Modellvorhaben Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen

Modellregion Salzlandkreis Ziele – Vorgehen – Ergebnisse

Das Modellvorhaben

Mit dem Modellvorhaben leistet das Bundes­ Zu den Zielgruppen zählen u. a. Jugendliche, ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Familien mit Kindern und Senioren. Durch ihre einen Beitrag dazu, gleichwertige Lebensverhält­ aktive Einbindung können ihre Ideen aufge­ nisse in ländlichen Räumen zu gewährleisten. nommen und die Akzeptanz und Effizienz von Es soll die 18 Modellregionen dabei unterstützen, künftigen Lösungen gefördert werden. Daseinsvorsorge, Nahversorgung und Mobilität besser zu verknüpfen, um die Lebensqualität in Je nach Ausgangsbedingungen variiert der der Region zu verbessern und wirtschaftliche strategische Ansatz des Modellvorhabens in den Entwicklung zu ermöglichen. einzelnen Regionen. Während ein Konzept zur Bündelung von Standorten der Daseinsvorsorge In dem Modellvorhaben wird besonderer Wert in „Kooperationsräumen“ eher nur mittel- bis darauf gelegt, dass neben Politik, Verwaltung, langfristig umgesetzt werden kann, wird sich Zivilgesellschaft sowie Anbietern von Daseins­ ein integriertes Mobilitätskonzept auch schon vorsorgedienstleistungen und Nahversorgung in kürzerer Frist auf die vorhandene Verteilung von Beginn an auch die verschiedenen Ziel- und der Daseinsvorsorgeeinrichtungen ausrichten Nutzergruppen vor Ort aktiv in die Entwicklung können. In Verbindung mit dem Kooperations­ und Umsetzung von Standortkonzepten und raumkonzept muss dieses Mobilitätskonzept so Mobilitätsangeboten eingebunden werden. flexibel gestaltet werden, dass es jederzeit an die Umsetzung des Kooperationsraumkonzeptes angepasst werden kann.

Bestandsaufnahme Beteiligungs- • Standorte Daseinsvorsorge • IST-Mobilitätsangebot konzept • Kleinräumige • Haltestellen georeferenziert Bevölkerungsprognose • Nahverkehrsplan Nutzergruppen • Bedarfsanalyse von Versorgung und Mobilität • Kinder und • Bewertung der Angebote und Standorte Jugendliche • Familien Kooperationsraumkonzept Mobilitätskonzept •  Ältere • Festlegung von Kriterien zur • Hierarchischer Netzaufbau Menschen Abgrenzung • Erreichbarkeitsanalysen und • Bündelungsmöglichkeiten von Netzknoten Politik Aufgaben und Standorten • Mobilitätsangebote (überregional, regional, Öffentlichkeit Investive Binnenerschließung) Projekte • Integration von Kooperationsraum- und Mobilitätskonzept • Handlungsoptionen + Maßnahmenkatalog

Auswahl Piloträume und Umsetzung • Festlegung von Piloträumen • Maßnahmenplan in Piloträumen • Beschluss durch politische Gremien

Abb. 1: Arbeitspakete des Modellvorhabens (Quelle: BMVI) Die Modellregion Salzlandkreis

Die Region im Überblick

Abgrenzung der Region Zunahme des durchschnittlichen Alters der Der Salzlandkreis im Zentrum Sachsen-Anhalts ortsansässigen Bevölkerung zu beobachten. Die erstreckt sich über eine Fläche von rund für den ländlichen Raum bedeutsame Versor­ 1.400 km². Er zählt zwei Verbands- und elf gungsinfrastruktur dünnt zunehmend aus, was Einheitsgemeinden. Das Salz hat die Region dazu führt, dass auch im Salzlandkreis die Wege geprägt, in der Vergangenheit, wie auch heute. zur Befriedigung der eigenen Bedürfnisse immer länger werden. Die zentrale Lage zwischen den Ballungszentren und sowie eine gute Verkehrs­ Ziele der Modellregion infrastruktur begünstigen den Salzlandkreis als Die Modellregion Salzlandkreis hat im Projekt­ Wirtschaftsstandort. Wichtige Straßenachsen verlauf innovative Konzepte erarbeitet, mit schneiden sich im Salzlandkreis, zudem gibt denen in Zukunft sowohl die Daseinsvorsorge es eine gute Anbindung an das überregionale und Nahversorgung als auch die Mobilität Bahn- und Wasserstraßennetz. gewährleistet werden können. Die wichtigsten Elemente einer zukünftigen Handlungs- und Regionalstrategie hierbei sind: – Die Bildung von Kooperationsräumen zur Weiterentwicklung der Interkommunalen Zusammenarbeit, – Eine Standortbündelung von Daseins­ vorsorge- und Nahversorgungseinrichtungen, – Die Etablierung alternativer flexibler Mobili­ tätslösungen für den Salzlandkreis, – Eine zielführende Beteiligung der Ziel- und Nutzergruppen sowie – Die Überführung von Projektergebnissen in eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Umsetzungsphase um zukünftige Heraus­ forderungen für den Erhalt der Lebensqualität im ländlichen Raum zu meistern.

Einordnung in den regionsspezifischen Planungs- und Entwicklungskontext Der Salzlandkreis gehört seit 2013 zur Planungs­ region Magdeburg, welche eine von fünf Planungsregionen des Landes Sachsen-Anhalt ist und die Raumentwicklung unter Berücksich­ Abb. 2: Lage der Modellregion (Quelle: BBSR) tigung der Identität der Regionen steuert, damit auch in dünn besiedelten Gebieten die Versor­ gung mit Dienstleistungen und Infrastrukturen Geografische/Siedlungsstrukturelle in angemessener Weise gewährleistet wird. Besonderheiten, besondere Herausforderungen Für die Modellregion liegt ein Nahverkehrsplan Im überwiegend ländlich geprägten Salzland­ (NVP) mit einer Gültigkeit bis zum Jahre 2020 kreis lebten zum letzten Stichtag 193.574 Men­ vor. Dieser befindet sich aktuell in der Fort­ schen (30.06.2017). Die Bevölkerung verteilt schreibung (NVP Salzlandkreis 2020 – 2030), so sich auf 128 Ortsteile. Die durchschnittliche dass die im Modellvorhaben gewonnen Erkennt­ Bevölkerungsdichte beträgt dabei 136 EW/km². nisse in zukünftige Vorhaben einfließen können. Schon heute sind die Folgen der qualitativen und quantitativen Veränderungen der Bevölke­ rungsentwicklung spürbar. Neben einem Rück­ gang der Einwohnerzahl ist auch eine deutliche

2 Projektstruktur und Akteure

Projektstruktur

wurde mit diesem Vorgehen erreicht, möglichst viele lokale Ziel-, Nutzer- und Umsetzungs­ akteure (Öffentlichkeit) nach dem bottom-up-Prinzip aktiv ein­ zubinden. Ideen wurden damit von der Basis her entwickelt und die Akzeptanz für spätere Umsetzungen gesteigert.

