MITTEILUNGEN JOURNAL DES HESSISCHEN MUSEUMSVERBANDES 59/2020 59/2020 MITTEILUNGEN 59/2020

AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN VORWORT 2 FORSCHUNG „Werk-Stoff Textil“ im Die mineralogische Sammlung Jungen Museum Frankfurt NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN von Dr. Ferdinand Friedensburg 46 Sammlung Gegenwartskunst im Städel Museum 4 NEUE PUBLIKATIONEN 50 Archäologische Abteilung im Museum Bensheim 6 PERSONALIA 52

AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 8 MELDUNGEN 60

VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION FORUM Digitale Lösungen für analoge „Tod im Salz“ Herausforderungen zu Zeiten Der lange Arm der Politik 67 der Corona-Pandemie 24 Lockdown und Neustart Tier-Quiz für Kinder im Vonderau Museum 26 Hessische Museen in Zeiten Waldecker Spielzeugmuseum belebt der Corona-Pandemie 70 SAMMLUNG UND traditionelle Straßenspiele wieder 28 DOKUMENTATION Wir stehen zusammen. Mit Kunst! VERBANDSMITTEILUNGEN Ein Stammbuch von Stadtmuseum Hofheim am Taunus 30 Corona und dann? Friedrich August „Hautnah. Die Filmkostüme Aktivitäten des Hessischen Lichtenberg von Barbara Baum“ Museumsverbandes 77 Eine inklusive Sonderausstellung Museen mit Freude entdecken – digital mit Modellcharakter 32 Internationaler Museumstag 2020 80

SAMMLUNG UND DOKUMENTATION AUTORINNEN UND AUTOREN 59/2020 81 Drei Biebesheimer Handwerker und das Ulmer Münster VORSTAND DES HESSISCHEN Zur Geschichte eines Modells 34 MUSEUMSVERBANDES 81 Ein Stammbuch von Friedrich August Lichtenberg 36 IMPRESSUM 82 Inventarisation im Wirtschaftsgeschichtlichen Museum „Villa Grün“ 38

RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG Originale aus der Filmkamera Oskar Barnacks 41 VERBANDSMITTEILUNGEN Konservierung und Restaurierung Internationaler von Porträts der Gießener Familie Kempff 44 Museumstag 2020 Liebe Leserinnen und Leser, liebe Kolleginnen und Kollegen,

hinter uns liegen Monate, die viele Lebens­ Es bleibt abzuwarten, welche Langzeitfolgen und lassen allen Mitgliedern dazu Ende Sep­ Verbandes und der Geschäftsstelle im letzten bereiche verändert und uns allen, die zum der Corona-Krise auf die Museen zukommen. tember entsprechende Unterlagen zukom­ halben Jahr, in dem sich – trotz der corona­ Glück nicht direkt gesundheitlich betroffen Erste finanzielle Einschnitte in den Haushal­ men. Auf diesem Wege erhalten unsere Mit­ bedingten Einschränkungen – viele Neuerun­ waren, ein hohes Maß an Durchhaltevermögen ten der Kommunen sind leider schon zu ver­ glieder auch ausführliche Informationen zur gen ergeben haben. und Organisationsgeschick abverlangt haben. zeichnen. Mit Sorge sieht der Verband auch geplanten Satzungsänderung und zu unseren Der Umgang mit der Corona-Pandemie und die in einigen Kommunen anhaltende Kurz­ Aktivitäten im letzten Jahr. Bitte beteiligen Wir wünschen Ihnen interessante Einblicke ihren Folgen stellt die Museen bis heute vor arbeit für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Sie sich zahlreich an der schriftlichen Durch­ beim Lesen, aber ebenso Durchhaltevermögen große Herausforderungen und wird uns noch der Museen, durch die dringend notwendige führung, da wir die Rückmeldung von min­ in diesen herausfordernden Zeiten. Es bleibt eine ganze Weile beschäftigen. Tätigkeiten „hinter den Kulissen“ ausgesetzt destens der Hälfte unserer stimmberechtigten zu hoffen, dass die Museen ihre Stärken als und Vorbereitungen für das nächste Jahr er­ Mitglieder benötigen. Orte der Begegnung, des offenen Austausches Nach rasant steigenden Infektionszahlen schwert werden. Der HMV wird hierzu das und lebendiger Vermittlung bald wieder in stand im Frühjahr das öffentliche Leben still. Gespräch mit den Kommunalen Spitzenver­ Auch diese Ausgabe der „Mitteilungen“ des gewohnter Weise in unsere Gesellschaft ein­ Den positiven Entwicklungen in den letzten bänden suchen, um die Lage der Museen zu Hessischen Museumsverbandes steht unter bringen können. Jahren sowohl bezüglich der zur Verfügung erörtern. dem Eindruck der Corona-Pandemie und der Ihre stehenden Fördermittel für die nichtstaat­ Geschehnisse der letzten Wochen und Monate, Christina Reinsch lichen Museen als auch hinsichtlich der Be­ Während der Schließungsphase der Museen welche die Planungen in den Museen gründ­ Geschäftsführerin reitschaft der Träger, in die Museumsarbeit zu und in den Folgemonaten begleitete der Ver­ lich durcheinandergewirbelt haben. So kam es des Hessischen Museumsverbandes e. V. investieren, hat die Corona-Pandemie leider band die Museen intensiv mit aktuellen In­ zu zahlreichen Verschiebungen von Sonder­ einen Dämpfer erteilt. Ab dem 17. März 2020 formationen zu Vorschriften und Regelungen ausstellungen – und auch derzeit ist nicht ab­ mussten die Museen auch in Hessen für die im Zuge der Corona-Pandemie und stellte sehbar, ob alle genannten Eröffnungstermine Öffentlichkeit schließen und konnten erst zum Hinweise zu Förderprogrammen auf Bundes- und Laufzeiten eingehalten werden können. 8. Mai 2020 unter Einhaltung strikter Hygiene- und Landesebene über Sondernewsletter und Bitte informieren Sie sich dazu jeweils aktuell und Schutzmaßnahmen und im Rahmen ih­ die Homepage des Verbandes zur Verfügung. auf www.museen-in-hessen.de oder auf den rer Möglichkeiten wieder Publikum einlassen. Parallel dazu haben wir aktiv die Situation der Internetseiten der betreffenden Museen. Für viele Häuser blieb es zunächst bei einer Museen in das zuständige Ministerium für Schließung, weil die Auflagen in den häufig Wissenschaft und Kunst gespiegelt, welches Neben mehreren Beiträgen zu digitalen Ange­ beengten Räumlichkeiten nicht erfüllbar wa­ Vereinen und Kulturschaffenden mit Sonder­ boten, die in der Schließungszeit der Museen ren, Mitarbeitende zur Risikogruppe gehörten förderprogrammen unter die Arme griff. eher spontan entstanden sind und großen oder auch Kurzarbeit seitens der Kommunen Anklang fanden, beschäftigen wir uns in der angeordnet worden war. Zu beobachten war Zu unser aller Bedauern konnte in diesem Rubrik „Forum“ allgemein mit der Situation außerdem, dass sich Gäste nur zögerlich wie­ Jahr unser Verbandstag in Fritzlar nicht statt­ der Museen in der Corona-Krise. Die Arbeits­ der in die Museen wagten und der Wegfall finden, da weder die Schutz- und Hygiene­ kreise Museumspädagogik und Wissenschaftler von Vermittlungs- und Veranstaltungsange­ auflagen noch die räumlichen Verhältnisse an hessischen Museen haben dazu mit zahl­ boten die Häuser weniger attraktiv erscheinen ­eine größere Zusammenkunft zuließen. Eben­ reichen Kolleginnen und Kollegen Kontakt ließ. Die Wiederzulassung von Kleingruppen­ so sahen wir uns in der Verantwortung, einen aufgenommen und zeichnen in dem bewusst angeboten nach Voranmeldung ist zwar ein Beitrag zur Eindämmung des Infektionsge­ ausführlich gehaltenen Beitrag ein Bild der kleiner Fortschritt, in der Praxis jedoch mit schehens zu leisten und Risiken zu minimie­ Lage in den hessischen Museen. Ergänzend hohem organisatorischem und finanziellem ren. Die jährliche Mitgliederversammlung dazu informieren wir Sie in der Rubrik „Ver­ Aufwand verbunden. führen wir daher in schriftlicher Form durch bandsmitteilungen“ über die Aktivitäten des

2 VORWORT VORWORT 3 und Vermittlungsbereich geschaffen. Der sie auf die Malerei? Verbindungslinien zwi­ Vertiefungsraum „Close up“ ermöglicht dem schen Kunst und Gesellschaft sowie histori­ Publikum sowohl einen individuellen, niedrig­ sche Zusammenhänge­ werden aufgedeckt. schwelligen und zum Teil spielerischen Zu­ Neben Tablets können die Besucherinnen gang als auch eine intensive Beschäftigung – und Besucher im Städel-Wifi auch eine mobile eine Art Selbststudium der Kunst mit ihren Version für das eigene Endgerät nutzen. Das Themen und Diskursen. „Multiperspektivische breite Spektrum der digitalen Vermittlung Wandtexte sowie aktivierende und unterhalt­ reicht von Ausstellungsfilmen über Interviews same digitale Module schaffen ein Angebot, mit Künstlerinnen und Künstlern sowie Di­ das Besucherinnen und Besuchern nach eige­ gitorials® bis hin zur Digitalen Sammlung. nen Interessen zeitgenössische Kunst näher­ ­Eigens geschaffene Sitzmöglichkeiten laden bringt“, erläutern die beiden Projektleiterinnen im neuen Vermittlungsraum zum Verweilen Anne Dribbisch (Bildung und Vermittlung) ein. Darüber hinaus ergänzen Themen- und und Svenja Grosser (Sammlung Gegenwarts­ Abendführungen das Angebot. Sie beziehen kunst). die verschiedenen Vermittlungsmodule mit ein und fordern zum gemeinsamen Gespräch über die unterschiedlichen künstlerischen Ansichten der neuen Ansätze auf. ­Ausstellung in den Gartenhallen Anne Dribbisch, Martin Engler, Chantal Eschenfelder, Svenja Grosser, Freya Schlingmann

Zurück in die Gegenwart gemacht. Die Auflösung des abgebildeten ­Gegenstandes in abstrakte, formlose Malerei Städel Museum Neupräsentation der Sammlung wird ebenso Dekaden übergreifend vermittelt Schaumainkai 63 Gegenwartskunst im Städel Museum wie der sich gleichzeitig vollziehende Einzug 60596 Frankfurt am Main der gestischen Malerei und deren Auswirkun­ Tel.: (0 69) 60 50 98 - 0 gen auf die nachfolgenden Jahrzehnte der Digitale Vermittlungsformen lassen sich mit dem eigenen www.staedelmuseum.de Nahezu ein Jahrzehnt nach der Eröffnung der zeitgenössischen Kunst. Auch die immer wie­ Smartphone nutzen Gartenhallen ist die Sammlung Gegenwarts­ der mit neuen Bedeutungen und Referenzen kunst im Städel Museum seit dem 19. Mai aufgeladene Ästhetik der Geometrie und der Der neu geschaffene Vermitt­ 2020 neu präsentiert. Rund 230 Arbeiten von Dinge des alltäglichen Lebens wird in ihren Anhand einer konzentrierten Werkauswahl lungs­raum „Close up“ 170 Künstlerinnen und Künstlern aus ver­ unterschiedlichen Ausprägungen und thema­ werden in „Close up“ wechselnde Themen schiedenen Schulen, Stilen und Gruppen er­ tischen Bezugspunkten gezeigt. Beim Gang angesprochen. Dabei wird auf das Zusammen­ Fotos S. 4 und 5: Norbert Miguletz, Städel Museum öffnen überraschende Vergleiche, Blickwinkel durch die Räume und Plätze der Gartenhallen spiel von originalen Kunstwerken sowie ana­ und Sichtachsen zwischen der unmittelbaren kann das Publikum nachvollziehen, wie die logen und digitalen Angeboten gesetzt. Den Gegenwart und ihren Wurzeln in den zurück­ Figur wieder zurück ins Bild findet, die Malerei Anfang bildet das Fokusthema „Fotografie liegenden Jahrzehnten. Aus diesem Anlass ist den – realen – Raum erobert oder die schein­ und Malerei“. Am Beispiel von drei Werken auch eine Vielzahl an jüngsten Neuerwerbun­ bar konkurrierenden Medien Malerei und aus der Sammlung des Städel Museums von gen und Schenkungen erstmals zu sehen, Foto­grafie zu einem wechselseitigen Aus­ Sigmar Polke (1941–2010), Wolfgang Tillmans ­etwa Arbeiten von Miriam Cahn (geb. 1949), tausch finden. (geb. 1968) und Jörg Sasse (geb. 1962) wird ­René Daniëls (geb. 1950), Carlos Cruz-Diez Da die Erfahrungen in der aktiven Vermitt­ die Kombination der vermeintlich konkurrie­ (1923–2019), Jimmie Durham (geb. 1940), lungsarbeit der letzten Jahre gezeigt haben, renden Medien genauer untersucht. Die Besu­ ­Asta Gröting (geb. 1961) oder Victor Vasarely dass die Wahrnehmung von und Auseinan­ cherinnen und Besucher sind eingeladen, vor (1906–1997). Anhand unterschiedlichster Er­ dersetzung mit Gegenwartskunst häufig mit den originalen Arbeiten selbstständig zu re­ zählstränge wird die Sammlung bewusst nicht Schwierigkeiten verbunden ist, wurde im Zuge cherchieren: Welche Rolle nimmt die Fotogra­ chronologisch, sondern thematisch erfahrbar der Neupräsentation ein innovativer Kunst- fie in der Kunst ein? Welche Auswirkungen hat

4 NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN 5 Paläo-Streichelzoo, Die Neugestaltung der archäologischen im Dorf – nach damaligen Vorstellungen auf bietet jedoch nicht nur gestalterisch, sondern ­Abteilung ist Teil eines dreistufigen Plans zur richtige Weise ins Jenseits zu begleiten. auch inhaltlich Neues. Viele Knochen eiszeit- Kloaken-Memory und Sanierung und Modernisierung des gesamten Zu den neuen Highlights gehören auch die und warmzeitlicher Tiere wurden beim Kies­ Bronzezeit-Ohrentheater Museums. Dieses Projekt wird vom Hessischen Inszenierung des mittelalterlichen Bensheimer abbau für den Bau der Bundesautobahn 5 bei Museumsverband inhaltlich begleitet und Galgenplatzes mit den Skeletten Hingerichte­ Bensheim gefunden und fanden während der Archäologische Abteilung im Museum durch das Hessische Ministerium für Wissen­ ter sowie die Rekonstruktion des Gesichts einer 1960er Jahre den Weg ins Bensheimer Museum.­ schaft und Kunst finanziell gefördert. In einem merowingischen Frau, deren Überreste im Bens­ 2019 wurden einige paläontologische Funde Bensheim neu aufgestellt ersten Schritt wurden neue, großzügigere Son­ heimer Stadtgebiet gefunden wurden. Sie gilt im Rahmen eines „Jugend forscht“-Projektes derausstellungsräume geschaffen und die sani­ als erste Bensheimerin. In die Augen der Me­ näher untersucht und mit Unterstüt­zung der tären Anlagen erneuert, die im Rahmen der rowingerin kann man hierbei auf zwei ver­ Reiss-Engelhorn-Museen in Mann­heim natur­ Zu seinem 111. Geburtstag bekommt das hessenweiten Auftaktveranstaltung zum In­ schiedene Weisen schauen: Zum einen ist eine wissenschaftlich datiert. Die gewon­nenen ­Museum Bensheim ein besonderes Geschenk: ternationalen Museumstag 2019 erstmals der plastische Rekonstruktion zu sehen, die von Forschungsergebnisse werden in der Ausstel­ Eine Auswahl der archäologischen Fundstücke Öffentlichkeit vorgestellt werden konnten. In der Frankfurter Gesichtsmedizinerin Constanze lung erstmals präsentiert – beispielsweise die ist neu präsentiert – zuletzt geschah dies zu Be­ einem zweiten Schritt folgte die Neukonzep­ Niess erstellt wurde. Zum anderen wird eine Erkenntnis, dass Wollhaarnashörner mindes­ ginn der 1980er Jahre. Bereits im Gründungs­ tion der archäologischen Abteilung, die nun Ar­ Rekonstruktion des Gesichts an einem welt­ tens über 10.000 Jahre auf dem heutigen Bronzezeitliche Frau mit origina- jahr des Museums 1909 hatten es sich die chäologie- und Geschichtsinteressierte zu einer neuen 3-D-Monitor gezeigt, die mit Hilfe des Bensheimer Stadtgebiet umherzogen. lem Schmuck Gründungsmitglieder zur Aufgabe gemacht, abwechslungsreichen Zeitreise von der Eiszeit Cultlab vom Darmstädter Fraunhofer ­Institut Zudem konnten nach fast hundert Jahren neben Kunst und Objekten zur Stadtgeschichte bis ins Hochmittelalter einlädt. Gemeinsam IGD erstellt wurde. die Funde aus den jungsteinzeitlichen Hügel­ einen besonderen Schwerpunkt auf die Vor- mit der Christoffel-Blindenmission wurden gräbern von der Juhöhe bei Heppenheim wie­ und Frühgeschichte der Region zu legen. So Taststationen und ein Leitsystem entwickelt, der vereint werden. Sie waren zum überwie­ zählte ein 1868 in Auerbach geborgener Mam­ sodass auch sehbehinderten Menschen die genden Teil ins Hessische Landesmuseum In den Boden der Schafott-­ mutstoßzahn zu den frühesten Ausstellungs­ Präsentation zugänglich ist. Darmstadt gebracht worden und dort teilweise Inszenierung eingelassen: stücken. Die paläontologische und archäolo­ Für die Neugestaltung arbeitete ein enga­ in der Brandnacht 1944 verloren gegangen. ­Skelette zweier Hingerichteter gische Sammlung des Museums wuchs stetig giertes Team mit dem Museumsleiter und Ar­ Mit den Funden, die im Bensheimer Museum vom Bensheimer Galgenplatz an und ist heute die in Hessen umfangreichste chäologen Christoph Breitwieser zusammen. aufbewahrt wurden, und den Leihgaben aus südlich von Darmstadt. Beteiligt an der Konzeption, Ausstellungsge­ dem Darmstädter Landesmuseum sind nun Blick auf die staltung und Umsetzung waren Dirk Seidlitz drei Inventare wieder fast vollzählig vorhan­ Archäo-Diversitätswand mit seinem Unternehmen Raumwelt-Labor den. In der Ausstellung werden sie zusammen Diorama mit Mammutfamilie sowie der Anthropologe Dustin Welper, der mit den alten Grabungsfotos präsentiert. im Schnee besonders seine Erfahrungen im Bereich Kin­ Die im Museum Bensheim realisierte Mi­ der- und Jugenddidaktik einfließen ließ. So schung aus traditionellen analogen sowie Fotos S. 6 und 7: können im Paläo-Streichelzoo dem Mammut neuesten digitalen Präsentationsmethoden Museum Bensheim auf den Zahn gefühlt, dem lieben Karl seine soll Wissenswertes und Wissenschaftliches fehlenden Knochen zurückgegeben und das aus der hessischen Vor- und Frühgeschichte, Kloaken-Memory gelöst werden. Auch neue Bei der Präsentation von 21 Artefakten der dem Mittelalter und der Paläontologie einem mediale Angebote sind nun in der Ausstellung Jungsteinzeit von der Hessischen Bergstraße breiten Publikum vermitteln. zu finden, zum Beispiel im Abschnitt über die sind ebenfalls neue Wege beschritten worden: Christoph Breitwieser Späte Bronzezeit. In dieser Epoche wurden die Erstmals wird die Vielzahl von Werkzeugen Toten verbrannt und in Urnen bestattet. In der und Keramikgefäßen nicht streng wissen­ Ausstellung wird ein bronzezeitliches Urnen­ schaftlich nebeneinanderliegend und sach­ Museum der Stadt Bensheim grab inszeniert und den Besuchern die Mög­ lich beschriftet dargestellt, sondern in Form Marktplatz 13 lichkeit geboten, sich auf spielerische Weise einer Archäo-Diversitätswand, bei der jedes 64625 Bensheim diesem Thema mithilfe einer Hörstation zu Objekt ästhetisch in Szene gesetzt ist. Tel.: (0 62 51) 5 84 78 65 nähern: Im „Ohrentheater“ wird szenisch er­ Die Ausstellung nutzt für die didaktischen www.stadtkultur-bensheim.de/museum/ zählt, was zu tun ist, um den hier vorgestellten Präsentationen neueste technische Möglich­ verstorbenen Opa – ein bedeutender Mann keiten wie auch traditionelle Techniken. Sie

6 NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN NEUE MUSEUMSEINRICHTUNGEN 7 chitekten und Künstlern bestehenden „Kölner Alten, denen sie hier begegnete, bestimmten Zyklus zum dramatischen „Bauernpsalm“ des Schule“ und war am Aufbau und an der Neu­ als Modelle fortan ihr künstlerisches Schaffen. flämischen Schriftstellers Felix Timmermanns ausstattung zahlreicher zerstörter Kirchen be­ Nach einem zweijährigen Erholungsaufent­ (1886–1947). Originale Werke ergänzen die teiligt. Zwischen 1964 und 1988 lehrte Hille­ halt in einem Kloster nahe Rom wählte Gisela ausgestellten Bilder aus einer Kunstmappe. brand an der Technischen Hochschule Aachen Petschner 1952 das nordhessische Wolfhagen bildnerisches Gestalten, in dieser Zeit entstan­ als Wohnsitz, wo sie bis zu ihrem Tod 2007 Klostermuseum Bad Emstal den auch zahlreiche freie Architekturplastiken. lebte. Petschner studierte freie Malerei und Landgraf-Philipp-Straße 2 Neben Kunstwerken für Kirchen – darunter Zeichnung an der Kunstschule (1956– 34308 Bad Emstal-Merxhausen den Kölner Dom, den Mariendom in Neviges 1958) und arbeitete anschließend von 1963 Tel.: (0 56 24) 3 92 oder die Frauenkirche in München – schuf er bis 1983 im Psychiatrischen Krankenhaus in www.geschichtsverein-bademstal.de unter anderem auch Figuren und Brunnen für Merxhausen als Kunsttherapeutin. Als Künst­ öffentliche Plätze. Außerdem betätigte sich lerin beeindruckte Gisela Petschner mit „lebens­ Elmar Hillebrand als Maler. Für seine bildhau­ wirklichen“ Zeichnungen von Menschen aus erischen Arbeiten bevorzugte er die Materialien ihrer Umgebung.­ Sie stellte ihre Werke bundes­ Marmor und Bronze. Über fünf Jahrzehnte weit aus und wurde mit zahlreichen Kunst­ ließ er einen Großteil seiner Natursteinarbeiten preisen ausgezeichnet. Trotz ihrer Behinderung mit Unterstützung des Villmarer Steinmetz­ ließ ihre künstlerische Kraft bis ins hohe Alter betriebes Engelbert Müller KG ausführen, der nicht nach. Die Ausstellung präsentiert Petsch­ Die Bibliothek der Bäume von ihm 1951 durch den damaligen Kölner Dom­ ners 17 Motive umfassenden Monotypie-­ Marion und Karlheinz Miarka; baumeister Willy Weyres empfohlen wurde. Foto: Bernd Fickert, Museum Elmar Hillebrand: Severinsdenk- Wiesbaden mal in Köln, eingeweiht 1968; Lahn-Marmor-Museum Foto: Rudolf Conrads, 2018 Oberau 4 65606 Villmar Bibliothek der Bäume Tel.: (0 64 82) 6 07 55 88 Elmar Hillebrand www.lahn-marmor-museum.de 5. Juni bis 1. November 2020 Ein Kölner Bildhauer in Villmar

22. März bis 31. Oktober 2020 Die Holzbibliothek von Marion und Karlheinz Miarka entstand in den vergangenen 13 Jah­ Gisela Petschner – ren nach dem Vorbild der Xylotheken, die In diesem Jahr wäre der Kölner Bildhauer eine begnadete Zeichnerin seit dem 18. Jahrhundert angefertigt wurden. Prof. Elmar Hillebrand 95 Jahre alt geworden. Die Waldpädagogin und der Forstwirt aus Neben originalen Werken stellt die Ausstel­ 13. September bis 31. Oktober 2020 Neresheim-Ohmenheim (Schwäbische Alb) lung sein persönliches Umfeld, wichtige In­ gingen bei der Auswahl der über 240 Holzar­ stitutionen, Lehrkräfte und Personen, mit de­ ten nachhaltig vor – kein Baum wurde dafür nen Hillebrand zusammengearbeitet hat, vor. Die Künstlerin und Kunsttherapeutin Gisela extra gefällt. Unter anderem verwendeten sie Anhand von sechs ausgewählten Projekten Petschner wurde 1913 im böhmischen Saaz schiefgewachsene und unverkäufliche Exem­ wird seine künstlerische Arbeitsweise veran­ (heute Žatec, Tschechien) geboren und ging plare aus deutschen und italienischen Gärt­ schaulicht. 1933 an die Kunstschule nach Dresden, um nereien. Die Buchrücken ihrer Holzbibliothek Elmar Hillebrand: Entwurfsskizze Elmar Hillebrand (1925–2016) studierte Malerin zu werden. Nach Kriegsende gelangte bestehen aus den Rinden der Bäume, die üb­ für das Severinsdenkmal in Köln, von 1946 bis 1950 an der Kunstakademie sie über die Schweiz nach Italien, wo sie in Rom rigen Teile der Bücher sind aus Stammholz um 1965; Foto: Rudolf Conrads Düsseldorf bei Joseph Enseling und als Meis­ ihre Kunststudien fortsetzte. Dort erkrankte hergestellt. Als Kästen gefertigt, befinden sich terschüler bei Ewald Mataré, unter anderem Petschner an Kinderlähmung, wodurch ein in ihrem Inneren Ästchen, Blätter, Knospen, zusammen mit Joseph Beuys. Er entwickelte längerer Aufenthalt in einer neurologischen Gisela Petschner: Motiv 7 des Bilderzyklus zum Bauern- Blüten oder Früchte des jeweiligen Baumes. sich zu einem wichtigen Vertreter der aus Ar­ Klinik notwendig wurde. Die Kranken und psalm von Felix Timmermanns; Foto: Joachim Hübner Wie unterschiedlich Holz und Rinde der unter­

8 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 9 schiedlichen Baumarten riechen und wie ab­ Zimmer. In der Ausstellung werden Werke glaublichen Intensität – wenn er nicht malte, Frank Walter: Ohne Titel, o. J.; wechslungsreich ihre Strukturen und Muster von insgesamt 18 Künstlerinnen und Künst­ dann schrieb er, wenn er nicht schrieb, fertigte Foto: Axel Schneider sind, lässt sich an zahlreichen weiteren Holz­ lern gezeigt, die zum Schmunzeln und Ver­ er Tonaufnahmen an. Der mit seiner Kunst objekten studieren. weilen einladen. verbundene subversive Akt war für Frank Wal­ Parallel zu dieser Wechselausstellung ist die ter die einzige Möglichkeit, den Anspruch zu Präsentation „Im Gegenlicht – Ein Schatten­ erheben, ein eigenes, selbstbestimmtes und Hessisches Landesmuseum für Kunst und Natur bild“ zu sehen, in der die wichtigsten Lebens­ selbstdefiniertes Leben zu führen, jenseits der Friedrich-Ebert-Allee 2 stationen des Künstlers Ernst Moritz Engert permanenten Zuschreibungen bezüglich Ras­ 65185 Wiesbaden (1892–1986) anhand seiner Werke dargestellt sifizierung und Nation, denen er sein Leben Tel.: (06 11) 3 35 - 22 50 werden. Zu besichtigen sind Scherenschnitte lang ausgesetzt war. Die Geschichte und Ge­ www.museum-wiesbaden.de (unter anderem für Theaterkritiken in Bonner genwart des Kolonialismus in der Karibik so­ und Berliner Zeitungen), Zeichnungen und wie koloniales und postkoloniales Denken druckgrafische Arbeiten, zudem Illustrationen thematisieren weitere ausgestellte Arbeiten Drei von 240 Holzbüchern aus für Rundfunk-Textbücher und Auftragsarbei­ von John Akomfrah, Khalik Allah, Kader Attia, der Bibliothek der Bäume; Foto: Bernd Fickert, Museum ten (Buchillustrationen, Werbung). Marcel Broodthaers, Birgit Hein, Isaac Julien, Wiesbaden Julia Phillips, Howardena Pindell und Rose­ Kunstsammlungen der Stadt Limburg marie Trockel. Eigens für die Präsentation Historisches Rathaus ­haben Julien Creuzet, Kapwani Kiwanga und Fischmarkt 21 Carolyn Lazard neue Werke geschaffen. 65549 Limburg an der Lahn Tel.: (0 64 31) 2 03 - 9 12 Museum für moderne Kunst www.limburg.de Domstraße 10 60311 Frankfurt am Main Tel.: (0 69) 2 12 - 3 04 47 Dirk Meissner: Das Bild hängt auf dem Kopf, 2018; www.mmk-frankfurt.de Foto: © Dirk Meissner, Digital Art Frank Walter. Eine Retrospektive

16. Mai bis 15. November 2020 Rheinische Humorverwaltung – die besten Bilder! Souvenirs, Souvenirs Das Werk des in dem ostkaribischen Insel­ 11. September bis 8. November 2020 staat Antigua und Barbuda geborenen Künst­ 30. August bis 15. November 2020 lers Frank Walter (1926–2009) umfasst zahl­ reiche Malereien, Zeichnungen, Skulpturen Die Rheinische Humorverwaltung besteht und Schriften, die mit dieser Ausstellung erst­ Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts florierte in aus Kunstschaffenden aus dem Rhein-Ruhr- mals in einem Museum präsentiert werden. Kurstädten der Handel mit Souvenirs. Gläser, Gebiet, die Karikaturen und Cartoons zeichnen Sein malerisches Spektrum ist frei und weit: Teller, Aschenbecher, Salz- und Pfefferstreuer, und sich freundschaftlich verbunden fühlen. Walters kosmologische Malereien erstrahlen Schlüsselanhänger und später auch Textilien Ihre Mitglieder tauschen sich seit 1988 bei ge­ transzendental, seine abstrakten Werke sind – alles, was sich mit typischen Motiven eines meinsamen Treffen in der Düsseldorfer Alt­ systematisch, seine Landschaften abstrahiert Kurbetriebs wie Wandelhallen, Kurhäuser oder stadt über die Wunder des kreativen Zeich­ und seine figurativen Arbeiten bestechend in­ Grandhotels bedrucken ließ, wurde in großer Der winzige „Gucki“ in Form nens, über die Widrigkeiten des Humormark­ dividuell. Walters Œuvre zeichnet sich durch Stückzahl angefertigt und verkauft. Darunter ­eines Anhängers enthält ein tes und deren Überwindung aus. Zu ihnen ge­ Klarheit, Direktheit und Konzentration aus. gab es auch Kurioses wie einen „Gucki“ ge­ ­Miniaturbild der Wildunger hören unter anderem Yahia Alselo, Burkhard So vielschichtig Frank Walters Themen sind, nannten kleinen Anhänger, den man um 1890 ­Helenenquelle; Foto: Städtische Museen Bad Wildungen Fritsche, Peter Gaymann, Ruth Sophia Hebler, so unterschiedlich sind die von ihm verwen­ in dem aufstrebenden Kurort Wildungen er­ André Poloczek, Birte Strohmayer und Peter deten Materialien. Walter schuf mit einer un­ werben konnte. Aus Kunsthorn hergestellt,

