ANMERKUNGEN FWF-Projekt Kasperls komische Erben (2011) Karl Meisl: Die Generalprobe auf dem Theater http://lithes.uni-graz.at Jennyfer GROßAUER-ZÖBINGER (Hrsg.)

Die Generalprobe auf dem Theater

Überlieferung 1. Die / General-Probe auf dem Theater. / Ein komisches Singspiel in einem Act. / Nach dem Italienischen des Hrn. Roßi. / Die Musik ist von Hrn. Liverati Compositeur in Wien. / (Die Texte mußten auf eine bereits fertige Musik verfaßt werden.) In: Theatralisches Quodlibet / oder / sämmtliche dramatische Beyträge / für die / Leopoldstädter Schaubühne / von / Carl Meisl. / Sechster Band. / Pesth, Hartlebens Verlag. 1820, S. 60–104. Druck; 44 Seiten in einem Sammelband (Theatralisches Quodlibet); Kl.-8°

Wienbibliothek im Rathaus, Signatur A 13.188 (D1, Editionsgrundlage) Im Bestand der Wienbibliothek befinden sich unter der genannten Signatur drei Exemplare. (Dubletten).

Theatersammlung der ÖNB, Signatur 621.833-B. Th.6 (D1,1) Theatersammlung der ÖNB, Signatur 842.784-B. (D1,2) Österreichische Nationalbibliothek, Signatur 19.Y.13 (D1,3) Die gesamte Reihe Theatralisches Quodlibet findet sich bei Google Books. 2. Plakat Theater in der Josefstadt

Wienbibliothek im Rathaus, Signatur P 211.289 (P1) 3. Handschriftliche Soloszene Nachlassstück; Handschrift; 1 Blatt; 240 x 200 mm; 4°

Handschriftensammlung der Wienbibliothek, Signatur H.I.N. 119.005 (H1/h1)

Das Blatt ist beidseitig beschrieben. r 1 : 23 Zeilen, vermutlicher Autograph Ignaz Schusters (H1), Soloszene des Kapellmeisters Notenfressers (siehe Varianten) v 1 : 2 Zeilen, Beglaubigung durch Maria Bermann (h1), dass es sich um Schusters Autographen handelt

Textgrundlage

Als Editionsgrundlage diente in Ermangelung anderer Textzeugen der Druck von 1820 (D1). Der Text von H1 und h1 wird unter „Varianten“ dargereicht.

Lesarten 1,4 von Karl Meisl] Das Titelblatt der Druckschrift trägt keinen Autorennamen. Dieser wurde von der Herausgeberin er- gänzt. 5,43 musikalische] musikalischen; n durch einen Klecks unlesbar 17,36 einer] nur ner lesbar; der Rest mit Klecks überdeckt. Von der Herausgeberin wurden die verdeckten Buchstaben er- gänzt. 20,44 sochn] gemeint ist schon, Druckfehler bzw. Satzfehler

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Varianten r 1 /H1:

Kapellmeister Nottenfresser (Spricht zum Orchester) Schön willkom‹m›en! schön willkom‹m›en! mich freut es, daß Sie schon alle beysam‹m›en sind. Bravo! und wie ich merke in der freundlichsten Stim‹m›ung; das ist schön; den die Herrn sind sonst voll Unwillen, wen‹n› sie in das Orchester gehn müssen. Nun, so wollen wir den sogleich an das grosse Werk schreiten – Ich werde Ihnen von meiner Composition eine Oventure hören lassen, die alles übertrift, was man je gehört hat – Was Mozart! was Haydn! – Ich, der Kapellmeister Notenfresser glänzt nur allein am musikalischen Him‹m›el. Heut zu Tag arbeiten unsere grossen Meister über- haupt nur für die Ohren – Was Gefühl! was Verstand! Was Harmonie! Nur recht Trompeten und Pauken, ein obligates Donnerwetter mit Hagelschlag und Donnerwetter Wolkenbruch, ein paar hundert Kanonen mit Kartätschen geladen, das alles zu Grunde geht, was nicht applaudiren will – das ist was für die moderne Welt! – das ist Geschmak! Ich habe jetzt eine Cantate geschrieben: der feuer- speiende Berg in Neapel – ganz im Rossinischen Geschmak. Die Lava drück ich durch das Crescendo aus; die rauchenden Trüm‹m›er durch das Forte und endlich komt eine Explusion, da geht das ganze Orchester in die Luft – ich selbst werde erst in Holland wieder herunter kom‹m›en. Das wird Aufsehen machen.

v 1 /h1:

Ignaz Schuster’s Handschrift. Verbürgt von Maria Bermann.

