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Intendant Martin Hoffmann, Keynote Speaker des PM Forums, im Interview Berliner Philharmoniker: Die „digitale Konzerthalle“ versammelt nachts japanische Musikfreunde

Autor: Oliver Steeger

Morgens früh um drei Uhr kommen japani- moderne digitale Wege. Ihre „digitale Konzert- Martin Hoffmann sche Musikfreunde zusammen. Sie lauschen halle“ ist ein gutes Beispiel dafür. Um was gemeinsam den „Berliner Philharmonikern“. handelt es sich genau? Das Weltorchester „streamt“ seine Konzerte Martin Hoffmann: Wir verfügen seit einigen per Internet – live aus der Berliner Philhar- Jahren über ein eigenes Streaming-Angebot. Wir monie. Wegen des Zeitunterschieds treffen übertragen live die Konzerte, die unsere rund sich Japaner bereits vor Tagesanbruch, um 2.200 Konzertgäste in der Berliner Philharmonie in geselliger Runde Symphonien etwa von erleben, aus dem Saal. Darüber hinaus finden Beethoven oder Schumann zu hören. Eine Abonnenten ein umfassendes Archiv mit zurück­ „digitale Konzerthalle“. Möglich werden liegenden Konzerten, Künstlerinterviews, Werk­ solche modernen Angebote nicht nur durch einführungen, Dokumentarfilmen und anderen Martin Hoffmann wurde 1959 in Nussloch/ IT-Projektmanagement, sondern auch durch audiovisuellen Produktionen. Mit diesem Angebot Heidelberg geboren. Er studierte an den Univer­ kluge strategische Managemententschei- haben wir rund 26.000 zahlende Abonnenten sitäten Saarbrücken, Lausanne und Hamburg dungen, an denen die Orchestermusiker gewonnen. Rechtswissenschaften und schloss 1991 das traditionell intensiv mitwirken. Martin Hoff- Studium mit der Großen Juristischen Staats­ mann, Intendant der Berliner Philharmoniker, Eine erstaunlich große Nachfrage! prüfung ab. Bis 1993 war er Wissenschaftlicher hat als Keynote Speaker auf dem PM Forum Ja. Ein Drittel der Abonnenten findet sich in Referent am Max-Planck-Institut für ausländi­ 2016 den (digitalen) Weg dieses exzellenten Deutschland, ein Drittel in den USA, ein Drittel in sches und internationales Privatrecht sowie als Welt­orchesters erklärt. Im Interview erläu- Asien. Die digitale Konzerthalle haben wir aus Rechtsanwalt in Hamburg tätig. Von 1994 bis tert er, wie exzellente künstlerische Leistung, dem Impuls entwickelt, weltweit empfangbar zu 1996 war Martin Hoffmann Leiter Business Offenheit für den Wandel und ausbalancier- sein und das Live-Erlebnis unserer Konzerte für Affairs beim Fernsehsender Sat.1 und von 1997 tes Management ineinandergreifen – für den alle Menschen erlebbar zu machen. In Japan bis 1999 Geschäftsführer der Sat.1 Boulevard außergewöhnlichen Konzertgenuss. haben sich bereits kleine Communities gebil- TV GmbH. Im Jahr 2000 folgte seine Berufung det, die sich privat verabreden und gemeinsam zum Geschäftsführer der Sat.1 Satelliten Fern­ Herr Hoffmann, die Berliner Philharmoniker unsere Konzerte hören. Wegen der Zeitverschie­ sehen GmbH. Dieses Amt hatte er bis 2003 sind unlängst zum besten Orchester der Welt bung treffen sich diese Gruppen bereits um drei inne. Von 2004 bis 2010 war er Vorstands­ gekürt worden – eine Verneigung der Musik- Uhr morgens, bewirten einander und genießen vorsitzender der TV-Produktionsfirma MME welt vor der künstlerischen Spitzenleistung unsere Musik. MOVIEMENT AG. Im Jahr 2010 wechselte er dieses Orchesters. Zum einen bewahrt das in den Aufsichtsrat. Seit September 2010 ist Orchester das Musikerbe der Klassik und Solche neuen Wege zu gehen in der Kultur, Martin Hoffmann Intendant der Stiftung Berliner Romantik. Zum anderen öffnet es sich im- dies braucht Mut, Weitsicht und vor allem Philharmoniker. Foto: Sebastian Hänel mer wieder dem Wandel der Gegenwart. Bei- kluge strategische Entscheidungen. Was viele spielsweise gehen die Berliner Philharmoniker nicht wissen: Die Berliner Philharmoniker ver-

