Editorial fokussiert

Liebe Leserinnen und Leser,

alles blickt auf Jupiter in diesen Tagen. Der Riesenplanet zeigt seit einem Jahr ein ungewohntes Gesicht mit nur einem der beiden dun- klen Äquatorialbänder. Das südliche Band hat hellen Wolken Platz gemacht (Seite 23). Diese werden wieder dem gewohnten Aussehen weichen, doch wann? Einiges spricht dafür, dass dieses »Revival« kurz bevor steht, es kann aber auch noch länger dauern, bis Jupiter sein ge- wohntes Gesicht zurück erhält. Mein Tipp: Auch in kleinen Fernrohren ist dieser spektakuläre Prozess zu beobachten – richten Sie Ihr Teleskop auf Jupiter (Seite 40). Am 15. Oktober startete unser neues Teleskop-Vergleichsportal www.fernrohrfi nder.de mit 37000 Seitenaufrufen am ersten Wochen- Ronald Stoyan, Chefredakteur ende. Viele Besucher halten sich aber noch mit Erfahrungsberichten zu den in der Datenbank erfassten ca. 1500 Teleskopen, Montierungen und Okularen zurück. Nutzen Sie diese Möglichkeit, Ihre Meinung mit anderen Sternfreunden zu teilen, und registrieren Sie sich für fernrohrfi nder.de – kostenlos. 666 Einsendungen erhielten wir zum Jubiläums-Gewinnspiel des Oculum-Verlags aus der letzten Ausgabe. Wir danken allen Einsendern für ihre Teilnahme! Die Auslosung am 3. November ergab folgende Gewinner:

1. Preis: Meade LT 6"-ACF mit Goto-Montierung: Peter Burkhardt, 91541 Rothenburg 2. Preis: Lacerta M-GEN Autoguider mit Off -Axis-Guider und Koma-Korrektor: Dieter Dunkelburg, 35683 Dillenburg 3. Preis: Astro-Professional ED 66 Carbon-Refraktor: Michael Schnur, 55425 Waldalgesheim

Herzlichen Glückwunsch zu diesen vorweihnachtlichen Bescherungen!

Besinnliche winterliche Sternstunden und ein gutes Astro-Jahr 2011 wünscht Ihr

Ihr Titelbild: Der zunehmende Mond mit »Goldenem Henkel«, aufgenommen als verstärktes Falschfarbenbild, das die geolo- gischen Unterschiede der Mondoberfl äche hervorhebt. Die Wasservorkommen, die am Südpol des Mondes gefunden wurden, sind so allerdings nicht zu erkennen. Bei dieser Aufnahme vom 6.1.2009 wurden für die Farbkanäle Rot, Grün und Blau jeweils 15 Bilder gemittelt. 4,1"-Refraktor bei 670mm, SBIG STL-11000M-Kamera. Mario Weigand Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 1 Inhalt

Hintergrund aktuell auf www.interstellarum.de

 Hauptartikel Aktuelle Aufnahmen unserer Leser  www.sonneaktuell.de 12 Unser Mond ist  www.planetenaktuell.de »feucht« geworden  www.kometenaktuell.de Die Wasser-Reservoirs auf dem Erdbegleiter NEU: Online-OdS  www.interstellarum.de/ods-galerie.asp 16 Astro- Wissen: Wie ist der Mond entstanden?  Schlagzeilen 8 Schwergewichte unter den Sternen Der größte Online-Nachrichtendienst für Wann kommt Hobby-Astronomen in deutscher Sprache, 9 Fünf auf einen Streich erscheint freitags alle 14 Tage. das Revival? 40 Wie kommt das Wasser in interstellare Wolken und Kometen?  Aktuelles am Himmel 10 Raumfahrt aktuell:  Neuigkeiten aus der Forschung Neue Art des kosmischen Antriebs  Nachrichten aus der Astroszene  Informationen für interstellarum-Leser Himmel Die interstellarum Einsteigerseiten:  Ereignisse 18 Winter-Finsternisse Die partielle Sonnenfi nsternis am 4.1.2011 19 Totale Mondfi nsternis am 21. Dezember Quadrantiden-Meteore am 4. Januar Nahe Begegnung von Jupiter Das große Teleskop-Portal und Uranus am 4.1.2011 von interstellarum:  Sonnensystem Gezeichnet: Mars 42 22 Sonne aktuell: Es geht aufwärts 23 Planeten aktuell: Wann kommt das SEB-Revival? 24 Kometen aktuell: Abschied Datenbank aus fast 1500 Produkten: von 103P/Hartley 479 Komplettgeräte  Sternhimmel 293 Tuben mit Optik 27 Astronomie mit bloßem 92 Montierungen Auge: θ Tauri 519 Okulare Astronomie mit dem Fernglas: Collinder 463 44 Praxis-Wissen: Wie kann man 28 Objekt der Saison: NGC 1977 Winkel am Himmel bestimmen? 29 Objekt der Saison: Sharpless 276 30 Deep-Sky Herausforderung: Technik ZweiZwei ungleicheungleiche IC 349 – Barnards Merope Nebel  Test Brüder 56 Praxis 48 Klein aber fein Sechs kleine Refraktoren im Vergleich  Mond 56 Zwei ungleiche Brüder 34 Ein Becken mit vier Ecken Die beiden Standalone-Guider Buchten, Dome und Rücken SynGuider von Synta und SG-4 im Mare Tranquillitatis von SBIG im Praxistest

 Planeten  Selbstbau 38 Das Roma-Ereignis: 61 Photonenjagd ohne Als ein Asteroid einen Ballast 2m-Stern bedeckte Eine selbst gebaute Stand- 40 Warten auf die Alone CCD-Kamera 64 Technik-Wissen: Wiederkehr Warum RAW statt JPG? Jupiter vor dem SEB-Revival Photonenjagd 42 Gezeichnet: Mars Beobachtungen Eine visuelle Annäherung an die ohne Ballast 61 Marsopposition 2009/2010  Rückblick

69 Unterschiedliche Horizonte Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

2 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Inhalt Unser Mond 12 ist »feucht« geworden Die Wasser- Reservoirs auf dem Erdbegleiter

 First Light 70 Die Andromeda-Galaxie unter der Lupe Test: Klein aber fein 48  Objekte der Saison 72 IC 2118/M 78 Sechs kleine  Galerie Refraktoren 76 Astrofotos unserer Leser im Vergleich Service

 Rezensionen 80 Zauber der Sterne  Astromarkt 80 Kleinanzeigen

Leserhinweise Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Sternfreunde, Cartes du Ciel; Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky Field Guide Koordinaten: äquatoriale Koordinatenangaben, Äqui- noktium 2000.0 Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V- Helligkeit Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Off ener Sternhaufen), PN (Planetarischer Nebel), GN (Galak- tischer Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar), As (Sternmuster) Kartenverweise: Deep Sky Reiseatlas (DSRA), Urano- metria 1. Aufl age (Uran.)

1 fokussiert 2 Inhaltsverzeichnis, Leserhinweise 82 Vorschau, Impressum Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Schlagzeilen von Susanne und Peter Friedrich Schwergewichte unter den Sternen Hintergrund

ESO, P. CROWTHER, C. J. EVANS Abb.1: Der Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke, links und in der Mitte im visuellen Bereich mit dem 2,2m-Teleskop der MPG/ESO und dem VLT aufgenommen. Das rechte Bild zeigt den Sternhaufen rechts unten im nahen Infrarot.

m letzten Jahrzehnt setzte sich unter Astro- R136-Haufen, der in den 1980er Jahren noch Sonnenmassen (ursprünglich etwa 170 Son- Inomen die Meinung durch, dass es für die mit mehreren 1000 Sonnenmassen für den nenmassen) und 113 Sonnenmassen (140 Masse eines Sterns eine Obergrenze von etwa schwersten Stern gehalten wurde, bis man Sonnenmassen) überschreiten ebenfalls 100 150 Sonnenmassen gebe. Sollten dennoch nachweisen konnte, dass es sich nicht um ei- Sonnenmassen. massereichere Sterne existieren, dann könnte nen Einzelstern sondern einen dichten Stern- Die vier untersuchten Sterne im zwei- man sie allenfalls in den jüngsten und mas- haufen handelt. ten untersuchten Sternhaufen, R136, liegen sereichsten kompakten Sternhaufen fi nden. Es ist nicht trivial, die Masse eines Ein- nahe bei oder deutlich über 150 Sonnen- Räumlich aufgelöste Untersuchungen sind zelsterns durch Vergleich eines beobachte- massen. Der Stern R136a1 ist immer noch jedoch auf die Galaxis und ihre Begleitgala- ten Spektrums mit einem Modellspektrum der massereichste und leuchtkräftigste bis- xien beschränkt, wo solche Haufen allerdings zu bestimmen. Die Modellspektren müs- her bekannte Stern überhaupt. Er hat etwa rar sind. NGC 3603 (vgl. interstellarum 72) in sen dazu die physikalischen Bedingungen die 265-fache Masse der Sonne, bei seiner 22000Lj Entfernung im Sternbild Schiff skiel wie Temperatur, Dichte, Elementzusammen- Entstehung dürften es bis zu 320 Sonnen- und RMC 136a (oft abgekürzt als R136, vgl. in- setzung und Absorptionsverhalten der Ele- massen gewesen sein, und seine Leuchtkraft terstellarum 71) im Tarantelnebel in der Gro- mente genau repräsentieren, damit sich Pa- übertriff t die der Sonne um das Zehnmillio- ßen Magellanschen Wolke in 165000Lj Ent- rameter wie Leuchtkraft, Temperatur und nenfache. Der etwas über eine Million Jahre fernung sind solche kompakten Sternhaufen Masse sicher bestimmen lassen. Bei mas- alte Stern hat bereits gut 50 Sonnenmassen aus jungen massereichen und heißen Ster- sereichen Sternen kommt erschwerend hin- in die Umgebung abgeblasen. Zusammen nen. Mit Hilfe des Very Large Telescope (VLT) zu, dass sie über einen enorm starken Stern- mit den anderen drei Sternen ist er für fast der ESO ist es erstmals geglückt, in den Zen- wind verfügen, der die Linien im Spektrum die Hälfte der abströmenden Sternwinde tren dieser Sternhaufen die einzelnen Sterne beeinfl usst und berücksichtigt werden muss. und der abgestrahlten Energie des gesam- zu unterscheiden und getrennt voneinander In NGC 3603 konnten die Massen von ten Sternhaufens verantwortlich, der ins- im nahen Infrarot zu beobachten. Ergänzt zwei Sternen in einem Doppelsternsystem gesamt aus etwa 100000 Sternen besteht. wurden diese Beobachtungen durch Archiv- aus ihrer Umlaufbewegung jedoch direkt Allein R136a1 regt seine Umgebung mehr spektren im infraroten sowie ultravioletten bestimmt werden. So konnten die Modelle als 50 Mal so stark zum Leuchten an wie und optischen Spektralbereich des VLT bzw. überprüft werden, mit denen die Massen der junge Sternhaufen im Orionnebel. Auf- des Weltraumteleskops Hubble. Untersucht der anderen Sterne abgeschätzt wurden. grund ihrer kurzen Lebensdauer und der wurden die hellsten Sterne der beiden Stern- Ihre heutigen Massen betragen etwa 120 starken Sternwinde ist es nicht einfach, nach- haufen, darunter auch der Stern R136a1 im und 90 Sonnenmassen, während sie bei ih- zuvollziehen, wie sich massereiche Sterne rer Entstehung mit etwa 150 und 110 Son- überhaupt bilden. Extremfälle wie R136a1 nenmassen deutlich massereicher gewesen machen es nicht leichter: Entweder sind sie sein müssen. Innerhalb von 1,5 Millionen tatsächlich in dieser Größe entstanden oder Jahren – älter sind die beiden Sterne noch sie haben sich aus mehreren kleinen Sternen nicht – haben sie einen beträchtlichen Anteil gebildet. [ESO Pressemitteilung eso1030; ihrer Masse durch Sternwind verloren. Zwei arXiv:1007.3284v1] weitere Sterne in NGC 3603 mit heute 132 Surftipps

VANS Abb. 2: Detailaufnahme des Sternhau- Vorhang auf für junge Sterne: www.eso. fens R136a im nahen infraroten Spektral- , C. J. E org/public/germany/news/eso1005 bereich. In der Mitte befi ndet sich R136a1, Enzyklopädie extrasolarer Planeten: ROWTHER der massereichste und leuchtkräftigste www.exoplanet.eu Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ESO, P. C P. ESO, Stern, der zurzeit bekannt ist.

8 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Fünf auf einen Streich

Nach einer sechsjährigen Studie des son- nenähnlichen Sterns HD 10180, der sich in einer Entfernung von 127 Lichtjahren im Sternbild Hydrus (Kleine Wasserschlange) befi ndet, konnte ein Planetensystem nach- gewiesen werden, das aus mindestens fünf Planeten besteht. Außerdem gibt es Hin- weise auf zwei weitere Planeten. Mithilfe von insgesamt 190 einzelnen Messungen konnten die winzigen Wackel-Bewegungen des Sterns nachgewiesen werden, die von

den komplexen Anziehungskräften der Pla- ALÇADA neten verursacht werden. Die fünf stärks- ten Signaturen entsprechen Planeten mit C L. ESO, Massen zwischen 13 und 25 Erdmassen, Das Planetensystem um HD 10180 gesehen, vom dritten Planeten HD 10180d, dessen also ähnlich der Masse des Neptun. Diese Masse vergleichbar der des Neptun ist. Die zwei inneren Planeten sind als Silhouetten vor Planeten befi nden sich in Entfernungen der Sternscheibe, die äußeren zwei Planeten vor dem Sternhintergrund zu sehen (künst- zum Stern, die zwischen dem 0,06- und lerische Darstellung). dem 1,4-fachen des Abstands Erde-Sonne liegen. Ihre Umlaufszeiten betragen zwi- Das neu entdeckte Planetensystem um Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Un- schen 6 und 600 Tagen. Ein weiterer, sa- HD 10180 ist, verglichen mit unserem Son- tersuchung dieser Planetensysteme ist, turnähnlicher Planet mit mindestens 65 nensystem, in seinen innersten Bereichen dass es eine Beziehung zwischen der Ge- Erdmassen könnte den Stern weiter außen mit seinen mindestens fünf neptunartigen samtmasse des Planetensystems und der mit einer Umlaufszeit von 2200 Tagen um- Planeten deutlich dichter bevölkert. Außer- Masse und der chemischen Zusammen- kreisen, während ein weiterer Kandidat nur dem sind diese Planeten viel massereicher setzung des Muttersterns gibt. Alle mas- 1,4 Erdmassen besitzt und in nur etwa drei und es gibt wahrscheinlich keinen großen sereichen Planetensysteme befi nden sich Millionen Kilometern Abstand in 1,18 Tagen Gasriesen wie Jupiter. Alle Planeten schei- bei massereichen und metallreichen Ster- HD 10180 umläuft. Letzteres Objekt bewirkt nen zudem nahezu kreisförmige Umlauf- nen, während die vier »leichtesten« Plane- eine nur schwer nachweisbare Bewegung bahnen zu haben. Sollten sich die sieben tensysteme bei masseärmeren und me- des Zentralgestirns. Wenn sie sich jedoch Planeten bestätigen, würde HD 10180 den tallarmen Sternen gefunden wurden. [ESO bestätigt, wäre der Planet ein weiteres Bei- bisherigen Rekordhalter 55 Cancri mit fünf Pressemitteilung eso1035] spiel für einen heißen Gesteinsplaneten wie Planeten, von denen zwei große Gasriesen CoRoT-7b (vgl. interstellarum 67). sind, ablösen.

Wie kommt das Wasser in interstellare Wolken und Kometen? H H2

In Kometen und interstellaren Wolken ist der Ausgangsstoff des H2O + Wassers das positiv geladene Hydronium H3O . Dieses Ion lässt sich von der Erde aus mit Teleskopen nachweisen. In kosmischen + – Wolken gibt es auch freie Elektronen (negative Ladung), so dass es H3O + e OH häufi g zu Zusammenstößen zwischen Elektronen und Hydronium- ionen kommt. Damit wandelt sich das Hydronium zum neutralen, H

aber instabilen Molekül H3O um. Beim Zerfall des H3O-Moleküls entsteht entweder Wasser plus ein Wasserstoff atom oder OH plus H3O OH ein Wasserstoff molekül oder plus zwei Wasserstoff atome. In einem Teilchenbeschleuniger wurde der Vorgang nachgestellt, indem man + Hydroniumionen gemeinsam mit Elektronen durch den Ring leitete. H In etwa einem von sechs Zerfällen entstand dabei Wasser, wodurch die Elektronenanlagerung an Hydroniumionen der wichtigste Was- Abb.: Ein Hydroniumion fängt ein Elektron ein und kann dann serproduzent in interstellaren Wolken und Kometen sein könnte. in verschiedene Bruchstücke zersplittern. Ein Bruchstück ist Was-

[MPG Presseinformation SP 2010 (205)] ser (H2O). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 9 Schlagzeilen Raumfahrt aktuell Neue Art des kosmischen Antriebs

ie Kraft beträgt nur ein Millinewton, aber sie ist der Beweis: Der DStrahlungsdruck des Sonnenlichts kann die Bahn einer Raum- sonde gezielt verändern, wenn man ihm ein refl ektierendes Segel entgegen hält! Anfang Juli konnte die japanische Weltraumagentur JAXA den Erfolg verkünden, nach Messungen an ihrem kleinen IKA- ROS, der Richtung Venus unterwegs ist (siehe interstellarum 71) und der Bedeutung des Akronyms – Interplanetary Kite-craft Accelerated by Radiation Of the Sun – nun alle Ehre macht. Alles entscheidend bei dieser seit vielen Jahrzehnten diskutierten aber bis jetzt nie er- folgreich im Weltraum getesteten Antriebsart ist das Verhältnis der Gesamtmasse von Nutzlast und Sonnensegel zur Segelfl äche: Mit 10 bis 20g/m2 wären schon eine Menge sinnvolle Manöver und interes- sante interplanetare Bahnen möglich. Mit 1,5kg/m2 ist der kleine IKA- ROS noch weit davon entfernt, und das gilt auch für die drei weiteren bereits fi nanzierten Segler-Demonstratoren Nanosail D, Lightsail und CubeSail mit 300, 140 und 120g/m2, die schon diesen November bzw. Mitte und Ende kommenden Jahres starten sollen. Die Werk- stoff e für extrem dünne und tausende Quadratmeter große Segel sind durchaus schon vorhanden, aber viel geforscht wird noch an der Technologie, sie elegant in kleinen Kapseln zu verstauen und dann in der Schwerelosigkeit zuverlässig zu entfalten und stabil zu halten. Weltraumbehörden wie die ESA und die NASA (und in Deutsch- land das DLR), die in der Vergangenheit schon in Prototypen für Tests am Boden investiert haben, denken heute über konkrete Schritte mit größeren Segeln im Weltraum nach, und die Sonnensegel-Ge- meinde hat auf einer Tagung im Juli in New York sogar eine gemein- same Deklaration herausgegeben und die Technologie im Lichte der IKAROS-Erfolge für »gangbar für Anwendungen in der Raum- fahrt« deklariert. Von denen es viele gäbe: Im September wurde auf einer Tagung europäischer Planetenforscher in Rom beispielsweise angeregt, mit Sonnenseglern große Datenmengen von Sonden bei Jupiter oder Saturn zur Erde zu schaff en, indem Schwärme solcher »Data-Clipper« zwischen den Planeten hin und her pendeln und erst in der Nähe der Erde mit hoher Rate senden. Der nächste Sonnenseg- ler »Nanosail D«, der bereits in Alaska auf den Start seiner Minotaur- Rakete wartet, ist freilich erst einmal ein viel bescheideneres Experi- ment und wird in seiner niedrigen Erdumlaufbahn vermutlich nicht einmal eine eindeutige Wirkung des Strahlungsdrucks erfahren. Da- für wird der Minisatellit aber eine ganz andere Entfaltungstechnik für sein 10m2-Segel demonstrieren als IKAROS und insbesondere auch, wie man einen Erdsatelliten mit seiner Hilfe am Luftwiderstand be- sonders schnell versenken kann: Das »D« steht nämlich für De-orbit.  Daniel Fischer

Surftipps

Bericht aus New York: wwwwww. thespacereview.com/article//116677//1 Infoblatt der JAXA zu IKAROSOS: wwww. jspec.jaxa.jp/e/activity/ikkarosleafl et.pdfd AXA J IKAROS mit aufge- spannten Sonnense- geln mit integrierten Solarzellen (künstl. Dar-

stellung). Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

10 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hauptartikel UNSER MOND ist »feucht« geworden Die Wasser-Reservoirs auf dem Erdbegleiter

1 Hintergrund

Abb. 1: Temperatur- karte der Nordpolar- region des Mondes, erstellt vom Diviner- Instrument auf dem Lunar Reconnaissance Orbiter: Die blauen Kra- terböden haben zum Teil nur eine Tempera- tur von 25K = –248°C Temperatur.

NASA, GSFC, UCLA

VON DANIEL FISCHER

Auf keinen Himmelskörper im Sonnensystem scheint der Begriff »staubtrocken« so gut zu passen wie auf unseren Mond, doch dieses Bild – verfestigt noch durch das vor 40 Jahren geborgene Mondgestein – ist in jüngster Zeit ins Wanken geraten. Aus drei Zonen des Erdbegleiters gibt es heute mehr oder weniger überzeugende Belege für überraschend große Wassermengen, natürlich nicht fl üssig, aber angelagert ans Mondgestein oder gar in Gestalt größerer Vorräte aus ziemlich reinem Wassereis. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

12 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Hauptartikel 2 Abb. 2: Mineralogische Mondkarte des M3-Instruments auf ., USGS ., NIV

U Chandrayaan I, wegen des verfrühten Endes der Mission leider

ROWN lückenhaft: In Blau erscheinen Spuren von Wasser und Hydroxyl, , B die zu den Polen hin zunehmen, andere Farben codieren weitere ALTECH Chemie.

Abb. 3: Cassini-Messungen vom 19. August 1999, in denen erst zehn Jahre später die Signatur von Wasser auf der Mondoberfl äche

., USGS ISRO, NASA, JPL-C entdeckt wurde: Das VIMS-Instrument nahm gleichzeitig grobe NIV U Bilder in zahlreichen engen Spektralbändern auf, aus denen sich ROWN

, B Karten der Wasser- und Hydroxyl-Verteilung erstellen ließen. Oben

ALTECH rechts derselbe Anblick im sichtbaren Licht von Cassinis Kamera.

Aufsehen. Allein das Wasser machte fast ein Promille des Glases

ISRO, NASA, JPL-C aus: Wie konnte das sein, wo doch der Mond aus der heißen Trüm- 3 merwolke nach einem Rieseneinschlag auf der Erde – so die weithin akzeptierte Sichtweise – entstand (vgl. Astro-Wissen, S. 16)? Dabei müsste ihm eigentlich alles Flüchtige ausgetrieben worden sein. Und dieses Jahr schien das Mondinnere gar noch »feuchter« zu werden: In Apatit-Kristallen, passenderweise aus dem dunklen Basalt der Mond-»Meere«, wurde sogar ein noch höherer Wasseranteil aufge- spürt. Die Konzentrationen fl üchtiger Elemente waren kaum von denen in irdischem Vulkangestein zu unterscheiden. Doch dann der Dämpfer: Im Mondgestein schwankt das Isotopenverhältnis von Chlor-35 und Chlor-37 sehr stark, während es in irdischem Basalt nahezu konstant ist. Und dafür sorgt hier Wasser, mit dem Chlor bevorzugt Verbindungen eingeht: Im Zusammenspiel mit dem er- schwerten Entweichen des schwereren Isotops kommt es zu einem

, USGS weitgehenden Ausgleich – und dieser Mechanismus fehlt dem Mond

ALTECH off enbar völlig, womit sein Inneres extrem trocken sein muss. Die einander widersprechenden Befunde lassen sich vielleicht durch starke lokale Unterschiede erklären, und die Untersuchung von NASA, JPL-C noch viel mehr Mondgestein aus unterschiedlichen Quellen mag in Zukunft ein schlüssiges Gesamtbild liefern.

4 Hydrologische Zyklen auf dem Mond

Das nächste Wasserreservoir des Mondes ist da schon unum- strittener, allerdings auch minimal, doch dafür erstreckt es sich über weite Bereiche der Mondoberfl äche. Gleich drei Raumsonden haben es entdeckt, zu unterschiedlichen Zeitpunkten und zunächst ARYLAND

M übersehen, aber vergangenes Jahr wurden die Funde schließlich ge- OF meinsam präsentiert. Infrarotinstrumente auf der Sonde Cassini,

NIVERSITY die 1999 auf dem Weg zum Saturn am Erde-Mond-System vorbei , U kam, auf dem Kometen-Crasher Deep Impact, der 2009 den Mond ALTECH zur Eichung nutzte, und auf dem indischen Mondorbiter Chandra- yaan I hatten auf der Tagseite immer dasselbe gesehen: Absorption NASA, JPL-C bei einer Wellenlänge von 2,8μm bis 3,0μm, die klar auf adsorbiertes Abb. 4: So sah die Sonde Deep Impact den Mond (links ein Wasser und sein Abbauprodukt Hydroxyl (OH) hinweist. Dabei wa- entsprechend gedrehtes Mosaik des Clementine-Orbiters) am 9. ren die Cassini- und Deep Impakt-Forscher erst durch die Chand- Juni 2009: Aus dieser Perspektive erkennt man, dass die Wasser- rayaan-Daten auf das Phänomen aufmerksam geworden, das ihnen menge auf der Mondoberfl äche praktisch nur von der aktuellen selbst entgangen war. Unter Adsorption versteht man die Anreiche- Temperatur abhängt. rung von Stoff en an der Oberfl äche eines Festkörpers (im Gegen- satz zur Absorption, bei der die Stoff e in sein Inneres eindringen): Wasser im Mondinneren? Nur durch die Anlagerung an – unbekannte – Mineralien können sich die Wassermoleküle im Sonnenlicht behaupten, was freiem Eis Die größte – und jüngste – Kontroverse betrifft das Innere des nicht gelänge. Dabei liegt der Wasseranteil des Mondbodens nach Mondes und vor allem seinen Mantel, von dem dank Impakten den Cassini-Spektren zwischen 10ppm und 1000ppm (Teilen pro auch einiges Gestein auf der Oberfl äche liegt oder gar als Meteorit Million), hier und da sogar noch darüber. zur Erde gelangt ist. Vor zwei Jahren sorgte ein verblüff ender An- Und diese »Hydration« des Mondbodens verändert sich, wie teil fl üchtiger Verbindungen von Kohlendioxid, Wasser sowie Fluor, Deep Impact während seiner eine Woche dauernden Beobach-

Schwefel und Chlor in Glaskügelchen vulkanischen Ursprungs für tungen feststellte: Mit dem Mondmorgen verschwand das Wasser, Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 13 Hauptartikel

