-Liebhaber auf ihre Rechnung. In 15 Proben hat Regula Knuchel, Pfarrerin in Hasle-Rüegsau, mit rund 80 singfreudigen Teilnehmenden Gospels, Spirituals und afrikanische Lieder einstudiert. Ein Genuss für Musikfreunde!

28. Der Chor des Gymnasiums Burgdorf und der Orchesterverein Burgdorf

205 musizieren zum zweiten Mal miteinander. Höhepunkt in der Stadtkirche ist die «Missa solemnis» vom W. A. Mozart (1756 –1791). Leiter des Chors sind Marc Flück und René Limacher; das Orchester steht unter der Leitung von Bruno Stöckli. Zur Aufführung kommt zusätzlich das Konzert für Cello Nr. 1 in a-Moll von Camille Saint-Saëns (1835 –1921).

Viel Schweizer Musik kann am Wochenende in Burgdorf genossen werden. Es beginnt volkstümlich in der Senevita. Gezeigt wird der Schwyzerörgeli- Film «Fremdfötzelige Musikanten», begleitet von drei Schwyzerörgelispie- lern. Der Filmemacher Roger Bürgler ist beim anschliessenden Podiumsge- spräch auch dabei. – Im Kulturklub Maison Pierre ist die originelle Berner Band «Halunke» zu Gast. Die neue EP «Easy» wird bei ihrem Konzert im Zentrum stehen. – Im Theater Z stellt Henä seine erste Soloplatte «Män- gisch» vor.

29. Während drei Tagen gehört die Schützematt den Pferden und ihren Rei- tern. Die Pferdesporttage glänzen wie immer mit unzähligen Prüfungen in verschiedenen Kategorien. Wie so oft ist Petrus dem Anlass nicht gerade hold; es ist mehrheitlich kalt und nass. Ohne Pferdestärke wird am Samstag zudem «dr sterchscht Emmitaler» gesucht; ein Wettkampf für muskelbe- packte Kerle!

Heute orientieren die Verantwortlichen des Casino-Umbaus, dass der Bau- beginn noch einmal um eine Saison hinausgeschoben werden muss. Der Knackpunkt ist wiederum die Lärmgrenze. Damit das Casino von der heu- tigen Empfindlichkeitszone 2 in die Zone 3 aufsteigen kann, sind weitere Abklärungen nötig. Auf die Kosten von 13,3 Millionen Franken soll die Verschiebung keinen Einfluss haben. Damit ist klar, dass die Saison 2016/17 noch im «alten» Casino stattfinden wird.

Mai 2016

1. Weil es nass und kalt ist, wird die offizielle 1.-Mai-Feier in den Marktlau- ben abgehalten. Redner sind der bekannte Schriftsteller Charles Lewinsky, SP-Stadtrat Stefan Berger und SP-Stadträtin Gabriela Bannwart. Serviert wird Risotto, musikalisch umrahmt wird der Anlass von der Harmoniemu- sik Burgdorf. Die Veranstaltung wird organisiert von der SP Burgdorf und

206 Oberburg, dem Gewerkschaftsbund Emmental sowie dem Verein Nest- bau.

2. Das Museum Franz Gertsch braucht mehr Platz. Heute stellen die Verant- wortlichen des im Herbst 2002 eröffneten Museums die neuen Baupläne vor. Auf dem Platz Seite Lyssachstrasse wird ein Anbau ohne Fenster ent- stehen. Er beinhaltet «nur» einen Raum mit rund 400 Quadratmetern, mehr als die Hälfte im Boden versenkt. Baubeginn ist im Frühling 2017; bezugsbereit wird das Gebäude im Herbst 2018 sein.

4. Heute ist im Siechenhaus Premiere des Stücks «Fäustchen» mit der Sze- nerie Burgdorf. Der hiesige Autor Hans Herrmann hat in seinem neusten Werk den «Faust» von Goethe «umgeschrieben». Im Zentrum steht Fausts Bruder, Fäustchen genannt. Zum Theaterstück hat die Burgdorfer Gast- hausbrauerei ein «Fäustchen-Bier» kreiert.

Premiere hat heute auch ein ganz besonderer Film. Im Zentrum des Films «Gyrischachen – von Sünden, Sofas und Cervelats» stehen die Menschen und ihr Leben in eben diesem Burgdorfer Quartier. Die Journalistin und Filmemacherin Sonja Mühlemann hat aus rund 100 Stunden Filmmateri- al und nach 20 Stunden Schnittarbeiten einen interessanten Einblick ge- schaffen in die spezielle Welt der verschiedenen Kulturen im Gyrischachen. – Ein Film auch zum Nachdenken!

