Die neue Klais Orgel in St. Joseph Königswinter-Thomasberg-

Festschrift zur Orgeiweihe am Sonntag, dem 21. März 1999 Impressum

Festschrift zur Weihe der neuen Klais-Orgel in St. Joseph Königswinter-Thomasberg am Sonntag, dem 21. März 1999

Herausgeber und Redaktion: Orgelbauausschuß St. Joseph der Kath. Kirchengemeinde St. Joseph und St. Judas Thaddäus Thomasberg-Heisterbacherrott

Wir danken den Herren Adolf Fichter (Orgelsachverständiger) und Philipp Klais (Firmenleiter) für ihre Beiträge sowie Herrn Christian Richter (Organist an St. Anna Münchcn) für die Druckerlaubnis zu seinem Aufsatz „Gott braucht keine Orgeln“

Umschlagphotos: Foto Pilz, Oberdollendorf DIE NEUE KLAIS-ORGEL

Zum Geleit 5 Progranrrn der Orgeiweihe 8 Gott braucht keine Orgeln... 10 Warum eine neue Orgel für St. Joseph? 12 Der lange Weg zur neuen Orgel 13 Das Finanzierungskonzept in der Übersicht 17 Unsere Spendenaulkommen für die Weltkirche in der Übersicht 18

Spenden, Eigenmittel und Zuschuß für die neue Orgel im Vergleich zum Spendenaufkommen für die Weltkirche 18 Die Geschichte der Werkstatt Johannes 19

Die neue Klais-Orgel in St. Josef Thomasberg - Konstruktionszeichnungen und Bilder vom Einbau 21 - Das Planungs- und Ausführungsteam 27

- Das Pfeifenwerk in Zahlen 28 - Disposition und Pfeifenwerk 29 - Das Klangkonzept 30 Kleines Orgel-Lexikon 32

Kirchenmusikalische Termine 35

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Zum Geleit

Die Ehre Gottes ist der Mensch.

„Jeden, der nach meinem Namen benannt ist, habe ich zu meiner Ehre erschaffen!“ (Jes 43,7)

Gott die Ehre zu geben ist der erhabenste Sinn menschlichen Lebens.

Gott zur Ehre Ich freue mich, daß der Weihetag der Orgel und das Fest haben die Menschen im Alten Bund heilige Stätten, zur Grundsteinlegung der Kirche zusammenfallen. Synagogen und Tempel erbaut und Gott geweiht. Sie Sichtbar wird der gleiche Glaube, der die Thomasber- haben ihn mit Gebeten, kultischen Gesängen und ger bewogen hat, Kirche und neue Orgel zu bauen. instrumentaler Musik verehrt und angebetet. Was im 2. Buch der Chronik (Altes Testament) zu lesen Gott zur Ehre ist, möge auch unsere Erfahrung sein: haben die Menschen im Neuen Bund Kapellen, ,,Ah sie mit ihren Trompeten, Zimbeln und Musikin- Kirchen und Dome errichtet, um in der Liturgie Gottes strumenten einsetzten und den Herrn priesen: ,Denn er Großtaten zu künden und die Geheimnisse des Heiles ist gütig und seine Huld währt ewig; erfüllte die zu feiern. Herrlichkeit des Herrn das Haus Gottes"! (2 Chr5 ,12f)

Gott zur Ehre Gott die Ehre zu geben in der Feier der Liturgie bleibt haben nach dem Krieg die Tbomasberger in tiefer Auftrag und Mitte unseres pfarrlichen Lebens und Gläubigkeit unter enormen Opfern und großer unserer christlichen Sendung. Einsatzbereitschaft ihre Pfarrkirche St. Joseph gebaut. So ist es mehr als verständlich, daß sie alle mit ganzem Gott zur Ehre! Herzen an diesem Gotteshaus hängen! Am Braucht Gott eine Orgel? Patrozinium, dem 19. März 1999, feiern wir in St. Nein! Joseph den 50. Jahrestag der Grundsteinlegung Aber mit einer Orgel ist eine ehrenvollere Gestaltung unserer Pfarrkirche. der Liturgie möglich!

Gott zur Ehre Gott zur Ehre haben wir die neue Orgel in unserem Gotteshaus hat die Orgel in der Liturgie einen dreifachen Dienst zu erbaut. erfüllen: Mit der Weihe der ,,Königin aller Instrumente" findet am 21. März ein l6jäbriger Prozeß seinen krönenden - Erste Aufgabe der Orgel ist es, beim einstimmi- Ahschluß. gen Volksgesang das Singen der Gläubigen zu 5 DIE NEUE KLAIS-ORGEL

führen und zu begleiten. Die menschliche Stimme Im Gebet zur Weihe der Orgel beißt es: ist ja das ,,ursprünglichste Instrument" im Großer Gott, du willst, daß wir Menschen dir in der Gottesdienst, das den Lobpreis, den Dank und die Freude des Herzens dienen. Bitte im Gesang zum Ausdruck bringt. Deshalb lassen wir Musik und Instrumente zu deinem Ich erhoffe von der Orgel und unseren Organisten, Lob erklingen. daß sie in allen Mitfeiernden die Freude am Gesang Du hast deinem Diener Mose den Auftrag gegeben, von neuem wecken und steigern. Trompeten anzufertigen, damit sie bei der Feier des Opfers erschallen. - Die Orgel unterstützt den Chor hei der Darbietung Mit Zimbeln und Trompeten, mit Zither- und Har- mehrstimmiger Lieder, Gesänge und Messen aus fenklang hat das auserwählte Volk dir seine Loblieder dem einzigartigen Schatz der alten, aber auch gesungen. neueren geistlichen Musikliteratur. Dein Sohn ist Mensch geworden und hat jenen Lob- Ich wünsche mir, daß die neue Orgel viele gesang auf diese Erde gebracht, der in den himmli- Sängerinnen und Sänger einlädt, unserem schen Wohnungen durch alle Ewigkeit erklingt. Kirchenchor beizutreten. Nur dann kann dieser Der Apostel mahnt uns, dir aus vollem Herzen zu seinen wesentlichsten Auftrag erfüllen, die singen und zujubeln. ,,musica sacra zu pflegen und somit die Großtaten In dieser festlichen Stunde bitten wir dich: Gottes zu preisen. Segne diese Orgel damit sie zu deiner Ehre ertöne und Ich möchte Chor und Chorleiter ermutigen unsere Herzen emporhebe zu dir. weiterhin das Heilige im Gotteshaus zu künden Wie die vielen Pfeifen sich in einem Klang vereinen. so und große Werke in unseren Gottesdiensten zum laß uns als Glieder deiner Kirche in gegenseitiger Liebe Klingen zu bringen. und Geschwisterlichkeit verbunden sein, damit wir einst - Nicht weniger wichtig ist die Rolle der Orgel als mit allen Engeln und Heiligen in den ewigen Lobgesang liturgisches Soloinstrument bei der Interpretation deiner Herrlichkeit einstimmen dürfen. Das gewähre traditioneller wie zeitgenössischer Orgelmusik, uns durch Christus, unseren Herrn. Amen. aber auch als Solo- und Begleitinstrument in Die Orgel wird zum Bild lebendiger Gemeinde! geistlichen Konzerten. Ich freue mich besonders auf viele geistliche Paulus schreibt: Konzerte und Orgelmeditationen in, vor und nach ,,Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur einen unseren Gottesdiensten. Geist, es gibt verschiedene Dienste, aber nur einen Herrn, verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur einen Die Liturgiekonstitution des TJ. Vatikaniscben Gott." (1 Kor 12,4-6) Konzils sagt: Wie in der Orgel verschiedene Pfeifen der unterschied- Die Pfeifenorgel so!! in der Kirche als traditionelles lichsten Register in Harmonie zusammenklingen, so Musikinstrument in hohen Ehren gehalten werden; sollen auch in der christlichen Gemeinde die mannig- denn ihr Klang vermag den Glanz der kirchlichen fachen Gnadengaben einander harmonisch ergänzen. Zeremonien wunderbar zu steigern und die Herzen Alle Gläubigen tragen auf ihre eigene, besondere Art mächtig zu Gott und zum Himmel empor zu heben.” und Weise zum Leben der Gemeinschaft bei. 6 DIE NEUE KLAIS-ORGEL