10 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 11 hatte er die Form eines kleinen Kreuzes und ten die Berichterstattung im Radio. Damit ist Ursula-Maren Fitz: „Frozen enthielt im Innern ein Miniaturbild der Wil­ die erste bemannte Mondlandung bis heute Smoke II“, 2020, Kristall, frei dunger Helenenquelle. eines der größten Medienereignisse der Ge­ ­geformt, partiell geschliffen und poliert (links); Foto: Die Ausstellung präsentiert eine große Aus­ schichte. Die Ausstellung spürt der Faszination Ursula-Maren Fitz. wahl von Souvenirs aus den letzten hundert für die Mondlandung in Ost und West nach Anja Listl: „Black“, 2018, Jahren. Neben Objekten aus dem Bestand des und geht den Wechselwirkungen zwischen ­geschmolzenes, in Form Quellenmuseums werden die Trinkgläsersamm­ Raumfahrt, Fernsehen und globaler kommu­ ­gebogenes Glas mit Glasemail- lung des Museums Bad Salzuflen sowie Sou­ nikativer Vernetzung auf den Grund. Die Be­ Malerei, auf schwarzem Rahmen venirs aus zwei Privatsammlungen gezeigt. geisterung für eine Reise in das All lässt sich an­ befestigt (rechts); Foto: Anja Listl Da viele Kurorte ihre Bedeutung den vorhan­ hand der Ausstellungsobjekte bis ins 19. Jahr­ Alexandra Geyermann: denen Heilquellen verdanken, wurden insbe­ hundert zurückverfolgen. Die Exponate stam­ „Framed I–III“, 2018, Glasgravur sondere Trinkgläser als Souvenirs gestaltet. schule Zwiesel. Seit 1992 als Künstlerin aktiv, men überwiegend aus den Sammlungen der im Tiefschnitt, Fundstück; Kurgäste erwarben gerne individuell geschlif­ kreiert sie oft mehrteilige Wandobjekte und Museumsstiftung Post und Telekommunika­ Foto: Diana Baumgartner fene Kristallgläser mit ihren Initialen, dem Schalen aus gebogenem, verschmolzenem und tion, des Hermann-Oberth-Raumfahrt-Muse­ ­eigenen Namen oder ausgewählten Versen. teilweise mit Glasemail bemaltem Flachglas. ums in Feucht und des Historischen Archivs des WDR. Hörstationen, Filmausschnitte sowie Quellenmuseum Bad Wildungen terial Glas und seiner Geschichte verbunden Glasmuseum Immenhausen die WDR-Marathonübertragung der Mond­ An der Georg-Viktor-Quelle 3 sind. Ihre sehr unterschiedlichen Arbeitswei­ Am Bahnhof 3 landung ergänzen die gezeigten Objekte. On­ 34537 Bad Wildungen sen ermöglichen es den Besucherinnen und 34376 Immenhausen line zur Verfügung stehen darüber hinaus eine Tel.: (0 56 21) 96 79 60 Besuchern, einen Einblick in die Vielfalt der Tel.: (0 56 73) 20 60 digitale multimediale Einführung des Museums www.bad-wildungen.de aktuellen Glaskunst zu bekommen. www.glasmuseum-immenhausen.de (Expotizer) sowie ein vom Hessischen Rund­ Ursula-Maren Fitz, 1956 in Dortmund ge­ funk produziertes Web-Special zur Mondlan­ boren, arbeitet seit 1991 als freischaffende dung (https://www.special.hr.de/apollo-11 Salzstreuer und Senfbehälter Bildhauerin und Malerin. 2006 wandte sie sich #7876). Modell (1:72) eines Apollo- in Schiffsform mit Ansicht des Raumschiffs, 1960er Jahre; Foto: Schlosses Friedrichstein in Bad dem Material Glas zu. In der Glaskünstlerver­ Mile Cindric, © Museumsstiftung Wildungen, Porzellan; einigung Glasheimat Bayern e. V. ist sie seit Raumschiff Wohnzimmer Museum für Kommunikation Frankfurt Post und Telekommunikation Foto: Städ­tische Museen 2015 im Vorstand aktiv. Ihre geschmolzenen Die Mondlandung als Medienereignis Schaumainkai 53 Bad Wildungen oder gegossenen Glasobjekte, die teilweise ge­ 60596 Frankfurt am Main schliffen und poliert und oft in Verbindung 26. Juni 2020 bis 10. Januar 2021 Tel.: (0 69) 60 60 - 0 mit Bronze oder Stein gesetzt werden, zeich­ www.mfk-frankfurt.de nen sich durch reduzierte Formen aus. Alex­ andra Geyermann (geb. 1969 in Cochem an Am 21. Juli 1969 morgens um 3:56 Uhr mit­ Eine Nürnberger Familie verfolgt der Mosel) ließ sich an der Glasfachschule in teleuropäischer Zeit wurde ein Menschheits­ die erste Mondlandung von US- Rheinbach zur Glasgraveurin ausbilden und traum Wirklichkeit: NASA-Astronaut Neil Arm­ Astronauten am 21. Juli 1969 im besuchte später die Glasfachschule Zwiesel. strong setzte als erster Mensch seinen Fuß auf Fernsehen; Foto: © Wilhelm Bauer, Die Glaskunst ist weiblich! Die Glasgestalterin erzählt in Tief- und Hoch­ den Mond. Was die Raumfahrttechnik vor 50 © Nürnberger Nachrichten Ursula-Maren Fitz, Alexandra Geyermann schnitt Bildergeschichten, wobei sie gerne Jahren leisten konnte, erscheint erstaunlich: und Anja Listl historische Themen und weibliche Figuren Das Apollo-Projekt basierte auf einem gigan­ wählt. Ihre Flachglasobjekte, deren Vorder- tischen finanziellen wie personellen Aufwand, 1. August bis 22. November 2020 und Rückseite unterschiedlich graviert sein und die unter der Leitung von Wernher von können, werden häufig in einem Metallständer Braun (1912–1977) entwickelte Mondrakete präsentiert. Außerdem zeigt die Ausstellung Saturn V ist bis heute in ihrer Leistung uner­ Derzeit gibt es in Deutschland überraschend einige von Geyermann geschaffene Schalen. reicht. viele Frauen, die im Bereich der Glaskunst Die Glasgraveurin und Glasgestalterin Anja Bis zu 600 Millionen Menschen auf der Erde ­tätig sind. Die Ausstellung stellt drei Künstle­ Listl – 1970 in Passau, ihrem heutigen Wohn­ verfolgten die Mission von Apollo 11 live im rinnen aus Bayern vor, die eng mit dem Ma­ ort, geboren – besuchte ebenfalls die Glasfach­ Fernsehen, weitere hunderte Millionen hör­

12 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 13 von Jan van Huysum (1682–1749) und dessen Silberschmiedetechniken wie Treiben, Filigran, Treffpunkt Rom 1810 zahlreichen Nachfolgern, Darstellungen exo­ Gravur, Granulation oder Email zum Einsatz. Die Geschichte eines Künstlerstammbuchs tischer Tiere von Aert Schouman sowie satiri­ Als ergänzende Materialien wurden oft Koral­ sche Genreszenen von Cornelis Troost und len, Glasperlen oder Achatkugeln verwendet. 23. Oktober 2020 bis 24. Januar 2021 Jacobus Buys zu sehen. Neben breiten Armreifen mit dominantem Die ausgewählten Werke verdeutlichen die Verschluss und kleinteiligem Halsschmuck Aufwertung und Emanzipation der Handzeich­ nehmen vor allem aufwendiger Brustschmuck, Stammbücher, die Vorläufer unserer Poesie­ nung in den Niederlanden des 18. Jahrhun­ Amulette, Gürtel und Gürtelschließen sowie alben oder des „Like“ in den Sozialen Medien, derts. Sie entstanden in großem Umfang in aus Silber gefertigter Kopfschmuck im osma­ kamen im 16. Jahrhundert in Mode. Auf Rei­ Zentren wie Amsterdam, Haarlem, Den Haag nischen Kulturkreis einen besonderen Platz ein. sen führte man die kleinformatigen Büchlein oder Dordrecht. Die qualitätvollen Zeichnun­ Zum Brautschmuck gehören vom Balkan bis mit sich und bat neue Bekanntschaften oder gen wurden vielfach für den Verkauf angefer­ nach Syrien sogenannte „tepeliks“, flache oder bedeutende Persönlichkeiten um einen Bei­ tigt und europaweit gesammelt. Sie sind un­ gewölbte Kopfplatten mit angehängten Teilen, trag zur Erinnerung. Im Fokus der Ausstellung ter anderem Ausdruck der Vorliebe für bild­ die oft in Münzen enden. Bei einem jemeni­ steht das Künstlerstammbuch des kunstinter­ Osmanisches Armband, Silber, feuervergoldet, Filigran, 1850; Jacob Cats: Landschaft mit Burg mäßig ausgeführte, kolorierte Blätter und die tischen Brustschmuck sind Münzen, Amulett- essierten und wohlhabenden Wilhelm von Foto: Thomas Dierks im Schnee (Der Winter), 1788; immer wieder gesuchte Auseinandersetzung Behälter und Reste eines Zopfschmucks auf Blanckenhagen (1761–1840) aus dem Baltikum. Foto: Städel Museum mit der Kunst des 17. Jahrhunderts, des nieder­ hauchdünner Gaze befestigt. Der Gesichts­ Der Adelige begab sich 1808 mit seiner Familie ländischen Goldenen Zeitalters. Auch Johann schleier einer Beduinenfrau aus Palästina weist auf eine mehr als dreijährige Bildungsreise, die Friedrich Städel (1728–1816), Stifter des Städel ebenfalls Münzapplikationen und feinste Sil­ ihn über Deutschland, Frankreich, Belgien, Schaulust Museums, und sein Freund Johann Georg berplättchen auf, wie auch ein Kopfschmuck die Niederlande und die Schweiz bis nach Niederländische Zeichenkunst Grambs (1756–1817) sammelten niederlän­ aus der Türkei, der auf Stoff genähte Münzen ­Italien führte. des 18. Jahrhunderts dische Zeichnungen des 18. Jahrhunderts. und Zierplättchen enthält, die sich einem Mit der Ausstellung und dem begleitenden Turban gleich um das Haupt der ihn tragen­ Bertel Thorvaldsen: Bacchus 1. Oktober 2020 bis 10. Januar 2021 Bestandskatalog werden das Spektrum und den Person schlingen. Weitere Hauben, die und Amor, entstanden 1810 in die Qualität ihrer Kollektionen im Städel teilweise auch das Gesicht bedecken, stam­ Rom; Foto: Museumslandschaft ­Museum eindrücklich veranschaulicht. men aus dem Jemen oder Palästina. Hessen Das Städel Museum verfügt mit annähernd 600 Blättern über eine der umfangreichsten Städel Museum Deutsches Goldschmiedehaus Hanau und künstlerisch bedeutendsten Sammlungen Schaumainkai 63 Altstädter Markt 6 niederländischer Zeichnungen des 18. Jahr­ 60596 Frankfurt am Main 63450 Hanau hunderts außerhalb der Niederlande. Die Aus­ Tel.: (0 69) 60 50 98 - 0 Tel.: (0 61 81) 25 65 56 stellung präsentiert 80 repräsentative Zeich­ www.staedelmuseum.de www.goldschmiedehaus.com nungen von heute kaum mehr bekannten, in ihrer Zeit aber oft sehr erfolgreichen Künst­ lern und auf hohem Niveau zeichnenden, Osmanisches Diadem, Silber, teilweise vergoldet, ­ Korallen, Glasperlen, nach 1909; Foto: Thomas Dierks kunstliebenden Amateuren. Gezeigt werden Entwürfe für großformatige Wand- und De­ Schmuck aus dem Osmanischen Reich ckendekorationen von Jacob de Wit, Buch­ Herman Henstenburgh: Blumen­ illustrationen von Bernard Picart, niederlän­ 27. September 2020 bis 20. Januar 2021 In Rom, dem Sehnsuchtsort für Kunstschaf­ gebinde, 1700; Foto: Ursula dische Topografien von Cornelis Pronk, Paulus fende aus dem Norden, erwarb Blanckenhagen Edelmann, Städel Museum Constantijn la Fargue oder Hendrik Schepper nicht nur Gemälde, Druckgrafiken und Anti­ und stimmungsvoll komponierte Landschafts­ Mit mehr als hundert ausgefallenen Schmuck­ ken, sondern bat auch deutsche, russische zeichnungen von Jacob Cats (1741–1799), den stücken und Accessoires aus elf verschiedenen oder bal­tische Künstler um eine Zeichnung Brüdern Jacob und Abraham van Strij oder Ländern widmet sich diese Ausstellung der für sein Album. Die Graphische Sammlung von Franciscus Andreas Milatz. Weiterhin Kultur des Osmanischen Reiches (1299–1922). der Museumslandschaft Hessen Kassel konnte sind dekorative Blumen- und Früchtestillleben Damals kamen unterschiedlichste Gold- und die­ses Künstlerstammbuch 2019 mit Hilfe der

14 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 15 Kulturstiftung der Länder, der Hessischen stellungsbereich. Eigens produzierte Filme Räume öffnen schen Revolution und Reaktion sollte die Kulturstiftung und des Museumsvereins Kas­ thematisieren die religiöse Präsenz von Mig­ Kunst einen Weg weisen von der „Hölle“ des sel e. V. aus Familienbesitz erwerben. Die un­ rantinnen und Migranten in Frankfurt am 2. Juni 2020 bis 7. Februar 2021 Krieges ins „Paradies“ einer friedlichen, ver­ gebunden vorliegende Sammlung umfasst Main. Auch werden die Gemeinsamkeiten ei­ geistigten Menschheit. über 30 Zeichnungen, die in der Ausstellung ner portugiesischen Bäckerei, eines thailändi­ Die Ausstellung des Städtischen Museums präsentiert werden. Zudem werden Einblicke schen Massagestudios und eines japanischen Die Ausstellung zeigt aktuelle Werke von Engen und Galerie zeigt über hundert Kunst­ in das Beziehungsgeflecht in Rom um 1810, Restaurants in der Mainmetropole aufgezeigt. ­lehrenden Künstlerinnen und Künstlern der werke von 30 Künstlern. Darunter befinden insbesondere das unmittelbare Umfeld von Ein weiterer Bereich widmet sich der moder­ Kunstschule der Kinder-Akademie Fulda. Zu sich bekannte Vertreter des Expressionismus Caroline von Humboldt, gegeben. Das Spek­ nen Reisekultur. Das Künstlerkollektiv Teru besichtigen sind Arbeiten aus den Bereichen wie Ludwig Meidner (1884–1966), Conrad trum erstreckt sich von alteingesessenen Künst­ präsentiert Porträts von Niederländerinnen Malerei, Grafik, Keramik und Skulptur. Sie Felixmüller (1897–1977) und Otto Dix (1891– lern wie Bertel Thorvaldsen oder Joseph Anton molukkischer Herkunft, die ergänzt werden stammen von Linda Doernbach, Ursula Dohr­ 1969), aber auch Maler wie Curt Ehrhardt Koch bis zu den gerade in Rom eingetroffenen von ostindonesischen Sammlungsobjekten mann, Ulrike Kuborn und Alexander Litwinow, (1895–1972), Curt Lahs (1893–1958) oder Lukasbrüdern Johann Friedrich Overbeck und des Museums. die jeweils unterschiedliche Wege der künst­ Hans Orlowski (1894–1967), der auch durch Franz Friedrich Riepenhausen: Franz Pforr. lerischen Gestaltung und Kunstvermittlung seine Holzschnitte bekannt wurde. Hauptleih­ Blick in die Ausstellung Caritas, entstanden 1810 in Rom; beschreiten. Die ausgestellte Bandbreite der geber der Ausstellung ist der Wiesbadener „Räume öffnen“; Foto: Museumslandschaft Hessen Museum Schloss Wilhelmshöhe Arbeiten soll die Besucher dazu ermuntern, Sammler Frank Brabant. Foto: Kinder-Akademie Fulda Kassel Museumslandschaft Hessen Kassel selber Kunst zu machen und in der Kunst­ Schlosspark 1 schule verschiedene künstlerische Techniken Stadtmuseum Hofheim am Taunus 34131 Kassel zu erlernen. Kinder und Jugendliche möchte Burgstraße 11 Tel.: (05 61) 3 16 80 - 0 die Kunstschule zur Erforschung neuer For­ 65719 Hofheim am Taunus www.museum-kassel.de men und Ausdrucksmöglichkeiten anregen. Tel.: (0 61 92) 90 03 05 Die parallel stattfindende Ausstellung „Süß www.hofheim.de/stadtmuseum bis bittersüß – von Zuckern und anderen Na­ schereien“ (siehe Mitteilungen Nr. 58/2020) Curt Lahs: Heiliger Sebastian wurde bis zum 7. Februar 2021 verlängert. (Ausschnitt), Aquarell, 1918, Weltenbewegend ­Privatbesitz; ­Foto: Bernhard Migration macht Geschichten Kinder-Akademie Fulda Strauss Ein Altar aus Portugal; Foto: Wolfgang Günzel, Mehlerstraße 8 24. Oktober 2019 bis 31. Januar 2021 © Weltkulturen Museum 36043 Fulda Tel.: (06 61) 9 02 73 - 12 www.kaf.de Ausgehend von den eigenen Sammlungen Die Ausstellung schafft auch Räume für veranschaulicht das Weltkulturen Museum Kritik und aktuelle Fragen: Wie setzen sich assoziativ, wie die verschiedenen Kulturen der Menschen, deren Familien vor zwei oder drei Welt schon seit jeher im Austausch stehen. Generationen eingewandert sind, aktuell mit Denn „Migration bedeutet nicht nur Flucht vorherrschenden Stereotypen, Vorurteilen oder Hölle & Paradies und Konflikt, sondern ist auch immer wieder Rassismen ihnen gegenüber auseinander? Wie Der deutsche Expressionismus um 1918 ein Motor für neue Wege des Zusammenlebens erfahren sie Zuschreibungen von „Deutsch­ und eine Quelle neuer Ideen“, so Eva Raabe, sein“ oder „Andersein“? Welche Rolle spielen 27. September 2020 bis 14. Februar 2021 Europäer mit Spazierstock und Leiterin des Weltkulturen Museums. Farben­ für sie die Sozialen Medien? Strohhut, Holzskulptur aus frohe Waxprints, häufig als „afrikanische“ ­Angola, Ende 19. Jahrhundert; Stoffe bezeichnet, sind zum Beispiel eng ver­ Weltkulturen Museum Ausgelöst durch die grausame Realität und Foto: Wolfgang Günzel, bunden mit kolonialen Handelswegen und Schaumainkai 29 die Folgen des Ersten Weltkrieges bildete sich © Weltkulturen Museum der globalen Verbreitung von Techniken und 60594 Frankfurt am Main zwischen 1915 und 1925 die „zweite Genera­ Stilen. Der Verschmelzung und Importe reli­ Tel.: (0 69) 2 12 - 3 59 13 tion“ des deutschen Expressionismus heraus. giöser Praktiken widmet sich ein weiterer Aus­ www.weltkulturenmuseum.de In dieser Zeit gesellschaftlicher Extreme zwi­

16 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 17 Fritz Winter Winters Auftritt im Museum Fridericianum -Künstler der ersten Stunde 1955 war spektakulär: Für eine Stirnwand des Großen Malerei-Saals malte er die sechs Meter 13. November 2020 bis 21. Februar 2021 breite, abstrakte „Komposition vor Blau und Gelb“, durch deren Gegenüberstellung mit Pablo Picassos aus New York entliehenem Am 16. Juli 1955 öffnete die erste documenta „Mädchen vor einem Spiegel“ der Anschluss in Kassel ihre Tore. Als einer der meist beach­ der westdeutschen Malerei an die internatio­ teten deutschen Maler der Nachkriegszeit wur­de nale Kunstentwicklung proklamiert wurde. Fritz Winter (1905–1976) mit sieben Gemäl­ Auf Initiative der Fritz-Winter-Stiftung und Kranzkasten zum Gedenken Station „Weben“; Foto: Stefanie den zu der international ausgerichteten gro­ der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen an eine verstorbene weibliche Kösling, © Junges Museum ßen Übersichtsschau von Arnold Bode einge­ wird dieses erste situativ für eine documenta Person, um 1900; Foto: Frank Frankfurt laden. Unter den Nationalsozialisten galt Fritz konzipierte Kunstwerk rekonstruiert und im Hellwig, © Museum für Sepul­kral­ Winter als entartet, da er ehemaliger Schüler Rahmen der Ausstellung zu sehen sein. Weiter­­ kultur von Wassily Kandinsky, Paul Klee und Oskar hin werden die zentralen Beiträge des Künst­ Werk-Stoff Textil Schlemmer am Bauhaus in Dessau war. 1949 lers zu den ersten drei documenta-Ausstel­ Vom Faden zum Gewebe gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der lungen 1955, 1959 und 1964 gezeigt. Dabei Erinnerungen an Menschen und Erlebnisse „Gruppe der Gegenstandslosen“ ZEN 49 in handelt es sich um circa 90 Werke aus den können verschiedenartige Wirkung besitzen. 7. Juni 2020 bis 21. Februar 2021 München. Trotz informeller Tendenzen in den Bereichen Malerei, Grafik und Bildwirkerei. Erinnerungsbilder aufgrund eines schmerz­ 1950er Jahren vertrat Winter eine biomorphe, Mit Fritz Winter gilt es, einen zentralen Pro­ haften psychischen und emotionalen Erleb­ den elementaren Kräften und Strukturen der tagonisten der frühen documenta-Geschichte nisses gehen häufig mit inneren Abwehrme­ Die speziell für Kinder (ab 7 Jahre), Jugend­ Natur verpflichtete Abstraktion. Zeitlebens wiederzuentdecken – und einen Maler, der chanismen einher. Eine Flucht aus aktuellen liche und Familien konzipierte interaktive Aus­ variierte er Klees Credo „Kunst gibt nicht das die Sprache der gegenstandslosen Kunst in Lebenssituationen bietet im Rahmen von stellung im Historischen Museum Frankfurt Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sicht­ Deutschland seit den 1920er Jahren maßgeb­ Trauerarbeit auch einen möglichen Schlüssel, widmet sich der Herstellung und Bearbeitung bar“ und wurde so zur idealen Mittlerfigur zwi­ lich erweitert hat. um nach einem schweren Verlust wieder in ein von textilen Materialien. Diese finden sich in schen den Protagonisten der Vor- und Zwischen­ alltägliches Leben zurückkehren zu können. vielen Bereichen unseres Lebens, zum Beispiel kriegsmoderne und der jün­geren Generation. Neue Galerie Literatur, Musik und bildende Künste trans­ in Form von Kleidung, in Wohnbereichen Am 1. Mai 1955 trat der Künstler eine Professur Museumslandschaft Hessen Kassel formieren Erinnerungen in ästhetische For­ und in der Arbeitswelt. Textilien bestehen aus an der Werkakademie in Kassel an, wo er bis Schöne Aussicht 1 mate. Dabei drücken die künstlerischen Werke verschiedenartigen Materialien pflanzlichen, 1970 lehrte. In den folgenden Jahren arbeitete 34117 Kassel vollzogene Erinnerungsarbeit aus. Zudem re­ Fritz Winter: Weite Horizontalen, tierischen oder synthetischen Ursprungs. Da­ er eng mit dem Gründer­ der documenta, Ar­ Tel.: (05 61) 3 16 80 - 0 gen sie dazu an, eigene memoriale Ausdrucks­ 1964; Foto: Arno Hensmanns, bei sind sie so unterschiedlich wie ihr Ge­ nold Bode, zusammen und war zunehmend www.museum-kassel.de formen zu entwickeln. Neben den deutschen © MHK, Neue Galerie, Samm- brauch. An vielen interaktiven Stationen wer­ in die Entscheidungs- und Organisations­ Künstlerinnen und Künstlern Karsten Krause, lung der Moderne den in der Ausstellung die Techniken der Ver­ strukturen der Großausstellung eingebunden. Tina Ruisinger, Catrine Val, Lorenz Widmaier arbeitung von Fäden und die Herstellung von und Dorothee von Windheim sind die Briten Geweben erlebbar gemacht. Die Besucherin­ Andrew Kötting und Lucy Powell, der Nieder­ Fritz Winters „Komposition vor nen und Besucher können Techniken wie Blau und Gelb“ im Museum Memento länder Willem de Rooij sowie Christian Bol­ ­Fridericianum, 1955; Foto: Weben, Wirken, Stricken, Knüpfen, Färben Im Kraftfeld der Erinnerungen tanski (FR), Simon Gush (ZA), Sofia Hultén ­Günther Becker, © documenta und Stempeln selber ausprobieren. (SE) und Jaan Toomik (ES) in dieser Ausstel­ archiv 3. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021 lung vertreten. Lucy Powell: Liminal Animal, Junges Museum Frankfurt 2008, gefertigt aus ausgefalle- Historisches Museum Frankfurt Museum für Sepulkralkultur nen Schnurrhaaren des Katers Saalhof 1 Mittels internationaler zeitgenössischer Kunst­ Weinbergstraße 25–27 Eugene nach seinem Tod; Foto: Lucy Powell, credit: 60311 Frankfurt am Main werke und kulturhistorischer Zeugnisse be­ 34117 Kassel Henrik Strömberg Tel.: (0 69) 2 12 - 3 51 54 schäftigt sich die Ausstellung mit individuel­ Tel.: (05 61) 91 89 30 www.junges-museum-frankfurt.de len Formen des Erinnerns und Gedenkens. www.sepulkralmuseum.de

18 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 19 Staging Identity verlief früher grundsätzlich ebenso wie heute: Zwischen Maskerade, Körperinszenierung Fasern wurden gerichtet, gesponnen und ge­ webt. Vergleichbar mit unseren heutigen und Rollenspiel Kunststoffen verwendeten unsere Vorfahren 24. Oktober 2020 bis 28. Februar 2021 früher Horn und Bein als leicht zugängliche Materialien für die Anfertigung von Alltagsge­ genständen. An einem nachgebauten Schloss Die Ausstellung beleuchtet Fragen zum Thema aus Holz können die Besucher die Funktions­ Identität vor dem Hintergrund des künstleri­ weise von Schlüsseln aus Horn ausprobieren. schen Rollenspiels in Fotografie und Film. Darüber hinaus gibt es weitere Mitmachstatio­ Maskerade, Kostümierung und das performa­ nen, die neben großformatigen Zeichnungen Peter Lindbergh: Uma Thurmann, tive Spiel als künstlerische Praxis bilden den im Comic-Stil besonders ein junges Publikum New York, 2016; Foto: © Peter gemeinsamen Ausgangspunkt der gezeigten ansprechen. Lindbergh, Paris Arbeiten. In der Beschäftigung mit der Kon­ Didaktische Inszenierung zum Gebrauch des Hammers; struktion und Transformation von Identitäten Foto: Römerkastell Saalburg Römerkastell Saalburg wird die Kamera als Spiegel für Inszenierun­ Archäologischer Park im Kunstpalast in Düsseldorf er nicht mehr gen des Selbst – oder des anderen – verwen­ Am Römerkastell 1 erleben konnte: Der Künstler starb im Sep­ det. Die gezeigten Werke stammen aus dem Hammer! 61350 Bad Homburg vor der Höhe tember 2019 in Paris im Alter von 74 Jahren. Zeitraum vom Ende der 1970er Jahre bis heute, Handwerken wie Kelten und Römer Tel.: (0 61 75) 93 74 - 0 Lindbergh, mit bürgerlichem Namen Brod­ wobei spielerische, ironische und politische www.saalburgmuseum.de beck, wuchs in Duisburg auf und arbeitete Auseinandersetzungen mit dem Thema Iden­ 26. Juni 2020 bis 7. März 2021 nach der Volksschule als Schaufensterdekora­ tität präsentiert werden. Die Ausstellung ist teur. Nach Abendkursen an der Berliner Kunst­ Ein Schmiedehammer im Einsatz; Teil der Darmstädter Tage der Fotografie 2020 akademie, mehrjährigen Auslandsaufenthal­ Foto: Römerkastell Saalburg und umfasst Arbeiten von Candice Breitz, Elsa Die ausgestellten archäologischen Fundstücke ten und einem Studium der Freien Malerei an & Johanna, Samuel Fosso, Rodney Graham, aus Hessen bieten einen Blick in die Werkzeug­ der Werkkunstschule Krefeld wandte er sich Pipilotti Rist, Cindy Sherman und anderen. kisten der Kelten und Römer. Zudem werden 1971 in Düsseldorf der Fotografie zu und er­ Elsa & Johanna: 367 aus Beyond in der Ausstellung der Gebrauch der Werkzeuge öffnete 1973 ein eigenes Studio. Mit wachsen­ the Shadows, 2018; Foto: © Elsa Museum Künstlerkolonie Darmstadt und wesentliche Produktionsschritte veran­ der Bekanntheit arbeitete der Fotograf auch & Johanna und Galerie La Forest Olbrichweg 13A schaulicht. Die originalen Exponate unter­ für die Stern-Verlagsgruppe. 1978 ging Lind­ Divonne 64287 Darmstadt streichen die Bedeutung des Handwerks über bergh nach Paris, wo seine internationale Kar­ Tel.: (0 61 51) 13 27 78 Jahrtausende hinweg und machen deutlich, riere begann. Er arbeitete zunächst für die www.mathildenhoehe.eu dass sich viele Werkzeuge und Techniken seit Zeitschrift Vogue, später unter anderem für Jahrhunderten kaum verändert haben. Ein kel­ „The New Yorker“, „Vanity Fair“, „Allure“ und tischer Hammer unterscheidet sich nicht we­ „Rolling Stone“. Anfang der 1990er Jahre be­ Candice Breitz: Profile, 2017, sentlich von einem römischen oder gar einem mit Steven Cohen, HD-Video; gann Peter Lindbergh mit seinen Fotos auch Foto: © Candice Breitz, im Auf- modernen Schlosserhammer. Eisen muss noch Geschichten zu erzählen und etablierte damit trag des Südafrikanischen Pavil- immer erhitzt werden, um es zu verformen. Peter Lindbergh: Untold Stories die erzählerische Modefotografie. lons, La Biennale di Venezia 2017 Mithilfe von nachgebauten Gegenständen, Peter Lindbergh arbeitete überwiegend in Zeichnungen und Filmen werden in der Aus­ 4. Dezember 2020 bis 7. März 2021 Schwarz-Weiß und schuf bedeutende Porträts stellung die Fertigungsprozesse vom Rohstoff von Linda Evangelista, Naomi Campbell, Tat­ bis zum Produkt am Beispiel verschiedener jana Patitz, Cindy Crawford und Christy Tur­ Materialien anschaulich dargestellt. Neben „Untold Stories“ ist eine Zusammenstellung lington. Seine legendären Fotos von Manne­ zahlreichen Hämmern sind unter anderem von 140 Arbeiten aus den frühen 1980er Jah­ quins gelten als Beginn der Top-Model-Ära. Peter Lindbergh: Linda Evange- spezielle Werkzeuge des Schmieds, des Schus­ ren bis heute. Der 1944 geborene Starfotograf Inspiriert vom Realismus des Fotojournalis­ lista, Michaela Bercu und Kirsten ters, des Gerbers und des Töpfers zu besich­ Peter Lindbergh arbeitete zwei Jahre an dieser mus lehnte Lindbergh jedoch die Schönheits­ Owen, Pont-à-Mousson, 1988; tigen. Die Herstellung von textilen Stoffen selbst kuratierten Werkschau, deren Eröffnung standards der Modebranche und ihren Zwang Foto: © Peter Lindbergh, Paris