Während fünf Tagen ist die Schützematt das Mekka der besten Schweizer Ballonfahrer. Sie kämpfen um den Schweizermeistertitel im Heissluftbal- lonfahren. Das Wettkampfgebiet ist 35 mal 35 Kilometer gross. Neben einem speziellen Kinderprogramm, einem «Night-Glow-Event» und einem Fallschirmabsprung aus einem Ballon kann im Restaurant Schützenhaus eine Multimediashow angeschaut werden.

5. Heute Auffahrt eröffnet, fünf Jahre nach der Schliessung, der «Falken» in der Oberstadt seine Tore wieder. Aus dem ehemaligen Nachtclub sind ein Pub und eine Brasserie entstanden, frisch renoviert. Geführt wird der Betrieb von Erich Utz und Margrit Küng.

6. «Männer brauchen Grenzen» – dies ist das Motto der Kölner Kabarettistin Tina Teubner. Im Casino Theater zeigt sie ihr Programm mit Intelligenz, Hu-

207 mor und Herzenswärme; am Klavier elegant begleitet von Ben Süverkrüp. Ein Tag später ist auf derselben Bühne das Fröilein Da Capo zu Besuch. Ihr Programm «Nöies Zöigs» ist wie immer bei ihr abwechslungsreich, fröhlich und manchmal schräg.

8. Das Ensemble «Ruhefzâ» mit dem türkischen Komponisten und Instru- mentalisten Göksel Baktagir lädt zu einem Konzert in die Stadtkirche. In den Instrumental- und Gesangsstücken erklingt Musik der letzten 400 Jahre.

10. Dagmar Kopše Rolli hat schon seit Ende 2015 als Kulturbeauftragte der Stadt Burgdorf gearbeitet. Sie ist diplomierte Ingenieurin für Agrikultur und beschäftigte sich in den letzten Jahren in verschiedenen Stellen im Kul- turbereich. Nun ist sie definitiv als Nachfolgerin von Jana Ulmann gewählt worden.

11. Das Bahnunternehmen BLS plant etwas nicht Alltägliches. Es will den Bahnhof Steinhof um hundert Meter Richtung Spital verschieben. Dadurch wäre es möglich, die Perrons für grössere Zugskompositionen zu verlän- gern. Gleichzeitig würde der neue Bahnhof behindertengerecht. Der «Um- zug» soll 15 Millionen Franken kosten. Es sind noch einige Instanzen zu durchlaufen. Im besten Fall soll der neue Bahnhof im Jahr 2020 in Betrieb genommen werden.

12. Michael Elsener, der bekannte Zuger Parodist und Kabarettist, stellt heute auf der Casino-Bühne sein neues Programm «Mediengeil» vor. Natürlich kommt die ganze Palette «seiner» Persönlichkeiten darin vor. Tags darauf ist Philipp Fankhauser mit Band zu Gast. Er präsentiert neue Klänge, ohne Verstärker und trotzdem akustisch sehr eindrücklich. Wer lieber elektroni- sche Musik geniesst, kommt im Theater Z auf seine Rechnung. Dort spielt das Quartett um Pianist Tobi Diggelmann mal weich, mal hart und punkig.

† Rösli Bösiger-Aeschbacher, 1933 – 2016, wohnhaft gewesen an der Pes- talozzistrasse 44. Mit ihrer geliebten Zithermusik wurde Rösli Bösiger-Aeschbacher nach ei- nem glücklichen Leben von dieser Welt verabschiedet. Im Pensionsalter hatte sie angefangen, Zither zu spielen. Sie gründete die Gruppe Hagröseli, die, begleitet von anderen Zithergruppen, mehrere Konzerte im katholi-

208

schen Kirchgemeindehaus durchführte. Am 2. Januar 1933 wurde Rösli Bösiger-Aeschbacher geboren. In Landshut bei Utzenstorf verbrachte sie eine schöne Kinder- und Jugendzeit. Dort lernte sie, wie Familie und Nach- barn zusammenhalten und einander gegenseitig unterstützen können. In ihrer Lehre zur Blumenbinderin konnte sie die Liebe zu Blumen ausleben. Ihr Wissen gab sie später an Kursen für Blumengestecke, Solättekränzli, Blumenbogen und -körbe weiter. Mit ihrem Ehemann Fritz zog sie nach Burgdorf, wo die junge Familie bald ihr Haus an der Pestalozzistrasse er- warb. Da lebte Rösli ihre verschiedenen Talente ausgiebig aus. Sie betreute ihre vier Kinder, renovierte im grossen Haus Zimmer um Zimmer und ge- staltete einen farbenprächtigen Garten, der von Passanten viel Lob erhielt. Einen guten Kontakt pflegte sie zu den Nachbarn, bot ihnen, wo nötig, Unterstützung an. Ihre Gastfreundschaft wurde sehr geschätzt. Politisch engagierte sie sich zusammen mit ihrem Mann Fritz im Landesring der Unabhängigen. Mehrere Jahre amtete sie als Präsidentin der Hauswirt- schaftskommission. Ihre Überprüfungen und Ratschläge in der Schule ka- men nicht immer gut an, andererseits setzte sie sich auch für sinnvolle und nötige Anschaffungen ein. Gelegentlich tat sie ihre Meinung zur Politik in der Gemeinde in einem offenen Leserbrief kund. Die grosse Hobbyaus- stellung im Rahmen der Handfeste-Feierlichkeiten bewog sie, während mehreren Jahren eine gut besuchte Hobbyausstellung im Laubekeller zu organisieren. Diese bot Gelegenheit, das private Hobby einer weiteren Öf- fentlichkeit zu präsentieren. Ihr Mann brachte sie zu den Dampffahrten im Emmental. Rösli führte den Restaurantwagen und leitete an Dampflokfes- ten in Sumiswald die Restauration. Eine beherzte Frau mit viel Engagement und Einsatzfreude war Rösli Bösiger.