Vorlage Als Vorlage diente ein des italienischen Dichters Gaetano Rossi (1774-1855), das dieser für die Operetta La prova generale al teatro des Giovanni Liverati (1772-1846) verfasst hatte. Die Operetta wurde vermutlich um 1799 in Wien aufgeführt.

Uraufführung 5. August 1813 am Leopoldstädter Theater

Dokumente der Rezeption Wiener allgemeine Theaterzeitung 6 (1813) vom 7. August, S. 368.

Wir sahen zum ersten Mahle ein sehr niedliches Singspiel unter dem Titel „die Generalprobe auf dem Theater“ nach dem Italiänischen des Rossi, für diese Bühne in Knittelreimen bearbeitet von Carl Meisl, die Musik von Herrn Live- rati. Die Bearbeitung ist sehr gelungen. Mit vielem Scharfsinn hat Herr Meisl eine Kette von Versündigungen mehre- rer unserer heutigen Operisten aufgestellt, und der witzigen Anspielungen und lustigen Einfälle nicht gespart. Jeder Zuschauer wird sich angenehm unterhalten, der Verfasser „des travestirten Orpheus“ hat es glücklich darauf ange- legt; vorzüglich werden die Scenen mit dem italiänischen Sopransänger unterhalten, dessen Unarten, von denen überhaupt die meisten Sopran angesteckt sind, treffend gegeißelt werden. Liveratis Musik, welche schon einige Jahre fertig war, und auf welche also der Text, trotz der italienischen Grundlage gleichsam ganz neu verfaßt werden mußte, ist des Verdienstes ihres Schöpfers vollkommen würdig. Sie spricht die üppige Phantasie dieses Tondichters auf eine glänzende Weise aus; die Gesangstücke athmen Lieblichkeit und Begeisterung, und wir sind in Verlegenheit zu

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bestimmen, welches uns am meisten gefallen habe, da alle gleichen Werth besitzen. (Die Analyse gehört nicht in den Plan dieser Blätter, die musikalische Zeitung wird darüber das Nähere enthalten.) Die Aufführung war nicht minder anziehend als Text und Composition. Demoiselle Hensler und Herr Ignaz Schus- ter glänzten heute ganz vorzüglich. Man muß die erstere selbst sehen, um sich von dem Werthe ihrer herrlichen Dar- stellung so ganz zu überzeugen. Gesang und Spiel stellten diese junge Künstlerinn heute auf die höchste Stufe. Die glückliche Lösung dieser wichtigen Aufgabe gereicht ihr um so mehr zur Ehre, als sie zugleich im Stande war, den Wünschen ihres Singmeisters (Herrn Liverati) vollkommen zu entsprechen. – Herr Ignaz Schuster braucht nur ge- nannt zu werden, um seine Meisterschaft anzukündigen; aber er that heute noch mehr, als man je von ihm sah und hörte. Er hatte die Aufgabe eines Kapellmeisters, den sein Egoismus zu weit führt, und der daher seiner Einbildung als Compositeur den Geist des Dichters aufopfert. Wir sahen vor mehreren Jahren im Theater an der Wien eine ähn- liche Rolle durch Herrn Elmenreich dargestellt. Herr Elmenreich erwarb sich als „Kapellmeister“ lauten und ein- stimmigen Beifall, seine Produktion war sehr brav, aber Herr Schuster ließ ihn heute weit hinter sich zurück. Die übrigen Rollen waren in den besten Händen. Herr Swoboda (Jammer) vorzüglich Demoiselle Weiß, erste Sänge- rinn, und Demoiselle Horny als Gertrude spielten und sangen ungemein gut. Herr Lippert als Dichter Schreibviel überzeugte uns, daß wenn er seiner Rolle die wahre Ansicht abgewinnt, ihm die Darstellung sehr gelingen muß. Die- ser Dichter war wenigstens ganz das Gegentheil von dem, was er als Flickwort war.

Wiener allgemeine Theaterzeitung 16 (1823) vom 22. Februar, S. 91.