Beirat Das Bundesmodellvorhaben diente bei Bedarf auch als Schnittstelle zwischen Wissen­ schaft und Verwaltung. Bei im Projektverlauf aufkommenden Fragestellungen war es so mög­ lich, themen­bezogene Expertisen Abb. 3: Schema zur Projektstruktur (Quelle: Modellregion Salzlandkreis) in die Überlegungen einfließen zu lassen. Der Austausch zum Lenkungsgruppe zukünftigen Management von kreiseigenen Das Projektmanagement erfolgte zentral über die Raumdaten sowie zu den Möglichkeiten Sitzungen der Lenkungsgruppe (LG), die wichtige einer Integration von Elektromobilität in be­ Entscheidungen zum Projekt traf und entspre­ stehende Fuhrparkflotten, leistete einen wich­ chende Anregungen zum Projektverlauf lieferte. tigen Beitrag zu den inzwischen vorliegenden Die LG setzte sich im Kern aus dem Landrat Mar­ Projektergebnissen. kus Bauer, dem Fachdienst Kreis- und Wirtschafts­ entwicklung und Tourismus (FD 41), der KVG Öffentlichkeit Salzland GmbH (Kommunaler Verkehrsbetrieb), Trotz des Bevölkerungsrückgangs soll der Vertretern des Kreistages (drei Fachausschuss­ Salzlandkreis in all seinen Teilräumen als Wohn-, vorsitzende) sowie den Vertretern der fachlichen Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort weiter­ Arbeitsgruppen Bildung/ Freizeit, Gesundheit, entwickelt werden. Eine frühzeitige Einbindung (Nah-)Versorgung und Mobilität zusammen. Des der Öffentlichkeit ist dabei ein wichtiger Schritt, Weiteren ist ein Vertreter des Städte- und Ge­ um für zukünftige Maßnahmen die erforder­ meindebundes Mitglied der LG. Somit sind auch liche Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen. die Städte/ Einheits- und Verbandsgemeinden Mit der Abgrenzung von Kooperationsräumen direkt in das Projekt eingebunden. entwickelt sich ein gewisses Gefühl der Selbst­ verantwortung in diesen Räumen. Bürgerschaft­ Fachliche Arbeitsgruppen liches Engagement und der Wille zur Gestaltung Für die erfolgreiche Umsetzung einzelner gelten heute, gerade auf kleinräumiger Ebene, Projekt­bausteine wurde von Beginn an eine als ein Standortfaktor und Motor für die Ent­ fach- und ebenenübergreifende Zusammen­ wicklung einer Region. arbeit aller Akteure angestrebt. Die fachlichen Arbeitsgruppen, bestehend aus Fachplanern, Das Prinzip der Selbstverantwortungsräume Politikern, Trägern von Daseinsvorsorgeinfra­ findet derzeit verstärkt Beachtung bei den strukturen, arbeiteten damit themenübergrei­ Diskussionen zu den Potentialen des ländlichen fend an der Entwicklung neuer Lösungen mit. Raums. Zentraler Ansatz dabei ist, die Schaffung Die zentrale Arbeitsgruppe Mobilität tauschte lokal angepasster Lösungen mit hoher Akzeptanz sich bei Bedarf mit den übrigen fachlichen bei der Bevölkerung, welche es durch die För­ Arbeitsgruppen intensiv aus. Ergänzt durch derung und Stärkung der Selbstverantwortung Bürgerwerkstätten und thematische Workshops in den betreffenden Räumen zu unterstützen

3 Vorgehen und Ergebnisse

gilt. Da die betrachteten Räume oftmals sehr Mobilitäts­muster – sowie die Sensibilisierung unterschiedliche Ausgangslagen ­haben, sind hier für mehr Verantwortung und Mitgestaltung war entsprechend spezielle Lösungen notwendig, hier entsprechend ein zentraler Baustein. die nicht ohne Weiteres aus anderen Regionen kopiert werden können. Zur Gestaltung von Instrumente der Beteiligung und Zielgruppen­ Versorgung und Mobilität setzt das Konzept einbindung waren, der Selbstverantwortung vor allem auf ein – der Aufbau einer Kontaktdatenbank verstärktes Engagement der Bevölkerung vor – Einzelgespräche und Interviews Ort. Die Bereitschaft der Kommunalverwaltung – Arbeitsgruppentreffen und Bürgerwerkstätten zur Unterstützung dieser Aktivitäten ist daher – Sensibilisierungs- und unerlässlich, um einen geeigneten Rahmen Informationsveranstaltungen für die Bürger/innen zu schaffen. Nach diesem – Umfragen Prinzip sollen die Impulse der Veränderung und – Umfangreiche breitenwirksame Öffent­ Anpassung in schrumpfenden Regionen direkt lichkeitsarbeit (Homepage, Newsletter, von der betroffenen Zielgruppe kommen und Lokalpresse) auch in der Umsetzung von dieser wesentlich mitgetragen werden. Grundlage dafür ist die Ein erstes Ergebnis der Einbindung der regio­ Erarbeitung von Lösungsansätzen, die sich stark nalen Akteure war die Wahl des zukünftigen an den Bedarfen und lokalen Bedingungen der Projektlogos durch die Teilnehmer der Auftakt­ Zielgruppe orientieren.1 veranstaltung am 12.09.2016:

Eine Beteiligung der Zielgruppe – im Modell­ vorhaben waren dies vor allem Bürger/innen, die in ihrer individuellen Mobilität stärker ein­ geschränkt sind, wie z. B. Jugendliche aufgrund fehlenden Führerscheins, Senioren/innen mit gesundheitlicher Einschränkungen oder Familien wegen ihrer komplexeren

Abb. 4: Logo der Modellregion, (Quelle: Modellvorhaben Salzlandkreis)

1 Prof. Dr. Thomas Olk, Dr. Thomas Gensicke: Stand und Ent-wicklung des bürgerschaftlichen Engagements in Ostdeutschland. Berlin 2013

