Zeitreise 1898 – 2013

Geschichte der Zellstoff- und Papierfabrik in Stockstadt

Sappi Stockstadt GmbH 1 115 Jahre Werk Stockstadt …

… bedeuten 115 Jahre Zellstofferzeugung sowie 50 Jahre Papierproduktion am Standort Stockstadt. Grund genug, einmal kurz die Zeit „zurückzudrehen” und in der Firmenchronik zu stöbern!

6 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik Wir befinden uns im Zeitalter der „industri­ Im Zeitalter der Elektronik und dank kontinuier­ ellen Revolution“, als 1898 die damalige licher technischer wie technologischer Erwei­ „Actien-Gesellschaft für Maschinenpapier- terungen hat sich unser Werk stark gewandelt. Fabrikation “, kurz Aschzell Wir sind heute mit 700 Mitarbeiterinnen und (AZ), die Produktion in Stockstadt auf­ Mitarbeitern und ca. 40 Auszubildenden in der nahm, anfänglich mit 120 Mitarbeitern. Lage, bis zu 160.000 t Zellstoff und 440.000 t Der Produktionsstandort Stockstadt war Papier pro Jahr herzustellen! Dabei darf man damals wie heute ideal geeignet: aufgrund allerdings nicht vergessen, dass im Gegensatz seiner zentralen Lage zu den Kunden, zu früher viele Tätigkeiten zugekauft werden. inmitten der buchenholzreichen Regionen , Odenwald und Taunus und Wir können stolz sein auf unsere Tradition, auf gelegen am , der das benötigte 115 Jahre Zellstofferzeugung und 50 Jahre Prozesswasser in ausreichender Menge Papierproduktion am Standort Stockstadt. bietet. Im Jahr 1900 galt unser Werk mit Oftmals arbeiten bei uns Mitarbeiterinnen und der damals erzielten Jahres­produktion Mitarbeiter, deren Familie generationenüber­ von 10.569 t Zellstoff als eine der größten greifend an dieser Historie mitgearbeitet haben Zellstoffanlagen Europas. Seither hat sich und deren Kinder sich auch vorstellen können, einiges getan: Heute entspricht diese einmal einen Teil dazu beizutragen. So hoffe Menge weniger als einer Stockstädter ich, dass wir besonders durch unsere Innova­ Monatsproduktion! tionsfreude bezüglich neuer Produkte in dem harten globalen Wettbewerb im Zeitalter der Über viele Stationen ist aus der AZ die Digitalisierung auch weiter gut bestehen Sappi Stockstadt GmbH geworden. Eine können. integrierte Zellstoff- und Papierfabrik mit eigenem Kraftwerk und eigener Abwas­ Nehmen Sie sich die Zeit, einmal in die Vergan­ serbehandlungsanlage, mit einem hohen genheit einzutauchen und anschließend mit Maß an Umweltschutz und sehr niedrigen Energie und Zuversicht die Zukunft des Papier­ Unfallzahlen. „Integriert“ bezieht sich in standorts Stockstadt weiter mitzubestimmen! diesem Zusammenhang auf den Einsatz des bei uns hergestellten Zellstoffs – als der wichtigste Rohstoff in unserem Stockstadt, im November 2013 Papier. Dies ist aufgrund der wegfallenden Transport- und niedrigen Energiekosten, neben den guten Eigenschaften des Zellstoffs, einer unserer großen Standort­ Christian Dietershagen vorteile. Geschäftsführer Sappi Stockstadt GmbH

7 1. Werksleiter: 2. Werksleiter: 3. Werksleiter: 4. Werksleiter: 5. Werksleiter: 6. Werksleiter: 7. Werksleiter: Jakob Schurter Ernst Rinder­ Dr. Wilhelm Johannes Götz Dr. Karlfried­ Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. (1898 – 1933) knecht Zieroff (1959 – 1963) rich Patt Franz-Eugen Werner Georg (1933 – 1938) (1938 – 1959) (1963 – 1970) Schmidt Schmidt (1970 – 1978) (1979 – 1981) Historie

1898 1920 1950 1963/64 Gründung einer Bau eines Transfor­ Produktion der Beginn einer Zellstofffabrik durch matorenhauses, eines einmillionsten neuen Ära: die Actien-Gesellschaft Kesselhauses und Tonne Zellstoff Die Papier­ für Maschinenpapier­ eines 92 m hohen produktion Fabrikation Aschaffenburg Schornsteins auf der PM 1 startet