20 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 21 zu Perfektion und Jugend ab, einschließlich Grün auszustatten. Neben der Begrünung von die Ausstellung technische Möglichkeiten August Gaul nach Berlin und betrieb dort in­ der exzessiven Retusche. Seine Aufnahmen Bestandsgebäuden setzen sich auch im Neu­ und praktische Aspekte in den Blick. Gezeigt tensive Zeichenstudien im Zoologischen Gar­ zeigen einen ganz neuen Typus Frau: selbst­ bau komplexe horizontale oder vertikale Grün­ werden gelungene Grünbauten von Düssel­ ten. Er studierte an der Berliner Kunstakade­ bewusst und ungeschminkt. Lindbergh kreierte systeme durch. Das Deutsche Architektur­ dorf über Mailand bis Singapore, bereits Er­ mie und wurde 1895 Meisterschüler im Atelier in seinen Arbeiten Schönheit als individuelle museum ruft vor Beginn der Ausstellung zum probtes und völlig neue Entwicklungen. von Reinhold Begas. Als Gründungs- und spä­ Qualität einer Person. Einreichen solcher Projekte von grünen In­ ter Vorstandsmitglied der Berliner Secession seln auf (www.einfach-gruen.jetzt), die von Deutsches Architekturmuseum (gegr. 1898) bewegte sich August Gaul im Kreis Hessisches Landesmuseum Darmstadt einer Jury bewertet und als Preisträger in der Schaumainkai 43 der künstlerischen und literarischen Avant­ Friedensplatz 1 Ausstellung präsentiert werden sollen. 60596 Frankfurt am Main garde um Paul Cassirer. 64283 Darmstadt In Zusammenarbeit mit der Forschungsab­ Tel.: (0 69) 21 23 88 44 Die Ausstellung zu seinem 150. Geburtstag Tel.: (0 61 51) 16 57 - 0 00 teilung von Arup „Green Building Envelopes“ www.dam-online.de im Jahr 2019 präsentiert Schenkungen an die www.hlmd.de wird im Vorfeld der Ausstellung versucht zu Städtischen Museen Hanau aus den vergange­ klären, inwiefern sich die Bereicherung von nen Jahren (unter anderem aus einer Berliner Blick in die Ausstellung über Stadtlandschaften mit Vegetation positiv auf Privatsammlung, 2012) und Leihgaben aus ­August Gaul; Foto: © United die Gesundheit und das Wohlbefinden der regionalen Sammlungen. Neben zahlreichen ­Power Fields, Hanau Stadtbewohnerinnen und -bewohner aus­ Bronzewerken finden sich seltene Arbeiten in Einfach Grün wirkt. Darüber hinaus geht es beispielsweise Keramik (Böttgersteinzeug, Porzellan) sowie um Fragen, wie grüne Fassaden verwendet wer­ Modelle des Künstlers. Zahlreiche Aquarelle, 14. November 2020 bis 4. April 2021 den können, um erneuerbare Energien zu nut­ Radierungen, Lithografien, Buchillustrationen zen, oder wie Gebäudehüllen dazu beitragen und Skizzenbücher geben Einblicke in sein können, die Aufheizung unserer Städte zu re­ grafisches Werk. Insbesondere widmet sich Selten waren Grünräume so gefragt wie seit duzieren, Feinstaub zu filtern und den Lärm­ die Ausstellung den Besuchen Gauls in sei­ der Konfrontation mit Corona. Es ist an der pegel zu senken. Dabei stehen insbesondere nem Heimatort. Zu sehen sind unter anderem Zeit, Architektur im Hinblick auf Grünflächen Haus- und Dachbegrünungen im Fokus. Neben erstmals veröffentlichte Zeitdokumente und zu entwickeln und Stadtlandschaften mit mehr wissenschaftlichen Gesichtspunkten nimmt Briefe aus dem Nachlass. Das vielseitige Be­ gleitprogramm wird im Museum und im Stadt­ August Gaul teil Großauheim bis in das 100. Todesjahr des Pocket Habitat; Foto: © Thomas Bildhauers 2021 fortgeführt. Graham, Arup „Weil es mich freut.“

20. Oktober 2019 bis 20. Juni 2021 Museum Großauheim Pfortenwingert 4 63457 Hanau-Großauheim Auf der ersten internationalen Ausstellung für Tel.: (0 61 81) 2 95 17 99 (Verwaltung) moderne angewandte Kunst in Turin feierte oder (0 61 81) 57 37 63 (Museumskasse) der in Großauheim geborene Bildhauer August www.hanau.de/sehenswert/museen Gaul (1869–1921) im Jahr 1902 mit der lebens­ großen „Stehenden Löwin“ einen sensationel­ August Gaul: Eilender Bär, 1914, len Erfolg. Das originale Werk befindet sich Bronze; Foto: © Roland von heute im Museum Großauheim und symboli­ Gottschalck, Medienzentrum siert den Beginn der modernen Tierbildhauerei. Hanau Gaul sagte über seine künstlerische Arbeit: „Was mich bei den Tieren anzieht, ist ganz wesentlich künstlerischer Art. Ich mache Tiere, weil es mich freut.“ Der Sohn eines Steinmet­ zen besuchte seit 1884 die Königlich Preußi­ sche Zeichenakademie in Hanau. 1888 ging

22 AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN AKTUELLE SONDERAUSSTELLUNGEN 23 der Referentinnen und Referenten stehen als Gustke, eigne sich bei der Betrachtung eines Gebrauch zu Hause ausgelegt. Ca. 50 Museen PDF-Dateien online und zum Download zur Gemäldes sehr gut, da er ergänzende Informa­ und andere Kultureinrichtungen bieten hier Verfügung (https://www.kuldig.de/online- tionen vermittle und nicht bei der Betrachtung zurzeit Informationen in Form von Texten, symposium-2020.html). des Werks störe. Anders verhalte es sich aber Videos, Podcasts, Comics und Bildern. In klei­ Wenn es um die Ausweitung musealer An­ beispielsweise bei archäologischen Objekten, nen Challenges (dt. Herausforderungen, Auf­ gebote in den digitalen Raum geht, wird im­ die durch Augmented-Reality-Ergänzungen gaben) kann das eigene Wissen getestet, kön­ mer wieder die Befürchtung geäußert, ein Über­ umfassender vermittelt werden könnten. nen Rätsel gelöst oder Schätzfragen beantwor­ maß an Angeboten, die Museumsinhalte orts­ Auch die Barrierearmut sollte bei der Ent­ tet werden. Ein Belohnungssystem verteilt für unabhängig vermitteln, könne den Museums­ wicklung digitaler Strategien bedacht werden richtige Lösungen Sternchen, mit denen neue besuch unnötig oder uninteressant machen. und selbstverständliches Element aller (digi­ Challenges freigespielt werden können. Inter­ Diese Annahme, so Referent Dennis Willkom­ talen) Angebote sein. In ihrem Vortrag „Apps essierte Einrichtungen können sich kostenlos men (KULDIG), setze jedoch voraus, dass das für (wirklich) alle“ legten Antonia Simon, mit eigenen Challenges an der App beteiligen. Abrufen von Informationen in den heimi­ Mathias Knigge und Dr. Jasdan B. Joerges In Form der „gamified education“ sollen Men­ schen vier Wänden alle Bedürfnisse erfülle, die (GuidePilot) dar, dass Barrierearmut, gedacht schen spielerisch etwas über Museen und ihre mit einem analogen Museumsbesuch in Ver­ als nachträglich implementierte „Add-on“- (Ausstellungs-)Inhalte lernen. Damit erfüllen bindung stehen. Den Wunsch nach einem be­ Option, nicht ausreichend sei. Ein inklusives derartige digitale Angebote ortsunabhängig sonderen (Freizeit-)Erlebnis, nach Authentizi­­ „Design für alle“ sucht dagegen nicht nach Ein­ den Bildungsauftrag eines Museums. tät, Atmosphäre und Begegnungen werden je­ zellösungen für Menschen mit bestimmten Be­ Auch im Bereich des Besuchsmanagements doch auch die besten Apps und Internetplatt­ einträchtigungen, sondern will für alle Ziel­ und Ticketings finden sich digitale Lösungen. Die App MuseumStars lädt zum formen kaum erfüllen können. Eine simple, gruppen attraktiv und leicht bedienbar sein. Florian Rogge (go~mus) stellte in diesem Zu­ aktiven Spielen mit Museums­ dennoch zentrale Botschaft des Symposiums Eine Möglichkeit, Gästen beim Museums­ sammenhang das Instrument des Zeitfenster­ Mit Hilfe eines Chatbots können inhalten ein; Foto: Fluxguide Digitale Lösungen für analoge war daher zweifellos: Keine Angst vor digita­ besuch trotz Hygieneauflagen Audio- und ticketings vor. Dabei handelt es sich um den Gäste mehr über die Objekte er- Ausstellungssysteme GmbH len Lösungen, denn diese werden das Museum Multimediaguides an die Hand zu geben, ver­ digitalen Eintrittskartenverkauf für genau de­ fragen; Foto: Linon Medien KG Herausforderungen zu Zeiten als Ort der Auseinandersetzung mit authenti­ birgt sich hinter dem Kürzel BYOD (Bring Your finierte, begrenzte Zeiträume – beispielsweise der Corona-Pandemie schen Objekten nicht ablösen (können). Own Device; dt. Bring dein eigenes Gerät mit). für Montag, den 20. Juli 2020 von 12:00 bis Digitale Angebote sind aber imstande, den Viele Museen setzen bei der Neuerstellung von 12:45 Uhr. Mit einer solchen Regelung kön­ Einstieg in die Kulturinstitution Museum zu digitalen Angeboten bereits auf App- oder On­ nen die Zahl der sich gleichzeitig im Museum In Zeiten von Lockdown und Kontaktbeschrän­ erleichtern oder gar erst zu schaffen. So kön­ line-Formate, die auf das eigene Smartphone aufhaltenden Personen begrenzt, Wartezeiten kungen stellen sich viele Museen die Frage, wie nen sie über ein Haus informieren, neugierig oder Tablet geladen werden können. Auch vermieden und einer Überfüllung vorgebeugt sie den Kontakt zu ihrem Publikum halten machen, Berührungsängste abbauen, positive kontaktloses Bezahlen oder die Lenkung von werden. Sie kann für gut besuchte, finanzstär­ und ihrer Vermittlungsaufgabe weiter gerecht Assoziationen schaffen oder als Ergänzungs­ Gästen im Haus können über private Endgerä­te kere Häuser auch über die coronabedingten werden können. Wie kann sich Museumsarbeit angebot während des Besuchs fungieren. Zu­ funktionieren. Die infrastrukturellen Voraus­ Auflagen hinaus praktikabel sein. Häusern mit in Zukunft gestalten, wenn klassische Museums­ dem bieten sie in Zeiten, in denen das Museum setzungen hierfür sind relativ gering: kosten­ geringem oder unregelmäßigem Publikums­ formate wie Führungen, museumspädagogi­ nicht zugänglich ist – sei es aufgrund eines freies, stabiles Gäste-WLAN auf dem Museums­ verkehr sowie mit wenig online-affinem Pub­ sche Workshops oder Fachvorträge nur stark Lockdowns, einer Sanierung oder außerhalb gelände und das Mitführen eines entsprechen­ likum erscheinen Kosten und Aufwand eines eingeschränkt oder zeitweise gar nicht mehr der Öffnungszeiten – mithilfe von Audio-An­ den Endgeräts durch die Besuchenden. solchen Systems jedoch weniger praxistauglich. angeboten werden können? Mögliche Antwor­ geboten, Videos, Spielen, Virtual Reality (VR), Als ein Weg, Museen und ihre Inhalte trotz Auch wenn digitale Angebote den Museums­ ten auf diese Fragen versuchte das Online- Texten und Bildern eine Alternative an. Lockdowns mit einem Publikum zusammen­ besuch und die Vermittlungsarbeit vor Ort Symposium „Lockdown und danach – Digitale Für den gut durchdachten Einsatz digitaler zubringen, wurde die App-Anwendung Mu­ nicht ersetzen können, so bieten sie doch eine Konzepte und Lösungen für Museen“ am Medien plädierte Oliver Gustke (Linon Medien) seumStars vorgestellt. Das Wiener Unterneh­ Vielzahl von Lösungsansätzen zu Zeiten von 8. Juni 2020 zu geben, das von der Abteilung in seinem Vortrag „Digitale Strategien und men Fluxguide entwickelte sie für und zusam­ coronabedingten Schließungen und Einschrän­ für App- und Webentwicklung der Leipziger Wissensvermittlung“. Medien sollen sich an men mit Museen im deutschsprachigen Raum kungen. Auf diese Weise könnte die Zeit des Viele Audioguides bieten den DroidSolutions GmbH organisiert wurde. Da­ das Objekt anpassen, es ergänzen und nicht und verfolgt mit ihr die Strategie der Gamifi­ kontaktlosen Museums zur Triebkraft der Digi­ Gästen barrierefreie Zugänge bei wurden verschiedene Beispiele vorgestellt überspielen. Dabei sei die „eine Lösung für al­ zierung von Museumsinhalten. Anders als bei talisierung in Museen werden und ganz neben­ zum Museum und den Ausstel- sowie die Chancen und Grenzen digitaler les“, die viele Museen zurzeit anbieten, nicht BYOD-Ansätzen ist die App nicht begleitend bei noch neue Zielgruppen erschließen. lungsinhalten an; Foto: Micro MovieMedia GmbH Lösungsansätze diskutiert. Die Präsentationen immer die beste Wahl. Ein Audioguide, so für einen Museumsbesuch, sondern für den Katharina Fuhrhop

24 VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION 25 Tier-Quiz für Kinder Museums in Fulda unterwegs. Für Familien ist es immer attraktiv, sich gemeinsam eine Aus­ im Vonderau Museum stellung in spielerischer Form zu erschließen. Daher wurden zum Internationalen Museums­ tag 2020 erstmals ein „Tier-Quiz für Kinder“ Abwechslungsreiche Methoden und inter­ und ein „Audio-Rundgang“ für Eltern als aktive Vermittlungsformate gehören zu den ­digitale Angebote erstellt. zentralen Elementen der täglichen museums­ Dafür wurde die in der medienpädagogi­ pädagogischen Arbeit. Neben die personale, schen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen analoge und interaktive Vermittlungsarbeit entstandene App der Actionbound GmbH treten immer mehr mediale und digitale An­ (www.actionbound.com) eingesetzt. Mit die­ sätze, die durch die Herausforderungen der ser Software lassen sich spannende, spaßige Corona-Pandemie noch forciert werden. und lehrreiche Quiz-Fragen, Rallyes sowie Während des Lockdowns der Museen rief ­digitale Rundgänge und Audiotouren einfach der Deutsche Museumsbund schon frühzeitig erstellen. Die einzelnen Quiz-Fragen können dazu auf, den diesjährigen Internationalen mit Foto-, Video- und Audiodateien kombi­ Museumstag digital zu gestalten. An diesem niert sowie anregend und lebendig ausgeführt Aktionstag sind meist Eltern mit Kindern in werden. Die Actionbound-App für Android der Naturkunde-Ausstellung des Vonderau und IOS ist kostenlos mit dem Smartphone oder Tablet nutzbar, für die Erstellung des Mit der App Actionbound Bounds wird eine moderate Gebühr erhoben. ­können Ratespiele zu einzelnen Das Tier-Quiz des Vonderau Für das Tier-Quiz sind alle Inhalte der ge­ Themen erstellt werden ­Museums in Fulda beschäftigt sich mit 20 heimischen Tieren sperrten Forscher-Hands-on-­Stationen so ver­ arbeitet worden, dass das Quiz sowohl zuhause als auch im Museum gelöst werden kann. Igel, Glückwunsch, du hast es geschafft“ wird am ums zukünftig einnehmen werden, wird im Eichhörnchen, Fuchs, Maulwurf, Buntsprecht Ende das Ergebnis angezeigt, mit der erreich­ Zuge der Neukonzeption der drei Daueraus­ und Feldhase werden jeweils mit einer karika­ ten Punktzahl, der Zeitdauer und der Angabe, stellungen noch erarbeitet. Im Auge zu behal­ turistischen Zeichnung und einer individuel­ wieviel Prozent der Fragen gelöst wurden. Die ten sind dabei auch die zahlreichen Rückmel­ len Besonderheit kurz vorgestellt. Die zu hören­ Spielerinnen und Spieler können am Ende dungen von Lehrkräften an Grundschulen, den Tierstimmen werden begleitet von spaßig- auch noch eine Bewertung für das Tier-Quiz die – anstelle der digitalen Vermittlung – auf spielerischen Fragen, zum Beispiel warum abgeben. Als Bound-Ersteller kann man im ei­ die Wichtigkeit und Faszination des analogen der Buntspecht beim Hämmern keine Kopf­ genen Account unter „Aktionen“ die Spieler­ „Begreifens“ in einem Museum hinweisen. schmerzen bekommt und ob der Spruch „Blind gebnisse anschauen und überprüfen, ob Auf­ Kornelia Wagner wie ein Maulwurf“ überhaupt stimmt. Die gaben zu leicht oder zu schwierig sind und Beantwortung durch die Kinder erfolgt in daher geändert werden müssen. Multiple-Choice-Form. Noch ist nicht überschaubar, wann die Vonderau Museum Fotos S. 26 und 27: Bei richtiger Beantwortung einer Quiz-Frage durch die Corona-Pandemie „stillgelegten“ Jesuitenplatz 2 Kornelia Wagner ertönen ein schwungvoller Kassen-Klingelton Hands-on-Stationen und Mikroskop-Arbeits­ 36037 Fulda und der Satz „Sehr gut, die Frage wurde rich­ plätze im Vonderau Museum wieder vollstän­ Tel.: (06 61) 1 02 32 18 tig beantwortet“. Außerdem wird die erreichte dig zur Nutzung freigegeben werden dürfen. www.museum-fulda.de Punktzahl mitgeteilt. Bei falscher Beantwor­ Auch deshalb wird der App-Test weitergehen: tung ertönt ein greller Hupton mit der Nach­ Als Nächstes wird für die Klassen 5 eine Tour richt, dass die „Antwort falsch“ war. Zudem zum Kennenlernen der Naturkunde-Abtei­ erfahren die Bound-Spielerinnen und -Spieler lung mit Actionbound erstellt. hier sofort, welches die richtige Antwort ge­ Welchen Stellenwert Apps im Rahmen der wesen wäre. Mit den Worten „Herzlichen digitalen Gesamtstrategie des Vonderau Muse­

26 VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION 27 tionsbühne Spiele im Freien“ sind deshalb auf und spezifiziert werden. Entwürfe, Grafik und dem Vorplatz des Hofes Meier traditionelle Design der Gestalterin Heidi Ehrlich haben und historisch gewachsene Spiele so visuali­ der Installation Massenhäuser Wirklichkeits­ siert, dass Besucherinnen und Besucher ani­ nähe verliehen. Das raffinierte Unikat im Hof­ miert werden, sie auszuprobieren. bereich des Museums wurde von dem Metall­ bauer Manfred Vering entwickelt und realisiert. Die Finanzierung des Projektes geschah im Vor­ jahr durch das Regionalbudget der LEADER- Region Diemelsee-Nordwaldeck im Rahmen des EU-Programms zur Entwicklung des länd­ lichen Raumes. Inzwischen hat sich das Projekt zum gesel­ ligen Treffpunkt für Massenhäuser Kinder eta­ bliert, die das Angebot ganzjährig nutzen. Be­ sucherinnen und Besucher des Platzes gehen so gut wie nie unbeteiligt an der Installation vorbei und tragen so traditionelle Spielweisen Massenhäuser Kinder freuen in gewünschter Weise fort. In einem Schrank sind die Uten- sich über die fertige Installation Angelika Biederbeck silien zum Spielen verstaut

Spielen im Freien im Klettern, Balancieren, Laufen, Springen Die Konstruktion auf einer 5 x 1,5 m gro­ Waldecker Spielzeugmuseum und Werfen erworben. Mit dem eigenen Kör­ ßen Fläche bietet eine wetterfeste Darstellung Ringstraße 15a Traditionelle Straßenspiele wiederbelebt per und an Geräten wird die Schwerkraft er­ spielender Kinder mit Luftballons, die zwei­ 34454 Bad Arolsen-Massenhausen probt. Den Einsatz vieler Sinne erfordern Spiele seitig bebildert und beschriftet sind. Auf der Tel.: (0 56 91) 66 83 wie Gummitwist, Plumpsack, Hinkebock, Blinde Vorderseite wird ein Spiel dargestellt, auf der www.spielzeugmuseum.net Durch die Veränderungen in unserer Gesell­ Kuh, Tauziehen, Hüpfekästchen, Diabolo usw. Rückseite ist die dazugehörige Anleitung in schaft haben sich die Lebensumwelt und der – wenn man denn weiß, wie es geht. leicht verständlicher Sprache gedruckt. Die In Handarbeit werden die Sozialraum und damit auch das Spielen der Das Waldecker Spielzeugmuseum stellt in „Ballons“ können nach Belieben selbst her­ Vorlagen für die Installation Kinder entscheidend gewandelt. Insbesonde­ seiner Dauerausstellung neben den geschlechts­ umgedreht werden, um an die Anleitungen gezeichnet re Fernsehen, Computer und Internet sowie spezifischen Spielewelten – etwa im Schulbe­ zu gelangen. Am gleichen Platz ist ein Aufbe­ Smartphones tragen maßgeblich dazu bei. Oft­ reich und auf weiteren Kindheitsschauplätzen wahrungsschrank für Seile, Murmeln, Kreisel, Fotos S. 28 und 29: mals erscheint es schwierig für Kinder, sich – auch das früher übliche Szenario auf der Gummibänder, Kreide, Säcke und Stelzen vor­ Angelika Biederbeck ein Spiel zu überlegen, wenn keine digitalen Straße mit Puppenwagen, Dreirad, Reifen­ gehalten. Damit können Impulse zum spon­ Medien zur Verfügung stehen. Diese Proble­ schlagen, Stelzenlauf und Murmelspielen tanen Spielen direkt umgesetzt werden. Vom matik stellte sich vor der „Modernisierung der oder dem saisonalen Drachensteigen und Kleinkind mit Eltern, über Schulkinder oder Kindheit“ nicht, denn außerhalb der Häuser Gleitschuhlaufen dar. Die damals gängigen Jugendliche bis zu Menschen im Rentenalter gab es Orte der Kurzweile, der Aktionen, der Spielarten wurden leidenschaftlich und nahe­ sollen sich alle eingeladen fühlen, das Straßen­­ Die einzelnen Tafeln der Installa- Kommunikation und der Spiele mit unend­ zu immer in größeren Gruppen ausgeübt. Man spiel aufzuspüren oder wiederzuentdecken. tion lassen sich drehen lich vielen Möglichkeiten. traf sich vor dem Haus, auf freien Plätzen oder Ziel dieser Installation ist es auch, dass die Das Kind entwickelt sich beim Spiel und in Gassen, wo immer etwas los war. Das Mu­ Ideen und traditionellen Spielvorschläge mit macht dabei wichtige Erfahrungen für die All­ seum will an dieses Szenario angelehnt zu nach Hause genommen und an anderer Stelle tagswelt. Es lernt für das Leben in der Gesell­ einfachem Spielspaß und sportlichen Aktivi­ wiederbelebt werden. schaft und erfährt dabei eine Förderung seiner täten auffordern und an Ort und Stelle spon­ In enger Zusammenarbeit mit ortsnahen Selbstständigkeit und seines Selbstbewusst­ tanes Einsteigen ohne Aufwand möglich ma­ bzw. ortsansässigen kreativen Köpfen konnte seins. Im Bewegungsspiel werden Fertigkeiten chen. Mit einer auffälligen Installation „Ak­ die schon lang gehegte Idee individualisiert

28 VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION 29 Wir stehen zusammen. chen und trotz geschlossener Türen eine in­ das Haus, eine Führung zu ausgewählten aus­ talen Format nicht zurechtkommen würden, teraktive, kulturelle Austauschplattform zu gestellten Werken sowie eine Anleitung zur als unberechtigt. Tatsächlich erfolgte etwa ein Mit Kunst! bieten. Der Internationale Museumstag diente Herstellung nachhaltiger Farben für große und Drittel der Einreichungen von Personen, die hierbei als thematischer Impuls, die Aktion kleine Künstlerinnen und Künstler. Parallel selbst weder einen Facebook- noch Instagram- Ein Praxisbeispiel aus dem selbst wurde auf mehrere Wochen Laufzeit an­ startete ein Malwettbewerb mit dem Fokus auf Account besitzen. Dies geschah oft verbunden Stadtmuseum Hofheim am Taunus gelegt. Gemäß der offiziellen Ausschreibung das Schaffen von Ida Kerkovius (1879–1970) mit der Bitte, den Link im Falle einer Veröf­ konnten Interessierte Fotografien von einem für alle Altersstufen. Die Nennung der Gewin­ fentlichung zu teilen, um sich vom Freundes­ Kunstwerk aus ihrem privaten Umfeld mit nerinnen und Gewinner sowie die letzten Ver­ kreis oder der Familie die Posts zeigen zu las­ der Anregung „Was gibt mir in diesen Zeiten öffentlichungen zu „Hofheim steht zusammen sen. In Zeiten erforderlicher häuslicher Zurück­ Kraft und Halt?“ an das Stadtmuseum sen­ – mit Kunst!“ bildeten den erfolgreichen Ab­ gezogenheit entwickelte sich offenbar ein re­ den. Gefordert waren Begleittext, eine bild­ schluss der digitalen Aktivitäten Ende Juni. ges Bedürfnis, diesen Raum und die Kunst rechtliche Einverständniserklärung zur Veröf­ Während der Laufzeit wuchs die Follower- darin mit anderen zu teilen. Insgesamt hat fentlichung sowie Details zu Werk, Material, Zahl des Instagram-Accounts des Museums das Stadtmuseum zahlreiche Interessierte an­ Künstlerin oder Künstler. Weitere Einsendun­ stetig an, und die Reichweite des Facebook- gesprochen und seine digitale Reichweite er­ gen wurden per Verlinkung auf Facebook und Accounts vergrößerte sich. Die Aktionen er­ höht. Dies belegt nicht zuletzt die hohe, grup­ Instagram sowie per E-Mail und postalisch ak­ zielten darüber hinaus eine Berichterstattung penübergreifende Beteiligung in Form von Links: Die Großmutter einer in zeptiert. Entsprachen die Einreichungen den in regionalen Medien (Radio und Zeitung). Einreichungen, Anrufen, E-Mails, Likes und Spanien lebenden Familie malte Richtlinien, wurden sie kuratiert und mit Wer­ So wurde ein über die Stadtgrenzen hinaus­ Kommentaren. dieses Bild, in dem es um die Ver­ ken aus der Museumssammlung verglichen. gehender Dialog über Kunst geschaffen und Unser Fazit: Digitale Plattformen sind keine arbeitung des frühen Kindstodes ihres Sohnes geht, Privatbesitz Links: Richard Ziegler: Kirche Wöchentlich wurden so jeweils zwei Abbil­ das Ziel, die Sammlung des Museums digital Einbahnstraße. Je interaktiver sie gestaltet wer­ Rechts: Emy Roeder: Geschwister, St. Peter und Paul in Hofheim dungen von Kunst aus privatem Besitz einem zu vermitteln und gleichzeitig Anreize zu ge­ den, umso höher sind Beteiligung und Aus­ am Taunus, o. J., Stadtmuseum 1933/34, Stadtmuseum Hof- Hofheim am Taunus Vergleichswerk aus der Museumssammlung ge­ ben, Werke daraus sobald wie möglich wieder tausch von Nutzerinnen und Nutzern. Es lohnt heim am Taunus Rechts: Orgelpfeife auf schwarz genübergestellt, von Kunsthistorikerin Amalie persönlich zu betrachten, erreicht. sich, aktuelle und kommende Ausstellungen lackiertem Glas, 2019, anonyme Wilke besprochen und auf den Instagram- Auch die Beobachtung des Nutzungsver­ dahingehend zu analysieren und zu reflektie­ Einreichung, Privatbesitz und Facebook-Kanälen veröffentlicht. Für die haltens der Beteiligten führte zu interessanten ren, inwiefern Interessierte aktiv daran teil­ Gegenüberstellung wurden Sammlungswerke Ergebnissen. So erwies sich etwa die Sorge, nehmen können. Darüber hinaus kann so­ gewählt, die entweder in Motivik, Farbschema dass bestimmte Altersgruppen mit dem digi­ wohl ausgestellten als auch gelagerten Wer­ Farben- und facettenreich hatten wir das Pro­ oder Schaffungsmedium mit den eingesende­ ken durch ein thematisches Projekt hohe Auf­ gramm für den Internationalen Museumstag ten Abbildungen korrespondierten. Als belieb­ merksamkeit mit größerer Reichweite zuteil­ Links: Ein Acrylbild von Yiannis testes Medium kristallisierte sich im Laufe der 2020 konzipiert. Sämtliche Führungen und werden. Besonders in Zeiten von Corona ist Kaminis, ohne Titel, 2016, Workshops waren geplant und beauftragt, als Aktion das malerische heraus. Rund die Hälfte so ein sicheres und effektives Arbeiten mög­ ­Privatbesitz sich im April des Jahres verdeutlichte, dass der Einreichungen wurden von Künstlerinnen lich, wobei Interessierte ohne physische Prä­ Rechts: Heinz-Rudi Müller: der Aktionstag aufgrund aktueller Sicherheits­ und Künstlern mit eigenen Werken getätigt; senz digital erreicht werden. Dies stärkt Ver­ ­Rosen im Gegenlicht, 1987, maßnahmen der Bundesländer ausschließlich die andere Hälfte von Privatpersonen, die ge­ bundenheit trotz aktueller Distanz und ani­ ­Acryl, Stadtmuseum Hofheim digital stattfinden würde. Eine notwendige, kaufte oder geschenkte Kunst aus dem eige­ miert langfristig zu einem persönlichen Be­ am Taunus wenn auch für viele Häuser traurig stimmende nen Heim vorstellten. Die Aktion wurde über such. Welcome back! Fotos S. 30 und 31: Stadt­ Entscheidung, um die Sicherheit und Gesund­ zwei Monate durchgeführt und verzeichnete Amalie Wilke, Martina Jost Links zu den Aktionen „Hof- museum Hofheim am Taunus heim steht zusammen – mit heit aller zu bewahren. Doch mit dem Schließen große Beteiligungserfolge seitens von Privat­ Kunst!“: der Museumstüren öffneten sich neue – digi­ personen sowie Künstlerinnen und Künstlern https://www.hofheim.de/ tale – Portale. Natürlich musste das ursprüng­ aus dem In- und Ausland. Stadtmuseum Hofheim am Taunus kultur/stadtmuseum-hofheim- liche Konzept neuen Ideen weichen, um den Das Projekt fungierte als „roter Faden“ für Burgstraße 11 leistet-beitrag-zum-digitalen- Weg in die Haushalte der vormals erwarteten weitere digitale Aktionen, die phasenweise 65719 Hofheim am Taunus museumstag.php Gäste zu ebnen. ­ineinander übergingen. Am Internationalen Tel.: (0 61 92) 90 03 05 https://www.instagram. Am 1. Mai 2020 startete die digitale Aktion Museumstag selbst wurden mehrere im Vor­ www.hofheim.de/stadtmuseum com/stadtmuseumhofheim/ „Hofheim steht zusammen – mit Kunst!“ mit feld gedrehte Kurzvideos digital zur Verfügung dem Ziel, Kunst öffentlich zugänglich zu ma­ gestellt, darunter ein virtueller Rundgang durch