4 Vorgehen und Ergebnisse

Erhebung der Infrastruktureinrichtungen und des Mobilitätsangebotes

Wichtige Voraussetzung für zukünftige Umset­ Datenerhebung zungen ist eine möglichst detaillierte Erfassung Die Erfassung der Infrastruktureinrichtungen von räumlichen Daten (Bevölkerungsentwick­ (Versorgung, Mobilität) erfolgte im Landkreis lung, Daseinsvorsorge, Mobilität und Verkehr). adressgenau auf Ortsteilebene. Die Standorte Zur Bildung künftiger Kooperationsräume sind der folgenden Bereiche wurden dabei wie umfassende Kenntnisse zu den einzelnen räum­ geplant für den Salzlandkreis erfasst: lichen Faktoren und zur Verteilung wichtiger Infrastruktureinrichtungen im Salzlandkreis von Bildung: Kindergärten und Horte, Schul- und hoher Bedeutung. Hochschulstandorte, Ausbildungsbetriebe

Im Rahmen der Ist-Analyse wurden in der Kreis­ Freizeit und Kultur: Kreisvolkshochschulen, verwaltung vorliegende Sachdaten sowie verfüg­ Musikschulen, Bibliotheken, Kultur- und bare Geofachdaten zusammengetragen und auf Freizeiteinrichtungen ihre Verwertbarkeit im Modellvorhaben geprüft (Informationstiefe, Lagegenauigkeit Aktualität). Gesundheit: Apotheken, Ärzte, Kranken­ Da hier thematische Informationsdefizite ­vor häuser, Medizinische Versorgungszentren, lagen, wurde im Projektverlauf damit begonnen Pflegeeinrichtungen nach geeigneten Wegen zur Schließung dieser „Lücken“ zu suchen. Dienstleistung: Banken, Verwaltung, nah­ versorgungsrelevante Dienstleister Die technisch heterogene Ausgangssituation im Salzlandkreis deckt sich dabei mit den Beschrei­ Versorgung: Bäcker, Fleischer, Lebens­mittel- bungen des Landesamts für Vermessung und und Einzelhandel Geoinformation Sachsen-Anhalt zur Thematik. Die Kommunalen (Geo-)Fachdaten werden in Mobilität: Bushaltestellen, Bahnhaltepunkte der Regel von verschiedenen Stellen erhoben, verarbeitet und genutzt. Sie sind nicht zwingend Bevölkerung: Ergebnisse der Kleinräumigen aufeinander abgestimmt und können sich daher Bevölkerungsprognose. in ihrer Qualität und Aktualität sowie in ihrer Datenstruktur unterscheiden. Häufig werden sie Zum Ende der Projektlaufzeit hat sich die in verschiedenen Fachanwendungen geführt, Verfügbarkeit von Informationen mit Raum­ über die in der Regel kein gegenseitiger Aus­ bezug zur erheblich gesteigert. Eine Weiterver­ tausch ohne Medienbruch möglich ist.2 arbeitung der Daten in einem Geografischen Informationssystem (GIS) ist damit möglich. Dies In einem ersten Schritt zum Abbau dieser Defi­ war besonders für Fragen rund um das Thema zite wurde in Kooperation mit der Hochschule Mobilität zuträglich und ermöglichte erste klein­ Anhalt ein Stufenkonzept für die zukünftige räumige Analysen im Kreisgebiet. Arbeit der Kreisverwaltung mit zur Verfügung stehenden Rauminformationen erarbeitet. Ausblick Bei der Erarbeitung von Abgrenzungsvor­ GIS-Modell Salzlandkreis schlägen zu möglichen Kooperationsräumen Ein GIS-Modell Salzlandkreis wurde erarbeitet. und zur Identifikation „zukunftsfester“ Versor­ Alle im Moment zur Verfügung stehenden Geo­ gungszentren leisteten die jetzt zur Verfügung basisdaten (Topografische Karten, Luftbilder) stehenden Geodaten einen wichtigen Beitrag. und Fachdaten (Daseinsvorsorge, Mobilität) Die hinzugewonnenen Informationen sind Aus­ wurden entsprechend geprüft, aufbereitet und gangspunkt für zukünftige Argumentationen in in das GIS-Modell Salzlandkreis integriert. Planungsprozessen. Eine auf Fakten basierende Entscheidungsgrundlage ist geschaffen worden.

2 VermGeoG LSA 2017: Aufbau und Vernetzung kommunaler Geoportale, Leitfaden für kommunale Geodaten haltende Stellen in Sachsen-Anhalt, Stand 01/2017

5 Vorgehen und Ergebnisse

Abb. 5: Verteilung der Versorgungs- und Mobilitätsinfrastruktur im Salzlandkreis; Datengrundlage: Geofachdaten Salzlandkreis, Kartenerstellung: Dirk Helbig (Modellregion Salzlandkreis)

Nur mit der Unterstützung belastbarer Raum­ in Zukunft besser gelingen, die Öffentlichkeit daten können gefühlte und tatsächliche Sach­ in Gestaltungsprozesse einzubinden (Stichwort verhalte (z. B. Erreichbarkeiten, Versorgungs­ Online-Partizipation). qualität, etc.) zum Bestandteil gemeinsamer faktenbasierter Gestaltungsprozesse werden. Zukünftige Mehrwerte für den Salzland- kreis, ­seine Städte und Gemeinden sowie Die Fortführung von systematisierter Daten­ die ­Bürger/innen liegen auf der Hand. Die erfassung, -aufbreitung und -management wichtigsten dabei sind: kann Inhalt zukünftiger Umsetzungsprojekte – Die Verbesserung von Verwaltungsabläufen sein. Im Zuge der Datenerfassung wurde damit durch Nutzung aktueller Rauminformationen, begonnen, ein völlig neues Maß an Vernetzung – ein Arbeiten aller Beteiligten auf Grundlage zwischen den jeweiligen Gruppen (Verwaltung, einheitlicher Datensätze, Mobilität, Öffentlichkeit) aufzubauen. – die Möglichkeit des Einsatzes moderner Kommunikationsinstrumente, Am Ende dieser Entwicklungen kann dann ein – eine Erleichterung zukünftiger Abstimmungs­ kreisweiter „Versorgungs- und Mobilitätsatlas“ prozesse zwischen den Akteuren sowie als Informationsdrehscheibe entstehen und – die Chance zum regelmäßigen Monitoring von allen Beteiligten genutzt werden. Durch die der Entwicklungen im Landkreis. Integration von modernen Partizipationswerk­ zeugen und Konzeptinstrumentarien kann es

