Bamberger Zunftfischer gegen Zapfendorfer Bauernfischer

Fischerei am Obermain im Spiegel der Rechts-, Wirtschafts- und Umweltgeschichte

Thomas Gunzelmann

iele der Streitigkeiten auf loka- kung. Das Mehl der Früchte wurde wäre. Ob irgendwelche Sanktionen Vler Ebene, wie sie in den Archi- mit Brot in Kugelform ins Wasser gegen die Zapfendorfer Fischer ven vom Mittelalter bis in das 19. geworfen, wonach sich die Fische verhängt wurden, lässt sich dem Jahrhundert hinein überliefert sind, mit der Hand fangen ließen. Erst- Schriftverkehr nicht entnehmen, mögen uns heute unverständlich mals ist von dieser Fangmethode danach blieb es jedenfalls einige oder skurril erscheinen, ja sogar als 1556 in Würzburg die Rede, im Jahrzehnte still. ein Quell der Heiterkeit anmuten. Fischereimandat von Fürstbischof Neue Vorwürfe erheben die Bam- Dies gilt auch für den hier darge- Marquard Sebastian Schenk von berger Fischer im Jahr 1753 gegen stellten Streit der Bamberger mit Stauffenberg von 1684 wird diese die Zapfendorfer, die ihnen bei ih- den Zapfendorfer Fischern, der im auch im Hochstift aus- rem »berechtigten Fischen auf dem 18. Jahrhundert regelmäßig immer drücklich verboten.3 Mayn-Fluß dortiger Gegend aller- wieder aufflammte. Ins rechte Licht Zwei Jahre später wurden die hand Hindernus ... machen« und gesetzt, zeigen uns solche Auseinan- Auseinandersetzungen heftiger. Die die sogar gedroht hätten, »gegen sie dersetzungen sehr viel über die Le- »Viermeistere des Fischer Hand- hiesige Fischer gewalthätige That- bensbedingungen der Menschen, die werks zu Markt « klagten, Handlungen auszuüben«5. Sie, die engen Grenzen der Subsistenzwirt- wie ihnen »...zu ein sich ausdrücklich als »Fischerhand- schaft1 in den im Hinblick auf die Schiff und Fischerzeug, als selbige werk« und damit als Mitglieder »all- agrarische Tragfähigkeit übervöl- an einen Feyertag jeder ordnungs- hiesiger Fischers-Zunft« bezeichnen, kerten Dörfern und das starre Sys- mäßig zulassiger Zeit gefischet, mit werfen den »Land- und Bauern- tem der zünftigen Stadtwirtschaft Zuziehung der Zapfendorfer Un- fischern zu Bischberg, , mit festgeschriebenen Absatzgebie- terthanen und dasiger Ambtsknecht Hallstadt und Zapfendorf« vor, dass ten wie auch über die verwirrenden hinweg genohmen worden wärr...«.4 jene entgegen der Fischereiverord- Rahmensetzungen eines Rechts, das Außerdem beklagten sie sich beim nung von 1707, »mit ohnerlaubten einerseits auf »unfürdenklichem« Zapfendorfer Vogt Wachter, dass er fischen denen dahiesigen Stadt- Herkommen beruhte, andererseits seiner Aufsichtspflicht über seinen Fischeren sehr großen Eintrag und aber auch in zahlreichen Mandaten Amtsknecht und die Zapfendorfer Nachtheil...« zufügen.6 Dem Zap- und Verordnungen kodifiziert war. Einwohner nicht nachgekommen fendorfer Vogtwird nahe gelegt, die

Streitigkeiten am und auf dem Im Jahr 1723 beschwerten sich die Bamberger und Hallstadter Fischer in einem Schreiben an den Zapfen- dorfer und Hallstadter Vogt über die Zapfendorfer und Bischberger Fischer. Sie verlangten vom Vogt die Bestrafung der Zapfendorfer Einwohner, die »... mit der Verder- bung von Bruth und Fisch-Saämung in dem Mayn-Flusse beständig fort- pfuscheten...«.2 Die Klage gipfelte in dem Vorwurf, dass die Zapfen- dorfer »...hierzu gewieser Kügelein und anderen verbottenen Fischzeugs sich bedienten...«. Diese »Kügelein« waren etwa 1 cm dicke Früchte ei- Abb. 1: Die Schelche der Zapfendorfer Mainfischer vor der Mainbrücke von nes indischen Strauches (Anamirta 1909/10, Postkarte um 1920. paniculata) mit betäubender Wir- Besitz:Fam.A.Köhler

28 »Land- und Bauern Fischer«gründ- gesichtet. Daraufhin hätte Johann sich einer Mayer20 nennen thäte, lich zu vernehmen und den Be- Betz gerufen »wir wollen den Bam- bey gekommen und diese hätten schwerdegründen abzuhelfen. Dazu bergern ausweichen«, wonach sie nicht nur auf sie Bamberger Meiste- sollte schließlich ein Ausschuss oder »auch gegen die Bamberger-Mauren re Spizbuben, Schinders Knecht und Bevollmächtige der »Fischere zu Kem- zugefahren, die Bamberger seien Ih- dergleichen geschändet, sondern mern, Oberndorf, Bischberg, Hall- nen nachgefahren und als sie die wären auch mit Fahrbäumen auf Sie stadt, Zapfendorf und Ebing« bei Zapfendorfer eingeholet, so wären los gegangen, und sie zu erstechen der hochfürstlichen Regierung in die ... gleich auf die Zapfendorfer gedroht, wann sie anlanden wür- Bamberg erscheinen und die gelten- Schelich zugefahren, worauf der Jo- den.«21 Da die Bamberger Fischer den Fischereiverordnungen gründ- hann Beetz in seines Vatters Schelich nur zu dritt waren, vermieden sie lich zur Kenntnis nehmen. Dabei gesprungen und den Schelich an das eine Auseinandersetzung und zogen fällt auf, dass die Hallstadter Fi- Land gestoßen«.18 Der Zapfendor- unverrichteter Dinge wieder ab, scher, die sich noch 1725 zu den fer Fischer Johann Dütsch erreichte nicht ohne einen guten Fang ver- zünftigen Fischern rechnen, nun- jedoch nicht gleich das Ufer. Er schmerzen zu müssen. Das Fass zum mehr als »Land- und Bauernfischer« wurde noch im Schelch von einem Überlaufen brachte das Ereignis am gelten. Bamberger angegriffen, der »so Tag vor ihrer Vorsprache im Amt, Vollends eskaliert der Streit aber gleich den Baum umgewendet und also am 29. April, als sie erneut erst 25 Jahre später, im Jahr 1778, den Johann Dütsch mit dem Eisen versuchten, auf dem Main bei als es schließlich zu tätlichen Aus- auf den Kopf ... geschlagen, worauf er Ebing zu fischen: »Gestern wären einandersetzungen auf und am Main Dütsch umgesunken...