13. Im November 1986 wurde das Veteranenspiel «Alte Garde Emmental» gegründet. Als Veteranen zählen Musikanten, die seit 30 Jahren in einer Formation mittun. Zum 30-jährigen Bestehen spielen die Veteranen am gros­sen Frühlingskonzert in den Marktlauben. Ehrenamtlicher Dirigent ist seit der Gründung René Spada, der bekannte Blasmusiker und Inhaber der weltweit bekannten Spada Music AG. Ebenfalls am Konzert dabei ist das Militärspiel Burgdorf-Emmental.

14. Die Eisheiligen machen ihrem Namen dieses Jahr alle Ehre. Das Pfingst- wochenende zeichnet sich aus durch einen Temperatursturz und lange anhaltenden Regen. An gewissen Orten in der Schweiz treten Gewässer

210 über die Ufer; unsere Region bleibt verschont, obwohl die Emme an zwei Tagen recht hoch daherkommt.

16. † Hans Bracher-Etter, 1934 – 2016, wohnhaft gewesen am Kirchbühl 22. Unterwegs durch die Gassen der Oberstadt in Begleitung seines Dürrbäch- lers – so wird man ihn in Erinnerung behalten. Zum Stadthaus oder zur Technikumsmatte, manchmal auch zur Stadtkirche und wieder zurück in sein schmuckes Haus am Kirchbühl führte ihn der Weg. In diesem Haus, das sein Grossvater schon erworben hatte, ist Hans Bracher am 28. Juli 1934 zur Welt gekommen. Hier hat er bis auf kurze Unterbrüche sein ganzes Leben verbracht. Als Pfadfinder hat er beim Umbau des Siechen- hauses massgeblich mitgewirkt. Durch einen Sturz vom Rad zog er sich eine schwere Hirnerschütterung zu. Nach der Quarta absolvierte er eine Banklehre. Erste Berufserfahrungen sammelte er dann in Genf, Zürich und Bern. Schliesslich erlangte er das Diplom eines eidg. dipl. Kaufmanns. Hans Bracher war der geborene Unternehmer. Früh schon war es sein Wunsch gewesen, einmal eine sanierungsbedürftige Firma zu übernehmen und neu aufzubauen. Dieser Wunsch ging in Erfüllung, als sich die Möglichkeit bot, zusammen mit Ulrich Röthlisberger die Firma Guggisberg & Keller in Oberburg zu übernehmen. Mit grossem Einsatz gelang es, die Firma zu sanieren und ihr unter dem neuen Namen «Oberburg Engineering» in der Wirtschaft einen sicheren und erfolgreichen Platz zu erobern. Man stell- te unter anderem Maschinen für die Verpackungsindustrie her, welche in Übersee, Asien und dem Nahen Ostern guten Absatz fanden. 1996 über- nahm Hans Bracher die Firma in Eigenregie. Es gelang ihm, das Geschäft erfolgreich weiterzuführen, bis er in den Ruhestand trat. Unterstützt von seiner Frau Marlies und zusammen mit seinen beiden Söhnen pflegte er im schmucken Haus am Kirchbühl ein vergnügliches Familienleben, gekrönt von Ferienreisen in verschiedene Länder Europas. Als Präsident des Ober- stadtleists hat er sich in den 90er-Jahren für den Unterhalt der Oberstadt, vor allem für die Erneuerung der Strassenpflästerung eingesetzt. Eine mar- kante Gestalt ist aus unserem Stadtbild verschwunden.