6 Vorgehen und Ergebnisse

Kleinräumige Bevölkerungs­vorausberechnung

Im überwiegend ländlich geprägten Salzland­ Jahr 2015) auf 37,4 % (im Jahr 2030) ansteigen kreis sind die Folgen der Veränderungen in der und der Personenkreis der Hochbetagten erheb­ Bevölkerungszusammensetzung bereits spürbar. lich zunehmen. Der Anteil an jüngeren Men­ Nicht nur ein Rückgang der Bevölkerungszahl, schen im erwerbsfähigen Alter wird in Bezug auf auch eine deutliche Zunahme des Durchschnitts­ die Gesamtbevölkerung im gleichen Zeitraum alters der Menschen ist zu beobachten. voraussichtlich von 59,4 % auf 48,3 % sinken. Unter Status-quo-Bedingungen und unter Die Bevölkerung im Salzlandkreis wird bis zum der Annahme, dass nicht alle erwerbsfähigen Jahr 2030 weiterhin abnehmen. Würden keiner­ Personen im Alter von 16 – 65 Jahren voll am lei Maßnahmen ergriffen, welche die junge Erwerbsleben teilhaben (aufgrund von Studium, Bevölkerung von einer Abwanderung aus der Teilzeitarbeit, Arbeitslosigkeit etc.), wird der Region abhalten, so würde die Bevölkerung Anteil der Nichterwerbspersonen im Jahr 2030 im Salzlandkreis (heute 138 EW/km²) bis 2030 größer sein als der Anteil der Erwerbspersonen. um weitere knapp 30.000 Menschen auf dann Diese Gruppe von 45 – 65-Jährigen wird im Jahr 2030 zu Teilen in die Altersklasse der 65 – 80-Jährigen übergehen und diese von 19,5 % der Bevölkerung auf 25,5 % der Bevölkerung anwachsen lassen. Die geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre erreichen ab dem Jahr 2025 das Rentenalter und ab dem Jahr 2030 die Altersklassen mit deutlich erhöhter Sterblichkeit. Ab 2030 wird dann ohne weiteren Zuzug jüngerer Personen ein durch die natürliche Be­ völkerungsentwicklung verursachter überaus deutlicher Einwohnerrück­ gang im Salzlandkreis einsetzen.

Innerhalb des Salzlandkreises werden die demographischen Veränderungen Abb. 6: Bevölkerungsentwicklung bis 2030 im Salzlandkreis (Stadt, Land); jedoch nicht gleichförmig ablaufen. (Quelle: Modellregion Salzlandkreis) Zwischen den größeren Städten und dem sie umgebenden, länd­ noch rund 170.000 Menschen (119 EW/km²) lich geprägten Raum wird es Unterschiede in zurückgehen. Ein großer Teil des zukünftigen Bezug auf die Entwicklung der Bevölkerung Bevölkerungsrückgangs wird durch starke geben. Ins­gesamt betrachtet vollziehen sich negative natürliche Entwicklungen bestimmt die demographischen Veränderungen (Bevöl­ sein. So werden die geburtenstarken Jahrgänge kerungsrückgang, Alterung, Wanderungs­ der Nachkriegsgenerationen bis zum Jahr 2030 bewegungen), in den ländlich geprägten Teilen zunehmend in die Altersklassen mit einer des Salzland­kreises schneller und sind deutlicher höheren Sterberate übergehen. Weiter gibt wahrnehmbar, als dies für die Bevölkerungs­ es aktuell keine Anzeichen, dass mittelfristig entwicklung der Städte erwartet wird. Vor dem die Geburtenrate im Landkreis auf ein Niveau Hintergrund der Sicherstellung von Daseinsvor­ steigen wird, welches zumindest zum Erhalt der sorge- und öffentlichen Mobilitätsangeboten ist gegenwärtigen Bevölkerungsstärke ausreichen sicher die prognostizierte stärkere Alterung der würde. Der Alterungsprozess der Gesellschaft Bevölkerung in den ländlichen Bereichen des wird sich ohne jegliche Intervention der Städte Landkreises eine der großen Herausforderungen und Gemeinden fortsetzen. Der Anteil an für die Zukunft. Senioren über 65 Jahren wird von 26,5 % (im

7 Vorgehen und Ergebnisse

Beteiligungskonzept und Öffentlichkeitsarbeit

Viele Kommunen, insbesondere im ländlich kreativer Potenziale Einzelner oder von Gruppen strukturierten Raum, teilen den Fakt, dass ohne waren Teil der Arbeitstreffen. Dabei wurden bürgerschaftliches Engagement wichtige Infra­ in einer ersten Phase über eine Abfrage der strukturleistungen nicht mehr bedarfsgerecht Teilnehmer/innen Probleme und Heraus­ angeboten werden können. Die fünf LEADER-­ forderungen zu dem betroffenen Handlungsfeld Gruppen im Salzlandkreis verfolgen dabei ein ermittelt. Danach wurden in einer Phantasie­ ähnliches Prinzip. Sie geben den Bürger/innen phase Zielzustände und Visionen, weitestgehend vor Ort die Gestaltungsmöglichkeit über Um­ unabhängig finanzieller Restriktionen, ermittelt setzungsmaßnahmen, generiert aus den Ideen und dann abschließend in einer Realisierungs­ der Beteiligten. phase umsetzungsorientierte und machbare Maßnahmen erarbeitet. Integrativer und partizipativer Ansatz Im Salzlandkreis wurde Wert auf eine integrative Die fachlichen Arbeitsgruppen haben dabei Betrachtung der Problemstellungen gelegt. Die häufig die Gruppe von Experten des jeweiligen verschiedenen Bereiche der Daseinsvorsorge Handlungsfeldes eingenommen und die Ideen wurden daher in den jeweiligen Arbeitsgruppen insbesondere auf ihre Umsetzbarkeit hin er­ in einen Zusammenhang gesetzt. Nur durch die arbeitet. Die Gruppe der Bürger/innen hingegen ganzheitliche Betrachtung aller Bereiche und die legte den Schwerpunkt mehr für die Bereiche Zusammenführung in ein Gesamtbild wurde die Bedarfe, Visionen und Akzeptanz. Aus dieser Entwicklung nachhaltiger Lösungsansätze mög­ Schnittmenge heraus ergeben sich Umsetzungs­ lich. Die Akzeptanz und Tragfähigkeit von Ideen möglichkeiten mit engem Praxisbezug und sollte sich durch solch eine Herangehensweise hoher Akzeptanz bei den zukünftigen Nutzern erhöhen. Grundsätzlich wurden im Modell­ neuer Angebotsformen. vorhaben die Gesprächs- und Arbeitskreise teilnehmeroffen gestaltet, um nicht zuletzt auch Moderation und Vernetzung der Beteiligten eine hohe Transparenz zu gewährleisten. Die Vernetzung der Beteiligten und die Moderation der Zielgruppen und Entschei­ Im Modellvorhaben wurden verschiedene Stu­ dungsträger sind im Salzlandkreis wichtige fen der Beteiligung, von der reinen Information Erfolgsfaktoren gewesen, um gemeinsam Ideen bis hin zu Kooperationen und Mitbestimmung, zu erarbeiten und die nötige Akzeptanz für angewendet. zukünftige Vorhaben zu schaffen. Im Rahmen des Modellvorhabens wurden Zielgruppen und Entscheidungsträger aus Politik und Verwaltung zusammengebracht und durch Moderations­ prozesse begleitet.