12 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik 8. Werksleiter: 9. Werksleiter: 10. Werksleiter: 11. Werksleiter: 12. Werksleiter: 13. Werksleiter: Dipl.-Ing. Dr. Walter Dipl.-Ing. Dr. Wolfgang Dipl.-Ing. Dipl.-Ing. Konrad Goebel Lüttgen Klaus Müller Czirnich Bernhard Jäggi Christian (1982 – 1987) (1987 – 1989) (1990 – 1999) (1999 – 2005) (2006 - 2011) Dietershagen (2012 bis heute)

Grafische Papiere 2001 1970 1995 2000 2009

1991 1992 2011 Produktion Inbetriebnahme der Projektoptimierung 1970 der fünf- neuen Streichanlage 2006 der Abwasser­- Inbetrieb­ millionsten zur Veredelung der Produktion werte in der 2013 nahme der Tonne Papieroberfläche von über Zellstoff­erzeugung 115-jähriges 2. Papier­ Papier 400.000 t/a Bestehen des maschine Papier 2007 Werkes und der (PM 2) Inbetriebnahme der neuen Zellstofferzeugung 1974 anaeroben Biologie, und 50-jähriges Produktion der Teil der Abwasser­- Bestehen der einmillionsten behandlungsanlage Papiererzeugung Tonne Papier

13 Wie alles begann ...

1872 wurde von der „AG für Bunt­papier- und Leimfabrikation Aschaffenburg“ beschlossen, an der Aschaff eine Papierfabrik zu errichten, die sich im Laufe der Geschichte als die Keimzelle der „Aschaffenburger Zellstoffwerke AG“ mit Betrieben in vielen Teilen Deutschlands erweisen sollte.

Seit der Fertigstellung 1874 wurde in Aschaffenburg an der Aschaff Zellstoff und Papier erzeugt. Gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts stieg die Nachfrage nach gebleich­ tem Zellstoff auf dem heimi­ schen Markt und dem Welt­ markt erheblich an. Ihr konnte das Werk Aschaffenburg nicht mehr gerecht werden; man musste sich umsehen, wo ein neues Werk zweckmäßigerwei­ se zu erbauen war. Der Stand­ ort des Werkes Aschaffenburg kam dafür nicht in Frage, denn ent s tehung das Wasser der Aschaff reichte von großer Bedeutung. Sulfitzellstoff­fabrik zu errichten, für ein zweites Werk nicht aus. Der Drang nach dem Main von der man sich eine alsbaldi­ Für ein größeres Zellstoffwerk war nicht mehr aufzuhalten. ge Verdopplung der Produktion mit entsprechender Bleicherei­ So beschloss man 1897, erhoffte. Die Frischwasserfrage anlage war eine befriedigende im 5 km entfernten Stockstadt hielt man für geklärt und die Wasserver- und -entsorgung „auf der grünen Wiese“ eine Abwässer schienen keine

14 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik Établissement der Actiengesellschaft für Maschinenpapierfabrikation Aschaffenburg Werk: Cellulosefabrik

Das Werk Stockstadt blickt auf eine lange Tradition zurück: Bereits 1898 begann die Zellstoffproduktion – damals war das Werk Zweig­ stelle der Aschaffenburger Zellstoffwerke unüberwindlichen­ Schwierig­ Die erste Tochtergesellschaft stoff für die Papier- und keiten zu bereiten. Im Novem­ der AZ war „geboren“. Jahr­ Kunstseidenindustrie. Das ber 1898 hatte Ludwig Engel­ zehntelang konzentrierte sich verwendete Nadel- und mayer, damals technischer die Entwicklung des Werkes Buchenholz wurde nach dem Vorstand, das Werk Stockstadt Stockstadt auf die Erzeugung Calciumbisulfit-Verfahren fertiggestellt und eingerichtet. von gebleichtem Qualitätszell­ aufgeschlossen.

15 entstehung 16 Originale Bauzeichnung­ von 1899, Bau eines Bürogebäudes

17 Von der „Zellstoff“ zur Papierfabrik

Ende der 1950er Jahre wurde die Lage für eine reine Zellstofffabrik in Deutschland immer schwieriger.