56

NASA

Abb. 5: Der Impaktblitz der Centaur-Oberstufe des Lunar Reconnaissance Or- NASA biter, gesehen von der Infrarotkamera MIR1 auf der LCROSS-Sonde aus 600km Ent- Abb. 6: Die Ejektawolke nach dem Ein- fernung. schlag der Centaur in den Mondkrater Ca- beus: Erst nach viel Bildverarbeitung wurde sie auf Bildern einer optischen Kamera auf mit dem Abend kam es zurück, vermutlich schrift en schmetterten den entsprechenden der LCROSS-Sonde sichtbar. als direkte Antwort auf die Sonneneinstrah- Artikel jedes Mal ab, der erst im Frühjahr lung. Das bedeutete aber auch, dass es eine 2010 in einer dritten erschien: Abermals NASA sozusagen mit Gewalt eine überaus ständig vorhandene Quelle geben muss, und stammten die Daten von der indischen eindeutige Antwort lieferte (vgl. Schlagzei- da bietet sich der Sonnenwind an. Doch Chandrayaan-Mission, diesmal jedoch von len, interstellarum 68). Der im selben Jahr der Detailprozess, der hier abläuft , ist noch einem Detektor auf einer kleinen Kapsel, gestartete große Lunar Reconnaissance Or- lange nicht aufgeklärt. Eine Idee basiert auf die am 14. November 2008 vom Orbiter biter brauchte nicht den ganzen Schub der einer Wechselwirkung von Protonen – also zur Oberfl äche gestürzt war und dabei Startrakete, und so durft e noch eine zweite Wasserstoff -Kernen – des Sonnenwinds mit Messdaten sammeln konnte. So auch der kleinere Sonde mitfl iegen: Die Wahl unter Sauerstoff im Regolith des Mondbodens: Sie Chandra Altitudinal Composition Explo- mehreren originellen Vorschlägen fi el auf wird unterstützt durch Messungen eines rer (CHACE): Wasserdampf wie auch orga- den Lunar CRater Observation and Sensing weiteren Instruments auf Chandrayaan I, nische Verbindungen konnte das in Indien Satellite. Die massereiche Oberstufe, die dem Sub-keV Atom Refl ecting Analyzer gebaute Instrument eindeutig vor dem Auf- LRO wie LCROSS Richtung Mond geschickt (SARA). Nur jedes fünft e Proton bleibt nicht schlag registrieren, in einer Menge, die zu hatte, ließ man in einen schattigen Kra- im Boden stecken, sondern wird refl ek- den Fernerkundungsdaten passt. Die späte ter nahe des Südpols stürzen, dicht gefolgt tiert, fängt sich ein Elektron ein und wird Veröff entlichung des CHACE-Artikels hat von einer kleinen Sonde, die den Einschlag zu einem Wasserstoff atom, das den Mond in Indien zu einigem Unmut geführt, war und seine Folgen aus der Nähe beobachten wieder verlässt – und dann von SARA regis- man doch eigentlich der erste gewesen, der konnte, bevor sie vier Minuten später eben- triert werden kann. Nach späteren Berech- Wasser auf dem Mond nachgewiesen hatte. falls aufschlug. Zwar waren auch zahlreiche nungen scheint aber der Sonnenwind, je- Dass das Infrarot-Spektrometer, das heute Teleskope auf der Erde und im Orbit auf den denfalls in seinem normalen Zustand, nicht als der Entdecker geführt wird, auf dem Krater Cabeus gerichtet, doch sie konnten genügend Protonen anzuliefern, um die Chandrayaan-Orbiter saß, tröstet da wenig: nur wenig ausrichten: Hohe Kraterwände gemessenen Wasser- und Hydroxylmen- Dieses M3 genannte – und erstmals am 22. nahmen ihnen weitgehend die Sicht. Ei- gen zu erklären. Damit sind andere Quellen November 2008, also nach den Messungen gentlich war das anders geplant gewesen, wieder im Rennen: Wassermoleküle, die von CHACE, eingeschaltete – Instrument aber die NASA hatte kurzfristig den Ziel- von Mikrometeoriten und gelegentlich auch stammte nämlich aus den USA. Dies ist viel- krater geändert: In Cabeus und nicht dem ausgewachsenen Kometen stammen, die leicht mit ein Grund, weshalb beim zweiten benachbarten und besser einsehbaren Ca- auf dem Mond einschlagen (aber auch das indischen Mondorbiter 2013 nur einheimi- beus A war die Wasserstoffk onzentration scheint nicht zu reichen) – oder der Was- sche Instrumente an Bord dürfen: Darunter wesentlich höher, die einst der Mondorbiter serdampf stammt aus dem Mondinneren. ist auch ein verbesserter Nachfolger von Lunar Prospector gemessen hatte. Und das Auch scheinen sich auf der Oberfl äche des CHACE, der die dünne Gas-Exosphäre des interpretierte man als Zeichen für mehr Regoliths komplizierte chemische Prozesse Mondes noch eingehender erkunden soll. Wassereis auf dem Kraterboden. abzuspielen, die die Wassermoleküle besser Ob diese Überlegung richtig war, er- als erwartet festhalten. Die Mondpole als eisige Fallen schloss sich zunächst nicht: Nicht nur konn- Die unstrittige Entdeckung des erstaun- ten die irdischen Beobachter wie befürchtet lichen Wasserfi lms auf der Mondoberfl ä- Während der Wassergehalt des Mondin- keine eindeutigen Eff ekte des Einschlags che ist wie so viele in der Wissenschaft al- neren strittig bleibt und die geringen Men- sehen – auch die Kameras auf der LCROSS- les andere als geradlinig verlaufen: Nicht gen adsorbierten Wassers auf der Oberfl ä- Sonde selbst registrierten nur einen schwa- nur wurde die eigentlich ziemlich auff ällige che bzw. in der Exosphäre darüber noch chen thermischen Blitz und eine so schwach Spektralsignatur des Wassers im nahen In- Rätsel aufgeben, haben die Pole des Mondes ausgeprägte Ejektawolke, dass beide in der fraroten so lange übersehen – es gibt auch ei- Wassereis in erstaunlichem Umfang zu bie- viel beachteten Live-TV-Übertragung gar nen direkteren Nachweis von Wasserdampf ten: Darüber war schon Jahrzehnte speku- nicht zu sehen waren. Doch in den Tagen über der Mondoberfl äche, der noch vor den liert worden, aber die versuchten Nachweise und Wochen danach wurde klar, wie er- 2009 veröff entlichten Spektraldaten gelang. widersprachen sich – bis zu jenem 9. Okto- tragreich dieser künstliche Asteroidenein-

Doch Gutachter zweier bedeutender Zeit- ber 2009, als das LCROSS-Experiment der schlag gewesen war. Auch ein Jahr danach Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Hauptartikel

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Abb. 7: Eine Karte des Mini- SAR-Instruments auf Chandra- yaan I, das die Circular Polariza- tion Ratio (CPR) der Radarechos rund um den Nordpol des Mondes zeigt. Bei jungen Kratern (rot markiert) ist die CPR überall hoch, was mit dem frisch zer- trümmerten Gestein zusammen hängt, aber bei anderen Kratern (grün) beschränkt sich die er- höhte CPR auf den Innenbereich: Hier ist aller Wahrscheinlichkeit nach Wassereis mit multiplen in-

neren Refl exionen die Ursache. NASA sind zwar nur ein paar Facetten bekannt Auf diversen Pressekonferenzen und Vi- Instrument auf Indiens Chandrayaan I, geworden, aber die sind eindeutig: In der deokonferenzen für Mondfans haben die das hier einen Durchbruch brachte. Die 10km bis 12km breiten Wolke steckten un- LCROSS-Forscher immerhin verraten, dass Radaranlage Mini-SAR erhielt aus rund 40 gefähr 150kg Wasser! Für ein Nahinfrarot- neben dem Wasserdampf (der immerhin permanent schattigen Kratern in der Nähe Spektrometer hatte es sich durch markante hoch genug stieg, um auch von irdischen des Nordpols Echos mit speziellen Polarisa- Absorptionen direkt bemerkbar gemacht, Teleskopen erfasst zu werden) und echten tionseigenschaft en, die praktisch nur durch während ein UV- und visuelles Spektrome- Eissplittern sowie Hydroxyl (das entge- vielfache innere Refl exionen in Eis erklärt ter Emission von Hydroxyl sah: Das produ- gen dem ersten Eindruck auch vom Hub- werden können. Hochgerechnet existieren ziert die Sonnenstrahlung rasch aus Wasser- ble Space Telescope nachgewiesen wurde) 600 Mio. Tonnen davon, im Einklang mit molekülen. Die 150kg sind dabei nur eine auch eine Menge anderer fl üchtiger Mo- den alten Wasserstoff messungen des Lunar Untergrenze der Wassermenge in der Ejek- leküle in der Ejektawolke steckten. Ihre Prospector, die somit tatsächlich – neben tawolke, aber schon dieser Wert – der einem Zusammensetzung passt durchaus zu der immer kontrovers diskutierten frühen Ra- Anteil von rund 6 Gewichtsprozent am Bo- von Kometen und damit zur führenden darexperimenten – die ersten Hinweise auf den entspricht – lässt sich unmöglich allein Hypothese für den Ursprung des Cabeus- bedeutende Wasservorräte auf dem Mond durch adsorbierte Moleküle erklären. Es Eises: Nach Einschlägen wirken die extrem gegeben haben. Diese können vielleicht muss also richtiges Eis im Boden des Kraters kalten Kraterböden, auf die nie Sonne fällt eines Tages während längerer Aufenthalte Cabeus gewesen sein, nicht unbedingt ein und die teilweise nur eine Temperatur von von Astronauten ausgenutzt werden, und gefrorener See sondern eher Eiskörnchen, 25K haben, wie perfekte Kältefallen für das das sogar abseits der eisigen Pole: Modell- in den Boden gemischt. Und der Boden ist verdampft e Kometeneis, aber eben auch rechnungen zufolge kann auch ein paar De- hier tatsächlich im Schnitt feuchter als die für andere Quellen, die sich hier gemischt zimeter unter sonnenbeschienenem Mond- trockensten Wüsten der Erde, die Atacama zu haben scheinen. Kandidaten sind ne- boden Eis überdauern. zum Beispiel. In welcher Form das Mondeis ben dem Sonnenwind sogar interstellare genau vorliegt und wo es hergekommen ist, Molekülwolken, denen die Sonne vor Jahr- das wird vielleicht die Auswertung der Da- millionen begegnet sein könnte. Derartige ten aller LCROSS-Instrumente zusammen Details kennt man natürlich nur von Ca- Surftipp zeigen können, die leider auch ein Jahr nach beus, aber dass das polare Kratereis des LCROSS-Informationen: dem Einschlag noch aussteht. Mondes weit verbreitet ist, steht auch schon www.nasa.gov/lcross

fest: Abermals war es ein amerikanisches Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 15 So ungefähr könnte es ausgesehen ha- ben, als ein marsgroßer Himmelskörper vor über 4 Mrd. Jahren die Proto-Erde traf. Aus den Trümmern im Erdorbit verdichtete sich der Mond.

NASA, JPL-CALTECH Wie ist der Mond entstanden?

eit dem 19 Jahrhundert, aber auch schon Die großen Theorien Begegnung der beiden wurde der Mond von Sfrüher, wurden verschiedene Theorien der Erde eingefangen. Die Einfangtheorie zur Entstehung des Erde-Mond-Systems ent- Zu den bekanntesten Theorien zählt die kann zwar den Drehimpuls des Erde-Mond- wickelt. Man spricht von der Entstehung des Abspaltungstheorie, bei der sich aus der Systems und die Dichteunterschiede, aber Erde-Mond-Systems, weil abgesehen von noch heißen, fl üssigen, schnell rotierenden nicht die Ähnlichkeiten im Isotopenverhältnis Pluto und Charon nirgends im Sonnensys- Erde ein Teil abschnürte, der den Erdmond von Erde und Mond, wie sie aus den Gesteins- tem ein Mond eine ähnliche Größe im Ver- bildete. Gegen diese Theorie spricht die kur- proben der Apollo-Missionen bestimmt wur- gleich zum umkreisten Planeten aufweist. ze Rotationszeit der frühen Erde von 2,5h, die den, erklären. Alle Modelle zur Entstehung des Erde-Mond- notwendig gewesen wäre, um den heutigen Als dritte »große« Theorie geht die Schwes- Systems müssen sich daran messen lassen, Gesamtdrehimpuls des Erde-Mond-Systems terplanet-Theorie davon aus, dass Erde und wie gut sie die heute bekannten Daten über zu erklären, und für die es keine Hinweise Mond gleichzeitig und nahe beieinander ent- Mond und Erde, insbesondere Gesamtmasse gibt. standen sind. Allerdings kann nicht erklärt und –drehimpuls sowie Zusammensetzung, Ebenfalls bekannt ist die Einfangtheorie. werden, warum sich Dichte und Anteil von wiedergeben. Bisher gibt es jedoch noch kei- Nach ihr entstanden Erde und Mond unab- leichtfl üchtigen Elementen sowie von Eisen nes, das alle Fakten erklärt. hängig voneinander und erst bei einer engen bei Erde und Mond stark unterscheiden. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

16 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Wissen

von Peter und Susanne Friedrich ASTROWISSEN en 1975 wurde schließlich von W. K. Hartmann ausgeworfene Materie würde sich dabei größ- die Häufi gkeiten verändert, geführt haben g und D. R. Davis die heute favorisierte Kollisi- tenteils zu einer Scheibe formen, die sowohl [9]. Auch die Verhältnisse bzw. Häufi gkeiten onstheorie veröff entlicht [1], die als einzige geschmolzene als auch gasförmige Kompo- einiger fl üchtiger Elemente, insbesondere von wesentliche Fakten des Erde-Mond-Systems nenten enthielte. Etwa in einem Abstand von Alkalimetallen, auf dem Mond entsprechen richtig beschreiben kann. sechs Erdradien würde sich die Materie sam- nicht den Erwartungen [9]. Das Verhältnis lu- meln, aus der sich der Mond dann verdichte- narer Sauerstoffi sotope hingegen ist identisch Geburt in einer Katastrophe te. Dieser Prozess soll innerhalb von einigen mit dem der Erde. Dies ist ungewöhnlich, hundert oder einigen tausend Jahren, also da sich das Sauerstoffi sotopenverhältnis der Hartmann und Davis beschäftigten sich in recht schnell, abgelaufen sein. Materie weiter Erde ansonsten deutlich von dem anderer Pla- ihrer Arbeit mit der Größenverteilung von innen, darunter auch der Kern des Impaktors, neten, z.B. Mars, unterscheidet, lässt sich aber Körpern, die aufgrund von Massenakkretion dürfte teilweise erneut mit der Erde kollidiert erklären, wenn man annimmt, dass der Impak- in der Frühphase des Planetensystems ent- sein. Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist, tor im selben Abstand zur Sonne entstanden standen, sowie den Wahrscheinlichkeiten von dass Zusammenstöße zwischen etwa gleich- ist wie die Erde und deshalb ein identisches Kollisionen unter ihnen. Sie kamen u.a. zu großen Objekten mit niedrigen Geschwin- Mischungsverhältnis aufwies. Gleichzeitig be- dem Ergebnis, dass in der Umgebung eines digkeiten und Kollisionswinkeln über 30° re- deutet es jedoch, dass Abweichungen bei den Beobachtun erdgroßen Objektes genügend weitere grö- lativ häufi g sein sollten. Man vermutet sogar, Häufi gkeiten der Isotope auf dem Mond nicht ßere Körper entstehen, so dass es innerhalb dass die Infrarotstrahlung, die man um einige durch Meteoriteneinschläge verursacht sein von 1–100 Mio. Jahren mit einer Wahrschein- junge Sterne gefunden hat, von durch Kollisi- können [10]. Auch die »großen« Wassermen- lichkeit von gut 10% zu einer Kollision oder zu onen von Planetesimalen frei gesetzter Mate- gen, die man auf dem Mond gefunden haben einem Einfang kommt. Im Einzelnen wird die rie stammt [3–5]. Auch für die Entstehung des will (s. Titelgeschichte) passen nicht recht ins Wahrscheinlichkeit für einen Zusammenstoß Pluto-Charon-Systems glaubt man ein ähn- Bild, wenn man bedenkt, dass der Mond auf- von der Relativgeschwindigkeit der Körper liches Szenario wie für die des Erde-Mond- grund seiner Entstehungsgeschichte arm an bestimmt. Somit kann man zwanglos erklären, Systems annehmen zu können [6]. fl üchtigen Elementen sein sollte. warum die Mondsysteme, sofern überhaupt Wichtiges Indiz der Kollisionstheorie ist u.a. vorhanden, bei anderen Planeten so verschie- die Ähnlichkeit der Häufi gkeitsmuster side- [1] Hartmann,W. K., Davis, D. R.: Satellite-sized planetesi- den sind – ein Punkt, den die Abspaltungsthe- rophiler Elemente (schwere Übergangsme- mals and lunar origin, Icarus 24, 504 (1975) orie nicht erklären kann. talle mit Affi nität zu Bindungen mit Eisen) im [2] Canup, R. M.: Simulations of a late lunar-forming impact, Demnach könnte innerhalb der ersten 10 Erdmantel und im Mondgestein. Man kann Icarus 168, 433 (2004) bis 100 Millionen Jahre der Entstehungsge- nämlich zeigen, dass die Häufi gkeitsmuster [3] Lisse, C. M. et al.: Abundant Circumstellar Silica Dust schichte der Erde ein etwa 2400km durchmes- siderophiler Elemente von den Umgebungs- and SiO Gas Created by a Giant Hypervelocity Collision in sender Körper mit der Proto-Erde kollidierte bedingungen wie Temperatur und Druck the ~12 Myr HD172555 System, Astrophys. J. 701, 2019 sein. Aber auch ein etwa 6000km messender, abhängen, unter denen sie sich bilden. Die (2009) also etwa marsgroßer Körper, wird nicht aus- Häufi gkeitsmuster im Erdmantel sind durch [4] Rhee, J. H., Song, I., Zuckerman, B. (2007): Warm dust in geschlossen. Wenn man annimmt, dass sich zu komplexe Prozesse bei der Trennung des Me- the terrestrial planet zone of a sun-like Pleiad: collisions diesem Zeitpunkt bereits ein Eisenkern in der tallkerns der Erde entstanden und unterschei- between planetary embryos?, Astrophys. J. 675, 777 Erde ausgebildet hatte, sollte das Auswurfma- den sich z.B. deutlich von denen des Mars. Es (2007) terial arm an Eisenverbindungen sein – wie es wird daher als unwahrscheinlich angesehen, [5] Song, I. et al.: Extreme collisions between planetesimals tatsächlich beim Mond beobachtet wird. Die dass ein ähnliches Muster bei der unter ganz as the origin of warm dust around a Sun-like , Nature Energie, die bei einer solchen Kollision frei- anderen Bedingungen abgelaufenen Bildung 436, 363 (2005) gesetzt wird, ist in der Lage eine erhebliche des Mondkerns, der nur 2% der Mondmasse [6] McKinnon, W. B.: On the origin of the Pluto-Charon bina- Menge Material auf Fluchtgeschwindigkeit zu ausmacht, entstanden ist [7]. ry, Astrophys. J. Letters 344, 41 (1989) beschleunigen und in eine Umlaufbahn zu be- [7] Ringwood, A.E.: Terrestrial origin of the moon, Nature fördern. So kann sich in einer Erdumlaufbahn Ungeklärte Fragen 322, 323 (1986) das heiße Auswurfmaterial, aus dem leicht [8] Taylor, S. R. (1997): The Bulk Composition of the fl üchtige Elemente entwichen, gesammelt Trotz überzeugender Argumente, die für Moon, Lunar and Planetary Science XXVIII (1997), und schließlich den Mond geformt haben. die Kollisionstheorie sprechen, gibt es Be- www.lpi.usra.edu/meetings/lpsc97/pdf/1070.PDF Nach neueren Rechnungen [2] hätte der Im- obachtungen, die mit ihr nicht oder nur schwer [9] Jones, J. H.: Tests of the Giant Impact Hypothesis, Lunar paktor – in manchen Veröff entlichungen Theia erklärt werden können. Proben der Mond- and Planetary Science, Origin of the Earth and Moon genannt – gut ein Zehntel der Erdmasse beses- oberfl äche enthalten nämlich mehr Eisenoxid Conference, (1998), www.lpi.usra.edu/meetings/ori- sen, was der Masse des Mars entspricht, und als man im Erdmantel fi ndet; demnach dürf- gin98/pdf/4045.pdf. sich der Erde mit einer Relativgeschwindigkeit te der Mond nur zu einem geringen Teil aus [10] Wiechert, U. et al.: Oxygen Isotopes and the Moon- von etwa 10km/s genähert. Die Kollision wäre Erdmantelmaterie bestehen [8]. Häufi gkeiten Forming Giant Impact, Science 294, 345 (2001) dann streifend unter einem Winkel von 42° bis einiger Silikate im Erdmantel verglichen mit 50° erfolgt, wobei 0° einen Frontalzusammen- denen der Erde insgesamt liefern keinerlei Surftipp stoß bedeuten würde. Etwa 1,5–2 Mondmas- Hinweise darauf, dass die Erde jemals einen Wie entstand der Mond?: sen an Materie wären dabei in eine Umlauf- Magmaozean besaß. Die Energie der Kollision www.br-online.de/br-alpha/alpha- bahn um die Erde befördert worden, wobei sollte nämlich zu Aufschmelzungsprozessen centauri/alpha-centauri-mond-1999- etwa 70% vom Impaktor selbst stammten. Die und in deren Folge zu Diff erenziation, was ID1209389830481.xml Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 17 Ereignisse

Himmelsereignisse im Dezember/Januar 2011

Winter-Finsternisse

Himmel Die partielle Sonnenfi nsternis am 4.1.2011 9:30 MEZ Die erste Sonnenfi nsternis im Jahr 2011 ereignet sich be- reits in den Vormittagsstunden des 4.1.2011. In weiten Teilen Europas, Nordafrikas und Zentralasiens ist diese partielle Fin- 75% 9: sternis zu sehen. Sie ist die 14. der Saros-Serie 151, die Hamburg 255 erst im Jahr 1776 begann. Jeweils zu Beginn einer Serie 9:25 MEZ 74% M EZ treten nur partielle Sonnenfi nsternisse auf, bis der Mond- schatten die Erde voll triff t. Noch vier weitere partielle Hannover Berlin Finsternisse werden bis 2083 folgen, bis am 28.2.2101 ein 9:22 MEZ 73% 9:27 MEZ 74% Reigen ringförmiger Finsternisse folgt, der am 9:20 MEZ 5.5.2209 durch die erste ringförmig-totale Son- nenfi nsternisse der Serie beendet wird. Nach 1280 Leipzig Jahren wird am 1.10.3056 die Serie mit einer par- 9:24 MEZ 73% tiellen Finsternis in der Antarktis enden. Köln Im deutschsprachigen Raum erreicht die parti- 9:17 MEZ 70% elle Sonnenfi nsternis am 4.1. einen Bedeckungs- 9:15 M Frankfurt/Main grad von ca. 70% – 80%. Fast überall hat die Verfi n- 9:18 MEZ 70% 70% sterung bei Sonnenaufgang schon begonnen, nur ganz EZ im Osten von Österreich ist die Sonne bereits aufgegangen. Allerdings steht sie in Wien bei Sonnenaufgang auch nur 2° über dem Horizont, so dass eine gute Horizontsicht nach Süd- osten für die Beobachtung ein Muss ist. Der Mond schiebt Wien München 9:25 MEZ 71% sich von oben rechts kommend über die Sonne, während 9:18 MEZ 69% sie allmählich an Höhe gewinnt. Gegen 9:20 Uhr er- reicht die Finsternis ihr Maximum, wobei die Sonne je nach Beobachtungsort 6°–11° hoch im Südosten steht. Bern Gegen 10:45 Uhr ist die Finsternis zu Ende. Die übrigen 65% 9:12 MEZ 65% drei partiellen Sonnenfi nsternisse im Jahr 2011 sind von Europa aus nicht zu beobachten. 9:10 MEZ

 Peter Friedrich

Kontaktzeiten für Städte im deutschsprachigen Raum1 Ort Sonnenaufgang / Mitte Ende maximaler Ort Sonnenaufgang / Mitte Ende maximaler Beginn Bedeckungs- Beginn Bedeckungs- grad grad Frankfurt 8:27 MEZ / 8:01 MEZ 9:18 MEZ 10:42 MEZ 70% Aachen 8:41 MEZ / 8:00 MEZ 9:16 MEZ 10:39 MEZ 69% (Main) Basel 8:21 MEZ / 7:56 MEZ 9:13 MEZ 10:37 MEZ 66% Hamburg 8:40 MEZ / 8:07 MEZ 9:25 MEZ 10:48 MEZ 74% Berlin 8:20 MEZ / 8:08 MEZ 9:27 MEZ 10:52 MEZ 74% Hannover 8:34 MEZ / 8:05 MEZ 9:22 MEZ 10:47 MEZ 73% Bern 8:19 MEZ / 7:55 MEZ 9:12 MEZ 10:36 MEZ 65% Köln 8:38 MEZ / 8:01 MEZ 9:17 MEZ 10:41 MEZ 70% Bonn 8:37 MEZ / 8:01 MEZ 9:17 MEZ 10:40 MEZ 70% Leipzig 8:18 MEZ / 8:05 MEZ 9:24 MEZ 10:50 MEZ 73% Bremen 8:42 MEZ / 8:06 MEZ 9:23 MEZ 10:46 MEZ 73% Mannheim 8:25 MEZ / 8:00 MEZ 9:17 MEZ 10:41 MEZ 69% Dortmund 8:39 MEZ / 8:02 MEZ 9:19 MEZ 10:42 MEZ 71% München 8:07 MEZ / 7:59 MEZ 9:18 MEZ 10:45 MEZ 69% Dresden 8:12 MEZ / 8:05 MEZ 9:25 MEZ 10:52 MEZ 73% Nürnberg 8:15 MEZ / 8:01MEZ 9:20 MEZ 10:45 MEZ 70% Duisburg 8:41 MEZ / 8:02 MEZ 9:18 MEZ 10:41 MEZ 70% Stuttgart 8:19 MEZ / 7:59 MEZ 9:16 MEZ 10:41 MEZ 69% Düsseldorf 8:40 MEZ / 8:01 MEZ 9:17 MEZ 10:41 MEZ 70% Wien 7:49 MEZ / 8:03 MEZ 9:25 MEZ 10:53 MEZ 71% 1 F. Espenak: http://eclipse.gsfc.nasa.gov/JSEX/JSEX-index.html; M. Dings Zürich 8:16 MEZ / 7:57 MEZ 9:13 MEZ 10:38 MEZ 67% Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

18 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Ereignisse

Totale Mondfi nsternis am 21. Dezember Astronomische Ereignisse im Dezember In den Morgenstunden des 21.12. er- Totale Mondfi sternis am 21.12.2010 2010/Januar 2011 eignet sich die einzige totale Mondfi n- sternis des Jahres 2010. Nur der Beginn 1.12. 16:25:53 MEZ Merkur in größter öst- lbschatte licher Elongation ist im deutschsprachigen Raum zu sehen Ha n – je weiter westlich und nördlich man 5.12. 18:35:47 MEZ Neumond rnschatte sich befi ndet umso besser. So geht der Ke n 13.12. 14:58:47 MEZ Mond Erstes Viertel Mond in Wien wenige Minuten nach Ein- 20.12. 02:23:07 MEZ Merkur in Unterer Kon-

tritt in den Kernschatten unter, während Eintritt Halbschatten 6:29:17 Beginn partielle Phase 7:32:37 junktion Beginn totale Phase 8:40:47 Mitte totale Phase 9:16:56 Ende totale Phase 9:53:08 man in Hamburg und Bonn den größ- Ende partielle Phase 11:01:20 Austritt Halbschatten 12:04:31 21.12. 07:33:38 MEZ Totale Mondfi nsternis ten Teil der partiellen Phase beobachten 21.12. 09:13:32 MEZ Vollmond kann. In Flensburg ist es sogar möglich, bei guter Horizontsicht den total verfi n- 21.12. 18:16:43 MEZ Mond bedeckt μ Gem 3m,2 sterten Mond untergehen zu sehen. In , NASA-GSSC

ihrer ganzen Länge kann die Finsternis in SPENAK 22.12. 00:38:32 MEZ Winteranfang Europa allerdings nur nördlich des Polar- E S. 28.12. 05:18:31 MEZ Mond Letztes Viertel kreises verfolgt werden. NACH 3.1. 19:01:14 Erde im Perihel

 Peter Friedrich 4.1. 02:00:00 MEZ Quadrantiden (QUA), Dauer: 1.1.–5.1., ZHR: 100 4.1. 08:01:00 MEZ partielle Sonnenfi nsternis Quadrantiden-Meteore am 4. Januar 4.1. 10:02:41 MEZ Neumond 4.1. 16:54:00 MEZ Jupiter bei Uranus, Die Quadrantiden sind ein Strom, der mit drant (Quadrans Muralis) benannt wurde Jupiter 31' südlich einer stündlichen Rate von 100 Meteoren im und dessen Radiant sich im heutigen nörd- 8.1. 17:02:09 MEZ Venus in größter west- Maximum zu den aktivsten im Jahresverlauf lichen Teil des Sternbildes Bootes befi ndet, licher Elongation, 47° zählt. Allerdings sind die Beobachtungsbe- freuen können. Ursprungsobjekt ist mit gro- 9.1. 15:48:51 MEZ Merkur in größter west- dingungen in unserer Region nur etwa alle ßer Wahrscheinlichkeit der Asteroid 2003 licher Elongation, 23,3° vier Jahre brauchbar, denn dann fallen der EH vermutlich ein alter, ausgegaster Komet, 1 12.1. 12:31:30 MEZ Mond Erstes Viertel kurze Aktivitätszeitraum bzw. das Maximum dessen Überreste man nun als Sternschnup- des Stromes und ein höherer Stand des Ra- pen am Himmel sehen kann. Das kurze Ma- 14.1. 23:00:00 MEZ Goldener Henkel (Mond- dianten über dem Horizont zusammen. Nur ximum der Quadrantiden wird am 4.1.2011 jura) sichtbar bei dieser Konstellation ist die Aktivität des um ca. 2:00 MEZ erwartet. Der Radiant wird 18.1. 00:24:00 MEZ Mond bei M 35, Mond 1° Stromes gut zu beobachten. Wenn dann zu diesem Zeitpunkt etwa 35° über dem öst- 21' südlich auch noch der Mond den Himmel nicht er- lichen Horizont stehen. Da sich der Mond in 18.1. 03:21:15 MEZ Mond bedeckt η Gem hellt, haben wir es mit sehr seltenen, optima- der Nähe der Sonne befi ndet, stört das Licht 3m,7 len Bedingungen zu tun. So sind es diesmal unseres kosmischen Nachbarn bei der Be- 19.1. 22:21:29 MEZ Vollmond die europäischen Beobachter, die sich auf obachtung nicht. 26.1. 13:57:19 MEZ Mond Letztes Viertel das Maximum des Stromes, der nach dem Zeiten bezogen auf die Mitte des deutschen Sprachraums (Nürnberg) nicht mehr existenten Sternbild Mauerqua-  André Knöfel