18. Seit vielen Jahren wird über das Schlössli-Areal diskutiert und auch viel Planungsarbeit dafür geleistet. An der heutigen Medienkonferenz sind nun konkrete Sanierungspläne bekannt geworden. Die Bauherrschaft (Schlössli Burgdorf AG), Architekt Walter Hunziker und die Stadtbehörden orientierten, dass die Villa Schmid weiterhin in einem neu gestalteten und

211 grosszügigen Garten erhalten bleibt. Auf der anderen Seite entstehen vier- stöckige Gebäude mit 72 Wohneinheiten, und im Neubau West sind 250 Veloabstellplätze vorgesehen.

20. An der Bilanzmedienkonferenz des Medizinaltechnikkonzerns Ypsomed orientierten die Verantwortlichen über das vergangene Geschäftsjahr und die Zukunftspläne. Der Umsatz konnte um 10% auf 337 Millionen Franken gesteigert werden. Der Reingewinn von 36 Millionen Franken erlaubt es, die Dividende von Fr. –.60 auf Fr. 1.– anzuheben. Auch im neuen Jahr sollen neue Stellen geschaffen werden; insgesamt 130, vor allem in Burgdorf und Solothurn. Auch über ein Produktionswachstum im Ausland wird nachge- dacht. Ypsomed – weiterhin eine Erfolgsgeschichte!

21. Ein spezielles Konzert veranstaltet heute die Musikschule Region Burgdorf. Acht Klavierklassen zeigen ihr Können unter dem Motto «1000 Tasten, 20 Konzerte». Die musikalischen Darbietungen werden rege besucht.

An der wie immer bestens besuchten GV der Burgdorfer Gasthausbrauerei präsentiert die Geschäftsleitung die neuste Bilanz. 2015 war wiederum ein Rekordjahr. Der Bierabsatz stieg um 5% auf 7000 Hektoliter. Der Umsatz betrug 2,4 Millionen Franken. 67% des Biers wurden in Flaschen abgefüllt, 33% in Fässern. Obwohl ein Reingewinn von Fr. 300 000.– erreicht wurde, wird keine Dividende ausbezahlt.

22. In der Aula Gsteighof erfreut die Harmoniemusik Burgdorf unter der Lei- tung von Dimitri Vasylyev das zahlreiche Publikum mit verschiedenen Wer- ken, die alle einen Bezug zu Europa haben, beispielsweise «Zirkus Renz», «Elvira Madigan», «Greek Folk Suite», «Kleine ungarische Rhapsodie» oder «Miss Marples Theme».

23. Heute werden auf Radio Bern (RaBe) die ersten zwei Folgen der neuen zwölfteiligen Hörspielreihe «Talentocrazy» ausgestrahlt. Geschrieben hat das Hörspiel der gebürtige Burgdorfer This Bay, zusammen mit seiner Frau Giulia Meier und drei Freunden. Aufgenommen wurden die einzelnen Sze- nen zum Teil in Burgdorf; 30 Leute spielen die verschiedenen Rollen. Dank Crowdfundig (Spendenaufruf im Internet), Geld von Stiftungen, der Stadt und dem Kanton Bern sowie der Burgergemeinde Bern kann sogar eine CD produziert werden. Hauptberuflich ist This Bay als Organisator bei der «Zauberlaterne» (Filmklub für Kinder) tätig.

212 Der Stadtrat hat an seiner heutigen Sitzung mit 35 Ja zu einer Neinstimme der Sanierung der Fussballfelder in der Neumatt zugestimmt. Die Stadt wird sich mit 2,2 Millionen Franken an diesem Projekt beteiligen.

26. Die Burgergemeinde ihrerseits hat an ihrer heutigen Sitzung ein weiteres Mal ein grosses Herz gezeigt für Burgdorf und den Sport. Sie unterstützt die Umzonung des Neumatt-Trainingsgeländes in eine Wohnzone. Ab 2019/20 kann dort dichter und höher gebaut werden als sonst. Im Ge- genzug beteiligt sich die Burgergemeinde mit einer Million Franken an den Kosten für einen Kunstrasen auf dem Hauptfussballfeld. Ein neues und zum ersten Mal gemeinsames Projekt nehmen die Burger von Burgdorf und Bern in Angriff. Mit Fr. 185 000.– (Burger Burgdorf) und Fr. 400 000.– (Burger Bern) unterstützen sie Sanierungen im Schloss Burg- dorf. Die Jahresrechnung der Burgergemeinde schloss mit einem Ertragsüber- schuss von 1,45 Millionen Franken. Das Eigenkapital beträgt aktuell 43,4 Millionen Franken.