In der Orgel gibt es Pfeifen und Register, die fast für Menschen in der Weltkirche bedingen einander. immer gebraucht werden, und es gibt andere, die eher Beides, in Liebe und Freiheit gelebt, ist gut und dient selten oder nur bei besonderen Anlässen zum Einsatz der Ehre Gottes! kommen. Nur einige Orgelpfeifen sind von außen sichtbar, viele andere erfüllen ihren Dienst verborgen Von ganzem Herzen danke ich allen, die sich für die im Hintergrund. Doch alle sind nötig. Erstellung der neuen Orgel in unserer Pfarrkirche eingesetzt und diese ermöglicht haben. So ist es auch in der Kirche; denn es gibt Christen, die fast immer dabei sind, und da sind andere, die eher Gott hat uns zu seiner Ehre erschaffen. Aller irdischer selten am kirchlichen Leben teilnehmen. Es gibt Lobpreis wird sich im Himmel vollenden vor dem diejenigen, die man sieht, und es gibt die, die ihren Angesichte Gottes. Möge jeder von uns zu denen Dienst im Hintergrund leisten. gezählt werden, von denen es heißt: Alle haben ihren Platz und Sinn, wenn sie sich in den Dienst der Einheit in der Vielfalt stellen. Einheit ist „Wir wollen uns freuen und jubeln und ihm, dem nicht gleichbedeutend mit Eintönigkeit. Herrn unserem Gott, die Ehre erweisen." Einheit meint den harmonischen Zusammenklang (Offb 19,7) vielfältiger Kräfte unter Wahrung und Anerkennung der persönlichen Entscheidungen der einzelnen So wünsche ich, daß die neue Orgel für lange zeit Person. unsere Gottesdienste bereichert, unsere Herzen zu So gibt es z.B. in unserer Gemeinde Gläubige, denen Gott erhebt und uns einstimmen läßt in das große ,,Te liegt besonders unsere Orgel am Herzen und andere, Deum", das niemals enden wird. die setzen sich mehr für die Belange der Weltkirche ein. Ihr Pastor Ich bin der festen Überzeugung: Die Spendenfreudigkeit für unsere neue Orgel in unserer eigenen Kirche und die Spendenfreudigkeit (Paul Woelki)

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Orgelweihe

am Sonntag, dem 21. März 1999 um 16 Uhr durch Herrn Weihbischof Norbert Trelle

An der neuen Klais-Orgel spielt Adolf Fichter, Kantor an St. Servatius Siegburg und Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln. An der Chororgel: Ludwig Kurenbach. Bei der musikalischen Gestaltung der Feier wirkt der Kirchenchor St. Joseph Thomasberg unter der Leitung von Edgar Zens mit.

Eröffnungslied Lobe den Herren (Chorsatz: Johann Sebastian Bach,1683-1750)

Begrüßung Einführung

Gebet

Lesung

Antwortgesang Nun lobet Gott im hohen Thron (Chorsatz: K. Dobrovulskis, 1932-1986)

Predigt

Gang des Zelebranten Ich will den Namen Gottes loben (J.S. Bach) zur neuen Orgel

Segnung der neuen Orgel erstes Gemeindelied Nun danket all und bringet Ehr’ mit der neuen Orgel Fürbitten

Fantasie c-Moll Orgel (J. S. Bach)

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Choral mit Orgelbegleitung Chor und Orgel Jesus bleibet meine Freuden (J.S.Bach)

Choralbearbeitung Orgel In dir ist Freude (J.S. Bach)

Lobpreisung

Magnificat Schola und Orgel Choralverse und Orgelversetten (Jean Francois Dandrieu, 1682-1738) 1. Pleinjeu 2. Duo 3. Trio 4. Basse de Trompette 5. Flutes 6. Dialogue

Vater unser

Te Deum Großer Gott, wir loben dich Gemeindelied mit Überchor (Satz: Karl Rüding)

Abschluß

Segen gemeinsames Schlusslied Ein Danklied sei dem Herrn ( Chorsatz:Josef Venantius von Wöss, 1863-1943)

Postludium Marche Triomphale Orgel “Nun danket alle Gott” (Sigfrid Karg-Flert, 1877-1933)