30 VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION 31 „Hautnah. Die Filmkostüme Das Ausstellungsprojekt „Hautnah“ führte zu einem Synergieeffekt: Abteilungsübergrei­ von Barbara Baum“ fend tauschte man sich erstmals über die Rea­ lisierung von Inklusion im Ausstellungs- und Eine inklusive Sonderausstellung Vermittlungsbereich aus. Insgesamt wurde mit Modellcharakter deutlich, dass Inklusion als Prozess begriffen und die Zielgruppe von Anfang an in die Kon­ zeption eingebunden werden sollte. Die blin­ Vom 23. Oktober 2018 bis 10. März 2019 war den und sehbehinderten Personen stellten in die Sonderausstellung „Hautnah“ im DFF – den Interviews deutlich den Modellcharakter Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frank­ des Projektes heraus und wiesen darauf hin, furt am Main zu sehen, zu hören und zu ertas­ dass die Sichtbarkeit des Museums durch kon­ ten. Die Idee, „Hautnah“ inklusiv zu gestal­ tinuierliche inklusive Angebote und Werbung Taktile Station Audioguide mit QR-Code-Stele ten, kam durch den direkten Austausch mit in lokalen Radiostationen erhöht werden könn­ mit Stoffmuster Silberlamé der Kostümbildnerin Barbara Baum, deren te. Die Evaluation zeigte auch, dass inklusive ­Arbeitsarchiv das DFF mit Unterstützung der Maßnahmen eine Bereicherung für sehende, Adolf und Luisa Haeuser-Stiftung für Kunst In Kooperation mit dem Blinden- und Seh­ Um zu prüfen, ob das inklusive Konzept blinde und sehbehinderte Besucherinnen und und Kulturpflege 2016 übernommen hatte. behindertenbund Hessen e. V. entwarf das DFF von „Hautnah“ auch künftigen barrierefreien Besucher gleichermaßen darstellen. Barbara Baum sprach oft über die eigene Tast­ ein inklusives Ausstellungs- und Vermittlungs­ Ausstellungen als Modellprojekt dienen könnte, Die Evaluation ist abrufbar unter: erfahrung von Stoffen: „Ich denke immer in konzept. Die Firma Tactile Studio entwickelte erstellten Daniela Berner und Ann-Kathrin https://hautnah.dff.film/medien/2020/07/ Stoffen. Bei außergewöhnlichen Stoffen be­ einen Ausstellungsplan, der im Eingangsbe­ Rahlwes im Auftrag des DFF einen Evaluations­ DFF-Evaluationsbericht-AKTUELL.pdf. komme ich sogar Gänsehaut. Die Entschei­ reich Orientierung geben sollte, und drei Kos­ bogen. Das Team führte qualitative Einzel- Daniela Berner, Ann-Kathrin Rahlwes dung für diesen oder jenen ganz bestimmten tümentwürfe Barbara Baums als Grafiken in und Gruppeninterviews mit blinden, sehbe­ Hautnah. Die Filmkostüme von Barbara Baum Stoff ist für mich dann meist schon das halbe Reliefdruck mit Begleittexten in Braille- und hinderten und sehenden Menschen durch, Kostüm.“ Die Kuratorin Isabelle Bas­tian und Reliefschrift. Über die frei verfügbare App Di­ aber auch mit Kooperationspartnern, Firmen ihr Kollege Hans-Peter Reichmann wollten das giWalk konnten mit dem Smartphone Audio­ und eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbei­ haptische Erleben als Teil des künst­lerischen deskriptionen zu den Highlights der Ausstel­ tern. Ausgewertet wurden auch schriftliche Prozesses von Barbara Baum in der Ausstel­ lung abgespielt werden, die zusätzlich über Rückmeldungen (Gästebuch, Social-Media- lung nachvollziehbar machen. QR-Codes an allen Stationen verfügbar waren. Beiträge), Print- und Online-Medien sowie Die Berliner Firma audioskript hatte Audio­ die Ergebnisse der Evaluation im Vorfeld der Stoff-Bibliothek von Anita Pavani deskriptionen in Zusammenarbeit mit blin­ Ausstellungseröffnung. Berücksichtigt wurde den und sehenden Autorinnen und Autoren auch das inklusive Vermittlungsprogramm zur erarbeitet. Weiterhin boten taktile Bodenele­ Sonderausstellung, darunter das Führungs­ mente eine Orientierung im Ausstellungs­ angebot „Mit allen Sinnen“ anlässlich der Fi­ raum. Vielfältige Proben von hochwertigen nissage, bei dem sehende Gäste mithilfe von Naturfasern luden an den taktilen Stationen Simulationsbrillen und Langstöcken für die und in der „Stoffbibliothek“ zum Fühlen ein. Belange von blinden und sehgeschädigten Schon in der Entwicklungsphase der taktilen Menschen sensibilisiert werden sollten. Medien wurden mehrfach Tests mit blinden In einem Gruppeninterview lobten die Mit­ und sehgeschädigten Menschen sowie mit Kin­ glieder des Blinden- und Sehbehindertenbunds dern durchgeführt, um zu prüfen, ob diese Hessen e. V. die detaillierten Audiodeskriptio­ die Anforderungen an ein „Design für alle“ nen, empfahlen allerdings, diese stärker mit DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Fotos S. 32 und 33: erfüllten. Die Testpersonen empfahlen bei­ dem taktilen Ausstellungsplan zu verschrän­ Schaumainkai 41 Norbert Miguletz, spielsweise, die Texte zu vereinfachen und ken, um bessere Orientierung zu bieten. Außer­ 60596 Frankfurt am Main © DFF – Deutsches Filminstitut das Tastrelief der Grafiken zu erhöhen, um dem wünschten sie sich künftig mehr Objekte Tel.: (0 69) 9 61 22 02 20 & Filmmuseum die Lesbarkeit zu verbessern. zum Anfassen und Ertasten. www.dff.film

32 VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION VERMITTLUNG UND KOMMUNIKATION 33 Drei Biebesheimer Handwerker falls erwerbslosen Nachbarn, der Küfer Wil­ Einnahmen zu generieren, verbreitet. Nach Zuge der laufenden Sanierung und Moderni­ helm Bechtel und der Schlosser Karl Schäfer, momentanem Recherchestand dürften für die­ sierung des Heimatmuseums Biebesheim am und das Ulmer Münster benutzten dazu eine zur Dekupiersäge umge­ sen Zweck gefertigte Pläne mehrfach genutzt Rhein wurde das Modell in der Werkstatt der baute Nähmaschine. worden sein. Verbürgt ist, dass noch 1998 ein Firma Arc-Tech GbR in Birstein restauriert und Zur Geschichte eines Modells im 1990 konnte Norbert Hefermehl, anlässlich Modellbauer für sein Modell vom Ulmer Müns­ durch den Gestalter Thomas Scheuermann das ­Heimatmuseum Biebesheim einer Ausstellung des Turms des Münsters, mit ter einen Plan von 1926 genutzt hat. Mittelschiff in Blockbauweise ergänzt. Der go­ einem der Erbauer, Friedrich Riedel, ein Ge­ tische Bau mit Ziselierungen, Rosetten, Bögen, spräch führen. Dieser erzählte ihm nähere De­ hohen Fenstern und der Kreuzblüte auf dem Die Restauratoren sowie Das Heimatmuseum Biebesheim am Rhein be­ tails zur Geschichte des Modells. So berichtete Hauptturm wurde exzellent rekonstruiert. ehrenamtliche Mitarbeiter des sitzt seit 1963 Teile eines Modells des Ulmer Riedel, dass sein Vater die Idee zu dem Modell­ Bei der für 2021 geplanten Wiedereröffnung Museums fügen die Einzelteile Münsters aus den 1930er Jahren im Maßstab bau geliefert hatte und die drei Handwerker des Museums wird das Modell des Ulmer Müns­ des restaurierten und ergänzten von ca. 1:60. Die Maße des Modells sind be­ anlässlich des Biebesheimer Viehmarktes 1931 ters als herausragendes Objekt in den histori­ Modells zusammen; Foto: eindruckend: Der Kirchturm ist ca. 2,70 m ihr gemeinsames Werk erstmals der Öffent­ schen Kontext der Wirtschaftskrise und Arbeits­ ­Norbert Hefermehl hoch, die Länge beträgt 2,35 m und die Breite lichkeit zeigen konnten. Sie hatten Postkarten losigkeit der 1930er Jahre eingebunden sein, etwa 1,00 m. Die Entstehung des Modells ist von dem Modell herstellen lassen, die sie für um deren Auswirkungen auf das ehemalige eng verbunden mit der damaligen sozialen 12 Pfennig pro Stück verkauften. Bei der ers­ Bauerndorf Biebesheim zu dokumentieren. und wirtschaftlichen Situation: In den Jahren ten Zurschaustellung nahmen sie so viel Geld Norbert Hefermehl 1929/30 fertigten ortsansässige Handwerker, ein, dass sie davon einen luftbereiften Wagen die durch die Folgen der wirtschaftlichen Re­ erwerben konnten, diesen mit einer selbst­ zession arbeitslos waren, in einem Zeitraum gebauten Schlafkoje ausstatteten und darauf Heimatmuseum Biebesheim von 18 Monaten dieses Modell in Laubsäge­ das Modell des Münsters montierten. Als sie Rheinstraße 44 Selbstgebasteltes Andenken an technik. Der Schreiner Friedrich Riedel, der von Biebesheim loszogen, war ihr ursprüng­ 64584 Biebesheim am Rhein die Fußreisen durch Hessen im gerade seine Lehre beendet und keinen Ar­ liches Ziel Berlin, das sie aber nicht erreichten. Durch Krieg und Not geriet das Modell der Tel.: (0 62 58) 8 15 99 oder 65 09 Jahr 1931, mit Stocknägeln, beitsplatz in Aussicht hatte, und seine eben­ Sie zogen in den sieben Monaten ihrer Tour drei Biebesheimer Handwerker dann in Ver­ www.biebesheim-am-rhein.de ­einer Bildpostkarte und der einst verwendeten Beschriftung; Foto: Abtransport der beiden origina- immerhin bis weit nach Nordhessen. gessenheit. Karl Schäfer fiel im Krieg, Wilhelm Heimat­museum Biebesheim len Elemente des Modells zur Die auf ihren Fußreisen gesammelten Stock­ Bechtel verzog nach Pfungstadt, aber die Reste Restaurierung und Ergänzung nägel dokumentieren die besuchten Orte, aus des Modells ruhten auf dem Speicher von Fried­ des fehlenden Mittelschiffs; dem Jahr 1931 stammen zum Beispiel 14 die­ rich Riedel. Als der pensionierte Lehrer Wil­ ­Foto: Norbert Hefermehl ser Plaketten (u. a. aus Hersfeld, Gelnhausen, helm Menger in den Biebesheimer Häusern Fuldatal, Bad Orb, Rotenburg an der Fulda, Bad nach Objekten für das von ihm geplante Hei­ Soden, Hanau, Steinau an der Straße, Fulda, matmuseum suchte, sah Riedel die Chance, Wächtersbach, Schlüchtern). Mit dem Ver­ das Modell an diesem Ort erhalten zu können. kauf der Postkarten finanzierten sie ihren Le­ Zusammen mit seinen Kindern Friedrich und bensunterhalt. Sie konnten sogar noch Geld Renate, die beide ebenfalls den Schreinerberuf sparen, sodass sich Friedrich Riedel davon eine erlernt hatten, restaurierte er die noch vorhan­ Kreissäge kaufen konnte, die er noch 1990 in denen Teile und übergab das Modell dem Hei­ seiner Werkstatt verwendete. Etliche der da­ matmuseum Biebesheim, wo es nahezu 60 mals hergestellten Ansichtskarten, auf denen Jahre im Magazin verwahrt wurde. die stolzen Erbauer mit ihrem Modell zu sehen In der neuen Ausstellung des Heimatmuse­ sind, kursieren bis heute. ums soll dieses Modell nun komplett gezeigt Was zunächst wie eine Kuriosität erscheint, werden. Bisher war nur der Turm im Jahr 1990 war offensichtlich nicht einmalig: In den wirt­ kurzzeitig ausgestellt worden, anlässlich des schaftlich schwierigen 1920er und 1930er Jah­ 100-jährigen Jubiläums der Fertigstellung des Das Modell des Ulmer Münsters ren war das Konzept, seine handwerklichen Kirchturms des Ulmer Münsters. Der Mittel­ mit seinen drei Erbauern; Foto: Fertigkeiten im Bau des Münster-Modells zu teil des Modells ist vermutlich im strengen Heimatmuseum Biebesheim zeigen und über den Vertrieb von Postkarten Kriegswinter 1944/45 verheizt worden. Im

34 SAMMLUNG UND DOKUMENTATION SAMMLUNG UND DOKUMENTATION 35 1803 kehrte Friedrich August Lichtenberg nach Darmstadt zurück. Dort leitete er ab 1804 die Staatsgeschäfte und wurde 1813 zum Wirk­ lichen Geheimen Rat und Staatsminister er­ nannt. 1809 war er bereits von Ludewig I. für seine Verdienste in den erblichen Adelsstand erhoben worden und führte den Titel Freiherr von Lichtenberg. Das vorliegende Stammbuch von Friedrich August Lichtenberg ist in sehr gutem Zustand und weist auf seine Kontakte während des Studiums in Göttingen in der Zeit von 1773 bis 1777 hin. Es hat das Querformat 18,5 mal 11,5 cm, ist in rotes Leder mit rundum laufen­ Das in rotes Leder eingebundene der Goldprägung auf Vorder- und Rückseite Studentenstammbuch von gebunden und mit Goldschnitt versehen. Friedrich August Lichtenberg ­Kurioserweise wurden die Einträge im Buch offen­sichtlich von hinten begonnen, da die Vorblatt des Stammbuches mit Blumenornamente der Rückenprägung auf persönlichen Eintragungen Ein Stammbuch von 17. Jahrhundert im Raum Darmstadt und Berg­ dem Kopf stehen. Vermutlich hat der Besitzer von einem Studienkollegen auf Seite 154 ist straße ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt sein Stammbuch mit 353 Seitenzahlen und für die Lichtenberg-Forschung jedoch schon Friedrich August Lichtenberg hatte. einem Inhaltsverzeichnis versehen, das jedoch jetzt ein ganz besonderer Schatz. Es handelt Friedrich August Lichtenberg war der Sohn nicht vollständig ist. Mit reichlich freien Sei­ sich um die älteste bisher nachgewiesene des als Amtmann in Seeheim an der Bergstraße ten dazwischen sind 114 Einträge zu zählen. Handschrift von Johann Friedrich Blumen­ Das Stammbuch oder Album amicorum ist tätigen Gottlieb Christoph Lichtenberg (1724– Bei einigen Kommilitonen ist zudem vermerkt, bach (1752–1840) aus Gotha, der später ein wie die nachfolgenden Poesiealben längst aus 1756), dem ältesten Bruder von Georg Chris­ wann sie die Göttinger Georg-August-Uni­ für seine Schädelsammlung berühmter Profes­ der Mode gekommen. Sie passen wohl nicht toph Lichtenberg. Nach seinem Schulabschluss versität verließen, zum Beispiel „ging ab den sor in Göttingen wurde und heute als Begrün­ mehr in unsere schnelllebige Zeit. Aufgekom­ am Pädagog in Darmstadt studierte Friedrich 8. Octobr. 1773“. der der modernen Anthropologie angesehen men war diese Art des Freundschafts- und Er­ August Jura in Göttingen. 1778 trat er als Bib­ Die Auswertung der Namen wird noch ei­ wird. Georg Christoph Lichtenberg schrieb ihm innerungsbuchs bereits Anfang des 16. Jahr­ liothekar und Archivar in die Dienste des Land­ nige Zeit in Anspruch nehmen. Der Eintrag 1793 in einem Brief: „Ich glaube nicht, dass hunderts. Insbesondere Studenten ließen sich grafen Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt und schon jetzt Ihre Sammlung Ihres Gleichen hat, früher Widmungen von Kommilitonen und ab 1790 in die des Nachfolgers Ludwig X., dem und was das schönste ist, jeder neue Kopf, der Eintrag von Johann Friedrich Lehrern in ihre Stammbücher eintragen, die späteren Großherzog Ludewig I. hinzu kömt, giebt dem vorhergehenden einen Blumenbach, April 1774 oft auch mit Zeichnungen oder Bildern ver­ Das diplomatische Geschick Friedrich Au­ Werth, den er noch nicht hatte. […]. Apropos sehen waren. gust Lichtenbergs begründete seine steile Kar­ können Sie meinen Kopf brauchen? Ich bin Fotos S. 36 und 37: Verein für Dem Museum Ober-Ramstadt wurde jetzt riere am Landgrafenhof. Als Regierungsrat ein Ottenwälder, die am Rhein auf der Stufen­ Heimatgeschichte Ober-Ramstadt aus Privatbesitz ein Studentenstammbuch von nahm er 1797 am Rastatter Kongress teil, von leiter der Civilisation mit den Saxenhäußern Friedrich August Lichtenberg (1755–1819) an­ wo aus er als Geheimer Legationsrat und Ge­ rangiren.“ geboten, dem Neffen des in Ober-Ramstadt sandter für den Landgrafen 1798 nach Berlin Martel Döring geborenen Göttinger Experimentalphysikers zu Verhandlungen im Zusammenhang mit und Aphoristikers Georg Christoph Lichten­ dem Reichsdeputationshauptschluss über die berg (1742–1799). Das Stammbuch ergänzt geplante Säkularisierung geschickt wurde. Von Museum Ober-Ramstadt im Museum die Lichtenberg-Sammlung, die seinem Onkel Georg Christoph Lichtenberg Otto-Weber-Anlage 1 sich nicht nur mit der Person und dem Wir­ erhielt er für seinen Auftritt auf der diploma­ 64372 Ober-Ramstadt ken von Georg Christoph Lichtenberg befasst, tischen und gesellschaftlichen Bühne in Ber­ Tel.: (0 61 54) 5 71 89 sondern auch mit dessen Familie, die seit dem lin mehrere Empfehlungsschreiben. Im Jahr www.museum-ober-ramstadt.de

36 SAMMLUNG UND DOKUMENTATION SAMMLUNG UND DOKUMENTATION 37 Inventarisation im Die Bestände des vereinsbetriebenen Wirt­ zahlreiche Objekte bei der Einrichtung des und die Daten einpflegt. Denn: Nicht alle müs­ schaftsgeschichtlichen Museums „Villa Grün“ Museums in den 1980er Jahren angekauft sen alles können, aber: im Team kommt man Wirtschaftsgeschichtlichen waren in den 1990er Jahren bereits inventari­ worden waren, dass aber nahezu ein Drittel gemeinsam voran. Museum „Villa Grün“ siert worden. Hierzu existieren Altunterlagen, des Bestandes aus dem Antiquitätenhandel Wie viele andere Museen haderte auch das die Auskunft über die damalige Vorgehens­ erworben wurde und oft keinen inhaltlichen Dillenburger Museum mit seinen vollen De­ Erfahrungsbericht und Mutmacher weise und daraus resultierende Probleme ga­ Bezug zu Dillenburg aufweist, war in diesem potflächen. Von Rüstungen bis zum Gezähe ben. Letztere wurden in Zusammenarbeit mit Umfang nicht bekannt. Diese Erkenntnis hilft der Bergleute findet man in diesen Räumlich­ für andere Museen dem Hessischen Museumsverband (HMV) im nun, die Sammlung neu zu bewerten und Über­ keiten alles, was das Herz einer historisch in­ Rahmen des Programms „Sammeln mit Sys­ legungen zum „Entsammeln“ von Objekten teressierten Person höherschlagen lässt, wäh­ tem“ (SmS) aufgearbeitet – der Startpunkt für mit fehlendem Bezug zur lokalen oder regio­ rend eine andere nur fassungslos im Raum In der Regel sind es die Ausstellungen, die das Dillenburger „Abenteuer Inventarisation“. nalen Geschichte anzustellen. steht. Hier stellt sich die Frage, wo man über­ Museen für ein breiteres Publikum wahrnehm­ Zunächst kam heraus, dass die in den haupt anfangen soll, weshalb von Beginn an bar machen und Inhalte popularisieren. Diese 1990er Jahren angewandte Methodik unein­ eine strukturierte Planung wichtig ist. Rainer Söntgen bei der Eingabe sind wichtig und verleihen der Institution eine heitlich war. Zum Teil wurde eine sich in den In Dillenburg wurden die Bestände syste­ von Daten in das Inventarisie- gesellschaftliche Relevanz. Fest steht aber: Inventarnummern widerspiegelnde Systema­ matisch durchgearbeitet. Bei den beteiligten rungsprogramm Primus; Foto: Basis guter Ausstellungsarbeit ist eine gut tik angewandt, zum Teil wurden laufende Vereinsmitgliedern waren der Forscherdrang ConCultura ­dokumentierte und inventarisierte Samm­ Nummern innerhalb einzelner Ausstellungs­ und die Neugierde auf das, was man finden lung, ein Bereich, dem sich der Dillenburger bereiche vergeben. Daraus resultierte eine mul­ würde, geweckt. Als einzelne Objekte benannt Museumsverein seit dem Jahr 2019 verstärkt tiple Vergabe von Inventarnummern. Infolge und bestimmt werden sollten, entstanden widmet. dessen war die eindeutige Zuordnung eines spannende Diskussionen darüber, was denn Objekts – eine Grundvoraussetzung für ein nun für ein Objekt vorlag. Der Volkskundler funktionierendes Inventar – nicht einwand­ Rainer Söntgen (ConCultura GmbH) konnte Ein Objektfoto mit Inventar- frei möglich. nummer und Maßstab: Zünd­ an solchen Stellen oft fundiert Auskunft ge­ apparat „Type ZEB/A20K“ der Aufgrund dieser Problematik sowie der Un­ ben, insbesondere im Bereich der im Museum Zündwerke Ernst Brün für den vollständigkeit der damaligen Inventarisation vorhandenen Handwerksgeräte. Ob nun ein Einsatz im Bergbau; Foto: hat der Dillenburger Museumsverein zusam­ Nut- oder Falzhobel vorliegt, mag zunächst ­Dillenburger Museumsverein men mit dem HMV sowie Historikern der marginal erscheinen, ist es aber bei näherem ConCultura GmbH eine Neuinventarisation Hinsehen keineswegs. Denn um ein Objekt angestoßen. Dabei wurden 1.350 Objekte mit­ fundiert klassifizieren und Arbeitsabläufe kor­ hilfe eines EDV-gestützten Inventarisierungs­ rekt darstellen zu können, ist es wichtig, seine programms erfasst. Die Inventarisation be­ äußeren Merkmale und seine Funktionalität inhaltete die Bestimmung und Klassifikation Im Zuge der Inventarisation arbeiteten Mit­ genau zu kennen. der Objekte und ihrer äußeren Merkmale (z. B. glieder des Dillenburger Museumsvereins ak­ Material und Maße), mögliche Angaben zur tiv mit und eigneten sich dabei die Methoden Daniel Groth beim Vermessen Provenienz und Objektgeschichte, die Zuwei­ des Inventarisierens an. Die restlichen, noch von Exponaten, Walter Gombel sung einer eindeutigen Inventarnummer, die verbliebenen Bestände (ca. 500 Objekte) wer­ bei der Eingabe von Daten in Anbringung derselben am Objekt sowie das den sukzessive von den Vereinsmitgliedern Primus; Foto: ConCultura Fotografieren der Objekte an einer Fotostation auf ehrenamtlicher Basis erfasst. Im Kern be­ mit Maßstab und Inventarnummer. Die An­ steht dieses Team aus vier Personen. Dabei ist gaben zum Objekt, zu denen auch eine kor­ es nicht wichtig, dass jeder alle Schritte glei­ rekte Standortbezeichnung gehört, sowie die chermaßen beherrscht, sondern dass sich die Fotos wurden in die Datenbank Primus ein­ Interessen und Fähigkeiten aller ergänzen. Ne­ gegeben. ben der Fähigkeit, Objekte bestimmen und Eine große Überraschung gab es besonders einordnen zu können, ist es wichtig, dass zu­ hinsichtlich der Herkunft der Objekte. Zwar mindest eine Person gut fotografieren kann, war den Vereinsmitgliedern bewusst, dass eine andere das Computerprogramm beherrscht

38 SAMMLUNG UND DOKUMENTATION SAMMLUNG UND DOKUMENTATION 39 Neu entdeckt wurden bei der Inventarisa­ So diente die Inventarisation in Dillenburg tion zum Beispiel Objekte und Materialien auch als Basis für Überlegungen zur Neukon­ der ehemaligen Dillenburger Bergschule, in zeption des Ausstellungsbereiches im 1. Ober­ der Bergleute zu Steigern ausgebildet wurden. geschoss der Villa Grün. Hierbei wird es darum Die Schulmaterialien und Aufzeichnungen gehen, Wirtschaft, Handwerk und Industrie von ehemaligen Schülern geben nicht nur stärker als bisher in ihren Bezügen zur Ge­ Einblick in die Geschichte der Institution schichte von Stadt und Region zu verorten. selbst, sondern auch in den Alltag innerhalb Zudem sollen zukünftig die kultur- und all­ dieser Institution – eine Dimension, die bis­ tagsgeschichtlichen Dimensionen von Arbeit her in der Ausstellung des Dillenburger und Industrie sowie die Frage, wie Arbeit den „Einzug der Unteroffizierschule“, ­Museums fehlte. Alltag der Menschen in der Region prägte, Rohscan des originalen Kamera- ausführlicher behandelt werden. Negativs, mit Riss und Tape-­ Nach ihren Erfahrungen mit dem Programm Reparatur (links) sowie invertiert „SmS – Sammeln mit System“ des HMV und zu Positiv (rechts) der Inventarisation möchten die Mitglieder des Dillenburger Museumsvereins anderen Museen Mut zusprechen, ebenfalls diesen Weg zu ge­ Originale aus der Oskar Barnacks filmisches Vermächtnis be­ hen. Es lohnt sich, die eigenen Bestände bes­ zeugt ein feines Gespür für Bildkomposition ser kennenzulernen und die gesamte museale Filmkamera Oskar Barnacks und hohe Sorgfalt im Fertigungsprozess. Es Arbeit zu professionalisieren. dokumentiert Experimente mit Rohfilmmate­ Simon Fischer, Daniel Groth rialien, Filmtransport, Aufnahmegeschwindig­ Spätestens seit der Digitalisierung der Kinos keit und Belichtung. Barnacks Filmsujets sind ab 2009/10 wurde deutlich: Analoge Film­ wichtige Zeugnisse der Zeit von 1914 bis zur Wirtschaftsgeschichtliches Museum „Villa Grün“ materialien müssen digitalisiert werden, um Anfangszeit der Weimarer Republik. Sie zeigen Schlossberg 3 diesen Teil des deutschen Filmerbes verfügbar uns Momente des Alltäglichen, wie Feierabend 35683 Dillenburg zu halten. Seit 2012 fördern die Beauftragte am Werkstor und sommerliches Badevergnü­ Tel.: (0 27 71) 26 61 65 der Bundesregierung für Kultur und Medien gen, Festlichkeiten wie Karneval, Schützenfest www.dillenburger-museumsverein.de (BKM) und die Filmförderungsanstalt (FFA) und Ochsenfest in Wetzlar, aus Frankfurt am die Digitalisierung des analogen deutschen Main eine Ruderregatta und einen Modellflug­ Filmerbes. 2018 und 2019 konnten die Filme wettbewerb, Stadtansichten und Menschen in von Oskar Barnack aus öffentlichen Mitteln Bad Ems oder in Wetzlar während eines Hoch­ Simon Fischer und Daniel Groth im Rahmen der Förderprogramme digitalisiert wassers. Barnack reflektiert auch Weltgeschichte­ vor einer Vitrine in der Dauer- werden. Oskar Barnack (1879–1936), berühmt auf lokaler Ebene, etwa in seinen Kriegsgefan­ ausstellung mit zu inventarisie- Eine Inventarisation kann aber auch Desi­ als entwickelnder Ingenieur der Kleinbildka­ genen- und Medizinfilmen oder seinem mög­ renden Objekten; Foto: derate des Bestandes offenlegen und den An­ mera Leica, verwendete erstmals den 35-mm- licherweise letzten Film „Reichsbanner-Um­ Peter Patzwaldt stoß für Sammlungsaufrufe zu bestimmten Kinofilm als Aufzeichnungsmedium für die zug“ von 1924. Themen geben. In Dillenburg gehören dazu Fotografie. Sein Engagement im Filmsektor Der mechanische Zustand der bis heute zum Beispiel Aspekte wie Mobilität und All­ blieb jedoch weitgehend unbekannt. Wäh­ überlieferten Filme ist Indiz dafür, dass sie tagskultur. Jede Sammeltätigkeit sollte aller­ rend der über 10-jährigen Entwicklungsphase mehrheitlich nur eine eingeschränkte Zahl dings mit einem ausformulierten Sammlungs­ bis zur Serienfertigung des Fotoapparates Leica an Projektordurchläufen erlebt haben. Nut­ konzept in Einklang stehen, welches die zu ab 1924 konstruierte Oskar Barnack auch eine zungsspuren und Abnutzungs-Erscheinungen sammelnden Bereiche genau definiert, denn Bewegtbildkamera (März 1913), erarbeitete halten sich in Grenzen, während chemische das Sammeln von Objekten muss ein Prozess zwei weitere Modelle (Mai 1914) und drehte Schädigungen, aber auch Zerstörungen durch mit klar festgelegten Kriterien sein. Außerdem mit diesen Kinokameras bis in die Mitte der spätere Umkopiermaßnahmen ein größeres ist ein Sammlungskonzept für das Thema 1920er Jahre Filme in Wetzlar und Umge­ Problem darstellen. Die Geschwindigkeit fil­ „Entsammeln“ von Bedeutung. bung. mischer Abbauprozesse ist durch ihre Energie­

40 SAMMLUNG UND DOKUMENTATION RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG 41 zufuhr geregelt: Wärme ermöglicht hohe Re­ erst im Herbst 2018 als Depositum der Leica versprödeten Filmoriginale zerstörungsfrei aktionsgeschwindigkeiten, also raschen Zerfall, Camera AG in die konservatorische Obhut scannen zu können, galt es, eine risikofreie Kälte oder Gefrierlagerung bedeutet extrem des DFF. Durch die Zusammenführung aller Methode zur Erhöhung ihrer Flexibilität zu verlangsamte Reaktionsabläufe und somit gute noch überlieferten Filmrollen an einem Ort finden. Einige stabilisierende Reparaturen so­ Konservierungsbedingungen. Eine möglichst und eine sorgfältige Vorbereitung der Digitali­ wie manuelle oder maschinelle Reinigungen Der Film „Kriegsgefangene sehr kalte, konstante Temperatur ist der wich­ sierungsmaßnahme durch genauen Abgleich waren unumgänglich und mussten durch­ Franzosen“ wurde in Glycerin und Kampfer-Atmosphäre ein- tigste Faktor für den Erhalt der Filmoriginale, jeweils aller überlieferten Materialien eines geführt werden können, ohne dass weitere gelegt, um durch die Wieder­ auch für die Zukunft gesehen. Zweitwichtigs­ Werks, Sujets oder Aufnahmeereignisses konn­ Schäden dabei entstanden. Eine chemische befeuchtung eine höhere Flexi- ter Faktor ist die Luftfeuchtigkeit – 35 oder 40 te das Œuvre Barnacks neu definiert werden. Vorbehandlung war deshalb zwingend erfor­ bilität des stark versprödeten Prozent RH (dt. relative Luftfeuchte) gelten als Unbekannte Filmaufnahmen wurden entdeckt, derlich. Filmmaterials zu erhalten guter Wert für die Langzeitarchivierung von bekannte Titel den richtigen Aufnahmen zu­ Kinofilmen in gängigen Klimalagern. Der Zu­ geordnet, verschiedene Fassungen und Varian­ stand der Oskar Barnack Filmoriginale macht ten – entstanden durch Umarbeitung und uneingeschränkter öffentlicher Online-Zugang evident, dass sie einen geringen Teil ihrer Exis­ -kopierung – ermittelt. ist ab August 2020 in mittlerer Auflösungsgüte tenz in kalt temperierten, klimatisierten De­ auf www.filmportal.de möglich. pots verbrachten. Sie wurden 80 oder mehr Anke Mebold Jahre deutlich zu warm und bei wechselnder Luftfeuchte gelagert und zeigen deshalb für ihr Alter überdurchschnittliche chemische DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Schädigungen und Zersetzungserscheinungen: Filmarchiv Braunverfärbung der (originalen?) drastische Schrumpfung und Verformung, Friedrich-Bergius-Str. 5 Positivkopie des Films „Blut- Vergilbung und Braunfärbung, aufgrund von 65203 Wiesbaden transfusion bei einem Hund“ Feuchtigkeitseinwirkung und Abbauprozessen Tel.: (06 11) 9 70 00 durch Feuchtigkeitseinwirkung verklebte oder trocken verhärtete Filmwickel www.deutsches-filminstitut.de sowie durch Weichmacherverluste extreme Versprödung. In sogenannten Exsikkatoren wurden die Barnack-Filme Für Mai 1914 dokumentiert getrocknet ­Barnacks Werkstattbuch die Filmsplitter der originalen Positiv­ Weiterentwicklung der Film­ Kompilationsrolle LC 191-017, Teil 2, mit Original-Negativ­ kopie von „Kriegsgefangene kamera: „Aufnahmekino, 2 neue aufnahmen in starker Zersetzung, Filmdose mit Etiketten Franzosen IV / Kriegsgefangene Die weiteren Bearbeitungsschritte nach er­ Modelle“ und eines Filmprojek- der 1950er Jahre Turkos“ – das Resultat extremer folgreichem Scanning waren vergleichsweise tors: „Wiedergabekino, neuer Versprödung einfach und routiniert, ausgeführt gemäß den Greifer“ sowie die Patentanmel- Empfehlungen der DIN Spec 15587. In der dung der später Leica genannten Kleinbildkamera: „Liliput Kamera, Die Durchführung der Digitalisierungs­ Nachbearbeitung erfolgte im Wesentlichen Patent Anm.“; Foto: Archiv Leica maßnahme erfolgte angepasst an die materi­ die Lichtbestimmung, szenenweise durch­ Camera AG, Wetzlar ellen Anforderungen der Originale, praktisch geführt in Angleichung an Gradation und ungeachtet ihres Zustands, durch die Firmen Farbwerte der Originale, gefolgt von Retusche­ Fotos S. 41 bis 43 ARRI Media, München mit Unterstützung des eingriffen in geringem Umfang: Verschmut­ (wenn nicht anders angegeben): Schweizer Experten Reto Kromer und Haghe­ zungen, Emulsionsverluste, Schrammen wur­ Anke Mebold, DFF film Digitaal, Waddinxveen, Niederlande. Das den entfernt oder abgemildert, soweit arte­ Eine erste Runde der Sicherung und Verfüg­ Restaurierungsziel war die Erstveröffentli­ faktfrei bzw. plausibel möglich. barmachung erfolgte Mitte der 1950er Jahre. chungsfassung, alternativ die ursprüngliche Über den Filmverleih des DFF ist die Aus­ 1999 wurde etwa die Hälfte der Filmrollen des Kameranegativ-Fassung. Die Bildinhalte der leihe der Filme von Oskar Barnack als DCP früheren Leitz Firmenarchivs dem Deutschen braunpudrig verhärteten und verklebten Rol­ (Digital Cinema Package) für eine Kinovorfüh­ Filminstitut – DIF in Frankfurt übergeben. Die len konnten erst nach Einsatz eines speziellen rung nun möglich, ebenso als Blu-Ray oder zweite Hälfte des Barnack-Filmbestands kam Scanners gesichtet werden. Um die vielen stark ProRes-Datei für die museale Präsentation. Ein