«The Real Group» ist eine schwedische A-cappella-Gruppe. Die zwei Sän- gerinnen und drei Sänger begeistern seit 25 Jahren das Publikum – an über 3000 Konzerten auf allen fünf Kontinenten. Heute zeigen sie ihr abwechslungsreiches Repertoire auf der Casino-Bühne. Tags darauf liest Pedro Lenz, der bekannte Erzähler aus Langenthal, aus seinen Texten, musikalisch begleitet von den Geschwistern Evelyn und Kristina Brunner (Schwyzerörgeli, Bass).

27. Zum 4. Mal wurde der Forschungspreis der Begabungs- und Begabtenför- derung der Oberstufen verliehen. Teilnahmeberechtigt waren die Schulen von Burgdorf, Bäriswil, , , Kirchberg und Hermiswil. Das Siegerteam aus Burgdorf/Oberburg (Lea Hertig, Rico Brönnimann, Luis Schiffmann, Lukas Schweizer) hat einen funktionierenden Transport- und Sortierroboter konstruiert. Neben dem Siegerpokal erhielten die stolzen Gewinner 300 Franken Preisgeld.

Juni 2016

1. In den Monaten Februar und März 2016 wurden im Raum Burgdorf 16

213 Einbrüche und drei Einbruchsversuche registriert. Die Deliktsumme betrug Fr. 60 000.–, die Sachschäden beliefen sich auf Fr. 50 000.–. Nach umfang- reichen Ermittlungen gab die Kantonspolizei Bern nun bekannt, dass zwei Täter verhaftet werden konnten. Sie sind «mehrheitlich geständig».

2. Heute hat der Berner Grosse Rat nach sehr langen Verhandlungen hinter den Kulissen entschieden, wie es mit den Berner Fachhochschulen weiter- gehen soll. Mit 136 Ja, einem Nein und elf Enthaltungen wurde folgender Kompromissvorschlag angenommen: Das Departement Wirtschaft, Ge- sundheit und Soziale Arbeit bleibt in Bern; Burgdorf erhält dafür die «Lä- dere» (Technische Fachschule) sowie neu ein «Teclab» (Bildungszentrum für erneuerbare Energien). Mit dieser Lösung scheinen alle Involvierten zufrieden zu sein. Der Umzug des Burgdorfer «Technikums» (Berner Fach- hochschule) nach Biel war schon lange beschlossene Sache und soll 2021 vollzogen werden. – Eine bittere Pille für unsere Stadt!

3. Die Offene Kinder- und Jugendarbeit Burgdorf feiert heute ihr zehnjähri- ges Bestehen. Am Jubiläumsfest treten Künstler aus der Region auf. Der fahrende Spielplatz ist für die jüngeren Kinder da; dazu gibt es Märchen, einen Bikeparcours sowie kulinarische Angebote. Seit 2006 bilden Burg- dorf, Bäriswil, Hindelbank, und Mötschwil die Offene Kinder- und Jugendarbeit Burgdorf und Umgebung.

4. Einen italienischen Abend präsentiert heute das Museum Franz Gertsch. Gespielt werden Werke von Pergolesi, Hummel, Donizetti, Verdi und Tosti. Es musizieren Anna Spina (Viola), Martin Hostettler (Tenor) sowie Felix Hol- ler (Klavier).

Vor 92 Jahren wurde der Frauenchor Burgdorf gegründet. Heute geben nun die 21 Sängerinnen unter der Leitung von Doris McVeigh im Saal der Neumattkirche ihr Abschiedskonzert. Der Chor ist überaltert (Durch- schnittsalter: rund 78 Jahre!) und der Nachwuchs fehlt leider. Ob einige der Sängerinnen in einem anderen Chor weitersingen werden, steht noch in den Sternen.

5. Der Laudate-Chor Thun unter der Leitung von Patrick Secchiari ist heute in der Stadtkirche zu Gast. Im Mittelpunkt steht das Requiem von Maurice Duruflé (1902 –1986), in der Fassung für Chor, Orgelsolo und Gesangs­

214

solisten. Der Farbenreichtum und die Strahlkraft der grossen Orgel kom- men in diesem Werk besonders gut zur Geltung.

65,7% der Burgdorfer Bevölkerung sagen am heutigen Abstimmungswo- chenende Ja zum neuen Abfallreglement. An Grossanlässen muss in Zu- kunft Mehrweggeschirr verwendet werden. Auch eingeführt werden kann das Sammelpunktsystem für Abfallsäcke. Die Stimmbeteiligung beträgt 46 Prozent. – Bei den eidgenössischen Abstimmungen stimmen die Schweizer Stimmbürger, wie es Bundesrat und Parlament vorgeschlagen hatten. Die drei Initiativen (Service public, Strassenfinanzierung, Mindestlohn) werden deutlich abgelehnt; die Änderungen zum Asylgesetz und zur Fortpflan- zungsmedizin hingegen angenommen.