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Gott braucht keine Orgeln... Mit dieser Bemerkung versah ein anonymer Kritiker Jahr zu den großen Sammlungen für die materielle Not einmal einen in der Pfarrkirche aufgestellten der Welt zu bewegen sind? Opferstock. - Nun, jemand, der entweder gegen Orgeln überhaupt ist oder - und das scheint mir Freilich ist der Sinn unserer Gottesdienste nicht das wahrscheinlicher - den der Preis eines solchen EinholIIen von Kollekten; ohnehin hat das Hervorreten Instrumentes ärgert, hat seiner Meinung Luft gemacht, der Volkssprache in der Liturgie bei manchen Gläubigen und das sollte man verstehen. die Gewichte so verschoben, als sei die Sonntagsmesse nur zur theologischen Unterweisung und Information, Sonderbar ist aber, daß das, was so provozierend klingt, kirchlichen Lebenshilfe und moralischen Handreichung eine rechte Trivialität ist: Natürlich braucht Gott keine da. Sie ist aber nach wie vor und in allererstem Rang Orgeln! Ebensowenig, wie ER romanische Basiliken, EUCHARISTIE und das heißt Danksagung, gotische Dome oder Rokoko-Kirchen braucht; ER Versammlung zum tobe Gottes. Und als hohe Form des braucht auch keine Sakramente oder Sonntags- Lobens und Preisens hat allen religiösen Menschen predigten, und Priester hat er sicher auch nicht nötig. schon immer die Musik gegolten. Das alles - gehen wir diese kurze Aufzählung ruhig vom Priester wieder zurück bis zur Orgel: Wenn es jemand Die Musik ist in vielem der Wortsprache überlagert. braucht, dann doch wir, die Menschen! Während in dieser nur ein großes unverständliches Durcheinander entsteht, wenn viele Stimmen gleich Und würde man unsere kostbaren Gotteshäuser und alle zeitig reden, kann die Musik gerade durch dieses in ihnen befindlichen wertvollen Gegenstände etwa zu Verfahren eine besonders starke Aussagekraft caritativem Nutzen veräußern und sich zum Lobe des gewinnen. Und wenn Ludwig Wittgenstein sagt: Herrn in einem aufblasbaren Mehrzweckzelt „worüber man nicht (klar) reden kann, darüber muß man versammeln - ich kann mir nicht denken, daß es IHN schweigen" und damit die Existenz von Unsagbaren> störte. keineswegs bestreitet, dann tritt oft die Musik geradezu in dieses Schweigen und bringt es zum Klingen. Würden aber Menschen, die ihr eigenes Hauswesen so schön und geschmackvoll wie möglich versehen, die zu Sie kann das Mysterium des ,,Et incarnatus est«. etwa in Ehren von Staats- und Parteihäuptern gern Prunksäle einer der großen Messen, wenn nicht verstehbar. so doch und Festbankette richten, bei deren Staatsakten das erfahrbar machen. Und wenn so viele Texte vor Auftreten von Symphonieorchestern üblich ist - würden Kreuzweg-Andachten vor dem furchtbaren ,,Crucifixus sie beim Praktizieren solcher, zum Herrn der Welt hin etiam pro nobis" scheitern, dann haben schon viele abfallender Formen nicht mehr als nur eine äußere Bachs Matthäus-Passion als menschenmögliche Schale zerstören? Würde in ihren Herzen nicht Darstellung dieses Wortes erlebt. allmählich auch Kern und Frucht ihrer Religion korrumpiert? Und nur als Notabene: So war die Musik wie auch die bildende Kunst unserer Würden sich in einer oben angenommenen Mehr- Kirche immer eine gern in Dienst gestellte „ancilla“, zweckhalle alle noch jene Menschen einfinden, die jetzt eine Magd der Theologie, war einer der möglichen in so eindrucksvoller Regelmäßigkeit Jahr für Schlüssel für Räume, in denen eine besonders 10 DIE NEUE KLAIS-ORGEL günstige Hörbarkeit der Stimme Gottes herrscht. Lassen Sie mich das an einem kleinen Beispiel Denn das Hören, nicht das Befragen Gottes, verdeutlichen: In einer Kirche, deren Beschaffenheit scheint die dem Menschen angemessene Haltung mehr zum Fortgehen als zum Verweilen einlädt, zu sein. Da gilt Ernst Jüngers tiefes Wort: werden auch die Opferstöcke leer bleiben. Ganz anders verhält sich das in Kirchen, in denen man Gott spricht, aber er antwortet nicht. ,,bleiben.' kann. Was da gegeben wird, ist nicht Entrichtung eines ,,Eintritts“ wie in einem Museum Die Orgel ist nun das Instrument der musica sacra oder bei einer Schloß-besichtigung. Auch tut man es schlechthin geworden. Das bat ganz äußerliche dort vorher Hier aber scheinen die Besucher, nachdem Ursprünge: Die erste Orgel, die nach Europa kam, sie etwas empfangen und geschenkt erhielten, ihren war das Geschenk eines byzantinischen an einen Dank abstatten zu wollen. Und aus eigenem karolingischen Herrschen Ihr aufwendiger Bau Empfinden meine ich ableiten zu können, daß diese und daß sie Räume verlangt, über die der normale Danksagung etwas von jenen alten Opfern hat, die nur Sterbliche nicht verfügt, machte sie so zum für Gott und ohne sonstigen Nutzen sein sollten und Instrument der Könige und in sehr einfacher die man deshalb oft verbrannte. Meist waren es Konsequenz dieser genannten Bedingungen zum religiös die schwächeren Zeiten, wo man solche gegebenen Instrument der Gotteshäuser. Und Gaben als Vergeuden betrachtete und etwa die obwohl man viele Feinstrukturen der für sie Opfertiere lieber den Ställen des Kirchendienstes geschriebenen Werke im Konzertsaal deutlicher zuführte; meist war man dann Gott etwas ferner-, aber hört als in den meist sehr halligen Kirchen, hat seiner Verwaltung nähergerückt. noch heute jeder die Empfindung, daß sie mit ihrem ganzen Zauber nur im Kirchenraum zu Jene Selbstfürsorge der großen Werke ist auch heute wirken vermag. noch lebendig! So viele Menschen haben ihre Gaben für unsere Orgel schon gebracht und tun es noch und Die Errichtung einer Orgel kostet viel Geld. Wir tun es offenbar gern, was uns heiter und unbesorgt sollten uns deshalb nicht bekümmern. Mir machen sollte. scheint, die großen Kunstwerke, die so viele Menschen beschenken können, sorgen ein wenig Christian Richter selbst für ihren Unterhalt.

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Warum eine neue Orgel für St. Joseph? Die bisherige Orgel in unserer Pfarrkirche wurde im Es wurde von den Fachleuten an unserer alten Orgel Jahr 1967 von einer Aachener Orgelbaufirma erbaut. im einzelnen u.a. beanstandet: Trotz regelmäßiger Wartung (Stimmungen und kleinerer Reparaturen) kam die Orgelbaufirma Die Spieltraktur besteht komplett aus Siegfried Schulte schon 1991 zu dem Ergebnis, ,,daß verbiegbarem Aluminium; dies verursacht eine Stimmung der Orgel unmöglich und hängenbleibende Töne (Heuler). unverantwortlich" sei. Eine dringend notwendige Generalreinigung und die sehr aufwendige Für die Windladen wurden nur Spanplatten Beseitigung der Störungen seien ,,ein ziemlicher verwendet, eine ganz indiskutable Maßnahme. Kostenfaktor“. Ein großer Teil der Register ist zu eng mensuriert. Professor Hans-Dieter Möller, Orgelsach- Dies produziert einen schreienden Orgelton. verständiger der Erzdiözese Köln, schrieb 1992 in seiner Beurteilung: ,,In ihrer technischen Gestaltung Das Lagerwerk besteht aus nicht stabilen und im Hinblick auf die zur Verwendung Metallprofilen (,, System: Märklin-Baukasten“). gekommenen Materialien hinterlässt diese Orgel einen äußerst fragwürdigen Eindruck.“ Es folgt dann Das Gehäuse hat keinerlei Resonanzwirkung. eine Aufzählung besonders kritischer 7 Registermotoren sind defekt. Schwachstellen, die besagen, ,,daß das Instrument wenig überzeugend gestaltet wurde. Will man diese Die gesamte Orgel ist im höchsten Grade Orgel auf einen technisch und künstlerisch verschmutzt. Für eine Generalreinigung müßte sie befriedigenden Stand bringen, werden Reparaturen total zerlegt werden. und Überarbeitungen hohe Geldinvestitionen erfordern. Eine Summe von über 200 000,- DM wird Seit Jahren hat sich der Kirchenvorstand mit dem sicher notwendig sein. Von daher kann ich Ihnen nur Problem ,,Orgelreparatur oder neubau?“ befaßt. Alle zu einem Orgelneubau raten... Nach den Experten, unter ihnen auch der Orgelsachverständige unerfreulichen Erfahrungen beim letzten Orgelbau der Erzdiözese Köln, Prof. Karlheinrich Hodes, sind sollte man nur auf erstklassige Firmen zu dem gleichen Ergebnis gekommen, daß eine auf zurückgreifen." Dieser Meinung war auch der Grund der schlechten Substanz des vorhandenen Orgelsachverständige Adolf Fichter, Kantor an St. Instrumentes aufwendige Restaurierung in keinem Servatius Siegburg. adäquaten Verhältnis zu den dazu aufzubringenden Kosten stehen würde. Bezüglich der Verwendung des vorhandenen Pfeifenmaterials in der neuen Orgel hatten die Sachverständigen starke Bedenken, da wegen seiner Ludwig Kurenbach engen Mensurierung bei der schlechten Akustik des Kirchenraumes die Orgel sehr scharf und in manchen Klangbereichen sogar grob klinge. 12 DIE NEUE KLAIS-ORGEL

