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SWR 2 Musikstunde 18. Februar 2013 Mit Susanne Herzog

„Nuevo Orfeo“ – Arcangelo Corelli (1)

Über 600 Werke hat Wolfgang Amadeus Mozart geschrieben, das Bach Werke Verzeichnis nennt mehr als 1000 Kompositionen Johann Sebastian Bachs und sagen böse Zungen nach, er habe 600 mal das gleiche Konzert zu Papier gebracht. Immerhin eine ganze Menge. Von den angeblich über 90 Opern des Venezianers wollen wir erst gar nicht reden. Was für riesige Werkbestände! Von Arcangelo Corelli dagegen sind lediglich sechs Werkgruppen überliefert: op. 1 bis op. 6. Sechs Drucke mit Triosonaten, Solosonaten und Concerti grossi, die Corelli im 18. Jahrhundert in ganz Europa so berühmt gemacht haben, wie keinen anderen Komponisten seiner Generation. Wer war dieser Arcangelo Corelli, der der Nachwelt ein so kleines, aber offenbar exquisites Erbe hinterlassen hat? Über dessen Person es wenig zu berichten gibt: keine Ausschweifungen, keine Skandale? Die Musikstunde versucht anlässlich des 300. Todestages von Arcangelo Corelli, dem Geheimnis seines Ruhms in dieser Woche ein wenig näher zu kommen. 1‘00

1. Musik Arcangelo Corelli Adagio- Allegro aus: grosso in D-Dur op. 6 Nr. 4 <5> 3‘27 Europa Galante , Ltg. Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Vol. 1 Opus 111, OPS 30-147, LC 5718 WDR 5023 074

Fabio Biondi und Europa Galante waren das mit Adagio und Allegro aus Arcangelo Corellis in D-Dur op. 6 Nr. 4.

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Am 8. Januar vor 300 Jahren ist Corelli gestorben und gestern hat er Geburtstag gehabt, den 360. Geburtstag: denn am 17. Februar 1653 wurde Arcangelo Corelli in in der Nähe von geboren. Doppelter Anlass also dem „Erzengel der Musik“, dem „Arcangelo“ eine Musikstundenwoche zu widmen. „Il Bolognese“ nennt Corelli sich selbst lange, denn dort – in – hat er studiert. Und zwar Violine bei den dort ansässigen Geigern Giovanni Benvenuti del Violino und bei Leonardo Brugnoli, der bekannt war für seine sagenhaften Improvisationskünste. Und offensichtlich hat der damals noch 17 jährige Corelli gute Fortschritte gemacht und wurde bald zu einem hervorragenden und außergewöhnlichen Geiger. „Niemals traf ich einen Mann, der während seines Spiels auf der Violine so sehr von seinen Leidenschaften mitgerissen wurde wie der berühmte Arcangelo Corelli,“ berichtet später - 1702 – der französische Gelehrte François Raguenet und weiter: „dessen Augen sich manchmal rot wie Feuer färbten; sein Gesicht pflegt sich zu verzerren, seine Augäpfel rollen wie in Agonie, und er gibt sich dem, was er tut, so sehr hin, dass er nicht mehr wie derselbe Mann aussieht.“ Man könnte meinen von Nicolo Paganini sei die Rede: Ein Teufelsgeiger dieser Corelli – „Il Bolognese“ – und als solcher begibt sich der begabte Musiker alsbald von Bologna ins Zentrum des christlichen Abendlandes: nach Rom, wohin sonst. 1’35

2. Musik Arcangelo Corelli Ausschnitt aus Sonate op. 5 Nr. 3 in C-dur 1. <15> Allegro 2‘20 , Violine Richard Egarr, Cembalo Titel CD: Corelli , op. 5 HM USA, HMU 907298.99, LC 7045 WDR 5087 659

Ein Ausschnitt aus der Sonate op. 5 Nr. 3 in C-Dur von Arcangelo Corelli. Andrew Manze spielte Violine, Richard Egarr Cembalo.