«. Als schließ- wieder nun 3 deren obbenannten kommt. Hierzu liegt ein Augenzeu- lich doch alle das Ufer erreichten, Meisteren in diese Gegend abgefah- genprotokoll des Obleischultheiß wären ihnen die Bamberger nach- ren zu Fischen, und wie Sie das Andreas Röthlein aus Unterobern- gerannt und hätten, den Be- Zeuch [Fanggerätschaften] noch in dorf in einem etwas mühevollen schwichtigungsversuchen der Zap- dem Wasser gehabt hätten, so wären Schriftdeutsch vor. Er berichtet, fendorfer »ohngeachtet, dem Jörg 4 Zapfendorfer Fischer auf sie zuge- »daß dem Sambstag Nagmitdag als Amon noch einen gewaltigen Schlag eilet, hätten gleich mit todtschlagen den 7. dieses Monat [7.4.1778] die auf den Arm gegeben und Thomas und Todtstechen gedrohet, auch Bamberiger Fischer den Zapfendor- Beetz auf den Kopf«. Schließlich lie- hätte einer den Schelch an das Land fer Fischern Naggefarrn sint biß an fen dann »Johann Dütsch mit ge- gebracht, und wären mit dem Fahr- die Neu Mauren.7 Dar nag ist der fährlichen Kopfwunden und mit baum auf ihm Balthasar Seitlein zu, eine Rüber und der andere nüber Blud überronnen, der Thomas Beetz und hätten ihm solchen auf die gefahren. Dar nag wie sie die Zap- mit Blud unterlofenen Gesicht, Brust gesetzet. Er Seitlein hätt den fendorfer miten drinen gehabt ha- dann der Jörg Amon mit einem ver- Fahrbaum weggeschlagen, und ben so schlagt kleig von den Bambe- quetschten Arm« sofort in die Zap- gleich wäre ein anderer mit einem rigern einer mit den far baum8 zu fendorfer Vogtei, um die schändli- Klafterstickel demselben zu Hilfe daß einer von den Zapfendorfern ... che Tat anzuzeigen. Ihre zentrale gekommen. Sie wären miteinander Nieter in den schellig [Schelch] ge- Aussage war, »daß die Bamberger Handgemeng und ihm Seitlein der sungen ist. Dar nag haben sie die gerufen, was thut ihr aufm Wasser, Rock abgerissen worden. Die andere flugt genommen Nauß auf die Wie- ihr gehört aufs Land und nicht da- wären auf ihm Ignatz Weyermann ßen, so sind aber die Bamberiger her«. zu gesprungen und wäre ihm oben immer Nag und haben sie auf der Diese Niederlage hatten wohl die der Fahrbaum auf die Brust gesezet Wießen grausam geschlagen.«9 Zapfendorfer Fischer lange nicht worden, er hätt ihnen aber zu erken- Noch drastischer schildern die Zap- hinnehmen wollen, denn 10 Jahre nen gegeben, wie sie mit Thätlich- fendorfer Fischer selbst den Tather- später, am 30. April 1788, erschie- keiten einhalten sollten, wann sie gang, als sie kurz nach dem Vorfall nen die Bamberger Fischermeister nicht unglücklich werden wolten, persönlich beim Zapfendorfer Vogt Ignatz Weyermann, Niclaus Weyer- und unter fortwärigen Schänden Beschwerde erhoben. Dessen Pro- mann, Joseph Kropf, Balthasar Seit- wären die Zapfendorfer sodann zu- tokoll teilt uns auch die Namen der lein, Balthasar Weyermann und Se- rückgegangen.«22 Zapfendorfer Fischer mit: Beteiligt bastian Seitlein beim Bamberger Vi- Zwar blieb die Anzeige der Bam- waren Andreas Dütsch,10 Johann cedomamt19 und zeigten die Zap- berger Fischer folgenlos, da sie sich Dütsch,11 Johann Betz,12 Jörg fendorfer an. Sie gaben zu Proto- einige Wochen später nicht mehr Amon,13 Thomas Betz,14 Konrad koll: »Dienstag den 22ten dieses meldeten, sie zeigt aber doch die Zeis,15 Joseph Bayer, »des Erhard wären sie auf Abig [Ebing] und dor- heftige Konkurrenz zwischen zünf- Bayers Sohn«16 und Niclaus Betz. tige Gegend gefahren, ihren Fisch- tigen Fischern aus der Stadt und Sie hätten flussaufwärts von der fang nachzugehen, und abends bey den sogenannten »Bauernfischern«, »Güßbacher Fahrt«17 gefischt und der Demmerungszeit wären die die bis zu Gewalttätigkeiten führen die Bamberger Fischer unterhalb Zapfendorfer Fischer, von welchen konnte. Um die Ursachen dieses

29 Streits, der fast über ein Jahrhun- Fischwasser bei Zapfendorf alle 30 Unter diesem Blickwinkel schei- dert immer wieder aufflackerte, nä- Jahre aufgesucht und abgeschrit- nen beider Ansprüche, sowohl der her zu ergründen, muss zuerst die ten. Nachgewiesen sind die Besu- Stadt Scheßlitz mit ihren Zapfen- Situation des Fischrechts im betrof- che für die Jahre 1669 - 1854.26 dorfer Pächtern, als auch der Bam- fenen Flussabschnitt beleuchtet Mit welchem Aufwand und Pomp berger Zunftfischer, durchaus be- werden. dies geschah, wie sich eine Prozes- denklich, zumal auch noch mit ei- sion zu Lande und zu Wasser unter ner dritten berechtigten Gruppe im Fischereirecht im Blasmusikbegleitung und Muske- selben Flussabschnitt zu rechnen »territorium non clausum« tenschüssen auf den Weg machte, ist, nämlich den ebenfalls nicht um den ganzen Mainabschnitt zwi- zünftigen Fischern von Hallstadt – Die Bamberger Fischerzunft leitete schen Oberbrunn und Kemmern die aber, wie oben geschildert, ihr Recht, auf dem Obermain zu symbolisch in Besitz zu nehmen, 1725 mit Zunftanspruch auftreten fischen, aus ihrer Zunftordnung wurde bereits am Beispiel des Be- –, Kemmern, Oberoberndorf, Un- vom 9. Mai 1685 ab, die Fürstbi- suchs von 1794 des Öfteren geschil- terleiterbach und Ebensfeld. Diesen schof Marquard Sebastian Schenk dert, so dass hier auf die nähere Zustand sanktioniert schon das von Stauffenberg erließ und die die Darstellung der eindrucksvollen Mandat des Fürstbischofs Lothar alte von Bischof Ernst von Men- Umstände verzichtet werden kann.27 Franz von Schönborn (1693 - 1729) gersdorf ablöste,23 nach der ihnen Wenn auch solche Demonstratio- vom 1. Juni 1696. Darin heißt es unter Art. 21 das Fischrecht von der nen der eigenen Rechtsansprüche zwar, »dass künftig außer der zünf- »Lichtenfelser Gruben an bis an die keinesfalls ungewöhnlich waren, tigen Fischer und Handwerksgenos- Maynzer Ringmauern« zustand. man denke nur an die weit verbrei- sen sich keiner mehr unterstehen Dies bedeutete im Klartext, dass die teten Grenzabschreitungen und - solle, auf unserer und Main- Bamberger Zunftmeister nichts we- bereitungen dörflicher Gemarkun- fluß sich des Angelns und Fischens niger als das Fischrecht auf dem gen,28 so zeigt dieser Vorgang doch ... zu gebrauchen«, doch gleich da- ganzen Main, von der Rodachmün- in einer Zeit bereits in hohem Maß nach werden auch die nicht-zünfti- dung bis zur Mündung des Maines schriftlich niedergelegter Rechtset- gen Landfischer, die »Bischberg - in den Rhein, für sich in Anspruch zungen, dass man sich seines kei- Hallstadt - Kemmern - - nahmen. Die Zapfendorfer Fischer neswegs unumstrittenen und auch Ebing - Zapfendorf - Latterbach - waren dagegen die praktischen urkundlich nicht oder nicht mehr Ebensfeldt- und Lichtenfelser«in Nutznießer des Scheßlitzer Fisch- nachweisbaren Rechtes versichern das Mandat einbezogen, indem sie rechtes, das die Stadt Scheßlitz vom wollte. sich »keineswegs mehr gelüsten las- »Brunner Stein« (südöstlich von Demgegenüber steht nun das auf sen, des Sonntag-Abends, sonderen Oberbrunn) bis zur »Kemmerer einer bischöflichen Zunftordnung des Montags früh umb 5 Uhr, wie Marter« gewohnheitsrechtlich seit beruhende Recht der Bamberger unserer Residentz-Statt Fischer, aus- »unvordenklichen Zeiten« auf einer Zunftfischer, nahezu im gesamten zufahren...