Der lange Weg zur neuen Orgel Um das Vorhaben und die Verwirklichung der Nach vielen Überlegungen ging man auf ein Orgelerneuerung für unsere Pfarrkirche Sankt Joseph preiswertes Angebot einer Aachener Orgelbaufirma in Thomasberg zu beschreihen, sei ein kurzer Blick ein. Dieses Instrument mit 17 Registern wurde 1967 in auf deren verhältnismäßig junge Geschichte die vergrößerte Kirche zu einem Preis von 59.700,- gestattet: DM eingebaut, und man glaubte, nun einen preiswerten und auch dauerhaft guten Klangkörper zu Unsere Pfarrkirche wurde in den Jahren 1949 und besitzen. Schon bald aber sollte sich zeigen, daß dies 1950 als kleine Kirche unter enormen persönlichen nicht der Fall war und finanziellen Opfern der Thomasberger Bürger erstellt. Als die neue Kirche ab März 1950 zu Gravierende Mängel der ersten Orgel Gottesdiensten genutzt werden konnte, war jedoch Ungefähr 15 Jahre später stellten sich nämlich schon an eine Orgel aus finanziellen Gründen noch nicht zu Mängel hinsichtlich der Bespielbarkeit und des denken. Es zeigte sich bald, daß das kleine Bauwerk Materials der Orgel heraus, die von Jahr zu Jahr Kirche den Anforderungen der damaligen gravierender wurden. Der Kirchenvorstand war ,,Rektoratsgemeinde“. nicht mehr genügte. Im Jahre gezwungen, sich mit der Angelegenheit zu befassen, 1955 zählte man 1233 Gemeindemitglieder, und und so heißt es im Protokoll vom 2. Januar 1984: ,,Der 1960 waren es knapp 1400. Heute wohnen 2206 KV beschließt, das Problem ,Orgel' in Angriff zu Katholiken in Thomasberg. nehmen. Ein Gutachten über den Zustand der vorhandenen Orgel soll eingeholt und notwendige Erweiterung der Kircheund Kauf der ersten Schritte sollen anschließend festgelegt werden." Es Orgel ergab sich dann die generelle Frage: Bau einer neuen So begann man Anfang der sechziger Jahre mit der oder Reparatur der vorhandenen Orgel? Von Planung und 1966 mit der Ausführung des Um- und Fachleuten wurde von einer Reparatur jedoch schon Erweiterungsbaus der Kirche. Dadurch gewann sie 8 damals abgeraten. Meter an Länge und 3 Meter an Breite. Plan einer Orgelerneuerung Jetzt mußte endlich auch eine Orgel angeschafft Nachdem 1985 ein Mitglied der Pfarrgemeinde einen werden. Die neue große Kirche mit rund 30 Metern Betrag von 10.000,- DM für die Anschaffung einer Länge, einer Fläche von rund 500 Quadratmetern und neuen Orgel gespendet hatte, meinte man, daß damit einem Volumen von 4752 Kubikmetern forderte auch das gezielte Ansparen für die Orgelerneuerung eine entsprechende Orgel. Jedoch - woher die Gelder für ein solches Instrument nehmen? Wie könnte seine beginnen könne. Es sollten aber vor einem Finanzierung ermöglicht werden? Die Erweiterung Orgelbauvertrag noch viele Jahre mit viel Wenn und der Kirche hatte mehr als eine halbe Million Mark Aber in den folgenden Kirchenvorstandssitzungen gekostet. Der Neubau des Pfarrheims war 1964 stehen. begonnen und noch nicht abgewickelt. Hierfür waren auch entsprechende Zuschüsse geflossen, jedoch für Unter dem Datum 4. Januar 1985 heißt es im eine Orgel wurde jeglicher Zuschuß verweigert. Protokollbuch: ,,Der KV befaßt sich erneut mit der

13 DIE NEUE KLAIS-ORGEL mehr reparierbaren Orgel unserer Kirche und spricht ferung in zwei bis drei Jahren noch zu erwartenden sich - wohl wissend, was auf die Kirchengemeinde Ansparungen und Spenden hochgerechnet. Ein in zukommt - für eine grundlegende Änderung aus...“ Aussicht gestellter Zuschuß des Erzbistums für eine neue Orgel sorgte für weiteren Optimismus, und so Vorrangige Kirchenrenovierung stellten wir im Januar 1994 an das Generalvikariat Zur gleichen Zeit stellte sich heraus, daß die Kirche Köln den entsprechenden Antrag auf Genehmigung generell renoviert werden mußte. Die Bauabteilung des Baus eines neuen Instruments mit 18 Registern. Für den ausgewiesenen Fehlbetrag in unserem des Erzbistums Köln riet nach erfolgter Prüfung Finanzierungsplan beantragten wir gleichzeitig ein dringend zur Sanierung von Dach und Wänden. zinsgünstiges Darlehen beim Erzbistum. Hierfür wurde gleichzeitig eine erhebliche finanzielle Eigenbeteiligung der Kirchengemeinde gefordert. Dreifaches Genehmigungsverfahren Dies stellte sie vor zusätzliche finanzielle Probleme. Daraufhin erhielten wir vom Erzbistum Köln eine ,,Vorplanungsgenehmigung" mit einigen noch zu 1987 wurde dann mit der umfangreichen Renovierung erfüllenden Auflagen. Im Mai 1995 wurde der der Kirche begonnen, die sich noch über das Jahr 1988 Kirchengemeinde endlich die ,,Durchführungs- ausdehnte. Dieser Tatbestand bedeutete für das genehmigung" für den Bau einer neuen Orgel bis zur Orgelprojekt das vorläufige Aus. Höhe der anerkannten Kosten und der gesicherten Finanzierung von 500.000,- DM erteilt. Nun konnte Bisheriger Orgel-Wartungsvertrag gekündigt der entsprechende Vertrag mit der Orgelbaufirma Im September 1991 löste die mit der Wartung der Klais, für die wir uns entschieden hatten, geschlossen Orgel beauftragte Firma ihren Wartungsvertrag mit der werden. Dieser wiederum wurde erst nach weiterer Kirchengemeinde auf und begründete dies detailliert Genehmigung durch das Erzbistum wirksam. mit der ,,Unmöglichkeit fachgerechter Wartungsarbeiten an der Orgel". Sie schlug vor, einen Vielerlei Aktivitäten neutralen Orgelsachverständigen hinzuzuziehen, um Man sieht also, wie lang ein Weg von der Planung bis zu einer Generallösung zu kommen. zur Genehmigung einer neuen Orgel sein kann. Zwölf Jahre lang wurde gespendet und gespart, um eine Daraufhin beschloß der Kirchenvorstand, das Finanzierung zu ermöglichen, die vom Erzbistum Orgelbauprojekt erneut auszuschreiben und fünf Köln genehmigt wurde und den Orgelbau Orgelbaufirmen um Angebote zu bitten. Der sicherstellte. Orgelbausachverständige des Erzbistums riet von einer Reparatur der Orgel entschieden ab und empfahl, Der Kirchenvorstand hat es sich mit der Entscheidung zwei weitere Preisangebote für eine neue Orgel in der für den Bau einer neuen Orgel nicht leicht gemacht: In Größenordnung von 18 bis 21 Registern einzuholen. den letzten 10 Jahren stand dieses Thema 26mal auf der Tagesordnung seiner Sitzungen. Sehr viel wurde Finanzierungkonzept über das Für und Wider, das Ja und Nein zu einer für eine neue Orgel mit 18 Registern Orgelanschaffung diskutiert und beraten. Die Unsere angesparten Eigenmittel aus Kollekten und Spenden wurden mit zukünftigen, bis zur Orgellie- Spendefreudigkeit der Vielen, die sich