Leopoldst. „die General-Probe auf dem Theater.“ Dem. Louise Kupfer, Mitglied des k. k. priv. Theaters an der Wien, gab den Falsetto als Gast. – Mit Vergnügen ma- chen wir das Publikum auf eine Erscheinung in diesem Theater aufmerksam, welche in das verwaiste Fach der Sän- gerinnen Leben zu bringen scheint, und heute in ihrer Leistung als Falsetto ungemein ansprach. Wir meinen Dem. Kupfer, welche zwar Altistinn ist, aber wenn sie für dieses Theater gewonnen und auf ihre Stimme geschrieben wür- de, leicht einen fühlbaren Mangel decken könnte, der durch sie um so angenehmer verwischt würde, als ihr eine sehr hübsche Gestalt, eine recht schöne Darstellungsgabe und auch als Schauspielerinn seltene Anlagen zu Gebothe ste- hen. Sie trug alle ihre Gesangstücke mit rühmlichem Erfolge vor, mußte mehrere wiederhohlen und wurde am Schluße einstimmig gerufen, wofür sie in den gewähltesten Ausdrücken auf das anziehendste dankte. Mit ihr wirkte zur Freude des Publikums Herr Ignaz Schuster als Kapellmeister. Er wurde mit Beweise von Wohlwollen überhäuft und am Schluße ebenfalls lärmend gerufen. Wir nennen noch Dem. Dünthaler und Böhm, welche in ihren Parten durch klangvolle Stimmen, gefielen, und bey welcher Gelegenheit wir der ersteren den freundschaftlichen Rath zu geben nicht unterlassen können, daß, wenn sie die scharfe eckige Manier und die untheatralische Haltung mehr ver- meiden wollte, sie gewiß, begünstigt durch ihre gute Stimme, in den Vordergrund treten müßte. Aber ihre Weise zu gehen und sich zu bewegen, ist so schwankend, daß sie bey dem besten Willen stets den Effekt verfehlen muß.

Besetzung Der Theaterzettel der Uraufführung (5. August 1813) gibt die Besetzung wie folgt an:

Jammer (Wenzel Swoboda) Harmonika (Dem. Weiß) Gertrude Besser (Amelia Horny) Demoiselle Rosenhain (Elisabeth Fenzl) Falsetto (Josephine Hensler) Blüthenduft (Joseph Blacho) Notenfresser (Ignaz Schuster) Reimschmid (Leopold Pfeiffer) Schreibviel(August Lippert) Theatermaler (Karl See) Theaterschneider(Herr Zrust)

Die Vornamen der Schauspieler wurden, sofern bekannt, ergänzt.

Inhalt

Der heitere, aktionsgeladene und schnelllebige Einakter reiht Szenen aneinander, die sich vor und während einer Generalprobe abspielen und ist somit eine überspitzte Darbietung, eine Parodie der dem Publikum im Normalfall vorenthaltenen Theaterzustände und -abläufe. Die 14 Szenen drehen sich um die unterschiedlichsten Ensemblemit-