7. Der Sommer will und will nicht kommen. Statt dessen sind einige Regi- onen, auch im Kanton Bern, überflutet; einige Strassen und Bahntras- sees werden gesperrt. In der näheren Umgebung gibt es zum Glück keine Schäden wegen der Regenfälle. Die Erdbeer- und Kartoffelbauern werden jedoch keine Freude haben an der nasskalten Witterung!

9. «Ortstermin Fachwerk» heisst das Projekt der kantonalen Denkmalpflege, das die Möglichkeit bietet, vom Juni bis November 2016 verschiedene Ob- jekte in allen Regionen des Kantons geführt zu besichtigen. Heute macht der schlichte Riegbau an der Bernstrasse 9 bei uns in Burgdorf den Anfang. Dieses Jahr erhielt die neue Bauherrin den Spezialpreis der Fachkommis­ sion für Denkmalpflege für das Engagement bei der sanften Renovation.

10. Das World Food Festival macht heute und morgen auf seiner Reise durch die Schweiz Halt in und um die Markthalle in Burgdorf. An 30 Ständen können nationale und internationale Köstlichkeiten probiert werden. Zu- sätzliche Unterhaltung bietet die Übertragung der EM-Spiele in Frankreich. Trotz wechselhaftem Wetter ist der genussreiche Anlass gut besucht.

11. Ein altbekanntes und äusserst originelles Duo ist wieder mal auf der Casi- no-Bühne zu Gast. Schertenlaib & Jegerlehner beweisen mit ihrem neusten Werk «Zunder – ein Nachbrand», dass sie weiterhin mit Spitzenkomik, viel Musik und absurden Geschichten herrlich unterhalten können.

Nach einer erfolgreichen Meisterschaft verliert der SC Burgdorf in den

216 Aufstiegsspielen das entscheidende Rückspiel gegen Vicques (Kanton Jura) mit 1: 2. Nach dem 1:1 im Heimspiel muss der Aufstieg unserer Fussballer in die 2. Liga um mindestens ein Jahr verschoben werden.

Die Stadtmusik Burgdorf lädt ein zu einem «TV-Kultabend». Am diesjähri- gen Frühlingskonzert werden Melodien aus Film und Fernsehen gespielt; eingängige Musik für jedermann.

17. 151 Gymnasiastinnen und Gymnasiasten erhalten heute in der Stadtkirche ihre Maturazeugnisse. Den Rudswilpreis für das beste Prüfungsergebnis er- hält Nadja Maertens (Lützelflüh). Sie schafft einen Durchschnitt von 5,85! Nun beginnt der richtige Ernst des Lebens mit Studium, Lehre oder Rekru- tenschule.

Der Verwaltungsrat des Oberstadt-Parkhauses hat entschieden, auf neue Lagerräume zu verzichten. Damit bleibt es bei 240 Parkierungsmöglich- keiten. Die relativ hohen Kosten (Fr. 80 000.–) für Brandschutzauflagen, Anpassungen bei der Sprinkleranlage, der Lüftung, Lichtinstallationen und den Baumeisterarbeiten haben den Entscheid stark beeinflusst.

18. «Miteinander wachsen» heisst das Motto am diesjährigen Fest der Stiftung Lerchenbühl. Die Ausbildungsstätte wird zu einem Ort der Begegnungen mit vielen Attraktionen und kulinarischen Köstlichkeiten.

In vier Blöcken stellt die Musikschule Region Burgdorf heute in der Aula Gsteighof «unzählige Attraktionen, Köstlichkeiten sowie dschungeltasti- sche Musik» vor. Neben den Konzerten gibt es Dschungelköstlichkeiten, ein Perkussionsatelier, Kinderschminken und Spiele.

Nach gut zweijähriger Bauzeit werden die Schutzmassnahmen an der Emme unter- und oberhalb der Wynigenbrücke abgeschlossen. Das Fluss- bett wurde auf einer Länge von 1,5 km abgesenkt, zum Teil wurden Block- stufen eingebaut, Uferfundamente verstärkt. Wegen des geringen Was- serstandes konnte sehr zügig gearbeitet werden, was auch dazu führte, dass die budgetierten Gesamtkosten von 2,7 Millionen Franken deutlich unterschritten wurden.

19. Bereits zum 6. Mal verwandelt sich das Schloss Burgdorf zum «Chinder-

217 schloss». Mit vielen verschiedenen Spielen, Rösslispiel, Ponyreiten oder Schminken ist für viel Spass gesorgt. Feines vom Grill, Hotdogs, Paella, Waffeln und Glace sorgen für kulinarische Genüsse.