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fügen über eine einzigartige Management- struktur und Organisation. Man spricht von einer „Orchesterrepublik“. Was ist damit ge- meint? Der Terminus Orchesterrepublik, den Sie nennen, bezieht sich auf die Gründungsgeschichte der Berliner Philharmoniker. Das Orchester wurde 1882 gegründet. Die Mitglieder entschieden sich damals, das Orchester eigenverantwortlich – auch ökonomisch eigenverantwortlich – zu füh­ ren. Daraus erwuchs auch das heutige Selbst­ verständnis. Die Mitglieder des Orchesters er- arbeiten die wesentlichen Entscheidungen und vertreten diese selbst.

Also kein Management „von oben herab“? Nein, überhaupt nicht. Für die Meinungs- und Entscheidungsfindung werden Organe unterhal­ ten, zum Beispiel Orchestervorstände.

Dies hat ja auch Einfluss – beispielsweise auf Das beste Orchester der Welt – unterwegs in New York mit Beethovens 9. Symphonie in der Carnegie die Besetzung von Dirigentenposten? Hall am 21. November 2015. Damit schlossen die Berliner Philharmoniker ihren Beethoven-Zyklus Die Findung des Chefdirigenten bei den Berliner in der letzten Saison ab. Foto: Davidson Philharmonikern ist sicherlich weltweit einmalig. Dies ist in dieser Form erstmals nach der Ära Auch bei anderen strategischen oder ökono- deseigene Stiftung. Der Stiftungsvorstand trifft praktiziert worden. 1989 hat mischen Fragen werden die Musiker einbe­ künstlerische und ökonomische Entscheidungen. das Orchester vollständig allein – jedes Mitglied zogen – durchaus auch zu Fragen etwa von mit einer Stimme – darüber befunden, wer der digitalen Angeboten. Wie darf ich mir dieses Also doch nicht das Orchester? neue Chefdirigent werden soll. Dies ist in der Tat Einbeziehen vorstellen? Langsam! Der Stiftungsvorstand besteht aus dem eine urdemokratische Entscheidung … Wir haben eine moderne Managementstruktur Chefdirigenten, aus dem Intendanten sowie aus gefunden für die Gesamtinstitution. Diese Struk­ je einem Mitglied des Orchestervorstands und … die keinen Einflüssen von außen unter- tur unterstützt die Meinungsbildung aller Beteilig­ des Medienvorstands. Diese vier Personen tref­ liegt? ten – auch des Orchesters und seiner Mitglieder. fen also die Entscheidungen. Sie sehen: Das Keinen externen Einflüssen etwa aus politischen Wir brauchen ja diese Meinungsfindung für die Orchester ist mit zwei Stimmen vertreten – und oder sonstigen Erwägungen! Eine rein künstle­ Entscheidungen. Für die Entscheidungsfindung die beiden Orchestervertreter müssen „una voce“ risch-demokratische Entscheidung. Und dies ist, haben wir einen Prozess und Regulatoren er- stimmen; sie dürfen keine divergierenden An- wie gesagt, weltweit einmalig. arbeitet. Von der Struktur her sind wir eine lan­ sichten haben.

Das Aufnahmestudio der in der Philharmonie; Foto: Peter Adamik

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Theoretisch könnte es zu einem Patt kom- men? Das ist extrem selten und in meiner Amtszeit noch nie vorgefallen. Aber Sie haben Recht, ein Patt zwischen den Orchesterstimmen und denen des Chefdirigenten und des Intendanten ist denkbar. Dann würde die Stimme des Intendan­ ten entscheiden. – Zurück zu Ihrer Frage: An dieser Struktur können Sie den Einfluss und die starke Stimme des Orchesters erkennen. Das Recht des Orchesters ist durchdekliniert durch die Organisation und ihre Organe. Und wichtig ist aus meiner Sicht auch der grundsätzliche Punkt: Es gibt ein festes Verfahren, durch das wir zu Entscheidungen kommen.