Je nach Zielgruppe oder Thema wurde das entsprechende Veranstaltungsformat (Forum, runder Tisch, (Zukunfts-)Werkstatt, Workshop etc.) vorbereitet und durchgeführt.

Abb. 7: Stufen der Beteiligung3 Darüber hinaus wurde Wert auf eine frühzeitige Vernetzung der Akteure gelegt. So konnten In den Gruppenarbeiten innerhalb des Modell­ sich die an bestimmten Themen mitwirkenden vorhabens wurde vielfach die Methodik der Personen kennenlernen und daraus eigenver­ Zukunftswerkstätten4 angewandt. Prinzipien der antwortlich gemeinsame Aktivitäten erarbeiten. Freiwilligkeit, Kreativität, Ergebnisoffenheit und Oftmals wünschten sich die lokalen Akteure die Selbststeuerung zur Freisetzung ver­schütteter Verstetigung einer solchen Vernetzungs- und

3 Prof. Dr. Thomas Olk, Dr. Thomas Gensicke: Stand und Entwicklung des bürgerschaftlichen Engagements in Ostdeutschland. Berlin 2013 4 Patrizia Nanz/Miriam Fritsche: Handbuch Bürgerbeteiligung - Verfahren und Akteure, Chancen Grenzen. 2012. Bonn

8 Vorgehen und Ergebnisse

Austauschplattform, da sie sich während der Die Ergebnisse sind lediglich ein erstes Mei­ Projektlaufzeit als sehr effektiv erwies. nungsbild, lassen jedoch gewisse Rückschlüsse zu, wie sich der Bedarf an Mobilitätsangeboten bei den Teilnehmenden über die Woche ver­ teilt. Insbesondere die Zeiten mit eher geringer Nachfrage eignen sich, um über neue, den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ergän­ zende, Mobilitätsangebote nachzudenken. Diese Angebote können helfen, Erreichbarkeiten im ländlichen Raum auch zu nachfrageschwächeren Zeiten abzusichern.

Bedeutung für Projekterfolge Im Modellvorhaben wurden über die verschie­ densten Beteiligungsformate Zielgruppen und Entscheider zu den projektleitenden Themen erfolgreich involviert und in die Projektarbeit zielorientiert einbezogen. Gerade der interdis­ Abb. 8: Verteilung der Wohnorte der Befragten im Salzlandkreis, ziplinäre Ansatz mit einer hohen Heterogenität n=588 (Quelle: Modellregion Salzlandkreis) aller Beteiligten eröffnete verschiedenste Perspektiven und eine große Ideenvielfalt im Bürgersurvey zum Mobilitäts- und Modellvorhaben. Viele der Beteiligten zeigten Versorgungsverhalten sich gegenüber den vorgestellten Ansätzen sehr Knapp 70 Orte bzw. Ortsteile aus dem Salz­ aufgeschlossen und signalisierten Bereitschaft landkreis haben sich Anfang 2107 an einer die zukünftigen Entwicklungsprozesse mitzuge­ Zielgruppenbefragung im Salzlandkreis beteiligt. stalten. Obwohl in der Start- und Anfangsphase Je größer der Punkt in der in der vorstehenden ein hoher Initialaufwand für die Aktivierung der Abbildung, desto höher die Anzahl der Rückmel­ Zielgruppen nötig war, zeigte sich im weiteren dungen aus dem mitwirkenden Ort. Projektverlauf sehr bald der große Mehrwert eines solchen Vorgehens.

Abb. 9: Bedarf an Mobilitätsangeboten über die Woche (Quelle: Modellregion Salzlandkreis)

9 Modellvorhaben Vorgehen und ErgebnisseModellvorhaben Langfristige Sicherung von Versorgung und MobilitätLangfristige in ländlichen Sicherung Räumen von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen Kreis der Beteiligten Kreis der Beteiligten

Akteure war es möglich, auf die regionalen Erweiterter BesonderheitenErweiterter der Modellregion einzugehen, Beteiligtenkreis umBeteiligtenkreis damit „passgenaue“ Lösungsansätze zu erarbeiten. Direkt Direkt Beteiligte Der BlickBeteiligte auf die Prozesse im Modellvorhaben aus den unterschiedlichen Perspektiven war genauso essentiell, wie eine ganzheitliche Projekt- Sichtweise.Projekt Durch- diese konnten sich die einzel­ team nen Projektthementeam bzw. Gedankenansätze wie in einem Puzzle in einem Ganzen wiederfinden und ein Gesamtbild zukünftiger Lösungswege Abb. 10: Kreis der Beteiligten; aufzeichnen. Komplexe und breit aufgestellte (Quelle: Modellregion Salzlandkreis) Projekte, wie das Modellvorhaben im Salzland­ kreis führen immer zu kleineren Teilaktivitäten, die von einer zentralen Stelle im Rahmen der Eine derartige Form der Einbindung der Öffent­ Beteiligung moderiert, koordiniert und gesteu­ lichkeit wird bei vergleichbaren Vorhaben häufig ert werden sollten. Nur so können auch in einer unterschätzt und erfahrungsgemäß in der Umsetzungsphase die einzelnen „Puzzle-Stücke“ Budgetierung entsprechender Ressourcen (Zeit, nachhaltig weiterentwickelt werden und später Personal) zu gering eingeplant. zusammengefügt werden.

Eine durch die Einbindung erzeugte themen­ Zeitlicher Einsatz und Abfolge der Instrumente übergreifende Vernetzung der Beteiligten Im Modellvorhaben wurden die unterschied­ führte zu einem frühen Informationsaustausch lichsten Werkzeuge im Beteiligungsprozess zwischen den jeweiligen Akteuren. Gemeinsame eingesetzt. Viele der Prozesse liefen parallel Aktivitäten erzeugten Mehrwerte für den zueinander, aber einzelne Abläufe wurden so gesamten Projektfortschritt. Beteiligte aus gestaltet, dass der Grad an Komplexität im den unterschiedlichsten Bereichen, die sonst Bearbeitungszeitraum zunehmen konnte. nicht die Möglichkeit sahen sich in dem Umfeld austauschen, kamen über das Modellvorhaben in einen Austausch.