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glieder. Mehrere Dichter, die erste und die zweite Sängerin, verschiedene Sänger, ein Theatermeister und ein Thea- terschneider treiben mit ihren Sonderwünschen und Eitelkeiten Theaterdirektor wie Komponisten in den Wahnsinn, fechten aber auch untereinander Intrigen, Anfeindungen, Konflikte sowie Meinungsverschiedenheiten aus. Empfin- dungen (Neid, Eifersucht, Leidenschaft), die Geltungssucht verschiedener Künstler, der Druck, den die nahende Premiere mit sich bringt, die Spannungen im Ensemble und die Sticheleien der Künstler sind so der Stoff aus dem dieses Stück gemacht ist. Dabei wird das Singspiel erst durch die für das Publikum inszenierte Diskrepanz zwischen eigentlichem und beiseite gesprochenem Text zum komischen Singspiel. Vor der Premiere der neuen Oper herrscht Betriebsamkeit am Theater. Der Komponist Notenfresser vollendet ge- rade seine Komposition, will die letzten Blätter dem Kopisten bringen, als Madame Gertrude hereinstürmt und ihm mitteilt, dass ihre Tochter, Harmonika, die erste Sängerin, verstimmt sei und sich weigere die für sie vorgesehene Arie zu singen. Wenig später entbrennt ein Disput zwischen Harmonika und ihrem Liebhaber, dem Sänger Blüthen- duft. Dieser ist von Eifersucht erfüllt, will das Liebäugeln seiner Herzdame mit dem männlichen Part des Publikums nicht länger hinnehmen, die zahlreichen Liebesbekundungen ihrerseits stimmen ihn aber bereits gnädig, als die bei- den Theaterdichter Reimschmied und Schreibviel hinzustoßen und mit ihrem Auftritt eine gelungene Ablenkung bie- ten. Harmonika wirft Schreibviel sofort sein Versagen als Dichter vor. Der Text der Oper tauge nichts. Schreibviel kontert, der Text sei nicht das Metier der Sängerin, Blüthenduft mischt sich ein, ergreift die Partei Harmonikas. Nach einigem Hin und Her, der Dichter Reimschmied persifliert gerade den Sänger und das Bühnengehabe der Primadon- na, stößt der Theaterdirektor Jammer zu dem kleinen Grüppchen. Erneut ergeht sich Harmonika in Vorwürfen, der Direktor erträgt – die Erfahrung mit den Künstlerpersönlichkeiten hat es ihn gelehrt – geduldig die Launen seiner ersten Sängerin. Da betritt der Sänger Falsetto die Bühne, die sogleich von seinem Selbstlob erfüllt ist. Notenfresser, inzwischen zurückgekehrt, hegt gegen den ,italienischen Gecken’ Aggressionen, vor allem als dieser in weiser Vor- aussicht – er ist des Lesens nicht mächtig – vom Komponisten mit der Ausrede es sei zum Lesen zu dunkel verlangt, ihm den Text für die Arie zu soufflieren. Als der Konflikt zwischen den beiden eskaliert, kommt erneut Harmonika stolz wie ein Pfau und fordert von Notenfresser die von ihr gewünschte umgearbeitete Arie ein. Madame Rosenhain, die zweite Sängerin der Bühne, treibt das Fiasko mit ihrer Eifersucht gegenüber Harmonika, den daraus resultieren- den Anfeindungen und mit der Aufforderung an Jammer, er möge sich für eine der beiden Sängerinnen entscheiden, auf die Spitze. Jammer und Notenfresser sind wegen der Sonderwünsche der Künstler dem Wahnsinn nahe; sie he- gen bereits Mordgelüste, als die Szenerie zum Tag der Generalprobe wechselt: Der Theatermeister findet statt der geplanten Generalprobe der Oper nur eine verwüstete Bühne sowie den betrunkenen Theaterschneider auf einer Löwenhaut schlafend vor. Auch der Direktor Jammer, der unmittelbar darauf eintrifft, stöhnt über die Unpünktlich- keit des Ensembles. Schließlich beginnt man doch noch, alle Mitwirkenden sind inzwischen erschienen, mit der Ge- neralprobe. Und wie erwartet setzt sich das Gezanke der Virtuosen, Mimen und Künstler fort. Bis zum plötzlichen Ende, das dann doch noch auf die Motivation und mahnenden Worte des Direktors hin eine friedliche Probe ermög- licht, heißt es jeder gegen jeden und vor allem alle gegen Jammer.

Wort- und Sachkommentar 1,5 Nach dem Italienischen] Die General-Probe auf dem Theater ist eine Bearbeitung der italienischen Operetta La prova generale al teatro. Das Libretto stammt von Gaetano Rossi, die Musik von Giovanni Liverati. 1,5 Joseph Roßi] Beim Vornamen Joseph dürfte es sich um eine Verwechslung oder um einen Zuordnungsfehler handeln. Der Verfasser der Italienische[n] Sprachlehre für Deutsche (1826) Joseph Augusto Rossi ist nicht identisch mit dem italienischen Librettisten Gaetano Rossi, von dem das Textbuch zur Operetta La prova generale al teatro stammt, das Karl Meisl als Vorlage für sein Singspiel diente. Gaetano Rossi (18.5.1774, – 25.1.1855, Verona) war bedeutender Librettist, Dichter am Teatro in Venedig und Leiter des Teatro Filarmonico in Verona. Er verfasste Textbücher zu über 100 Opern, wo- runter sich auch Werke namhafter Komponisten wie , Domenico Gaetano Maria Donizetti und Giaco- mo Meyerbeer befanden. 1,6 Liverati] Es handelt sich um den italienischen Komponisten und Sänger Giovanni Liverati (27.3.1772, Bologna – 18.2. 1846, Florenz). 4,38 Geduld haben, als der Job] Geduld haben wie Hiob. Sprichwörtliche Anspielung auf das gottergebene Ausharren, das stete Dulden des biblischen Hiob. 4,50 Fraisen] Krämpfe, Krampferscheinungen, Ohnmacht, Krampfanfall 4,50 Vapeurs] franz. für Blähungen 6,11 Göd] Pate, Taufpate 6,12 Liebhaber-Escadron] Escadron; franz. für Schwadron, Armee hier: Liebhaber-Armee 6,14 Soutien] franz. Stütze, Unterstützung, Rückhalt 6,21 Spienzeln] bair., österr. für liebäugeln, flirten 7,40 Philomele] Figur der griechischen Mythologie, deren Name gerne sinngleich mit dem der Nachtigall verwendet wird. 9,3 Ritornello] ital. Wiederkehr, Wiederholung eines bestimmten Abschnittes eines Musikstückes 9,29 kebig] keck, frech 9,45 Flinserln] kleine, glänzende Metallschuppen; Pailletten