Eingangs sprachen wir von der digitalen Revo- Impression aus einem Konzert im Februar 2016: Der Erste Konzertmeister Daniel Stabrawa als lution, die auch Kulturinstitutionen wie die Solist spielt Karol Szymanowskis Konzert für Violine und Orchester Nr. 2. Am Dirigentenpult: Berliner Philharmoniker erreicht. Im Prinzip Sir ; Foto: Monika Rittershaus sind solche Umbrüche für Ihr Orchester nichts Neues, schon mehrfach haben sich die Berliner Dies muss man vernünftig einordnen. Klassische Wir haben eines festgestellt: Unsere programma­ Philharmoniker an die Spitze des technischen Musik war noch nie eine Domäne der Jugend. tische Öffnung zur Musik des 20. und 21. Jahr­ Wandels gestellt. So hat sich der Dirigent Her- Das Publikum ist generell etwas älter. Es muss hunderts kommt beim jüngeren Publikum gut an. bert von Karajan in den 1980er-Jahren bei- in seiner Jugend an diese Musik herangeführt Deshalb haben wir eine Reihe unter dem Titel spielsweise für die Vermarktung von Konzert- worden sein, und es braucht von seinen Lebens­ „Late Night“ eingeführt, sehr experimentell, wit­ mitschnitten auf CD eingesetzt – in einer Zeit, umständen her den Freiraum, Konzerte zu be- zig, unterhaltsam und mit unerwarteter Musik. als der CD-Player noch Luxusgut war. Es heißt, suchen. Unser Publikum ist im Durchschnitt über Dafür haben wir ein junges Publikum gewonnen, Herbert von Karajan habe damals an der Fest- 50 Jahre alt; nach meiner Beobachtung haben der Altersdurchschnitt liegt bei 35 Jahren. Der legung der Speicherkapazität von CDs mitge- wir – verglichen mit anderen Konzertsälen – ein Habitus, der Gestus, die Kleidung dieses Publi­ wirkt. recht junges Publikum. kums – all dies ist anders als bei unserem klas­ Es hat Gespräche zwischen Herbert von Karajan sischen Abonnementpublikum. Mit solchen Pro­ und der Führung von Sony gegeben, er war an Sie sagten, dass man an klassische Musik her- jekten können wir durchaus junges Publikum der technischen Entwicklung beteiligt. Herbert angeführt werden muss. Bei den Jüngeren hat gewinnen. von Karajan verfügte über ein gutes Gespür für sich einiges gewandelt. Sie wachsen in einer die zukünftigen Entwicklungen in Ton und Film. Er digitalen Welt auf, in der Musik anders verfüg- Sie sprechen von Projekten. Projektmanage- stand dem technischen Medienwandel in seinem bar ist und der Musikgeschmack auch anders ment hat mittlerweile bei vielen Kulturinstitu- Leben mehrfach aufgeschlossen gegenüber, erst geprägt wird. Wie reagieren Sie darauf? tionen Einzug gehalten. Gilt dies auch für die der Umstieg von Schellackplatte auf Vinyl, dann Junge Menschen kommen heute nicht mehr so Berliner Philharmoniker, etwa bei der Vorberei- von Vinyl auf CD. Er war bei audiovisuellen Pro­ selbstverständlich mit klassischer Musik in Be- tung solcher Reihen oder auch von Auslands- duktionen ein Vorreiter, er hatte ein großartiges rührung. Sie lernen seltener ein Musikinstrument tourneen? technisches Grundverständnis für die mediale zu spielen, obwohl es in der Spitze nach wie vor Lassen Sie mich bitte das Beispiel Tourneen auf­ Aufbereitung und Verwertung. Dieses Verständnis überragende junge Musiktalente gibt. Wir ver- greifen: Ja, jede Tournee ist für sich ein Projekt. hat er beispielsweise auch beim Bau unserer suchen mit unserer Kommunikation Angebote zu Wir machen Vorkalkulationen, wir suchen uns Philharmonie im Jahr 1963 eingebracht. Auf sei­ machen für die Generation, die heute groß wird. Zieldestinationen, arbeiten mit Erfahrungswerten nen Leistungen bauen wir heute noch auf. Wir erschließen für uns neue Medien … aus der Vergangenheit. Projektmanagement hilft uns beispielsweise, die Kosten jeder Tournee zu Die heutigen Herausforderungen des Wandels Welche Medien zum Beispiel? optimieren. liegen ja nicht nur bei der digitalen Technik, Wir haben heute fast 900.000 Likes bei Face­ sondern auch bei Veränderungen des Publi- book und über 100.000 Follower bei Twitter. Wir Die Berliner Philharmoniker haben viele be- kums. Viele Konzertsäle, Museen und Theater verfügen über einen eigenen Brand Channel bei geisterte Freunde in der Welt, so auch in Asien. stellen sich darauf ein, dass ihr Publikum älter YouTube. Dort spielen Sie vor vollen Häusern. Welche wird und sich damit die Erwartungen ver- Rolle spielt die Ökonomie bei Tourneen? ändern. Spüren auch Sie diesen demografi- Aber wie bekommt man junge Menschen vom Das ist richtig. Tournee-Destinationen in Asien schen Wandel? Smartphone weg, hinein in den Konzertsaal? sind außerordentlich attraktiv. Doch wir bereisen