20. Der Stadtrat lehnt mit einem Zufallsmehr von 18 :17 das Konzept «ver- netzte frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung» ab. Weil die Links-Grün-Mitte-Parteien an der heutigen Sitzung einige Absenzen zu verzeichnen haben, obsiegen die Bürgerlichen. – Trotz Kritik («Luxusaus- führung!») kann die Baudirektion für Fr. 450 000.– einen neuen Kehricht- wagen anschaffen. – Ohne Opposition geht die geplante Neunutzung der Industriebrache Bucher im Bahnhofquartier durch. Dank der Anpassung der baurechtlichen Grundordnung kann nun ein achtstöckiges Gebäude gebaut werden.

21. Auch 2015 ist für das städtische Energieunternehmen Localnet AG äus­ serst erfolgreich. Trotz leicht geringerem Umsatz wird der Gewinn auf 2,5 Millionen Franken gesteigert. Damit fliessen 2,5 Millionen Franken Kon- zessionsabgabe und Fr. 900 000.– in die Stadtkasse. Seit 2012 stammt der Strom vollumfänglich aus erneuerbaren Energiequellen. Neuer Präsident des Verwaltungsrates wird Urs Schweizer (Feldbrunnen SO).

22. Heute ist der erste richtige Sommertag. Ein Hoch aus Spanien bringt der ganzen Schweiz Temperaturen von bis zu 32 Grad. Das Hoch wird aber bereits nach drei Tagen von einem Tief wieder abgelöst. Das bringt uns dann angenehme Werte von 20 bis 23 Grad.

25. Im Stadtpark (Ententeich) können neustens Kinder ihre Nuggis, die sie nicht mehr wollen, an einen «Nuggi-Baum» hängen. Der älteste Nuggi- Baum steht auf der dänischen Insel Thuro; dies bereits seit 1920.

27. Die 285. Solätte wird dieses Jahr von schönstem Sommerwetter beglei- tet. Nach dem Morgenumzug würdigt die «höchste» Schweizerin, Nati- onalratspräsidentin Christa Markwalder, die Solätte als schöneres Fest als Weihnachten und Geburtstag zusammen. Sie rät den Neuntklässlern, mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und ihre Chancen zu nutzen. Wie jedes Jahr ist nach dem Nachmittagsumzug auf der Schützematt einiges los, es wird in Erinnerungen geschwelgt und Freundschaften werden ge- pflegt.

218

30. Interessante Zahlen vermelden die Rettungsdienste des Regionalspitals Emmental. Im ersten Halbjahr 2016 waren die Ambulanzen 3074-mal un- terwegs; das ergibt 105 140 Fahrkilometer. Im Durchschnitt wurden zudem elf Prozent mehr Notfälle in Burgdorf und Langnau behandelt, insgesamt 7191.

Juli 2016

1. Altes und Neues, Kunst und Kitsch, Livesound und Kulinarisches, so könnte man den heutigen Nachtmarkt thematisch zusammenfassen. 125 verschie- dene Stände ziehen ein zahlreiches Publikum an. Das Motto heisst diesmal «Auf Weltreise» – und so wird Burgdorf für kurze Zeit zu einem kosmopo- litischen Shopping-, Kultur- und Erlebnisparadies.

2. Die Trägerin des Altstadtpreises 2016 ist Florine Ott. Die Kunstvermittlerin aus Höchstetten führt seit 2010 an der Hohengasse das Atelier Farbwiese. Sie organisiert unter anderem jeden Mittwochabend den «creative mee- ting point, for refugees and everyone else». Migranten und Leute aus der Region machen aus der Farbwiese eine kreative und zwischenmenschliche Begegnungsstätte.

4. Weil die Stadt die Räumlichkeiten im Kornhaus selber nutzen will für die Materialien der Schlossmuseen, muss die historische Sammlung der Roth- Stiftung in die ehemalige Stanniolfabrik überführt werden. Die aufwendi- gen und körperlich anspruchsvollen Arbeiten werden von Restauratoren und Zivildienstleistenden unterstützt.

14. Während vier Tagen kämpfen rund 200 Teilnehmer auf der Schützematt um den Europameistertitel im Goldwaschen. In verschiedenen Alterskate- gorien und Gruppenwettkämpfen müssen die «Goldgräber» aus dem Sand eine bestimmte Anzahl Goldflitter herauswaschen. Organisator Christoph Kipfer aus Trub hofft, dass sich möglichst viele neue Goldwäscher für die- ses ungewöhnliche Hobby interessieren werden. Sieger wurde der Deut- sche Dirk Melhorn, bei den Frauen die Holländerin Gonneke von Wijhe.