42 RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG 43 Ära beginnt mit dem porträtierten fürstlichen Bei dem Bildnis von Marie Sophie Luise Thurn- und Taxis’schen Poststallmeister Phi­ Kempff handelt es sich um ein Ölgemälde lipp Heinrich Kempff (1729–1801). Sein Enkel auf Leinwand, das auf einen Keilrahmen ge­ Rahmenecke unten links mit Fritz Kempff (1801–1871) war der letzte Post­ spannt und in einem reich verzierten Rahmen ­alter, unsachgemäßer Fehlstellen­ meister der Familie. Er wurde wie seine Ehe­ aus dem 19. Jahrhundert präsentiert wird. Wäh­ ergänzung und Überfassung frau Marie Sophie Luise Kempff (1810–1873) rend das Gemälde, abgesehen von den natür­ von Trautschold porträtiert. Das fünfte Ge­ lichen Alterungsprozessen, einen relativ guten mälde der Schenkung zeigt die vier Kinder Zustand aufwies, war der Rahmen in der Ver­ stellen zu verzeichnen. Die Leinwand wurde des Ehepaars. gangenheit stark beschädigt und unsachgemäß doubliert und der Keilrahmen rückseitig mit Trautscholds Porträt der Marie Sophie Luise restauriert worden. Große Teile der ausladen­ Querverstrebungen stabilisiert. Zudem war der Kempff und das von einem unbekannten Ma­ den Ornamente waren abgebrochen und ver­ Rahmen beidseitig verschmutzt und wies klei­ ler angefertigte Porträt der Maria Katharina loren gegangen. Diese Fehlstellen wurden in nere Fehlstellen und Lockerungen in der Farb­ Kempff (1732–1805), der Ehefrau des oben ihrer Form und Oberflächenstruktur unpas­ schicht auf. ­erwähnten Philipp Heinrich, wurden von der send ergänzt. Zum Teil überdeckte die dabei Wichtigste Arbeitsschritte und Schwerpunkt Diplom-Restauratorin Sabine Kuypers aufwen­ verwendete Kittmasse auch originalen Bestand. der konservatorischen und restauratorischen dig restauriert. Bei beiden Porträts hatte sich Der gesamte Rahmen wies zudem einen nicht Maßnahmen waren die Oberflächenreinigung der optische bzw. farbliche Gesamteindruck originalen goldfarbenen Anstrich auf, der stark und Sicherung des originalen Bestands durch Vorzustand des Porträts durch Oberflächenverschmutzung und Ver­ nachgedunkelt war. Unter dem Lack fanden eine weitgehende Festigung der lockeren Be­ von Maria Katharina Kempff gilbung des Firnisses unvorteilhaft verändert. sich Reste einer Poliment- und Ölvergoldung. reiche an Rahmen und Bildern. Der Goldlack Um den originalen Farbeindruck wiederherzu­ auf dem Rahmen des Porträts von Marie Sophie stellen, wurde die Abnahme von Verschmut­ Luise Kempff wurde weitestgehend entfernt. Vorzustand des Porträts von Ma- zung und Firnis initiiert. Die Gemälde wiesen Konservierung und Ebenso wurden die alten plastischen Ergän­ rie Sophie Luise Kempff (links); Restaurierung von Porträts darüber hinaus weitere Schäden auf, verursacht zungen extrahiert und erneuert. Abschließend das Porträt nach der Konservie- unter anderem durch einen „Restaurierungs“- wurde der Rahmen vergoldet und patiniert. rung und Restaurierung (rechts) der Gießener Familie Kempff Eingriff in der Vergangenheit. Das Porträt von Maria Katharina Kempff konn­ te weitestgehend von seinem alten Firnis be­ freit werden, sodass nun die originale Farbig­ Das Oberhessische Museum erhielt im Sep­ keit und die ursprüngliche Formgebung wieder tember 2019 eine Schenkung von fünf Porträts erlebbar sind. Die hochstehenden Malschicht­ der Mitglieder der Ratsherren- und Postmeister­ schollen konnten weitgehend gesichert und familie Kempff, die sich bis dahin in Familien­ niedergelegt werden. Es gelang auch, Fehlstel­ besitz befanden. Zwei der Porträts sind Gemälde­ len plastisch zu ergänzen und zu retuschieren, des Malers Carl Friedrich Wilhelm Trautschold Bei dem Porträt der Maria Katharina Kempff sodass im letzten Schritt ein neuer Firnis auf­ (1815–1877), der von 1843 bis 1845 in Gießen zeigten sich einige Schäden, die womöglich getragen werden konnte. lebte und als Zeichenlehrer an der Universität schon vor einer in der Vergangenheit unsach­ Als wichtige Zeugnisse der Stadtgeschichte tätig war. Die Porträts haben einen besonderen gemäßen Restaurierung unterhalb des Mundes sollen in der kommenden Zeit auch die ande­ Stellenwert für das ­Museum, da die Familie entstanden waren. Die Bildschicht wies eine ren drei Porträts von Mitgliedern der Familie seit dem Ende des Mittelalters bis ins 20. Jahr­ Schüsselbildung auf. Das stark ausgeprägte Kempff restauriert werden. hundert in Gießen und der näheren Umge­ Craquelé, ein Riss- bzw. Sprungnetz in der Sabine Kuypers, Linn Mertgen Diplom-Restauratorin Sabine Kuy- bung ansässig war. Sie durchschritt im Laufe Bildschicht, und die sich leicht emporwöl­ pers in ihrem Atelier, während der der Zeit einen gesellschaftlichen Aufstieg vom benden Bildschichtschollen waren mit einem Fehlstellenergänzung am Porträt Schöffenamt über das Amt des Gießener Bür­ sehr dicken, stark gebundenen und glänzen­ Oberhessisches Museum von Maria Katharina Kempff germeisters bis hin zu höchsten hessischen den Firnis überstrichen worden. Im Laufe der Brandplatz 2 Fotos S. 44 und 45: Das Porträt von Maria Katharina Staatsämtern. Seit dem 18. Jahrhundert steht Zeit vergilbte dieser und beeinträchtigte stark 35390 Gießen Sabine Kuypers Kempff nach der Konservierung die Familie Kempff auch in enger Verbindung die ästhetische Wahrnehmung des Objekts. In Tel.: (06 41) 96 09 73 21 und Restaurierung mit der Postgeschichte der Stadt Gießen. Diese einigen Bereichen der Bildschicht waren Fehl­ https://museum.giessen.de

44 RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG RESTAURIERUNG UND KONSERVIERUNG 45 Die mineralogische Sammlung von Dr. Ferdinand Friedensburg Eine Wiederentdeckung am Naturkundemuseum der Stadt Kassel

Im Jahr 1930 bereicherte eine Schenkung den Bestand des Kasseler Naturkundemuseums, bei der es sich nach einem Bericht in der Tages­ zeitung Kasseler Post um „die hervorragende, viele hundert Stück zählende Mineraliensamm­ lung“ des damaligen Regierungspräsidenten Dr. Ferdinand Friedensburg (1886–1972) han­ delte. Die Stücke wurden im ersten Oberge­ schoss des Museums im Ottoneum in fünf ­Vitrinen präsentiert. In Zusammenhang mit dieser Schenkung steht ein von Friedensburg

Titelseite des Sammlungs­ Eine Doppelseite des Samm- Ferdinand Friedensburg zu der Zeit, als er dem Kasseler kataloges von Ferdinand lungskataloges von Ferdinand Naturkundemuseum seine Sammlung übergab; Foto: ­Friedensburg; Foto: Natur­ Friedensburg; Foto: Naturkunde­ ­Familienarchiv Friedensburg kundemuseum im Ottoneum museum im Ottoneum

verfasster, handschriftlicher Sammlungskata­ Geistes- und Rechtswissenschaften erhalten. und fragte an, ob er einige entbehrliche Stücke log mit Einträgen zu 1.432 Mineralien, der 1911 promovierte er in Breslau im Fach Geo­ wiederhaben könne, um sie für die Lehre in vor einigen Jahren im Naturkundemuseum logie und legte dort 1914 am Oberbergamt Berlin zu gebrauchen, denn er war in diesem wiederaufgefunden wurde. Er gab nun den sein Examen als Bergassessor ab. 1920 begann Jahr Professor für Bergwirtschaftslehre an der Anlass, sich intensiver mit dem Sammler und er eine Verwaltungslaufbahn, wurde Landrat TU Berlin geworden. Friedensburg beabsich­ der Geschichte der in verschiedener Hinsicht in Westpreußen, Polizeivizepräsident in Berlin tigte auch, zwei „damals ausdrücklich nur als wertvollen Sammlung zu beschäftigen. Dazu und 1927 Regierungspräsident in Kassel, bis Leihgabe“ vermerkte Stücke – eine Flußspat­ wurden nicht nur der Katalog komplett tran­ ihn 1933 die Nationalsozialisten aus dem Amt gruppe aus Derbyshire und einen Ammoniten skribiert, sondern auch die heutigen Ortsbe­ entfernten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wur­ von Harzburg – wieder mitzunehmen. Her­ zeichnungen der aufgeführten Fundorte re­ de er Leiter des Deutschen Instituts für Wirt­ mann Schulz, damaliger Museumsleiter, schick­ cherchiert und die angegebenen Namen der schaftsforschung in Berlin und Ende 1946 zum te am 11. August 1953 eine Notiz an den Ober­ Mineralien durch Bezeichnungen, die dem stellvertretenden Bürgermeister von Groß- bürgermeister, dass „nur wenig Aussicht [be­ aktuellen Forschungsstand entsprechen, er­ Berlin gewählt. Von 1952 bis 1965 gehörte steht], die Wünsche […] zu erfüllen, denn das gänzt. Vereinzelt gelang es bereits, Stücke aus er dem Deutschen Bundestag an. gesamte erhaltene Sammlungsmaterial, das dem Bestand des Naturkundemuseums der Am 5. August 1953 kündigte Prof. Dr. Fer­ durch die Kriegseinwirkungen vollständig Sammlung Friedensburg zuzuordnen. dinand Friedensburg dem Oberbürgermeister durcheinander kam, ist zunächst erst roh Friedensburg, in Schlesien geboren, hatte der Stadt Kassel seinen Besuch an. Er wollte ­vorgeordnet. […] Die betreffenden Fachleute durch sein Studium zunächst in Marburg, sich am 13. August nach dem „Verbleib der haben aber noch lange zu tun, ehe alle Stücke dann an der preußischen Bergakademie Ber­ seinerzeit von mir [F. F.] der Stadt Kassel über­ wieder klar bestimmt sind.“ Leider ist dieser lin eine umfassende Ausbildung in Natur-, lassenen Mineraliensammlung“ erkundigen letzte Satz heute noch so aktuell wie damals.

46 FORSCHUNG FORSCHUNG 47 der genannten Fundstellen sind seit Langem geordnet werden, der Mineralnamen, Größen-, nicht mehr zugänglich. Spezifizierungen gibt Fundstellen- und Wertangaben, jedoch keine es in Bezug auf Farbe, Form, Metall-Gehalt, zu den Sammlern enthält. Nach den ersten Bildungsart und Kristallisation, selten auf das Forschungsergebnissen im Zuge der Aufarbei­ Alter der Stücke. tung der Sammlung Ferdinand Friedensburg Es stellte sich die Frage, wann der Katalog besteht die Hoffnung, dass noch weitere Stü­ und in welchem Zeitraum die Sammlung ent­ cke aus dem Bestand des Kasseler Naturkunde­ standen sind. Auf der vorletzten beschriebenen museums wieder zugeordnet werden können, Katalogseite ist vermerkt: „17. I. 1914 / 292 da nun die Beschriftungsart bekannt ist, der verschiedene Arten“ (zunächst wohl 287). Wert des jüngeren Kataloges erkannt wurde Wenn dies als Abschlussdatum des Kataloges und der Katalog Friedensburg für weitere Frage­ gewertet werden soll, scheint Ferdinand Frie­ stellungen vollständig transkribiert vorliegt. densburg seine Sammlung in weniger als 20 Cornelia Kurz Jahren zusammengetragen zu haben. Denn Kupferblech aus der Calumet Mine in Michigan, versehen in den „Lebenserinnerungen“ schreibt er, dass mit drei unterschiedlichen Sammlungsnummern, Samm- lung Friedensburg Malachit aus der seit den 1870er er „schon als Zehnjähriger begann […], eine Naturkundemuseum im Ottoneum Jahren aufgelassenen Grube „Fer­ Mineraliensammlung anzulegen […]“. Ob die Steinweg 2 dinand“ bei Nanzenbach (Dillen­ ersten Stücke, die der junge Friedensburg zu 34117 Kassel burg), Sammlung Friedens­burg sammeln begann, im Katalog verzeichnet Gruben Friedensburg tätig war, Mineralien. Tel.: (05 61) 7 87 - 40 51 sind, lässt sich nicht nachvollziehen, da die So ist in Friedensburgs „Lebenserinnerungen“ www.naturkundemuseum-kassel.de Eintragungen weder datiert noch in chrono­ zu lesen: „Auch lieferte der Flußspatgang vie­ Schulz berichtete am 17. August 1953 dem logischer Abfolge der Stationen seiner Ausbil­ le blinkende Kristalle, die meine wachsende Bornit aus der Levant Mine, Corn­ Oberbürgermeister, dass Friedensburg bei sei­ dungs- und Dienstzeit im Bergbau gelistet sind. Mineraliensammlung bereicherten.“ Gemeint wall, Sammlung Friedensburg nem Besuch die Fluoritstufe sowie ein Stück Nach den Eintragungen im Katalog stammen ist der Fluorit-Bergbau in Stolberg im Südharz, Uran-Pechblende aus St. Joachimsthal (heute allerdings aus allen Bergbau-Revieren, in deren in dem Friedensburg 1905/06 während des Fotos S. 48 und 49: Jáchymov, Tschechien) zurückerhielt, der Am­ Vorbereitungsjahres für das Studium arbeitete. Klaus Kurz, Kassel monit aber nicht aufgefunden wurde. Zudem war er im Braunkohle-, Kupferschiefer-, Der doppelt verzwillingte Feld- Das im Katalog einliegende ehemalige Aus­ spat im Granit aus Cornwall ver- Salz-, Kupfer- und Eisenerz-Bergbau im Harz anschaulicht die Verwachsung stellungsetikett spricht von 432 Stücken, die und Harzvorland tätig. Während seines Studi­ der Kristalle nach zwei unter- im Jahr 1930 dem Naturkundemuseum ge­ ums in Marburg erkundete er die Umgebung, schiedlichen kristallografischen schenkt wurden. Ob tatsächlich alle im Katalog reiste aber auch bis in die Alpen; die Semes­ Gesetzen, Sammlung Friedens- aufgeführten 1.432 oder nur 432 Stücke über­ terferien während der Studienzeit in Berlin burg geben wurden, ist aktuell nicht bekannt. Der verbrachte Friedensburg unter anderem auf einzige Briefverkehr mit Ferdinand Friedens­ der Zeche „Consolidation“ bei Gelsenkirchen, burg, der im Archiv des Naturkundemuseums und seine Abschlussarbeit führte ihn in die vorliegt, lässt auf die gesamte Übergabe der Niederlausitz. Während seines Referendariats Sammlung schließen. war er in den Revieren im Saarland und im Die Stücke im Katalog sind durchnumme­ Ruhrgebiet sowie in Beuthen (Schlesien; heute riert und mit Mineral- bzw. Erzname und Fund­ Bytom, Polen) eingesetzt. Die Reviere in Eng­ ort versehen. Etwa 10 Prozent der Einträge land und Süd-Wales lernte er 1912 auf einer Literatur weisen Änderungen auf. Nur 146 Stücke sind Studienreise kennen. Nadine Freund: Teil der Gewalt. Das Regierungs­ ohne Fundort angegeben, insgesamt jedoch Ein Kupferblech aus der Sammlung Frie­ präsidium Kassel und der Nationalsozialismus. weit über 500 verschiedene Fundorte unter­ densburg weist neben ursprünglicher und Marburg­ 2017 schiedlich detailliert verzeichnet: von aus­ ­aktueller Sammlungsnummer noch eine wei­ Ferdinand Friedensburg: Lebenserinnerungen. schließlicher Nennung eines Kontinents bis zur tere auf: Diese „50“ konnte einem nach dem ­Frankfurt am Main 1969 Bezeichnung einzelner Bergbaugruben. Viele Zweiten Weltkrieg entstandenen Katalog zu­

48 FORSCHUNG FORSCHUNG 49 NEUE PUBLIKATIONEN

Gitta Böth, Manfred Hartmann, Viktor Pröstler: Sabine Maurischat: Konservierung und Pflege von Katrin Bauer, Dagmar Hänel, Thomas Leßmann Susanne Gesser, Nina Gorgus, Angela Jannelli Werkzeuge. Eine Typologie für Museen und Samm- Kulturgut. Ein Leitfaden für die Praxis (Schriften (Hg.): Alltag sammeln. Perspektiven und Potentiale (Hg.): Das subjektive Museum. Partizipative lungen, Teil 1 (MuseumsBausteine, Bd. 20.1). zum Kultur- und Museumsmanagement). Bielefeld: volkskundlicher Sammlungsbestände. Münster, ­Museumsarbeit zwischen Selbstvergewisserung Hg.: Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen Transcript-Verlag, 2020. 203 Seiten New York: Waxmann Verlag, 2020. 297 Seiten und gesellschaftspolitischem Engagement (Edition in Bayern. München, Berlin: Deutscher Kunst­ Museum, Bd. 31). Bielefeld: Transcript-Verlag, verlag, 2020. 144 Seiten Museale Konservierung und Pflege von Kultur­ Sammeln von Alltag, was ist damit gemeint? 2020. 230 Seiten gut finden meist hinter verschlossenen Türen Alltag meint das Vertraute und die Routine Von A wie Ahle bis Z wie Zange: Werkzeuge statt, sodass Besucherinnen und Besucher der im Rahmen von Arbeit, Freizeit, Wohnen, Im Historischen Museum Frankfurt (HMF) gehören in den meisten historischen und kul­ Museen, aber auch Fachleute im Museums­ Kleidung, Nahrung, aber auch in der Kom­ spielen partizipative Strategien schon seit den turgeschichtlichen Museen zum selbstverständ­ umfeld oft nur eine vage Vorstellung davon munikation. In der Alltagskultur bildet sich 1970er Jahren eine wesentliche Rolle. Bei der lichen Sammlungsbestand. Oftmals wurden haben. Die Autorin möchte mit dem vorlie­ gesellschaftliche Ordnung ab, sind Identitäten, Neukonzeption des Hauses 2017 wurde der ganze Werkstatteinrichtungen ins Museum genden Leitfaden Einblicke in die mit Museen Hierarchien, Werte und Normen eingeschrie­ explizite Anspruch umgesetzt, Vielstimmig­ übertragen, aber auch Einzelstücke spiegeln verbundenen Bereiche der Restaurierung ge­ ben. Alltagsobjekte sind damit Vermittlungs­ keit und Multiperspektivität zu ermöglichen, Arbeit und Handwerk vergangener Jahrhun­ ben und Grundlagen für den richtigen Um­ medien des Alltags. Alltagskultur zu sammeln so wie es der diversen Frankfurter Stadtgesell­ derte wider. Aufgrund der vielfältigen Aufga­ gang mit Kulturgut vermitteln. bedeutet also, dass neben dem gezielten Er­ schaft entspricht. An diese Zielsetzung knüpft ben und des speziellen Einsatzes ist die Bestim­ Schwerpunkte des Buches sind die Objekt­ werb von Objekten auch deren eigene Logi­ der hier vorgestellte Sammelband nun an. Er mung der Werkzeuge und ihrer Funktion im­ materialität, das Objekthandling, das Inven­ ken erfasst werden müssen. Daraus folgt eine basiert auf der Ausrichtung der internationalen mer wieder eine Herausforderung. tarisieren sowie das Erkennen von Schadens­ Reihe von Fragen, etwa: Wie lassen sich digi­ Konferenz „The Subjective Museum? The im­ Die vorliegende Begriffssammlung befasst bildern an Museumsgut. Damit sollen Hilfe­ tale Alltagswelten sammeln und dokumentie­ pact of participative strategies in the museum“, sich mit vier Werkzeuggruppen, erläutert ihren stellungen gegeben werden, wie man objekt­ ren? Wie verallgemeinerbar sind einzelne all­ die in Kooperation mit der portugiesischen Gebrauch und ihre Geschichte: Äxte und Beile; schonend mit historischen Kulturgütern um­ tagskulturelle Sammlungen? Universität Lusófona in Lissabon vom 26. bis Feilen, Raspeln und Schaber; Hobel; Hacken, geht, kritische Zustände an diesen erkennt Die „Arbeitsgruppe der Landesstellen und 28. Juni 2017 im HMF veranstaltet wurde. Den Haken, Harken und Hauen. Über die Darstel­ und im Bedarfsfall die Objekte an Fachkräfte andere Forschungsinstitutionen“ in der Deut­ konkreten Rahmen für die Tagung und Publi­ lung in typologischen Zusammenhängen für die Restaurierung weiterleitet. schen Gesellschaft für Volkskunde, Vertreter kation bot ein durch die Bundeskulturstiftung ­hinaus werden die einzelnen Fachbegriffe Zu Beginn werden der komplexe und viel­ verschiedener Landesstellen, Museen und geförderter 18-monatiger Arbeitsaufenthalt durch ein alphabetisches Register erschlossen. seitige Beruf des Restaurators umrissen und Universitäten befassten sich dazu mit Über­ von Gastwissenschaftlern – Fellows – an 38 Das Glossar bietet ergänzend die Erläuterung seine Aufgabenfelder in den musealen Samm­ legungen, die in diesen Sammelband Eingang deutschen Museen. Die Fellows hatten die wiederkehrender Begriffe zu typischen Gestal­ lungen beschrieben. Im folgenden Kapitel fanden. Die 14 Beiträge sind vier Gruppen zu­ Möglichkeit, mit den jeweiligen Museums­ tungsmerkmalen sowie zu Herstellungstech­ geht die Autorin auf den Umgang mit Kultur­ geordnet: Beginnend unter dem Oberbegriff teams vor Ort innovative museologische niken. Über 240 Abbildungen erleichtern die gut im Allgemeinen ein und stellt wichtige „Sammlungslogiken“ beziehen sich einige Konzepte praktisch zu erproben. Am HMF Zuordnung und korrekte Benennung. Aspekte wie den Arbeits- und Objektschutz Aufsätze auf Strategien sowohl verschiedener war als Fellow die brasilianische Museologin Damit erweist sich der Band als unentbehr­ sowie Verpackungsmaterialien vor. Das vierte regionaler Sammler als auch staatlicher DDR- Érica de Abreu Gonçalves. Sie überprüfte das liches Hilfsmittel bei der Inventarisation von Kapitel befasst sich mit der Ausstellungspla­ Institutionen. Subsumiert unter der Rubrik bisherige partizipative Konzept aus der Pers­ Sammlungsgegenständen und ist zugleich ein nung und -umsetzung und den damit ver­ „Aktualisierungen“ geht es dann beispiels­ pektive der brasilianisch-portugiesischen So­ fundiertes Kompendium für Personen, die an bun­denen restauratorischen Aufgaben. Im weise um kulturpolitische Vorgaben bei der ziomuseologie, die sich stark an einer Befrei­ historischen wie modernen Ausführungen ­abschließenden Kapitel werden weiterführende Erfassung sorbischer Alltagskultur. Unter dem ungspädagogik orientiert. von Arbeitsgeräten interessiert sind. Hinweise wie Literatur, Weblinks und Bezugs­ Begriff „Repräsentationen“ werden in den Bei­ Der Sammelband enthält einige der Ta­ Der vorliegende Band entstand in enger adressen für Materialien angegeben sowie Vor­ trägen die Potenziale verhandelt, die Inven­ gungsbeiträge, die über diese gemeinsamen Zusammenarbeit von Mitarbeiterinnen und lagen für ­Zustandsprotokolle zur Verfügung tarisierungs- und Digitalisierungsprojekte er­ Museumsarbeiten berichten, ergänzt durch Mitarbeitern aus regionalen Museumsorgani­ gestellt. Checklisten und Übersichtstabellen möglichen. Abschließend setzen sich unter Statements von Kolleginnen und Kollegen, sationen, kulturwissenschaftlichen Museen in den einzelnen Kapiteln erleichtern das Er­ dem Begriff „Perspektiven“ einige Aufsätze die sich mit der subjektiven Seite von Muse­ und Institutionen sowie Fachfirmen. fassen der Inhalte. mit der zukünftigen Ausrichtung heterogener umsarbeit in der Theorie oder Praxis beschäf­ Sammlungsbestände auseinander. tigen.

50 NEUE PUBLIKATIONEN NEUE PUBLIKATIONEN 51 PERSONALIA

Wolfgang Tölle † und publizierte vielfältig in dessen Fachzeit­ vierte er von 2016 bis 2018 ein wissenschaft­ Katja Leiskau schrift, organisierte Tagungen und Sammler­ liches Volontariat am Weltkulturen Museum, Im November 2019 verstarb im 80. Lebens­ treffen. Kremers großes Wissen über seine Ob­ während dessen er 2017 die Ausstellung „And Seit dem 1. Oktober 2019 leitet die Kunst­ jahr Wolfgang Tölle, der viele Jahre Museums­ jekte und die thematischen Zusammenhänge the Beat goes on… Rindenbaststoffe aus den historikerin Dr. Katja Leiskau das Archiv des leiter und erster Vorsitzender des Förderkreises wurde in den letzten Jahren durch Mitglieder Sammlungen des Weltkulturen Museums“ Deutschen Architekturmuseums (DAM) in des Ackerbürgermuseums Grebenstein war. des Vereins Pfunds-Museum Kleinsassen e. V. ­kuratierte. Frankfurt am Main. Sie ist damit verantwort­ Tölle bekleidete beide Ämter durchgehend seit in Video-Interviews festgehalten. Diese sollen lich für einen umfangreichen Bestand, der der Gründung des Vereins vor 40 Jahren. Zu zukünftig im Museum gezeigt werden und so neben 250.000 Architekturzeichnungen und seinen besonderen Verdiensten zählt, dass er das Andenken an Reinhardt Kremer bewahren. -plänen rund 1.600 Modelle sowie knapp 60 sich für die Erhaltung der landgräflichen Mei­ Heike Schuler Architektennachlässe umfasst. Matthias Claudius Hofmann; erei eingesetzt und deren Ausbau zum Museum Katja Leiskau studierte an der Philipps-Uni­ Foto: Wolfgang Günzel für die Stadtgeschichte Grebensteins erfolg­ Die Papierrestauratorin Heike Schuler ist seit versität Marburg Kunstgeschichte, Russische reich vorangetrieben hatte. Matthias Claudius Hofmann April 2019 für die grafische Sammlung und Sprache und Literatur sowie Grafik und Male­ Wolfgang Tölle Die Bürgerinnen und Bürger der Region Bibliothek des Deutschen Architekturmuseums rei. Während ihrer Promotion zur Architektur ­bekamen durch zahlreiche von ihm kuratierte Matthias Claudius Hofmann M. A. leitet seit (DAM) in Frankfurt verantwortlich. Hier stand und Geschichte staatlicher Archivzweckbau­ Ausstellungen, Vorträge und Publikationen 2018 als Kustos die Abteilung Ozeanien im zunächst die Neueinrichtung und Umstruktu­ ten 1871–1945 arbeitete sie ab 2001 zunächst wichtige Aspekte der Grebensteiner Stadtge­ Weltkulturen Museum in Frankfurt am Main. rierung der Papierwerkstatt auf dem Plan. Zu­ als Archivangestellte am Deutschen Dokumen­ schichte vermittelt. Sein Lebenswerk war die Er studierte Ethnologie und Religionswissen­ künftig werden Restaurierung und Konservie­ tationszentrum für Kunstgeschichte – Bild­ Erforschung der Geschichte der Friedrich- schaft in Göttingen. Während eines 18-mona­ rung, Sammlungspflege und Ausstellungs­ archiv Foto Marburg. Verschiedene Stationen Wilhelms-Nordbahn, einer Eisenbahnstrecke, tigen Studienaufenthaltes in Apia (Samoa) wesen im Fokus stehen. als wissenschaftliche Projektkoordinatorin die 2019 mit der Eröffnung des Grebensteiner und Wellington (Neuseeland) konzentrierte er Nach einer Ausbildung zur Grafikdesignerin mit dem Arbeitsschwerpunkt Digitales Samm­ Eisenbahnweges ihren Abschluss fand. sich zudem auf Maori Studies, Pacific Studies am Staatlichen Berufskolleg für Glas-Keramik- lungsmanagement führten sie zwischen 2008 Heike Schuler; und Geschichtswissenschaften mit Schwer­ Gestaltung in Rheinbach bei absolvierte und 2011 an das Architekturmuseum der TU Foto: Kirsten Bucher punkt auf Samoa und den Pazifik. Als regio­ Heike Schuler das Studium der Restaurierung Berlin, nach Dresden zu den Staatlichen Kunst­ nalen Schwerpunkt hat er sich auf die Ethno­ und Konservierung von Schriftgut, Grafik und sammlungen (SKD) und der Deutschen Foto­ Reinhardt Kremer † grafie Polynesiens mit besonderer Berücksich­ Buchmalerei an der Fachhochschule Köln. thek (SLUB) sowie an die Universität Erfurt. tigung Samoas ausgerichtet. Sein Forschungs­ Das Studium schloss sie 2011 mit ihrer Dip­ Seit 2012 konzipierte und betreute sie als Fach­ Reinhardt Kremer aus Hofbieber-Kleinsassen interesse gilt der materiellen Kultur und oralen lomarbeit über die Restaurierung einer mittel­ referentin an der Sächsischen Landesbiblio­ verstarb am 12. März 2020 im Alter von 79 Tradition dieser Region, der ethnologischen alterlichen Wachsschreibtafel ab. Anschlie­ thek, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) Jahren. Seit Kindertagen sammelte er Waagen, Objektforschung und der Theorie der Gabe. ßend arbeitete sie freiberuflich für ein Atelier in Dresden vorrangig drittmittelgestützte di­ Gewichte, Maße und historische Messinstru­ In der Ethnologischen Sammlung der Georg- für Papierrestaurierung in Köln. Von 2012 bis gitale Angebote im Bereich der Kunst und mente. Der Sammeleifer des Sozialpädagogen, August-Universität Göttingen war er langjäh­ 2019 war Heike Schuler als Grafikrestauratorin Fotografie.­ der als Professor in Kassel lehrte, ließ den Be­ rig als Museumspädagoge tätig und begleitete am Historischen Museum Frankfurt tätig, be­ Als wichtiges Ziel für die kommenden Jahre stand auf 40.000 Stück anwachsen. Diese als wissenschaftlicher Mitarbeiter die Neuge­ treute dort die grafische Sammlung und war benennt die neue Archivleitung des DAM Dr. Katja Leiskau; stellte Kremer in dem 2001 eröffneten pri­ staltung der Dauerausstellung „Polynesien“ an der Planung und Realisierung zahlreicher ­eine systematische digitale Aktivierung der Foto: Kirsten Bucher vaten Pfundsmuseum­ in seinem Heimatort (2010). An der Sonderausstellung „Samoa – Ausstellungen – darunter die 2017 eröffnete international ausgerichteten Sammlungen, Reinhardt Kremer aus, das er mit Unterstützung eines Vereines be­ Menschen, Landschaft und Kultur im Südpa­ große neue Dauerausstellung – beteiligt. um deren öffentliche Sichtbarkeit zu erhöhen trieb. Mit großer Freude führte er als Museums­ zifik vor hundert Jahren. Fotos des Göttinger und die Recherchemöglichkeiten deutlich zu leiter Schulklassen durch sein Museum und Naturwissenschaftlers Otto Tetens 1902–1905“ verbessern. wusste die Inhalte durch Anekdoten und Ge­ in der Unibibliothek Göttingen (2012) war er schichten anschaulich zu vermitteln. Kremer als Co-Kurator beteiligt. engagierte sich tatkräftig als Mitglied bei „Maß Nach einem 12-monatigen Feldforschungs­ und Gewicht“ – Verein für Metrologie e. V. aufenthalt in Samoa von 2014 bis 2015 absol­