Jupiter und Uranus zum Jahres- Nahe Begegnung von Jupiter wechsel 2010/2011 und Uranus am 4.1.2011

4.1. Pisces Uranus 27.12. Der Jahreswechsel zeigt uns am Abend- unter guten Beobachtungsbedingungen himmel eine nahe Begegnung der beiden gerade noch mit bloßem Auge sichtbaren

4.1. äußeren Planeten Jupiter und Uranus. Jupi- Uranus. Zum Jahreswechsel ist Jupiter noch ter mit einer Helligkeit von –2m,3 ist immer 41' von Uranus entfernt. Der Abstand ver- 2.1. Jupiter noch das hellste Objekt am Abendhimmel ringert sich bis zum 4.1.2011 auf 31', um sich 31.12. und kann leicht über dem südwestlichen dann wieder zu vergrößern. 29.12. Horizont aufgefunden werden. Dabei be- N 27.12. wegt er sich am Himmel Richtung Osten  André Knöfel O 20 Psc und überholt dabei südlich den mit 5m,9 fst 14m , 0 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 19 20 Himmel Das Sonnensystem Sonnensystem inter Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Di Mo So Sa Fr Do Mi Dämmerungsdiagramm imDezember/Januar 2011 Dämmerungsdiagramm 31.12. 30.12. 29.12. 28.12. 27.12. 26.12. 25.12. 24.12. 23.12. 22.12. 21.12. 20.12. 19.12. 18.12. 17.12. 16.12. 15.12. 14.12. 13.12. 12.12. 11.12. 10.12. stellarum 73 9.12. 8.12. 7.12. 6.12. 5.12. 4.12. 3.12. 2.12. 1.12. 31.1. 30.1. 29.1. 28.1. 27.1. 26.1. 25.1. 24.1. 23.1. 22.1. 21.1. 20.1. 19.1. 18.1. 17.1. 16.1. 15.1. 14.1. 13.1. 12.1. 11.1. 10.1. 9.1. 8.1. 7.1. 6.1. 5.1. 4.1. 3.1. 2.1. 1.1. 2. 2. 2. 1. 1 1 . . . . . • Dezember/Januar 2011 •Dezember/Januar Mond Erstes Viertel, 14:58:47MEZ Mond Letztes Viertel, 13:57:19MEZ gramm Mond Erstes Viertel, 12:31:30MEZ

1717h7h7h ME MEZEZ Merkur ingrößter westlicher Elongation, 23,3° 17117h7hh MME MEZZ Mars Untergang Merkur Untergang Merkur ingrößter östlicherElongation Jupiter beiUranus, Jupiter 31'südlich Venus ingrößter westlicher Elongation, 47°

19h9 MEZ M in 19h1 h MEZM Z Mond beiM35,1°21'südlich

größter Mond bedecktμGem3,2 Neumond Erde imPerihel

westlicher

im

21h M MEZEZ Perihel 21h2 h MEZM Z

Elongation

Merkur inUnterer Konjunktion Neptun unu UntUntergangn m Quadrantiden (QUA)Quadrantiden Quadrant , 223h3h3 M MEZEZ 4 23h2 h MEZM Z Vollmond

Goldener Henkel (Mondjura) sichtbar Jupiter Untergang im Dezember/Januarim 2011

11hh MEM MEZZ 1h1 ME MEZEZE Uranus Untergang Mond Letztes Viertel Winteranfang

33hh MEZM Z 3h3 ME MEZEZE Saturn Aufgang Partielle Sonnenfinsternis Partielle TotaleTotal Mondfinsternis Venus Aufgang ondfinsternis Mond bedecktηGem3,7 55hh MEM MEZZ onnenfinsternis 5h5 MEZ E Vollmond, 09:13:32MEZ Neumond, 10:02:41MEZ

Merkur Aufgang 7h7 M MEZEZ 7h7h M MEZEEZ m

Neptun Aufgang Mars Aufgang 31.12. 30.12. 29.12. 28.12. 27.12. 26.12. 25.12. 24.12. 23.12. 22.12. 21.12. 20.12. 19.12. 18.12. 17.12. 16.12. 15.12. 14.12. 13.12. 12.12. 11.12. 10.12. 9.12. 8.12. 7.12. 6.12. 5.12. 4.12. 3.12. 2.12. 31.1. 30.1. 29.1. 28.1. 27.1. 26.1. 25.1. 24.1. 23.1. 22.1. 21.1. 20.1. 19.1. 18.1. 17.1. 16.1. 15.1. 14.1. 13.1. 12.1. 11.1. 10.1. 1.2. 9.1. 8.1. 7.1. 6.1. 5.1. 4.1. 3.1. 2.1. 1.1.

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Der Lauf der Planeten im Dezember 2010 Krebs Zwillinge Widder +25° Löwe +20° 21. 19. Fische +15° 23. Stier +10° Schlangenträger 17. +5° Jungfrau 25. 0° Saturn 15. –5° Uranus Venus 27. 13. –10° 1. Jupiter –15° Sonne 29. Neptun 11. Sonne Merkur –20° 3. Wassermann –25° 31. 9. 5. Waage Steinbock Mars 7. Scorpion Schütze morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar Der Lauf der Planeten im Januar 2011 Krebs Zwillinge Widder +25° Löwe +20° 19. 17. Fische +15° Stier 15. +10° 21. 13. +5° Jungfrau 0° 11. Schlangenträger 23. Jupiter –5° Saturn Uranus –10° Sonne 9. Neptun Sonne Venus 25. 7. –15° Mars Merkur –20° 27. Wassermann –25° 5. 31. 3. 1. Mars 29. Waage Schütze Scorpion Steinbock morgens sichtbar ganze Nacht sichtbar abends sichtbar

Die Planeten auf ihren Bahnen im Dezember/Januar 2011

M E G

C

N

U C

A

T

L

E

O

I

R A

Jupiter

V

C

I

R S

P Merkur Saturn Venus

Das innere Sonnensystem Das äußere Sonnensystem

L R I Uranus Erde B Q A

Mars SC Neptun P O CA SGR Zeitraum 1.12.–31.1. Die Planeten im Fernrohr im Dezember/Januar 2011 Merkur Jupiter

1.12. –0m , 4 64,8% 6,5" 20.12. 5m , 0 0,3% 9,9" 10.1. –0m , 2 64,5% 6,6" 31.1. –0m , 3 89,6% 5,1"

Io Kallisto Ganymed Europa Venus Saturn Titan 1.12. –4m , 7 23,6% 42,4"

31.1. –4m , 3 60,7% 19,8" 1.1. 0m , 8 99,7% 17,2" 1.1. –2m , 3 99,1% 38,4"

Mars Uranus Neptun

m N 1.12. 1m , 3 99,1% 4,0" 31.1. 1 , 1 100,0% 3,9" 1.1. 5m , 9 99,9% 3,5" 1.1. 8m , 0 100,0% 2,2" O W 0" 10" S Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 • Dezember/Januar 2011 21 Sonne aktuell Es geht aufwärts

Abb. 1: Sonnenfl eck NOAA 1084 bei Abb. 2: Sonne in gutem Seeing am 2.7.2010 um 13:04 MESZ, Hα am 31.7.2010 CCD-Aufnahme, 12,5"-Newton bei 8600mm, um 18:43 MESZ mit TIS DMK21AF04, Baader-Astro-Solar-Folie, aktiven Regionen UV-IR-Cut-Filter. Ralf Gerstheimer NOAA AR 11092 und 11089. CCD- Aufnahme (Kompo- Himmel sit), 4"-Refraktor bei 700mm und Hα PST, DMK 31AU03.AS, D- ERF Energieschutz- fi lter, BF15-Filter. Jörg Kopplin

ie Sonnenaktivität hat sich in den letzten Im August kamen die Fleckengruppen, acht Die in der letzten Ausgabe von interstella- DWochen eher zögerlich entwickelt, im an der Zahl, über die Klasse C nicht hinaus, ne- rum veröff entlichte Prognose für das nächs- September aber einen großen Aufschwung ben ein paar H- und J-Gruppen waren es vor te Sonnenfl eckenmaximum hat sich bis An- genommen. Auff älligstes Merkmal: Nach dem allem wieder A- und B-Flecken, die die Szene- fang September nicht verändert, was auf Aktivitätseinbruch im April stieg die Aktivität rie belebten. In kleineren Fernrohren war es eine gewisse Stabilität in der Abschätzung zwar moderat an, eine größere Anzahl höher manchmal sehr schwierig, diese sich nahe an der Sonnenaktivität der nächsten Jahre hin- entwickelter Fleckengruppen der Waldmei- der Aufl ösungsgrenze befi ndenden Gruppen deutet. Das hiernach im Frühsommer 2013 erklassen C, D und E blieb aber zunächst aus überhaupt auszumachen. In den ersten Tagen zu erwartende Maximum dürfte aber zu den und die höheren Relativzahlen kamen haupt- des Monats konnten dann für mehrere Tage neun schwächsten jemals gemessenen gehö- sächlich durch eine Vielzahl an kleinen A- und vier Fleckengruppen gleichzeitig beobachtet ren und das niedrigste seit 1928 sein, was so B-Gruppen zustande. werden, was schon ein kleines Novum im gar nicht zu den Weltuntergangsszenarien für Im Juli konnten insgesamt neun Flecken- bisherigen Zyklusverlauf darstellt. Vom 21. bis 2012 passt. Gleichwohl ist in dieser Zeit selbst- gruppen auf der Sonne verfolgt werden, von 23. war die Sonne dann wieder fl eckenfrei, redend mit Flares auch der höchsten Klasse denen lediglich zwei einen höheren Entwick- danach zog einsam eine H-Gruppe über die X zu rechnen. Deren Zahl dürfte aber eher lungsstand erreichten. Eine dieser beiden Sonne, die in den letzten Tagen des Monats gering sein und zu den schon aus der Vergan- Gruppen war am 21. erschienen und schaff te von einer kleinen C-Gruppe begleitet wurde, genheit bekannten Eff ekten wie Störungen im immerhin aufgrund ihrer Ausdehnung und die sich aber nur langsam entwickelte. Kurzwellenfunk, in den weltweiten Handynet- Komplexität die Waldmeierklasse E. Sie wur- Seit Anfang September können auch wie- zen und Ausfällen von Satelliten (der Absturz de um den 24. Juli von einigen Beobachtern der vermehrt Fleckengruppen der mittleren der Raumstation SKLYLAB im Jahre 1979 war mit Hilfe etwa von Sonnenfi nsternisbrillen Klassen und sogar erste echte E- und mögli- eine Folge der damals erhöhten Sonnenakti- oder Schweißergläsern, bei Sonnenauf- oder cherweise auch F-Gruppen beobachtet wer- vität, die die Ionosphäre ausdehnen ließ, an -untergang auch mit bloßem Auge gesehen. den. Dahinter steht jedoch ein Fragezeichen, deren Teilchen sich dann die Station rieb, ab- Damit wurde sie bis dahin zur größten Fle- weil die Klassifi kation der verschiedenen Insti- gebremst wurde und deshalb an Umlaufhöhe ckengruppen des laufenden Zyklus. tute hier sehr unterschiedlich ausfällt. verlor) führen. Grund zur Panik besteht aber nicht. Der größte Sonnensturm der letzten zehn Jahre im November 2003 hat auch nicht Relativzahlen und Flecken mit bloßem Auge zur Vernichtung der Erde geführt, sondern, ne- Re A ben einigen technischen Problemen, zu bis in 250 2,0 südliche Breiten sichtbare Polarlichter. Diese

Datenquellen: alle Angaben als Monatsmittel werden auch bei einem schwachen Maximum Relativzahlen - sidc.oma.be bei uns zu sehen sein, wenngleich auch nicht 200 A-Netz - www.vds-sonne.de 1,6 Hα Relativzahlen - www.interstellarum.de mit der Intensität vergangener Jahrzehnte. Aktivität gesamt Aktivität Nordhemisphäre Aktivität Südhemisphäre 150 A-Netz (bloßes Auge) Aktivität H-α 1,2  Manfred Holl

100 0,8 Surftipps

Sonnenbeobachtung für Amateure von 50 0,4 Wolfgang Strickling: www.strickling.net/sonneanf.htm Sonnenbeobachtung von Andreas 0 0 Murner: 864212108642121086421210 www.sonnenbeobachtung.de 20072008 2009 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

22 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Abb. 1: Jupiter in voller Pracht am 19. (a) und 20.9.2010 (b). Christopher Go, Da- mian Peach

a b Planeten aktuell Wann kommt das SEB-Revival?

upiter dominiert den Abendhimmel, und des derzeit orange eingefärbten, aber ei- bar. Dagegen zeigen sich eine Reihe von Jdie Planetenbeobachter blicken voller gentlich aufgrund seiner Morphologie wei- weißen Ovalen am Nordrand (»Potholes«), Spannung auf den Riesenplaneten: Wann ßen Ovals BA am Großen Roten Fleck Ende die sonst schwer beobachtbar in der hellen beginnt das SEB-Revival? Bis zum Redakti- August wurde vielfach dokumentiert. Das Nordtropischen Zone liegen und dort kaum onsschluss dieses Heftes war kein Anzeichen STB, in dem das Oval liegt, setzte das im zu beobachten sind. eines Ausbruchs zu erkennen, doch kann letzten Heft berichtete Wiedererscheinen Wenn Sie ein Teleskop besitzen: Beobach- es täglich dazu kommen. Da das Verblas- fort und ist inzwischen wieder fast ganz her- ten Sie Jupiter – es lohnt sich! sen des Bandes genau ein Jahr zurückliegt, gestellt. Der GRF liegt derzeit bei 155° Länge besteht nach den Erfahrungen mit vergan- im System II.  Ronald Stoyan genen Ereignissen im Dezember und Ja- Besonders breit ist das verbliebene nörd- nuar eine erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass liche der beiden Äquatorbänder: Es durch- Surftipps es zum Ausbruch des Revivals kommt (vgl. läuft gerade eine besonders weit nach ausführlichen Beitrag S. 40). Im interstella- Norden ausgedehnte Phase seines rhyth- Aktuelle Planetenaufnahmen: www.planetenaktuell.de rum-Newsletter unterrichten wir Sie, sobald mischen Ausdehnens und Zurückziehens. Aktuelle GRF-Position: etwas passiert. Dadurch sind die dunkelbraunen Barren, die jupos.privat.t-online.de/rGrs.htm Auch abseits vom SEB zeigt der Riesenpla- sonst an seinem Nordrand liegen, derzeit in net derzeit viel Aktivität. Der Vorübergang das Band eingebettet und schwer beobacht-

abAbb. 2: Gesamtkarte der Jupiteratmo- sphäre vom 17. bis 22.8.2010. 10"-Newton, 240×. Christian Harder

Abb. 3: GRF und WOS-BA vor (a) und nach (b) der Passage. a) 17.8.2010, 10"-Newton, 240×. Christian Harder b) 31.8.2010, 4,7"-Refraktor, 170×. Ronald

Stoyan Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

23 Abb. 1: 103P/Hartley am 8.9.2010 um 23:21 Abb. 2: 103P/Hartley am 20.9.2010 um 3:57 MESZ, MESZ. Digitalfoto, 3,5"-Refraktor bei 500mm, Ca- CCD-Aufnahme, 10"-Newton bei 950mm, Sigma non 450D, ISO 1600, 15×5min. Norbert Mrozek 6303, 1×210s (R), 1×270s (G), 1×270s (B). Michael Jäger

Kometen aktuell gewandert ist. Sein Lauf durch die Winter- der Komet im Sternbild Großer Hund zu milchstraße Richtung Süden verlangsamt fi nden und zieht jetzt in nördlicher Rich- Abschied von sich nun zusehends. Mehr als einen Monat tung unweit am Hauptstern vorüber. nach der Erdnähe ist er inzwischen wieder Die Helligkeit dürfte nun schon auf 10m,0 103P/Hartley 0,3AE von uns entfernt. Der Schweifstern oder schwächer zurück gegangen sein steht nicht mehr so hoch am Himmel, als und diese Wiederkehr, die unter optima- achdem 103P/Hartley den ganzen Anhaltspunkt kann Sirius dienen, der nur len Voraussetzungen stattfand, neigt sich NHerbst über den Kometen-Himmel einige Grade westlich steht. 103P wan- dem Ende zu. dominiert hat, heißt es nun wieder lang- dert durch das Sternbild Achterdeck und Noch eine kurze Vorschau auf die Kome- sam Abschied nehmen. Unter wesentlich erreicht am 18.12. seine südlichste De- ten des Jahres 2011: Eine der zahlreichen ungünstigeren Bedingungen wird er dann klination. Die Helligkeitsentwicklung lag Entdeckungen des Siding Spring Obser- im Jahre 2017 wiederkehren. Er bleibt aber nach den Beobachtungen im Spätsommer vatoriums in Australien verspricht ganz voraussichtlich der einzige Komet, der in etwas hinter den Erwartungen zurück, ak- besonders interessant zu werden. C/2009 den kommenden beiden Monaten eine tuell könnte er daher nur noch etwa 9m,0 P1 (Garradd) könnte von Juni 2011 bis Mai größere Helligkeit als 12m,0 erreicht und da- hell sein. Da der Komet eine große, aber 2012 heller als 10m,0 werden und dabei von mit auch für Besitzer kleinerer und mittlerer lichtschwache, äußere Koma besitzt, ist Februar bis April 2012 zirkumpolar bleiben. Teleskope erreichbar ist. das Beobachten unter dunklem Himmel Sein Perihel erreicht dieser außergewöhn- Anfang Dezember ist der Komet immer ohne störendes Mondlicht besonders zu liche Komet am 24. Dezember 2011 und die noch die ganze Nacht über gut zu beo- empfehlen. Dazu eignet sich auf Grund maximale Helligkeit wird im Februar 2012 bachten. Er steht nahe der Sternhaufen des Mondlaufes vorwiegend die erste Mo- zwischen 5m,0 und 7m,0 betragen. Gespannt M 46 und M 47, zwischen denen er in der natshälfte, sowohl im Dezember als auch wird auch die Wiederkehr von P/2006 T1 Nacht vom 27. auf 28. November hindurch im Januar. Anfang des neuen Jahres ist (Levy) im kommenden Herbst und Winter erwartet, wobei eine Helligkeitsprognose 103P/Hartley am Abendhimmel schwierig ist, da der Entdeckung im Jahre NGC 2374 2006 ein Helligkeitsausbruch vorangegan- gen sein dürfte. Canis Maior

23.11.  Burkhard Leitner NGC 2401 NGC 2360 Surftipps NGC 2423 2.1. Monats- und Jahresübersichten, M47 Aufsuchkarten, Bilder: 27.11. NGC 2414 29.12. www.kometarium.com NGC 2438 Aktuelle Kometenfotos: www.kometenaktuell.de M46 25.12. Fotos, Links und Infos zu 103P/ 1.12. Hartley: Puppis www.kometen.info/103p.htm 21.12. interstellarum-Newsletter: 5.12. N 17.12. www.oculum.de/interstellarum/ newsletter.asp 9.12. 13.12. O fst10,0m

Kometen im Dezember 2010/Januar 2011 Name Entdeckung Perihel Erdnähe Beobachtungsfenster erwartete Helligkeit 103P/Hartley 15.3.1986 28.10.2010 (1,06AE) 21.10.2010 (0,12AE) August 2010 bis Februar 2011 8m bis 11m Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

24 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. FRED

Der Sternhimmel im Dezember/Januar 2011 1. Dezember: 22:00 MESZ NORDEN

1. Januar: 20:00 MESZ

Canes Venatici Canes

für 50° nörd. Br., 10° öst. L. 51 M M 13 M

Himmel

M 101 M

Hercules

M 92 M

Ursa Maior Ursa

Draco

Wega

Lyra

Ursa Minor Ursa M 82 M

M 81

M 56 M

Vulpecula

Polaris

Cygnus

Cr 399 Cr

Deneb M 71 M Cepheus

M 27 M gitta M 67 M

Kastor Pollux Sa M 44 M 39 Sommerdreieck 7000

Cancer Ekliptik CassiopeiaM 52 7510 7243

Camelopardalis1502 M 103 7209 Atair Auriga Gemini Lace 457 rta OSTEN Mel 20 884/869

M 37 M 36 M Kapella Delphinus

M 38 M 31 M 34

Prokyon

1499 WESTEN Algol M 35 M 15 M 32 Andromeda Mirach Perseus Triangulum M 33

2264 Taurus1674 Pegasus M 45 bstviereck M 2 Plejaden Her Mel 25 Aries 2310 Orion Aldebaran M 50 Pisces

Aquarius Neptun Sirius 1981 Uranus M 42/43 Wintersechseck Rigel Jupiter Mira

Lepus Cetus

Eridanus

253 –1m m 0 x m Gx 1 o 2m OC 3m g GC 4m n GN 5m SÜDEN p PN

Beobachtungsempfehlungen für Dezember/Januar Name Empfehlung für Typ R. A. Dekl. Helligkeit Größe Entfernung DSRA/Uran. θ1/2 Tauri bloßes Auge DS 4h 28,6min/4h 28,7min +15° 57,7' /+15° 52,3' 3m,84/3m,35– 5,6' 155Lj 9/178 3m,42 Cr 463 Fernglas OC 1h 48,4min +71° 57' 5m,7 36' 2000Lj –/17 NGC 1977 Teleskop GN 5h 35,4min –4° 48' 5'×23' 1270Lj 17/225 Barnards Loop bloßes Auge GN 5h 31min –4° 54' 1200' 1400–1600Lj 17/226 IC 349, (Barnards Teleskop GN 3h 46,3min +23° 56,4' 13m 26"×26" 440Lj –/132 Merope Nebel) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

26 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Sternhimmel

Unbekanntes am Winterhimmel

Astronomie mit bloßem Auge θ Tauri Plejaden Taurus ie Beobachtung von Doppelsternen gilt Dgemeinhin als Domäne hochwertiger Refraktoren, für gering vergrößernde Fern- Hyaden gläser oder gar das freie Auge fi nden sich nur wenige Listen mit möglichen Objekten in Li- θ teratur und Internet. Hinzu kommt, dass man mit einer zusätzlichen Optik Augenfehler oft gut korrigieren kann, während ohne diese Orion Hilfsmittel z.B. die oft unentdeckte Nacht- myopie (vgl. interstellarum 57, S. 53f.) jede Freude am Entdecken verderben kann. Auch deshalb sind Doppelsternempfehlungen für das bloße Auge immer mit einer gewissen IENERROITHER

Vorsicht zu genießen. So konnten nach Bit- W ETER te des Autors während einer gemeinsamen P Beobachtungsnacht mehrere Beobachter θ Die Hyaden liegen zwischen Plejaden und Orion im zentralen Teil des Sternbilds Stier. Tauri nicht zweifelsfrei trennen, während Das Paar θ Tauri steht im südlichen Bereich des Haufens. das u.a. einem Neuling ohne Probleme gelang. Dabei gilt die scheinbare Entfer- θ Tauri ist der hellste Stern der etwa 155Lj system zu tun hat! Wer allerdings hoff t, dass nung der beiden Komponenten von 337" von uns entfernten Hyaden und befi ndet sich Veränderungen zwischen den Komponenten als durchaus »bequem«, verglichen mit den knapp 2° südöstlich des hellen »Vordergrund- oder gar ein gesamter Umlauf verfolgbar wä- 209" Entfernung der beiden – von einigen sterns« Aldebaran, dessen Licht nur etwa 65 ren, der muss enttäuscht werden: Zwischen Amateurastronomen freiäugig aufgelösten – Jahre zur Erde braucht. θ¹, die nördlichere 1800 und 2002 änderten sich der Positions- Hauptkomponenten von ε Lyrae oder der oft der beiden sichtbaren Komponenten, gehört winkel der Komponenten des Doppelsterns zitierten Grenze von 180" für die Aufl ösbar- zum Spektraltyp K0, ist 3m,84 hell und trägt lediglich von 346° auf 348° sowie die Distanz keit mit dem bloßen Auge. Wohlgemerkt gilt auch den Namen Phaeo. Die mit 3m,35 bis 3m,42 zueinander von 340" auf 336,7", so dass es auch hier, dass es sich um etwa gleich helle variable und damit etwas hellere südliche noch einige Jahrtausende dauern wird, bis Komponenten handeln sollte und auch das Komponente θ² oder Phaesula gehört zum auch freiäuig Veränderungen bemerkt wer- Seeing stimmen muss, wenngleich es nicht Spektraltyp A7. Beide Sterne besitzen min- den könnten. ganz so sehr ins Gewicht fällt wie bei hohen destens einen sehr engen Begleiter, so dass Vergrößerungen. man es zumindest mit einem Vierfachstern-  Kay Hempel

Astronomie mit dem Fernglas Collinder 463 40 50 as Sternbild Kassiopeia ist dicht besetzt mit einer Vielzahl Off ener Stern- Dhaufen u.a. aus dem Messier-, NGC-, und Stock-Katalog. Im Schatten der zu Recht viel besuchten Himmelsregion fi ndet sich ein weiterer Off ener Stern- haufen, der nicht weniger Beachtung verdient: Collinder 463 (Cr 463) aus dem Katalog des schwedischen Astronomen Per Arne Collinder. Etwas abseits vom »Himmels-W« gelegen, wird Cr 463 von vielen Beobachtern übersehen, zumal 48 42 der Off ene Sternhaufen in den meisten Beobachtungsführern gar nicht erst verzeichnet ist. Dabei ist Cr 463 mit einer Helligkeit von 5m,7 im Prinzip recht PIX S AMBERT Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Cr 463 im bildstabilisierten 15×50-Fernglas, Sehfeld etwa 4,5°. L

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 27 Sternhimmel

auff ällig und kann an einem dunklen Stand- suellen Helligkeiten zwischen 4m,0 und 5m,3 der Einsatz eines Stativs sinnvoll, da Sterne, ort mit dem bloßen Auge erkannt werden. ebenfalls mit dem bloßen Auge erkennbar die nur indirekt gesehen werden können Die Sternansammlung befi ndet sich in einer und passen dabei idealerweise allesamt in oder sogar aufgrund des unruhigen Bildes Entfernung von ca. 2000 Lichtjahren am das Sehfeld eines typischen 10×50-Fern- bei der freihändigen Beobachtung unsicht- Rand des Orion-Arms unserer Milchstraße. glases. Auf einem Feld von ca. 40' werden bar bleiben, nun sicher gehalten werden Ihr Alter wird auf 150 bis 300 Millionen Jah- unter einem dunklen Vororthimmel etwa können. Darüber hinaus lädt das attraktive re geschätzt. zwei Dutzend Sterne erkennbar, einige an Umfeld des Sternhaufens und der Sternhau- Das Auffi nden gestaltet sich einfach, da der Wahrnehmungsgrenze. Auff allend ist fen selber geradezu zum Zeichnen ein. Wa- Cr 463 inmitten eines parallelogrammför- die Halbkreisform des Sternhaufens: Die gen Sie einen Versuch – interstellarum freut migen Sternmusters liegt, das sich aus den einzelnen Sterne erscheinen in einem brei- sich auf Ihre Ergebnisse. Sternen 40, 42, 48 und 50 Cas formiert. Auf ten Bogen angeordnet, dessen Form bei in- gut einem Drittel der Strecke ε Cas und Po- direktem Sehen deutlicher hervortritt. Zum  Lambert Spix laris gelegen sind diese vier Sterne mit vi- genaueren Studium des Sternhaufens ist

Objekt der Saison NGC 1977

Gebiet um den Refl exions- und Emissi- onsnebel NGC 1977. Die drei Sterne nahe dem Zentrum sind 45 Ori, HD 37058 und 42 Ori, die helleren Gebiete um die Sterne rechts oberhalb davon sind NGC 1975 und NGC 1973 (von links nach rechts).

als auch Refl exionsanteile, wobei letztere hauptsächlich von der inneren Wand der Höhlung stammen und im visuellen Be- reich deutlich dominieren. Von den weit über tausend jungen stel- laren Objekten, die bislang in diesem Him-