«.30 Noch das kurz zu- Flusslänge von etwa 17 km ausüb- Mainlauf fischen zu dürfen. Bemer- vor, im Jahre 1684, erschienene te.24 Da Scheßlitz und die Dörfer kenswert auch aus heutiger Sicht Mandat des Bischofs Marquard Se- der Pflege Giech, denen das ist, dass die Bamberger Zunft- bastian (1683 - 1693) versuchte al- Fischrecht bis 1848 ebenso zu- fischer ihrem Oberherrn einen Ent- len außerhalb der Zünfte stehenden stand, zu weit vom Fluss weglagen, wurf ihrer eigenen Zunftordnung Fischern die Fischerei in Regnitz um tatsächlichen Gebrauch von ih- vorlegen konnten, den dieser zwar und Main zu verbieten,31 was wohl rem Recht zu machen, war es wohl »ratifizieren, zulassen, verbessern, schon deshalb nicht gelingen konn- seit langem an die Zapfendorfer Fi- vergleichen oder ändern, bestätig- te, weil die »Land- oder Bauern- scher verpachtet. Im Gegenzug ten, confirmieren und bekräftigen« fischer« eine mindestens ebenso mussten die Zapfendorfer Fischer konnte,29 der letztlich aber ihre ei- lange, auch schriftlich fixierte Tra- ihren Fang auf dem Scheßlitzer genen Wünsche und Vorstellungen dition wie die Zunftfischer hatten. Fischmarkt verkaufen, was für das abdeckte. So geschehen beim Erlass Das Bamberger »Fischerhandwerk« Jahr 1677 erstmals quellenmäßig der Zunftordnung des Bischofs wird als solches erstmals 1409 er- belegt ist.25 Auch wenn im Scheß- Ernst von Mengersdorf vom 13. wähnt, von einer zünftigen Vereini- litzer Flussabschnitt zusätzlich März 1590, und ähnlich wird es gung darf zu dieser Zeit ebenfalls noch die Fischer von Ebensfeld, wohl auch knapp 100 Jahre später schon ausgegangen werden, wenn Unterleiterbach, Ebing, Unter- gewesen sein, als Marquard Sebas- auch die »Zunft der Vischer in Bam- oberndorf und Kemmern zu be- tian von Stauffenberg die neue Ord- berg« explizit erst 1463 genannt rücksichtigen waren, so waren die nung erließ, die nun das Fischrecht wird.32 Dagegen sind »Landfischer«, Zapfendorfer Fischer die eigentli- zwischen Lichtenfels und Mainz für also in den Maindörfern lebende chen Pächter. Mindestens seit 1669 die Bamberger Fischer bean- Fischer, wenn auch noch nicht in hat die Stadtgemeinde Scheßlitz ihr sprucht. den Gegensatz zu den »Zunft-

30 fischern« gestellt, bereits viel früher lich, denn noch im hohen Mittelal- ernfischer mit verbotenem Zeug im nachweisbar. So sind in der wichti- ter beginnen sich Rechtstitel und Main fischten.39 Es blieb jedoch gen Tauschurkunde von 1017, in Ansprüche von Kirche, Grundherr- nicht bei den Auseinandersetzun- welcher der Würzburger Bischof an schaft und Landesherrschaft deut- gen zwischen den zünftigen und den Bamberger Bischof Eberhard lich zu trennen, wenngleich natür- nicht-zünftigen Fischern, auch die unter anderem Erlangen, Forch- lich häufig Personalunionen beste- »Bauernfischer« untereinander strit- heim und Eggolsheim an Bamberg hen. Fischereirecht leitet sich seit ten sich. Hierfür lassen sich auch gegen weiter entfernte Güter abge- dem späten Mittelalter fast immer Beispiele aus unserem Raum anfüh- treten hat, ausdrücklich vier Fi- aus Grund- und Landesherrschaft ren. So hatten im März 1796 die scher in Kemmern genannt.33 Wenn ab.37 Zudem geht die Mainstrecke Zapfendorfer mit den Unterleiter- auch hier noch nichts über den zwischen Oberbrunn und Kem- bacher Fischern eine Auseinander- Rechtsstatus ihres Fischrechts ab- mern erheblich über das Gebiet der setzung. Jene brachen auf dem lesbar ist, so wird dies spätestens Urpfarrei Scheßlitz hinaus, die west- Main Eis, um zu fischen, die Zap- mit der Nennung der Ebinger Fi- lich des Maines gelegenen Dörfer fendorfer rückten mit Prügeln an scher im Bamberger Bischofsurbar gehörten ohnehin zum Bistum und nahmen ihnen Handwerkszeug A von 1323/ 28 deutlicher. Diese Würzburg, während Ebensfeld und und Köder weg. Bis zum Ende des hatten dem Bischof von Bamberg Unterleiterbach der Urpfarrei Staf- Hochstifts 1802 beschäftigte dieser und dem Abt des Klosters Michels- felstein, Breitengüßbach und Kem- Streit die lokale Verwaltung.40 berg neben anderen Fischen, vor mern der Urpfarrei Hallstadt zuzu- allem auch Lachse, die im Volks- ordnen sind.38 Allenfalls ließe sich Fischerei als Erwerb im mund damals »kupffer« genannt das Recht daher aus einer Zeit ab- Zeichen der Nahrungskrise wurden, zu liefern.34 Eine Ver- leiten, in dem Scheßlitz ein Mittel- pflichtung zu Abgaben dem Landes- punkt der Grund- und Landesherr- Die Auseinandersetzung zwischen herrn, aber auch dem Grundherrn schaft des beschriebenen Mainab- den Zapfendorfer und Bamberger Kloster Michelsberg gegenüber, lässt schnitts war, und dies kann nur die Fischern wäre wohl kaum so heftig, auch im Umkehrschluss auf das andechs-meranische Zeit vom 12. mit Androhung und Ausübung kör- Recht zu fischen schließen. Somit bis in die Mitte des 13. Jahrhun- perlicher Gewalt, verlaufen, wäre zeigt sich, dass die wohl immer derts gewesen sein. Nach dem Über- nicht der Ertrag von existentieller schon am Main durch seine An- gang des Gebietes über die Truhen- Bedeutung für beide Parteien gewe- wohner ausgeübte Fischerei recht- dinger in den endgültigen Besitz des sen. Das 18. Jahrhundert, aus heu- lich wohl auf einem ursprünglichen Hochstifts Bamberg scheint sich tiger Sicht in Franken die Zeit statt- Gemeinrecht