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Zweiundzwanzig Jahre war Corelli alt, als er den Boden der Ewigen Stadt betrat, ein sehr guter Geiger, der in Bologna bereits Erfahrung im Orchesterspiel gesammelt hatte. Was erwartete den jungen Musiker 1675 in Rom? Dort, wo die Päpste immer wieder dem Nepotismus frönten und ihre Familienangehörigen mit hohen Ämtern und Würden versahen, wo Gian Lorenzo Bernini, der große Bildhauer und Architekt, der Stadt mit dem Petersplatz samt Kolonnaden, dem Vier-Ströme-Brunnen, seiner Verzückung der heiligen Teresa und vielen anderen Skulpturen und Bauwerken seinen Stempel aufdrückte, wo in Akademien ausführlich über Literatur diskutiert wurde, wo die Musik von Opern oder Oratorien eines Alessandro Scarlattis oder eines Bernardo Pasquinis in den Theatern oder Kirchen sowie den privaten Palästen des Adels und der Kardinäle erklang: Eine kulturell sehr reiche Stadt, in der gewaltige Feste gefeiert wurden und Musik, Literatur und Kunst zum guten Ton der Hofhaltung der Adelsfamilien und der Geistlichkeit gehörten. Einige Kardinäle traten sogar selbst als Librettisten in Erscheinung: allen voran und Pietro Ottoboni. Bei Beiden sollte Corelli im Laufe seines Lebens tätig werden. Je nach Papst wurde die weltliche Pracht der Oper und überhaupt der schönen Künste gefördert oder strengstens verboten. Dann gab’s eben keine öffentlichen Opern mehr, sondern nur noch solche in den privaten Palästen oder man führte vermehrt Oratorien auf: Sozusagen Oper mit kirchlicher Legitimation nur ohne szenisches Spiel: prächtige Kulissen und Gewänder waren natürlich ein Muss. Hier ein Ausschnitt aus Alessandro Stradellas Oratorium „San Giovanni Battista“, bei dem der junge Arcangelo Corelli kurz nach seiner Ankunft in Rom als Geiger mitgewirkt hat. 1’50

3. Musik Ausschnitt aus: San Giovanni Battista <9> 2‘42 Richard Edgar-Wilson, Tenor Les Musiciens du Louvre Marc Minkowski, Ltg. Titel CD: Stradella: San Giovanni Battista Erato, 2292-45739-2, LC 0200 4

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WDR 5013 025

1675 – das Jahr, in dem Corelli nach Rom kam, hatte Papst Clemens X. Altieri zum „anno santo“ erklärt. Und das bedeutete viele Aufführungen in Kirchen, an denen der junge Corelli oft beteiligt war. So auch bei Alessandro Stradellas Oratorium „San Giovanni Battista“. Mark Minkowski leitete Les Musiciens du Louvre.

In seinen Anfangsjahren in Rom spielte Corelli nicht nur als Geiger bei zahlreichen Aufführungen von Oratorien mit, sondern er nahm auch Kompositionsunterricht: und zwar bei Matteo Simonelli: einem Sänger der Cappella Sistina und gleichzeitig Kapellmeister von San Giovanni dei Fiorentini. Simonelli war ein Komponist, dem die kontrapunktische a cappella Kunst eines Palestrina, als das non plus ultra galt. Die Lehrerwahl ist doch immerhin erstaunlich: denn von Corelli ist schließlich nur Instrumentalmusik überliefert!

Nach einigen Jahren muss sich in höchsten römischen Kreisen herumgesprochen haben, dass dieser Corelli ein ganz außerordentlich guter Musiker sei: zumal er immer häufiger als Konzertmeister engagiert wurde. 1677 stellte Christina von Schweden Corelli als „musico da camera“ - als Kammermusiker ein. An ihrem Hof lernte Corelli Alessandro Scarlatti kennen, der hier Kapellmeister war. Christina von Schweden war neben den Kardinälen und Adelsfamilien eine der wichtigen Dienstherrinnen der römischen Musiker. Vom schwedischen Thron war sie abgedankt, zum Katholizismus konvertiert und wurde – man kann es sich denken – in Rom mit offenen Armen empfangen. 1655 war das. Alsbald jedoch schwante Papst Alexander VII., dass Christina doch nicht unbedingt das optimale Aushängeschild für den Katholizismus darstellte: denn ihr Lebenswandel war mehr als exzentrisch. Dass sie gerne in Männerkleidung auftrat und obendrein bekannte, sie sei keine „Betschwester“ musste dem Vatikan doch erheblich aufstoßen. Und kunst- und musikliebend war „La Regina“ zudem. Erst als Clemens IX. dann Papst wurde, selbst Dichter und Librettist, konnte Christina ihre künstlerischen Ambitionen voll verwirklichen: 1671 eröffnete 5