Bezüglich der kleinräumigen Betrachtungen hat sich das Wissen der Experten vor Ort als be­ sonders wertvoll erwiesen. Mit Hilfe der lokalen

Lenkungsgruppe

Einzelge- Kontakt- spräche Bürgerbe- Bürger- Arbeits- Arbeits- aufbau und fragung werkstätten gruppen gespräche Interviews

Information und Öffentlichkeitsarbeit

Abb. 11: Abfolge der Beteiligungsinstrumente (Quelle: Modellregion Salzlandkreis)

10 Vorgehen und Ergebnisse

Kooperationsraumkonzept

Die Erarbeitung des Kooperationsraum­ teilraumspezifische Anforderungen in die Über­ konzeptes im Salzlandkreis erfolgte von legungen mit einfließen zulassen: Anfang an unter konsequenter Einbindung – Räumlicher Kontext (Beziehungen / Verflech­ von Vertretern aus Politik, Verwaltung, Wirt­ tungen zu Nachbargemeinden sowie dem schaft und Bürgerschaft. Ziel war es, in einem nächsten (Mittel-)Zentrum, Siedlungsstruktu­ partizipativ angelegten Entwicklungs- und ren, Aktionsräume, Einzugsbereiche Abstimmungsprozess Bedingungen zur Bildung – Zugehörigkeitsgefühl der Bevölkerung langfristiger, möglichst verbindlicher Strukturen – Bestehende Kooperationen und zu schaffen. In den vielen Gesprächsrunden Kooperationsbedarf wurde immer wieder deutlich gemacht, dass Kooperationsräume nicht im Widerspruch zu Die hier gewonnenen Erkenntnisse hatten eine bestehenden administrativen Grenzen und dem hohe Wichtung für den möglichen Grenzverlauf. Zentrale-Orte-Konzept der Regionalen Planungs­ Die Ableitung einzelner Kooperationsräume gemeinschaft stehen, sie können den Menschen erfolgte im Salzlandkreis damit in einem mehr­ bei der (gedanklichen) räumlichen Abgrenzung stufigen Prozess. von Teilräumen helfen und damit beitragen, tragfähige Lösungen für die zukünftigen Heraus­ In einem technischen Analyseteil wurde zu­ forderungen zu entwickeln. nächst ein erster Vorschlag zur Abgrenzung möglicher Kooperationsräume erarbeitet Zur Festlegung und Etablierung von Koope­ (Bestandsaufnahme, Identifizierung „zukunfts­ rationsräumen ist im Salzlandkreis ein länger­ fester“ Versorgungszentren und zu erwartender fristiges iteratives Vorgehen geplant. Nur Versorgungslücken, Identifizierung und Zuord­ durch einen sich mehrfach wiederholenden, nung der Gemeinden bzw. Ortsteile, die zusam­ gemeinsam mit allen Beteiligten durchge­ men einen Kooperationsraum bilden könnten). führten, Prozess können Infrastrukturen und Im zweiten Schritt wurde das Ergebnis mit den Mobilitätsangebote unter Berücksichtigung der Beteiligten aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft Bevölkerungsentwicklung und der siedlungs­ und Bürgerschaft abgestimmt (Abstimmungs­ strukturellen Situation zusammengeführt und gespräche, Umfragen, Arbeitsgruppentreffen) aufeinander abgestimmt werden und die Anmerkungen bei der anschließenden Überarbeitung der Abgrenzungsvorschläge Auswahlkriterien Kooperationsraum berücksichtigt. Unterschiedliche Zuschnitte der Kooperations­ räume sind im Salzlandkreis denkbar. Sie können Finaler Schritt zur Abgrenzung denkbarer Koope­ mehrere Gemeinden, aber auch nur einzelne rationsräume war ein Treffen (Diskussionsforum Ortsteile von Gemeinden umfassen sowie – je „Interkommunale Kooperation“) mit Vertretern nach regionalen Bedingungen – über Kreisgren­ aller Gemeinden des Salzlandkreises. Damit zen hinweg abgegrenzt werden (Einbeziehung wurde das Ziel, die Akzeptanz für solche Räume von Gemeinden/Ortsteilen aus den Nachbar­ zu fördern, gestärkt. Zudem war die Diskussion kreisen), solange folgende Abgrenzungskriterien unter den anwesenden Gemeindevertretern berücksichtig werden: hilfreich, um letzte Korrekturen am zukünftigen – Einwohnerzahl und ihre Entwicklung als eine Kooperationsraumkonzept vorzunehmen. Orientierungsgröße Mit dem Ergebnis des „Interkommunalen – Vorhandene Infrastrukturen für Daseins­ Kooperationstreffen“ liegt somit für das ­ge vorsorge und Nahversorgung samte Kreisgebiet ein vorläufig abgestimmter – Bestehendes Verkehrs-/Mobilitätsnetz Abgrenzungsvorschlag zu denkbaren Koope­ rationsräumen und zur weiteren inhaltlichen Neben diesen drei Kriterien wurde in der Ausgestaltung vor. Modellregion ein großes Augenmerk auf weitere Merkmale zur Abgrenzung gelegt, um reale

11 Vorgehen und Ergebnisse

Pilot-Kooperationsräume erster konkreter Projektideen sowie die Bereitschaft Kommunale Vereinbarungen zur Zusammen­ an der Entwicklung neuer Lösungen zur langfristi­ arbeit in Kooperationsräumen existieren im gen Sicherung von Versorgung und Mobilität in Salzlandkreis in unterschiedlichsten Ausprägungen. ländlichen Räumen mitzuwirken.

