Die -Lenne Gesamtschule 8 Fragen – 8 Antworten

Ende Januar veranstaltete die Bigge-Lenne Gesamtschule der Gemeinde Finnentrop ihren Tag der Offenen Tür. Für all diejenigen, die nicht selbst vorbeischauen konnten, beantwortet Thorsten Vietor, stellvertretender Schulleiter, an dieser Stelle die acht am häufigsten gestellten Fragen.

Warum sollte ich mein Kind an einer Gesamtschule anmelden? Wir verfolgen, und das ist typisch für die pädagogische Arbeit an einer Gesamtschule, das Prinzip des längeren gemeinsamen Lernens. Das bedeutet: Zu uns kommen Kinder mit vollkommen unterschiedlichen Begabungen, kulturellen Hintergründen, sprachli- chen Voraussetzungen und Schulformempfehlungen. Diese unterrichten wir zunächst fast ausschließlich im Klassenverband. Während die Kombination aus Fördern und Fordern bereits ab der Klassenstufe 5 erfolgt (Deutsch, Mathematik und Englisch), setzt die Differenzierung nach Leistung erst ab der siebten Klasse nach und nach ein. Wir sprechen hier von äußerer Differenzierung in Form von Grundkursen (einfacheres Anspruchsniveau) und Erweiterungskursen (höheres Anspruchsniveau). Dieses Sys- tem ist durchlässig und erlaubt bei Leistungsveränderungen einen Wechsel in das jeweils andere Anspruchsniveau, bis mindestens nach Klasse 9. In der Vergangenheit hatten wir zahlreiche Beispiele, in denen Schüler/innen zunächst im Grundkurs be- gonnen und schließlich in einen Erweiterungskurs gewechselt haben. Letztlich spielt die Kurszuordnung eine entscheidende Rolle für den erreichbaren Schulabschluss.

Stichwort Abschluss – Welchen Abschluss kann mein Kind an der Gesamtschule ma- chen? Die Gesamtschule vergibt alle Schulabschlüsse innerhalb einer Schulform. Dies sind die Hauptschulabschlüsse nach Klasse 9 und nach Klasse 10, die Fachoberschulreife („Realschulabschluss“) mit und ohne Qualifikationsvermerk zum Besuch der gymnasi- alen Oberstufe, die Fachhochschulreife (schulischer Teil) nach Klasse 12 und das Abi- tur nach Klasse 13. Viele glauben noch immer, die Abiturprüfung an einer Gesamt- schule sei anders, als an einem Gymnasium. Diese Ansicht ist falsch. Es gibt keinen Unterschied zwischen Gesamtschule und Gymnasium, beispielsweise bei einer Abi- turprüfung im Fach Mathematik. Es spielt damit natürlich auch keine Rolle hinsicht- lich des Abiturzeugnisses. Beide Zeugnisse sind absolut gleichwertig und können nur durch die dort ausgewiesenen Noten bewertet werden. Deswegen heißt es auch Zentralabitur.

Abitur ist ja nicht etwas für jeden. Was ist mit der Berufsorientierung für all diejeni- gen, die nach Klasse 10 die Gesamtschule verlassen? Das stimmt natürlich. Der größte Teil unserer letztjährigen Absolventen der Klassen- stufe 10 sind entweder an ein Berufskolleg gewechselt oder haben bereits einen Aus- bildungsplatz erhalten. Der zurzeit günstige Arbeitsmarkt hat sich dabei sicherlich positiv ausgewirkt. Um unseren Schülerinnen und Schülern frühzeitig berufliche Orientierung zu geben, verfolgen wir ein klar strukturiertes Konzept, das bereits ab Klassenstufe 5/6 mit den ersten Betriebsbesichtigungen (Bauernhofprojekt, Sparkassenbetriebserkundung) greift und ab Klassenstufe 7 unter dem Stichwort Kein Abschluss ohne Anschluss (KAoA) fortgeführt wird. Unsere Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 7 neh- men regelmäßig am Girls´ Day/Boys´ Day teil und erproben in einer weiteren Veran- staltung ihr handwerkliches Geschick beim Talentparcours. In Klasse 8 werden dann Schülerpotenziale in Form einer eintägigen Testung (Potenzialanalyse) durch ein ex- ternes Institut ermittelt. Diese Ergebnisse fließen dann in drei Tagespraktika ein, die kurz vor den Sommerferien stattfinden (Berufsfelderkundungen). In der Klassenstufe 9 (zurzeit unmittelbar nach den Osterferien) steht dann das drei- wöchige Schülerbetriebspraktikum auf dem Plan der beruflichen Orientierung. Dieses Praktikum wird im Unterricht vorbereitet (z. B. Verfassen einer vollständigen und an- sprechenden Bewerbung) und während der Praktikumsphase durch Betriebsbesuche der Lehrkräfte begleitet. Jeder Praktikant gestaltet nach dem Praktikum eine Prakti- kumsmappe, deren Bewertung als Zensur in die Deutschnote einfließt. Ziel all dieser Maßnahmen ist es, jede Schülerin und jeden Schüler auf ihrem/seinem Weg der beruflichen Orientierung insoweit zu unterstützen, dass jede/r nach Klasse 10 weiß, wie es für sie/ihn beruflich oder schulisch weitergehen soll. Hier nehmen wir die Landesinitiative wörtlich … kein (Schüler mit) Abschluss (soll) ohne Anschluss (bleiben).

