TOURENTIPP

Der Weg in die Stille unter der zunehmenden Erkenntnis,dass zu schaffen.Dabei galt es,das bestehende Weit- und Rundwanderungen einem Wegnetz und einige Jägerpfade zu nutzen echten Bedürfnis der Gäste entsprechen. und die fehlenden Verbindungsstücke zu Höhenweg erstellen und einzugliedern. Die umfang- Saas Fee–Grächen Werkgemeinschaft reichen Ausbauarbeiten gestalteten sich Das Projekt eines sechzehn Kilometer jedoch aufGrund der Geländestrukturen Seit 50 Jahren schon existiert der langen «Balfrin-Höhenwegs»,benannt recht schwierig und dauerten mehrere lange und eindrückliche Höhenweg nach dem gleichnamigen Berg am Nord- Sommer.1954 wurde dann der Höhen- von Saas Fee nach Grächen. Entstan- ende der Mischabelkette,wurde in weg als «für Schwindelfreie begehbar» den in einer Zeit des motorisierten Grächen und Saas Fee positiv aufgenom- erklärt und dem Betrieb übergeben. Aufbruchs, verbindet er zwei be- men. 1952 entstand die «Werkgemein- Nach weiteren Verbesserungen folgten kannte Kurorte und ist gleichzeitig schaft Balfrin»,zuständig für Planung 1956 noch die offizielle Einweihung und zum Inbegriff eines Höhenwegs ge- und Bau des Höhenwegs.Ziel war,einen die Einsegnung.Heute ist der beliebte worden. möglichst direkten Weg an der Wald- Weg als «Höhenweg Saas Fee–Grächen» grenze zwischen den beiden Bergdörfern – oder umgekehrt – bekannt und ein Im Dezember 1950 schreibt der Walliser wichtiger Teil der alpinen Monte-Rosa- Bote:«Grächen/Saas Fee.Die zwei Frem- Rundtour. denkurorte wollen sich über den Hannig hinweg die Hände reichen. Ein alter Traum,den schon unsere Ahnen hegten, soll nun Wirklichkeit werden,nämlich die Erstellung eines gut gangbaren Fuss- weges von Grächen nach Saas Fee ...» Dies war umso erstaunlicher,standen doch damals eher Ideen für mechanische Erschliessungen an vorderster Front. Vom Balmiboden aus erblickt man Weissmies Orte mit touristischem Potenzial began- und Triftgletscher. nen,mit Strassen,Sesselbahnen und Ski- liften die Fremden anzulocken. Die Idee eines sanften Höhenwegs war der Zeit weit voraus.Erst in den letzten Jahren wurden wieder ähnliche Projekte wie z.B.der Europaweg realisiert,und zwar Ba n z h a f R u d olf B e r nh a d F o t s :

Bei der Bärenfalle sorgen Schattenspiele für Abwechs- lung. Im Lammugrabe. Durch Felsen gelangt man in die Blockhalde, die gut markiert ist.

18 DIE ALPEN 2/2004 In die Stille über hohe Felsfluchten führen,ist die den Steig,der Duft von Harz und ver- Die Pioniere nannten den Höhenweg zusätzliche Erwärmung durch lokale trockneten Nadeln steigt in die Nase, auch «Weg in die Stille». Diese poetische Thermik zu beachten. Flechten und Moose bedecken die Bezeichnung klingt vielleicht etwas zu Das Alter des Wegs macht einen Teil Gneisfelsen,ein Reichtum an Alpenblu- romantisch,umso mehr,als die «Stille» seines Reizes aus:Die Natur hat die eins- men und Gräsern gilt es zu bewundern, in den Bergen nicht mehr so wortwört- tigen Narben völlig überwachsen und und in den Stunden der Dämmerung lich aufgefasst werden kann. Heute würde präsentiert sich in unglaublicher Herb- zeigen sich Steinböcke,Gämsen und er vielleicht prosaischer als «Durststrecke» heit.Uralte Lärchen und Arven säumen bezeichnet.Denn es gibt in den Alpen nur wenige Wege,aufdenen man wäh- rend gut sieben Stunden weder Hütte noch Bergrestaurant begegnet.Zudem wird der «Grächener» schon früh am

Morgen voll von der Walliser Sonne be- Stock: Ein kurzer steiler Abstieg schienen. Da mehrere Wegabschnitte führt wieder in die Waldzone, im Talboden ist sichtbar.