basierte, mindestens dann das Fischereirecht von Scheß- licher und weltbekannter Schloss- seit dem späten Mittelalter sich zu litz als Verwaltungssitz der ehema- und Kirchenbauten, ein Jahrhun- einem aus der Grundherrschaft ab- ligen Adelsherrschaften auf die dert des Prunks, hatte für die Mehr- geleiteten Recht wandelte. Eine Stadt selbst übertragen zu haben. zahl der damals lebenden Men- Zunftfischerei, die den Prinzipien Am Obermain bei Zapfendorf be- schen einen anderen Grundzug. der Stadtwirtschaft mit den fest um- standen also über Jahrhunderte meh- Die Bevölkerungsverluste des 30- grenzten Markt- und Einzugsberei- rere Rechtsansprüche parallel, nach jährigen Krieges waren um 1680, chen folgt, konnte erst mit der Aus- denen die Fischerei von unter- spätestens zu Beginn des Jahrhun- bildung eines solchen Wirtschafts- schiedlichen Gruppen betrieben derts, weitgehend ausgeglichen.41 systems entstehen, wobei diese wurde. Dies ist ein charakteristi- Bald kehrte sich das zunächst er- ebenfalls von der landesherrlichen sches Beispiel für das »Territorium wünschte Bevölkerungswachstum Einräumung des Fischrechts abhän- non clausum«, die für das histori- jedoch in das Gegenteil um. Im gig ist. Als dritter Rechtsanspruch sche Franken so typische Offenheit ländlichen Raum war die Grenze besteht der der Stadt Scheßlitz im vieler sowohl räumlicher als auch der agrarischen Tragfähigkeit um selben Flussabschnitt, ein An- sachlicher Rechtsbezirke. So konn- die Mitte des 18. Jahrhunderts er- spruch, der vor allem in der Barock- te es nicht ausbleiben – und es wird reicht. Auch in den naturräumlich zeit aufwendig bekräftigt wurde. damit auch verständlich – dass es vergleichsweise günstigen Gebieten Dessen Ursprung bleibt unklar. häufig zu Auseinandersetzungen des Maintals ist für diese mit einem Zapfendorf gehörte bis 1685 zur kommen musste. Die Auseinander- Aussaat-Ernte-Verhältnis bei Brot- Urpfarrei Scheßlitz.35 So wird ver- setzungen zwischen »Zunftfischern« getreide von lediglich 1:3-5 zu mutet, dass aufgrund »der engen und »Bauernfischern« bleiben dabei rechnen.42 Zwischen 1750 und der Verflechtung von Kirche, Gericht nicht auf den Obermain um Zap- Säkularisation hat sich die Bevölke- und allgemeiner Verwaltung« der fendorf beschränkt. Schon 1678 rungszahl wohl verdoppelt,43 was Pflege Giech das Fischereirecht im beschwerte sich beispielsweise die bei gleich bleibenden naturräumli- Main bei Zapfendorf zugewachsen Gemündener Fischerzunft, dass die chen Rahmenbedingungen und erst sei.36 Dies ist recht unwahrschein- Wernfelder und Harrbacher Bau- sehr zögerlich einsetzenden Agrar-

31 reformen zu einer weiteren Verar- Hier zeigt sich nun deutlich, dass nung von Bischof Veit von Würtz- mung weiter Kreise der Bevölke- die Fischer zu den unterbäuerlichen burg (1561 - 1577) von 1565 weiß rung, insbesondere der ländlichen Schichten zu rechnen sind. Nur 3 von einer »übermäßigen anzahl der Unterschichten, führen musste.44 von 9 haben ein Haus, die 6 ande- fischer« zu berichten.53 Deswegen Unter solchen Bedingungen konnte ren wohnen bei Verwandten. Die wurde die Zahl der Fischer im jede schlechte Ernte zu einer Hun- ein Haus besitzenden Fischer haben Hochstift auf 100 festgesetzt, die gersnot führen. Besonders schlimm einen durchschnittlichen Grundbe- Zahl der Fischereigerätschaften be- waren die Hungerjahre von 1770 sitz von 7,34 Tagwerk, die hauslo- grenzt, manche Geräte gar verbo- und 1771, die die Sterblichkeitsrate sen dagegen 2,72 Tagwerk. Die ten. Diese Verbote werden in späte- in diesem Zeiraum verdoppelten.45 Landwirtschaft kann nur bei zwei ren Ordnungen immer wieder wie- Dass unter den Rahmenbedingun- Fischern, die etwa 10 Tagwerk be- derholt, bisweilen sind auch Ansät- gen Bevölkerungsdruck und Nah- saßen, als Subsistenzwirtschaft an- ze zur Einrichtung von Schonzeiten rungsknappheit das Fischrecht eine gesprochen werden, für die ande- erkennbar. Dass diese Vorschriften wichtige Lebensgrundlage war, ist ren ist sie allenfalls Ergänzung ihrer selten die gewünschte Wirkung hat- somit offensichtlich, zumal Fleisch ohnehin wahrscheinlich geringen ten, zeigt schon ihre regelmäßige bei den ärmeren Schichten so gut Einkünfte. Die Fischer sind daher Wiederholung. wie nie, bei den besser gestellten als die neben dem Gesinde und den Der Bevölkerungsdruck im Allge- Bauern nur sonntags auf den Tisch Taglöhnern ärmste Gruppe der meinen wie die große Zahl von Fi- kam. Fisch war in Flussnähe gegen- Dorfgemeinschaft anzusehen, wo- schern führten dazu, dass man kei- über Fleisch die wesentlich billigere bei dies im späten 18. und im 19. nen Konkurrenten um die Nah- Alternative. Jahrhundert signifikant ausgepräg- rungsquelle Fisch dulden konnte. Das Bevölkerungswachstum, so- ter wird.50 Die Hofkammer in Bamberg be- fern es sich nicht seit Beginn des 18. Im Gegensatz zu anderen Hand- stellte daher mindestens seit dem Jahrhunderts in Auswanderung werken war die materielle Aus- 16. Jahrhundert Fischotterfänger, entladen konnte,46 floss vor allem gangsbasis der Flussfischerei – ähn- auch »Otterstecher« genannt, die in einen Anstieg der ländlichen Un- lich wie bei den Bauern die land- auch an den bischöflichen Teichen terschichten. Hofteilungen von wirtschaftliche Nutzfläche – kaum mit Ottereisen und Hunden den Bauernhöfen waren kaum noch vermehrbar. Schon aus diesem Tieren nachstellten.54 1706 erhielt möglich, da die Betriebe in ihrer Grund sind die Streitigkeiten um Lorentz Schmid aus Zapfendorf Mehrzahl bereits unter den zur Si- ein knappes Gut nicht verwunder- den Fischotterfang am Main bis cherung der Nahrungsgrundlage lich. Zwar konnte Johann Baptist nach zugewiesen. Für je- nötigen 15 - 20 Tagwerk lagen. So Roppelt in seiner Topographie des den Otter, den er jedoch im Ganzen musste zwangsläufig das nebener- Hochstifts Bamberg in den Gewäs- abliefern musste, erhielt er einen werbliche ländliche Handwerk zu- sern des Landes noch »einen reichen Rthlr. Fanggeld.55 Eine Verordnung