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Ihren weniger rentablen Verpflichtungen als Kulturbotschafter. Besteht ein Konflikt zwi- schen der künstlerischen Exzellenz und dem Ökonomischen? Nein, für uns nicht. Die Berliner Philharmoniker haben eine herausragende Position. Und daraus ergibt sich für uns eine günstige Marktsituation. Die Nachfrage nach unserem Orchester ist grö­ ßer als das Angebot, das wir ermöglichen kön­ nen. Wir haben bei uns in eine Auslastung von 98 Prozent. Aber über diesen ökonomischen Erwägungen steht unser Credo der künstleri­ schen Exzellenz, die herausragende künstleri­ sche Leistung. Die künstlerische Exzellenz be- stimmt unser Handeln. Sie ist die Säule, die Basis für unser Orchester, sein Fundament.

Aus der günstigen Marktsituation ergeben sich vermutlich Vorteile, diese Exzellenz noch wei- ter zu entfalten. Festlicher Empfang zum Festkonzert „50 Jahre Philharmonie“ im Oktober 2013. Martin Hoffmann Selbstverständlich. Wir können künstlerische empfängt Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren Ehemann Joachim Sauer. Foto: DAVIDS Experimente wagen, etwa neue Programme ge- stalten, Musik des 21. Jahrhunderts aufführen auch andere Destinationen, bei denen die Öko­ sehr großes sogar. Weitere Beispiele für Projekte oder Auftragskompositionen ermöglichen. Unser nomie nicht im Vordergrund steht. Zum Selbst­ sind die Einführungen neuer Formate und Reihen. Publikum akzeptiert dies. Es weiß: Auch diese verständnis des Orchesters gehört, dass es als Experimente werden herausragend gestaltet. Kulturbotschafter Deutschlands dient. Daraus Vorhin haben Sie auf die ökonomische Balance ergibt sich eine Verpflichtung jenseits der Öko­ angespielt, auf das Spannungsfeld zwischen Vorhin haben Sie die Entscheidungswege bei nomie. Wir haben im vergangenen Jahr ein Kon­ gewinnbringenden Konzerten in Asien und den Berliner Philharmonikern genannt. Es wird zert in Athen gegeben – als politisches Signal in der Griechenlandkrise. Oder der 25. Jahres- tag des Mauerfalls: Wir waren auf Tournee in Prag, Halle, Budapest und Warschau. Solche Tourneen, die man aus rein ökonomischen Grün­ den vielleicht anders gestalten würde, unter- nehmen wir aus kultureller und politischer Ver­ pflichtung. Dies gehört zum Selbstverständnis der musikalischen Exzellenz und der Funktion als Kulturbotschafter Deutschlands.