52 PERSONALIA PERSONALIA 53 Dorothee Linnemann Kassel tätig. Für viele ist sie keine Unbekannte, Daniel Burger-Völlmecke sische Archäologie. Nach Stationen an Museen da sie bereits seit 2018 als Elternzeitvertretung in Karlsruhe, auf der Darmstädter Mathilden­ Dr. Dorothee Linnemann ist seit dem 1. März dort gewirkt hat. Das Stadtmuseum Wiesbaden hat seit Mai höhe und als Geschäftsführer einer Galerie in 2020 neue Kuratorin für die Grafische und Nach dem Studium der Europäische Ethno­ 2020 mit Dr. Daniel Burger-Völlmecke einen Karlsruhe leitete er das Museum Giersch seit Fotografische Sammlung sowie für die Abtei­ logie/Kulturanthropologie, Kunstgeschichte neuen wissenschaftlichen Mitarbeiter. Nach der Eröffnung im Jahr 2000 als Gründungs­ lung Medien und Kommunikation am Histo­ und Germanistik an der Georg-August-Uni­ dem Studium der Vor- und Frühgeschichte direktor. Im Auftrag der Stiftung Giersch etab­ rischen Museum Frankfurt (HMF). Im Anschluss versität Göttingen absolvierte Regina Löneke mit Schwerpunkt der Provinzialrömischen lierte er mit seinem Team das Haus mit viel­ an ein 2004 abgeschlossenes Studium der Neu­ ein Volontariat am Schleswig-Holsteinischen ­Archäologie in Mainz wechselte er nach Frei­ seitigen Wechselausstellungen und begleiten­ eren und Neuesten Geschichte, Kunstgeschich­ Landesmuseum für Kunst- und Kulturgeschich­ burg und promovierte dort über das römische den wissenschaftlichen Katalogen als eine In­ te und Westslavistik (Polonistik) an den Uni­ te Schloss Gottorf. Ihre Dissertation verfasste Legionslager von Mainz. Während der Promo­ stitution für die Kunst- und Kulturgeschichte versitäten Münster und Krakau promovierte sie zum Werteverständnis mennonitischer tion war er von 2011 bis 2017 in Frankfurt am der Region Rhein-Main. Die programmatische sie an der Universität Münster. Seit 2006 hat Aussiedlerfamilien aus den Dörfern der Region Main an der Römisch-Germanischen Kom­ Ausrichtung mit der anfänglichen zeitlichen Linnemann an zahlreichen Ausstellungspro­ Orenburg/Ural. mission des Deutschen Archäologischen In­ Eingrenzung vom späten 18. bis zum frühen Dr. Dorothee Linnemann jekten mitgearbeitet, unter anderem an der Löneke arbeitete viele Jahre als Freiberufle­ stituts in verschiedenen wissenschaftlichen 19. Jahrhundert öffnete sich im Laufe der Jahre Dr. Daniel Burger-Völlmecke 2017 eröffneten Dauerausstellung „Frankfurt rin im Bereich von wissenschaftlicher Lehre, Projekten tätig. Von 2017 bis 2020 hatte er auch für ältere und jüngere Themenfelder, die Einst?“ im HMF, wo sie von 2011 bis 2013 auch Redaktion, Ausstellungskuratierung und Kul­ die wissenschaftliche Assistenz am Lehrstuhl bis in die unmittelbare Gegenwart reichten. ihr wissenschaftliches Volontariat absolvierte. turvermittlung. In ihren Lehraufträgen, vor­ für Archäologie der Römischen Provinzen an Nachdem das Museum Giersch zum 100-jäh­ Mit den von ihr geleiteten großen Ausstellungs­ nehmlich an der Universität Göttingen, wid­ der Goethe-Universität Frankfurt am Main rigen Bestehen der Goethe-Universität 2014 projekten wie „Damenwahl! 100 Jahre Frauen­ mete sie sich kulturgeschichtlichen Themen, ­inne. an diese angebunden wurde, fanden in den wahlrecht“ und „Kleider in Bewegung – Frauen­ Theorien und Methoden. Sie kuratierte Aus­ Als Archäologe wird Daniel Burger-Völl­ letzten Jahren gemeinsam mit der Hochschule mode seit 1850“ vertiefte sie den Themen­ stellungen zu regionalgeschichtlichen The­ mecke zukünftig für die Zeitspanne von der konzipierte und realisierte Ausstellungen statt. schwerpunkt Frauen- und Geschlechterge­ men, wie zum Beispiel zur Hüteschäferei und Vor- und Frühgeschichte über die Römerzeit schichte am HMF. Weitere Schwerpunkte ihrer Leineschafzucht, und war an der Neukonzep­ bis ins Mittelalter zuständig sein. Die Aufga­ historischen wie musealen Arbeit sind die De­ tion der ehemaligen Kommandantur der KZ- benschwerpunkte liegen dabei in der Betreu­ mokratiegeschichte, die Geschichte des Bür­ Gedenkstätte Moringen in Niedersachsen ung und wissenschaftlichen Erschließung der Birgit Sander gertums im 19. und 20. Jahrhundert sowie beteiligt.­ Sammlung Nassauischer Altertümer (SNA) die Politik- und Mediengeschichte. In vielfäl­ Als Mitarbeiterin der Stiftung „Archiv der ­sowie in der Konzeption und Durchführung Seit dem 1. Mai 2020 hat das Museum Giersch tigen Projekten, Vorträgen und Veröffentli­ deutschen Frauenbewegung“ in Kassel betreu­ von archäologischen Sonderausstellungen für der Goethe-Universität mit der Kunsthistori­ chungen hat sich Dorothee Linnemann mit te sie ab 2002 Forschungsprojekte, so zum die Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden. Ziel ist kerin Dr. Birgit Sander eine neue Direktorin. aktuellen Sammlungsstrategien auseinander­ Beispiel ein durch das Bundesministerium für es, mit der neuen Besetzung die hessenweit 1964 in Hannover geboren, studierte Birgit gesetzt, die die diversen urbanen Lebenswelten Bildung und Forschung gefördertes dreijähriges bedeutende Sammlung Nassauischer Alter­ Sander in Bonn und Wien Kunstgeschichte, des 20. und 21. Jahrhunderts in den Fokus mu­ Projekt zur Bedeutung von ehrenamtlichem tümer wieder zunehmend für die Forschung Germanistik und Geschichte. Nach einem sealer Sammlung und Präsentation rücken. Engagement für die berufliche Entwicklung. zugänglich zu machen und interdisziplinäre Volontariat am Museum für Kunst und Ge­ Die von ihr geplanten zukünftigen Ausstel­ Darüber hinaus hat Löneke ab 2009 diverse Projekte mit Universitäten und Forschungs­ werbe in Hamburg arbeitete sie als Kustodin lungsprojekte konzentrieren sich auf „Frank­ Projekte zur Erfassung und Dokumentation einrichtungen anzuregen. am Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum furter Fotografinnen“ sowie die Demokratie­ des Kulturgutes der Vertriebenen und Flücht­ Schloss Gottorf in Schleswig. Seit dem Jahr geschichte Frankfurts. lingen der Nachkriegszeit durchgeführt. 2000 ist sie in dem von der Stiftung Giersch Künftig wird sie die Beratung der Museen gegründeten Museum am Frankfurter Schau­ in den Kreisen Schwalm-Eder, Hersfeld-Roten­ Manfred Großkinsky mainkai tätig. Sie gab dem Museum, das seit burg, Vogelsberg und Fulda übernehmen bzw. 2015 zur Goethe-Universität gehört, mit zahl­ Dr. Regina Löneke Regina Löneke fortsetzen. Zu ihren Aufgaben gehört darüber Der bisherige Direktor des Museum Giersch reichen Sonderausstellungen sein spezifisches Dr. Manfred Großkinsky; Foto: hinaus die redaktionelle Betreuung von Ver­ der Goethe-Universität Frankfurt am Main, Profil. Als Kuratorin zeichnete sie zuletzt für Uwe Dettmar, Frankfurt am Main Seit dem 1. April 2020 ist die Kulturwissen­ bandspublikationen und die Planung und Dr. Manfred Großkinsky, ist Ende 2019 in die Ausstellungen „Ersehnte Freiheit – Abs­ schaftlerin Dr. Regina Löneke in Nachfolge von ­Organisation von Fortbildungen. ­Ruhestand gegangen. Der Badener studierte traktion in den 1950er Jahren“ (2017) und Christina Reinsch beim Hessischen Museums­ in Karlsruhe Kunstgeschichte und Neue und „Frobenius – die Kunst des Forschens“ (2019) verband als Museumsberaterin am Standort Neueste Geschichte sowie in Heidelberg Klas­ mitverantwortlich.

54 PERSONALIA PERSONALIA 55 Birgit Sander möchte weiterhin Themen rung des Landes Sachsen und der Stadt Leip­ depots und Unternehmensarchivs sowie des gie und Musikwissenschaften) schloss sich der regionalen Kunst- und Kulturgeschichte zig aufgenommen wurde. In seiner Doktor­ adidas Museums. Im Anschluss an ihre Posi­ ein zweijähriges Promotionsstipendium der aufgreifen und durch Ausstellungen zu bis­ arbeit untersuchte er das soziale Gedenken tion an der Schnittstelle von Wirtschaft und Dr. Axe-Stiftung an. Zugleich war sie als Frei­ lang wenig beachteten künstlerischen Positio­ an den Holocaust in Deutschland und die Kultur wechselte sie wieder in die Selbstän­ beruflerin für verschiedene Museen tätig, so nen und Fragestellungen die kulturelle Iden­ Wirkung von historischen Fotografien auf digkeit und begleitete Unternehmen in der für die Bundeskunsthalle Bonn, den Bonner tität der Region Rhein-Main fördern. Es ist ihr das Sehen und Deuten von Geschichte. Nach Planung und Konzeption von eigenen Museen, Kunstverein und das Hällisch-Fränkische weiterhin ein Anliegen, die Verbindung zu Abschluss seiner Promotion kehrte er zur Ge­ Marken- und Erlebniswelten. Dazu zählen etwa ­Museum Schwäbisch Hall, und veröffentlich­ Forschung, Lehre und den Sammlungen der denkstätte für Zwangsarbeit Leipzig zurück. die neue Erlebniswelt von Villeroy & Boch in te in Ausstellungskatalogen und Jahrbüchern. Goethe-Universität zu intensivieren und mit Unter anderem schuf er hier eine interaktive Mettlach, das MontBlanc Museum in Ham­ Die letzten zwei Jahre war sie beim Rhein- universitären Partnern zusammenzuarbeiten, Medien- und Lernstation für die neue Dauer­ burg, die Erlebniswelt Haus Meissen in Meis­ Kreis Neuss im Kulturzentrum Sinsteden für um so neue gesellschaftsrelevante Themen im ausstellung „Im Provisorium: NS-Zwangsarbeit sen oder das Kärcher Museum in Waiblingen. die Museumspädagogik zuständig und be­ Spannungsfeld zwischen Wissenschaft und in Leipzig und beim Rüstungskonzern HASAG“ treute dort die Bereiche Vermittlung, Öffent­ Museum zu erschließen. Wichtig ist es Sander (2016). Zuletzt arbeitete Schönemann an einem lichkeitsarbeit und Digitalisierung. Anna Vös­ Barbara Hölschen zudem, das Museum zukünftig noch stärker Forschungsprojekt zur lebensgeschichtlichen sing möchte die Arbeit ihrer Vorgängerin fort­ in der öffentlichen Wahrnehmung zu positio­ Erfahrung häuslicher Gewalt an der Hoch­ Irene Rörig führen, die bereits bestehenden Angebote des Dr. Birgit Sander; Foto: Uwe nieren sowie Bildung, Vermittlung und Digi­ schule für Technik, Wissenschaft und Kultur Anna Vössing Hauses weiterentwickeln sowie digitale Mög­ Dettmar, Frankfurt am Main talisierung voranzutreiben. Leipzig und lehrte an der Technischen Uni­ lichkeiten der Museumsarbeit ausbauen. Ein versität Chemnitz. Nach über 35 Jahren schied Irene Rörig, Leite­ großes Anliegen ist ihr dabei die Vermitt­ rin des Kulturamts der Stadt Limburg an der lungsarbeit. Lahn, Ende Juni 2020 aus dem Dienst aus. Sebastian Schönemann 1984 hatte sie die Leitung der städtischen Irene Rörig (links); Kunstsammlungen übernommen, deren Barbara Hölschen Foto: © Stadt Limburg; Am 1. Mai 2020 hat Dr. Sebastian Schöne­ Schwerpunkte damals die gestifteten Werke Anna Vössing (rechts) mann die neugeschaffene Stelle des Leiters Zum 1. Juni 2020 hat Barbara Hölschen M. A. des Silhouetten-Künstlers Ernst Moritz En­ der Abteilung Wissenschaft und Ausstellung als Museumsberaterin für Südhessen ihre Arbeit gert, der Nachlass des Expressionisten Josef an der Gedenkstätte Hadamar übernommen. beim Hessischen Museumsverband aufgenom­ Eberz sowie die Aquarelle seiner Frau Gertrud Gemeinsam mit dem Gedenkstättenleiter be­ men. Sie betreut die Kreise Darmstadt-Dieburg, Eberz-Alber bildeten. Das 1985 eröffnete Aus­ treut er die wissenschaftlichen Forschungs- Main-Kinzig, Odenwald und Offenbach sowie stellungshaus „Kunstsammlungen der Stadt und Publikationsprojekte sowie die Daueraus­ die Städte Darmstadt und Offenbach. Daneben Limburg“ sollte nicht ausschließlich ein Mu­ stellung und das wechselnde Sonderausstel­ nimmt sie weitere Schnittstellenaufgaben im seum für die eigenen Sammlungen oder nur lungsangebot. Neben seiner Mitwirkung an Verband wahr – vor allem in der Planung und ein „Ernst Moritz Engert-Museum“ werden. der Neugestaltung der Gedenkstätte ist er ver­ Konzeption von Fortbildungen sowie im Es wurde entschieden, die Räume für Kunst- antwortlich für die Sammlung und Dokumen­ Change Management. Ausstellungen allgemein einzurichten und Dr. Sebastian Schönemann tation, die biografische wie wissenschaftliche Die studierte Archäologin und Kulturwis­ das Haus mit wechselnden Ausstellungen zu Auskunftserteilung und die Bibliothek. senschaftlerin (Freiburg i. Br. und Basel/CH) bespielen. So hat seit 1985 Irene Rörig mehr Ulrich Lange Nach dem Abschluss seines Studiums der entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für als 200 Ausstellungen im Haus am Fischmarkt Luisa Wipplinger Soziologie und Politikwissenschaft an der Uni­ Museen und Sammlungen und absolvierte betreut und dabei den eigenen Sammlungen, versität Leipzig arbeitete Sebastian Schöne­ neben ihrem Volontariat bei den Städtischen der zeitgenössischen Kunst wie auch regional Nach 30 Jahren als Leiter des Museums für mann als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Museen Freiburg den Studiengang Museums­ angesiedelten Künstlerinnen und Künstlern Stadtgeschichte und Volkskunde Heppen­ Internationalen Suchdienst (heute: Arolsen kommunikation. Im Anschluss daran plante Raum zur Entfaltung gegeben. heim ist Diplomhistoriker Ulrich Lange am Archives) und übernahm für den damals neu und konzipierte Barbara Hölschen Ausstellun­ Anna Vössing M. A. übernahm zum 1. Juli 1. September 2020 in den Ruhestand gegangen. gegründeten Bereich Forschung und Bildung gen für Unternehmen wie etwa Faber-Castell 2020 die Leitung des Kulturamtes und damit Seine berufliche Laufbahn in der Museums­ die stellvertretende Leitung. Anschließend er­ AG oder Mahle GmbH. auch die Kunstsammlungen in Limburg an landschaft begann 1977 im Glockenmuseum arbeitete er das Konzept für die Gedenkstätte Von 2007 bis Mitte 2014 leitete Barbara der Lahn. Nach ihrem Studium an der Rhei­ Apolda als wissenschaftlicher Mitarbeiter, wo für Zwangsarbeit Leipzig, auf dessen Grundlage Hölschen bei der adidas AG in Herzogenaurach nischen Friedrich-Wilhelms-Universität in er die Dauerausstellung zur Wirk- und Strick­ die Gedenkstätte in die institutionelle Förde­ den Planungsstab zum Aufbau des Museums­ Bonn (Kunstgeschichte, Klassische Archäolo­ warenindustrie umsetzte. 1986 wechselte er

56 PERSONALIA PERSONALIA 57 örtlichen Gymnasium und verschiedenen wurden in der von ihr kuratierten Sonderaus­ Aufbau und der Erschließung dieser Samm­ Grundschulen realisiert werden. Mit seinem stellung „Unter Verdacht – NS-Provenienzfor­ lung sowie der Erforschung und Vermittlung Engagement machte er das Museum für Stadt­ schung im Städtischen Museum Göttingen“ deutsch-jüdischer Familiengeschichte. Für geschichte und Volkskunde zu einem festen 2019 präsentiert. Im Rahmen dieses Projektes das Archiv Frau und Musik in Frankfurt koor­ Bestandteil des kulturellen Lebens in der Stadt veranstaltete sie auch ein Grundlagenseminar dinierte sie Digitalisierungsprojekte im Rah­ Heppenheim. zur Provenienzforschung an der Georg-August- men der Online-Plattform „Digitales Deut­ Seit dem 1. August 2020 arbeitet Luisa Universität Göttingen. sches Frauenarchiv“, um die Leistung und Wipp­linger im Museum für Stadtgeschichte Johann wird beim Hessischen Museums­ Netzwerke von musikschaffenden Frauen und Volkskunde Heppenheim und übernimmt verband durch verschiedene Projekte und sichtbarer zu machen. Zuletzt war sie für die nach dem Renteneintritt von Ulrich Lange Maßnahmen die systematische Provenienz­ Museumsstiftung Post- und Telekommunika­ Ulrich Lange (links); seinen Aufgabenbereich. Schon vor ihrem forschung zu NS-verfolgungsbedingt entzoge­ tion am Frankfurter Museum für Kommuni­ Luisa Wipplinger (rechts) ­Bachelorstudium in Geschichte und BWL an nem Kulturgut und kolonialem Erbe fördern kation im Bereich Archiv und Sammlung tätig der Mannheimer Universität absolvierte die und an den nichtstaatlichen Museen in Hes­ und verantwortete dort vor allem die Zusam­ gebürtige Heppenheimerin ein Freiwilliges sen nachhaltig etablieren. Ihr Aufgabenbe­ menführung und Neuordnung des histori­ an das Erfurter Stadtmuseum und war dort Jahr bei der Landesdenkmalpflege in Darm­ reich beinhaltet zudem die Beratung und Be­ schen Archivbestandes. bis 1989 als Museumsleiter tätig. Am 8. No­ stadt und begeisterte sich für die Vielseitig­ treuung der Museen in allen Fragen zur Pro­ Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen vember 1989 flüchtete er aus der DDR und keit der Museumsarbeit. Nach einem zunächst venienzforschung und die Unterstützung bei (Online­ -)Ausstellungen, Digitalisierung von fand seinen neuen Wohn- und Arbeitsort an sechswöchigen Praktikum folgten zwei wei­ Recherchen und Antragstellungen. Ein be­ Kulturgut, Archiv- und Sammlungsmanage­ der südhessischen Bergstraße. Im Mai 1990 tere Jahre als studentische Mitarbeiterin im sonderes Anliegen ist dabei, die Provenienz­ ment sowie der Entwicklung von digitalen bekam Ulrich Lange die Aufgabe anvertraut, Museum Heppenheim. In ihrer neuen Funk­ forschung betreibenden Institutionen zu ver­ Strategien. Sie beschäftigt sich mit Fragen der für das Heppenheimer Museum im Kurmain­ tion sieht Luisa Wipplinger einen Schwer­ netzen. Erschließung, Langzeitarchivierung und Zu­ zer Amtshof eine neue Konzeption zu erarbei­ punkt unter anderem in dem Ausbau digi­ gänglichkeit von Kulturerbe, aber auch mit Anne-Marie Bernhard; ten. Unter seiner Leitung erfolgte dann von taler Angebote und Anwendungen. digitaler Kommunikation und Vermittlung. Foto: privat 1993 bis 1995 der Museumsumbau, die Neu­ gestaltung von Teilen der Dauerausstellung Anne-Marie Bernhard zur Geschichte der Stadt Heppenheim und die Errichtung eines Sonderausstellungsrau­ Saskia Johann Ab Oktober 2020 unterstützt Anne-Marie mes. Weitere Abschnitte der neuen Daueraus­ Bernhard M. A. das Team des Hessischen stellung folgten 1996 und 1998. Daneben rea­ Seit September 2020 ist die Kunsthistorikerin ­Museumsverbands als wissenschaftliche Re­ lisierten er und sein Team 130 Sonderausstel­ und Provenienzforscherin Dr. Saskia Johann ferentin für den Bereich Digitalisierung und lungen, die Werke von überregional und regio­ als wissenschaftliche Referentin beim Hessi­ Sammlungserschließung. Nach ihrem Studium nal bekannten Künstlern (u. a. Horst Antes, schen Museumsverband für die Projektkoor­ der Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft Barbara Klemm) zeigten und vor allem stadt­ dination Provenienzforschung zuständig. und Romanistik in Frankfurt am Main und geschichtliche Themen in den Blickpunkt ­Johann studierte Kunstgeschichte, Klassische Genua war sie zunächst als Lehrbeauftragte rückten. Die Ausstellungen „Plastik, Pop und Archäologie und Psychologie an der Philipps- und Mitarbeiterin der Frankfurter Poetikvor­ Rebellion – die wilden 60er“, „Einfachheit, Universität Marburg und der Westfälischen lesungen an der Goethe-Universität tätig. Da­ Natürlichkeit, Schönheit – Lebensreformbe­ Wilhelms-Universität Münster. Nach Statio­ nach arbeitete sie als wissenschaftliche Mitar­ wegung in Heppenheim“, „Zart und Stark – nen im Stadtmuseum Münster und im Museum beiterin am Deutschen Exilarchiv 1933–1945 Frauenbilder in Heppenheim“, „Auf Zeit – Pankow in Berlin sowie einem wissenschaft­ der Deutschen Nationalbibliothek, unter an­ Dr. Saskia Johann; Foto: Für alle Zeit – Gastarbeiter der ersten Gene­ lichen Volontariat am Städtischen Museum derem an der virtuellen Ausstellungsplattform Yan Revazov, Berlin ration“, „100 Jahre Odenwaldschule“ und Göttingen war sie die letzten drei Jahre im „Künste im Exil“ und der Konzeption einer „950 Jahre Starkenburg“ zählen zu den Höhe­ vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste Dauerausstellung. Außerdem koordinierte sie punkten seines Wirkens. geförderten Provenienzforschungsprojekt ein internationales Digitalisierungsprojekt zu Ulrich Lange pflegte langjährig die Zusam­ „Arisierung und Neukonzeption – die Samm­ deutsch-jüdischem Kulturgut. Als Leiterin des menarbeit von Museum und Schule. So konn­ lungspolitik des Städtischen Museums Göttin­ Familie Frank Zentrums am Jüdischen Museum ten zahlreiche Ausstellungsprojekte mit dem gen“ beschäftigt. Die Ergebnisse des Projektes in Frankfurt am Main widmete sie sich dem

58 PERSONALIA PERSONALIA 59 MELDUNGEN

Deutsches Zentrum Kulturgutverluste bewilligt Gedenkstätte Hadamar auf dem Weg Feuerwehr-Ausbildungsmodell Provenienzforschungsprojekt zur Neugestaltung: Suche nach Objekten der frühen Nachkriegsjahre und neue bauhistorische Präsentation Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Das Deutsche Feuerwehr-Museum Fulda (DFM) Magdeburg ist national und international der Von 1941 bis 1945 wurden ca. 15.000 Men­ beherbergt neben originalgroßen Feuerwehr­ zentrale Ansprechpartner zu allen Fragen un­ schen in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet, fahrzeugen auch eine große Anzahl an Minia­ rechtmäßig entzogenen Kulturgutes. Seit Ja­ weil sie beispielsweise Behinderungen oder turen, die weit mehr als nur Spielzeug sind. nuar 2019 kann hier die Förderung von Pro­ psychische Erkrankungen hatten und damit So befindet sich im Altbestand ein Ensemble, jekten beantragt werden, die sich mit Kultur- im Nationalsozialismus als „lebensunwertes das als Ausbildungsmodell diente: ein Leich­ und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten Leben“ galten. Die Gedenkstätte Hadamar ist tes Löschgruppenfahrzeug (LLG, später LF 8) befassen. Anträge für längerfristige Projekte eine Forschungseinrichtung und ein Erinne­ mit einem Tragkraftspritzenanhänger (TSA) können jeweils zum 1. Januar und 1. Juni rungs- und Lernort, der die Erinnerung an die sowie eine Löschgruppe. Ihre Inventarstempel ­eines Jahres eingereicht werden. Antragsbe­ in Hadamar ermordeten Menschen wachhält. Im Foyer der Gedenkstätte rahmen Ausstellungstafeln zur auf dem Unterboden sind fast schon bis zur rechtigt sind alle Einrichtungen in Deutsch­ Die Gedenkstätte steht unmittelbar vor einer Bau- und Nutzungsgeschichte das 1953 angebrachte Unleserlichkeit verblichen. Auf dem Zugfahr­ land in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft, die umfangreichen Neugestaltung. Gerade für die ­Gedenkrelief ein; Foto: Gedenkstätte Hadamar zeug konnten die Buchstabenfolgen „Feuerw Kulturgut aus kolonialen Kontexten sammeln, Forschung und auch für die künftige Dauer­ […]“ sowie „Nordrh[…]“ und auf dem An­ bewahren oder erforschen. ausstellung ist es den Mitarbeiterinnen und hänger „[…]hule“ entziffert werden. Dies sind Im Jahr 2020 hat der Vorstand des Deut­ Mitarbeitern ein Anliegen, durch Dokumente Bereits realisiert und im Februar 2019 er­ eindeutige Hinweise auf die Feuerwehrschule schen Zentrums Kulturgutverluste in Magde­ und Objekte die historischen Kenntnisse erwei­ öffnet wurde eine Präsentation zur Bau- und Nordrhein-Westfalen, die 1946 in Warendorf burg auf Empfehlung seines Förderbeirats in tern und veranschaulichen zu können. Ge­sucht Nutzungsgeschichte des 1883 errichteten Ge­ etabliert war. In diese Zeit ist auch das Ausbil­ der ersten Antragsrunde beschlossen, fünf werden deshalb Fotos, Unterlagen­ und Gegen­ bäudes auf dem Mönchberg, das ein Zeugnis dungsmodell zu datieren. Dessen Machart er­ neue Forschungsprojekte von Museen und stände zur Geschichte und zum Gelände der der NS-„Euthanasie“ und seit Ende der 1980er innert auf den ersten Blick an ein Notspielzeug, Universitäten zu unterstützen. Dazu gehört Landesheilanstalt und Tötungsanstalt Hadamar. Jahre auch ein Ort des Gedenkens ist. Im Foyer wie es so mancher Feuerwehrmann nach dem das Forschungsprojekt „Provenienzen von Die Gedenkstätte interessiert sich für Tagebü­ stellen fünf zentrale Tafeln die gesamte Bau- Zweiten Weltkrieg aus Behelfsmaterialien selbst ethnographischen Objekten in Mittelhessen“, cher, Briefe, amtliche Schreiben, Stadtpläne, und Nutzungsgeschichte dar. Vier weitere Ta­ gebastelt hat. Mit Druckknöpfen ausgestattete das vom Oberhessischen Museum in Gießen ehemalige Einrichtungs­gegenstände, Kleidung, feln an anderen Stellen werfen Schlaglichter rote Schnürsenkel simulieren Schläuche, die und der Philipps-Universität Marburg betrie­ Fotos, Postkarten und Dokumente zu den An­ auf bauhistorische Aspekte, die in engem vom nicht ganz maßstabsgerecht nachgebil­ ben wird. Es untersucht anhand von Sammler­ gestellten sowie Patientinnen und Patienten. ­Zusammenhang mit den NS-„Euthanasie“- deten Hydranten aus verlegt werden können. persönlichkeiten und Forschern Parallelen im Von Interesse sind auch Unterlagen und Gegen­ Verbrechen von 1940/41 bis 1945 stehen. Sie Bestand der beiden ethnografischen Samm­ stände aus den psychiatrischen Ein­richtungen­ enthalten unter anderem die neuesten bau­ Präsentation des Ausbildungs- lungen, wobei sich die Forschungen auf die archäologischen Untersuchungsergebnisse in Hadamar nach dem Zweiten Weltkrieg. modells vor einem originalen Länder Kamerun und Tansania konzentrieren. der Firma Schulz+Drieschner (Berlin) sowie Fahrzeug; rechts der Hydrant Ein wesentlicher Faktor bei den Untersuchun­ bisher unveröffentlichtes Bildmaterial. Damit mit Schnürsenkeln; Foto: Rolf Das Gebäude auf dem Mönch- wird erstmals der Blick auf das zentrale Aus­ Schamberger, Archiv DFM berg samt historischer Busgarage gen ist der informelle Austausch über die Ob­ im Innenhof; Foto: Gedenkstätte jekte mit den Herkunftsgesellschaften. stellungsobjekt der Gedenkstätte gelenkt: das Hadamar historische Gebäude selbst. Deutsches Zentrum Kulturgutverluste Esther Abel, Laura Miete, Franziska Schmidt Humboldtstraße 12 39112 Magdeburg Gedenkstätte Hadamar Tel.: (03 91) 7 27 76 30 Mönchberg 8 www.kulturgutverluste.de 65589 Hadamar Tel.: (0 64 33) 91 71 - 72 oder 76 www.gedenkstaette-hadamar.de

60 MELDUNGEN MELDUNGEN 61 Das Ausbildungsmodell ist im feuerwehr­ Zertifikatskurs zur Einführung in Bildung museums Darmstadt (HLMD) wieder ein Ur­ Das rekonstruierte Skelett diente den Prä­ roten Farbton der Nachkriegszeit gehalten und und Vermittlung in Museen pferd gefunden, und das sollte nicht die ein­ paratorinnen des Landesmuseums als Grund­ weist keine Spuren einer grünen Farbgebung zige Überraschung bleiben. Denn nachdem lage für die Lebendrekonstruktion dieses „hes­ auf, die von 1940 bis 1945 üblich war. Bei den Die zertifizierte Weiterbildung „Die Sprache das Fossil fachmännisch in den Präparations­ sischen Urgesteins“. Da es von einem vor ca. handgeschnitzten Figuren der Löschgruppe der Dinge“ ist eine praxisorientierte Einfüh­ werkstätten des Museums freigelegt und kon­ 48 Millionen Jahren ausgestorbenen Tier kei­ sind auf Brust und Rücken der Uniformen rung in die Museumspädagogik, die theore­ serviert worden war, stellte sich heraus, dass ne Fotos oder Ähnliches gibt, versuchten die ­jeweils die taktische Kennzeichnung des An­ tische und methodische Herangehensweisen es sich um Propalaeotherium voigti handelt Präparatorinnen Parallelen zu heutigen Tieren griffs-, Schlauch- und Wassertrupps sowie des in den Vordergrund rückt und eine differen­ und somit um das erste vollständige Urpferd zu finden, das heißt solchen mit vermeintlich Maschinisten, des Melders und des Gruppen­ zierte Auseinandersetzung mit Themen der dieser Gattung aus der eozänen Fossilienfund­ ähnlichen Lebensweisen und Skelettaufbauten. führers angebracht. Diese bis heute praktizierte Bildung und Vermittlung in Kooperation mit stätte. So orientierten sie sich beispielsweise an dem Dreiteilung eines Löschangriffs hatte die Be­ den Partnermuseen eröffnet. An konkreten Bei­ Kantschil (Moschiola meminna), dem Blau­ rufsfeuerwehr Berlin erstmals 1926 in der Zeit­ spielen lernen die Teilnehmenden umfassende ducker (Philantomba monticola) oder dem schrift „Feuer und Wasser“ vorgestellt. So konn­ Arbeitsmethoden kennen, die geeignet sind, Tapir (Tapirus indicus). ten jetzt drei Trupps parallel und damit zeit­ historische, künstlerische, technische und na­ Nachdem der Körper des Tieres modelliert sparend in Aktion treten. türliche Originale „zum Sprechen“ zu bringen. und die äußere Haut aus einer Silikonschicht Unter Berücksichtigung aller Zielgruppen wer­ nachgebildet war, begann das Einarbeiten der den die Relevanz und die Bedeutung der be­ Haare. Einzeln wurden die Haare von ver­ sucherorientierten Museumsarbeit sichtbar. schiedenen Rehwildfellen nach einem vorher In einer Gruppengröße von bis zu 18 Teil­ festgelegten Farbschema in das Modell einge­ nehmenden zielt die Weiterbildung auf die stochen. So entstand Stück für Stück die In­ Förderung einer aktiven und kritischen Aus­ terpretation eines Urpferdes, die den beiden einandersetzung mit der museumspädagogi­ Präparatorinnen am wahrscheinlichsten er­ schen Praxis ab. Über eine Laufzeit von zwölf schien. Doch auch den Besucherinnen und Monaten verteilen sich neun Kurstage zu je Besuchern ist es in der Ausstellung möglich, sieben Zeitstunden. Die Reflexion der jeweili­ Gestaltungsvarianten auszuprobieren: Eine gen Arbeitsmethoden steht ebenso im Vorder­ „Blanko“-Urpferdrekonstruktion kann mit Entwicklungsschritte bei der grund wie die Gewinnung von Ideen für die Hilfe von Beamern in verschiedenen Fellfar­ ­Rekonstruktion des Urpferdes; Löschzug mit Anhänger und eigene Arbeitspraxis. ben angestrahlt werden. Fotos: Susann Steinmetzger, handgeschnitzten Figuren, auf Das berufsbegleitende Format richtet sich an Die Ausstellung ist vom 18. August 2020 HLMD deren Rücken und Brust deut- Das Ensemble wird in einer Höhe von 50 Neu- und Quereinsteiger sowie an Mitarbeite­ bis zum 25. April 2021 im Hessischen Landes­ lich die Abzeichen zu erkennen­ cm in einer umseitig verglasten Schauvitrine rinnen und Mitarbeiter von Museen, die sich museum Darmstadt zu sehen. sind; Foto: Rolf Schamberger, präsentiert, die besonders Kindern den direk­ beruflich im Bereich der Museumspädagogik Nun widmet das Hessische Landesmuseum Susann Steinmetzger Archiv DFM ten Blick auf die Miniaturen sowie die dahin­ bilden und weiterentwickeln möchten. Eine Darmstadt diesem Fossil anlässlich des 25-jäh­ ter ausgestellten originalen Großgeräte er­ Voranmeldung für den Kurs 2021 ist ab sofort rigen Jubiläums des UNESCO-Welterbe-Status Hessisches Landesmuseum Darmstadt möglicht. Die Vitrine wurde eigens im Stil möglich. der Grube Messel eine eigene Ausstellung. Da­ Friedensplatz 1 der 1970er Jahre gestaltet, als immer häufiger Weitere Informationen: für „erweckte“ man das Tier mit Hilfe moderns­ 64283 Darmstadt ausgesonderte Utensilien in Fluren, Foyers www.kursdiesprachederdinge.de. ter Untersuchungsmethoden wieder zum Le­ Tel.: (0 61 51) 1 65 70 00 oder Lehrsälen von Feuerwachen und Feuer­ ben. Das Präparat wurde zunächst mit einem www.hlmd.de wehrschulen ausgestellt wurden. der modernsten CT-Scanner an der TU Dres­ Rolf Schamberger den eingescannt. Anschließend konnten seine Urpferd-Rekonstruktion; Foto: Knochenfragmente unter Verwendung des Urpferd 2.0 – Susann Steinmetzger, HLMD Deutsches Feuerwehr-Museum Fulda 25 Jahre UNESCO-Welterbe Grube Messel 3-D-Programms „Maya“ digital am Computer St.-Laurentius-Straße 3 rekonstruiert und zusammengefügt werden. 36041 Fulda Im Sommer 2015 hallte ein Jubelschrei durch Mit Hilfe von Wissenschaftlern aus Jena und Tel.: (06 61) 7 50 17 die Grube Messel: Nach über 30 Jahren hatte Grafikern aus Hamburg kann das Urpferd- www.dfm-fulda.de das Grabungsteam des Hessischen Landes­ Fossil nun wieder laufen.