nehmen, das neben einem bäuerli- Vorrath von allerhand Gattungen des Markgrafen von aus chen Kleinbetrieb ausgeübt wurde. Fischen, von dem die Einwohner dem Jahr 1697 ruft sogar explizit Auf – wenn auch dürftiger – statis- einen Theil des Ueberflußes an die zur Ausrottung von Raubtieren auf, tischer Basis lässt sich diese Entwick- Nachbarn verkaufen« feststellen.51 worunter auch »die Fischotter lung auch am Fischerhandwerk bele- Es ist allerdings davon auszugehen, [sind], die der Fluss- und Teich- gen. In Bamberg war dies nach den dass dies im Sinne der Zielsetzung fischerei großen Schaden zufü- Gärtnern und den Bierbrauern das des Werkes, eine Beschreibung des gen«.56 Das Fanggeld für einen zahlenmäßig drittstärkste Gewerbe »vorzüglichen Hochstifts und Fürs- Fischotter ist in dieser Verordnung im 18. Jahrhundert. Zwischen 1683 tenthums« zu liefern, eine eher all- mit 2 Gulden 24 Kreuzer genauso und 1811/12 ist eine Zunahme von gemeine, vielleicht auch beschöni- hoch wie für einen Luchs oder 47 auf 94 Fischer zu verzeichnen.47 gende Würdigung ist. Näher an der Wolf, was zeigt, wie begehrt sein In ähnlicher Weisegilt dies auch für Wirklichkeit lag wohl der Topo- Fell war, das ja mindestens seit dem die »Bauernfischer« in Zapfendorf. graph Frankens am Ende des 18. frühen Mittelalter als Mantelfutter Dort gab es 1674 9, 1746 748 und Jahrhunderts, Johann Kaspar Bund- Verwendung fand. Die Bemerkung 1809 schließlich 12 Fischer.49 Ihre schuh, mit seiner Bemerkung: Roppelts, »die den Fischen schädli- Stellung im sozialen System des »Nach der allgemeinen Klage über chen Fischottern [würden] an man- Dorfes ist im 18. Jahrhundert nicht Fischmangel in den Gewässern chen Orten, besonders am Mayn genau zu bestimmen, immerhin ha- Deutschlands macht auch der Mayn und Itzfluß« angetroffen57, beweist, ben einige Haus- und Grundbesitz, keine Ausnahme.«52 dass man trotz dieser Maßnahmen weswegen man sie sicherlich als Ne- In den Zeiten der Nahrungs- den Nahrungskonkurrenten bis um benerwerbslandwirte bezeichnen knappheit stand der Fischbestand 1800 nicht ausschalten konnte. kann. Genauere Daten liegen aus im Main aber schon seit längerem Dies gelang erst im 20. Jahrhundert der Mitte des 19. Jahrhunderts vor. unter Druck. Schon die Fischord- durch die Uferverbauung der Flüs-

32 se, vor allem aber durch die Gewäs- Zersplitterung mit den zahlreichen, Handwerker, die ein fest umrisse- serverschmutzung, die ja auch die in das Gebiet eingesprenkelten nes Gebiet besaßen, berufen sich Beutetiere des Fischotters mit reichsritterschaftlichen Herrschaf- die Bamberger Fischer noch 1788 Schadstoffen belastete und in ihrer ten und den Mediatherrschafen wie im Streit mit den Zapfendorfern: Zahl erheblich zurückgehen ließ. der Domprobstei und den Klöstern »Da nun das hiesige Handwerck sowie den nie weit entfernten nach seinen Artickeln bis auf Lich- Grenzen zu den Nachbarterritorien tenfels den Mayn herauf zu Fischen Mittelalterliche Stadtwirtschaft lag. Auf den – wohl vorgeschobe- schon berechtigt gewesen wären, als gegen Gewerbefreiheit auf nen – Gegensatz zwischen dom- sich ein sich ein Bauer von Zapfen- dem Land probsteilichen und bischöflichen dorf auf dem Wasser hätt erblicken Untertanen soll ein anderer »Fisch- lassen dörfen, und die durch das Noch auf einen dritten übergeord- krieg« zurückgehen, den die probs- Municipal Städtlein Scheßlitz denen neten Zusammenhang verweisen teilichen Döringstadter und Wiese- Bauern nachgesehene vieljährige die Auseinandersetzungen der ner gegen die kastenamtlichen Vergünstigung eben dahero kein Bamberger Zunftfischer mit den Lichtenfelser Zinsfischer zwischen ausschließendes Recht hätte zuthei- Zapfendorfer Bauernfischern: das 1784 und 1786 führten.59 Damals len können, auch durch die so fort- lange Weiterbestehen des Systems hatten die Wiesener einen Altarm wärige Unordnungen sie nichts als der mittelalterlichen Stadtwirt- mit einem Damm vom Flusslauf ab- bösen Folgen voraus sehen könnten, schaft im Hochstift Bamberg und getrennt, um die Lichtenfelser immaßen sie bey längerer Andauer dessen langsame Aushöhlung im Zinsfischer nicht mehr in das Alt- der Sache mit ihrem ganzen Hand- 18. Jahrhundert. Bei dieser räumli- wasser einfahren zu lassen. Am 25. werck die dortigen Pläze besuchen, chen Wirtschaftsorganisation be- Januar 1786 ließ schließlich das und sich in ihren uralt hergebrach- herrschen Städte und Märkte die sie Lichtenfelser Kastenamt, den Damm ten und bestätigten Befugnissen zu umgebenden Dörfer. Der ländliche – unter Husarenbedeckung – von 75 schüzen suchen müssten.«61 Auffäl- Raum bringt seine Erzeugnisse in Männern einreißen. Aber auch bei lig ist dabei eben die Betonung des der Stadt auf den Markt, ja er darf diesem vorgeblich territorialpoli- Gegensatzes zwischen Handwerkern sie auch gar nicht woanders verkau- tisch motivierten Konflikt scheint und Bauern, ja die gerade zwang- fen, die Stadt produziert dagegen doch das Motiv Stadt gegen Land hafte Vermeidung des Begriffs »Fi- die handwerklichen Erzeugnisse durch, denn die Lichtenfelser scher« für die Zapfendorfer Kon- und setzt sie in ihrem begrenzten Zunftfischer waren die treibenden kurrenz, was in der Klageschrift zu Einzugsgebiet ab. Außer den klassi- Kräfte dieser Aktion. solchen Wortkreationen führt wie schen Dorfhandwerkern wie Schmied, Klassisches Beispiel für die Kon- die »auf dem Wasser arbeitenden Wagner, Schreiner, Schuster, die di- flikte, die sich aus dieser komple- Bauern zu Zapfendorf«62. Hier rekt zur Grundversorgung der xen Territorial- und Rechtsstruktur wird deutlich auf den Unterschied ländlichen Bevölkerung und ihrer im Zusammenhang mit der zwischen den zünftig berechtigten Arbeitsgeräte dienten, durfte sich Stadtwirtschaft ergaben, sind die und den bäuerlichen Nebener- auf dem Land kein Handwerker zahlreichen »Bierkriege«, die immer werbsfischern abgehoben, denen niederlassen.58 Eng mit diesem Sys- dann – auch mit gewalttätigen Aus- man allenfalls widerwillig