HROMIK melsareal entdeckt werden konnten, sind C

ADEK etwas mehr als 170 direkt mit NGC 1977 R assoziiert. Sie bilden gemeinsam mit den as Schwert des Orion kennzeichnet eine Neben dem Orionnebel M 42 – dem pro- erwähnten B-Sternen einen lockeren, vi- Dder dynamischsten und abwechslungs- minentesten Glanzlicht der Region – bietet suell allerdings unauff älligen Sternhaufen reichsten Regionen in der näheren galak- uns diese Möglichkeit vor allem der am in knapp 1270Lj Entfernung. Dem gerin- tischen Umgebung unseres Sonnensystems. nördlichen Ende des Filaments gelegene gen Alter der hier beheimateten Sterne Ausgelöst durch den Strahlungsdruck der hei- NGC 1977. Seine Existenz verdankt der im entsprechend fi nden sich dabei auch eine ßen, jungen Sterne der Orion OB Assoziation Jahr 1786 von Wilhelm Herschel entdeckte Vielzahl von Gasfl üssen und Herbig-Haro (und wohl auch der einen oder anderen Su- Nebel hauptsächlich dem B1 V Stern 42 Objekten. Die prominentesten dieser Ob- pernova), entsteht in den hier beheimateten Ori, dessen intensive UV-Strahlung die jekte sind dabei der bipolare Nebel HH Staubwolken eine Vielzahl junger Sterne, umgebende interstellare Wolke langsam 294 knapp 15' südlich von 42 Ori, sowie die nun ihrerseits ihre nähere Umgebung erodiert [1]. Tatsächlich zeigen Aufnah- der Gasbogen HH 45 unmittelbar südlich nachhaltig zu formen beginnen. Besonders men des Spitzer-Teleskops im langwel- von HD 37058. Unklar ist allerdings, ob die viele dieser jungen Sonnen lassen sich dabei ligen Spektralbereich, dass 42 Ori gemein- Häufung an Sternen in NGC 1977 ein kine- entlang eines integralförmigen, knapp 40Lj sam mit einigen weiteren Sternen vom matisch eigenständiges Objekt bezeichnet langen Filaments aus interstellarer Materie Spektraltyp B bereits eine Höhlung in den oder lediglich eine Substruktur des sehr nachweisen, das zum ausgedehnten Dun- Gas- und Staubmassen von NGC 1977 ge- dichten und massereichen Trapezhaufens kelnebelkomplex der Orion A-Molekülwolke schaff en hat, die mit niedrig angeregtem im Orionnebel darstellt, dessen Zentrum gehört. Der Großteil der Objekte ist dabei Plasma gefüllt ist und im Optischen gut sich nur etwa 10Lj vom Refl exionsnebel noch in ihren Kokon aus Gas und Staub ein- anhand der Verteilung der Hα-Emission entfernt befi ndet [1]. gebettet und deshalb lediglich im Infrarotbe- nachvollzogen werden kann [2]. Allerdings NGC 1977 gehört neben M 78 zu den reich nachweisbar; an einigen Stellen haben ist keiner der eingebetteten Sterne heiß einfachsten visuell erreichbaren Refl exi- sich die Nebelschleier jedoch bereits weit genug, um – so wie im Orionnebel – die onsnebeln, fristet aber aufgrund seiner genug gelichtet, um uns einen direkten Ein- Nebelmaterie vollständig zu ionisieren; prominenten Nachbarschaft oft zu Unrecht blick in die Dynamik der Sternentstehung zu dementsprechend enthält das von NGC ein Schattendasein. Tatsächlich ist der Ne-

ermöglichen. 1977 ausgesandte Licht sowohl Emissions- bel kein schwieriges Beobachtungsziel für Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

28 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Sternhimmel

kleine und mittlere Öff nungen und unter NGC 1977 und Sharpless 276 guten Bedingungen bereits mit einem hmin hmin hmin hmin handelsüblichen Fernglas erreichbar. Spe- 550 530 510 450 ziell reizvoll sind dabei insbesondere auch Orion NGC 1981 Weitfeldbeobachtungen, die den Nebel- hauch südlich und nördlich von M 42 so- wie dem lockeren Sternhaufen NGC 1981 0° NGC 1975 NGC 1973 0° fl ankiert zeigen. Das Aufsuchen gestaltet sich aufgrund der Nähe zu M 42 sowie der NGC 1977 m beiden enthaltenen 5 -Sterne 42 Ori und Sharpless 276 M43 45 Ori ausgesprochen einfach, allerdings hängt eine erfolgreiche Sichtung stark von der vorherrschenden Himmelsgüte ab. Un- ter einem guten Landhimmel lassen sich –5° –5° erste Anzeichen der Nebelschwaden be- reits mit einem 10×50-Fernglas erkennen. Mehr Details gibt der Nebel bei Beobach- fst11,0m tungen mit kleinen und mittleren Telesko- pen preis: Mit 4" ist NGC 1977 bei mittleren Eridanus Vergrößerungen gut als länglicher Nebel- streif auszumachen, der das aus 42 Ori, HD 37058 und dem Vordergrundstern 45 Ori – 10° 550hmin 530hmin 510hmin fst8,5m bestehende Dreieck komplett einhüllt und sich fast bis zu einem unmittelbar westlich Gx Qs GC OC As PN GN Vr 12345678 gelegenen 6m-Stern erstreckt. Südwest- lich von 42 Ori macht sich bei genauerer gen. Mit 10" und mehr Öff nung gehört der anglo-amerikanischen Jargon den Namen Betrachtung eine kleine, im Vordergrund Nebel unter guten äußeren Bedingungen »Running Man « eingebracht hat. gelegene Dunkelwolke als dreieckförmige zu den attraktivsten Zielen des Winterhim-  Matthias Kronberger Einkerbung des Nebelstreifs bemerkbar. mels und off enbart dabei eine Vielzahl von Nordwestlich von 42 Ori lassen sich um die Helligkeitsnuancen auf einem Feld von [1] Peterson, D. E., Megeath, S. T.: The Orion Molecular Sterne HD 36958 und HD 294262 zwei wei- beinahe 20'. Geübte Beobachter mögen Cloud 2/3 and NGC 1977 region, in Handbook of Star tere schwache Kondensationen erkennen, sich zudem an den nördlich von 42 Ori ge- Forming Regions Vol. I, Astron. Soc. Pac. (2008) die erstmals von Heinrich Louis d'Arrest legenen Dunkelgebieten versuchen, deren [2] Kutner, M. L., Evans, N. J., Tucker, K. D.: A dense mo- beschrieben wurden und die Katalogbe- charakteristische Form entfernt an einen lecular cloud in the OMC-1/OMC-2 region, Astrophys. zeichnungen NGC 1973 und NGC 1975 tra- Hürdenläufer erinnert und dem Nebel im J. 209, 452 (1976)

Objekt der Saison Sharpless 276

ei der Deep-Sky-Beobachtung besteht Die Entdeckungsgeschichte von Sharp- lässt. Die heutige Namensgebung erklärt Bgenerell eine massive Diskrepanz zwi- less 276 führt zurück in das Jahr 1786. Bei sich aus der unabhängigen Wiederentde- schen der scheinbaren und tatsächlichen der Durchmusterung der Sternfelder im ckung des Nebels durch E. E. Barnard im Ausdehnung eines Objekts. Selbst gigan- Orion fi el W. Herschel am 1. Februar 1786 Jahre 1884. Barnard hatte einen »bemer- tische Galaxien erscheinen uns aufgrund ein ausgedehnter und extrem schwacher kenswerten« Nebelbogen auf seinen Auf- der enormen Entfernung nur als kleine Nebel auf. Ganz sicher war sich Herschel nahmen der Orion-Region entdeckt. Noch Nebelfl ecke mit wenigen Bogenminuten seiner Sache nicht und so setzte er die Un- während der Arbeit an seiner Publikati- Ausdehnung, die zu ihrer Beobachtung ein tersuchung der Region noch in drei weite- on bemerkte Barnard Pickerings Beobach- lichtstarkes Teleskop und entsprechende ren Februar-Nächten fort [1]. Doch immer tungen und referenzierte sie in seiner Ver- Vergrößerungen erfordern. Es existiert je- wieder schien sich seine Vermutung zu be- öff entlichung [3]. doch auch eine kleine Auswahl von Be- stätigen. Das Dunkel des Nachthimmels er- Aus astrophysikalischer Sicht handelt es obachtungszielen, deren Kombination aus scheint in dieser Region immer wieder von sich bei Barnards Loop um den ionisierten Entfernung und Ausdehnung uns die Di- »milchigem Nebel« durchsetzt. Anteil einer großen interstellaren Molekül- mensionen des Universums eindrücklich Der Erste, der das gesamte Ausmaß des wolke. Der gesamte Komplex befi ndet sich vor Augen führt. Dazu gehört auch der Nebels erkannte, war wohl W. H. Pickering, in etwa 1400–1600 Lichtjahren Entfernung Nebel Sharpless 276 – besser bekannt der den Nebel 1889 fotografi sch entdeckte. und schließt auch andere Objekte wie M 42, als Barnards Loop – der große Teile des In [2] ist eine Aufnahme Pickerings vom M 78 oder NGC 2024 mit ein. Barnards Loop Sternbildes Orion bedeckt und in seiner 14. Januar 1890 abgebildet, die trotz aus- erstreckt sich als unvollständiger, ellip- Gesamtheit nur mit dem bloßen Auge er- geprägter Bildfeldrotation den östlichen tischer Ring in einem Abstand von durch-

fassbar ist. und südlichen Bogen des Nebels erkennen schnittlich 13° um das Zentrum der Orion Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 29 Barnards Loop zieht sich als großer Bo- gen in Form eines C über den gesamten südöstlichen Teil des Sternbilds Orion.

sich der Nebel schwächer werdend über κ Orionis bis hin zu β Orionis (Rigel). Bei der Beobachtung mit einem Fernglas oder Te- Himmel leskop kann man generell nur einen Teil des Nebels überblicken. In einem 8"-Teleskop erscheint Barnards Loop bei 50× und dem Einsatz eines Schmalbandfi lters als geister- haftes Nebelband. Für eine Steigerung der Wahrnehmung empfi ehlt sich das »fi eld- sweeping«, mit dem man den Nebel über mehrere Gesichtsfelder verfolgen kann. Im Gegensatz zur visuellen Beobachtung ist Barnards Loop für Astrofotografen ein relativ einfaches Objekt, das sich bereits auf einer Strichspuraufnahme mit wenigen Minuten Belichtung abbilden lässt.

 Matthias Juchert IEBSCHER L

ERND [1] Herschel, W.: Catalogue of a Second Thousand of B New Nebulae and Clusters of , Phil. Trans. 79, OB1-Assoziation – einer Ansammlung jun- Der gewaltige Nebelbogen von Barnards 212 (1789) ger, leuchtkräftiger Sterne in den zentralen Loop kann bereits mit bloßem Auge beo- [2] Clarke, A. M.: Problems in Astrophysics, A. & C. Bereichen des Sternbildes Orion [4]. Die Ent- bachtet werden. Dies setzt jedoch neben der Black, London (1903) stehungsgeschichte des Nebels ist bis heu- Anwendung der richtigen Beobachtungs- [3] Barnard, E. E.: The great photographic nebula of te Gegenstand von Untersuchungen. Einige techniken vor allem sehr gute Beobach- Orion, encircling the belt and theta nebula, Popular Autoren halten es für wahrscheinlich, dass tungsbedingungen voraus. In den allermeis- Astronomy 2, 151 (1894) das Auftreten mehrerer Supernovae in den ten Fällen gelingt eine Beobachtung nur [4] Cowie, L. L., Songaila, A., York, D. G.: Orion's Cloak letzten vier Millionen Jahren die Bewegung mit einem Filter vor dem bloßen Auge. Für – A rapidly expanding shell of gas centered on the der Gasmassen ausgelöst hat. Laut Brown ein klassisches Hβ-Objekt empfehlen sich Orion OB1 association, Astrophys. J. 230, 469 (1979) et. al [5] hat aber insbesondere der Strah- dementsprechend Schmalbandfi lter oder [5] Brown, A. G. A. et al.: The Orion OB1 association. I: lungsdruck der eingebetteten Sternentste- Hβ-Filter [6]. Der hellste Bereich des Bogens Stellar content, Astron. Astrophys. 289, 101 (1994) hungsgebiete das interstellare Medium in befi ndet sich einige Grad nordöstlich der [6] Juchert, M.: Astronomie mit dem bloßen Auge: Bar- diesem Bereich geformt. Gürtelsterne des Orion. Von hier aus zieht nards Loop, interstellarum 49, 18 (2007)

Deep-Sky-Herausforderung IC 349 – Barnards Merope-Nebel

ie bereits mit Ferngläsern zu beobach- zu 1500× fand er 36" südlich von Merope Stern zu bewegt und dessen Strahlungsdruck Dtenden großen Plejadennebel sind be- einen winzigen, noch nicht katalogisierten unterliegt. Ein Meilenstein bei der Untersu- sonders um den 4m,2 hellen Stern Merope (23 Nebelfl eck [1]. Nachbeobachtungen mit einer chung von IC 349 brachte das enorm hoch Tau) bekannt und visuell zugänglich. Doch Drahtblende im Okular ließen sogar eine Be- aufgelöste Bild der neuen Kamera des Hubble in direkter Nachbarschaft des großen und obachtung mit 12" Öff nung zu. Ein neues Ob- Space Teleskop (HST) im Jahre 1999. Darauf zu prominenten Refl exionsnebels NGC 1435, bei jekt wurde gefunden und nach seinem Entde- sehen ist die unterschiedliche Farbgebung Amateuren unter den beiden Namen Tempel- cker »Barnards Merope-Nebel« getauft. Später des Nebels und schmale Filamente in Rich- oder auch Merope-Nebel bekannt, verbirgt wurde der Nebel unter der Bezeichnung IC tung Merope. Herbig [4] untersuchte erneut sich ein weiteres Refl exionsnebelfragment – 349 im Index Catalogue aufgenommen. die Dynamik des Nebels und veröff entlichte Barnards Merope-Nebel. Bereits Burnham [2] vermutete kurz nach spektakuläre Ergebnisse. Demnach gehört IC Am 14. November 1890, gut 31 Jahre nach- der Entdeckung die Zugehörigkeit des klei- 349 zu einer größeren Gaswolke im Bereich dem Tempel den großen Refl exionsnebel um nen Nebels zum Stern Merope und den Pleja- der Plejaden. Der nur 0,06Lj von Merope ent- Merope visuell entdeckt hatte, schwenkte Ed- den. Die Bestätigung dieser Vermutung fand fernte Nebel bewegt sich wie bereits von ihm ward Emerson Barnard den großen 36" Lick- aber erst gute 100 Jahre später mittels exakter veröff entlicht auf den Stern zu. Der um einen Refraktor systematisch durch die Plejaden. Un- Spektraluntersuchung [3] statt. Herbig zeigte Faktor fünf höhere Strahlungsdruck auf leich-

ter Einsatz von hohen Vergrößerungen bis auf, dass sich der kleine Nebel sogar auf den te Staubpartikel bremst diese massiv ab und Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

30 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Sternhimmel

obachtung. Besser, aber nicht unbedingt notwendig ist eine Blende im Okular, die bis in die Mitte des Gesichtsfeldes reicht. Bei Newton-Teleskopen ist darauf zu ach- ten, dass keine aus den Fangspiegelstre- ben resultierenden Strahlen (Spikes) nach Süden und somit in Richtung Nebel zei- gen. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann die Suche nach dem Nebel beginnen. Nach Barnards Eindrücken der Entdeckung und Berichten von verschiedenen ame-

INNEWIES rikanischen Amateuren sind erfolgreiche B Beobachtungen wiederholt mit 12" – 13" TEFAN , S erfolgt und geben Hoff nung, dass dies ÖPSEL Abb. 1: Wegen seiner Nähe zum 4m- P auch mit noch kleineren Öff nungen mög- OSEF Stern Merope ist Barnards Merope-Ne- , J lich ist. Andreas Alzner berichtete von ei- ENDEL bel sehr schwer zu fotografi eren. W ner positiven Beobachtung mit 14" [6]. Der OLKER

V Autor selbst beobachtete mit 16" Öff nung und konnte dies mehrfach wiederholen. Eine Steigerung der Öff nung von 20" auf 24" brachte eine geringfügig bessere und einfachere Wahrnehmung des Nebels. Hilf- reich für die Suche sind zwei 15m Sterne 1,8' südlich von Merope. Auf der Linie zwi- schen Merope und dem östlicheren Stern auf einem Viertel der Strecke von Merope aus befi ndet sich dann IC 349. Bei hoher Vergrößerung ist dieser als leicht länglicher, relativ fl ächenheller Fleck indirekt zu beo- bachten. Strukturen innerhalb des Nebels bleiben jedoch verborgen. Fotografi sch liegen ähnliche Schwierig- keiten wie bei der visuellen Beobachtung LAHN

G vor. Doch aktuelle Ergebnisse zeigen er- WE U staunliche Details und lassen die Wahrneh- Abb. 2: Zeichnung, 16"-Newton; 600×; mung von Strukturen innerhalb des Nebels fst 6m,8; Seeing II. in den Bereich des Möglichen rücken.  Uwe Glahn hinterlässt eine unterschiedliche Staubver- teilung innerhalb des Nebels. Die vom HST [1] Barnard, E. E.: On the Nebulosities of the Pleiades aufgenommenen Verbindungsstrahlen and on a New Merope Nebula, Astron. Nachr. 126, bestehen also aus massereicheren Staub- 293 (1891) partikeln. Die neuesten Untersuchungen [2] Burnham, S. W.: Measures of Barnard's new Merope im infraroten (IR) Spektralbereich [5] geben nebula, Astron. Nachr. 129, 17 (1892) zwar eine exaktere Verteilung der großen [3] Herbig, G. H.: IC 349 – Barnard's Merope Nebula, Molekülwolken um die Plejaden, Barnards JRASC 89, 133 (1995) Merope-Nebel selbst ist jedoch im IR nicht [4] Herbig, G. H.; Simon, T.: Barnard's Merope Nebula nachzuweisen, eine Folge der Staubvertei- Revisited: New Observational Results, Astron. J. 121, lung des Nebels. 3138 (2001) Die visuelle Beobachtung stellt beson- [5] Stauff er, J. R. et al.: Near- and Mid-Infrared Photo- dere Anforderungen an die Teleskop- und metry of the Pleiades and a New List of Substellar Beobachtungstechnik. Die Schwierigkeit Candidate Members, Astrophys. J. Suppl. 172, 663 liegt in der Nähe des hellen Sterns Mero- (2007) pe begründet, der den Nebel um ein Viel- [6] Alzner, A.: Visuelle Beobachtungen der Plejadenne- faches überstrahlt. Unsaubere optische bel, interstellarum 9, 26 (1996) Flächen, Refl exe und Streulicht im Okular, sowie hohe Luftfeuchtigkeit beeinträch- tigen die Beobachtung negativ. Merope Surftipps muss zwingend aus dem Gesichtsfeld des Hubble-Bild von Barnards Merope Okulars gehalten werden. Hohe Vergrö- -Nebel (1999): heritage.stsci. ßerungen und damit zusammenhängend edu/2000/36/index.html

kleine Gesichtsfelder vereinfachen die Be- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 31 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 34 Praxis Tagen nach bis kurz Vollmond lässt es VON Tranquillitatis Mare im Rücken und Dome Buchten, Ecken vier mit Becken Ein Mond inter i sich beobachten. sich scheint. Abeinem Mondalter von vier Concordiae und Honoris. Diese etwa Concordiae undHonoris. Dieseetwa angrenzenden Maria undviergröße- Das Mare Tranquillitatis auf al- besitzt halbkreisförmigen Buchten erweitern Buchtenhalbkreisförmigen erweitern es eherquadratisch als kreisrund er- Ecken, wodurch liegenden genüber das runde Zentrum desMare an ge- re Buchten: Sinus Amoris, Asperitatis, len Seiten einen Übergang zu den len Seiten einen Übergang zuden n ter stellarum 73 st W e lla ILFRIED r u m 7 3 T

. Dezember/Januar 2011 Dezem OST b er / Januar 201 1 Mare Serenitatis Mare

Honoris Sinus Rimae Hypatia Rimae Maclear Ritter Sabine Ross Arago Plinius Mare Tanquillitatis Torricelli Asperitatis Sinus Maraldi Jansen Amoris Sinus Cauchy Abb. 1: Tranquilli- DasMare Palus Somni Palus tatis dunklen Lavaebenen des des Lavaebenen dunklen Mare Nectaris Mondes. Die beste Diebeste Mondes. ist eine derauff Proclus Concordia Sinus B eobachtungszeit ist umdasist Erste Fecunditatis Mare Viertel. älligsten

G. SCHRAMM Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Mond

Das Meer der Ruhe Mondkrater für lebende Personen Das Mare Tranquillitatis (Meer der Ruhe) liegt in der Mitte der zunehmenden Mond- Die IAU benennt Mondkrater nur nach Wissenschaftlern, die seit mindestens drei Jah- hälft e und die ersten Sonnenstrahlen errei- ren verstorben sind. Ausnahmen von der Bedingung »verstorben« gab es bisher nur in chen es bei einem Mondalter von vier Tagen; den Jahren 1935, 1970 und 1973. drei Tage später ist es vollständig beleuchtet.  1935 wurden Namen für zwölf lebende Kartographen vergeben: Andel, Blagg, Brown, Ab vier Tage nach Vollmond verschwindet Darney, Delmotte, Fauth, Goodacre, Lamèch, Müller, Neison, Proctor und Wilkins. das Mare wieder im Dunkel der Mondnacht.  1970 wurden zwölf lebende Astronauten geehrt: Anders, Borman, Lovell (Apollo 8) Von dem stilisierten »Männchen« der und Aldrin, Armstrong, Collins (Apollo 11) sowie die sechs Kosmonauten Feoktistov, Ostseite bildet das Mare Tranquillitatis den Leonov, Nikolaev (†), Shatalov, Tereshkova und Titov (†). Bauch, während das Mare Serenitatis den  1973 wurden letztmals drei Krater nach lebenden amerikanischen Wissenschaftlern Kopf und das Mare Nectaris und Fecunditatis benannt (Abbot, Brackett und Carmichael). die beiden Beine darstellen. Mit 421000km2 Mit Ausnahme von zehn Astronauten sind alle aufgeführten Personen inzwischen ist Tranquillitatis das größte Mare auf der verstorben. östlichen Seite des Mondes. Schon der Blick durch einen Feldstecher zeigt eine erste Überraschung: Ähnlich wie heitlicher und deutlich dunklerer Zusam- worden. Dies ist jedoch eine Täuschung – tat- die Milchstraße am Himmel verläuft etwas mensetzung als der Rest des Sinus Amoris. sächlich handelt es sich hier um ein älteres nördlich der Mitte ein helles schemenhaft es Besonders südlich von Maraldi fi nden sich und höher gelegenes Gelände, das von den Band über die dunkle Oberfl äche. Das Band weitere überfl utete Krater, von denen nur dunklen Lavamassen nicht überdeckt wer- verläuft in Richtung Nordosten und über- noch Bruchstücke der einstigen Ränder vor- den konnte. Spektrale Messungen zeigen, quert dabei als Anhaltspunkt die Krater Ara- handen sind. dass der Palus aus anorthositischem Hoch- go und Vitruvius. Am Teleskop erkennt man landgestein besteht, während es im Westen im gesamten Mare großfl ächige Gebiete mit Palus Somni von Titan reichem Basalt bedeckt ist. Im unterschiedlicher Grautönung. Mit ein we- Übergang zum Mare Crisium ist der helle nig Bildverarbeitung kann man diesen so- Am östlichen Rand des Mare Tranquil- Strahlenkrater Proclus entstanden, eine der gar ganz ansehnliche Farben entlocken. Ein litatis und südlich des Sinus Amoris liegt hellsten Stellen auf dem gesamten Mond. Der Vergleich mit den umgebenden Maria zeigt, der Palus Somni (Sumpf des Schlafes). Sei- Einschlag erfolgte unter einem sehr fl achen dass diese generell eine deutlich hellere Ober- ne Fläche von 17500km2 entspricht etwa der Winkel aus Richtung Westen und hat deshalb fl äche aufweisen als das Mare Tranquillitatis, Größe von Th üringen. Der »Sumpf« hat eine sämtliches Auswurfmaterial in Flugrichtung welches durch dunkle Lava charakterisiert deutlich andere (und hellere) Textur und ver- ausgeworfen und den Palus Somni dabei ver- ist. Die Regionen unterschiedlicher Färbung mittelt den Eindruck, das gesamte Gebiet sei schont. Dieser hat dadurch seine ursprüng- deuten auf zeitlich getrennte Phasen von La- nachträglich auf die Mare-Ebene aufgebracht liche Oberfl äche und Albedo beibehalten. vaförderung hin. Die verschiedenen Basalte unterscheiden sich in ihrer chemischen Zu- Abb. 2: : Das Mare Tranquillitatis mit verschieden hellen Oberfl ächeneinheiten. Die dunkle sammensetzung und enthalten in großen Be- Lava liegt auf einem etwa 1000m höheren Niveau als die Oberfl äche des Mare Serenitatis am reichen mehr als sechs Gewichtsprozent TiO2, oberen Bildrand. Größere Krater sind nur am westlichen Rand zu fi nden. Im Norden und Süden deutlich mehr als in anderen Maria. sind die Krater fast vollständig überfl utet Das Mare Tranquillitatis enthält nur we- G. SCHRAMM nige große Krater. Der größte ist der 43km durchmessende Plinius im Norden. Weitere Mare Serenitatis sieben Krater von mehr als 20km Durch- messer sind allesamt entlang des westlichen Sinus Amoris Randes entstanden. Erst auf den zweiten Blick fallen die vielen kleinen Krater ins Auge, die häufi g nur als heller Fleck auf dem dunklen Boden zu erkennen sind. Diese sind auch um Vollmond herum sichtbar. Der Mondspazier- Palus Somni gang beginnt im Nordosten und setzt sich im Uhrzeigersinn fort. Sinus Honoris Sinus Amoris Sinus Der Sinus Amoris (Bucht der Liebe) liegt Mare Tanquillitatis Concordia im Nordosten des Mare Tranquillitatis und hat einen Durchmesser von 130km. Im Nor- den schließt sich ein mit vielen Kratern übersätes Hochland an. Maraldi erscheint als großer runder dunkler Fleck, ist aber ein überfl uteter Krater mit 40km Durchmes-

ser. Die hier ausgetretene Lava ist von ein- Sinus Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Asperitatis 35 Abb. 5: Das Kra- terpaar Ritter und Sabine liegt am südlichen Rand des EIGAND

Mare Tranquillitatis. W CHRAMM ARIO G. S G. M Abb. 4: Arago (26km) liegt mittig am Terminator. Oberhalb davon der Dom Arago Alpha und zur linken Arago Beta im fl achen Licht der Sonne. Beide sind nur um 300m hoch. Rechts von Arago zeigt sich eine Ansammlung von niedrigen Runzelrücken, wobei eine kreisförmige Erhebung die Silhouette des 75km großen Lamont bildet.