Die PM 1 Während die skandina­vischen im Jahr Länder und Russland noch zur 1966 Jahr­hundertwende genügend Holz an die mitteleuropäischen Zellstofffabriken lieferten, begannen sie, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, selbst eine große Zellstoff­ industrie aufzubauen. Es ist verständlich, dass diese mo­dernen Anlagen, zusammen mit großen Holz­vorräten im Eigenbesitz, die Wirtschaftlich­ keit der deutschen Zellstoff­ fabriken – und auch der AZ Stockstadt – sehr in Frage stellten. zunächst dem Wunsch nach Damit wurden folgende Der Entschluss der damaligen der Sicherung der Zellstoff­ Integrationsvorteile erreicht: Vorstände, insbesondere der fabrik Stockstadt. Hinzu kam Einsparung von Frachtkosten, Herren Dr. Niethammer und auch die Über­legung, das Einsparung von Trocknungs­ a p ierer z eugung Lehmann, in Stockstadt eine ursprüngliche Produkt Zell­stoff kosten und Optimierung der p große Maschine zur Erzeu­ zu Papier zu veredeln und Energiebilanz. Wenn man gung grafischer Papiere damit eine höhere Wertschöp­ bedenkt, dass das gesamte aufzustellen, entsprang fung zu erzielen. Aktienkapital der damaligen

36 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik Aschaffenburger Zellstoffwerke kanische Papiermaschinen­ knapp 60 Mio. DM betrug, war hersteller Black Clawson ein eine Investition von 45 Mio. größeres Aktienpaket über­ DM ein äußerst mutiger nahm und für die Zahlung Entschluss. langfristige Raten gewährte. Das war der Startschuss für Ein wichtiger Finanzierungs­ den Bau der Papierma­schine 1, baustein war, dass der ameri­ der PM 1.

37 a p ierer z eugung p

42 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik Die PM 1 im Jubiläums­ jahr 2013

43 Am 11. Februar 1991 wird die Bau der 5.000.000 t Papier produziert: Dies entspricht einer Fläche, die 1,5-mal so groß ist wie die Schweiz oder einer Papierbahn, Streichmaschine die bei 1 m Breite rund 1.000-mal die Erde umspannt.

Im Jahr 1990 beschloss die PWA Grafische Papiere GmbH die Errichtung einer neuen Streichanlage.

„Edel in die Zukunft“, Nachdem Ende Mai 1991 mit unter diesem Motto den Bauarbeiten begonnen stand die 250 Mio. DM wurde, erfolgte am 25. Septem­ teure Großinvestition.­ ber 1991 die Grundsteinlegung: Kernstück ist die neue Der Werksleiter Klaus Müller Streichmaschine zur vollzog diesen feierlichen Akt Ver­edelung eines Teils gemeinsam mit dem Stockstäd­ der in Stockstadt ter Bürgermeister Lothar Schaff­ hergestellten Papiere. rath. Daran nahmen neben vielen Mit der Umstrukturie­ Mitarbeitern ebenfalls das rung der Produktpalet­ Projektteam, die Arbeit­nehmer­ 10. Werksleiter: te auf „gestrichene vertreter, die Baufirmen und Dipl.-Ing. Klaus Müller Papiere“ werden neue Lieferanten, die Mitglieder des (1990 - 1999) Marktchancen genutzt Gemeinderates, des Land- und und die internationale Bundestages und weitere Wett­bewerbsfähigkeit Amtsträger teil. Die in einem erhöht. Zementblock eingelassene „Grundsteinrolle“ wird dann von dem 50 m hohen Baukran genau PW A in die Mitte der Baugrube für die neue Streichmaschinenhalle „Weiß ohne Schadstoffe“: seit dem 1. Mai 1991 sind Chlor und chlorhaltige eingelassen. Bleichmittel vollständig aus der Zellstoff­ produktion eliminiert. Nach intensiven Auf einem Areal von insgesamt Versuchsreihen konnte damit ein Jahr früher als geplant die neue, umweltfreundliche 10.600 m² entstehen die neuen Bleiche in Betrieb gehen. Insgesamt über ­ Anlagen zur Veredelung des 55 Mio. DM wurden bisher in dieses Umwelt schutzprojekt investiert. Papiers.

62 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik 1993 wird das neue automati sche Rollen ­zwischenlager mit­ Investitionskosten von 34 Mio. DM gebaut. Mit 72 m Länge, 33 m Breite und 32 m Höhe kann es 9.500 t bzw. 5.700 Rollen Papier aufnehmen.

Die Rollen lagern in ca. 15 m langen Kanälen auf zwölf Etagen.

Der Bau der Streich­ maschine beginnt

63 Produktionsrekorde

Das Jahr 2004 war ein sehr erfolgreiches Produktionsjahr mit einer Vielzahl von Rekorden. Es wurden 396.631 t Papier hergestellt, fast 400.000 t!