zugeste- tem in Verbindung stehen die Zünf- einandersetzungen – geführt wur- hen musste, dass sie ebenfalls im te, deren Hauptaufgabe darin zu den, wenn sich jemand auf dem Auftrag einer Stadt arbeiteten, an sehen ist, die Zahl der Handwer- Land erdreistete, sein eigenes Bier die sie im Sinne der mittelalterli- kerschaft zu regulieren und für ein zu brauen oder sich gar von einem chen Stadtwirtschaft absatzmäßig wirtschaftliches Auskommen ihrer anderen, nicht zuständigen Braube- gebunden waren.63 Diese Haltung Mitglieder zu sorgen, ohne einer zu rechtigten beliefern ließ. Hier sei der Bamberger Fischer fügt sich starken Konkurrenz ausgesetzt zu als Beispiel lediglich auf den »Main- nahtlos ein in die im 18. Jahrhun- sein. Zunftordnungen, die sich rother Bierkrieg« verwiesen, der dert festzustellende »Abkapselungs- nicht mehr formal die Zünfte selbst zwischem dem Dorf Mainroth mit politik der Zünfte«64, die in der gaben, sondern nun im Zeitalter eigenem Braurecht und der braube- wirtschaftlichen Krisenzeit starr am des Absolutismus der Landesherr rechtigten Amtsstadt Weismain hergebrachten Status festzuhalten erließ, obwohl die Inhalte weiter- zwischen 1669 und 1684 geführt versuchten, obwohl dieser doch hin von den Handwerkern weitge- wurde und der schließlich damit durch den Bevölkerungsdruck und hend definiert werden konnten, re- endete, dass genau festgelegt wur- die damit einhergehende Massenar- gelten das System. So weit das grund- de, wo welche Dörfer des Oberam- mut, aber auch durch aufkeimende sätzliche Konzept, das allerdings im tes Niesten-Weismain ihr Bier zu neue Ideen der Wirtschaftspolitik Hochstift Bamberg nie in Reinkul- beziehen hatten.60 kaum mehr zu halten war. tur durchgehalten werden konnte, Auf ihre Zunftordnung und damit Obgleich sowohl die Bamberger was vor allem an der territorialen auf ihre Eigenschaft als zünftige Zunftfischer als auch die Zapfen-

33 dorfer Bauernfischer an einen städ- 7 Bei der »Neu Mauren« handelt es sich Bamberg - Coburg. Hier lag der wohl tischen Markt gekoppelt waren, um die sogenannte »Bamberger Mau- im 15. Jahrhundert wüstgefallene der im Fall der Bamberger in ihrer er«, ein Uferschutzbauwerk für die Fährort Biegen; vgl. Hans Jakob: Die Zunftordnung genauesten geregelt Landstraße Bamberg - Lichtenfels am Wüstungen der Großgemeinde Zap- war, so konnte sich doch im Hin- Fuß des Babenberger Holzes südöstlich fendorf und ihres Umlandes. In: Tho- blick auf die Fischerei am Ober- von Ebing. An dieser Stelle bedrohte mas Gunzelmann (Hrsg.): Zapfendorf. main ein starres System mit festen der Main immer wieder die Straße, so Landschaft – Geschichte – Kultur. Hei- Bannmeilen nie durchsetzen, schon dass im 17. und 18. Jahrhundert immer matbuch zum 300-jährigen Jubiläum weil die Rechtslage viel zu unscharf wieder Sicherungsarbeiten durchge- der Pfarrei Zapfendorf. Zapfendorf war. Damit waren auch die späten führt werden mussten. An diesen Arbei- 1986, S. 379 - 394, hier S. 383 - 386. ten waren Justus Heinrich Dientzenho- 18 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2 Proto- Versuche der Bamberger Fischer- fer, Balthasar Neumann und Johann Mi- koll des Zapfendorfer Vogtes actum zunft, vermeintliche oder tatsächli- chael Küchel beteiligt, bis schließlich der Zapfendorf den 7ten Feb. 1778. che Rechte durchzusetzen, zum Landbauinspektor Lachmayer die Mauer 19 Seit 1724 nannte man den früheren Scheitern verurteilt. 1764 - 1766 so weit instand setzen konn- Oberschultheißen der Stadt Bamberg Vi- Auch wenn dieser kurze Beitrag ten, dass sie den Anforderungen genügte; cedom. Er vertrat den Bischof beim sicherlich nur einige Schlaglichter vgl. Thomas Gunzelmann: Ebing und Stadtrat und Stadtgericht und hatte dem- auf die Fischereigeschichte am der Main. Fluss, Dorf und Landschaft in zufolge erheblichen Einfluss auf die kom- Obermain werfen kann, so zeigt Beziehung. In: Runder Tisch Ebing munalen Entscheidungsprozesse, vgl. sich doch recht deutlich, dass aus (Hrsg.): Chronik von Ebing. Teil II. He- Dieter J. Weiß: Reform und Modernisie- einer Quelle, bei der es – wie bei rausgegeben zur 1200-Jahr-Feier von rung: Die Verwaltung des Bistums Bam- vielen anderen auch – lediglich um Ebing im Jahr 2000. Ebing 1999, S. 111 berg in der frühen Neuzeit. In: BHVB lokale Auseinandersetzungen um - 144, hier S. 125 - 127. 134/1998, 165 - 187, hier S. 184. widersprüchlich verbrieftes Recht 8 Fahrbaum, Stange, mit der der 20 Wahrscheinlich einer aus der Fi- geht, doch zahlreiche Rückschlüsse Schelch gestackt, gerudert und gesteu- scherfamilie Bayer. auf Rechtsgeschichte, Bevölkerungs- ert wurde. 21 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, Hoch- geschichte, Wirtschaftsgeschichte und 9 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, Bericht fürstl. Bamberg Vicedom Amtlichen Fi- Umweltgeschichte eines Raumes zu Andreas Röthlein, Obley Schultheis scher und Handwercks Brotocolli sub ziehen sind, was hier ansatzweise von Obern Dorf. acto den 30. April 1788. versucht wurde. Festzustellen ist 10 Andreas Dütsch, Haus Nr. 73, (heu- 22 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, ebd. aber auch, dass in dieser Hinsicht te Alte Landstraße 18), erheiratet das 23 Vgl. Koch, Fischerzunft, (wie Anm. noch zu wenig fundierte regionale Haus am 4. April 1753, dessen Sohn 3), hier S. 289. Arbeiten vorliegen. Johann Dütsch erhält das Haus 1788. 24 Vgl. die Kartenskizze bei Karl Heinz 1852 gehört es dem Fischer Georg Mayer: Die alte Geschichte von Scheß- Dütsch, vgl. Manuskript zu einem litz von den Anfängen bis zur Säkularisa- Anmerkungen Häuserbuch von Zapfendorf von Pfar- tion. Bamberg-Scheßlitz 2000, hier S. 62. 1 Dieser Begriff aus der Agrargeogra- rer Martin Förtsch, ca. 1950, GA Zap- 25 Vgl. Mayer, Scheßlitz, (wie Anm. phie meint eine Landwirtschaft, die le- fendorf. 