kann man ableiten, dass die Mächtigkeit Ziele im und um das Mare Tranquillitatis der Lavaschicht im östlichen Teil des Mare Name Typ Breite Länge Colongitude Größe/Länge Höhe Rükl Tranquillitatis um 600m beträgt und damit Mare Tranquillitatis Meer +8,5° +31° 315°–345° 421000km2 36 deutlich geringer ist als auf der westlichen Sinus Amoris Bucht +19,0° +38,0° 320°–324° 250km 25 Seite, wo sie 1250m erreicht. Sinus Asperitatis Bucht –6,0° +25,0° 330°–338° 206km 46 Sinus Asperitatis Sinus Concordiae Bucht +11,0° +43,0° 316°–320° 142km 37 Sinus Honoris Bucht +12,0° +18,0° 341°–344° 109km 35 Im Übergang zum Mare Nectaris befi ndet Palus Somni Sumpf +14,1° +45,0° 314°–318° 143km 2980m 37 sich der Sinus Asperitatis (Bucht der Rau- Rupes Cauchy Furche +9,0° +37,0° 320°–324° 120km 36 heit) mit einem Durchmesser von 206km. Auff ällig ist der Krater Torricelli, der ent- Rima Cauchy Rille +10,0° +39,0° 320°–325° 140km 36 fernt an eine Birne oder Avocado erinnert. Rimae Maclear Rillengruppe +13,0° +20,0° 340°–341° 110km 35 Der bauchige Anteil liegt im Osten und das Rimae Sosigenes Rillengruppe +7,0° +19,0° 341°–342° 190km 35 schmale Ende ist genau Richtung Westen Arago Krater +6,2° +21,4° 339° 26km 2680m 35 gerichtet. Bei einem Durchmesser von 23km sind Details im Kraterrand nur schwierig Cauchy Krater +9,6° +38,6° 322,5° 12km 2610m 36 auszumachen, zumal die West-Ost-Ausrich- Jansen Krater +13,5° +28,7° 332° 23km 620m 36 tung nur wenig Schatten auf dem Kraterrand Maclear Krater +10,5° +20,1° 340° 20km 610m 35 zulässt. Noch vor wenigen Jahren wurde hef- Maraldi Krater +19,4° +34,9° 326° 39km 1500m 25 tig darüber diskutiert, ob im letzten Jahrhun- dert ein Hangrutsch in der Mitte der Südseite Plinius Krater +15,4° +23,7° 337° 43km 3070m 24 das Aussehen des 2,6km tiefen Torricelli ver- Proclus Krater +16,1° +46,8° 313,5° 28km 2400m 26 ändert haben könnte. Bei Betrachtung der Ritter Krater +2,0° +19,2° 341° 31km 1300m 35 diversen alten und neuen Fotografi en scheint Ross Krater +11,7° +21,7° 339° 24km 1840m 35 dieser Verdacht nur auf die schwierigen Be- Sabine Krater +1,4° +20,1° 340° 30km 1400m 35 obachtungsbedingungen zurück zu gehen, Aufnahmen aus dem Mondorbit deuten je- Torricelli Krater –4,6° +28,5° 332° 23km 2570m 47 denfalls nicht auf kürzlich entstandene Ge- röllhalden hin. Sinus Concordiae rechts den 12,4km großen Krater Cauchy ein, nach dem sie benannt sind. Dieser ge- Sinus Honoris Die Region südlich des Palus Somni ist hört bereits zu den größeren Kratern auf der Sinus Concordiae (Bucht der Eintracht) dieser Seite des Mare Tranquillitatis. In Im Nordwesten des Mare Tranquillita- mit 142km Größe. Auff ällig ist erneut die seiner Nähe befi nden sich mindestens sie- tis fi ndet sich mit dem Sinus Honoris eine dunkle Färbung des Bodens. Hier beginnt ben Dome, die auf ehemalige vulkanische weitere Bucht (Bucht der Ehre). Sie hat ei- eine 140km lange doppelte Bruchzone. Die Aktivität schließen lassen, doch sie sind nen Durchmesser von 109km und wird im im Norden liegende Rima Cauchy wird sehr schwierig zu erkennen, selbst bei gün- Westen von anfangs 1300m hohen Bergen zwar als Rille bezeichnet, ist aber ein steiler stigem und niedrigem Sonnenstand. Etwas begrenzt, die bis zum Rand des Mare Im- Graben, in welchem der Boden abgesackt südlich befi nden sich Reste von mehreren brium auf mehr als 4000m ansteigen. Der ist. Die im Süden liegende Rupes Cauchy zerstörten und überfl uteten Kratern. Die Boden der westlichen Hälft e der Bucht er- (120km) ist eine klassische Bruchzone, die gesamte Gegend ist von einer nur relativ innert an grobe Dünen, während die ande- eine kleine Rille aufweist. Die beiden Ril- dünnen Schicht Basalt überzogen, die ei- re Hälft e glatt und eben ist. Hier endet die len bzw. Brüche verlaufen in Richtung des nen erhöhten Sockel des Beckens bedeckt. Bucht an der Rimae Maclear. Diese besteht

Mare Serenitatis und schließen links und Ausgehend von der Tiefe einzelner Krater aus zwei parallel in Nord-Süd-Richtung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

36 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 GRUNDLAGEN Basalte im Mare Tranquillitatis Nach dem letzten beckenbildenden Impakt, der das Mare Ori- entale erzeugte, folgte der Mare-Vulkanismus, der zunächst das alte Das Tranquillitatis-Becken ist sehr alt. Altersbestimmungen über Tranquillitatis-Becken (rosa) fl utete. Zum Ende der Ära überprägte Kraterzählungen sind hier nur bedingt verwertbar, weil die Auswurf- jüngere Lava dessen mittleren Gürtel und weite andere Gebiete decken der benachbarten jüngeren Becken (Serenitatis, Nectaris, auf dem Mond (rot). Crisium) die gesamte Oberfl äche vollständig überdeckt haben. Plas- tische Ausgleichsbewegungen (viskose Relaxation) haben zudem versucht, die beim Impakt gebildeten Oberfl ächenstrukturen und Schwerkraftanomalien auszugleichen. Eine Voraussetzung dafür ist eine so genannte »duktile Lithosphäre«, die auf solche älteren Becken beschränkt ist, denn diese kam nur in der Frühphase der lu- naren Evolution vor, als der Magmaozean sich abzukühlen begann. Drei Basaltprovinzen teilen das Mare in drei etwa gleich breite Streifen, die gürtelartig von Westen nach Osten verlaufen. Das mitt- lere Band ist jünger als die beiden anderen. Die an der Nahtstelle von drei geologisch unterschiedlichen Gegenden gesammelten Proben an der Landestelle von Apollo 11 zeigen ein Alter zwischen 3,66 und 3,85 Milliarden Jahren. Nachdem das Becken noch vor Beginn des Basaltvulkanismus mit Auswurfmassen der benachbarten Becken gefüllt wurde, erzeugten einzelne Eruptionen von im Schnitt 125km3 Volumen typischerwei- se Lavateppiche von etwa 6m Höhe und 100km × 200km Ausdeh- nung. Die Gesamtmächtigkeit der von geschätzten 3000 Eruptionen erzeugten Basaltdecke ist jedoch nicht sehr groß. Sie erreicht im Westen eine Tiefe von maximal 1250m und im Osten ca. 700m. Die Albedo der Basalte variiert zwischen 0,079 und 0,096. verlaufenden Rillen von 110km Länge, die Zentrum des Mare durch das Gewicht der fl achem Sonneneinfall besonders deutlich jedoch nur bei besonders starker Vergrö- schweren Lavamassen absinkt. Dabei bilden zu sehen ist. Die Dome Arago α und Ara- ßerung sichtbar werden. Wenn man nicht sich zwangsläufi g Bruchkanten an den Rän- go β sind zwar nur etwa 100m hoch bei ei- explizit nach ihnen sucht, dann wird man dern. Man fi ndet diese tektonischen Merk- ner Basislänge von 20km, aber sie sind bei sie nicht sehen. Auf älteren Karten von male an der Peripherie aller Maria. fl achem Sonnenstand gut zu sehen. Dazu vor 1964 fi ndet sich noch die Bezeichnung gesellen sich südlich von Arago noch Run- »Ross-Rille« und »Sosigenes-Rille«. Danach Krater zelrücken und der 75km große Geisterkra- vergab die IAU die neuen Namen »Rima ter Lamont. Maclear I« sowie »Rima Maclear II« für den Besonderes Augenmerk sollte man dem Der letzte Blick soll dem Krater Jansen nördlichen Teil der Rima Sosigenes. auff älligen Kraterpaar Ritter (31km) und gelten. Dieser befi ndet sich etwas nörd- Benannt sind die Rimae nach dem 20km Sabine (30km) schenken, die in der Nähe lich der Mitte des Mare. Zunächst ist er großen Krater Maclear, der weitgehend der Apollo-11-Landestelle liegen. Beide schwierig zu fi nden. Als überfl uteter Kra- überfl utet ist und dadurch wie ein fl acher besitzen einen unebenen Kraterboden und ter von 620m Tiefe bei 23km Durchmesser Tümpel erscheint. Sein Boden liegt etwa auf Sabine zeigt um den zunehmenden Halb- erscheint er als kreisrunder und besonders derselben Höhe wie das umgebende Mare mond herum ein lachendes Gesicht wie dunkler Fleck auf der ebenfalls dunklen und die Ränder ragen nur etwa 600m über ein Smiley. Nach Norden und Osten er- Oberfl äche. Unmittelbar südlich davon die Ebene hinaus. Maclear unterscheidet strecken sich auch in dieser Randregion verläuft das aufgeraute und etwas hellere sich damit deutlich von dem etwa 30km viele geradlinige und oft mals parallele schemenhaft e Band durch das Mare Tran- nord-östlich gelegenen Krater Ross (24km), Bruchlinien. quillitatis. Nur eine Kraterbreite weit im der mit 1840m die dreifache Tiefe besitzt 100km nördlich davon lenkt Arago den Süden beginnt eine leicht erhöhte Struktur, und ein deutliches Loch in der Oberfl äche Blick auf sich. Der Krater hat einen Durch- die deutlich das Aussehen eines Schwertes bildet. Im Inneren ist ein Zentralkegel zu messer von 26km bei einer Tiefe von besitzt. Hier scheint Merlins Schwert di- sehen. Ross wird an Größe nur von Plinius 2680m und einen unebenen Boden mit rekt in der Mitte des größten Mare auf der übertroff en, der 43km Durchmesser und einem kleinen Zentralkegel. Die Terrassen östlichen Mondseite zu stecken. nach neuesten Rechnungen eine Tiefe von sind allerdings nur bei starker Vergröße- 3070m aufweist. Auf seinem Boden sieht rung zu erkennen. Dann sieht man auch man zur Abwechslung keinen Berg, son- eine kleine Ausbuchtung am westlichen Surftipps dern zwei eng beieinander liegende Krater. Kraterrand. Was Arago so interessant Mondfotos von Harald Paleske: Bei fl achem Sonnenstand wird am Schat- macht, ist seine unmittelbare Umgebung. www.unigraph.de tenwurf eindeutig ersichtlich, dass es sich Nördlich und westlich befi ndet sich eine Rolf Hempel auf DLR-Blog: s.dlr.de/622m hier um zwei Vertiefungen handelt. raue Oberfl äche mit vulkanischen Do- Mond- und Planetenfotografi e von Wes Die geradlinig verlaufenden Rimae men und mehreren Meeresrücken, die bei Higgins: higginsandsons.com/astro/

Maclear sind ein Anzeichen dafür, dass das einem Mondalter von ca. sechs Tagen mit Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 37 Planeten

Praxis EREIGNIS: Das Roma-m Als ein Asteroid einen 2 -Stern bedeckte

VON DANIEL FISCHER

Das Ausnahmeereignis

Ein Riesenstern mit 2m,7, der hoch am Himmel steht, ein knapp 50km großer As- teroid, der davor tritt, eine Schattenspur, die mitten durch Europa zieht, und in der entscheidenden Nacht auch noch weithin gutes Wetter: Was in der Nacht vom 8. zum 9. Juli zusammentraf, wiederholt sich nur in vielen Jahrzehnten Abstand. Entsprechend groß war das Interesse an der Bedeckung von Yed Prior (δ Ophiuchi) durch (472) Roma gewesen, und allein bis Ende August haben 217 detaillierte Berichte Eric Frappa im virtuellen »Hauptquartier« der europä- ischen Spezialisten für Sternbedeckungen (vgl. Surft ipps) erreicht. Davon waren 58 positiv, zeigten also ein mehr oder weni- ger tiefes Absinken der Sternhelligkeit, als der 13m,5 schwache Kleinplanet ganz oder

teilweise vor das ausgedehnte Sternscheib- RAPPA chen trat. Allein 133 Berichte kamen aus F E. Deutschland, davon waren 31 positiv, teilte Abb. 1: Vorläufi ge Auswertung der Bedeckung von δ Oph durch Roma, zwei Mo- der deutsche Datensammler Oliver Klös nate danach: Die positiven Beobachtungen sind als Sehnen dargestellt, die die Gestalt des von der IOTA-ES (International Occulta- Asteroiden andeuten (gelbe Linie); durchgezogene Linien sind negative Beobachtungen. tion Timing Association – European Sec- Sie zeigen, dass der Großteil der Beobachter die Bedeckung um weniger als einen Roma- tion) mit. Damit waren in Deutschland bei Durchmesser verpasste. Da der bedeckte Stern ein Drittel des Winkeldurchmessers des sehr gutem Wetter die meisten Beobachter Asteroiden hatte, kann diese Auswertung, die einen punktförmigen Stern annimmt, nur am Start, die eine Meldung abgegeben ha- einen ersten Anhalt bieten. ben, gefolgt von Belgien mit 31 Berichten (15 positiv). Aus Frankreich kamen 12 und Erste Ergebnisse scheibchen mit 0,012". Bedeckungsanfang die Niederlande, Spanien und Portugal und -ende sind daher keine scharfen Kanten meldeten jeweils zehn Berichte. Ein Bericht Trotz dieser Datenmenge, wie sie in Europa sondern sanft e Flanken, wobei der Abfall zu ist aus Luxemburg bzw. Finnland. Zwei nur sehr selten zusammenkommt, zumal bei Beginn stets langsamer verlief als der Anstieg kommen aus Schweden. Selbst Beobachter einem eher kleinen Asteroiden, ist die Freude am Ende: eine Folge der Elliptizität Romas, weit außerhalb des Pfads unterstützten die unter den Beobachtern wie Auswertern nicht die etwa 47km × 44km misst, in Kombina- Kampagne: Fünf Berichte kommen aus Ita- ungetrübt. Nur 21 der positiven Beobach- tion mit dem beachtlichen Durchmesser des lien und zwei aus der Schweiz. Von den 217 tungen sind nämlich Videoaufzeichnungen, Sterns, der auch noch eine Randverdunklung eingereichten Beobachtungen sind nur 99 aus denen sich meist auch eine detaillierte zeigen dürft e. Die Analyse der Daten, die bei auf klassischem visuellem Weg erzielt wor- Lichtkurve ableiten lässt – und diese ist dies- Redaktionsschluss noch in vollem Gange war, den, alle anderen basieren auf Videokame- mal unverzichtbar, weil der Kleinplanet mit muss versuchen, für die Helligkeitsverteilung

ras, CCD-Kameras oder Webcams. 0,035" nur dreimal so groß war wie das Stern- auf dem Sternscheibchen und die Gestalt des Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

38 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Planeten

Surftipps Wie beobachtet man eine Sternbe- Alle Beobachtungen: European Asteroidal Occultation Results 2010: deckung durch einen Asteroiden? www.euraster.net/results/2010/index. html#0708-472 Bau eines akustischen Bei einer Sternbedeckung durch einen Asteroiden haben Amateurastronomen Zeitzeichenempfängers: www. die seltene Gelegenheit, mit einfacher Ausrüstung wissenschaftlich wertvolle und farago.de/grazings/index.htm gefragte Beobachtungsergebnisse zu ermitteln. Neben den möglichst präzisen Formulare für Beobachtungsberichte: Zeiten von Bedeckungsanfang und -ende werden lediglich die Koordinaten des Be- www.iota-es.de/roma2010/ obachtungsortes, die man sich aus einer Karte von Google Earth oder mittels GPS Beobachtungsmeldung.txt besorgen kann, benötigt. Im einfachsten Fall kann man die Bedeckung visuell beobachten. Man nimmt Kleinplaneten gleichzeitig eine – möglichst das Alarmsignal eines Funkweckers mitsamt Kommentaren (»Weg!« und »Da!«) auf eindeutige – Lösung zu fi nden, und dazu Tonband, Diktaphon, MP3-Player o. Ä. auf. Wenn man ein entsprechendes Radio hat sind die detaillierten Lichtkurven besonders und einen Zeitzeichensender gut empfangen kann, kann man auch dieses aufzeich- wichtig. Dass nur 18% der Videobeobachter nen. Die Aufnahme wird dann später am PC mit einer Audiosoftware ausgewertet. einen Erfolg verbuchen konnten, aber 37% Wesentlich präziser und verlässlicher ist eine Videoaufzeichnung mit Digicam, der visuellen Beobachter, hat einen trift igen Webcam oder einer Videokamera. Damit lässt sich problemlos eine Genauigkeit Grund: Die technisch durchweg gut bestück- von 1/10s oder besser erzielen. Man startet die Videoaufzeichnung ca. fünf Minuten ten Bedeckungsspezialisten, von denen man- vor der vorausberechneten Bedeckung und beendet die Aufnahme fünf Minuten che gar aus dem Ausland – USA inklusive danach. So hat man die Gelegenheit, einen eventuellen Mond des Kleinplaneten – angereist waren, hatten sich mit Bedacht nachzuweisen, was bereits vereinzelt passiert ist! Wie bei der visuellen Methode innerhalb jener Zone aufgestellt, wo nach lässt man 2–3 Minuten vor der Bedeckung den Alarm eines Funkweckers beginnen. der Vorausberechnung die Bedeckungswahr- Den Alarm stellt man mit der Schlummerfunktion (Snooze) aus, dann geht er nach scheinlichkeit am größten war, während die genau 5 Minuten wieder an. Somit hat man zwei Zeitmarken auf dem Video, anhand visuellen »Gelegenheitsbeobachter« eher zu- derer man hinterher das Bedeckungsereignis zeitlich genau festlegen kann. hause geblieben waren. Da Funkwecker ihre Zeit nicht ständig mit dem Funksignal synchronisieren, sollte Und dann das: Der Pfad verschob sich man die Synchronisation durch kurzes Herausnehmen der Batterie etwa 30 Minu- nach Norden um 38km in der Himmels- ten vor der Bedeckung erzwingen. Ebenso sollte man im Vorfeld versuchen, die fast ebene. Auf dem Boden entsprach dies 42km, immer vorkommende Verzögerung des Weckeralarms zu bestimmen. Wer solche also fast einem ganzen Roma-Durchmes- Probleme vermeiden möchte, schraubt sich aus einem Funkuhrempfänger und ser! Wie konnte das passieren, wo im Vor- einem Piezosummer für wenig Geld einen Sekundenpieper zusammen (s. Surftipps). feld unter den Spezialisten über den Pfad- Den Beobachtungsbericht – Formulare sind bei der IOTA-ES erhältlich (s. Surf- verlauf intensiver diskutiert worden war tipps) – sollte man zur Auswertung schließlich an die Planoccult-Mailingliste oder als über je einen zuvor? Pfade verschieben an Eric Frappa (s. Surftipps) schicken. sich fast immer, das ist ein ganz normaler  Wolfgang Strickling Vorgang, den regelmäßige Beobachter von Sternbedeckungen zur Genüge kennen. In diesem Fall hatte die allererste Pfadpro- des Sterns sein, die der Astrometrie – in durch Roma ist nun zumindest der Ort von gnose – anhand allein des Sternkatalogs Bezug auf zahlreiche viel schwächere Um- δ Ophiuchi am Himmel schlagartig um FK6 – fast genau den tatsächlichen Ver- gebungssterne – nicht eben zuträglich ist. Größenordnungen besser bekannt. lauf getroff en, war dann aber im Lauf der Dank der Beobachtungen der Bedeckung Diskussion nach Osten »verrutscht«: Zwei führende Sternkataloge, der FK6 und HIP2, Abb. 2: Lichtkurven der Bedeckung von Wolfgang Strickling (a, 7° 10' 40,6" Ost, 51° 44' widersprachen sich nämlich eklatant, was 37,5" Nord), Michael Kunze (b, 6° 27' 52,4" Ost, 51° 28' 52,8" Nord), Rainer Sparenberg (c, 6° die Position und Eigenbewegung Yed Priors 27' 52,4" Ost, 51° 28' 52,8" Nord). Bei a) fand die Bedeckung partiell statt, die Sternhelligkeit am Himmel betraf, und die Lösung, auf die sank hier für 3,7s nur um 2m,1. Bei b), wo eine totale Bedeckung eintrat, konnte innerhalb der man sich nach ausgiebiger Abwägung geei- Bedeckungsdauer von 4,7s ein Abfall von 0,7s und ein Anstieg von 0,4s registriert werden. nigt hatte, war nicht die beste. Eine wesent- Bei c) war der Stern nur 0,3s lang total bedeckt, eine der kürzesten Totalitäten, die aufge- liche Ursache dürft e die große Helligkeit zeichnet wurden. Insgesamt dauerte die Bedeckung 3,1s. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 39 Planeten

SSTB Warten STZ Oval BA STBs STBn STrZ GRF Praxis auf die SEBs Wiederkehr SEBn NEB-Projektionen EZ

Jupiter vor dem SEB-Revival NEB-Rift NEB

NEB-Barren NTrZ NTB NTZ THOMAS UND CLAUDIA WINTERER NNTB VON RONALD STOYAN

Normalerweise sind zwei dunkle Äquatorbänder das herausragende Kennzeichen von Jupiters Wolkenoberfl äche. Doch schon zum Ende der letzten Beobachtungsperiode im Dezember 2009 verblasste das Süd- Abb. 1: Jupiter mit nur einem Äquatorial- liche Äquatorialband (SEB) und war seit den ersten Sichtungen des Rie- band ist ein ungewöhnlicher Anblick. Das schnelle Wiedererscheinen des süd- senplaneten im April dieses Jahres gar nicht mehr zu sehen. Nun warten lichen Bandes steht möglicherweise unmit- die Planetenbeobachter auf das Wiederentstehen des Bandes – das so telbar bevor genannte SEB-Revival.

as Verschwinden (»Fading«) des Die Ereignisse beginnen zunächst mit Weise entsteht das SEB durch zwei entge- SEB ist keine singuläre Erschei- einem langsamen Abschwächen des SEB. gen gesetzt laufende Fleckenketten inner- Dnung. Immer wieder kommt es zu Bei manchen Fadings ist nur die südliche halb weniger Wochen neu. Schließlich füllt diesem ungewöhnlichen Gesicht Jupiters, Bandkomponente betroff en. Im aktuellen noch eine zentrale Komponente den Raum zuletzt 1989 und 1993. Jedes Mal wird Fall ist auch der nördliche Bandteil ver- zwischen beiden Fleckenreihen dunkel ein. diese schwache Periode abgelöst durch ein schwunden, sehr helle blauweiße Wol- Die Flecken des SEB-Revivals sind sehr schnelles Wiederentstehen (»Revival«) des ken verdecken das sonst dunkelrotbraune dunkel, bläulich, und erscheinen oft in Bandes. Dieses kann auch schon auft reten, Band. Mit dem Verblassen des SEB ein- Ketten mit ca. 20° gegenseitigem Abstand. bevor es ganz verblasst ist, wie es beim her geht ein Erstarken des Großen Roten Der GRF bildet oft ein Hindernis für die letzten Revival 2007 der Fall war. Ein Re- Flecks (GRF), der an Farbe und Intensität Südkomponente des Ausbruchs, die Fle- vival führt zu einem jedes Mal ähnlichen gewinnt und besser zu beobachten ist, da cken bleiben hier »hängen« und stauen Verlauf der Ereignisse, der auch im aktu- er nun rundum von hellen Wolken umge- sich. Wird der GRF von den Revival-Fle- ellen Fall wieder erwartet wird. Es ist die ben ist. Das Verschwinden des SEB dauert cken umrundet, schwächt er sich ab. vielleicht spektakulärste atmosphärische meistens für mindestens ein Jahr an. Entwicklung im Sonnensystem, die Ama- Der Beginn des Revivals erfolgt plötz- Rückblick in die 1990er Jahre teurbeobachter verfolgen können. lich mit dem Auft reten eines sehr hellen Flecks in der Mitte des ehemaligen SEB. Vielen Jupiterbeobachtern noch gut in Er- Der Ablauf Wann und wo dieser auft ritt ist nicht vor- innerung sind die Ereignisse vor 20 Jahren. herzusagen. Innerhalb weniger Stunden 1989 war es im Juli zum kompletten Ver- 15 SEB-Revivals wurden seit 1919 be- werden von dieser Quelle aus dunkle Fle- schwinden des SEB gekommen. Das Revival obachtet [1]. Oft folgen die Ereignisse cken »emittiert«, die von den Jetstreams an fand im August 1990 allerdings zu einem in dreijährigem Abstand, der aber nicht den Rändern des SEB mitgerissen werden. ungünstigen Zeitpunkt statt, da Jupiter nahe durchgängig eingehalten wird. So gab es Am Nordrand des SEB reißt der SEBn-Jet- der Sonne stand und kaum zu beobachten zwei Ereignisse 1990 und 1993, dann folgte stream die Flecken in Richtung kleinerer war. Als er am Morgenhimmel auft auchte, eine längere Pause. Das letzte Revival fand Längen. Am Südrand des SEB wandern die war der Ausbruch bereits geschehen. Er hat- 2007 statt, so dass der Zeitpunkt im Jahr Flecken dagegen mit dem SEBs-Jetstream te von zwei nacheinander ausbrechenden

2010 in das beobachtete Muster fällt. in Richtung größerer Längen. Auf diese Quellen seinen Ausgang genommen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

40 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 abcd

CHRISTOPHER GO Abb. 2: Das letzte SEB-Revival fand 2007 statt. Obwohl das SEB im Mai noch nicht ganz verschwunden war (a), tauchte am 17.5. ein heller Fleck auf (b), von dem ausgehend sich die südliche (c) und nördliche (d) Bandkomponente wieder neu bildete.

1993 war das Revival besser zu beobach- ten. Bis zum Mai 1992 war das SEB aber- mals ganz verschwunden, Anfang 1993 zeigte sich der Riesenplanet mit nur noch einem Hauptband. Am 8.4. begann das Revival direkt 20° in Rotationsrichtung vor dem GRF zur besten Beobachtungs- zeit. Dunkelblaue Flecke »sprudelten« aus der Quelle hervor. Die Nordkompo- nente bildete täglich neue Flecken und war nach zwei Monaten vollständig wie- derhergestellt. Die südliche Komponente wurde dagegen über einen Monat vom GRF aufgehalten. Dabei kam es zu sehr chaotischen Fleckenbildungen und einer Überraschung am 23.5.: Direkt in Rota- tionsrichtung hinter dem GRF hatte sich ein blauschwarzer kreisrunder Fleck, zum Verwechseln ähnlich einem Mondschatten, herausgebildet, in dessen Folge die Wie- derentstehung des SEB neu begann.

Was passiert 2011?