Gibt es tatsächlich keine Hausaufgaben? Wie funktioniert das? An unserer Gesamtschule findet an drei Nachmittagen verbindlich Unterricht statt; dies ist kennzeichnend für Schulen im sogenannten gebundenen Ganztag. Durch die so gewonnene Zeit haben wir in jeder Klasse pro Woche zwei Arbeitsstun- den/Lernzeiten im Stundenplan integriert. In diesen Stunden bearbeiten die Schüle- rinnen und Schüler ihre im Fachunterricht (Deutsch, Mathematik, Englisch, Wahl- pflichtfach) erhaltenen Aufgaben. Jede Arbeitsstunde wird von einer Lehrkraft be- treut. Um auch die Eltern über den Fortschritt der Aufgabenbearbeitung zu informie- ren, tragen die Schüler ihre Aufgaben in ein Wochenplanheft ein. Dieses wird von uns vor Schuljahresbeginn selbst gestaltet und jeder bekommt nach den Sommerferien sein Exemplar. Die Lehrkräfte, die die Arbeitsstunden betreuen, zeichnen in diesem Heft die bearbeiteten Aufgaben ab. Weiterhin können kurze Mitteilungen in schriftli- cher Form in dieses Heft diktiert werden (z. B. Hinweise auf Klassenarbeiten). Auf die- se Weise haben wir einen einfachen und schnellen Kommunikationsweg zu den El- tern. Diejenigen, die während der Arbeitsstunden kontinuierlich und konzentriert an ihren Aufgaben arbeiten, bleiben auf diese Weise tatsächlich hausaufgabenfrei. Das zusätzliche Lernen vor Klassenarbeiten oder z. B. für Vokabeltests ist nach wie vor zu Hause zu leisten.

Wie ist die (technische) Ausstattung der Schule? Wer in den vergangenen Monaten das Schulzentrum in Finnentrop besucht hat, konnte die Baugerüste, zunächst am Gebäude Bigge (ehemals Realschule) und später am Gebäude Lenne (ehemals Hauptschule) nicht übersehen. Für über vier Millionen Euro wurden vorwiegend energetische Sanierungsarbeiten durchgeführt. Beide Ge- bäude bekamen neue Dächer, Fenster und einheitliche, moderne Fassadenplatten. Die Gelegenheit der unverkleideten Gebäude wurde dabei genutzt, um auf den Au- ßenwänden Verkabelungen anzubringen, mithilfe derer alle Räume grundsätzlich mit Internetverbindung ausgestattet werden können. Im Gebäude Bigge sind anschlie- ßend ca. 20 AccessPoints installiert worden, die inzwischen alle Klassen- und Kurs- räume mit einem WLAN-Signal versorgen und das auf dem Schulcampus verfügbare Internet via Breitbandzugang nutzbar machen. Zeitgleich erhielt die Gemeinde Finnentrop für die Umsetzung des Medienkonzeptes unserer Schule Fördermittel im hohen sechsstelligen Bereich (Förderprogramm NRW.BANK.Gute Schule 2020). Mit diesem Geld wurden bereits im vergangenen Jahr 120 Tablets für die unterrichtliche Nutzung durch Schülerinnen und Schüler sowie 20 Tablets für Lehrerinnen und Lehrer angeschafft. Abgerundet wurden diese Investitionen durch die Montage von leis- tungsstarken Beamern und Projektionsleinwänden in insgesamt 10 Klassenräumen. Bis zu den Sommerferien in diesem Jahr, so die aktuellen Planungen, wird auch das Gebäude Lenne mindestens im selben Umfang auf diese Weise ausgestattet. Wir sind jetzt in der Lage, einen modernen, informationstechnisch unterstützen Un- terricht zu gestalten. Dies schließt grundsätzlich alle Fächer ein und stellt zurzeit eine große Herausforderung an unsere Unterrichtsvorbereitung dar. Natürlich ist das ein Prozess, der nicht von heute auf morgen vollzogen werden kann. Unsere Lehrkräfte sind immer wieder erstaunt, welches Geschick unsere Schüler beim Umgang mit den Tablets zeigen. Und: Motivationsprobleme sind in diesem Unterricht eher selten. Die technische Ausstattung wird abgerundet durch jeweils zwei Biologieräume, zwei Physikräume, zwei Technikräume sowie drei Computerräume.