24), hier S. 63. diglich in der Lage ist, die eigene Exis- 11 Johann Dütsch wahrscheinlich Sohn 26 Vgl. Mayer, Scheßlitz, (wie Anm. tenz des Bauern und seiner Familie zu des vorgenannten Andreas Dütsch, ebd. 24), hier S. 65. sichern, kaum jedoch für den Markt zu 12 Johann Betz erkaufte 1786 ein 27 Zuerst Heinrich Göller: Scheßlitz produzieren. »Haus auf dem Freiberg«, Haus Nr. 90 macht 1794 seinen Rechtsbesitz geltend 2 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, Blatt 3, (heute Freiberg 2), ebd. – ein Beitrag zur Fischereigeschichte des Schreiben vom 12. Juni 1723 (?). 13 Jörg Amon, wahrscheinlich Vater Bamberger Landes. In: HBL 4 (3 + 4) / 3 Vgl. Wilhelm Koch: Geschichte der oder Großvater von Konrad Ammon, 1992, S. 37 - 39, jüngst Mayer, Scheßlitz, Bamberger Fischerzunft. In: BHVB Fischermeister, der das Haus Nr. 66 (wie Anm. 24), hier S. 65 - 68. 100/1964, S. 277 - 298, hier S. 289; (heute Fährweg 4) am 30. Juli 1807 28 Vgl. Karl-Sigismund Kramer: Volks- deutsch wohl »Kokkelskörner«; im von den Eltern erhält, ebd. leben im Hochstift Bamberg und im Englischen ist für die Früchte der Pflan- 14 Thomas Betz, wohl der Vater des Fürstentum Coburg (1500 - 1800). Eine ze der Name »Fishberries« oder »Indian Johann Betz, ebd. Volkskunde auf Grund archivalischer berries« gebräuchlich gewesen. 15 Eventuell Konrad Zeis, der 1793 vom Quellen. Veröffentlichungen der Ges. f. 4 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, Fischer Vater Friedrich Zeis das Haus Nr. 79 Fränk. Gesch. Reihe IX, Band 24. Würz- von Bamberg und Hallstadt contra Zap- (heute Alte Landstraße 8) erhält, ebd. burg 1967, hier S. 63 - 65 und 305 - 306. fendorf 1725 - 1778, Blatt 1, Schreiben 16 Joseph Bayer, Haus Nr. 69, heute 29 zit. nach Koch, Fischerzunft, (wie vom 4. Mai 1725. Hauptstraße 17, Sohn heißt wieder Er- Anm. 3), hier S. 285. 5 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2 Schreiben hard Baier, dessen Sohn Konrad Baier 30 Vgl. Wilhelm Koch: Fürstbischöfliche an das Vicedomgericht vom 4. Juli 1753. 1852 ebenfalls Fischer, ebd. Fischereigesetzgebung und Fischerei- 6 Vgl. StAB B 76/XXXV Nr. 2, Schrei- 17 Fähre nordwestlich von Breitengüß- Verwaltung am Main von 1450 - 1800. ben vom 27. Juli 1753. bach im Zuge der Straßenverbindung In: Fischereiverband Unterfranken e.V.

34 Würzburg (Hrsg.): Festschrift anläss- lich des 80-jährigen Bestehens des Fi- schereiverbandes Unterfranken e.V. Würzburg 1958, S. 206 - 271, hier S. 219. 31 Vgl. Koch, Fischereigesetzgebung, (wie Anm. 30), hier S. 217. 32 Vgl. Koch, Fischerzunft, (wie Anm. 3), hier S. 279. 33 Vgl. Konrad Schrott: Ortsgeschichte eines ehemaligen bambergisch-domkapi- telischen Obleidorfes. Kemmern 1986. 34 Vgl. Walter Scherzer: Das älteste Bamberger Bischofsurbar 1328. In: BHVB 108/1972, S. 5 - 170, S. 74. 35 Reinhold Jandesek: Die Frühzeit der Pfarrei Zapfendorf. In: Thomas Gunzelmann (Hrsg.): Zapfendorf. Landschaft – Geschichte – Kultur. Hei- matbuch zum 300-jährigen Jubiläum der Pfarrei Zapfendorf. Zapfendorf 1986, S. 123 - 142. 36 Vgl. Mayer, Scheßlitz, (wie Anm. 24), hier S. 64. 37 Vgl. Walter Scherzer: Das Fi- schereiregal auf dem Main zwischen Harrbach und Hafenlohr. In: Fische- reiverband Unterfranken e.V. Würz- burg (Hrsg.): Festschrift anlässlich des 80jährigen Bestehens des Fi- schereiverbandes Unterfranken e.V. Würzburg 1958, S. 188 - 205, zusam- Abb. 2: Die Bamberger Mauer, Ort der Streitigkeiten zwischen den Bamberger menfassend S. 205. und Zapfendorfer Fischern, auf einer Karte von Heinrich Haysdorff 1704 . 38 Vgl. Johann Schlund: Besiedlung und Christianisierung Oberfrankens. Quelle:StAB A 240 T 1910 Bamberg 1931, hier S. 99/100. Bamberg), Bamberg 1989, S. 150 - 154, storischer Verein Bamberg. 17. Beiheft. 39 Vgl. Scherzer, Fischereiregal, (wie hier S. 153, für Unterfranken Rüdiger Bamberg 1984. Anm. 37), hier S. 192. Glaser, Winfried Schenk & H. U. Hahn, 45 Vgl. Schubert, Arme Leute, (wie 40 Reinhold Jandesek: Zapfendorf – Einflussgrößen auf die Anbau- und Er- Anm. 44), hier S. 18. Barocke Kultur im Hochstift Bamberg tragsverhältnisse im frühneuzeitlichen 46 Vgl. jüngst Klaus Guth: Auswanderung auf dem Land. In: Thomas Gunzel- Mainfranken – Forschungsstand, Ergeb- aus den Hochstiften Bamberg und Würz- mann (Hrsg.): Zapfendorf. Landschaft nisse und offene Fragen. In: Mainfränki- burg nach Oberungarn im Zeitalter der – Geschichte – Kultur. Heimatbuch sches Jahrbuch 111/1988, 43 - 69. Schönborn. Modernisierung des Staates zum 300-jährigen Jubiläum der Pfarrei 43 Vgl. Morlinghaus, Bevölkerungs- im Konflikt zwischen öffentlichem Wohl Zapfendorf. Zapfendorf 1986, S. 143 und Wirtschaftsgeschichte, (wie Anm. und Privatinteresse. In: Mainfränkisches - 182, hier S. 176. 41), hier S. 79. Jahrbuch 52/ 2000, S. 131 - 143. 41 Vgl. Otto Morlinghaus: Zur Bevöl- 44 Diese Armut hat in ihren Erschei- 47 Vgl. Morlinghaus, Bevölkerungs- kerungs- und Wirtschaftsgeschichte nungsformen umfassend dargestellt und Wirtschaftsgeschichte, (wie Anm. des Fürstbistums Bamberg im Zeitalter und ihren Ursachen analysiert: Ernst 41), hier S. 115. des Absolutismus. Erlangen 1940, hier Schubert: Arme Leute, Bettler und 48 Vgl. Tabelle bei Jandesek, Barocke S. 79. Gauner im Franken des 18. Jahrhun- Kultur, (wie Anm. 40), hier S. 171. 42 Berechnungen für den Beginn des derts. Veröff. d. Gesell. f. fränk. Ge- 49 Vgl. Thomas Gunzelmann: Zapfen- 19. Jahrhunderts bei Thomas Gunzel- schichte. Reihe IX, Band 26, Neustadt dorf im 19. Jahrhundert. Siedlungs-, mann: Siedlungsregression in Ober- a. d. Aisch 1983; speziell für das Hoch- Wirtschafts- und Sozialstruktur eines franken im 19. Jahrhundert am Beispiel stift Bamberg auf den Ansätzen dieser Dorfes und seines Umlandes am Ober- des Weilers Stammberg. In: Forschungs- Arbeit aufbauend Claus Kappl: Die main. In: Th. Gunzelmann (Hrsg.): forum 1 »Interdisziplinäre Siedlungs-, Not der kleinen Leute. Der Alltag der Zapfendorf. Landschaft – Geschichte – Bau- und Kunstgeschichte« (=Berichte Armen im 18. Jahrhundert im Spiegel Kultur. Zapfendorf 1986, S. 183 - 226, aus der Otto-Friedrich-Universität der Bamberger Malefizamtsakten. Hi- hier S. 204.