Beim letzten Ausbruch 2007 war das SEB noch nicht ganz verschwunden ge- wesen. Am 17.5. kündigte jedoch ein wei- ßer Fleck im noch teilweise erhaltenen Band das Revival an, das wie 1990 seinen Ursprung in zwei Quellen nahm. 2010 dagegen ist das SEB wieder vollständig verschwunden. Es deutet deshalb vieles darauf hin, dass ein besonders eindrucks- volles Revival bevorsteht. Aus der Erfahrung mit bisher beobach- teten Revivals ist ein Ausbruch im De- RONALD STOYAN zember oder Januar, also etwa ein Jahr nach Verblassen des SEB am wahrschein- Abb. 3: Den Ablauf eines SEB-Revivals kann man an diesem Entwicklungsdiagramm lichsten. Das Verblassen kann aber durch- aus dem Jahr 1993 gut erkennen. A markiert die Front der prograden SEBn-Flecke, B die aus länger andauern, oder der Revival- der retrograden SEBs-Komponente, die durch den GRF aufgehalten wird. C ist die zentra- Zeitpunkt früher eintreten. Untrügliches le, langsamere prograde zentrale Komponente. Der Ausbruch selbst am 8.4. konnte nicht Anzeichen dafür ist ein kurzzeitig zu be- beobachtet werden. obachtender heller Fleck in der richtigen Breitenlage bzw. dunkelblaue, schnell ver- bruch dieses großartigen Ereignisses nicht [2] Stoyan, R.: Planeten aktuell: Jupiter verändert sein änderliche Flecken am Nord- und Süd- zu verpassen. Gesicht, interstellarum 53, 27 (2007) rand des SEB. Amateurbeobachter sind angehalten, den Riesenplaneten möglichst [1] Rogers, J.: The Giant Planet Jupiter, Cambridge Uni-

lückenlos zu überwachen, um den Aus- versity Press, Cambridge (1993) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 41 Abb. 1: Sich dem Roten Pla- neten zeichne- risch zu nähern Abb. 2: 30.1.2010, 20:45 MEZ, gewinnt wieder an 6"-Maksutov, 200×/250×. Promi- Praxis Popularität. Im Winter nente nördliche Polkappe, am West- 2009/2010 widme- rand nahe Syrtis Maior eine ausge- ten sich viele Stern- dehnte fast weiße Aufhellung sichtbar, freunde dieser span- im Hellblaufi lter deutlicher, Hellas als nenden Aufgabe. Aufhellung wahrnehmbar. Lambert Spix

Abb. 3: 1.2.2010, 23:05 MEZ, 7,7"-Newton, 267×. Mittig ist die Ga- belbucht (Meridiani Sinus) sichtbar, zu- dem wurden im Blaufi lter drei helle Dunst-Gebiete erkannt. Christian Har- der

Abb. 4: 3.2.2010, 18:55 MEZ, 4"-Re- fraktor, 217×. Deutliche Nordpolkap- pe ohne weitere Struktur, Polsaum mit Ausbuchtung nach Süden, Syrtis Gezeichnet: Maior sehr prominent, nordöstlich da- von eine Aufhellung zum Rand. Paul Mars Hombach Abb. 5: 5.2.2010, 23:05 MEZ, 10"-Newton, 305×. Links mittig Syrtis Maior, rechts zum Rand hin die Gabel- Eine visuellevisuelle AnnäherungAnnäherung an ddieie bucht (Meridiani Sinus), erneut waren helle Dunstgebiete sichtbar. Christian Marsopposition 2009/2010 Harder

Abb. 6: 8.2.2010, 20:10 MEZ, 4"-Re- VON MICHAEL KIESSLING UND LAMBERT SPIX fraktor, 217×. Blasse Gegend nördlich des Mare Cimmerium, Nordpolkappe sehr deutlich, erneut Ausbuchtung am nördlichen Polsaum, zwei Aufhel- Am 29.1.2010 stand Mars in Opposition zur Erde, bereits am 27.1. hatte er mit lungen im Nordosten. Paul Hombach 14,1" seinen größten scheinbaren Durchmesser. Die Opposition fand in Aphel- Abb. 7: 8.2.2010, 23:00 MEZ, nähe statt, die Entfernung zur Erde betrug dabei über 99 Millionen Kilome- 6"-Maksutov, 200×/250×. Nördliche ter. Im Vergleich zur »Jahrhundertopposition« 2003 bot der Mars deshalb nur Polkappe klein aber hell, südliche Pol- gut ein Drittel der Scheibchenfl äche der damaligen Opposition in Perihelnä- kappe schwach sichtbar, Polsaum mit he mit etwas über 55 Millionen Kilometer Entfernung. Dafür erreichte er im Utopia, fast zentral Syrtis Maior. Lam- bert Spix Sternbild Krebs mit etwa 60° eine für die Beobachtung sehr günstige Höhe über dem Horizont. Der Nordpol des Mars war der Erde zugeneigt, so dass Abb. 8: 18.2.2010, 21:45 MEZ, Frühling und Sommer auf der Nordhalbkugel zu verfolgen waren. 6"-Maksutov, 187×/300×. Die Nord- polkappe war sehr prominent, der Polsaum deutlich. Letzterer zeigte deutliche Schattierungen. Das Mare Sirenum war auch kein schwieriges Visuelle Beobachtungen erfolgten zwischen der 4. und 11. Kalen- Ziel. Die anderen Schattierungen wa- 2009/2010 derwoche 2010, die ersten Beobachtungen ren nur nach angestrengtem Beo- stammen aus der 50. Woche 2009, die bachten zu erkennen. Auf der p-Seite Es wurden über 70 Zeichnungen von letzte aus der 18. Woche 2010. Es wur- war möglicherweise ein Wolkenband zehn verschiedenen Beobachtern gesam- den Teleskope mit Öff nungen von 2" bis zu sehen. Uwe Pilz melt und einer groben Auswertung un- 10" eingesetzt. Die meisten Zeichnungen

terzogen. Die meisten Beobachtungen wurden mit Bleistift in schwarz-weiß er- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

42 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 FRED

Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 14,08" 14,00" 13,98" 13,90"

Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 13,76" 13,76" 13,04" 12,00"

Abb. 10 Abb. 11 Abb. 12 Abb. 13 11,92" 11,30" 11,33" 8,60"

Abb. 9: 1.3.2010, 19:25 MEZ, 4"-Refraktor, 180×. Mare Acidali- um und Lacus Niliacus als zusammenhängende Region gesehen, recht deutlich Chryse. Im Süden dann das Mare Erythraeum. Cai- Uso Wohler

Abb. 10: 2.3.2010, 21:00 MEZ, 6"-Maksutov, 200×/250×. Am Westrand zwei kleinere Aufhellungen, mit Hellblaufi lter deutlicher, etwa mittig keilförmige Albedostruktur an der Wahrnehmungs- Abb. 14 Abb. 15 grenze, Albedostrukturen im Süden auff ällig in der Helligkeit struk- 8,60" 8,49" turiert. Lambert Spix

Abb. 11: 8.3.2010, 19:15 MEZ, 5"-Refraktor, 260×. Bei mäßigem Abb. 13: 8.4.2010, 22:40 MESZ, 5"-Refraktor, 277×. Die dunkle Seeing verschwindet am p-Rand Syrtis Maior, während sich Sinus Struktur im Norden ist das Mare Acidalium, im Süden sieht man das Sabaeus und die Gabelbucht (Meridiani Sinus) zum f-Rand strecken. Mare Erythraeum und den Solis Lacus. Michael Kießling Die zwei Zipfel des Meridiani Sinus sind angedeutet. An Syrtis Maior ist der Moeris Lacus angedeutet. Ausgeprägte Polkappe, aber auch Abb. 14: 8.4.2010, 22:40 MESZ, 5"-Refraktor, 277×. Ansicht wie der Südpol ist deutlich aufgehellt. Michael Kießling Abb. 13, jedoch mit Blaufi lter. Aufhellungen am p- und f-Rand, au- ßerdem eine dunklere Struktur im Bereich Arcadia. Michael Kießling Abb. 12: 8.3.2010, 21:35 MEZ, 8"-Maksutov, 527×. Nördliche Pol- kappe, Mare Acidalium im Norden; Lacus Niliacus rechts in der Mit- Abb. 15: 10.4.2010, 21:38 MESZ, 8"-Maksutov, 442×. Nördliche te, Morgendunst am Ostrand (gestrichelt), Chryse hell in der Mitte Polkappe, Mare Acidalium, Lacus Niliacus, Chryse, Margaritifer Sinus, (gestrichelt), Gabelbucht (Meridiani Sinus), westlich davon Margari- Aurorae Sinus, Mare Erythraeum und Argyre ganz im Süden; im Blau- tifer Sinus und im Süden als Aufhellung das Mare Erythraeum, am fi lter waren leichte Aufhellungen am Ostrand zusehen (gestrichelt). Westrand wegdrehend noch Syrtis Maior. Michael Korff -Karlewski Michael Korff -Karlewski Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 43 Planeten/ Wissen

Was kann man auf dem Mars sehen? Wie kann man Polkappen: Die Polkappen fallen in der Regel zuerst auf. Diese schneeweißen Eisfl ä- chen zeigen im Verlauf der Jahreszeiten des Mars deutliche Veränderungen. Am besten Winkel am Him- beobachten kann man das Abschmelzen der Polkappen während des Marsfrühlings. Da- mel bestimmen? bei kann es zu Verformungen des Randes kommen, Teile der Polkappe können isoliert werden, gelegentlich treten Teilungen des sichtbaren Teils der Polkappe auf. m einen unbekannten Ort am Him- Umel aufzusuchen, muss man mit Win- Albedostrukturen: Die Albedostrukturen sind vergleichbar mit den Meeren und keln arbeiten, denn »Entfernungen« am Gebirgen des Mondes, also Landschaften mit unterschiedlicher Helligkeit und Färbung. Himmelsgewölbe werden in Winkeln ge- Meistens erscheinen sie in einem mehr oder weniger dunklen Braunton im Gegensatz messen. Dabei ist es nützlich, zunächst zur hellen rötlich-orangen Marsoberfl äche. Einige Areale können jedoch auch heller als eine Vorstellung von der Größe der Winkel diese erscheinen. Die Strukturen sind überwiegend stabil, Veränderungen sind visuell zu haben. Im Gegensatz zu den Längen- nur selten zu erfassen. Markante Albedostrukturen, die auch bei schlechteren Bedin- maßen fehlt uns hierzu die Alltagserfah- gungen oder in kleineren Teleskopen in ihren Umrissen sichtbar werden, sind z.B. Syrtis rung. In vielen Fällen ist es nicht notwen- Maior, erkennbar als dreieckige dunkle Struktur mit nach Norden ausgerichteter Spitze. dig oder möglich, Winkelabstände ganz Die Gebiete Arabia und Margaritifer Sinus erscheinen am Südrand als lang gestrecktes genau zu messen. Eine Abschätzung ist dunkles Band in Ost-West-Richtung. Arcadia und Chryse ragen vom nördlichen Polsaum oft völlig ausreichend. Je nach Größe der als dunkle Region in südliche Richtung. Schwieriger zu erkennen ist die kleine Region Winkel sind dafür unterschiedliche Me- Utopia als dunkle Ausbuchtung am nördlichen Polsaum und das hell erscheinende Ge- thoden anzuwenden. Auf diese Weise biet Hellas, südlich von Syrtis Maior. kann man von vielen Dutzend Grad bis hin zu winzigen Abständen von unter ei- Wolkenerscheinungen: Interessante Beobachtungsobjekte sind die Wolken des Mars. ner Bogensekunde recht genaue Bestim- Mit dem Abschmelzen einer Polkappe im Marsfrühling gelangen Wasser und Kohlendi- mungen vornehmen. oxid, die vorher als Eis am Boden gebunden waren, in die Atmosphäre. Bei günstigen Temperaturen und bei bestimmten Landschaftsformationen wie z.B. Tälern und Vulka- Große Winkel im Gradbereich nen, bilden sich weiß erscheinende Wolken, welche mit dem Mars mitrotieren. Zu den Zur Orientierung mit dem freien Auge lokalen weißen Veränderungen zählen auch die Reifbildungen am Terminator, die im genügen oft einfache Peilungen, um ein Gegensatz zu den Wolken nicht mit dem Planeten rotieren. Schließlich gibt es die dunk- nicht sichtbares Objekt zu lokalisieren. Ein len oder gelben Wolken: Staubwolken, die stationär oder wandernd das Aussehen der Beispiel ist das Aufsuchen von Planeten Albedostrukturen verändern können. Ihre Größen reichen von gerade sichtbaren Fleck- am Tage mit einem Fernglas, wenn der chen bis hin zum globalen Staubsturm. Winkelabstand zu Sonne oder Mond be- kannt ist. Man muss herausfi nden, auf Filterbeobachtungen: Besonders im Zusammenhang mit der Marsbeobachtung welche Stelle des Himmels das Instrument werden immer wieder Farbfi lter genannt. Visuell werden vorwiegend Blaufi lter zur bes- zu richten ist. Wenn man sich die Lage der seren Darstellung der weißen Wolken und Orangefi lter zur Hervorhebung der Albedo- Sonnenbahn am Himmel vorstellt, ge- strukturen sowie der gelben Wolken verwendet. Die jeweilige Filterwirkung bewirkt das nügt dazu der Winkelabstand zum hellen Hervorheben eines bestimmten Marsdetails, während eine andere Oberfl ächenstruktur Gestirn. Diesen Abstand muss man am abgeschwächt erscheint. Eine gute Übersicht der Filterwirkungen ist in [1, 2] enthalten. Himmel gedanklich »abtragen«, um zum Ziel zu gelangen. Am einfachsten gelin- gen solche Abschätzungen durch Winkel- stellt, einige wenige in Farbe mit Bunt- Ausblick bestimmungen mit der ausgestreckten stift oder als Illustration am Computer. Hand. Das Verhältnis von Armlänge und Viele Beobachter benutzten Blau- und/oder Bei der kommenden Opposition 2012 wird Handgröße ist bei allen Menschen unge- Orangefi lter. Das relativ kleine Marsscheib- mit maximal 13,9" ein noch etwas geringerer fähr gleich, so dass man mit guter Genau- chen bot dem visuellen Beobachter kaum Durchmesser erreicht. Die darauf folgenden igkeit folgende Maße verwenden kann: Gelegenheit zum Studium fi ligraner Ober- Marsoppositionen bieten zwar wieder ein  Bei der gespreizten Hand beträgt fl ächendetails. So zeigen die meisten Zeich- etwas größeres Marsscheibchen, allerdings der Abstand zwischen Spitze des nungen die bekannten Albedostrukturen in bei abnehmender Höhe über dem Horizont. Daumens und Spitze des kleinen ihren Umrissen (s. Kasten). Lediglich an der Sicher werden aber die Zeichner wieder ver- Fingers etwa 20°. Wenn man bei- Nordpolkappe konnten zeitweise kleinere suchen, bei jeder Opposition das maximal de Hände nebeneinander legt, Details wahrgenommen werden. Praktisch Mögliche aus ihren Teleskopen zu holen, kommt man auf 40°. alle Beobachter konnten helle Wolken so- denn die visuelle Beobachtung des Mars wie Reifb ildungen am Terminator sehen. bleibt die intensivste Annäherung an den Eine Auswahl von Zeichnungen soll zeigen, Roten Planeten. was in der Marssaison 2009/10 visuell mög- lich war. Leider war das irdische Wetter wo- [1] Roth, G. D.: Planeten beobachten, Verlag Sterne und chenlang so schlecht, dass brauchbare Be- Weltraum, München (1998) obachtungen erst ab Anfang Februar 2010 [2] Stoyan, R.: Mars, Unser Wissen vom Roten Planeten, möglich wurden. Oculum-Verlag, Erlangen (2003) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

44 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Wissen

von Uwe Pilz PRAXISWISSEN Praxis

 Die Breite der Faust beträgt etwa kartenprogrammen, die über eine 10°, was etwa der Kastengröße der Winkelmessfunktion verfügen. Sternfi gur Großer Wagen entspricht. Sehr kleine Winkel in der Nähe der Auf- lösungsgrenze des Instrumentes 10' 20' 30' Die Bestimmung sehr kleiner Winkel ist schwieriger und erfordert etwas Übung. Dennoch sind auch in diesem Bereich Ab- Wahres Gesichtsfeld 40' schätzungen möglich. Geeignet ist diese Methode vor allem für die Abstandsbestim- mung enger Doppelsterne. Die Methode besteht darin, den zu messenden Abstand  Relativ große Objekte beurteilt man mit dem Durchmesser des ersten Beu- danach, welchen Anteil am Ge- gungsringes oder der zentralen Beugungs- sichtsfeld sie einnehmen. Später am scheibe zu vergleichen. Dazu muss die Luft Schreibtisch kann man das wahre Ge- so ruhig sein, dass man den Beugungsring  Die Breite des Daumens ist etwa sichtsfeld der Okular-Teleskop-Kombi- sieht. Die Vergrößerung sollte hoch bis sehr 2,5°, die des kleinen Fingers 1,5°. nation ausrechnen und daraus den hoch gewählt werden, etwa das 20-fache Letzteres entspricht dem dreifachen unbekannten Winkel bestimmen. Das der Teleskopöff nung in Zentimetern. Der Vollmonddurchmesser. Da man wahre Gesichtsfeld – also der tat- tatsächliche Durchmesser der zentralen vom kleinen Finger auch Bruchteile sächlich dargestellte Ausschnitt des Beugungsscheibe beträgt etwa 10"/d, wo- schätzen kann, kommt man bis etwa Himmels – berechnet man aus dem bei d die Öff nung des Instrumentes in Zen- 0,5° hinunter. scheinbaren Gesichtsfeld des Okulars timetern ist, der erste Beugungsring hat dividiert durch die Vergrößerung. Das die Größe von 18"/d. Ein Vierzöller (10cm) scheinbare Gesichtsfeld ist eine Oku- hat also Beugungsscheiben von etwa 1" larkenngröße und kann den Hersteller- Durchmesser. In einem solchen Instrument angaben entnommen werden. kann man mit viel Übung die Abstände von  Wenn man am Fernrohr mit einer Doppelsterne bis hinunter zu diesem Wert Sternkarte arbeitet, dann kann man bestimmen. Wilhelm Herschel benutzte einen Winkel auch mit dem Abstand dieses Verfahren mit Erfolg [1]. zweier gut identifi zierbarer Sterne ver- gleichen. Falls man Kartenausdrucke benutzt, ist es am besten, die Sterne während der Beobachtung in der Karte zu markieren. Den tatsächlichen Ab- stand der Sterne bestimmt man dann ca. 10"/d Diese Maße können kombiniert werden. wieder am Schreibtisch. Für gedruckte Beispiel: 5° sind entweder als halbe Faust Atlanten gibt es dazu eine Schablonen oder durch zwei nebeneinander gehaltene oder eine Legende. Noch einfacher Daumen zu bilden. geht es mit Planetariums- und Stern-

Winkel im Bereich von Bogenminuten Beim Blick durch ein Fernrohr kann man ca. 18"/d bestenfalls einige wenige Grad überblicken, oft nur einen Teil eines Grades. Winkelgrö- ßen in diesem Bereich benötigt man, um die visuelle Ausdehnung von Objekten an- [1] Herschel, W.: Catalog of Double Stars, Philosophical geben zu können, z.B. die sichtbare Länge transactions of the Royal society of London 75, 40 einer Galaxie oder den Komadurchmesser (1785) eines Kometen. Um in diesem Bereich Win- keln zu bestimmen, haben sich zwei Metho- den bewährt: Abstand Sterne 10' Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 45 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Test Klein aber fein Sechs kleine Refraktoren im Vergleich Technik VON RONALD STOYAN

Der Trend geht zum Zweitfernrohr: Vorbei die Zeiten, als Sternfreunde noch Abb. 1: Sechs auf einen Streich: Kleine ein einziges »Arbeitsgerät« besaßen. Die moderne Freizeitgesellschaft for- Reiseteleskope liegen im Trend, seit die Fer- tigung auch in China stattfi ndet. Von links dert dem jeweiligen Zweck angepasste Speziallösungen – auch in der Ama- nach rechts: Omegon 66ED, Takahashi FS60, teurastronomie. Für den ultramobilen Sternfreund von heute, der auch im Teleskop-Service IN ED70, William Megrez Fernurlaub auf sein Hobby nicht verzichten will, ohne das zulässige Flugge- 72, Astro-Professional 66ED Carbon und päck zu überschreiten, bieten immer mehr Hersteller kleine feine Refrakto- Borg Mini ED60 (unten). ren an. Sechs davon mit Öff nungen zwischen 60mm und 72mm wurden in einem Test gegenüber gestellt.

or 15 Jahren noch war die Wahl eines Televue Oracle oder das Takahashi FC60 um-Anbietern zu Premium-Kosten immer kleinen Refraktors für die Reise eine kosteten gleich soviel wie ein 8"-Schmidt- mehr Alternativen made in China, die ED- VQual: Preiswerte Instrumente waren Cassegrain. Leistung auch bezahlbar machen. Gerade herkömmliche Achromaten, wie das be- Durch die Entwicklung der ED-Sonder- in den letzten Monaten sind einige neue, liebte Multi 80S von Vixen, aber mit ent- gläser und die Verlagerung der Produk- besonders vielversprechende Teleskope er- sprechendem Farbfehler bei großen Öff - tion nach China hat sich dieser Markt in schienen – können Sie den hochpreisigen nungsverhältnissen kaum zu gebrauchen. den vergangenen zehn Jahren entscheidend japanischen Konkurrenten das Wasser rei- Gute kleine Apochromaten jedoch wie das verändert. Heute gibt es neben den Premi- chen?

interstellarum-Tests Testarrangement Wirklich neutrale Aussagen über Teleskope und Zubehör – das wünschen sich Für diesen Produktvergleich wurden viele Sternfreunde. Die vielfach veröff entlichten, fälschlicherweise als »Test« ausge- sechs laut Hersteller apochromatische Re- gebenen Erfahrungsberichte in Zeitschriften und dem Internet sind nicht dazu ge- eignet. Oft hat man den Eindruck, dass Händlerinteressen die Artikel prägen. fraktoren zwischen 60mm und 72mm Öff - nung und mit einem Öff nungsverhältnis interstellarum geht einen anderen Weg: In Zusammenarbeit mit den Herstellern und Händlern entstehen Tests, die eine Relativierung der Aussagen erlauben. Be- von f/6 ausgewählt: Omegons 66ED und wusst wird auf subjektive Wertungen verzichtet und dem Leser selbst die Möglich- der ED66 Carbon von Astro-Professional, keit gegeben, anhand der geschilderten Eigenschaften sich für eines der Produkte der IN ED70 von Teleskop-Service, der Me- zu entscheiden. grez 72 von William Optics sowie der Borg Mehr über unsere Test-Grundsätze und bereits erschienene Berichte können Sie Mini ED60 und Takahashis FS-60CB als auf www.interstellarum.de nachlesen. Vertreter der hochpreisigen Sparte. Weitere

hier nicht betrachtete Teleskope, gerade Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

48 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Test im niedrigen Preissegment, sind weitge- hend baugleich mit den betrachteten In- Was ist ein Apochromat? strumenten. Über mehrere Nächte im Frühling und Gerne verwenden Hersteller optischer Geräte die Bezeichnung apochromatisch Sommer 2010 wurden die Refraktoren di- als Werbeaussage, ohne dass sich dahinter eine allgemein akzeptierte feste Defi ni- rekt nebeneinander visuell verglichen. Für tion verbirgt. Doch es gibt Kriterien, mit denen man einen Achromaten von einem die Tagbeobachtung wurde ein Baumwip- Halb-Apochromaten oder Voll-Apo unterscheiden kann. Bereits bei Dieter Lichten- fel in ca. 1km Entfernung mit und ohne knecker fi ndet man einen Rest Chromasie-Wert und Uwe Laux bezieht sich auf eine Gegenlicht als Ziel ausgewählt. Bei der von Zeiss stammende Quelle, die einen Wert aus Fokus, Öff nung, Abbezahl und Nachtbeobachtung kamen die Teleskope Teildispersion berechnet. Nun hat man aber nicht immer die Glaskombination der an Mond, Venus, Jupiter, Saturn und Ark- Objektive, damit man beide Werte nachschlagen könnte. In der Regel kann man tur zum Einsatz. Schließlich wurde die aber auf 0,01mm genau die Fokusdiff erenzen mit engen Interferenzfi ltern für die Weitfeld-Eignung an diversen Deep-Sky- jeweiligen Wellenlängen ermitteln und daraus einen Diff erenzwert für die einzel- Objekten des Sommerhimmels untersucht. nen Farben errechnen, wobei der Bezugspunkt die e-Linie (grün) bei 546,074 nm Dieser Test beschränkt sich rein auf die vi- sein soll, weil sie nahe der nächtlichen Maximalempfi ndlichkeit des menschlichen suelle Nutzung. Einige der Testgeräte sind Auges liegt. erkennbar auch auf fotografi sche Leistung Die Fokusdiff erenzen werden in Bezug zur Schärfentiefe gesetzt, also dem Be- ausgelegt, diese wurde jedoch nicht unter- reich um den Brennpunkt, in dem das Sternbild theoretisch kleiner als der Durch- sucht. messer des zentralen Beugungsscheibchens ist. Da dieser Wert von der Wellenlänge Die optischen Tests wurden von Wolf- und dem Durchmesser abhängig ist, die Größe des Bereiches jedoch auch von der gang Rohr durchgeführt. Dabei wurden Brennweite abhängt, ergibt sich: die Teleskope auf der optischen Bank auf Schärfentiefe = 2 × Wellenlänge × (Brennweite/Durchmesser)2 ihre Korrektur (sphärische Korrektur, Statt dem theoretischen Faktor 2,44 für den Durchmesser des Beugungsscheib- Koma, Astigmatismus) und die Farbrein- chens verwendet man den praxisnäheren Faktor 2. heit (Farblängsfehler) hin untersucht (vgl. Über die Schärfentiefe als Maßeinheit wird der tatsächlich gemessene Farblängs- Kasten). Die Strehl-Werte wurden dabei fehler zur Hauptfarbe Grün ins Verhältnis gesetzt, wobei aus den Abständen von für die visuell entscheidende Farbe grün Rot und Blau das arithmetische Mittel genommen wird. Die dadurch entstehende (546nm) ermittelt. Visuell wurde zudem Indexzahl ergibt eine verlässliche Zuordnung der einzelnen Refraktor-Systeme in das Beugungsbild im Sterntest geprüft und Chromasiegrade: mit dem Ronchi-Okular von Gerd Neu-  Vollapochromate liegen bei Chromasiegraden zwischen 0 und 1 mann erfolgte eine Sichtprüfung der Bild-  Halbapochromate liegen bei Chromasiegraden zwischen 1 und 2 fehler.  Achromate liegen bei Chromasiegraden größer als 2

Mechanik

Omegon 66ED und Astro-Professional das Rohr wird dadurch für den Transport führt, der schwer ganz zu klemmen ist und 66ED Carbon sehr kompakt. Beide Teleskope besitzen etwas hakelig läuft . Auch die Okularauszü- Beide Teleskope weisen eine erstaun- ebenso den gleichen, breiten Crayford- ge laufen insgesamt mit leichter Unwucht, liche äußerliche Ähnlichkeit bis in Details Okularauszug mit Untersetzung und Skala. wie das bei den meisten preiswerten Tele- auf, die heute bei vielen Import-Teleskopen Beim Omegon-Modell ist er nur mit einem skopen aus Fernost zu beobachten ist. Auch zu beobachten ist. Einziger Unterschied ist 1¼"-Okularanschluss versehen, der 2"-An- die Okularklemmung, obwohl vorbildlich der Carbon-Tubus des Geräts von Astro- schluss des Astro-Professional-Geräts kann mit Messingring ausgeführt, jedoch leider Professional, der jedoch beim Gewicht nur jedoch problemlos angeschraubt werden. nur mit einer Schraube gesichert, klemmt einen minimalen Vorteil bringt. Der Okularauszug lässt sich bei beiden des Öft eren. Beide Teleskope sind ordentlich verarbei- Teleskopen um 360° drehen, dies ist aber In den Tuben beider Teleskope sind kei- tet. Die Taukappe ist jeweils einschiebbar, unpraktisch mit einem Klemmring ausge- ne Blenden sichtbar, die Tubusinnenseite ist

Abb. 2: Klein und Schwarz präsentiert sich Omegons ED66. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 49 Test

Sechs kleine Refraktoren liegt somit trotz der größeren Öff nung unter dem der beiden 66mm-Teleskopen. Modell Omegon Astro-Profes- Teleskop- William Borg Mini Takahashi 66ED sional 66ED Service Optics ED60 FS-60CB Carbon IN ED70 Megrez 72 William Optics Megrez 72 Auch diese Optik, mit 72mm Durch- Öff nung 66mm 66mm 70mm 72mm 60mm 60mm messer die größte im Feld, sieht ähnlich Brennweite 400mm 400mm 420mm 432mm 350mm 355mm wie die anderen China-Teleskope aus, be- Öff nungsverhältnis f/6 f/6 f/6 f/6 f/5,8 f/5,8 sitzt aber einen weißen, massiveren Tubus. Transportlänge 316mm 316mm 295mm 295mm 316mm 314mm Dies ergibt das größte Gewicht im Test- gesamt feld mit 2,4kg. Der Okularauszug, eben- Transportlänge 316mm 316mm 295mm 295mm 105mm 195mm falls mit 1¼"- und 2"-Anschluss und der längstes Einzelteil unvermeidlichen 1:10-Untersetzung, zeigt Tubusdurchmesser 70mm 70mm 80mm 82mm 57mm 79mm sowohl beim Ausziehen als auch bei der (Taukappe) (85mm) (85mm) (92mm) (94mm) (68mm) Rotation deutlich geringere Probleme als die kleineren China-Teleskope. Lediglich Gewicht 1830g 1745g 2080g 2350g 632g 975g bei Zenitstand des Objekts ist die Benut- Okularanschluss 1¼" 2" + 1¼" 2" + 1¼" 2" + 1¼" 1¼" 2" oder 1¼" zung problematisch. Fokussierweg 61mm 61mm 80mm 80mm 10,5mm + 30mm Der wie beim TS-Teleskop sehr große 46mm Fokussierweg von 80mm lässt vielfältiges Stativanschluss 2× Foto- 2× Foto- 2× Foto- 2× Foto- 1× Foto- Rohrschelle, Zubehör zu, ebenso ist der Okularauszug gewinde, gewinde, gewinde, gewinde, gewinde 1× Fotoge- rotierbar – problemlos. Auch die Okular- 15mm 15mm Ab- 15mm Ab- 35mm winde, 2× klemmung gelingt mit zwei Schrauben Abstand stand stand Abstand Bohrung besser als bei der Konkurrenz. Drei Blen- 8mm den sind im Tubus verbaut. Die Stativauf- Lieferumfang Koff er Koff er Tasche – nahme ist ähnlich wie bei den anderen Gewicht mit Koff er 3940g 3960g 3230g – – – Teleskopen realisiert, aber mit zwei wei- Listenpreis 289€ 479€ 398€ 529€ 640€ 759€ ter voneinander entfernten Gewindeboh- rungen. Leider wird kein Transportkoff er serienmäßig mitgeliefert. William Optics aber gezahnt ausgeführt. Beide Teleskope an die Teleskope von Omegon und As- bietet aber passende Taschen an. haben auf der Unterseite einen fest integ- tro-Professional: Taukappe, Okularauszug, rierten Stativadapter mit zwei Fotogewin- Stativadapter sind identisch. Damit hat Borg Mini ED60 den. Mit 45mm Breite passt er auch in die das TS-Teleskop auch ähnliche Probleme: Der japanische Hersteller Borg verfolgt meisten Prismenschienen-Aufnahmen. Der Okularauszug läuft nicht rund, seine eine völlig andere Strategie als die chine- Sehr lobenswert bei beiden Teleskopen Drehfunktion ist ebenfalls hakelig, aber sischen Hersteller: Die Transportfähig- ist, dass der Transportkoff er mit Schaum- deutlich weniger stark als bei den 66mm- keit wird mit einem modularen Aufb au stoff im Lieferumfang enthalten ist – alle Modellen ausgeprägt. erreicht. Das Mini-Borg-System, im Test Transportprobleme sind gelöst. Insgesamt Das Tubusinnere ist mit zwei Blenden mit einem 60/350mm-Objektiv, lässt sich kommt man auf 3,5kg zu tragendes Ge- ausgestattet. Sowohl 1¼"- als auch 2"-Oku- komplett in Einzelteile zerlegen: Taukappe, wicht. lare lassen sich anschließen. Teleskop- Objektiv, Tubus, Stativadapter, Anschluss- Service liefert das Teleskop in einem sehr ring und Okularauszug sind voneinander Teleskop-Service IN ED70 angenehm handhabbaren und leichten abschraubbar. Das Transportmaß wird Teleskop-Service stattet sein ebenfalls in Soft -Koff er, der sich mit einem mitgelie- damit auf unglaubliche 10cm Länge ge- China produziertes Teleskop seit neuestem ferten Trageriemen auch umhängen lässt. drückt: Kompakter geht es nicht! Auch das ebenfalls mit einem Carbon-Tubus aus. Das zu transportierende Gesamtgewicht Gewicht ist rekordverdächtig: 632g wiegt Auch die sonstige Ausführung erinnert das komplette Teleskop. 57mm Tubusdurchmesser haben die Abb. 3: Astro-Professionals 66ED Carbon lässt sich mit einem 60°-Prisma zur Naturbe- modularen Einzelkomponenten der Borg- obachtung umrüsten. Mini-Serie. Sie lassen sich wahlweise und je nach Bedarf kombinieren. So kann man statt dem 60mm-Objektiv auch ei- nen 45/300-ED-Apochromaten oder 50/250- und 60/325-Achromate anschrau- ben. Auch okularseitig steht eine reiche Auswahl von mehreren Okularauszügen und Fotoadaptern zur Verfügung. Im Test verwendet wurde ein Helikalauszug, bei dem sich das Okular nicht mitdreht. Er ist mit einer Skala ausgestattet, besitzt aber nur 10,5mm Fokussierweg. Die grobe Fo- kuseinstellung wird deshalb bereits am Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

50 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Test ausziehbaren mittleren Tubuselement vorgenommen. Abb. 4: Glänzt ebenfalls im Carbon-Look: Vier Blenden fi nden sich im weiß IN ED70 von Teleskop-Service. lackierten Tubus, der wie die anderen Elemente des Borg-Designs vorbildlich verarbeitet ist. Leider nur zusätzlich zu haben sind die passenden Transportkof- fer – das Test-Teleskop kam ohne einen solchen.