14 DIE NEUE KLAIS-ORGEL unserem Orgelbauprojekt verbunden zeigten, war sehr Gesamtfinanzierung sichergestellt beeindruckend. Sie können an dieser Steile unmöglich Die finanziellen Mittel stellten sich zum Jahresende alle genannt werden: Neben einzelnen 1997 wie folgt dar: zweckgebundene und freie Gemeindemitgliedern beteiligten sich - auch bei Rücklagen insgesamt rund 328.000,- DM; 1996 waren Pfarrfesten zugunsten der Orgel - die verschiedensten schon 148.550,- DM an die Orgelbaufirma Klais Gruppierungen des Ortes wie Pfarrjugend, Frauen- gezahlt worden, so daß an Bargeld für das erweiterte gemeinschaft, Kirchenchor, Meßdiener, Pfadfinder, Orgelprojekt rund 476.000,- DM zur Verfügung die Dorfgemeinschaft Steinringen mit ihren standen. Mit einem vom Erzbistum 1995 zugesagten ,,Domfesten“ sowie die beiden ortsansässigen Banken Kredit von 110.000,- DM (Laufzeit zehn Jahre) war und die hiesigen Vereine wie Feuerwehr, Tambour- somit die Gesamtfinanzierung sichergestellt. Aufgrund corps, Strücher KG, Gesangverein, usw. usw. Alle dessen wurde dann in der Kirchenvorstandssitzung am diese echten Bemühungen haben die Mitglieder des 17. Dezember 1997 protokolliert: ,,Der KV beschließt Kirchenvorstandes in dem Vorhaben Orgelbau immer einstimmig, die Orgel mit 21 Registern ausstatten zu wieder bestärkt. lassen und einen entsprechenden Antrag nach Köln auf den Weg zu bringen.“ Die Aktivitäten zugunsten der Orgel wirkten sich auf die besagte 1993 erstellte ,,Hochrechnung der Da es sich um ein weit in die Zukunft weisendes Projekt Ansparungen bis zur Orgellieferung" so günstig aus, handelte, hatten wir im Hinblick auf die zu erwartende daß 1996 - wie ursprünglich empfohlen - die Anschaf- Vereinigung der beiden Kirchengemeinden St. Joseph fung drei zusätzlicher Register erwogen wurde. und St. Judas Thaddäus den Kirchenvorstand von Heisterbacher-rott über unser Vorhaben informiert. Der damals gerade ernannte Orgelsachverständige des Dieser billigte einstimmig das neue Instrument in der Erzbistums, Herr Kantor Adolf Fichter, Siegburg, geplanten Größe wie auch das diesbezügliche wurde zur Beurteilung der Disposition der Orgel unter Finanzierungskonzept. So wird auch unsere neue Orgel Berücksichtigung unseres Kirchenraumes um eine als ein musikalisches Bindeglied die Vereinigung der gutachtliche Stellungnahme gebeten und dazu zu einer beiden Pfarrgemeinden ,,mit einem guten Akkord- Sitzung des Kirchenvorstandes eingeladen. Vor dem Gremium plädierte er entschieden für die Ergänzung unterstützen. der Registerzahl. So vermerkt das Protokoll vom 10. Juni 1996: ,,Der Orgelsachverständige des Erzbistums, Besondere Aktivitäten des Kirchenchores Herr Fichter, stellt die Entwicklung des Orgel- Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß sich unser konzeptes sowie das gemeinsam mit unseren Kirchenchor ideell wie auch finanziell sehr für den Organisten erarbeitete Ergebnis vor. Bezogen auf die Orgelbau engagiert hat: ,trockene Akustik' unserer Kirche werden in dem Konzept sowohl romantische als auch barocke Es wurden in den vergangenen Jahren mehrere Elemente zusammengefaßt. Herr Fichter spricht sich Kirchenkonzerte (,Jubilate Deo") veranstaltet und die aus kirchenmusikalischen Gründen wiederholt für eine dabei durch Spenden und Kollekten erzielten Erlöse Orgel mit 21 Registern aus. Der Kirchenvorstand auf einem eigenen zweckbestimmten Chorkonto für beschließt die vorgeschlagenen 21 Register unter dem die neue Orgel verbucht. Viele, viele Einzelspenden der Vorbehalt einer durchführbaren Finanzierung.” Chormitglieder sowie Osterschmuckverkäufe

15 DIE NEUE KLAIS-ORGEL brachten zusätzlich erhebliche Beträge zusammen. des Spiel-platzgeländes erwähnt. Dabei erbrachten So konnte der Chor dem Orgelfonds den Betrag von unsere ehren-amtlich tätigen Baufachleute und Helfer 56.525,23 DM zur Verfügung stellen. 230 exakt aufgezeichnete Arbeitsstunden.

Fs sollen aber keinesfalls alle die kleinen, größeren Jedoch nicht nur für unser Orgelprojekt und für und großen Spenden von Privatpersonen, Gruppen kirchliche Baumaßnahmen wurde gespendet und und Vereinen weniger gewürdigt werden. Sie haben gearbeitet, auch die Anliegen der Weltkirche wurden ebenso in besonderer Weise dazu beigetragen, daß nicht vernachlässigt: So erreichten die Weihnachts- die für das Projekt erforderlichen Eigenmittel basare in den zurückliegenden 17 Jahren zugunsten der aufgebracht werden konnten. Andheri-Hilfe ein stattliches Gesamtergebnis von 586.620,- DM. Außerdem wurden in den vergangenen Baumaßnahmen außerhalb des Orgelprojektes Jahren für die sozialen Werke Adveniat, Sternsingen, Es ist schon erstaunlich und erwähnenswert, wieviel Misereor, Caritas und Priesterhilfe Brasilien rund auch in heutiger Zeit, die häufig durch wachsende 454.000,- DM gespendet. Es ergab sich damit ein Beziehungslosigkeit gekennzeichnet wird, eine Gesamtbetrag von 1.070.000,- DM für die Weltkirche. Dorfgemeinschaft, die sich um ein gutes Miteinander Davon sind allein 97.675,- DM als Spenden und Paten- bemüht, zuwege bringen kann: schaften in die Ausbildung von Theologiestudenten in Brasilien geflossen (siehe Diagramm auf der nächsten Denn obwohl das Orgelbauprojekt sich wie ein roter Seite). Faden mit vielen Schwierigkeiten über die vergangenen Jahre hinzog, wurden außer der bereits Vorbereitung und Abschluß des Orgeleinbaus erwähnten Kirchenrenovierung weitere notwendige Der Orgelbauvertrag über die Erweiterung des Maßnahmen an den kirchlichen Gebäuden durchgeführt, so z.B. die Erneuerung der gesamten Instruments um drei Register wurde durch das Lichtanlage in der Kirche, die Renovierung und Erzbistum Köln im April 1998 genehmigt. Lieferung Erweiterung des Pfarrheims, ein Anbau für das und Einbau wurden von der Firma Klais für die zweite Pfarrbüro an das Pfarrhaus und die Sanierung des Jahreshälfte 1995 festgelegt. Pfarrheims im zweiten Untergeschoß. Für diese Baumaßnahmen gab das Erzbistum zwar Dazu mußte nun die Orgelempore vorbereitet, das entsprechende Zuschüsse, jedoch wurde auch eine heißt, renoviert und erweitert werden. Hierfür waren Eigenbeteiligung von insgesamt rund 175.000,- DM statische Berechnungen einzuholen und die Gestaltung gefordert. Hier erbrachten die Baufachleute des der Orgelbühne mit der Orgelbaufirma abzustimmen. Kirchenvorstandes und andere freiwillige Helfer - Die Umbaukosten konnten zum großen Teil dadurch indem sie bei diesen Baumaßnahmen selbst Hand aufgefangen werden, daß sich auch für diese Arbeiten anlegten - persönliche Eigenleistungen von wieder Fachkräfte und Helfer aus Kirchenvorstand und insgesamt mehr als 1000 Arbeitsstunden. Diese wurden der Kirchengemeinde vom Erzbistum Köln Gemeinde kostenlos zur Verfügung stellten. Mit voll als Eigenmittel angerechnet. - Schließlich sei großem Fleiß und in fachgerechter und noch die grundlegende Renovierung des Kath. eigenverantwortlicher Tätigkeit haben die Freiwilligen Kindergartens auf dem Hasensprung einschließlich ihre Aufgabe gemeistert.

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Im Dezember 1998 war es dann endlich soweit: Die Einzelteile des zerlegten ,,Bauwerks Orgel“ wurde von den Monteuren der Bonner Firma unter Mithilfe unserer Baufachleute mit „bauseits“ bereitgestellten Hubstapler auf die renovierte und neu gestaltete Orgelbühne gehoben und dort von den Orgelbauern montiert. Schon jetzt gewann man einen Eindruck von der Majestät des Instruments. Im Januar 1999 erfolgten dann die Intonation und Stimmung. Somit war die Fertigstellung der Orgel bis zum Patrozinium, dem St.Josephs-Tag, gewährleistet; denn dann sollte die Königin der Instrumente erstmalig ihre ganze Klangfülle entfalten.