62 MELDUNGEN MELDUNGEN 63 „Geschichtszimmer“ hier zu weiteren Reisen in die „unendlichen ­soziale Miteinander beeinträchtigt und das chen: Die Gäste können abstimmen, wie gut im Heimatmuseum Leeheim eröffnet Weiten“ der Geschichte auf. Hier kann man Tragen der Maske Auswirkungen auf die Kom­ sie mit den Schutzmasken zurechtkommen, nicht nur Animationen zur Entwicklung des munikation hat. Die überwiegend in Plakat­ Emotionen können malerisch veranschau­ Mit viel Einsatz und Innovationsfreude ist Ortes sowie möglicher Überschwemmungs­ form gestaltete Sonderausstellung ist einge­ licht und verschiedene Mundschutzmasken dem Heimat- und Geschichtsverein Leeheim gebiete rund um Leeheim abrufen, sondern bettet in den Kontext der interaktiven Dauer­ „anprobiert“ werden. auf kleinem Raum die Zusammenführung findet auch Zugang zum Angebot des „Leben­ ausstellung, in der sich alles um Sprache und von deutscher und Leeheimer Ortsgeschichte digen Museums Online“ (LeMO) des Deut­ Kommunikation dreht. wortreich in Bad Hersfeld gelungen. Ein beleuchtetes Band im oberen schen Historischen Museums in Berlin. Benno-Schilde-Platz 1 Bereich bietet Informationen zur allgemeinen Wer sich ein Stück der Ausstellung mit nach 36251 Bad Hersfeld Eine Ausstellung zu den Auswir- deutschen Geschichte vom Vormärz bis in die Hause nehmen möchte – sei es eine Tafel zum Tel.: (0 66 21) 7 94 89 - 17 kungen der Mundschutzmasken Gegenwart. Ein Zeitstrahl gibt Orientierung Nachlesen oder ein Bild, auf dem man Ver­ www.wortreich-badhersfeld.de auf die Kommunikation; Foto: sowie die Möglichkeit zum gezielten Einstieg wandte oder historische Ereignisse entdeckt wortreich in Bad Hersfeld in die einzelnen Epochen. Unter diesen finden hat, – kann dies tun. Gegen eine geringe Ge­ sich reich bebilderte Tafeln zur Geschichte Lee­ bühr kann ein USB-Stick erworben werden, heims, die den Hauptteil der Ausstellung aus­ auf den sich Besucherinnen und Besucher 25 Jahre Museumspartnerschaft machen. Ergänzt werden diese Informationen am Hauptterminal die gewünschten Dateien zwischen Hanau und Tottori/Japan durch kleine Vitrinen im unteren Bereich, in speichern können. denen passende Objekte ihren Platz gefunden Seit 2017 wurde an der Planung und Um­ In diesem Jahr kann das Hessische Puppen- haben. setzung des neuen Ausstellungsbereiches ge­ und Spielzeugmuseum (HPSM) auf 25 Jahre arbeitet, in welchen während der letzten drei Museumspartnerschaft mit dem Internationa­ Jahre unzählige Arbeitsstunden und rund len Spielzeugmuseum Warabekan in Tottori, Das „Geschichtszimmer“ im ­Heimatmuseum Leeheim; 5.000 Euro flossen. Japan, zurückblicken. Was 1989 mit einer Aus­ Foto: Heimat- und Geschichts­ Ludwig Jung stellung zum Thema „Völkerfreundschaft verein Leeheim e. V. durch Spielzeug“ begann, entwickelte sich zu Heimatmuseum Leeheim einem intensiven musealen Austausch mit Backhausstraße 8 Ein Großteil der Kommunikation läuft un­ ­gegenseitigen Besuchen in Hanau und Tottori. 64560 Riedstadt-Leeheim bewusst und nicht-sprachlich ab. Mit Mimik, Im Partnerschaftsvertrag vom 5. Juli 1995 wer­ Tel.: (0 61 58) 7 41 79 oder 97 53 30 Körperbewegung und -haltung sowie der Stim­ den als gemeinsame Ziele genannt: Spielzeug www.hgl-leeheim.de me übermitteln wir weitaus mehr Informatio­ und Puppen zeigen und pflegen, Unterschiede nen als mit Sprache. Maskiert ist nur noch ein der Regionen und Generationen überwinden, Bruchteil unseres wichtigsten Kommunika­ das gegenseitige Verständnis bei beiden Museen tionsmittels, des Gesichts, sichtbar. Oftmals vertiefen und zur Entwicklung von Kultur und Wie Mundschutzmasken werden wir schlechter verstanden, die Stimme Frieden beitragen. Entstanden sind speziell die Kommunikation verändern klingt häufig dumpf, das Atmen fällt schwer, ­japanische Sonderausstellungen mit Begleit­ die Mimik ist kaum sichtbar und das lautere schrift, Tonkassetten sowie 143 Videofilme; Der Alltag ist gegenwärtig vom Tragen von Sprechen wirkt auch mal unfreundlich. Mit etliche Leihgaben und großzügige Objekt-­ Die frische und moderne Gestaltung des Mund- und Nasenschutz geprägt. Was vor Maske ist die Spiegelung der Emotion beein­ Geschenke wechselten den Kontinent; fach­ neuen Raumes wird durch den Einsatz zeitge­ ­einiger Zeit noch ein ungewohnter Anblick trächtigt. Von einem Lächeln angesteckt zu liche Beratung und gegenseitige Unterstützung mäßer Technik unterstrichen. Ein Touchscreen, war – Masken waren im westlichen Kultur­ werden, ist schier unmöglich. Kommunikation festigten die Partnerschaft. der in diesem neuen Ausstellungsbereich erst­ raum bekannt im Kontext von Krankenhäu­ spielt sich nun überwiegend im Augenbereich Eine wichtige Leitlinie, die vom japanischen mals eingesetzt wird, bietet Informationen zu sern, Zahnärzten und Krankheiten, überdies ab. Museum übernommen wurde, war das Kon­ den Gefallenen des Zweiten Weltkrieges. In im Karneval oder beim Bankraub – ist nun im Zur Einstimmung werden die Besucherin­ zept der ehrenamtlichen Museumsarbeit, das der Mitte des Raumes steht ein Terminal mit öffentlichen Raum quasi zur Normalität ge­ nen und Besucher von originellen, mit einem seit seiner Gründung im Hessischen Puppen- Sitzmöglichkeit, das gedankliche Verbindun­ worden. Eine Sonderausstellung in der Wis­ Augenzwinkern zu betrachtenden Masken- und Spielzeugmuseum praktiziert wird. Für gen zum Arbeitsplatz bekannter Raumschiff­ sens- und Erlebniswelt wortreich beschäftigt Ideen begrüßt. Wie im wortreich üblich, gibt das Museum in Tottori passgenau strukturiert, kommandanten wachruft. Ein Display fordert sich mit der Frage, ob der Mundschutz das es auch etwas zum Ausprobieren und Mitma­ lernen die Interessenten durch das Museum

64 MELDUNGEN MELDUNGEN 65 Museum: ausreichend Die „untere Grenze“ der Museumsdefinition

Die Menge und die Vielfalt der Museen wach­ sen stetig, doch was sind die „harten Kriterien“, die Museen von Nicht-Museen unterschei­den? Das von ICOM organisierte deutsch-schweize­ Unterzeichnung des Memo­ risch-österreichische Bodensee-Symposium randum of Understanding: 2018 diskutierte an Fallbeispielen interessante (von rechts): Dr. Abolfazl Aali, Grenzziehungen durch Outsourcing von Leis­ Direktor des Zanjan Saltmen tungen, für die dem einzelnen Museum die and Archaeological Museum, Kompetenzen fehlen, durch klaren Verzicht Dr. Wolfgang David, Leitender Direktor des Archäologischen auf vor Ort nicht zu erfüllende „Museums- Museums Frankfurt, Yahya Kernaufgaben“ sowie durch externe Qualitäts­ Rahmati, Direktor der Iran prüfung und Zertifizierung, ob das Institut ­Cultural Heritage Organisation den Ansprüchen an ein Museum genügt (oder Zanjan (ICHTO), Prof. Dr. Thomas nicht). Am Schluss wurden Perspektiven auf Stöllner, Leiter des Forschungs- die Museumsdefinition von Verantwortlichen bereichs Montanarchäologie, aus museumsverwandten Einrichtungen (Pri­ Deutsches Bergbau-Museum vat-, Universitäts- und Unternehmenssamm­ Bochum, Dr. Natascha Bagher- pour Kashani,­ Kustodin Alter lungen) aufgezeigt. Im Nachgang zum Sym­ Orient und Klassische Antike, posium ist ein Tagungsband entstanden, der ­Archäologisches Museum Frank- Anlässlich des Jubiläums über- dauerhaft frei im Internet heruntergeladen furt; Foto:­ Zanjan Saltmen and sandte das HPSM eine Arche werden kann ­Archaeological Museum ­Noah an das Museum in Tottori; Download unter (PDF): https://books.ub. Foto: Gertrud Rosemann uni-heidelberg.de/arthistoricum/reader/down load/565/565-16-89237-1-10-20200612.pdf. „Tod im Salz“ Das in der Öffentlichkeit kaum bekannte historische Bergwerk im Iran zählt zu den be­ zu führen, zu erzählen, Spiele zu zeigen, Fra­ Der lange Arm der Politik deutendsten archäologischen Entdeckungen gen zu beantworten und vor allem große und der letzten Jahre. Dr. Wolfgang David, Archäo­ kleine Besucherinnen und Besucher freund­ loge und seit 2018 Leitender Direktor des Ar­ lich zu empfangen. Die Ausstellungen der Museen spiegeln als chäologischen Museums Frankfurt, misst der Für die Zukunft bleibt der große Wunsch, Orte gesellschaftlicher Diskussion oft aktuelle Fundstätte im internationalen Vergleich einen dass die Partnerschaft zwischen dem hessi­ Entwicklungen und Trends wider. Manchmal hohen Stellenwert zu: „Die Salzbergwerke von schen und dem japanischen Museum noch geraten sie sogar direkt ins Fahrwasser der Poli­ Hallstatt und Hallein in Österreich gelten als viele Jahre überdauern wird und sowohl Klein tik. Dies geschah im Fall der geplanten Aus­ die ältesten bekannten der Welt. Hallstatt zählt als auch Groß für die wunderbare Welt der stellung „Tod im Salz – Eine archäologische zum Weltkulturerbe und gab als ‚Hallstatt- Puppen und des Spielzeugs aus der Antike bis Ermittlung in Persien“, die ihren Besucherin­ Kultur‘ einer ganzen Epoche (800–400 v. Chr.) heute über die Grenzen hinweg begeistert. nen und Besuchern ein außergewöhn­liches, seinen Namen. Mit der Abbaustätte im Iran Gertrud Rosemann 2.400 Jahre altes, heute im Iran gelegenes Salz­ gibt es jetzt ein drittes Salzbergwerk der Antike bergwerk vorgestellt hätte. Die Sonderausstel­ auf der Welt. Seit der Entdeckung stößt es in Hessisches Puppen- und Spielzeugmuseum lung sollte im Archäologischen Museum Frank­ Fachkreisen auf großes Interesse – nicht nur Parkpromenade 4 furt von März bis Oktober 2020 zu sehen sein, aufgrund seiner außereuropäischen Lage. Mit 63454 Hanau-Wilhelmsbad doch dann machte der Konflikt zwischen dem unserer Sonderausstellung wollten wir die Tel.: (0 61 81) 8 62 12 Iran und den USA den Plänen einen Strich neuen Erkenntnisse einer breiten Öffentlich­ www.hpusm.de durch die Rechnung. keit zugänglich machen.“

66 MELDUNGEN FORUM 67 glückten Salzbergleute stammen aus der Zeit „Salzmumie 1“ sollte in Frankfurt in einem toren des Research Center for Conservation der Archaimeniden-Herrscher, ca. 400 Jahre vor separaten Ausstellungsbereich gezeigt werden, of Cultural Relics in Teheran (RCCCR), des Christus“, erklärt David. Doch auch zur Herr­ wobei man eine angemessene, würdevolle Römisch-Germanischen Zentralmuseums in schaftszeit der Sassaniden (224–651 n. Chr.) Präsentation vorgesehen hatte. „Wir wollten Mainz, des Naturhistorischen Museums Wien und später kamen Bergleute bei ihrer gefahr­ keine Sensationshascherei. Stattdessen hätten und der Österreichischen Akademie der Wis­ vollen Arbeit ums Leben, denn das Bergwerk wir einen kontemplativen Ort eingerichtet und senschaften mit potenziellen Ausstellungs­ war nach den katastrophalen Einstürzen in die Frage aufgeworfen, was es denn für die stücken, um deren langfristigen Erhalt zu si­ der Antike jahrhundertelang bis zum Jahr 2004 Angehörigen bedeutete, wenn der Sohn, Ehe­ chern. „Klar, dass bei einem solchen Vorhaben in Betrieb. Immer wieder wurden bei Erdbeben mann oder Vater nach dem Grubenunglück auch Schwierigkeiten auftraten, die zum Bei­ oder Grubenunglücken Bergleute bei ihrer nicht ins Dorf zurückkehrt.“ spiel durch die internationalen Sanktionen ­Arbeit vor Ort verschüttet. Die „Männer im gegen den Iran aufgeworfen wurden. Doch Salz“ sind jedoch aus archäologischer Sicht ein trotz aller Widrigkeiten gelang es uns, die Glücksfall, denn die plötzliche Katastrophe Vorbereitungen für die Ausstellung kontinu­ mit den herabstürzenden Salz- und Gesteins­ ierlich voranzutreiben“, sagt David, fügt je­ massen bewahrte die untertägige Arbeitswelt doch hinzu: „Leider nur bis zum Frühjahr wie eine zeitgenössische Momentaufnahme. 2020. Dann holte der lange Arm der Politik Das Archäologische Museum Somit lässt sich der letzte Arbeitstag der per­ die Ausstellung ein.“ Frankfurt koordiniert die Restau- sischen Bergleute sehr genau rekonstruieren. Schon im Sommer 2019 hatte eine erste, rierung der Ausstellungsobjekte in Teheran am nationalen For- Neben montanhistorischem Arbeitsgerät, an­ international tätige Versicherungsgesellschaft schungsinstitut für Konservierung tiken Feuerzeugen und Lederhandschuhen aus Angst vor verschärften US-Sanktionen die RCCCR; Foto: Archäologisches blieben Textilien – sogar höchst seltene farbige Transportversicherung gekündigt. Als der Kon­ Museum Frankfurt Kleidungsstücke – sowie die Mumien der ver­ flikt zwischen den USA und dem Iran zu Be­ unglückten Bergleute erhalten. „Das Besondere ginn des Jahres 2020 eskalierte, der iranische an den archäologischen Funden von Zanjan Kommandeur Qasam Soleimani am 3. Januar Die Ausgrabungen nahe der Großstadt Zan­ ist, dass sie aufgrund der konservatorischen 2020 durch einen US-Angriff getötet wurde jan im Nordwesten Irans begannen 2004 mit Eigenschaften des Salzes sehr gut erhalten und iranische Militärs am 8. Januar ein ukrai­ einer Rettungsgrabung unter iranischer Lei­ sind“, konstatiert David. „Der Zustand der nisches Passagierflugzeug abschossen, zogen tung und wurden unter Federführung des Mumien war so gut, dass selbst der Magen­ weitere Versicherungs- und Kunsttransport­ Deutschen Bergbau-Museums Bochum als inhalt und damit die letzte Mahlzeit der Un­ unternehmen Verträge bzw. Angebote für die deutsch-iranisches Kooperationsprojekt seit glücksopfer analysiert werden konnte.“ Die Ausstellung zurück. Auch sie fürchteten Ge­ 2009 fortgeführt. „Die Experten für antiken schäftseinbußen auf dem US-Markt. Da die Die Tunika wurde nach 1.500 Bergbau erkannten die Einzigartigkeit der Ausstellungseröffnung für den 24. März ge­ Jahren ordentlich zusammen­ Gebirgslandschaft Zanjan im gefaltet von den Archäologen Funde sehr schnell“, berichtet David, der die Nordwesten des Iran, in der plant war, konnten die Exponate nun weder freigelegt und im RCCCR in sich das Salzbergwerk befindet; Wissenschaftler und Kollegen im Iran traf. Im aus dem Iran abgeholt noch versichert wer­ ­Teheran fachgemäß restauriert; Foto: Deutsches Bergbau- März 2018 kamen das Iranische Nationalmu­ den. Das Archäologische Museum Frankfurt Foto: Archäologisches Museum Museum Bochum seum in Teheran, das Zanjan Saltmen and Ar­ sah sich auf­grund der politischen Entwick­ Frankfurt chaeological Museum in Zanjan, das Deutsche lung im Mitt­leren Osten gezwungen, die Aus­ Bergbau-Museum Bochum sowie das Archäo­ stellung zunächst auf unbestimmte Zeit zu logische Museum Frankfurt überein, die Funde Aufgrund der herausragenden Bedeutung verschieben. Ob die Exponate aus dem Iran im Rahmen einer Ausstellung in der Main- der archäologischen Funde, die weit über die überhaupt noch in Bochum und in Frankfurt Metropole und in Bochum zu präsentieren. Montangeschichte hinausreicht, entwickelte am Main präsentiert werden können, ist zur­ Im Gegenzug sollten Exponate aus Deutsch­ sich ein internationales Forschungsprojekt, zeit völlig offen. land und Österreich im Iran gezeigt werden. das unter anderem mit Mitteln der Gerda Ingo Sielaff „In den unterirdischen Stollen wurden bis­ Henkel Stiftung (Düsseldorf) gefördert wurde. her acht verschüttete mumifizierte Bergleute Zusätzlich zu den genannten deutschen und gefunden. Die historisch ältesten der verun­ iranischen Museen befassten sich Restaura­

68 FORUM FORUM 69 ­verbindet sich die Frage, welche Spätfolgen die Beschaffung und Finanzierung der Des­ Covid-19 am Patienten Museum hinterlassen infektionsmittel und Schutzmaßnahmen eine wird. Ergeben sich aus der Krise vielleicht große Herausforderung. Folgerichtig blieben auch Erfahrungen, die nach einer Anamnese diese Einrichtungen oft länger als kommunal den Museen neue Möglichkeiten und Chan­ geführte oder gar Landesmuseen geschlossen. cen eröffnen? Werden vielleicht Gegenmittel Vielerorts gibt es selbst in großen Museen kreiert, die auch gegen andere Problemsymp­ noch immer Teilschließungen, weil Ausstel­ tome im Museumswesen helfen können, wie lungsräume zu geringe Abmessungen aufwei­ etwa den Rückgang der ehrenamtlich Aktiven? sen. Die meisten Dauerausstellungen sind in Kommt gar zwischen Sorge und pragmati­ Form eines markierten Rundgangs oder einer scher Erstversorgung den Ausstellungen im Einbahnstraße zu besichtigen, damit sich Be­ gesellschaftlichen Wandel ein neuer Rang zu? sucherwege nicht kreuzen. Im Gießener Mathematikum ließ die Lei­ Prävention: tung Experimentierstationen, die den Ge­ Desinfektions- und Schutzmaßnahmen brauch von Mund, Ohren, Augen oder Nase In den Museen, die nach der Corona-Zwangs­ erfordern, kurzerhand entfernen und durch pause wieder geöffnet haben, gelten zunächst neue, virensichere Stationen ersetzen. Über­ die auferlegten Mindestabstands- und Hygiene­ arbeitete Reinigungspläne verkürzten die Ein­ Markierte Wege im Juni 2020 regeln. In Innenräumen müssen Mund- und satzintervalle der Raumpflegekräfte. Auch im unter Beachtung der Hygiene- Nasenschutzmasken getragen werden. Desin­ Vonderau Museum in Fulda sind die Hands- Vorschriften. Die Sonderaus­ fektionsmittelspender versprühen vermeint­ on-Stationen abgesperrt, die Mikroskope de­ stellung „Die Burg Greifenstein liche Keimfreiheit. An den Museumskassen aktiviert. Im Stadt- und Industriemuseum in historischen und zeitgenös­ schützen trennende Spuckschutzwände Gäste Rüsselsheim verzichtet man derzeit auf eine sischen Kunstwerken“ als Teil des Jubiläumsprogramms zum und Mitarbeitende der Museen. Klebestreifen chemische Desinfektion und reinigt die Mit­ 50-jährigen Bestehen des Ver- auf dem Fußboden signalisieren „Bitte haltet machstationen täglich durch ultraviolettes eins Greifenstein; Foto: Sigrid die Abstandsregeln ein“ und geben die Wege­ Licht. Wer verstärkt auf Mitmachstationen Müller-Stahl führung vor. Kontaktdaten der Besucherinnen setzt, wie etwa GrimmsMärchenReich in Hanau, und Besucher werden erfasst, nicht für den wird in Zukunft besonderes Fingerspitzen­ Newsletter, sondern zur Nachverfolgung von gefühl benötigen. Dem sonst viel gelesenen Lockdown und Neustart nung, verbannten ins Homeoffice oder sorgten Infektionsketten. Satz „Bitte nicht berühren“ gibt Sars-CoV2 gar für Kurzarbeit. Mit den Museen wurden Bei Erstellung der spezifischen Hygiene­ ­eine völlig neue Bedeutung und dreht jetzt Hessische Museen in Zeiten durch die Corona-Pandemie Orte der Ausein­ konzepte waren viele Museen auf sich gestellt, Objekt- in Personenschutz um. der Corona-Pandemie andersetzung mit existenziellen Fragen ge­ da die Abstimmung mit den kommunalen Dort, wo die Aktiven im Museum aufgrund schlossen – gerade in Zeiten der Ungewissheit. Verwaltungen zum Teil schwierig und vor al­ ihres Alters oder möglicher Vorerkrankungen Jedoch bot sich damit auch eine Chance für lem so manches Kulturamt in der Pandemie zur Risikogruppe gehören, steht deren Schutz Die Museen: wochenlang geschlossen, Ver­ die Museumsbetreiber, die eigene Arbeit zu überfordert war. Man war – wie fast überall – im Vordergrund. Dies gilt vor allem für ehren­ anstaltungen: abgesagt, Sonderausstellungen: überdenken, um effizient und kreativ einen unvorbereitet. In dieser Situation fiel dem amtlich geführte oder unterstützte Museen – verschoben, Gruppenführungen: storniert – Neustart vorzubereiten. Hessischen Museumsverband als Bindeglied zum Beispiel für das Niddaer Heimatmuseum, die Corona-Pandemie legt sich über das aktu­ In diesem Beitrag möchten wir als Vertre­ zwischen der Landesregierung und den Museen das Heimatmuseum Bad König im Odenwald elle Museumsjahr in einschneidendem, nie ter der beiden Arbeitskreise des Hessischen eine Sonderrolle zu: Der Verband informierte oder das Otto-Schwabe-Heimatmuseum in gekanntem Ausmaß. Schlagartig befielen die Museumsverbandes (HMV) einen Blick dar­ regelmäßig über die sich oft wöchentlich än­ Hochheim am Main. Beschäftigte in Landes- Auswirkungen des Virus Ausstellungsbereiche auf werfen, welche Maßnahmen in den hes­ dernden Rahmenbedingungen und gab damit und kommunalen Museen nahmen Urlaub und Besucherservice, Museumspädagogik, sischen Museen getroffen wurden, um das wichtige Orientierungshilfen. Dennoch war oder glichen Überstunden aus. Einige wenige Haupt- und Ehrenamt sowie Museumsleitun­ ­Virus von den Ausstellungs- und Veranstal­ es insbesondere für ehrenamtlich geführte mussten gezwungenermaßen kurzarbeiten, so gen. Sie durchkreuzten Pläne, verursachten tungsräumen fern- und den Museumsbetrieb Museen sehr schwierig, individuelle Hygiene­ im Freilichtmuseum Hessenpark, in den Ha­ einen dicken roten Strich in der Finanzpla­ aufrechtzuerhalten. Mit dem Blick zurück konzepte zu entwickeln. Für sie war zudem nauer Museen oder in Fulda.