Erweiterung der Abwasser­ behandlungsanlage im Frühjahr 2004

Die bisherige Bestleistung aus Grund dafür, dass die Zellstoff­ All diese Rekorde wären aller­- dem Jahre 2000 konnte um erzeugung auf ein sehr hohes dings nicht möglich gewesen, über 9.000 t übertroffen werden, Niveau gelangen und mit wenn nicht die Werks­ver­sor­ was einer Steigerung von 2,4 % 156.101 t Zellstoff ein neuer gung genug „Dampf“ gemacht entspricht. Bei den gestrichenen Jahresrekord erreicht werden hätte. Mit einer Spitzenleistung Papieren gab es ebenfalls konnte. von 2.234.379 t Dampf ist einen Jahresrekord: Es wurden ebenfalls ein Jahresrekord insgesamt 210.133 t hergestellt. Die Ausrüstung hat ebenfalls gelungen! Ebenso konnte die m-real sehr erfolgreich gearbeitet, Werksversorgung die historisch Die Rekorde sind umso höher es wurde ein Gesamtrekord niedrigste­­ Abwasserbelastung zu bewerten, da die Papierma­ von 402.419 t netto verpackte verzeichnen. schinen aufgrund von marktbe­ Ware erzielt. dingten Stillständen wiederholt Im Frühjahr wurde die beste­ ab­gestellt werden mussten. Erstmals wurden auch hende Abwasserbehandlungs­ über 100.000 t an einem anlage durch eine Hochlast­ Die Rekorde in der Papierpro­ Querschneider geschnitten: stufe, MBBR, erweitert. Die duktion waren aber auch ein 106.250 t am QS 55. Abwässer aus der Zellstoffpro­

78 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik Geschäftsleitung M-real Stockstadt im Jahr 2004: Personalleiter Dieter Salg, Werksleiter Dr. Wolfgang Czirnich, Leiter Werksversorgung Burkhard Sauer, Leiter Papiererzeugung Gerland Küchelbacher, Leiter Zellstofferzeugung Berthold Fath, Leiter Ausrüstung Christian Dietershagen, Leiter Verwaltung Dr. Wilfried Müller, Leiter CSC Matthias Liebich und Leiter Technik Norbert Kessler. duktion werden durch Einbla­ Im Mai 2004 besichtigt Regie­ überrascht, hier einen absoluten sen von Prozessluft und mit in rungspräsident Dr. Paul Bein­ Hightech-Betrieb vorzu­finden, den Becken schwimmenden hofer das Werk: „Ich bin nicht der die in dieser Indus­trie an­ Füll­körpern biologisch vorbe­ als ab­soluter Neuling der fallenden Umweltprobleme so handelt und der Abwasser­ Papierbranche gegenüber­ gut in den Griff bekommen hat.“ behandlungsanlage zugeführt. getreten. Dennoch hat es mich

v. l. n. r.: Regierungs­- präsident Dr. Paul Beinhofer, Werksleiter­ Dr. Wolfgang Czirnich, Bürgermeister Lothar Schaff­rath, Verwaltungs­leiter Dr. Wilfried Müller und Abteilungsdirektor Günter Fuchs von der Regierung von Unterfranken 79 Im Jubiläumsjahr

2013 investierte das Werk in seine Zukunft mit Umbauten an der PM 2 für die neue Sorte HannoArt silk.

Die Geschäfts­leitung der Sappi Stockstadt GmbH im Jahr 2013

V.l.n.r.: Personal­leiter

s a pp i Raimund Loch, Leiter Papier­fabrik Martin Vogt, Leiter PQM Mirco Fath, Leiter Finanzen Steffen Hörnig, Leiter Technik und Werksver­ sorgung Julian Laux, Leiter Zellstofferzeugung Matthias Liebich, Geschäftsführer Christian Dietershagen

110 Zeitreise Zellstoff- und Papierfabrik In der Reihe „Bilder­bogen: vom Baum zum Papier″ vom hr-Fern­sehen fanden im Januar 2013 Dreharbeiten im Werk statt

Während des Investitionsstill­ im Bereich der Vortrockenpartie, stands der PM 2 im April 2013 die Installation einer Anlage zur Spektakuläre fanden die wichtigsten Umbau­ Optimierung der Papierober­ Anlieferung eines maßnahmen für die Produktion fläche sowie den Austausch 1.000 m³ großen HannoArt silk statt. Im Einzel­ der Polyvinylalkohol-Anlage in Filtrat­behälters nen ging es dabei um den der Streich­farbenaufbereitung. für die Zell­ Umbau zur Bahnstabilisierung stofferzeugung

111 ... gedruckt auf Papieren von Sappi Stockstadt GmbH