Nach langem Weg am Ziel Das hohe Spendenaufkommen und die vielen Aktivitäten zugunsten der neuen Orgel haben ganz entschieden dazu beigetragen, daß das Vorhaben der Orgelerneuerung in so guter Weise gelingen konnte. Dafür darf sicher auch an dieser Stelle ein herzliches Danke gesagt werden!

Wir sind zuversichtlich, daß auch die restlichen Verbindlichkeiten durch weitere Spenden getilgt werden können. Es ist zu erwarten, daß auch dieser ,,finanzielle Nachklang- in guter Harmonie zum Bisherigen stehen wird.

Es war ein langer Weg vom eingangs beschriebenen ,Problem Orgel" bis zur Fertigstellung der neuen formschönen, klanglich edlen und vielfältigen, qualitativ hochwertigen Klais-Orgel in unserer Kirche St. Joseph Thomasberg. Hier wird sie nun in eindrucksvoller, würdiger Weise die Pflege der ,,musica sacra“ unterstützen - zum Lobe Gottes und zur Freude vieler Generationen.

Willi Gast

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Die Geschichte der Werkstatt Johannes Klais Orgelbau Bonn Seit mehr als hundert Jahren, in mittlerweile der vierten ne Einzug in die Prospektgestaltung. Verbindungen mit Generation gilt das Tun der Werkstatt Klais dem den Architekten des Bauhausstils inspirierten ihn zur Orgelbau, seit mehr als hundert Jahren Leben und Gestaltung des ,,offenen Prospektes": Hierbei handelt es Arbeiten unter einem Dach. sich um eine Sonderform des Freipfeifenprospektes mit ablesbarem Werkaufbau, bei der auf jegliche Johannes Klais (1852-1925) wurde in Lüftelberg bei Umhüllung des Pfeifenwerkes durch Gehäuse und Bonn geboren und erlernte den Orgelbau bei Orgelbauer Prospektpfeifen verzichtet wird. Die einzelnen Pfeifen Bertram in Engers/Neuwied. Schon bald danach wachsen, von der kleinsten bis zur größten ansteigend, erweiterte er bei Koulen, in Straßburg sowie in frei in den Raum hinein. Die Entwicklung dieser Süddeutschland, der Schweiz und Frankreich seinen Prospektform, die bis in die USA hinein Nachahmer Horizont. unter vielen Orgelgestaltern gefunden hat, geht auf Hans Klais zurück. Als er 1882 seine Orgelbauwerkstatt in Bonn gründete, war seine Arbeit den traditionellen Bauweisen mit Unter seiner Leitung entwickelte die Werkstatt darüber mechanischen Schleifladen verhaftet. Er gab dem hinaus die Spieltische in ergonomisch gerundeter Form, Orgelbau neue Impulse, baute noch vor der die bis in die 60er Jahre charakteristisch für Klais- Jahrhundertwende Hochdruckstimmen mit zwei Labien Orgeln wurden (und heute wieder verstärkt aufgegriffen in Verbindung mit pneumatischen Kegelladen und war werden). offen für Anregungen seines Sohnes Hans. Zusammen mit ihm realisierte er 1906 die elektrische Traktur. Sein Zu den Instrumenten von Hans Klais gehört die Orgel in Bestreben war es, alle Bereiche der handwerklichen der Kathedrale zu Gent/Belgien, in der Kathedrale zu Fertigung seiner Instrumente in der eigenen Werkstatt Brügge/Belgien und im Dom zu Köln, jener ersten ausführen zu können. Aus den Rohstoffen Zinn und Blei großen Orgel in der Stadt nach dem Krieg, welche zur in Barren wurden und werden bis heute in der eigenen 700 Jahrfeier des Domes 1948 gebaut wurde und bis Pfeifenwerkstatt die Platten gegossen aus denen die zum heutigen Tag ihren musikalischen Dienst versieht. Pfeif&n gefertigt werden. Neben Orgelbauern beschäftigte er Bildhauer und Holzschnitzer, welche die Auch die zweite Generation hielt an den Prinzipien neugotischen und mit reichem Figurenwerk verzierten seines Vaters fest: dem Orgelbau Impulse geben, Orgelgehäuse schufen, die seine Orgeln in ihrer äußeren gleichzeitig Ideen des Sohnes aufnehmen. Erscheinungsform kennzeichnen. Die Tradition der autarken Fertigung aller Orgelbestandteile in der eigenen 1965 hat Hans Gerd Klais (*1930) die Leitung der Werkstatt stellt für uns noch heute ein wesentliches Werkstatt übernommen. Er kehrte zu den Ursprüngen Leitbild dar. der mechanischen Schleiflade zurück und arbeitete daran, eine Synthese zwischen polyphoner und Ab 1920 führte Hans Klais (1890-1965) das symphonischer Orgel zu finden. Bereits 1969 wurde Unternehmen. Mit zahlreichen neuen Entwicklungen unter seiner Werkstattleitung die Domorgel im und Erfindungen brachte er den Orgelbau wie auch die Würzburger Dom erbaut, der sich Instrumente im Werkstatt weiter voran. Unter ihm hielt die Moder- Trierer Dom 19 DIE NEUE KLAIS-ORGEL

(1974), in der Hedwigskathedrale zu Berlin (1977), Auch im Bereich des Orgelneubaus konnte sich die im Limburger Dom (1978), im Grazer Dom (1979) Werkstatt in den vergangenen Jahren schwierigen und im (1980) anschlossen. Aufgaben stellen: die Orgel in der Kathedrale zu Reykjavik Island, der Orgelneubau der Würzburger Auch er ist der Tradition seiner Vorfahren gefolgt und Augustinerkirche, Haupt- und Chororgel im Münster zu hat Ideen der jungen Generation aufgenommen. Sein Bad Säckingen, die Orgel für in Sohn, Philipp Klais (*1967), ebenso wie er in der Großbritannien und die neue Schwalbennestorgel im Werkstatt aufgewachsen, lernte im Elsaß in Dom zu Köln, darüber hinaus Instrumente für bedeutende Deutschland und in Übersee. Seit einigen Jahren Konzertsäle in Athen/Griechenland, Kyoto Japan, in arbeiten beide Generationen Hand in Hand Krakau/Polen und für das Auditorium Maximum der zusammen. Neue Ideen haben sich mit bewährter Ruhruniversität in Bochum. Erfahrung verbunden. Gemeinsam mit einem jungen Team setzt sich die vierte Generation Klais für Zukünftige Aufgaben sind Orgelneubau und - charaktervolle Instrumente mit hoher klanglicher und restaurierung in der bedeutenden Benediktinerabtei zu gestalterischer Ästhetik ein. Maria Laach, eine dreigeteilte Orgellösung für das Benediktinerkloster Schweiklberg bei Passau sowie die Vier Generationen wohnen und arbeiten unter dem Orgel im Konzertsaal des höchsten Gebäudes der Welt, Dach der Werkstatt. Das Team ist längst zu einer den Twin Towers in . großen Familie zusammengewachsen. Durch den ständigen Austausch findet ein immerwährender Inzwischen hat die vierte Generation die Leitung und Lernprozeß statt. Verantwortung übernommen. Der Leitgedanke der Werkstatt ist es, in harmonischer Teamarbeit Instrumente Der Lernprozeß der Werkstatt wird dabei zu einem höchster handwerklicher und musikalischer Qualität zu großen Teil geprägt durch den Bereich der schaffen, die das Herz ihrer Zuhörer berühren. Orgelrestaurierung. Hier hat sich die Werkstatt in den vergangenen Jahrzehnten einen überregionalen Ruf Einig sind sich alle über Ziel und Zweck ihres Handelns: erarbeitet. Zu den bedeutenden Restaurierungen Orgelbau ist schöpferische und zeitgemäße gehört sicherlich die Restaurierung der Bambus- Auseinandersetzung mit dem Tradierten in all seinen Orgel in Las Pinas/Philippinen, der Holzhey-Orgel in Erscheinungsformen. Der Orgelbauer arbeitet in seiner Rot a.d. Rot ebenso wie zahlreicher Stumm-Orgeln, Zeit, aber seine Werke müssen sich der Geschichte jener Orgelbauerfamiliendynastie aus dem stellen. Und dabei sind sich alle bewußt: Im Kirchenraum Hunsrück. Für die kommenden Jahre stehen weitere dient die Orgel der Begleitung und Erhöhung des Herausforderungen im Bereich der Restaurierung auf Gottesdienstes. dem Programm, darunter die Restaurierung der Holzhey-Orgel in Ursberg (1775) sowie der Johann- Philipp Klais Heinrich Mundt Orgel (1673) in der Teynkirche zu Prag.