Takahashi FS-60CB Ein kompaktes kurzes Teleskop- rohr verwendet Takahashi für seinen 60/355-Apochromaten, den kleinsten im Programm dieses führenden Re- fraktor-Herstellers. Das Teleskop wiegt weniger als 1kg, wirkt aber robuster als Abb. 5: Sammelt mit 72mm Öff nung schon viel Licht, ist aber auch das Borg-Teleskop. Leider ist die Tau- schwerer als die Konkurrenz: William Optics' Megrez 72. kappe nur abschraubbar, aber nicht einschiebbar. Das minimale Transport- maß ist damit auf 19cm Länge reduziert – Takahashis Baby lässt sich überall hin mitnehmen. Die Mechanik macht den Unter- schied: Der Okularauszug nach dem Zahn & Trieb-Prinzip läuft exzellent und sehr stabil ohne jedes Ruckeln. Leider steht nur ein kurzer Fokussier- weg von 30mm zur Verfügung, der Rest muss mit optionalen Adaptern vorein- gestellt werden. In der Grundausstat- tung muss man wählen zwischen den Okularanschlüssen mit 2" oder 1¼" – Abb. 6: An Leichtigkeit und Transportabilität nicht zu über- denn auch dafür werden verschiedene bieten: Borg Mini ED60. Adapterlösungen benötigt. Takahashis Teleskop besitzt keine Blenden im Tubus. Auf der Oberseite fi ndet sich aber eine Anschlussmög- lichkeit für einen Sucher – wegen der sehr kurzen Brennweite wird dieses Zubehör aber kaum benötigt. Nicht im Lieferumfang der Grund- ausstattung enthalten ist die Rohrschel- le, die aufgrund des fehlenden An- schlusses am Teleskoprohr zwingend erforderlich ist. Für 119€ bekommt man eine 48mm breite Schelle mit Foto- gewinde und zwei Bohrungen in 35mm Abstand an der Basis, auf der Oberseite ist ein Fotogewinde für Piggyback-Fo- Abb. 7: Ein kleines Traumteleskop ist Takahashis FS-60. tografi e angebracht. Für das Takahashi- Hier überzeugt vor allem die solide Mechanik. Teleskop gibt es kein passendes Trans- portbehältnis – schade!

Optik

Der Test auf der optischen Bank zeigt: Durchweg handelt es sich nicht um volla- pochromatische Objektive. Dies ist bei dem schnellen Öff nungsverhältnis von f/6 auch nicht anders zu erwarten. Farb-

fehler werden somit zwar weitgehend Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 51 Abb. 8: Zwillinge bis auf den 2"-Anschluss: die 66EDs von Abb. 9: Die Stativ-Aufnahme beim Omegon-Teleskop ist bei den an- Astro-Professional (links) und Omegon (rechts). deren in China gefertigten Geräten nahezu identisch ausgeführt.

vermieden, aber nicht ganz ausgeschlos- sung ohne einen Verlängerungs- oder Ver- Die Teleskope sen. Ebenfalls zu konstatieren ist: Die kürzungsfaktor erhältlich. in der Praxis Qualitätsunterschiede zwischen den preiswerteren China- und teuren Japan- In der Praxis Optiken sind gering. Omegon 66ED Die beste Farbkorrektur im Testfeld Bei der Beobachtung von Mond und sehr geringer Preis zeigt das Borg-Teleskop. Hier liegt le- Planeten sind alle Teleskope nahezu eben- Transportkoff er im Lieferumfang diglich der Brennpunkt für Rot deut- bürtig. Unterschiede zwischen made in Okularauszug läuft unrund lich abseits der anderen Farben. Die China und made in Japan sind nicht kein 2"-Anschluss Objektive von William Optics und auszumachen. Vergrößerungen von über Takahashi funktionieren mit zusätz- 100× sind bei allen Fernrohren möglich Astro-Professional 66ED Carbon lichem Glasweg von 50mm am besten, und erlauben die Detailbeobachtung von 2"-Anschluss wie er in der Realität durch die Ver- feinen Kraterstrukturen auf dem Mond, Transportkoff er im Lieferumfang wendung von Zenitprismen auch vor- den Mondschatten auf Jupiter und Saturns Okularauszug läuft unrund kommt. Bei beiden Teleskopen zeigt Cassini-Teilung. relativ hoher Preis ebenfalls der Fokus für Rot die größ- Das beste Bild an Mond und Planeten ten Abweichungen von der Bezugsfar- zeigt der Megrez 72 von William Op- Teleskop-Service IN ED70 be Grün. Nahezu identisch sind die tics aufgrund seiner Öff nung, gefolgt Transportkoff er im Lieferumfang Objektive der Fernrohre von Ome- von den Teleskopen von Takahashi und geringer Preis gon und Astro-Professional, was den Borg. Die Teleskope von Omegon und Okularauszug läuft unrund schon gehegten Verdacht nahe legt, Astro-Professional liegen jedoch nahezu deutlicher Farbfehler dass es sich bis auf Details um bau- gleichauf, minimale Unterschiede sind gleiche Fernrohre handelt. Mit einem erst nach längerer Beobachtung zu er- William Optics Megrez 72 Chromasiegrad von 2,5 handelt es kennen. Lediglich das Teleskop von TS gute Verarbeitung sich um sehr gute ED-Achromate mit leidet unter einem Blausaum um helle große Öff nung guter Farbkorrektur. Dies gilt ähnlich Objekte ab einer Vergrößerung von etwa geringer Farbfehler mit Glasweg für das Gerät von Teleskop-Service, 40×, vergleichbar etwa mit einem Zeiss relativ großes Gewicht das aber die größte Fokusdiff erenz bei C-Objektiv. Bei den anderen Teleskopen kein Transportkoff er im Lieferumfang Blau aufweist. sind leichte Blau- und Violettsäume an relativ hoher Preis Die Strehl-Werte zwischen 0,94 und hellen Objekten zwar merklich, aber nicht 0,99 im grünen Licht zeigen, dass es störend. Ähnlich zeigt sich das Bild bei Borg Mini ED60 sich durchweg um erstklassige Optiken der Tagbeobachtung: Auch unter schwie- extrem geringes Transportmaß handelt – egal wo sie gefertigt sind. rigen Lichtverhältnissen und Vergröße- extreme geringes Gewicht Die Unterschiede sind mit dem bloßen rungen um 50× konnten alle Teleskope Vielseitigkeit der Anwendungen Auge nicht zu sehen, erst ab einem Wert überzeugen. geringer Farbfehler von ca. 0,8 Strehl können visuelle Beo- Beim Sterntest sind die Ergebnisse ähn- nur 1¼" im Lieferumfang bachter Bildfehler ausmachen. lich: Fast alle Teleskope zeigen eine ideale kein Transportkoff er im Alle Teleskope zeigen darüber hinaus Beugungsfi gur von Arktur, lediglich beim Lieferumfang eine deutliche Vignettierung außerhalb Rohr von Teleskop-Service ist eine leicht hoher Preis der optischen Achse. Für die fotogra- unschärfere Zeichnung zu konstatieren. fi sche Nutzung empfi ehlt es sich daher, Der Takahashi FS-60 liefert mit 2"-Zu- Takahashi FS-60CB passend gerechnete Korrektoren zu ver- behör das mit unglaublichen 7,5° größ- robuste feinfühlige Mechanik wenden – hier liefern Borg, Takahashi te potentielle Feld aller Teleskope – al- geringes Gewicht und Teleskop-Service entsprechendes lerdings bei einer Fernglas-Vergrößerung geringer Farbfehler mit Glasweg Zubehör. Bei den japanischen Herstel- von nur 9×. Auf 6,5° kommt der 66ED von Rohrschelle nicht im Lieferumfang lern verkürzen oder verlängern die Kor- Astro-Professional, 6° sind mit dem IN kein Transportkoff er im Lieferumfang rektoren gleichzeitig die Brennweite ED70 von Teleskop-Service und dem Me- hoher Preis (Borg 264mm Brennweite, Takahashi grez 72 von William Optics zu überblicken. 374mm oder 255mm), bei Teleskop-Ser- Beim 66ED von Omegon ist das maximale

vice ist mit dem TS Flattener eine Lö- Feld aufgrund des fehlenden 2"-Anschlus- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

52 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Test

Optische Labortests Die Tests wurden mit einem Bath- 587nm) und C (rot, 656nm) statt. Zusätz- wobei aus den Indexzahlen von Rot und Interferometer in Autokollimation lich wurde bei 510nm gemessen, also der Blau das arithmetische Mittel genommen durchgeführt. Dabei wurden die Op- Wellenlänge, bei der das nachtsehende wird. Die dadurch entstehende Indexzahl tiken am künstlichen Stern dem Ron- Auge am empfi ndlichsten ist. ergibt eine verlässliche Zuordnung der chi-, Foucault- und Phasenkontrast-Test Die Strehl-Werte sind für die Haupt- einzelnen Refraktor-Systeme in Chroma- unterzogen. Die interferometrische Un- farbe grün gegeben. Für die Ermittlung siegrade (vgl. Kasten). Für einige Optiken tersuchung fand mit engbandigen Fil- des Farbfehlers wird über die Schärfen- wurde ein geringerer Chromasiegrad mit tern für die Fraunhofer-Linien F (blau, tiefe als Maßeinheit der Farblängsfehler einem Glasweg von 50mm ermittelt, wie 486nm), e (grün, 546nm), d (gelb, relativ zur Hauptfarbe Grün gemessen, er etwa einem 2"-Zenitprisma entspricht.

Omegon 66ED Astro-Professional 66ED Carbon Wellenlänge Fokusdiff erenz (bezogen auf e) Wellenlänge Fokusdiff erenz (bezogen auf e) 486nm –24μm 486nm –18μm 510nm –31μm 510nm –25μm 546nm – 546nm – 587nm +63μm 587nm +67μm 656nm +184μm 656nm +185μm Strehlwert 0,99 Strehlwert 0,96 Chromasie- 2,6 Chromasie- 2,5 grad grad

Teleskop-Service IN ED70 Borg Mini ED60 Wellenlänge Fokusdiff erenz (bezogen auf e) Wellenlänge Fokusdiff erenz (bezogen auf e) 486nm +116μm 486nm –10μm 510nm +50μm 510nm –10μm 546nm – 546nm – 587nm 0μm 587nm +36μm 656nm +67μm 656nm +114μm Strehlwert 0,94 Strehlwert 0,99 Chromasie- 2,5 Chromasie- 1,7 grad grad

William Optics Megrez 72 Takahashi FS-60CB Wellenlänge Fokusdiff erenz mit Wellenlänge Fokusdiff erenz mit (bezogen auf e) Glasweg (bezogen auf e) Glasweg 486nm –31μm +31μm 486nm –10μm +48μm 510nm –33μm +2μm 510nm –27μm +14μm 546nm – 0μm 546nm – 0μm 587nm +66μm +13μm 587nm +57μm +14μm 656nm +197μm +98μm 656nm +173μm +84μm Strehlwert 0,98 Strehlwert 0,99 Chromasie- 2,9 1,6 Chromasie- 2,4 1,7 grad grad

ses auf 4,5° reduziert. Auch mit dem Borg Unbedingt sollte man vor dem Kauf te- 2"-Zenitprisma von William beim As- Mini 60ED sind die Möglichkeiten einge- sten, ob eine vorhandene 2"-Kombination tro-Professional- und Omegon-Teleskop schränkt, ein 2"-Anschluss ist aber prinzi- von Okular und Prisma auch fokussiert nicht in den Brennpunkt. Für Erdbeo-

piell möglich. werden kann. So kommt man mit dem bachtungen bietet Astro-Professional ein Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 53 FRED

Abb. 10: Das Borg-Konzept: modularer Aufbau und extreme Zerlegbarkeit.

Teleskope diese Chance. Takahashi setzt dagegen auf einen Mittelweg, ohne an der Qualität zu sparen. Omegons 66ED ist ein wahres Schnäpp- chen, wenn man auf 2"-Anwendung ver- zichten will. Astro-Professional bietet nicht nur diese, sondern auch einen mo- 60°-Prisma an, das anstatt der Okularauf- Wolkenlückenbeobachtung. Dafür muss dernen Carbon-Tubus. Dieser ist ebenfalls nahme an den Okularauszug geschraubt man nicht tief in die Tasche greifen: Made beim sehr preiswerten Teleskop-Service- wird. Dies macht das Teleskop jedoch sehr in China bedeutet bei kleinen Refraktoren Modell vorhanden, leider verbunden mit hecklastig. Verwendung im Geradesicht- heute keinen Unterschied mehr zu den Kompromissen bei der Optik. Williams Modus ohne jedes Prisma ist bei keinem etablierten japanischen Herstellern – auch Teleskop profi tiert deutlich von seiner grö- der Teleskope möglich. wenn es sich eigentlich um gute Achro- ßeren Öff nung, während Borg in Sachen mate handelt. Diff erenzen gibt es aber bei Vielseitigkeit und Transportabilität nicht Fazit der mechanischen Ausführung: Während zu schlagen ist. Takahashi schließlich bie- Borg das Gewicht konsequent minimiert tet gewohnte erstklassige Qualität, wenn Alle sechs Teleskope versprechen viel und auf alle Mätzchen verzichtet, vergeben man das dazu nötige Geld ausgeben will. Spaß, egal ob auf Reisen oder bei einer die größeren Okularauszüge der China-

Die Teleskope wurden zur Verfügung gestellt von Astrocom, Gräfelfi ng, Astro-Professional, Saarbrücken, Astroshop, Landsberg, Astro-Optik Kohler, Luzern und Teleskop-Service, Putzbrunn. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Test Zwei ungleiche Brüder

Die beiden Standalone-Guider SynGuider von Synta und SG-4 von SBIG im Praxistest Technik

VON ULLRICH DITTLER

Eine exakte Nachführung während der Belichtung ist eine der Grundvoraussetzungen Abb. 1: Spielen in verschie- für erfolgreiche Astrofotografi e. So genannte Standalone-Guider bieten an, diese denen preislichen Klassen: Aufgabe ohne großen technischen Aufwand zu übernehmen. Wir haben die beiden die Standalone-Guider Syn- Guider von Synta und der SG-4 Standalone-Guider SynGuider von Synta/Sky-Watcher und SG-4 von SBIG getestet. von SBIG.

strofotografi e wird immer popu- Teleskops muss zur verwendeten Chipgröße führung kontrolliert und korrigiert. Wäh- lärer: Während noch vor wenigen passen – einige Amateurteleskope kom- rend einige gekühlte Astro-CCD-Kameras AJahren beeindruckende Astrofotos men bereits bei den ca. 23mm × 15mm gro- für diesen Zweck einen zweiten Chip als nur mit gekühlten Astrokameras angefer- ßen Detektoren der meisten DSLR-Kameras »Guiding-Chip« in das Gehäuse des Auf- tigt werden konnten, ermöglicht die tech- schon an ihre Grenzen, wie unschöne Stern- nahme-Chips integriert haben (Dual-Chip- nische Entwicklung im Bereich der digitalen abbildungen in den Bildecken zeigen. Und Kameras), ist bei der Astrofotografi e mit Spiegelrefl exkameras (DSLR) zunehmend auch die Montierung und deren Nachfüh- DSLR in der Regel die Verwendung einer mehr Amateuren einen preiswerten Zugang rung müssen über längere Zeit exakt die zweiten Kamera – die als Guiding-Kamera zur Astrofotografi e. Die Leistungsfähigkeit Erddrehung ausgleichen, um punktförmige fungiert – notwendig. Viele handelsübliche aktueller DSLR reicht in Verbindung mit Sternabbildungen zu ermöglichen. CCD- oder CMOS-Kameras – beispielswei- den Möglichkeiten der digitalen Bildver- se einige Webcams, aber auch die weit ver- arbeitung aus, um heute mit einer mittle- Warum Guiding-Kameras? breiteten Kameras von Th e Imaging Source ren Amateurausstattung Bilder zu gewinnen, oder die Lumenera-Kameras – lassen sich die noch vor wenigen Jahrzehnten nur den In der Regel ist die mechanische Qua- mit entsprechender (teilweise kostenfreier) professionellen Observatorien vorbehalten lität der im Amateurbereich verwendeten Soft ware zum Nachführen verwenden. Der waren. Die aktuellen digitalen Aufnahme- Montierungen jedoch nicht ausreichend, um Nachteil dieser preiswerten Lösungen be- chips stellen aber auch neue Anforderun- die Aufgabe der exakten Nachführung un- steht darin, dass diese Guiding-Lösungen gen an die weiteren optischen und mecha- kontrolliert der Montierung überlassen zu in der Regel einen PC benötigen, der dann nischen Komponenten des Astrofotografen: können; parallel zum Aufnahmechip ist zusätzlich zur Aufnahme-Kamera im Feld

Das ausgeleuchtete Bildfeld des verwendeten ein zweiter Chip notwendig, der die Nach- betrieben und mit Strom versorgt werden Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

56 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Test

Abb. 2: Der SynGuider (unten) verfügt auf der Rückseite über vier Schnittstellen (v.re.n.li.: Stromanschluss, ST4-/Guider-Anschluss, Anschluss für PC (RS232), Anschluss Handsteuerbox), der SG-4 (rechts) über einen ver- schraubten Stromanschluss, den Guideranschluss, einen Ein-/Ausschalter, eine Status-LED, einen Port zum Anschluss einer externen LED, zwei RS232- Schnittstellen und einen Ein-/Austaster für das Guiding.

muss. Elegantere Lösungen sind so genann- Testarrangement ware SWMT (Schlechtwettermontierungs- te Standalone-Guider, d.h. kleine Guiding- tester, Version 1,3) von Klaus Weyer in Be- Kameras, die ohne PC auskommen und Während SBIG lange Zeit der einzige trieb genommen. selbst die gewonnenen Bildinformationen Anbieter eines Standalone-Guiders war, in Guiding-Befehle für die Montierung um- ist in den letzten Monaten reichlich Be- Lieferumfang rechnen: Den ersten Standalone-Guider für wegung in den Markt dieser hilfreichen Amateure führte das US-amerikanische Un- Produkte gekommen: Unter dem Namen Die Lieferung des SynGuider besteht ternehmen SBIG vor mehr als 20 Jahren ein SmartGuider SG1 (vgl. interstellarum 58) aus dem rund 11cm × 8cm × 3cm großen – die legendäre ST-4. Der Rest der Geschich- und SG2 hat die italienische Firma LVI Kamerakopf, einer Batterietasche (ohne te ist schnell erzählt: Die ST-4 entwickelte zwei Standalone-Guider im Programm (die Batterien) zur Stromversorgung des Syn- sich innerhalb kurzer Zeit zu einem unent- sich in Ausstattung und Funktionsumfang Guider, einer Handsteuerbox (»Hand- behrlichen Hilfsmittel für Astrofotografen, unterscheiden). Ein anderer Standalone- Pad« genannt) sowie einem Guiderkabel später wurde sie – um auf die technischen Guider kommt aus Ungarn und ist inzwi- (mit RJ-45-Steckern) und einem Kabel Entwicklungen im Bereich der CCD-Ent- schen ebenfalls auf dem heimischen Markt für den seriellen PC-Port. Eine englisch- wicklung Rücksicht zu nehmen – durch das zu haben: der Lacerta M-GEN. Erst vor sprachige 15-seitige Anleitung liegt dem Modell ST-V abgelöst (das bis 2006 erhält- kurzer Zeit brachte zudem die bekannte Guider ebenso bei wie ein Par-Focal-Ring, lich war). chinesische Firma Synta einen Standalone- um die beste Fokusposition an einem vor- Das Konzept eines Standalone-Guiders Guider unter dem Namen SynGuider auf handenen Okular markieren zu können. ist so simpel wie hilfreich: Ein parallel zur den Markt – ein Produkt, das vor allem Bei der Betrachtung des Kamerakopfes – Aufnahmeoptik befestigtes Leitrohr nimmt durch seinen überraschend günstigen Preis dessen Vorderseite aus Metall und dessen den Standalone-Guider auf, der über die Aufsehen erregte – und dann gibt es aus Rückseite aus Kunststoff besteht – fällt ST4-kompatible Schnittstelle mit der Mon- dem Hause SBIG einen Nachfolger zur le- zunächst das rund 2,5cm × 3,7cm große tierung verbunden wird. Der Guider foto- gendären ST-4: Der aktuelle Standalone- Monochrom-Display auf der Rückseite grafi ert in kurzen Abständen einen klei- Guider des US-Herstellers hört auf den auf. Weiterhin verfügt der Kamerakopf nen Himmelsausschnitt und bestimmt die Namen SG-4. Position eines bestimmten Sterns (Leit- Der mit einem Listenpreis von rund stern); aus dem Unterschied zwischen Soll- 280€ recht günstige SynGuider von Synta Die Autoguider und Ist-Position errechnet der Standalone- bietet Autoguiding ohne Computer, eben- Guider die notwendigen Korrekturbefehle so wie der mit einem Listenpreis von rund in der Praxis für beide Achsen und gibt die entspre- 1000€ recht teure SG-4 von SBIG – die bei- chenden Steuerimpulse an die Montierung den Guider sollten in diesem Test zeigen, Der SBIG SG-4 in der Praxis: weiter. Alternativ zum Leitrohr kann ein ob sie ihr Geld wert sind. einfache 1-Tasten-Bedienung Standalone-Guider natürlich auch über ei- Die beiden Guider wurden in mehre- subpixelgenaue Nachführung nen Off -Axis-Guider mit dem Strahlengang ren Nächten an unterschiedlichen Gerä- bietet exaktes Guiding bei kurzen der Aufnahmeoptik verbunden werden. ten getestet: an einem Takahashi FS60 und langen Brennweiten Dieser leitet einen kleinen Teil des Lichts (60/355mm), das als Leitrohr für ein Ta- hoher Anschaff ungspreis aus dem Strahlengang der Aufnahmeoptik kahashi FS102 (102/820mm) diente, sowie über ein Prisma im rechten Winkel zum an einem Celestron C6 (127/1250mm), Der SynGuider in der Praxis: StandaloneGuider, der anhand eines Sterns das als Leitrohr für Aufnahmen mit einer bietet gutes Guiding bei kurzen im abgelenkten Bildausschnitt nachführt. parallel auf einer Stahlsäule positionierten Brennweiten Beim Einsatz eines Off -Axis-Guiders kann Losmandy-Montierung (GM-8 mit Gemi- geringer Anschaff ungspreis auf ein zusätzliches Leitrohr verzichtet wer- niGoto) diente. nur pixelgenaue Nachführung den, so wird die Montierung weniger bela- Vor den nächtlichen Einsätzen wurden keine akustische Meldung bei stet und bietet dem Wind im Feld weniger die beiden Guider aber zunächst an einem Guidingfehlern

Angriff sfl äche. künstlichen Stern und mittels der Soft - Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 57 Test

Abb. 3: Der SynGuider verfügt im Ge- gensatz zum SG-4 über ein etwa 2,5cm × 3,7cm großes Monochrom-Display auf der Rückseite zur Kontrolle der Nachfüh- rung. Das rechte Bild zeigt den Monitor bei Nacht mit Fadenkreuz und eingestelltem Leitstern.