70 FORUM FORUM 71 Unterdessen veränderte sich auch der Ar­ Medikation: Coronabedingte Investitionen die in vielerlei Hinsicht genutzt wurden. End­ zu bleiben – „Museum to go“. „Wenn die Be­ beitsalltag. Da persönliche Kontakte einge­ Eine Reihe von Förderprogrammen wurde lich ließ sich beispielsweise lang Aufgescho­ sucher nicht ins Museum kommen können, schränkt und Dienstreisen vermieden werden frühzeitig von staatlicher Seite ins Leben ge­ benes realisieren. So fand die Leiterin des Hei­ kommt das Museum eben zu ihnen,“ – unter sollten, blieb es unumgänglich, Arbeitsprozesse rufen. Als wichtige Hilfestellung erwies sich matmuseums Seulberg Zeit, unter dem Titel diesem Leitmotiv initiierten das Langbein neu zu bedenken. Besprechungen etwa finden das Neustart-Förderprogramm der Staatsminis­ „Jagd auf Corona“ mit Kindern ein Tagebuch Museum Hirschhorn und die lokale Rhein- derzeit vermehrt per Telefon(konferenz) oder terin Monika Grütters für Kultur und Medien, der Ereignisse anzulegen. Außerdem konnte Neckar-Zeitung Rätselaktionen, die in drei virtuell statt – und sind so kurz wie nie zuvor. Berlin, um insbesondere kleineren und mitt­ in ihrem zweiten Museumsstandort, dem ge­ Staffeln mit über 20 Folgen Exponate in den Einige Museen waren als Außenstellen sogar leren Museen Gelder für Corona-bedingte In­ rade im Umbau befindlichen Philipp-Reis-Haus, Mittelpunkt der Berichterstattung rückten von der zentralen Stadt- oder Gemeindever­ vestitionen bereitzustellen. Bereits der compu­ die Baubegleitung intensiviert werden. Ob­ und den Bekanntheitsgrad des Museums in waltung abgeschnitten, was die Kommunika­ tersprachlich gewählte Name des Programms, wohl Gewerke entzerrt wurden, damit nicht der Region signifikant erhöhten. Das Stadt­ tion nicht nur erschwerte, sondern zu erheb­ „Neustart“, deutet auf die im Fokus stehende zu viele Handwerker in den Räumen arbeite­ museum Haiger öffnete das KulTÜRchen und lichen Verzögerungen bei wichtigen Entschei­ Digitalisierung hin, wobei man seitens des ten, lag das Bauteam im Zeitplan. Das Museum liefert nun den Internetnutzern in Form von dungen führte. Bundes hofft, dass die Museen gestärkt aus der Stadt Bensheim beschäftigte sich stärker kleinen Reportagen über historische Orte Hei­ der Krise hervorgehen. Das „Soforthilfepro­ mit dem Museumsdepot und der Inventarisie­ matkunde und Lokalgeschichte direkt nach gramm Heimatmuseen“ als Maßnahme der rung und stellte regelmäßig in der Presse aus­ Hause. Im Kasseler Stadtmuseum führen gleich Dr. Eva Scheid vor dem Stadt- Beauftragten der Bundesregierung für Kultur museum Hofheim, das – siehe gewählte Objekte vor, um im Gespräch zu sechs Vermittlerinnen und Vermittler virtuell Plakat – aufgrund der Corona- und Medien indes richtet sich an „Kultur im bleiben. Die Abteilung zur Archäologie wurde durch die Dauerausstellung – auch in den Pandemie geschlossen war; ländlichen Raum“, das heißt, hier wurden darüber hinaus neu geplant und im Juli eröff­ Fremdsprachen Bulgarisch, Französisch, Rus­ Foto: Stadt Hofheim am Taunus bundesweit mehr als 80 Projekte gefördert, net (siehe S. 6f.). Auch der Leiter des Hessi­ sisch, Tigrinya und Türkisch. Ihre Berichte aus deren Gemeinden nicht mehr als 20.000 Ein­ schen Braunkohle-Bergbaumuseums in Bor­ der Geschichte der nordhessischen Metropole wohner zählen. Regelmäßig staatlich geför­ ken konnte – endlich – einige Rahmen- und sind als Filme auf dem Youtube-Kanal der derte Kultureinrichtungen können einen Aus­ Feinkonzeptionen aktualisieren. Andere Mu­ Stadt Kassel veröffentlicht. gleich von Einnahmeausfällen beantragen, seen intensivierten die wissenschaftliche For­ was etwa für Gedenkstätten relevant ist. Das schung, die Arbeit an Publikationen oder be­ Rekonvaleszenz: Mit Kreativität Land Hessen fördert mit dem Programm „Wei­ reiteten die nächste Sonderausstellung vor, die zu neuen Angeboten in Corona-Zeiten terführung der Vereins- und Kulturarbeit“ dann ohne die übliche Vernissage eröffnet Gruppenführungen und Veranstaltungen in auch Geschichts- und Heimatvereine mit bis wurde. Laufzeiten bereits gestarteter Präsen­ den bekannten Formaten finden derzeit fast zu 10.000 Euro, sollten etwa Betriebskosten tationen wurden in der Regel verlängert. Viele nicht statt. Allerdings besteht allgemeiner für Museen durch ausgefallene Einnahmen Kolleginnen und Kollegen konzentrierten sich Konsens darüber, dass es gerade für Kultur­ nicht gezahlt werden können. Zahlreiche wei­ in den vergangenen Wochen stärker auf die einrichtungen unbedingt notwendig ist, auch tere Förderprogramme sind auf der Home­ eigene Sammlung und eröffneten ein neues in Krisenzeiten in der öffentlichen Wahrneh­ page des HMV zu finden. Die Ernst-von-­ Sammlungsfeld in der Abteilung Zeitgeschich­ mung präsent zu sein. Welche neuen Chan­ Siemens-Stiftung legte ebenfalls ein Förder­ te: Corona. Damit denken sie schon an künf­ cen eröffnet dabei Corona? programm auf, um besonders freiberuflich tige Generationen. In diesem Zusammenhang sind an erster Auch wenn man sich schon während des ­Arbeitende durch Aufträge zu unterstützen. In zahlreichen Häusern wurden neue Ver­ Stelle digitale Vermittlungsformen zu nennen, Lockdowns auf die Wiedereröffnung vorberei­ Unter den 103 Projekten kommen 11 aus mittlungsangebote erarbeitet – zum Beispiel wie schon an einigen erwähnten Beispielen tete, regelmäßig Maßnahmen den neuen Auf­ Hessen. Wie hessische Museen konkret von im Fuldaer Vonderau Museum ein Tier-Quiz zu erkennen ist. Die Pandemie beschleunigt lagen anpasste, formal die zulässige Personen­ den vielen ambitionierten Unterstützungen für Kinder (siehe S. 26f.), das sowohl vor Ort den Einsatz virtueller Medien. Das Museum zahl pro Raum errechnete – die erwarteten profitierten und auf welche Herausforderun­ als auch im Internet gelöst werden kann. In Gelnhausen, das Museum Giersch der Goethe- Gäste blieben dennoch aus. Vor allem zwei gen sie dabei insbesondere bei ihren Trägern Oberursel wurde so enthusiastisch gerätselt, Universität in Frankfurt am Main, das Brüder Hauptgruppen fielen weg: die hohen Frequenz­ stießen, analysiert derzeit der „Arbeitskreis dass bereits Fortsetzungen folgen. Das Brüder Grimm-Haus und das Museum Steinau er­ bringer Schule, Hort und Kindergarten sowie Wissenschaftler“ des HMV. Grimm-Haus in Steinau entwickelte ein Grimm- stellten gleich zu Beginn des Lockdowns 3-D- Senioren. Aber auch die Touristen: Wer in ers­ und Märchenquiz, das ebenfalls auf die Home­ Animationen, die per Internet samt Audio- ter Linie von diesen in seinem Haus lebt, wird Selbsttherapie: Corona-Zeitfenster nutzen page gestellt wurde. Auf vielen Internetseiten und Filmstationen abrufbar sind. Die Gedenk­ noch einige Zeit die Übernachtungszahlen Durch die Absage von Veranstaltungen ent­ findet sich nun Museumspädagogik zum Nach­ stätte und Museum Trutzhain – hier stellver­ beobachten. standen für Kulturschaffende neue Zeitfenster, basteln, um mit Stammbesuchern in Kontakt tretend für viele Häuser genannt – plant nun

72 FORUM FORUM 73 einen digitalen Rundgang durch die Ausstel­ Bildbeschreibungen mit Informationen zur überlegte, Kleinstgruppen mit maximal fünf Komplikationen und Spätfolgen? lungsräume und die ehemaligen Baracken Biografie der jeweiligen Künstlerinnen und Besucherinnen und Besuchern zu führen. Die Langfristige Auswirkungen der Pandemie las­ des Kriegsgefangenenlagers aus dem Zweiten Künstler und zu den Bezügen zum Werk Fried­ Museumslandschaft Hessen Kassel bietet Füh­ sen sich noch nicht abschätzen. Jedoch kön­ Weltkrieg. Auch Heimatmuseen laden jetzt rich Hölderlins bringen dem Publikum die rungen für maximal 12 Personen und Konzerte nen Besucherzahlen nun nicht mehr als ver­ zu einem „virtuellen Rundgang“ ein, selbst Objekte näher. Zugleich lassen sich hier In­ in kleinem Rahmen an, ausgerichtet auf die je­ meintlicher Indikator für den Erfolg musealer wenn einige für die komplette Umsetzung halte ansprechen, die der Katalog nicht the­ weils geltenden Mindestabstandsregeln. Diese Arbeit gelten, denn Schlangen vor Museums­ noch Sponsoren suchen, wie etwa das Hei­ matisiert. Jetzt, nach der Wiedereröffnung, hält auch das Stadtmuseum Hofheim ein, wenn kassen dürften vorerst tabu sein. Widerlegt matmuseum in Riedstadt-Leeheim. nutzen Besucherinnen und Besucher die Filme es zu Kurzvorträgen für maximal 16 Personen werden muss auch die Vorstellung, dass Be­ zur Vorbereitung, zumal Führungen noch im­ einlädt, da der Veranstaltungsraum unter schäftigte in Museen nur arbeiten, wenn ihre mer nicht möglich sind. Auf lebendige Kurz­ Wahrung der Distanz keine größere Zuhörer­ Häuser geöffnet sind – und dass man sie nicht filme und -porträts setzte auch das Deutsche menge zulässt. Außerdem gibt es Sonder- und mehr benötigt, wenn keine Besucherinnen Ledermuseum in Offenbach mit authenti­ Kinderführungen mit beschränkter Teilneh­ und Besucher kommen. Aus der Sorge heraus, schen Bildern aus der Welt der Lederwaren­ merzahl. Leider, so Museumsleiterin Dr. Eva wochenlang nicht präsent zu sein, reagierten branche. Zudem vermittelt das virtuelle Schuh­ Scheid, akzeptieren einige Besucher die Mas­ viele Museumsmitarbeiterinnen und -mitar­ spiel „Step by Step“ im historischen Rückblick kenpflicht nicht und nehmen aus diesem beiter mit unterschiedlichsten Aktionen. Klar den Wandel des Schuh-Designs. Ebenfalls auf Grund Abstand von einem Museumsbesuch. ist, dass der in fast allen Einrichtungen zu ver­ spielerisches Lernen setzte mit interaktiven Das Hochheimer Weinbaumuseum hat Co­ zeichnende Besucherrückgang finanzielle Fol­ Rätseln die Antikensammlung der Justus-Lie­ rona besonders hart getroffen. Eigentlich sollte gen haben wird. Weitere negative Auswirkun­ big-Universität Gießen. Videoführungen und in diesem Jahr das zehnjährige Bestehen üppig gen sind pandemiebedingt ausbleibende Spon­ ein 360-Grad-Panorama bieten zudem Einbli­ gefeiert werden. Mehr als 30 Jubiläumsveran­ sorengelder oder der Stopp notwendiger Neu­ cke in die Sammlung von jedem internetfähi­ staltungen waren geplant, bis zum März konn­ ausrichtungen. Die Museen befürchten, dass gen Gerät aus. Die Grimmwelt Kassel richtete ten nur vier Termine umgesetzt werden. Die weggebrochene Einnahmen ihre Handlungs­ Gipsabguss eines Porträts des die „Grimms Märchenstunde digital“ ein, die Hochheimer Kunstsammlung machte ähnlich fähigkeit einschränken, wenn etwa die Eigen­ Gnaeus Pompeius Magnus wöchentlich produziert und über die Sozialen niederschmetternde Erfahrungen: Die Eröff­ anteile für die nächsten Fördermittelanträge (106–48 v. Chr.) mit digitaler Montage einer Mund-Nasen- Medien frei Haus geliefert wird. In den Som­ nung der neuen Dauer- und Wechselausstel­ nicht generiert werden können. Kürzungen Bedeckung; Foto: Michaela merferien durften sich Kinder kostenfrei Mär­ lung musste ebenso abgesagt werden wie Kul­ der Mittel oder Einsparungen beim Personal Stark, Antikensammlung der chenwundertüten mit Bastelmaterial inklusive tur- und Kinderveranstaltungen; nach der Wie­ könnten langfristig folgen. Es bleibt abzuwar­ Justus-Liebig-Universität Gießen Anleitung abholen – ein Beispiel für die Fusion deröffnung dürfen lediglich Kleingruppen ten, wie die Programme der Landes- und Bun­ Kinderquiz der Antikensamm- analoger und digitaler (Märchen-)Welten. Dass von vier Personen teilnehmen. desregierung greifen. Weiterhin ist zu diag­ lung in Gießen; Foto: Michaela die digitalen Angebote allein nicht ausreichend Stark, ­Antikensammlung der Justus-Liebig-Universität Gießen Besonders im Zuge des Internationalen sein können, zeigte sich am Heimatmuseum Museumstages entstanden neue virtuelle An­ Seulberg: Hier wurde versucht, einen seit Mo­ gebote der Museen, die unter dem Hashtag naten laufenden Workshop in die digitale #MuseenEntdecken auf Facebook, Instagram Welt zu verlagern, aber es waren die Kinder, oder Twitter publiziert wurden. Die Museums­ die sich dagegen sträubten und den persön­ landschaft Hessen Kassel ließ beispielsweise lichen Kontakt – sei es auch nur per Telefon – in einer „Kultur & Co-Kampagne“ Kurzfilme einforderten. erstellen, die in digital anregender Manier Nicht wenige Häuser beantragten über das ausgewählte Exponate und ihre Geschichte Neustart-Programm Audioguides, um den vorstellen. In historischen Gärten und Parks Führungsbetrieb zu individualisieren und da­ werden Entdeckertouren angeboten, die per mit auch in Corona-Zeiten wieder öffnen zu App heruntergeladen werden können. Für die können. Einen weiteren Weg ermöglichen – im Hölderlinjahr konzipierte und zunächst ge­ seit der Lockerung im Juni – spezielle Ange­ schlossene Sonderausstellung des Gotischen bote für Kleingruppen: Das Museum für Sepul­ Hauses in Bad Homburg wurden ebenfalls Ex­ kralkultur in Kassel organisierte halbstündige ponate filmisch in Szene gesetzt. Klassische Vortragsveranstaltungen für 20 Gäste und

74 FORUM FORUM 75 nostizieren, ob sich das Virus auch auf den perimentiert werden. Der Mut des Ausprobie­ Corona und dann? Christina Reinsch in der Museumsberatung Einsatz der Haupt- und Ehrenamtlichen sowie rens sollte als Chance nach der Krise ebenso tätig. Eine Teilzeitstelle mit dem Schwerpunkt der freiberuflich Tätigen ausgewirkt hat. Wel­ aufrechterhalten bleiben wie Teile des neu er­ Aktivitäten des ­Hessischen Bildung und Vermittlung entstand durch Ar­ che Gegenmittel sind möglich, wenn die Auf­ arbeiteten Angebots, das virtuelle und analoge ­Museumsverbandes beitszeitreduzierungen von Bernadette Gorsler tragslage oder die Motivation der Ehrenamt­ Zugänge verzahnt, um langfristige Optimie­ und Heike Heinzel, sie wurde mit Katharina lichen gesunken ist? rung zu erreichen. Fuhrhop besetzt. Die neue Mitarbeiterin für Die Stärke der Museumsarbeit zeigt sich Abschließend kann den Museen in der Co­ Projektkoordination auf dem Gebiet der Pro­ seit jeher im Individuellen, als Gegenpart des rona-Krise eine große Flexibilität und Kreativi­ Üblicherweise berichten wir an dieser Stelle venienzforschung, Dr. Saskia Johann, wird Virtuellen, das sie ergänzen, aber nicht erset­ tät attestiert werden. Ob sie dauerhaft immun über die Aktivitäten des Hessischen Museums­ zunächst eine Strategie für die Erfassung und zen kann. Gerade hier konnten und können sind oder weitere Finanzspritzen benötigen,­ verbandes (HMV) im Jahreslauf: Fortbildun­ den Umgang mit den in Museumsbeständen in der Corona-Krise Stärken und Schwächen um den gestiegenen Anforderungen ­gerecht gen, Tagungen, Exkursionen, Arbeitskreis­ vorhandenen Objekten aus kolonialen und erprobt werden. Der virtuelle Raum bietet zu werden, wird die Zukunft zeigen. Gefragt treffen und vieles mehr, was dem Austausch nationalsozialistischen Unrechtskontexten verstärkt Möglichkeiten, Publikum einzube­ ist derzeit strategisches Denken, um langfris­ untereinander dient, für Vernetzung sorgt entwickeln. Anne-Marie Bernhard begleitet ab ziehen, ihm einen aktiven Part zuzugestehen tig tragende Konzepte zu entwickeln. Kurzum: und die Museen in ihrer alltäglichen Arbeit Oktober die digitale Sammlungserschließung und somit die Ansätze der Partizipation zu er­ Die Corona-Nachwirkungen werden die hes­ fachlich unterstützt. Die Corona-Pandemie und wird den Museen in diesem Bereich eine weitern. Insbesondere werden auf diesem Weg sischen Museen noch lange beschäf­tigen. erlegte uns ab Mitte März andere Spielregeln spezialisierte Beratung anbieten können. zunehmend jüngere Menschen eingebunden, Erika Dittrich, Arbeitskreis Wissenschaftler auf. Persönliche Begegnungen und Dienstrei­ Um im Voraus die Bedürfnisse der Museen mit Angeboten, die – überspitzt gesagt – nun Ingo Sielaff, Arbeitskreis Museumspädagogik sen, die ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind, bezüglich der Unterstützung bei der Digitali­ über den Kindermalwettbewerb hinausrei­ mussten ausgesetzt und unsere öffentlichen sierung und der Provenienzforschung ein­ chen. Vermittlungsarbeit per Internet als Er­ Veranstaltungen abgesagt werden. Krisenma­ schätzen zu können, werden wir im Oktober gänzung zu musealen Realien verlangt aller­ nagement war gefragt: Im Homeoffice wur­ eine Umfrage zum Ist-Stand und den Wün­ dings Konzepte und Kenntnisse, die sich in den Informationen gesammelt, aufbereitet schen der Museen starten und würden uns Das Gebäude der SV Spar­ kleineren Häusern nur bedingt finden. Strea­ und in speziellen Corona-E-Mails an alle Ver­ freuen, wenn sich viele daran beteiligen. kassenVersicherung in der men ersetzt nicht aktive Museumsarbeit, kann bandsmitglieder verschickt: Sie behandelten Ab Mitte Mai konnte die Museumsberatung ­Wiesbadener ­Innenstadt, in sich aber als niedrigschwelliger Einstieg er­ die geltenden Regelungen für die Museen, die Südhessen ihre Arbeit in neuen Räumlich­ dem sich das Büro­ des HMV be- findet; Foto: Barbara Hölschen weisen. Zukünftig wird die Vielfalt der Ver­ neu aufgelegten finanziellen Unterstützungs­ keiten in Wiesbaden aufnehmen. Die Unter­ mittlungsformate steigen. programme, den Fortgang von Fördermaß­ bringung in einem Gebäude der SV Sparkas­ Museen bieten als reale Räume andere For­ nahmen und viele weitere Themen. Über senVersicherung brachte es mit sich, dass die­ men der Wahrnehmung als im virtuellen Raum, ­Telefon- und Videokonferenzen,­ im indivi­ ser HMV-Standort nun erstmals auch technisch da die Besucherinnen und Besucher das Sehen duellen Austausch sowie über unsere Infor­ mit der Geschäftsstelle und den Kolleginnen und Aufnehmen nicht nur dem eigenen Rhyth­ mationskanäle setzen wir uns dafür ein, die in Kassel vernetzt ist. Darüber hinaus wurde mus anpassen können, sondern es ihnen auch Museen so schnell wie möglich über alle uns eine Neuverteilung der regionalen Zuständig­ Perspektivwechsel und damit neue Sichtwei­ bekannten Neuerungen zu informieren, was keiten in der Museumsberatung und der Quer­ sen eröffnen kann. Ob und wie Museen als nicht immer ein ganz leichtes Unterfangen schnittsaufgaben vorgenommen. Alle Kontakte ­reale Orte der Reflexion und Bildung sich nun war. und weitere Details sind auf der Homepage positionieren, hängt von ihrer institutionellen des HMV zu finden. und gesellschaftlichen Stellung ab. Vorausset­ Neue Stellen, neue Themen, neuer Standort zung dafür sind eine gewisse Autonomie, Zeit Trotz der Einschränkung im direkten Aus­ Newsletter, YouTube, Veranstaltungen und Raum: Ressourcen, die knapp geworden tausch vor Ort konnten wir im letzten Viertel­ Bewährte Hilfsmittel und Arbeitsmaterialien sind, zumal Museen immer mehr Aufgaben jahr viele Prozesse verbandsintern erfolgreich müssen in jeder Institution immer wieder auf Heike Heinzel an ihrem neuen wahrnehmen sollen. Wie wertschöpfend da die voranbringen, die langfristig den Museen im ihre Aktualität und passgenaue Funktionswei­ Arbeitsplatz in Wiesbaden; Foto: Investition in geschultes Personal und Pro­ Lande zugutekommen werden. So gelang die se überprüft werden. Im Zuge dessen entstan­ Barbara Hölschen grammgestaltung ist, hat die bisherige Corona- Besetzung von vier ausgeschriebenen Stellen den auf technischer Ebene eine neue interne Zeit bewiesen. Innovative Lösungen manifes­ (siehe auch Rubrik Personalia): Barbara Höl­ Verwaltungsdatenbank des HMV, ein profes­ tierten sich in vielfältigen neuen Angeboten, schen und Dr. Regina Löneke sind bereits als sioneller Newsletter, der über die Homepage es durfte vor der Folie der Ungewissheit ex­ Nachfolgerinnen von Dr. Hanno Broo und des Verbandes abonniert werden kann und

76 FORUM VERBANDSMITTEILUNGEN 77 ein YouTube-Kanal. Im Rahmen eines kleinen Zwei weitere digitale Fortbildungsangebote Relaunches konnte das Online-Portal „Museen sind derzeit in der Entwicklung. Sie sollen künf­ in Hessen“ um eine Landkarte und Hinweise tig gekoppelt mit physischen Präsenzveran­ auf digitale Angebote der Museen ergänzt staltungen oder auch singulär angeboten wer­ werden. den. Die Fortbildungsangebote widmen sich Von den schon Ende 2019 organisierten der Inventarisierung von Museumsobjekten Veranstaltungen und Museumsseminaren für und der Befragung von Zeitzeugen. Beide An­ das Jahr 2020 mussten wir leider aufgrund der gebote werden im sogenannten Scrollytelling- Ausnahmesituation viele absagen. Das Früh­ Format, einer Mischung aus Videos, Textse­ jahrstreffen des Arbeitskreises Museumspäda­­ quenzen, Fotos und Hintergrundinformatio­ gogik im UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch nen, erstellt. Für die Teilnehmerinnen und wurde in den September verschoben. Ebenso Teilnehmer besteht dabei die Möglichkeit, war der Internationale Museumstag am 17. Mai sich eigenständig mit den Inhalten zu be­ betroffen, welcher vorwiegend im digitalen schäftigen, aber auch begleitende Beratung Raum stattfand (siehe dazu S. 80). Verzichten durch den HMV zu erhalten. mussten wir auch auf die Impulse, die wir mit unserer im April in Butzbach geplanten Fach­ konferenz für die Arbeit der Kulturschaffen­ den in den Museen im ländlichen Raum ge­ ben wollten. Wir werden die Thematik jedoch Startbild Webseminar Titelblatt des Flyers zur Fach­ wieder aufgreifen und planen dazu im nächs­ „Instagram für Museen“ des konferenz 2020 in Butzbach, die ten Jahr eine gemeinsame Veranstaltung mit Hessischen Museumsverbandes in aufgrund der Corona-Pandemie dem Landesverband der Volkshochschulen in Kooperation mit dem Museums- abgesagt wurde Hessen. verband Rheinland-Pfalz; Foto: Fabian Fess Entwicklung neuer Angebote zur Fortbildung, Vermittlung und Inventarisierung Die Kontakteinschränkungen durch den Die bestehenden Bildungs- und Vermitt­ Momentan laufen dazu Abstimmungsgesprä­ ­Covid-19-Shutdown haben – wie überall – lungsangebote möchte der HMV ebenfalls auf che mit dem Ministerium für Wissenschaft auch beim HMV die Ausrichtung auf digitale vielfältige Weise erweitern. In einem ersten und Kunst, um eine landesweite Lösung für Angebote befördert. So bot der HMV im Juni Schritt geht es derzeit um die Entwicklung die nichtstaatlichen Museen in Hessen zu er­ 2020 ein online-basiertes Seminar (Websemi­ ­eines Konzeptes für Vor-Ort-Schulungen zur reichen. nar) zur Social-Media-App „Instagram“ für die Vermittlung im Museum und um die Erarbei­ Trotz der schwierigen Gesamtumstände Anwendung im Museumsalltag an, welches tung einer Handreichung in Zusammenarbeit geht daher unser Blick durchaus optimistisch in auf sehr positive Resonanz stieß. Der Kurs mit dem Zertifikatskurs „Die Sprache der Din­ die Zukunft. Wir hoffen, dass viele der neuen­ hatte zum Ziel, gerade die kleineren Museen ge“ zur Einführung in die Museumspädagogik. Impulse möglichst bald für die Museen nutz­ zu einem kreativen Umgang mit Instagram Gerade in den ländlichen Bereichen soll eine bar werden, wenngleich wir sicher noch lange und sozialen Medien im Allgemeinen zu er­ stärkere Vernetzung der Akteure erreicht wer­ mit den Folgen der Corona-Pandemie im mutigen. Dabei wurden zum einen die grund­ den. Die Begleitung derartiger Prozesse durch Kultursektor kämpfen müssen. legenden Funktionen der App erklärt und ein entsprechendes Coaching wird konzep­ Im Namen der Geschäftsstelle und der Museums­ mithilfe vieler praktischer Anwendungsbei­ tionell vorbereitet. beratung des Hessischen Museumsverbandes spiele erläutert. Zum anderen konnten an­ Die digitale Erfassung von Museumssamm­ Christina Reinsch, Regina Löneke schließend alle, die teilgenommen hatten, lungen und der häufig an uns herangetragene ­jeweils zwei individuelle Beratungstermine Wunsch nach Bereitstellung einer niedrig­ zu den von ihnen entwickelten Instagram- Auszug aus dem neuen Newsletter des HMV, der über die schwelligen Inventarisierungssoftware hat uns Präsentationen wahrnehmen. Verbandsseite abonniert werden kann in den letzten Monaten ebenfalls beschäftigt.

78 VERBANDSMITTEILUNGEN VERBANDSMITTEILUNGEN 79 Museen mit Freude entdecken ­Lesungen und Vorführungen live miterlebt AUTORINNEN UND AUTOREN 59/2020 VORSTAND des Hessischen Museumsverbandes e. V. werden. Apps und Multimedia-Guides, Pod­ – digital am Internationalen casts, Hörspiele und kreative Mitmach-Aktio­ nen erweiterten das vielfältige Angebot. Ent­ Dr. Esther Abel, Gedenkstätte Hadamar Vorsitzende: Museumstag 2020 Daniela Berner M. A., Ann-Kathrin Rahlwes. Historical Dr. Birgit Kümmel, Bad Arolsen sprechend dem diesjährigen Motto „Das ­Research Service, Frankfurt am Main ­Museum für Alle: Museen für Vielfalt und Angelika Biederbeck, Waldecker Spielzeugmuseum, Vertreter der Gruppe öffentlich zugänglicher ­Inklusion“ fanden sich hier auch einige in­ Bad Arolsen-Massenhausen nichtstaatlicher Museen: Blicke hinter die Kulissen, Führungen, Vor­ klu­sive Beiträge, die es Menschen mit Ein­ Christoph Breitwieser, Museum der Stadt Bensheim Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher, Gießen träge und zahlreiche Aktionen für Kinder und schränkungen erleichterten, Museen selbst­ Dr. Erika Dittrich, Heimatmuseum Seulberg / Philipp- Dr. Anja Eichler, Wetzlar Familien: Das ist der Internationale Museums­ bestimmt zu erkunden. In den sozialen Netz­ Reis-Haus, Friedrichsdorf Konrad Hoppe, Alsbach-Hähnlein tag. Die Museen öffnen an diesem Tag ihre werken sind alle Aktionen unter dem Hashtag Martel Döring, Museum Ober-Ramstadt Dr. Bärbel Maul, Rüsselsheim am Main Türen und laden ein, die vielfältigen Ange­ #MuseenEntdecken gebündelt und ermögli­ Anne Dribbisch, Städel Museum, Frankfurt am Main Dr. Markus Miller, Eichenzell Dr. Martin Engler, Städel Museum, Frankfurt am Main Dr. Eva Scheid, Hofheim am Taunus bote wahrzunehmen. chen den Museen, über den Internationalen Dr. Chantal Eschenfelder, Städel Museum, Frankfurt Gerne hätten wir an dieser Stelle wieder Museumstag hinaus auf sich aufmerksam zu am Main Vertreter der Gruppe der staatlichen Museen: über das bunte Programm der Museen berich­ machen. Simon Fischer, Wirtschaftsgeschichtliches Museum Dr. Gisela Bungarten, Kassel tet, doch in diesem Jahr war alles anders. Die Im nächsten Jahr findet der Internationale „Villa Grün“, Dillenburg Corona-Pandemie zwang die Museen dazu, auf Museumstag am Sonntag, den 16. Mai statt. Katharina Fuhrhop M. A., Hessischer Museumsverband e. V., Vertreter der Gruppe der Kommunalen Spitzenverbände: Veranstaltungen vor Ort zu verzichten oder Dann steht er unter dem Motto „Museums: Kassel Dr. Heiko Wingenfeld, Fulda nur unter strengen Hygieneauflagen die Türen Inspiring the Future“ (dt. Übersetzung folgt). Bernadette Gorsler M. A., Hessischer Museumsverband e. V., Kassel Vorsitzende des Arbeitskreises Wissenschaftler: für einen selbständigen Rundgang zu öffnen. Zu wünschen ist, dass dann die Museen wieder Svenja Grosser, Städel Museum, Frankfurt am Main Dr. Erika Dittrich, Friedrichsdorf Die landesweite Auftaktveranstaltung bei der mit vielfältigen Angeboten die Besucherinnen Dr. Daniel Groth, Wirtschaftsgeschichtliches Museum Museumslandschaft Hessen Kassel, in deren und Besucher nicht nur digital erreichen, ­„Villa Grün“, Dillenburg Rahmen die Sonderausstellung „Kassel … mit sondern auch in ihren Häusern begrüßen Norbert Hefermehl, Heimatmuseum Biebesheim, allen Wassern gewaschen“ eröffnet werden können. ­Biebesheim am Rhein sollte, wurde frühzeitig abgesagt. Angela Dorn, Bernadette Gorsler Martina Jost M. A., Stadtmuseum Hofheim am Taunus Hessische Ministerin für Wissenschaft und Ludwig Jung, Heimatmuseum Leeheim, Riedstadt-Leeheim Dr. Cornelia Kurz, Naturkundemuseum im Ottoneum, Kunst, richtete ihr Grußwort als Videobot­ Kassel schaft an die Museen und deren Publikum. Dipl.-Rest. Sabine Kuypers, Biebertal Auch die Vertreterinnen des Hessischen Mu­ Dr. Regina Löneke, Hessischer Museumsverband e. V., Kassel Neu designte Werbemittel seumsverbandes, die Vorsitzende Dr. Birgit Anke Mebold, DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, ­sollten in diesem Jahr auf den Kümmel und die Geschäftsführerin Christina Frankfurt am Main Internationalen Museumstag Reinsch, nutzten ein digitales Format, um über Linn Mertgen M. A., Oberhessisches Museum, Gießen aufmerksam machen, mussten den Internationalen Museumstag, die Chancen Laura Miete M. A., Gedenkstätte Hadamar jedoch vielerorts in den Kartons und Herausforderungen der coronabedingten Ann-Kathrin Rahlwes M. A., Ann-Kathrin Rahlwes. bleiben; Foto: Bernadette Gors- ­Historical Research Service, Frankfurt am Main Schließungen sowie das Thema Digitalisie­ ler, © HMV Christina Reinsch M. A., Hessischer Museumsverband e. V., rung zu sprechen. Die Beiträge können über Kassel den YouTube-Kanal des HMV eingesehen Gertrud Rosemann, Hessisches Puppen- und Spielzeug- ­werden. museum, Hanau-Wilhelmsbad Als absehbar war, dass die Museen nicht wie Rolf Schamberger M. A., Deutsches Feuerwehr-Museum, gewohnt öffnen können, verlegte der Deut­ Fulda sche Museumsbund den Aktionstag in den Freya Schlingmann, Städel Museum, Frankfurt am Main Franziska Schmidt M. A., Gedenkstätte Hadamar ­digitalen Raum. Etliche Museen reagierten Ingo Sielaff M. A., Hessisches Braunkohle-Bergbau­ Verbandsvorsitzende Dr. Birgit Kümmel und Geschäfts­ schnell und kreativ. So konnten Ausstellun­ museum Borken führerin Christina Reinsch bei den Vorbereitungen zum gen mittels virtueller Rundgänge betrachtet, Susann Steinmetzger, Hessisches Landesmuseum Darmstadt Filmdreh für den Internationalen Museumstag; Sammlungen in Online-Plattformen durch­ Kornelia Wagner, Vonderau Museum, Fulda Foto: Bernadette Gorsler, © HMV stöbert und in Videobeiträgen Interviews, Amalie Wilke M. A., Stadtmuseum Hofheim am Taunus

80 VERBANDSMITTEILUNGEN 81 IMPRESSUM

Herausgeber: Hessischer Museumsverband e. V., Kassel Kontakt: Hessischer Museumsverband e. V. Redaktion: Bernadette Gorsler M. A., Dr. Regina Löneke Redaktion Mitteilungen und Dr. Bettina von Andrian Postfach 10 32 67 34032 Kassel Gestaltungskonzept, Satz und Layout: atelier grotesk, Kassel Tel.: (05 61) 78 89 - 4 66 98 Fax: (05 61) 78 89 - 4 68 26 Druck: Druck- und Verlagshaus Thiele & Schwarz GmbH, [email protected] 34123 Kassel www.museumsverband-hessen.de

Alle Rechte vorbehalten: Nachdruck und Vervielfältigung, Redaktionsschluss ist der 15. Januar auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Hessischen bzw. der 15. Juli eines Jahres Museumsverbandes e. V. Titelbild: Gipsabguss eines Porträts des Gnaeus Pompeius Verband und Redaktion haften nicht für unverlangt ein­ Magnus (106–48 v. Chr.) mit digitaler Montage einer gesandte Beiträge. Namentlich gekennzeichnete Beiträge Mund-Nasen-Bedeckung (siehe S. 70–76); Foto: geben die Meinung des Autors, nicht zwingend aber die Michaela Stark, Antikensammlung der Justus-Liebig- Auffassung der Redaktion wieder. Einsender von Texten und Universität ­Gießen Abbildungen erklären sich mit redaktioneller Bearbeitung sowie digitaler Veröffentlichung auf den Internetseiten des Herausgebers einverstanden. Der Nachweis der Bildrechte liegt bei den Einsendern. Alle Angaben ohne Gewähr.

ISSN 0932-0741

Gefördert durch