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10,46 Dejeuner] Déjeuner, franz. Frühstück 11,18 Billet-dour] franz. billet doux, Liebesbrief 12,40 viceversa] lat. vice versa, umgekehrt, gegenteilig 13,42 Catalani] Die italienische Sopranistin Angelica Catalani (10.5.1780, Senigallia – 13.6.1849, ) war die am meisten gefeierte und berühmteste Sängerin ihrer Zeit. Sie debütierte 1795 in Venedig, verließ aber schon bald die italienischen Büh- nen und trat eine Gesangstournee durch Europa an. Sie stellte ihr Können bei Konzerten in Lissabon, Paris, London und Berlin unter Beweis. Die Erscheinung der Catalani wurde u. a. in Bäuerles Posse Die falsche Primadonna mit dem gesanglich talentierten Ignaz Schuster als verkleideter Primadonna in der Hauptrolle gelungen parodiert. 15,20 Shawls] Umschlagtuch, Schal aus feinstem Wollstoff (Kaschmir) 15,30 Convulsionen] Konvulsion, krampfartige Zuckungen bzw. Körperbewegungen, Schüttelkrämpfe 17,40 da sieht’s aus wie in Babel] Anspielung auf die sprichwörtliche Babylonische (Sprach-)Verwirrung 17,47 Läufel] Bein 18,2 ranzt sich] bair., österr. ranzen, sich strecken, dehnen 19,28 Herdgrübel] Herdgrube 20,51 Colatinus] Lucius Tarquinius Collatinus, Konsul der 509 v. Chr. gegründeten römischen Republik. Bekannt ist er v. a. wegen der Vergewaltigung seiner Ehefrau Lucretia durch den Sohn (Sextus Tarquinius) des letzten römischen Königs (Luci- us Tarquinius Superbus), eine Tat, die der Überlieferung nach schließlich den Ausschlag gab, dass sich Collatinus, nachdem sich seine Ehefrau ihrer Schändung wegen erdolcht hatte, dem Widerstand gegen das Königshaus sowie der Umsturzbewe- gung anschloss. Nach dem Sturz des Königs wurde Collatinus zum Konsul gewählt (vgl. Vertreibung der Tarquinier). 22,33 Tarquinius] Lucius Tarquinius Superbus (gest. um 495 v. Chr.) letzter römischer König, der zugunsten der 509 v. Chr. gegründeten Republik vertrieben wurde (siehe oben). 22,36 Lucretiens] Lucretia, Frau des Lucius Tarquinius Collatinus (siehe oben). 22,45 chagrinirt] chagrinieren, ärgern, kränken 23,12 Lichtputzen] Lichtschere, Werkzeug, mit dem der ausgebrannte Docht von einem Licht abgeschnitten wurde.

Abbildungen

Beschnittener Theaterzettel der Uraufführung am Leopoldstädter Theater (5. 8. 1813) Wienbibliothek im Rathaus, Signatur C 64.525

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Ignaz Schuster als Kapellmeister Notenfresser

Aus: Norbert I. Mayer: Ignaz Schuster und die Entwicklung des Schauspiels von Laroche zu Raimund im Wandel der theatralischen Gattungen des Volkstheaters. Wien: Univ. Diss. 1965 [masch., o.S.]

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