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das Teatro Tor di Nona, das erste öffentliche Theater Roms, auf ihre Veranlassung hin seine Pforten. 2’15

4. Musik Francesco Cavalli Ausschnitt aus: Giasone „Delizie, contenti“ 1. <4> 3‘54 Michael Chance, Countertenor (Giasone) Concerto vocale Réne Jacobs. Ltg. Titel CD: Cavalli: Giasone Hmf, WDR, HMC 901282.84, LC 7045 WDR 5011 843

Michael Chance als Giasone mit einer Arie aus der gleichnamigen Oper von Francesco Cavalli. Das Concerto vocale spielte unter der Leitung von Réne Jacobs.

Cavallis Oper wurde damals im Tor di Nona, dem von Christina von Schweden eröffneten Theater in Rom gegeben. Dass Papst Innozenz XI., der nächste Papst, es nach fünf Jahren bereits wieder schließen ließ, mag sich indirekt auch auf die Musik Arcangelo Corellis ausgewirkt haben. Denn hätte es über lange Zeit ein florierendes Opernleben in Rom gegeben, dann hätte Corelli sicherlich auch Opern geschrieben. So ist aber nur Instrumentalmusik von ihm erhalten. Was nicht heißt, dass er nicht auch die ein oder andere Kantate geschrieben hat, die nach seinem Tod dann – weil nicht gedruckt - wer weiß wo verschwunden ist. Tatsache ist: für die Akademien, die Christina von Schweden an ihrem Hof abhielt, war Kammermusik von Nöten. Und die lieferte Corelli seiner Dienstherrin für ihre Accademia reale: seit 1674 fand die regelmäßig in ihrem Palazzo Riario statt: eine Sinfonia stand am Anfang, dann gab’s eine Ansprache, zwei Referate, schließlich eine Diskussion, dazwischen vielleicht noch eine Kantate. Eine Akademie letztlich, die eher literarisch ausgerichtet war, aber von Musik umrahmt und begleitet wurde. Sicherlich für diesen Anlass schrieb Corelli seine Triosonaten für zwei Violinen, und Orgel, die er 1681 als sein op. 1 in den Druck gab und 6

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Christina von Schweden widmete. Ob der Widmungsträgerin diese Sonaten gefallen haben? Darüber gibt es keine Äußerung von ihr. Allerdings stehen Christina und Arcangelo, ihr Kammermusicus, zumindest charakterlich vermutlich in ziemlichen Kontrast zueinander. Sie das exaltierte „Mannweib“, er ein – so wird er immer wieder beschrieben – ganz bescheidener Charakter. Und Corellis Musik: das Gegenteil einer ausufernden, barocken Perle, vielmehr die komprimierte Essenz des bisher Dagewesenen: schlicht und klassisch präsentiert. 1‘54

5. Musik Arcangelo Corelli Sonate Nr. 4 in a-moll aus op. 1 1 <13> 0‘47 1 <14> 1‘29 1 <15> 1‘06 1 <16> 0‘58 London Titel CD: Arcangelo Corelli: da chiesa op. 1 & 3 Hmf, WDR, HMC 901345, LC 7045 WDR 5011 842

Arcangelo Corelli: die vierte Sonate in a-moll aus seinem op. 1 gespielt von dem Ensemble London Baroque.

Dieses op. 1 sollte Corelli über Italien hinaus berühmt machen: nicht nur hier wurden diese Triosonaten nachgedruckt, sondern auch in Antwerpen und . Bald findet man ihn auch häufiger am Hof von Kardinal Benedetto Pamphili, was daran gelegen haben mag, dass der gestrenge und kulturuninteressierte Papst Innozenz XI. Christina ihre Pension aberkannte: und damit ihre finanziellen Möglichkeiten einen Hofstaat von rund 170 Personen zu unterhalten, erheblich einschränkte. Benedetto Pamphili dagegen war mit einem beträchtlichen Erbe durch seine Eltern gesegnet und liebte den Luxus, insbesondere große Feiern und Theater- und Opernaufführungen, bei denen er zum Teil selbst die Libretti beisteuerte. Was Papst Innozenz XI. sicherlich ein Dorn im Auge war. Nachdem wieder einmal bei einer Feier Komödien aufgeführt worden waren, wollte Pamphili den Papst besänftigen, 7