Im Rote Biel, unterwegs an der Waldgrenze. Das Bietschhorn beherrscht den Horizont.

Etwa auf halbem Weg. Aussicht vom Rote Biel auf Balfrin 3796 m und Bigerhorn 3626 m Foto: Markus Lehmann

Foto: Markus Lehmann Im Tal des Schweibbachs. Blick gegen Westen Richtung Färichlicke

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Grächen, der von der Sonne verwöhnte Endpunkt des Höhenwegs der Stille

Die Kapelle auf der Hannigalp – im – ist das erste Haus seit Saas Fee.

manchmal auch Rehe und Hirsche. Das Gezwitscher der Vogelwelt begleitet den Wanderer aufSchritt und Tritt.Dazu kommen die eindrücklichen Ausblicke aufdie Berge und ihre Gletscher:Weiss- mies,Lagginhorn,Fletschhorn,Balfrin, Bietschhorn. Und dann kurz vor Wegende noch die ganz Grossen:aufder Hannig- alp ,, und ,kurz vor Saas Fee die Mischabel und ihre vielen Trabanten. Ein Höhenweg? Eher ein Höhenflug! Ba n z h a f R u d olf Wegbeschreibung Saas Fee–Grächen B e r nh a d Ein früher Aufbruch ist angezeigt! Von Saas Fee,1798 m,wenden wir uns in F o t s : Richtung Oberi Wildi und im Wald zur Bärenfalle,1886 m. Dort schwenkt man nach links hoch und gelangt über den 2101 m überquert.Es folgt ein schöner Senggboden in einen einem National- Aufstieg zum Rote Biel,ca.2280 m,Ab- Informationen park würdigen Bergwald zum Balmi- zweigung zum Seetalhorn,sehr schöner Wanderzeit: total 7 Stunden bis Hannig- boden.Unter dem mächtigen Biderglet- Rundblick,Halbzeit! Nun in zunehmend alp oder 8 Stunden bis Grächen scher gehts flach zum Biderbach,2173 m, felsigerem und steilerem Gelände durch Schwierigkeit: T4 der mittels zweier Tunnels durchquert zwei weitere Gräben zum Aussichtsplatz Höhendifferenz: 788 m Auf- und 615 m wird. In prächtigen Bergwiesen steigen bei Stock. Hoch über dem DorfEisten Abstieg wir über das Stafelälpji zum markanten zur Brandgäscha, wo man vom Saas- ins Karten: LK 1:25000 Blatt 1329 Saas, Lammugrabe. Entlang ausgesetzter Fel- Mattertal wechselt.Kurz darauferschei- 1328 Randa, 1308 St. Niklaus sen gelangen wir dort in eine Blockhalde nen eine Kapelle und die Hannigalp, Führer: Banzhaf Bernhard Rudolf und an deren Ende zum Aussichtsfelsen 2121 m,mit Restaurant,Berggasthaus Alpinwandern Wallis, SAC-Verlag 2003, 2. Auflage bei Bockwang,2259 m. Danach führt der und Seilbahn.Hier mit der Bahn – Be- Weg nach links in das Tal des Schweib- triebszeiten beachten,im Sommer bachs,den man aufeinem Holzsteg bei schliesst sie kurz nach 17 Uhr – oder auf schönem Wanderweg durch schattigen Lärchenwald nach Grächen,1619 m. a Bernhard Rudolf Banzhaf, Saas Fee

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