15. Auch dieses Jahr ist der Burgdorfer Ferienpass ein voller Erfolg. Um die hundert Veranstalter, zahlreiche Sponsoren, die Stadt selber sowie der

220 Kiwanis-Club sorgen für ein äusserst abwechslungsreiches Programm, das für jeden Geschmack etwas zu bieten hat.

16. Während einer Woche wird auf der Brüder-Schnell-Terrasse wieder ge- schnitten, geklopft und geglättet. Bereits zum 13. Mal kann man im Bild- hauerworkshop seine Talente testen. Geleitet wird der Traditionsanlass von Franziska Beck und Franziska Sinniger vom Atelier F+F Safnern.

26. Der Kanton Bern will im Regionalgefängnis Burgdorf 30 bis 40 neue fo- rensisch-psychiatrische Therapieplätze einrichten. Ausserkantonale Plätze kommen meist teurer zu stehen. Die Einrichtung der Plätze soll ohne zu- sätzliche Bauten möglich sein.

29. Während drei Tagen finden auf der Brüder-Schnell-Terrasse die «Sommer- nachtsträume» statt. Dabei kommen die Besucher in den Genuss von sehr vielen Musikdarbietungen, unter anderem auch am Familienkonzert am Sonntag. Dazu trifft man sich am längsten Grill des Emmentals zu feinen Grilladen.

Bilder: Viktor Kälin, sofern nichts anderes vermerkt.

221 Dem Burgdorfer Jahrbuch gewährte finanzielle Unterstützungen

Stadt Burgdorf ...... 8000.– Gemeinnützige Gesellschaft Burgdorf ...... 5000.– Burgergemeinde Burgdorf ...... 1000.– Museum Franz Gertsch ...... 550.– IG Kulturschloss Burgdorf, Schlossmuseum, Helvetisches Goldmuseum, Museum für Völkerkunde . . . . 500.– Localnet AG Burgdorf ...... 500.– Ökonomischer und gemeinnütziger Verein Burgdorf ...... 500.– Berner Kantonalbank, Burgdorf ...... 300.– Casino Gesellschaft Burgdorf ...... 300.– Handels- und Industrieverein Burgdorf ...... 300.– Peter Marcolli, Burgdorf ...... 300.– UBS AG, Burgdorf ...... 300.– Berner Heimatschutz, Regionalgruppe Emmental ...... 250.–

223 Inserenten und Inserate

Aebersold AG, Kunststeinfabrik 232 Aeschlimann Dach- und Spenglertechnik AG 229 Aeschlimann Sanitär AG 250 AMCOR Flexibles Burgdorf GmbH 241 Basler Versicherung AG, Agentur Burgdorf Emmental 237 Baumann Carrosserie 245 Bering AG, Elektroplanung 237 Buchhandlung am Kronenplatz 239 Burgdorfer Apotheken 242 Buschor AG 232 Carrosserie Loeliger AG 235 Casino Theater AG 247 Credit Suisse AG 245 Daniel Jutzi AG, Sanitäre Anlagen 244 Die Malermeister, Tschannen + Leuenberger AG 228 Die Mobiliar, Generalagentur Burgdorf 241 D’REGION, Medienzentrum GmbH 253 ETAVIS Beutler AG 232 ESA Burgdorf 234 Faes Bau AG 246 Floristerie AG, Blumen aller Art 247 Garage am Graben GmbH 249 Garage Bauder AG 228 Garage Burkhard & Partner GmbH 239 Gebr. Gloor AG, Autogenwerk 248 Greisler AG, Brillen + Contactlinsen 244 Grimm & Ruchti Treuhand AG 234

225 Hallenbad AG Burgdorf 236 Haller + Jenzer AG 7 Herrensalon Probst, Marlis Flückiger 250 Hotel Orchidee 229 Hotel Stadthaus 235 Klossner AG, Gipsergeschäft 229 Kulturschloss Burgdorf, Schlossmuseum, 233 Helvetisches Goldmuseum, Museum für Völkerkunde Localnet AG 230 Möbel-Tschannen AG, Lützelflüh 249 Moser Maler AG 244 Parfumerie Kosmetik Metzler, Eva Hirter 228 Pauli Elektro AG 231 Probst + Wieland AG, Planung Haustechnik 243 Restaurant-Pizzeria Bernerhof 237 Sackdruckerei Janine Soom-Flück, Nachfolgerin Franz Gloor 249 SAZ Burgdorf, Schulungs- und Arbeitszentrum für Behinderte 227 Schwander Industrie-Bedarf 235 Senevita Burgdorf 238 Stadtbibliothek, Burgergemeinde Burgdorf 247 Steinhof PrintMedia AG, Dino Küffer 231 Tschanz Heinrich, Schlosserei und Metallbau 234 Valiant Bank AG 250 Werthmüller Schreinerei AG 239 Ypsomed AG 231 ZAUGG Storenbau, Inh. Ralf Wenger 243 Zentrum Schlossmatt Region Burgdorf 251

226