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indem er Oratorien an verschiedenen Orten in Rom darbieten ließ. Mit von der Partie: Arcangelo Corelli. Doch diesmal war es der Musiker, der das Missfallen des Kardinals erregte. Es kam zu einer Beschwerde gegen ihn: „Arcangelo Bolognese del Violino“ hieß es habe viel zu lange in der Kirche gespielt. Man denke an die Beschreibung von Corellis Violinspiel durch Raguenet: wahrscheinlich hatte sich der Geiger selbst in einen Rausch gespielt, weiter und immer weiter, während der Kardinal ungeduldig auf der Kirchenbank hin und her rutschte und das Interesse verlor. Aber meist wird Corelli eh nicht allein zu hören gewesen sein, sondern im Orchester mit anderen Musikern. Unter ihnen auch seinerzeit so bekannte wie Giuseppe Valentini oder . Und natürlich am Cembalo: mit ihm war Corelli sein Leben lang befreundet. Unter den römischen Musikern ist auch immer wieder Giovanni Mossi anzutreffen, der vermutlich ein Schüler Corellis war. Hier ein Allegro aus Mossis Concerto op. 4 Nr. 12 für vier Violinen. 1‘58

6. Musik Giovanni Mossi Allegro aus: Concerto op. 4 Nr. 12 <6> 3‘07 Musica Antiqua Köln Titel CD: Concerti Torelli, Mossi, Valentini, Locatelli, Leo DG, , 435 393-2, Lc 0113 WDR 5011 181

Ein Satz aus dem Concerto op. 4 Nr. 12 von Giovanni Mossi, wahrscheinlich ein Schüler Corellis und einer der Mitspieler in dessen Orchester beim Kardinal Benedetto Pamphili. Es musizierte Musica Antiqua Köln unter Reinhard Goebel.

Benedetto Pamphili, seinem Gönner, widmete Corelli 1685 sein op. 2, wiederum Triosonaten. Noch war er nicht fest bei ihm angestellt: das sollte noch drei Jahre dauern. Und vielleicht sollte die Widmung auch ein wenig nachhelfen. Nicht nur in Rom auch in Bologna und Venedig wurde Corellis op. 2 veröffentlicht und mit großer Begeisterung aufgenommen. Aber dann passierte folgendes: eines Abends spielten Musikliebhaber die neuen 8

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Triosonaten von Corelli durch und plötzlich stockten sie, warfen sich gegenseitig ungläubige Blicke zu: das kann doch wohl nicht sein! Voller Quinten sei die Allemande der dritten Sonate. Und das bei einer musikalischen Autorität wir Corelli? Sollte er etwa das Verbot der reinen Quintparallelen nicht kennen? Undenkbar! , den Corelli noch aus Bologna kannte und in dessen Haus sich der Vorfall ereignet hatte, berichtete, dass die „Quintenaffäre“ – wie sie bald hieß – „auf den Plätzen und in den Läden mit wachsender Neugier diskutiert“ worden sei. Es bildeten sich Lager, ein ausführlicher Briefwechsel entstand. Interessant für uns heute weniger wegen der musiktheoretischen Details, die diskutiert wurden, als vielmehr aufschlussreich, was Corellis angeblich so bescheidenen, zurückhaltenden Charakter betrifft. Denn der fuhr nach dem Angriff ziemlich aus der Haut. Über seine Kritiker schrieb er: „wenn sie eine Ahnung davon hätten, wie Harmonik aussehen muss, und wie sie den menschlichen Geist bezaubern und beleben kann, dann hätten sie nicht solche Bedenken, die normalerweise aus der Dummheit entstehen.“ Colonna empfand Corellis Brief als sarkastisch, als beleidigend und schrieb: „So etwas hätte ich von Sig. Arcangelo sicherlich nicht erwartet…“ Sig. Arcangelo war sich seiner Sache aber sicher und fühlte sich völlig zu Unrecht angegriffen: schließlich habe er doch sogar den Bass entsprechend beziffert: eine ganz bewusste Entscheidung also, die übrigens sein Kontrapunktlehrer Simonelli ebenfalls als korrekt eingestuft habe. Und „Il Palestrina de’nostri tempi“ – so nannte man Simonelli – der musste es doch wohl wissen, oder? Die Quintenaffäre zeigt: Corelli ist nicht immer zurückhaltend und bescheiden, sondern kann sich bei Kritik energisch verteidigen und seine Widersacher sogar beleidigen. Und die Quinten: um ehrlich zu sein: ich höre sie nicht. Und das mag daran liegen, dass Corelli Pausen eingebaut hatte, so dass man in dem schnellen Spieltempo keine Quintparallelen wahrnimmt. Hören Sie selbst: hier ist die dritte Sonate aus Corellis op. 2: die parallelen Quinten befinden sich im zweiten Satz nach dem ersten langsamen Satz. 2‘38