Diese reichen von einer landkreisübergreifenden Für sich in Zukunft entwickelnde Partner­schaften Kooperationsvereinbarung über aktive Koopera­ (potenzielle zukünftige Kooperationsräume) gibt es tionsbestrebungen bis hin zu Kooperationsbereit­ ein Angebot der Kreisverwaltung, bei der Entwick­ schaft und –bedarf zwischen den Städten und lung von Konzepten und Projektideen unterstützend Gemeinden im Salzlandkreis. zur Seite zu stehen. Als unmittelbares Ergebnis aus dem Modellvorhaben wurde beispielsweise Für die Entwicklung erster Strategien und Maß­ damit gestartet, die Zusammenarbeit zwischen der nahmen zeichneten sich in der Modellregion bereits Verbandsgemeinde Saale-­Wipper und der Einheits­ Pilotkooperationsräume ab. Wesentliches Kriterium gemeinde Könnern zu intensivieren (Pilotkoopera­ für diese ersten „Testräume“ waren ein bereits tionsraum Eins). bestehendes Netzwerk von Akteuren, das Vorliegen

Abb. 12: Grafische Darstellung Kooperationsraumkonzept Salzlandkreis (Stand 09/2017) (Quelle: Modellregion Salzlandkreis)

12 Vorgehen und Ergebnisse

Mobilitätskonzept

Für die Entwicklung eines kreisweiten Integrier­ Angebote der zweiten Netzebene (ÖPNV-Netz ten Mobilitätskonzeptes folgt man im Salzland­ SLK) bilden dabei das Scharnier zwischen dem kreis den Lösungsansätzen, die im Jahr 2012 im Landesnetz und den zukünftigen kleinräumig Auftrag des BMVI für den Landkreis Nordfries­ organisierten Ortsnetzen mit alternativen Mobi­ land entwickelt worden sind. Neben bereits litätsangeboten als Ergänzung zum Regionalnetz bestehenden konventionellen ÖPNV-Angeboten, der KVG Salzland mbH. Werden auf der oberen können dabei flexible Bedienungsformen im Netzebene alle zentralen Orte und Versorgungs­ ÖPNV sowie neue, alternative, den ÖPNV zentren (regional, überregional) miteinander unterstützende Mobilitätsangebote helfen, die verbunden, ist das Ziel auf der untersten Ebene Mobilität für Personen (Kinder und Jugendliche, die Flächenfeinerschließung. Familien, Senioren, Pendler) mit Einschränkun­ gen im motorisierten Individualverkehr (MIV) Auf dieser Ebene scheint es unter der Voraus­ abzusichern. setzung funktionierender Kommunikationsstruk­ turen und in enger Abstimmung mit der Kreis­ Oberstes Ziel sollte hier die Sicherstellung von verkehrsgesellschaft Salzland GmbH am besten Erreichbarkeiten auch für Bevölkerungsteile möglich, verschiedene Mobilitätsangebote, je abseits der urbanen Zentren sein. Sich hieraus nach Nachfrage und Wahl des vorhandenen Ver­ ergebende Teilziele sind: kehrsmittels, entsprechend ihrer Möglichkeiten – Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit, Finanzier­ und Stärken zum Einsatz kommen zu lassen. barkeit der Lösungen – modulare Ansätze und die Übertragbarkeit Für die Ebene der Flächenerschließung gibt es auf andere Regionen in Deutschland bereits einige vielversprechende – Suche nach innovativen und kreativen Ansätze für innovative Mobilitätsangebote. Ge­ Lösungen („heute schon an morgen denken“) plant ist, diese in Abhängigkeit der bestehenden Rahmenbedingungen zu prüfen und anschlie­ Für eine erfolgreiche Umsetzung ist ein aus ßend unter Berücksichtigung örtlicher Gege­ mehreren Ebenen hierarchisch aufgebautes benheiten einzusetzen. Durch eine geschickte Netz eine wichtige Grundlage. Vernetzung mehrerer Mobilitätsangebote zu einem für die Zielgruppen zufriedenstellenden Modellvorhaben Gesamtprodukt kann es auch im Salzlandkreis Langfristige Sicherung von Versorgung und Mobilität in ländlichen Räumen gelingen, zukünftige Mobilitätsbedarfe der Zielgruppen zu befriedigen. Die Möglichkeiten zur Ausgestaltung der Angebote reichen von 3 Mobilitätskonzept

Abb. 13: Das 3-Ebenen-Netz-Konzept3-Ebenen- Mobilitätsnetz für den Salzlandkreis5 (vergleiche BMVI (Quelle. 2013, Modellregion angepasst) Salzlandkreis)

13 Vorgehen und Ergebnisse

konventionellen und flexiblen ÖPNV-Angeboten ihrer jeweiligen Systemeigenschaften eingesetzt. über die Übergangsformen des öffentlichen Ein durchgängig nutzbares Gesamtangebot wird Verkehrs (nach Nutzer- und Zielgruppe) bis hieraus aber erst dann, wenn die einzelnen hin zu individuell organisierten Mobilitäts­ Mobilitätsformen und Angebotsebenen mög­ angeboten (Vereinsbus, Mitnahmeangebote, lichst nahtlos miteinander verknüpft werden Sharing-Modelle). (Informations- und Angebotsvernetzung). Damit am Ende ein flächendeckendes, Erreichbarkeitsanalysen übersichtliches und barrierefrei nutzbares In Zeiten begrenzter Ressourcen (Personal, Mobilitätsangebot entsteht, ist eine gezielte Finanzen, Technik) ist es neben der Schaffung Steuerung und Koordination der Anbieter und neuer Mobilitätslösungen zunehmend von ihrer Angebotsformen nötig. Hierbei sind alle Bedeutung, die zur Verfügung stehenden relevanten Informations- und Kommunika­ Mittel zielgenau einzusetzen (Priorisierung von tionsprozesse zu regeln und durch zeit­gemäße Aktionsräumen). Folgt man dem Mobilitäts­ Technologielösungen zu unterstützen. konzept, sind das im Salzlandkreis Bereiche, in denen es nachgewiesen Schwierigkeiten mit der Die folgende Abbildung skizziert ein Kommu­ Erreichbarkeit von Daseinsvorsorgeeinrichtun­ nikationskonzept „Mobilitätsmanagement gen gibt. Für eine Einschätzung der Situation zur Salzlandkreis“ als eine der notwendigen Grund­ Erreichbarkeit von Grund – und Mittelzentren lagen zum Aufbau einer zukünftigen Mobili­ im Salzlandkreis waren GIS-basierte Analysen tätszentrale. Da in der Realität hochkomplexe hilfreich. So wurde untersucht, wie lange man Abstimmungen zwischen den Beteiligten not­ mit dem PKW bis in diese Siedlungszentren wendig sind, wurde sich bei der schematischen unterwegs ist. Dabei wurde sichtbar, dass selbst Darstellung zunächst nur auf die wesentlichen mit dem PKW die Reisezeiten bis ins nächste Details konzentriert. Wächst die Komplexität Grund- oder Mittelzentrum nicht unerheblich eines solchen Systems, sollten Funktionalitäten sind, auch wenn die Menschen zum Teil auf für verfeinert und technische Erfordernisse ent­ sie besser zu erreichende Versorgungszentren sprechend realisiert werden. der Nachbarkreise ausweichen dürften.