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Die neue Klais-Orgel in St.Joseph Thomasberg

Konstruktionszeichnungen und Bilder vom Einbau

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Das Planungs- und Ausführungsteam

Disposition: Hans Gerd und Philipp Klais in Zusammenarbeit mit den Orgelsachverständigen Prof. Hans-Dieter Möller und Adolf Fichter

Mensuren: Heinz-Günther Habbig

Projektentwurf und Technische Konstruktion: Klaus Flügel

Orgelmontage: Josef Pick Heinz Bergheim Matthias Nobel

Intonation: Rolf Linden

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Das Pfeifenwerk in Zahlen

Größte Holzpfeife: 240 cm

Ø der größten Holzpfeife: 25,6 cm x 21,8 cm

Anzahl Holzpfeifen: 114

Ø der größten Metallpfeife: 14,9 cm

Größte Metallpfeife: 310 cm mit Pfeifenfuß

Kleinste Metallpfeife: 0,6 cm ohne Pfeifenfuß

Anzahl Metallpfeifen: 1143

Ø der kleinsten Metallpfeife: 0,5 cm

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Das Klangkonzept

Bei den Überlegungen zur klanglichen Ausrichtung dem auch bei der dann definitiv festgelegten Lösung des neuen Instrumentes spielten vornehmlich mit Hauptwerk, Schwellwerk und Pedal aus folgende Faktoren eine maßgebliche Rolle: Größe finanziellen Erwägungen zeitweise eine Reduzierung und Akustik der Kirche, Größe und Standort der der vorgesehenen 21 Register auf 18 Register im Orgel, kirchenmusikalische Schwerpunkte der Raum stand, konnte die Kirchengemeinde Gemeinde, Zusammenspiel von Orgel und glücklicherweise doch noch die Finanzierung der Gemeinde, Chor, Vorsängern und Instrumentalisten. vakanten drei Stimmen sichern und die Orgel mit 21 Registern bei der renommierten Bonner Schon in frühen Beratungen tendierte eine Orgelbaufirma Klais in Auftrag geben. Festlegung der Registerzahl des neuen Instrumentes auf ca. 20 Register, die für die Größe des Die auf Schleifladen stehenden Werke des mit Kirchenraumes als notwendig erachtet und mechanischer Spiel- und elektrischer Registertraktur hinsichtlich der finanziellen Belastbarkeit der ausgestatteten Instrumentes sind folgendermaßen Kirchengemeinde als realistisch eingestuft wurden. angeordnet: an der Emporenrückwand das Für eine in diesem Planungsstadium ins Auge Schwellwerk mit 8 Registern, davor, durch einen gefaßte Werkverteilung auf Hauptwerk, Stimmgang getrennt, auf der linken Seite das Rückpositiv und Pedal mit einer mehr barock Hauptwerk mit ebenfalls 8 Registern und auf der ausgerichteten Disposition sprach vor allem die rechten Seite das Pedal mit den restlichen 5 Registern. trockene Akustik der Kirche, die eher polyphone In der Gehäusefront stehen Prospektpfeifen der Strukturen durchhörbar macht und weniger Register Principal 8' und Cello 8'. romantischer Musik zuträglich ist. Zudem versprach das an der Emporenbrüstung gedachte Rückpositiv Der mit Normalkoppeln und einer Setzeranlage zur mehr klangliche Präsenz der Orgel im Kirchenraum, Registerspeicherung versehene Spieltisch wird hei- wodurch eine Verkleinerung der Registerzahl bis auf stehend an die Emporenbrüstung vorgezogen, damit 18 Stimmen möglich gewesen wäre. der Chor zwischen Spieltisch und Orgel aufgestellt werden kann, wobei auch neben der Orgel zum Dennoch wurde die ,,barocke" Rückpositivlösung Emporenaufgang hin noch reichlich Platz für Chor bald verworfen. Ausschlaggebend hierfür waren die und Orchester zur Verfügung steht. schlechten Erfahrungen mit dem Rückpositiv der alten Orgel, das, zumal bei der problematischen Das klangliche Rückgrat des Instrumentes bildet der Akustik der Kirche, von den an der Rückwand der Principalaufbau des Hauptwerks mit Principal 8', Empore aufgestellten restlichen Teilwerken des Octave 4' und Superoctave 2' sowie einer 4-fachen Instrumentes unangenehm abstach und durch seine Mixtur als Klangkrone. Ergänzt werden die Dominanz eine ausgewogene Klangbalance der Principalstimmen im Hauptwerk durch die Teilwerke verhinderte. Gerade im Hinblick auf das Weitchorregister Gedackt 8' und Rohrflöte 4', welche erwünschte Zusammenwirken von Chor und Orgel sowohl solistisch als auch zu Begleitzwecken sollte nun statt eines Rückpositivs ein Schwellwerk eingesetzt werden können und darüber hinaus die konzipiert werden, das zudem für das liturgische Basis des ab g0 darauf aufbauenden 3-fachen Cornet Orgelspiel als vorteilhafter angesehen wurde. Nach- bilden.

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Strahlenden Glanz erhält das Hauptwerk durch die Soloregistrierungen ist das Schwellwerk mit einem sonore Trompete 8'. Tremulanten ausgestattet.

Den Grundstock des Schwellwerks bildet ein Fundament verleihen dem Orgelwerk die zerlegtes 5-faches Cornet mit dem als Pedalstimmen Subbass 16', Fagott 16', Octavbass 8', Rohrgedackt gebauten Bourdon 8', der konisch das auch im Baßbereich fein zeichnende Cello 8' und weiten Blockflöte 4', der überblasenden die zum Cantus-firmus-Spiel geeignete Tenoroctave Schweizerpfeife 2' und den Aliquotregistern 4'. Nasard 2 2/3' und Terz 1 3/5'. Das schwellbare Cornet kann sowohl solistisch als auch Trotz der vergleichsweise bescheidenen, den korrespondierend oder als Echo zu dem des Kirchenraum aber füllenden Registeranzahl verfügt Hauptwerks verwendet werden. Als lyrisches die neue Orgel über eine enorm breite Zungenpendant zur Hauptwerkstrompete fungiert Klangfarbenpalette, die einem phantasievollen im Schwellwerk die Hautbois 8'. Da trotz der Organisten vielfältige Möglichkeiten zum bereits oben erwähnten trockenen Akustik des liturgischen Orgelspiel eröffnet und die Darstellung Kirchenraums romantische Sphärenklänge nicht eines großen Literaturspektrums in angemessenen ausgeschlossen werden sollten, wurden hier noch Registrierungen ermöglicht. die Streicherstimme Gamba 8' und ihr Schwebungsregister Vox coelestis 8' disponiert. Adolf Fichter Zur klanglichen Abhebung der vielen möglichen Orgelsachverständiger der Erzdiözese Köln