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7. Musik Arcangelo Corelli 3. Sonate in C-Dur aus op. 2 <24> 0‘49 <25> 1‘45 <26> 1‘40 <27> 1‘25 The Titel CD: Corelli: Sonatas for strings Vol. 2 from Opp. 1 & 2 Chandos, CHAN 0515, Lc 7038 WDR 5020 747

Arcangelo Corelli: seine dritte Sonate in C-Dur op. 2. Es spielte das Purcell Quartet. Trotz Quintenaffäre nahm Corellis Ruhm stets zu. So sehr, dass sich nicht nur die römischen Adeligen, die Kardinäle und Christina von Schweden um den Musiker rissen, sondern auch von außerhalb kamen jetzt Angebote. 1686 hatte Francesco II d’Este von Corelli im Palast des Kardinals Pamphili gehört und war begeistert. Umgehend beauftragte er in Rom eine Art „headhunter“, der Corelli für den Hof von Modena gewinnen sollte. Allerdings erreichte den Fürsten bald eine enttäuschende Nachricht von seinem Agenten. Er schrieb: „Arcangelo detto il Bolognese ist heutzutage in Rom der führende Vertreter auf diesem Instrument. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er Rom verlassen würde, da er hier so viel Anerkennung genießt, geschätzt und hoch bezahlt wird.“ Und tatsächlich: Corelli hat Rom nicht verlassen, denn neben Venedig und Neapel spielt um die Wende zum 18. Jahrhundert hier, in Rom, die Musik und nicht in Modena. Hier war Corelli seit 1681 „guardiano“ der Instrumentalisten der „Congregazione e Accademia dei musicisti“ und damit quasi der Chef der Musiker der Stadt, eben einer der Besten in Rom. Von hieraus verbreitete sich Corellis Ruhm nach ganz Europa. Hierhin reisten die ausländischen Fürsten und Musiker, wenn sie nach Italien kamen. So auch ein junger Sachse, der in Italien bald begeistert empfangen wurde: im Dezember 1706 nämlich kam der 21 jährige Georg Friedrich Händel nach Rom. 1‘29

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8. Musik Georg Friedrich Händel „Un pensiero voli in ciel“ aus: In Delirio Amoroso HWV 90 <14> 8‘53 Roberta Invernizzi, Sopran La Risonanza Fabio Bonizzoni, Ltg. Titel CD: Le Cantate per il Cardinal Pamphili Glossa, GCD 921521, LC 00690 WDR 5168 822

Eine Arie aus der Kantate „In Delirio Amoroso“ von Georg Friedrich Händel, komponiert für Kardinal Benedetto Pamphili auf dessen eigenen Text während Händels Aufenthalt in Rom im Jahr 1707. Es sang Roberta Invernizzi. Fabio Bonizzoni leitete La Risonanza.

Das Violinsolo dieser Arie hat Händel vermutlich extra für Corelli geschrieben. Die Beiden haben sich nämlich mehrfach getroffen. Und Corelli wird nach der Quintenaffäre erneut wieder jede Menge Kritik erfahren… Wie das gemeinsame Musizieren von Händel und Corelli lief, dazu morgen mehr in der SWR 2 Musikstunde. Und alle möglichen sonstigen Fragen stehen im Raum: war Corelli in Frankreich und hat Lully getroffen? Ist es wahr, dass Corelli bei einer Reise nach Neapel als Geiger völlig versagt hat? Hat Corelli riesige Orchester mit bis zu 100 Musikern geleitet? Wenn Sie’s interessiert: dann freue ich mich, wenn Sie morgen wieder dabei sind bei der SWR 2 Musikstunde. 0‘55

9. Musik Arcangelo Corelli Giga aus Concerto da camera in F-Dur op. 6 Nr. 12 <15> 2’45 Ensemble 415 Leitung:

Titel CD: Corelli Concerti grossi op. 6 Hmf, WDR, HMC 901406.07, LC 7045 WDR 5010 823

Musik ca. 38‘16 Text ca. 15’34

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