35 50 Vgl. Gunzelmann, Zapfendorf, (wie 56 Zit. nach Helmut Jäger: Einführung 63 Diese Bindung bestand übrigens so Anm. 49), hier S. 209. in die Umweltgeschichte. Darmstadt lange, wie es in Zapfendorf erwerbs- 51 Johann Baptist Roppelt: Historisch- 1994, hier S. 135. mäßige Fischer gab, bis in die Mitte topographische Beschreibung des kai- 57Vgl. Roppelt, Bamberg, (wie Anm. des 20. Jahrhunderts. Auch die letzten serlichen Hochstifts und Fürstenthums 51), hier S. 44. Zapfendorfer Fischer mussten ihren Bamberg. Nürnberg 1801, hier S. 43. 58 Vgl. Morlinghaus, Bevölkerungs- Fang am Donnerstag lebend nach 52 Johann Kaspar Bundschuh: Geogra- und Wirtschaftsgeschichte, (wie Anm. Scheßlitz bringen, wo er verkauft phisch-Statistisch-Topographisches Le- 41), hier S. 87. wurde. Erst das, was übrig blieb, xikon von Franken. Ulm 1801, Band 3, 59 Vgl. Johann Vitzthum: Fischkrieg konnte am Nachmittag in Zapfendorf hier Sp. 465/66. der Wiesener mit der fürstbischöfli- an den Mann gebracht werden. Vgl. 53 Zit. nach Koch, Fischereigesetzge- chen Hofkammer in Bamberg. In: Ge- Klaus Bayer, Hans Frankenberger und Ge- bung, (wie Anm. 30), hier S. 215. schichte am Obermain. Band 4, 1966/ org Ries: Zapfendorf im 20. Jahrhundert. 54 Vgl. Hilmar Tkocz: Fischerei im 67, S. 121 - 126. In: Thomas Gunzelmann (Hrsg.): Zapfen- Bamberger Raum. In: Bezirksfischerei- 60 Vgl. Dominikus Kremer: Maineck. dorf. Landschaft – Geschichte – Kultur. verband Oberfranken e.V. (Hrsg.): Fi- Geschichte eines hochfürstlich-bamber- Heimatbuch zum 300-jährigen Jubiläum scherei in Oberfranken. Darstellung gischen Dorfes. Bamberg 1983, hier S. der Pfarrei Zapfendorf. Zapfendorf 1986, der gesamten oberfränkischen Fische- 557 - 559. S. 227 - 292, hier S. 239. rei, S. 86 - 106, hier S. 93. 61 Vgl. StAB B 76 /XXXV Nr. 2. 64 Vgl. Kappl, Not, (wie Anm. 44), 55 Vgl. Georg Fehn, Chronik von Kro- 62 Vgl. StAB B 76 /XXXV Nr. 2. hier S. 21. nach, Band 4, Kronach 1969, hier S. 209.

zuarbeiten. Herausgekommen ist mit frühen 19. Jahrhundert in ganz Eu- Buchbesprechungen dem vorliegenden Band allerdings ropa begehrte Qualität, die erst viel mehr. Böhm, der sich in seiner durch die Exporte aus Nordameri- Dissertation mit dem Thema der ka und Australien eine vernichten- Böhm,Max,AusderGe- schichte der Gutsschäferei bayerischen Agrarproduktion be- de Konkurrenz fand. Das Schäferei- Ahorn bei Coburg, Ahorner schäftigte, hat sich des Themas sterben machte schließlich eine Beiträge Bd. 1, Hrsg. Förder- »Schäferei« nicht nur gründlich, jahrhundertealte Tradition zum verein Gerätemuseum des sondern sehr anschaulich ange- kümmerlichen Erwerbszweig, der Coburger Landes e.V., nommen. So gelingt es ihm mühe- langsam zum Aussterben verurteilt Ahorn 2000, ISBN 3-930531- los den Bogen von der historisch war. Den Schicksalen der mit der 02-X, 25.- DM nun faktenreich belegten Ahorner Schäferei verbundenen Menschen Schäferei, die seit dem 16. Jahrhun- ist daher ebenfalls ein Kapitel ge- dert hier nachgewiesen ist, und ih- widmet – fränkische Biographien twas verwirrend erscheint sie rem barocken Schafstall von 1713 aus einer Volksschicht, der sonst Eschon, die Reihenfolge der ins Allgemeine zu schlagen. Der Le- nur wenig wissenschaftliche Auf- Ahorner Beiträge, die 1995 mit ser wird hineingeführt in einen Teil merksamkeit zuteil wird. Max Böhm dem Band 2 begann, 1998 Band 3 des bäuerlichen Lebens, der so idyl- hat mit dem 1. Band ein Büchlein nachlieferte und nun mit einiger lisch, wie es uns die galanten Schä- vorgelegt, das umfassend und an- Verzögerung im Jahr 2000 Band 1 ferszenen des Rokoko erzählen schaulich über ein landwirtschaftli- glücklich herausbrachte. Verständ- wollen, gar nicht war. Geradezu be- ches Thema informiert, dabei aber lich allerdings, dass der erste Band ruhigend lesen sich in Zeiten der auch ein Stück konkrete Heimatge- dieser Serie der Schäferei vorbehal- Hysterie vor BSE und Maul- und schichte schreibt. Schade nur, dass ten sein sollte, genauer der Guts- Klauenseuche Böhms anschauliche die gut ausgewählten Abbildungen schäferei in Ahorn, aus der das Mu- Kapitel über die Schafzucht unserer des Formats wegen etwas klein aus- seum hervorgegangen ist. Dieses Vorfahren. Alle Aspekte der Schaf- fallen – dann würde man über die wiederum hat mittlerweile seit sei- zucht – in Ahorn wurden teilweise Ahorner Schäferei nicht nur gerne ner Gründung im Jahr 1987 seinen bis 900 Sommerschafe pro Jahr ge- lesen, sondern auch bei den Illustra- festen Platz in der oberfränkischen halten – sind hier – dem musealen tionen verweilen. Nicht nur das Kulturlandschaft gefunden und ist Anspruch gerecht werdend – ver- könnte jedoch ein Anreiz sein, wie- nicht nur für Freunde der Schäferei ständlich aufbereitet und illustriert. der einmal in das Ahorner Geräte- eine wichtige Adresse geworden. Auch der wirtschaftliche Nutzen museum zu fahren und sich vor Ort Max Böhm hatte es sich während der Schafzucht ist nicht vergessen, über die Gutsschäferei im Maßstab seiner Beschäftigung im Museum staunend liest man vom Exporter- 1 zu 1 zu informieren. zur Aufgabe gemacht, die Archiva- folg der – auch in Coburg – gezüch- lien der Ahorner Gutsschäferei auf- teten Merinoschafwolle, eine im Annette Faber