Anders gesagt: Am Ende kann auch Projekt- management einen Beitrag leisten, solche Tourneen wirtschaftlich zu ermöglichen? Ja, mit Sicherheit. Eine Tournee ist mit vielen einzelnen Aufgaben verbunden, die zwischen den Abteilungen koordiniert werden müssen: Hotel­ management, Travelmanagement und die ge- samte technische Seite. Da versuchen wir, die Kosten zu optimieren. Wir führen derzeit eine IT-Lösung ein, die uns bei Projekten unterstützt. Das bisherige System hatte viele Doppelarbeiten bewirkt und die Zusammenarbeit durch Insel- lösungen erschwert. Die Einführung dieser Soft­ ware ist übrigens auch ein eigenes Projekt, ein Keynote Speaker Martin Hoffmann auf dem PM Forum 2016; Foto: Oliver Steeger

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Das Festkonzert „50 Jahre Berliner Philharmonie“ im Oktober 2013; Foto: Monika Rittershaus

in Ihrem Haus nicht „top-down“ entschieden, Beim Fernsehen habe ich den Umgang mit ment und seinen Prozess informiert sein. Wir wie Sie dargelegt haben. Dieses Prinzip stellt Künstlern gelernt. Viele Künstler – Musiker, haben Strukturen, um gute Entscheidungen zu vermutlich auch Anforderungen an Ihre Füh- Schauspieler, Showmaster – haben ein eigenes finden, etwa zu neuen Formaten, neuen Künst­ rungskompetenz als Intendant. Selbstverständnis, mit dem man umgehen muss. lern, neuen Kommunikationsformen, neuen Des­ Bei uns haben bekannte Managementgrundsätze Dies habe ich dort gelernt, und diese Fähigkeit tinationen und neuen Tourneen. Sind die Ent- große Relevanz: Man muss als Intendant gut unterstützt mich auch bei den Berliner Philhar­ scheidungen getroffen, setzen wir diese best- zuhören und ausgezeichnet moderieren können. monikern. Zudem ist meine Medienkompetenz möglich um. Dies bedeutet dann nicht, dass wir Ein Intendant muss das Orchester überzeugen – für das Orchester von Vorteil. Und: Ich habe ge- jeden weiteren Schritt mitteilen, Status melden durch Vorschläge, die auf Herz und Nieren geprüft lernt, ein Unternehmen mit seinen Perspektiven und beispielsweise Marktuntersuchungen zur sind. Man muss dabei auch wissen: Sorgfältig auch ökonomisch aufzustellen und dafür das Kenntnis geben. Dies alles ist nicht notwen- durchdachte Ideen gewinnen bei den Berliner passende Instrumentarium zu wählen. dig. Ich bin nicht der Meinung, dass es zu einer Philharmonikern. Dies fasziniert mich immer wie­ Befruchtung kommen sollte. der. Hier scheitert keine gute Idee an der Struktur, Management ist in der Kultur heute weit ver- an der Beharrung einzelner Gruppen, an fehlen­ breitet, auch das Projektmanagement. Sein Im besten Sinne hält Management – und Pro- der Neugier oder mangelndem Willen. Nutzen für die Kulturschaffenden wird sel- jektmanagement – den Künstlern den Rücken ten ernsthaft bestritten. Dennoch empfinden frei? Wie beschreiben Sie die Führung selbst? viele Künstler das Management als techno­ Die Künstler, die Musiker sollen ganz frei sein Als Zuhören mit eigener, moderativer Autori- kratisch, kalt, inkompatibel zur Kunst. Meine von diesem Druck des Managements. Wie ge- tät – auf diesen Nenner kann man die Führung Frage: Sehen Sie Chancen, dass sich Kultur sagt, im Stiftungsvorstand informieren wir über bringen. und Ökonomie, Kunst und Management be- Notwendigkeiten aus Sicht des Managements, fruchten? aber wir diskutieren sie nicht. Das ist eine klare Sie sind Jurist und Medienmanager. Sie waren Ich sehe keine Notwendigkeit einer Befruchtung. Aufgabenteilung. Wir sind mit unserem Manage­ unter anderem Geschäftsführer beim Privat- Für uns sind das Ökonomische und das Manage­ ment ein Hilfsmittel für die künstlerische Exzel­ fernsehsender Sat.1. Welche Vorteile bringt ment Hilfsmittel, die überragende künstlerische lenz. Für das beste Orchester der Welt.  dieser Background für Ihre Tätigkeit als Inten- Exzellenz zu sichern. Konkret heißt dies: Nicht dant der Berliner Philharmoniker? jeder Musiker muss en détail über das Manage­

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