Stichwort Unterrichtsausfall: Wie sieht´s mit der personellen Situation aus? Die Landesregierung verlangt seit diesem Schuljahr von uns eine Statistik der Unter- richtsausfallzeiten. Diese Daten müssen flächendeckend wöchentlich von allen Schu- len an das Ministerium in Düsseldorf gemeldet werden. Zurzeit arbeiten an unserer Gesamtschule 53 Lehrerinnen und Lehrer mit einem Durchschnittsalter von knapp über 41 Jahren. Wir sind besonders stolz darauf, den Unterrichtsausfall sehr gering halten zu können. Seit Beginn dieses Schuljahres beträgt der Anteil der ausgefallenen Unterrichtsstunden lediglich 0,67 %, d. h. von 150 zu erteilenden Unterrichtsstunden fällt bei uns lediglich eine Unterrichtsstunde aus. Natürlich kommt es hier und da zu Engpässen, denen wir durch Zusammenlegung von Kursen oder letztlich durch Ver- tretungsunterricht begegnen. Dabei steht immer das Bestreben im Vordergrund, im Fachunterricht mit einer entsprechenden Fachaufgabe zu vertreten. Die Lehrerinnen und Lehrer verständigen sich dabei auf digitalem Wege und stellen im Vertretungsfall Aufgaben über eine gemeinsame Internetplattform zur Verfügung. Natürlich stoßen auch wir in der Gesamtschule Finnentrop bei größeren Krankheits- wellen an unsere Grenzen und dann muss auch mal Unterricht ausfallen. Hier muss aus Sicht der Schulleitung immer zwischen dem gesundheitlichen Wohl des Kollegi- ums und der Verlässlichkeit der Beschulung an einer Ganztagsschule abgewogen werden. Unsere Schülerinnen und Schüler nehmen uns den gelegentlich früheren Unterrichtsschluss auch nicht besonders übel. Dies gilt im Übrigen nur für die Klassen ab Klassenstufe 7 aufwärts. Die Kleinen werden immer unterrichtlich versorgt.