Erreichbarkeitsanalysen können als fakten­basierte Informations- und Entscheidungsgrundlage dienen und für eine „passgenaue“ Weiter­ entwicklung von tragfähigen Mo­ bilitätskonzepten genutzt werden. Sie leisten einen Beitrag bei der Entwicklung neuer Strategien und Lösungen und helfen den Verant­ wortlichen, sich ein sehr genaues Bild über die Situation vor Ort zu verschaffen.

Kommunikation und Information Der innovative Ansatz des zukünf­ tigen Mobilitätskonzepts liegt u. a. in der Einbindung von alternativen Mobilitätsangeboten in ein Gesamt­ Abb. 14: Schematische Darstellung Kommunikationskonzept Mobilitätszentrale; konzept zur Mobilität im Salzland­ (Quelle: Modellregion Salzlandkreis) kreis. Verkehrsmittel und Angebots­ formen werden dabei entsprechend

14 Weiteres Vorgehen in der Modellregion

Umsetzungsmaßnahmen in Piloträumen

Übergeordnete Vorgabe aller zukünftigen Weitere inzwischen gestartete Aktivitäten Anstrengungen ist die Sicherung und der Erhalt – Testlauf Hausarztshuttle in der der Lebensqualität in den ländlich geprägten – Start Bäderbus zur Anbindung der wichtigsten Bereichen des Salzlandkreises. Ein solches Freibäder durch den ÖPNV Ziel ist nur unter Mitwirkung Vieler zu er­ – Ausbau von Grundversorgungszentren in reichen. Bedingungen hierfür sind ein aktiver den Ortsteilen Cochstedt und Informationsaustausch aller Beteiligten mittels zu etablierender IuK-Technologien sowie eine gemeinsame Entwicklung und Erprobung Weiteres Vorgehen neuer Ansätze. Zur Verstetigung der Ergebnisse aus dem Errichtung eines Digitalen Fahrgast­ Modellvorhaben werden inzwischen vor­ informationssystems (DFI): Ziel ist es, ein handene Strukturen (Vernetzung der Akteure, solches DFI in eine zukünftige Rendezvous-­ Interkommunale Kooperationen) konsequent Haltestelle /Saale zu integrieren, damit weiterentwickelt. In der sich anschließenden städtische und überregionale Verkehrsangebote Umsetzungsphase ist geplant, Maßnahmen und in Zukunft besser zu verknüpfen sind. Geplante Projekte der im Projektverlauf identifizierten Fertigstellung des investiven Vorhabens ist der wichtigsten Handlungsfelder zu entwickeln November 2018. und umzusetzen.

Handlungsfelder Es folgen wichtige im Rahmen des Modellvor­ habens identifizierte Handlungsfelder. Diese „erste Liste“ erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit und dürfte bzw. muss sich in den nächsten Jahren noch erweitern. – Information- und Kommunikationsmanage­ ment (Standortmarketing, Vernetzung von Akteuren, Informationsaustausch zwischen Nutzergruppen) – Beteiligung und Einbindung der Betroffenen (Einbindung der Öffentlichkeit in Gestaltungs­ Abb. 15: Prinzipskizze Rendezvous-Haltestelle am Karlsplatz; prozesse, Recherche Expertenwissen vor Ort) (Quelle: Planungsamt Stadt Bernburg/Saale) – Multifunktionale Versorgungszentren in ­Er gänzung zentraler Orte (Sicherung von Grund­ Aufbau eines Netzwerkes zur Absicherung versorgung, Räumliche und zeitliche Bünde­ des Mobilitätsbedarfes (geplant): Entwicklung lung der Angebote, Regionalentwicklung) eines „passgenauen“ Mitnahmeangebotes in – Mobilitätsmanagement für Personen mit Pilotkooperationsraum Eins zur Verbesserung Einschränkungen im motorisierten Individual­ der Flächenerschließung im ländlichen Raum. verkehr (Sicherstellung regionaler und Umsetzung in Kooperation mit einem Pflege- über­regionaler Erreichbarkeiten für die und Sozialdienstleistungsunternehmen sowie Bevölkerung) den vor Ort eingebundenen Gemeinden. – Hausarztversorgung im ländlichen Raum (Er­ halt von wohnortnahen Hausarztangeboten, Aufbau einer Mobilitätszentrale im Salz- Absicherung medizinischer Basisversorgung landkreis (geplant) zur Umsetzung eines auf dem Land). Gesamtkonzeptes zum Informations- und Mobilitätsmanagement mittels IuK-Technolo­gien und als Beratungsplattform zur Unterstützung potentieller Mobilitätsanbieter.

15 Informationen und Impressum

Ansprechpartner/innen in der Modellregion

Salzlandkreis Kontakt Karlsplatz 37 Dirk Helbig 06406 Bernburg (Saale) Telefon: 03471 684-1717 E-Mail: [email protected] http://www.salzlandkreis.de http://modellvorhaben.salzlandkreis.de

Impressum

Herausgeber Redaktion Bundesministerium für Verkehr Modellregion Salzlandkreis und digitale Infrastruktur (BMVI) Dirk Helbig Invalidenstraße 44, 10115 Berlin Kontakt: Dr. Bernd Rittmeier Forschungsassistenz Hochschule E-Mail: [email protected] Neubrandenburg / InnoZ GmbH

Wissenschaftliche Begleitung Satz und Grafik Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum­ InnoZ GmbH, Berlin forschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) Druck Deichmanns Aue 31 – 37, 53179 Bonn Bundesamt für Bauwesen und Referat I 5 Digitale Stadt, Raumordnung (BBR), Bonn Risikovorsorge und Verkehr Kontakt: Dr. Bernd Buthe Stand E-Mail: [email protected] September 2018

Forschungsassistenz Nachdruck und Vervielfältigung Hochschule Neubrandenburg Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck nur mit Brodaer Str. 2, 17033 Neubrandenburg genauer Quellenangabe gestattet. Die von Kontakt: Johann Kaether der Redaktion vertretene Auffassung ist nicht E-Mail: [email protected] unbedingt mit der des Herausgebers oder der wissenschaftlichen Begleitung identisch. Das Innovationszentrum für Mobilität und Forschungsvorhaben wurde aus Mitteln des gesellschaftlichen Wandel (InnoZ) GmbH BMVI finanziert. EUREF-Campus 16, 10829 Berlin Kontakt: Dr. Melanie Herget E-Mail: [email protected]

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