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Kleines Orgel-Lexikon Die in dieser Festschrift enthaltenen Beschreibungen der alten und neuen Tbomasberger Orgel werden den Lesern, welche sich mit der “Königin der Instrumente” noch nie näher beschäftigt haben und mit ihr nur eine allgemeine Klangerfahrung verbinden, wegen der dabei verwendeten Fachbegriffe kaum verständlich sein. Daher sei hier der Versuch unternommen diese möglichst kurz und doch für Laien nachvollziehbar zu erklären: Abstrakten koppelt die Register des >Schwellwerkes (Manual >Traktur II) an das Hauptwerk (Manual I). Mit den beiden Pedalkoppeln lassen sich die Register der beiden Aufbau >Manuale an das >Pedal ,,anhängen”. Die Orgel (griech. Organon, Werkzeug, Instrument) zählt zu den Blasinstrumenten (Aerophonen) und Lippen- oder Labialpfeifen zugleich Tasteninstrumenten. Sie gliedert sich in erzeugen den Ton wie Flöten. Die Tonhöhe hängt Pfeifenwerk (>Lippen- und >Zungenpfeifen), ab von der Länge der Pfeife (Maßeinheit engl. Windladen, Gebläse(zur Erzeugung von verdichteter Fuß): Luft, dem ‘Wind’), >Spieltisch, >Trakturen und Die offene C-Pfeife mißt 8' (,,acht Fuß',), die eine Gehäuse. Oktave tiefer klingende ist doppelt so lang, also 16', die eine Oktave höher klingende 4', die weiter Disposition nach oben oktavierende 2'. Neben diesen im nennt man die Zusammenstellung der Register einer Oktavabstand stehenden >Registern gibt es Orgel und ihre Zuordung zu den jeweiligen Werken Aliquotstimmen, d.h. Obertonpfeifen, die den (>Werkanordung der Register). Klang aufhellen, wenn sie als Register hinzukommen. Als Mixtur bezeichnet man ein Gedackte Pfeifen Register, das für jeden Ton eine feste sind als >Lippenpfeifen oben geschlossen. Sie Zusammenstellung (Kombination) mehrerer klingen dunkler und eine Oktave tiefer als Obertonpfeifen enthält. gleichlange nicht gedackte (4' gedackt entspricht der Tonhöhe einer 8' offenen Pfeife). Manual Klaviatur (Tastenreihe) zum Spiel der Hände Intonation Klangliche Feinabstimmung sämtlicher Mensur Orgelpfeifen, damit auch der >Register zueinander Maßverhältnisse der Pfeifen, oft allgemein benutzt im Kirchenraum. Die Vorintonation erfolgt bereits in für Pfeifendurchmesser der Werkstatt. Pedal Koppeln Klaviatur zum Spiel der Füße Durch Einschalten von Koppeln (an unserer Orgel 3) werden die >Register einer anderen Klaviatur (eines Prospekt anderen Werks) verfügbar: Koppel 11-1 (”II an I”) Die Fassade der Orgel, die von den Prospektpfeifen bestimmt wird. Diese gehören fast immer zu den

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Prinzipalregistern (Prinzipal/Octave/Superoctave Stimmgang mit offenen, kräftig und direkt klingenden Er liegt bei unserer Orgel zwischen Haupt- >Lippenpfeifen) /Pedalwerk und >Schwellwerk (> Werkanordnung der Register). Wenn eine >Stimmung vonnöten ist, Register erreicht man von hier relativ leicht die Pfeifen der Darunter versteht man eine Pfeifenreihe gleicher einzelnen >Register. Bauart und Klangfarbe, die sich über den Umfang einer Klaviatur (>Manual, >Pedal) erstreckt, der Stimmung jeweiligen Klaviatur zugeordnet ist und über einen Hier geht es nicht wie bei der >Intonation um die Registerzug eingeschaltet wird. klangliche, sondern die genaue Tonhöhen- abstimmung jeder Pfeife. Schleiflade >Windlade Traktur Durch Trakturen wird die Verbindung von den Schwellwerk Tasten und Registerzügen im >Spieltisch zu den Hier sind die Pfeifen in einem sog. Schwellkasten >Windladen hergestellt, auf welchen die Pfeifen untergebracht, der nach vorne durch Jalousien über angeordnet sind, in denen der ,, Wind" zum Anblasen einen Schwelltritt am >Spieltisch unterschiedlich den Pfeifen bereitsteht. Der Tastendruck wird an weit geöffnet oder ganz geschlossen werden kann. unserer Orgel mechanisch übertragen. Eine solche Dadurch läßt sich die Lautstärke der im mechanische Traktur besteht aus hölzernen Schwellwerk befindlichen >Register kontinuierlich Zugruten, sog. Abstrakten, die von den Tasten zu verändern (crescendo-decrescendo) und genau >Wellen und von diesen zu den Spielventilen der anpassen. >Windlade führen. Bei unserer Orgel wird der Ein- und Ausschaltbefehl für die >Register von den Setzer Registerzügen des Spieltisches elektrisch an die Diese elektronische Vorrichtung erlaubt die Magnete der Schleifen der Windlade (5chleiflade) Speicherung und das sofortige Abrufen von - bei weitergegeben, welche diese hin- oder herbewegen, unserer Orgel 2x36 - Registereinstellungen um für die jeweiligen >Register den Wind zu sperren (>Register). oder freizugeben (elektrische Registertraktur), s. Abb. Spieltisch Hier sind (von unten nach oben) die Klaviaturen des Wellen >Pedals und der >Manuale 1 (Hauptwerk) und II sind waagerecht auf dem unterhalb der >Windlade (>Schwellwerk) angeordnet. Neben den Manualen stehenden Wellenbrett montierte Stangen (an unserer befinden sich die Registerzüge für Pedal, Orgel aus Holz). Sie übertragen die Bewegung der Hauptwerk und Schwellwerk mit den zugehörigen dort in engem Tastenabstand ankommenden >Koppeln. Der Schwelltritt für die Betätigung des Abstrakten (>Traktur) auf die Breite der Windlade Schwellwerks liegt oberhalb der Pedalklaviatur. zu den Ventilen. Daneben können mit dem Fuß (Druckknöpfe) die Koppeln oder die vorgewählten, mittels >Setzer Werkanordnung der Register gespeicherten Registerkombinationen abgerufen Die Register sind sogenannten Werken zugeordnet, werden. Die Setzertastatur liegt unterhalb des ersten das sind bei unserer Orgel das Hauptwerk (vorne Manuals. 33 DIE NEUE KLAIS-ORGEL links), >Schwellwerk (hinten) und Pedal (vorne eingeschaltet sind und somit die zugehörigen rechts). Sie werden - wenn keine Koppeln gezogen Schleifen den Windzugang geöffnet haben (s. Abb.) sind - entsprechend vom (unteren) >Manual 1, Manual II und >Pedal des >Spieltisches angespielt.

Winderzeugung Von einem elektrischen Gebläse, das sich hinten links neben den Pfeifenwerken in einem großen Kasten befindet, wird der sog. Magazinbalg gespeist, der als Vorratsbehälter für den Wind und dessen Druckregulierung dient. Von hier wird der Wind zu den >Windladen geführt.

Windlade Sie ist ein großer luftdichter Kasten, auf dem die Pfeifen angeordnet sind, und der die Druckluft (Wind) für diese bereithält. Unsere Orgel besitzt sog. Schleifladen. Dabei stehen alle Pfeifen, die zu Zungen- oder Lingualpfeifen einer Taste (z.B. Ton c) gehören, auf einer - z.B. Hautbois, Trompete- erzeugen den Ton gemeinsamen Kanzelle (luftdichten Kammer). In durch eine Metallzunge, die auf einer im diese strömt die Druckluft über ein Ventil, das Pfeifenkopf steckenden ,,Kehle" befestigt ist. durch Niederdrücken der Taste über die >Traktur Die Form des sog. Schallbechers bestimmt die geöffnet wird. Die zu dieser Kanzelle gehörenden Klangfarbe, der allgemein scharf ist. Pfeifen können erklingen, wenn gleichzeitig ein Zungenregister werden oft solistisch verwendet. oder mehrere >Register EdgarZens

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