Was sind die besonderen Stärken der Bigge-Lenne Gesamtschule Finnentrop? Neben allen zuvor aufgezählten Aspekten sei an dieser Stelle auf das sehr umfangrei- che Sportangebot und die Vielzahl der Arbeitsgemeinschaften verwiesen. Unser Schulcampus hat dabei den Vorteil der kurzen Wege. Nicht nur alle Unterrichtsräume in den zwei Schulgebäuden Bigge und Lenne sowie im Verfügungsgebäude sind schnell erreichbar. Auch alle von uns genutzten Sportstätten, wie die Dreifachturnhal- le, der große Sportplatz mit Leichtathletikanlage und ebenso das Freizeitbad Finto sind fußläufig in wenigen Minuten erreichbar. Dadurch geht keine wertvolle Unter- richtszeit verloren. In Klassenstufe 5 werden alle Schülerinnen und Schüler in relativ kleinen Gruppen im Schwimmen unterrichtet. Dabei haben wir immer eine Schwimmgruppe für Nicht- schwimmer bzw. Schwimmanfänger, um bis zum Ende des Schuljahres möglichst viele Kinder zum Schwimmen zu bringen. Wir sehen hier unsere Verpflichtung, unseren Schülern die Fähigkeit zu vermitteln, ihre Freizeit umfangreicher und vor allem siche- rer gestalten zu können. Das Schwimmen im Finto oder im wird somit zum sicheren Vergnügen. In Klassenstufe 7 erweitern die Schülerinnen und Schüler dann ihre Schwimmfähigkeiten. Die Arbeitsgemeinschaften stellen – als notenfreies Fach – für die Klassenstufen 5-8 eine gute Möglichkeit dar, einmal etwas auszuprobieren, was man schon immer mal gerne machen wollte. Im Repertoire des Kollegiums oder ggf. in Kooperation mit au- ßerschulischen Partnern, sind rund 25 Angebote, von denen aktuell 14 im Stunden- plan der Klassen zu finden sind. An dieser Stelle seien ein paar davon genannt: Zaube- rei, Roboter, fit for life, Tennis, Informatik, AG Pferd, Mofa-AG … Sehr beliebt ist auch immer die Mädchenfußball-AG. Unsere Mädchen waren dabei in der Vergangenheit wiederholt sehr erfolgreich und spielten sogar schon im Landesfi- nale um den Titel mit.

Wie sieht die Zukunft der Bigge-Lenne Gesamtschule Finnentrop aus? Wer in den vergangenen Monaten die Pressemitteilungen verfolgt hat, weiß, dass die Einführung der gymnasialen Oberstufe an unserer Schule unmittelbar bevorsteht. Nach dem Scheitern im vergangenen Schuljahr, soll jetzt im Zusammenschluss mit der Albert-Einstein Gesamtschule in dieser wichtige Schritt gelingen. Dazu wur- den sowohl die politischen Entscheidungen getroffen und in einem Zweckverbands- vertrag festgelegt, als auch die Absprachen beider Kollegien vorgenommen und in einem gemeinsamen pädagogischen Konzept der Bezirksregierung vorgelegt. Sicher ist zum jetzigen Zeitpunkt, dass alle Schülerinnen und Schüler, die sich in Finnentrop zur Klassenstufe 5 anmelden und eine Aufnahmebestätigung von uns er- halten, auch ausschließlich hier in Finnentrop unterrichtet werden. Dies gilt für die Klassenstufen 6-10 ebenso. Wer sich zur Klassenstufe 11 (Einführungsphase) anmel- det, hat ebenfalls in Finnentrop Unterricht, sofern das von uns vorgelegte Kursange- bot dem Schülerwunsch entspricht. Wie die weitere Entwicklung ab Klassenstufe 12 aussieht hängt ganz wesentlich von den dann gewählten Kursen ab und kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht eingeschätzt werden. Um ihre Wunschkurse belegen zu können, ist es möglich, dass Schüler aus Finnentrop ab der 12. Klasse nach Werdohl fahren müssen und umgekehrt. Unser Ziel ist, dass die Schülerinnen und Schüler das Abitur in Finnentrop machen können. Zur Erstinformation über das Kursangebot der Oberstufe haben wir die wichtigsten Informationen auf unserer Website (www.gesamtschule-finnentrop.de) zusammen- gestellt. Wer weitere Fragen hat, erreicht unsere Schule per Mail ([email protected]) oder telefo- nisch unter 02721 60599-100.

Abschließend hier noch die Anmeldetermine für das kommende Schuljahr:

Zur Klassenstufe 5 Montag 25.02.2019 von 08:00 – 18:00 Uhr Dienstag 26.02.2019 von 08:00 – 18:00 Uhr Mittwoch 27.02.2019 von 08:00 – 15:10 Uhr

Bitte mitbringen:  vierfach Anmeldeschein der Grundschule  Zeugnis des ersten Halbjahres der 4. Klasse  Geburtsurkunde der Schülerin/des Schülers

Zur Oberstufe ab Klasse 11 Montag, 11.02.2019 – Mittwoch, 13.02.2019 (jeweils 08:00 Uhr bis 15:00 Uhr)

Bitte mitbringen:  Zeugnis des ersten Halbjahres der 10. Klasse  Nachweis der Sprachenfolge bei 2. Fremdsprache

Um Wartezeiten an den Anmeldetagen zu vermeiden, ist die vorherige Vereinbarung eines Termins ratsam.