1) Leitstern mit dem par-fokalen Okular fi nden, 2) Leitstern auf dem Display des SynGuider zentrieren, 3) Optimale Belich- tungszeit für den Leitstern einstellen, 4) über das »Lock«-Menü den Stern als Leit- über vier Schnittstellen, die zwar nicht be- eine Status-LED, einen Port zum An- stern markieren, 5) über den Guiding-Mo- schrift et sind, deren Funktion sich jedoch schluss einer externen LED, zwei RS232- de eine Kalibrierung des Guiders starten, aus der Anleitung ergibt. Die fehlende Be- Schnittstellen und einen Taster zum Ein- die damit endet, dass der SynGuider das schrift ung ist zwar unschön, die Gefahr und Ausschalten des Guidings. Autoguiding startet. falscher Anschlüsse ist jedoch gering, da Die Inbetriebnahme des SG-4 von SBIG die Buchsen alle unterschiedliche Größen Inbetriebnahme der Guider gestaltet sich etwas anders: Der SG-4 ist aufweisen. Als Chip fi ndet im SynGuider als Guider konzipiert, der stets an ein Leit- ein Sony-Chip vom Typ ICX404AL Ver- Die Inbetriebnahme des SynGuider be- rohr adaptiert bleibt; der Einsatz eines par- wendung. Die Größe des Chips beträgt ginnt mit der Suche nach geeigneten Bat- fokalen Okulars zur Leitsternsuche und 5,59mm × 4,68mm (dies ergibt eine Dia- terien: Das beiliegende Powerpack ver- -zentrierung im nächtlichen Einsatz kann gonale von 7,29mm), die Größe der auf langt nach vier D-Zellen. Sinnvoll wäre so entfallen. Es ist jedoch zunächst not- dem Chip angeordneten 510×492 Pixel es sicherlich, den SynGuider gemeinsam wendig, den Guider mit einem Computer beträgt daher 9,6μm × 7,5μm. Dem Guider mit einem passenden Netzteil auszuliefern zu verbinden, um die Guiding-Optik zu fo- liegt ein 1¼"-Adapter bei, der in das M42- oder zumindest mit der üblichen (Ziga- kussieren. Der SG-4 kann hierzu mit dem Gewinde des Kamerakopfes geschraubt rettenanzünder-)Anschlussmöglichkeit an beiliegenden RS232-Kabel mit dem PC ver- werden kann. die von vielen Astrofotografen verwende- bunden werden. Die mitgelieferte Soft ware Die Lieferung des SG-4 von SBIG um- ten PowerPacks. Auch der Anschluss an zeigt dann das Kamerabild auf dem Note- fasst neben dem rund 11cm × 9cm × 7cm die meist vorhandene 12 Volt-Ausgangs- book-Display an (Abb. 6), so dass das Stern- großen (und rund 580g schweren) Ka- buchse der Montierung wäre eine bessere bild dort exakt fokussiert werden kann. merakopf ein Netzteil, ein serielles RS232- Möglichkeit als ein eigenständiger Bat- Anschließend noch auf »calibrate guider« Kabel zum Anschluss des Guiders an einen teriepack. An einem hellen Stern ist der klicken und der Guider sucht sich im Auf- Computer (dieser Anschluss ist notwen- SynGuider zunächst zu fokussieren und nahmefeld durch selbständige Verwendung dig, um den Guider vor der ersten Inbe- zu kalibrieren: Nach dem Einstecken der unterschiedlicher Belichtungszeiten (0,12s, triebnahme zu fokussieren). Eine Treiber-/ Stromversorgung zeigt der Bildschirm im 1s, 2,5s, 6,24s sowie 10s) einen Stern und Soft ware-CD und eine gedruckte 32-sei- »Preview Mode« das noch nicht exakt fo- bewegt die X- und Y-Achse der Montierung tige Anleitung komplettieren die Liefe- kussierte Sternbild. Während über die »+«- zur Berechnung der Guiding-Parameter. rung. Bereits beim Auspacken des SG-4 und »–«-Tasten der Handsteuerbox die Bei einem »Trockendurchlauf« am künst- fällt auf, dass zum Betreiben des Guiders Belichtungszeit bis zu 4s variiert und über lichen Stern dauerte dieser Kalibrationspro- keine zusätzliche Handsteuerbox erfor- das »Noise«-Menü das Hintergrundrau- zess nur rund 45s. derlich ist; die gesamte Steuerelektronik schen reduziert werden kann, kann der Auch der SynGuider wurde zuerst am ist im Kamerakopf integriert. Im Inne- Stern fokussiert und zentriert werden. Für künstlichen Stern verwendet: Dieser wur- ren des SG-4 arbeitet ein Kodak-Chip des die spätere Nutzung ist es hilfreich, sich de mit einem Fadenkreuzokular zentriert, Typs KAI-0340S. Dieser Interline-Chip nach dem ersten Fokussieren mit dem bei- anschließend konnte das Okular durch verfügt über eine Aufl ösung von 640×480 liegenden Ring ein zum SynGuider par-fo- den SynGuider ersetzt werden. Die Belich- Pixel bei einer Pixelgröße von 7,4μm, so kales Okular (am besten gleich ein Faden- tungszeit wurde anschließend solange ma- dass sich bei einer aktiven Bildfl äche von kreuzokular!) entsprechend zu markieren. nuell variiert, bis der künstliche Stern auf 4,74mm × 3,55mm eine Bilddiagonale von Beim Anschluss des SynGuiders ist darauf dem Display des SynGuider gut zu erken- 5,92mm für den Chip ergibt. Die höchste zu achten, dass der Guider parallel (bzw. nen war. Der Erfolg der Fokussierung wird Quanteneffi zenz erreicht dieser Chip mit senkrecht) zu den Bewegungen der Achsen über den angezeigten Wert der fokussierten etwa 55% bei einer Wellenlänge von rund der Montierung ausgerichtet ist – dies lässt Sternhelligkeit (BRI) angezeigt. Nach dem 500nm. Der SG-4 verfügt – auch dies ist sich bei Bewegung der Achsen durch Beo- Fokussieren kann der Kalibrationsprozess ein Unterschied zum SynGuider – über bachtung des Sternabbildes auf dem Display durch Auswahl des Menüeintrags »Guide - einen mechanischen Verschluss. Das me- leicht kontrollieren. AutoCal« gestartet werden; am künstlichen chanisch sauber verarbeitete Metallgehäu- Um den SynGuider zu nutzen, ist es – Stern dauerte dieser Prozess ebenfalls nur se des Guiders hat auf seiner Rückseite laut Handbuch – empfohlen, nach dem knapp 60s – hatte aber den großen Vor- neben einem (verschraubten!) Stroman- Anfahren eines jeden zu fotografi erenden teil, dass die Bewegungen des Sterns auf schluss und dem notwendigen Guideran- Objektes eine neue Kalibrierung durch- dem Display am Guider mitverfolgt wer-

schluss zudem einen Ein-/Ausschalter, zuführen, dies umfasst folgende Schritte: den konnten. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

58 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Test

Die Soft ware Schlechtwettermontie- Autoguiding starten) ausgeführt. Das Gui- ist daher nicht notwendig. Die gewohnte rungstester (SWMT) von K. Weyer simu- ding am kurzen Leitrohr gestaltete sich un- Möglichkeit, die Position des Sterns auf liert auf einem PC-Monitor den Verlauf problematisch, wie ein regelmäßiger Blick dem Chip während des Guidings zu ver- eines Sterns, so dass sich die Soft ware auch auf das Display des SynGuider zeigte, das folgen, gibt es jedoch nicht. Am Ergebnis sehr gut eignet, um vorab die Arbeit der den Anwender stets auch über die Abwei- zeigte sich jedoch schnell, dass eine sol- Guider an einer kurzbrennweitigen Optik chung in Rektaszension und Deklination in- che Rückmeldung für den Astrofotografen an diesem PC-generierten Stern zu beurtei- formiert. Da der SynGuider ggf. auft retende auch nicht notwendig ist: Der SG-4 hat den len. Beide Guider führten am künstlichen Fehler im Guiding jedoch nicht akustisch si- Guiding-Prozess in diesem Testaufb au ta- Stern über 15min gut nach – wobei der von gnalisiert, ist dieser kontrollierende Blick auf dellos im Griff . SBIG über eine grüne LED die einwandfreie den Bildschirm regelmäßig nötig, um der- Der Vergleich der mit den unterschied- Funktion signalisiert und eine rote LED so- artige Fehler nicht erst auf den Aufnahmen lichen Guidern nachgeführten Aufnahmen wie ein akustisches Signal auf fehlerhaft es zu entdecken. Im geschilderten Testaufb au machte jedoch einen wesentlichen Unter- Guiding hinweist (beispielsweise weil der traten jedoch keine Fehler auf, der Synguider schied der Guider deutlich: Während die Leitstern verdeckt wird). Der Funktionssta- führte den ausgewählten Leitstern auf dem Guider am kurzbrennweitigen Teleskop tus des Synta-Guiders kann an dessen Bild- angezeigten Fadenkreuz des Displays nach. (355mm Brennweite) nachführten, wurden schirm abgelesen werden, eine akustische Der Einsatz des SG-4 am Leitrohr ge- am parallel montierten langbrennweitigen Fehlermeldung gibt es nicht. staltete sich etwas anders: Nach dem An- Teleskop mit 820mm Brennweite mit einer fahren des zu fotografi erenden Objektes DSLR Aufnahmen gemacht. Während die Die Guider im nächtlichen Einsatz wird durch längeres Drücken des On/Off - mit dem SG-4 nachgeführten Aufnahmen Knopfes der Kalibrationsprozess am Stern runde Sternabbildungen zeigen, sind die Im nächtlichen Einsatz sollten sich beide gestartet, anschließen muss nur noch der Sternabbildungen auf den mit dem Syn- Guider zunächst am Nachführteleskop mit »Guide on/off «-Schalter am SG-4 gedrückt Guider nachgeführten Abbildungen nicht 355mm Brennweite bewähren. Der Syn- werden, um das Guiding zu starten. Das ganz fehlerfrei. Eine mögliche Erklärung Guider wurde hierzu an das Teleskop an- war es auch schon – Auswahl eines Leit- kann darin liegen, dass der SG-4 mit Sub- geschlossen und die oben genannten fünf sterns, Steuerung der Belichtungszeit etc. pixel-Genauigkeit nachführt, während der Schritte (Leitsternsuche mit Okular, Leit- übernimmt der SG-4 selbständig. Gibt es SynGuider nur Pixel-genau nachführt. Zu- stern auf dem SynGuider zentrieren, Belich- Probleme beim Guiding, so ertönt zusätz- dem sind die quadratischen Pixel des SG-4 tungszeit für den Leitstern anpassen, Stern lich das angesprochene akustische Signal; etwas kleiner als die rechteckigen Pixel des als Leitstern festlegen und Kalibration mit ein regelmäßiger Kontrollblick zum Guider SynGuider. Diese beiden Faktoren sind wohl

Technische Daten der Standalone-Guider SBIG SG-4 SynGuider Chip Kodak Kai 0340S Sony ICX404AL Aufl ösung 640 × 480 Pixel (307200 Pixel) 510 × 492 Pixel (250920 Pixel) Chipdiagonale 5,92mm 7,29mm max. Quanteneffi zienz 55% bei ca. 500nm nicht bekannt Mechanischer Shutter ja nein Maximale Belichtungzeit 10s 4s

Abb. 4: Der SynGuider im Praxiseinsatz am kurzbrennweitigen Nachführteleskop.

Abb. 5: Der SG-4 am langbrennweitigen SC-Teleskop. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Test

Abb. 6: Software dingt durch die Pixelgröße und die Not- des SG-4; zu sehen wendigkeit längerer Brennweiten der ist die Fokussierung Leitrohre (Stichwort: Verhältnis 1:2), vor auf einen künstlichen allem bei Aufnahmen mit kurzen bis Stern. mittleren Brennweiten. Dort tut er meist, was er verspricht und steuert selbständig die Nachführung des Teleskops. Der Syn- Guider kann im Bereich der einfachen Bedienbarkeit (Stichwort: parallele Aus- richtung zu den Montierungsachsen not- wendig, fünf Schritte zum Starten des Guiding notwendig) und der Genauigkeit des Guiding (Stichwort: fehlende Subpi- xel-Genauigkeit) noch optimiert werden. Auch eine Ergänzung um ein par-fokales Okular und ein Anschlusskabel an eine mobile Stromversorgung (Stichwort: Po- wertank) wären sinnvolle und hilfreiche Ergänzungen. Preislich ist der SynGuider jedoch ungeschlagen! Der SG-4 von SBIG ist etwas für Men- schen, die sich das Leben einfach machen wollen und einen zuverlässigen Guider wünschen, um sich in unseren weni- gen klaren Nächten mit den Himmels- objekten befassen zu können – und nicht mit der Technik des Guiders. Die solide mechanische Verarbeitung, das zuver- lässige und subpixelgenaue Guiding im Bereich der kurzen aber auch der langen Brennweite, sowie die einfache Bedie- nung machen den SG-4 (wenn er dauer- haft parallel zur Aufnahmeoptik mon- tiert bleiben kann) zu einer einfachen und wertvollen Hilfe für Astrofotografen. Abb. 7: Aufnahme mit 820mm Brennweite. Die Nachführbrennweite betrug 355mm Auch beim SG-4 wäre ein Anschlusska- und man erkennt deutlich die leicht eiförmigen Sterne in der linken Aufnahme, die mit bel für eine mobile Stromversorgung im dem SynGuider nachgeführt wurde. Die Sterne in der rechten Aufnahme, nachgeführt mit Feld hilfreich. Der SG-4 ist hochpreisig, dem SG-4, sind kreisrunde Scheibchen. dennoch ist er mit seiner exakten und fehlerfreien Arbeitsweise und einfachen für die unterschiedliche Nachführgenauig- par-fokalen Okular, Austausch des Okulars 1-Knopf-Bedienung seinen Preis wert. keit der beiden Guider verantwortlich. gegen den SynGuider, Guidestern markie- Gemeinsam ist beiden Guidern, dass Synta empfi ehlt in diesem Zusammen- ren, Kalibration und Guiding starten) auf- sie für den Einsatz an einem Leitrohr hang den SynGuider für den Einsatz an Gui- wändiger bzw. umständlicher ist, als die konzipiert wurden. Ein Einsatz an einem ding-Teleskopen mit kurzer Brennweite (laut 1-Knopf-Bedienung des SG-4. Dennoch ver- Off -Axis-Guider erscheint zwar zunächst Anleitung zwischen 400mm und 1200mm). richten beide Guider ihre Aufgabe auch bei möglich, wird aber in vielen Fällen si- Zudem wird von einigen Händlern für den der längeren Nachführbrennweite fehlerfrei cherlich an der bauartbedingten Größe SynGuider ein Verhältnis der Aufnahme- und führen nach, ohne den Leitstern zu der Kameraköpfe und der schwierigen zur Nachführbrennweite von 1:2 genannt, verlieren. Qualitative Unterschiede in der Fokussierung an einem Off -Axis-Guider d.h. die Brennweite des Nachführ-Teleskops Nachführung konnten bei den Aufnahmen, scheitern. soll doppelt so groß sein, wie die Brennweite die mit dem parallel montierten Takahashi der Aufnahmeoptik. Aus diesen beiden Aus- FS-60 gewonnen wurden, nicht festgestellt sagen ergibt sich, dass der SynGuider für die werden. Dies wäre – da die Brennweite des Surftipp Nachführung von Aufnahmen mit 200mm Leitrohrs ca. das Dreifache der Aufnahme- Homepage des Autors: bis zu 600mm Brennweite gedacht ist. brennweite betrug – auch sehr erstaunlich www.sternenstaub-observatorium.de Beide Guider wurden auch zur Nach- gewesen. führung an einem Teleskop mit 1250mm Brennweite herangezogen, das parallel zu Fazit einer kürzer-brennweitigen Aufnahmeoptik Der SynGuider wurde freundlicherweise montiert war. Es zeigte sich auch hierbei, Die beiden Guider sind zwei unter- von der Fa. Teleskop-Service (Putzbrunn) dass die Bedienung des SynGuider mit den schiedliche Brüder: Der SynGuider von zur Verfügung gestellt.

fünf Schritten (Leitsternzentierung mit dem Synta fi ndet seinen Einsatzbereich, be- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

60 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Selbstbau Photonenjagd ohne Ballast Technik Eine selbst gebaute Stand- Alone CCD-Kamera

VON MARTIN RAABE

Anscheinend unvereinbar stehen sich auf der einen Seite digitale Spiegelrefl exkameras mit unkomplizierter Handhabung, auf der anderen Seite astronomische CCD- Kameras mit überlegener Signalqualität, zum Betrieb je- doch angewiesen auf einen PC oder Laptop, gegenüber. Aber warum gibt es keine Kamera, die die Vorteile aus beiden Welten vereint? In einem Selbstbauprojekt wurde versucht, diese Brücke zu schlagen.

Abb. 1: Das Herzstück der CCD-Kamera: der CCD-Sensor von Sony in der Kühlkammer. Der vordere Teil des Kamerage- häuses mit dem integrierten Filterwechsler ist entfernt.

ntscheidend für die Qualität einer Für das beschriebene Selbstbauprojekt la- langbelichteten Deep-Sky-Aufnahme gen die Zielvorgaben deshalb auf der Hand: Eistst das SSignal-zu-RauschverhältnisgnauRau der Ein hochempfi ndlicher und rauscharmer dunklendunklen BilBildteile.dteile. DiDieseseses bestimmt in wel- CCD-Sensor, ausgestattet mit einer geregelten chemchem MaßMaß schwacheschwache DetailsDeta mittels Bildbe- Kühlung, ein eingebauter Monitor zum Auf- ararbeitungbeitung aus ddenen DatenDaten herausgearbeitet suchen und Fokussieren des Objekts und eine werden können,können, ohne dass dasd Bild durch das integrierte Speicherkarten-Schnittstelle. Die RauscRauschenhen unanseunansehnlichhnlich wird. Außer der Kamera sollte außerdem in der Lage sein, au- HeHelligkeitlligkeit ddeses HimmelshintergrundesHimm tomatisch Aufnahmereihen durchzuführen. uundnd dederr LichtstärkeLichtstärke der Aufnahme- Ein motorisiertes Filterrad ermöglicht das ooptikptik sowie der QuQuanteneffia zienz des auch bei Farb- bzw. Schmalbandaufnahmen. BiBildsensorsldsensors ist auauchc das im Sensor uundnd dederr KKameraelektronikamera entste- Bildsensor und Kühlung hhendeende RauscRauschenhen für das Signal- zzu-Rauschverhältnisu-Rauschverhäl wesentlich. In astronomischen Anwendungen hat DurcDurchh KüKühlunghlung des Bildsensors sich der CCD-Sensor ICX285 von Sony bes- kakannnn das DunkelstromrauschenDunk tens bewährt. Er hat 1392×1040 Bildpixel, uundnd jjee nachnach SensortechnologieSenso auch angeordnet in einem Raster von 6,45μm. das AAusleserauschenusleserausche stark reduziert Die Bilddiagonale beträgt somit ca. 11mm. werwerden.den. Eine KüKühlunghlun ist deshalb für Für diese Kamera wird die monochrome lleistungsfähigeeistungsfähige Kameras unverzichtbar,u ent- Ausführung des Chips verwendet. Abb. 2: ssprechendprechend ist sie ffesterester BBestandteile nahezu Der Sensor ist in der Kühlkammer mon- Die Ka- jjedereder astronomischenastronomischen CCD-Kamera.CCD tiert, deren vorderen Abschluss ein breitban- mera mit der Die ddigitaleigitale SpieSpiegelreflgelrefl exkameraexk überzeugt dig durchlässiges und mehrfach entspiegeltes schwenkbaren Dis- durchdurch ihreihre einfacheeinfache BeBedienung,dien die unmittel- Fenster bildet. Hinter dem Sensor befi ndet play- und Bedieneinheit barebare BildanzeigeBildanzeige aaufuf ddemem iintegrierten Moni- sich das Peltier-Element zur thermo elek- an der Rückseite. Oben wird tor, und natürlich dem direkten Speichern der trischen Kühlung. Über den so genannten die Speicherkarte eingesteckt, un- Bilddaten auf einer Speicherkarte, ohne dass Kühlfi nger wird Wärmeleistung vom Sensor

ten sieht man die passive Kühleinheit. dazu ein PC erforderlich ist. wegtransportiert und zusammen mit der für Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 61 Selbstbau

RAM zwischengespeichert. Das ist erfor- Material und Kosten derlich, da das Auslesen des CCD-Sensors ohne jegliche Unterbrechung oder Verzö- CCD-Chip Sony ICX285 480€ gerung völlig gleichmäßig erfolgen muss, Kühlung mit Kühlkammer und Fenster ca. 150€ um keine Störungen im Bild entstehen zu Elektronik mit Leiterplatten und Display ca. 350€ lassen. Aus dem RAM werden die Daten Mechanik und sonstiges Material ca. 100€ dann sofort auf einem Display dargestellt. Das OLED-Display, aufgebaut aus orga- nischen Leuchtdioden, hat eine Aufl ösung den Wärmetransport entgegen dem Tem- Transportieren der in den Integrationspi- von 320×240 Pixeln bei einer Diagona- peraturgefälle erforderlichen zugeführten xeln gesammelten Ladung bis zum Aus- le von 2,8 Zoll. OLED-Displays vereinen elektrischen Leistung nach hinten an den leseverstärker befi nden. Dadurch können einige für diese Anwendung interessante Kühlkörper abgegeben. solche Sensoren ohne einen mechanischen Eigenschaft en: Bei überwiegend dunklem Das Peltier-Element wird über einen Verschluss betrieben werden. Die Transfer- Bildinhalt benötigen sie nur sehr wenig Schaltregler betrieben, der die Kamera-Ver- pixel haben jedoch einen wesentlich größe- Strom, schwarze Flächen sind unter je- sorgungsspannung von 12V mit hohem ren Leckstrom als die Integrationspixel und dem Betrachtungswinkel völlig schwarz, Wirkungsgrad auf einen Wert von ca. 0,8– generieren infolge dessen ein erhebliches und das Display arbeitet auch bei sehr tie- 2,4V umsetzt. Zur exakten Regelung der Rauschen, das beim Auslesen des Bildes fen Außentemperaturen ohne erkennbare CCD-Temperatur befi ndet sich ein Th er- zum Rauschen des Ausleseverstärkers hin- Trägheit. mofühler am Kühlfi nger. Ein Regelalgo- zukommt. Glücklicherweise ist eine Küh- Anschließend werden die Bilddaten auf rithmus in der Soft ware stellt durch Vari- lung hier genauso wirksam wie bei der Re- einer Compact-Flash-Karte gespeichert. ation der elektrischen Leistung, die dem duzierung des Dunkelstromrauschens der Dabei arbeitet die Kamera mit dem üb- Peltier-Element zugeführt wird, die exakte Integrationspixel. lichen FAT16-File-System, so dass die Bil- Einhaltung der vorgewählten Chiptempe- der später mit einem einfachen Kartenle- ratur sicher. Dabei wird eine maximale Intelligenz an Bord ser am PC eingelesen werden können. Das Temperaturdiff erenz von ca. 31° zur ru- Datenformat entspricht dem FITS-Stan- henden Umgebungsluft erreicht. Beim Be- Die Elektronik der Kamera wurde voll- dard. Außer den eigentlichen Bilddaten trieb im Freien bei leichtem Wind lassen ständig neu entwickelt und für die kon- protokolliert die Kamera auch Informati- sich ca. 35° erzielen. Der Regelalgorithmus kreten Anforderungen optimiert. Das onen wie die Belichtungszeit, den verwen- verhindert schnelle Temperaturwechsel, um Bildsignal vom CCD-Sensor wird über deten Filter und die Temperatur des CCD- eine Beschädigung des CCD-Chips durch einen Videoverstärker auf die Correlated- Chips in der FITS-Datei. thermische Spannungen auszuschließen. So Double-Sampling-Schaltung gegeben, die Für das Auslesen eines Vollbildes, die An- wird vor dem Abschalten der Kamera eine bestimmte Rauschanteile des Auslesever- zeige auf dem Display und das Speichern auf langsame Aufwärmphase über mehrere Mi- stärkers des CCD-Sensors eliminiert. Die der Karte werden insgesamt ca. zwei Sekun- nuten durchlaufen. Ausleserate beträgt 1 Million Pixel pro den benötigt. Der ICX285 ist ein so genannter »Inter- Sekunde. Die Quantisierung des analo- Die gesamten Abläufe der Kamera werden line Transfer Sensor«, bei dem sich zwischen gen Signals auf digitale Werte erfolgt mit von einem Mikrocontroller und der entspre- den lichtempfi ndlichen Integrationspixeln einer Aufl ösung von 16 Bit. Die digitalen chenden Soft ware, erstellt in den Program- separate, nicht lichtempfi ndliche Pixel zum Daten werden dann zunächst in einem miersprachen C und Assembler, gesteuert.

Abb. 3: Die äußere Form der Kamera Abb. 4: Das integrierte Filterrad kann mit bis zu Abb. 5: Im Inneren verbirgt sich wird vom runden Filterrad-Gehäuse be- acht 1¼"-Filtern bestückt werden. Die aktuelle Filter- die Elektronik, die für die konkreten stimmt. Adapter auf der Vorderseite ermög- bestückung kann eingegeben werden, so dass im Anforderungen optimiert wurde. Im lichen den Anschluss an ein T2-Gewinde Betrieb und auch im Informationsfeld der FITS-Datei Vordergrund ist das OLED-Displays oder ein KB-Bajonett. die Filter mit ihrem Namen bezeichnet werden. und oben links auf der Platine die Speicherkarte zu sehen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

62 interinterstellarumstellarum 73 . Dezember/JanuarDezember/Januar 20112011 FRED

Der CCD-Sensor benötigt zum Auslesen Abb. 6: Die Kamera mit ausgeschwenk- der Bilddaten mehrere verschiedene Taktsi- tem Display betriebsbereit am Teleskop. gnale, die in einer ganz bestimmten Sequenz mit den richtigen Spannungspegeln erzeugt neue Position gefahren werden. Das Filter- werden müssen. Die dazu erforderlichen Lo- rad bietet Platz für acht Filter der Größe gikzustände werden mittels schneller Assem- 1¼". Der Antrieb erfolgt über einen kleinen bler-Routinen per Soft ware erzeugt und von Schrittmotor und wird durch einen induk- passenden Hardware-Treiberbausteinen auf tiven Referenzsensor kontrolliert. Die ak- die richtigen Pegel umgesetzt. Zur schnellen tuelle Filterbestückung wird der Kamera Datenübertragung zwischen Analog-Digital- über ein Menü bekannt gemacht, so dass im wandler, RAM und Speicherkarte wurde eine Betrieb und auch im Informationsfeld der spezielle Logikschaltung entworfen. FITS-Datei die Filter nicht einfach mit einer Die Elektronik basiert überwiegend auf Nummer, sondern direkt mit ihrer Charak- modernen Bauteilen in SMD-Technologie. teristik bezeichnet werden (R, G, B, Hα etc.). Eine besondere Herausforderung bestand darin, die Bauteilanordnung und die Lei- Die Schnittstellen zur Außenwelt terbahnführung so zu realisieren, dass die internen Störquellen, das sind insbesondere Die äußere Form der Kamera wird be- der Spannungswandler für das Peltier-Ele- stimmt vom runden Filterrad-Gehäuse so- ment und der Bereich der schnellen Digital- wie dem daran angesetzten Elektronik-Ge- signale, den empfi ndlichen analogen Schal- häuse. An der Vorderseite des Filtergehäuses tungsteil der Bildsignalverarbeitung nicht befi ndet sich die Anschlussmöglichkeit für beeinfl ussen. das übliche T2-Gewinde, alternativ kann ein Bajonettring zum Anschluss von KB- Ergonomische Bedienung Objektiven montiert werden. Der rückwärtige Bereich wird bestimmt Abb. 7: M 31, 135mm-Teleobjektiv bei Blen- Die Kamera verfügt über verschiedene von der schwenkbaren Display- und Be- de 5,6, Belichtungszeit 3×8min, L-Filter. Luft- Betriebsarten: kontinuierliches Belichten dieneinheit sowie dem darunter liegenden temperatur: 14°, Chiptemperatur: –15°. und Anzeigen der vollen Sensorfl äche zum passiven Kühlkörper. An der Unterseite Aufsuchen eines Objekts, schnelles peri- der Kamera befi ndet sich ein 1/4"-Stativ- odisches Aufnehmen und Anzeigen mit gewinde. wählbarer Vergrößerung zum Fokussieren Die Kamera wird mit einer Gleichspan- sowie die eigentlichen Aufnahmemodi. Da- nung von ca. 12V versorgt. Bei voller Kühl- bei wird unterschieden zwischen manuell leistung beträgt die Stromaufnahme ca. gestarteten Einzelaufnahmen und dem Ab- 0,75A, ohne Kühlung ca. 0,2A. Ein Akku- arbeiten einer von zehn programmierbaren betrieb ist somit gut möglich, so dass auch Aufnahmesequenzen. Hierbei können in- von Seiten der Stromversorgung dem mobi- dividuell Belichtungszeit (0,001s–1800s), len Einsatz nichts entgegensteht. Bildanzahl und Filtereinstellung vorgege- ben werden. Zum Beispiel LRGB-Aufnah- Erste Erfahrungen mereihen werden somit völlig eigenstän- dig von der Kamera durchgeführt. Das Bei der ersten Inbetriebnahme einer Erstellen von Dunkelbildern gestaltet sich CCD-Kamera gilt das größte Interesse dank der geregelten Kühlung und des gene- kontrastverstärkten Bias- und Dunkelbil- rell niedrigen Dunkelstromrauschens die- dern, da sich hier Störungen z.B. durch ses CCD-Sensors sehr einfach und erfolgt die digitalen Signale oder die Stromver- Abb. 8: M 42, Apochromat 80/480mm bei ununabhängiga von den Aufnahmen, um kei- sorgungs-Schaltungen zeigen. Diese wa- f/4,8, LRGB-Hα-Aufnahme, gesamte Belich- ne BBeobachtungs- bzw. Integrationszeit zu ren glücklicherweise nicht zu beobachten. tungszeit 60min. veverlieren.rli Die Bildgröße kann auf 640×480 Eine zunächst vorliegende Ungleichmäßig- PiPixelxe verringert werden, was für Aufnahme- keit am Bildrand konnte durch eine kleine Ein Beispiel für eine vollautomatisch rreiheneih von Planeten sinnvoll ist. Auf eine Schaltungsänderung beseitigt werden. erstellte Aufnahmereihe mit Breit- und 2G2GB-SpeicherkarteB passen ca. 700 Vollbilder Völlig problemlos arbeitet die Kühlung. Schmalbandfi ltern und unterschiedlichen ooderde 3300 Bilder mit reduzierter Aufl ösung. Es traten bisher weder Kondensation noch Belichtungszeiten ist in Abb. 8 zu sehen. In NeNebenb den Aufnahmefunktionen gibt es Eisbildung auf dem CCD-Chip oder dem Kombination mit einem ebenfalls selbst ge- eeineine Rückschaufunktion für bereits auf der Kühlkammer-Fenster auf, obwohl weder bauten Stand-Alone Autoguider war für die SpSpeicherkarteei befi ndliche Bilder. ein Trockenmittel noch eine besondere 60 Aufnahmen keinerlei manueller Eingriff DDie Bedienung der Kamera erfolgt über Gasfüllung verwendet wird. erforderlich. TTastenast neben dem Display, geführt durch Abbildung 7 zeigt eine der ersten Test- ein Menüsystem. In jeder Aufnahmebe- aufnahmen, die mit der Kamera gewonnen Surftipps trietriebsartb kann über Tastendruck unmit- wurden. Die drei Rohbilder wurden nach Homepage des Autors: www. tetelbarlb die Belichtungszeit geändert oder der Überlagerung lediglich in der Hellig- astroselbstbau.homepage.t-online.de

das motorisch betriebene Filterrad in eine keit skaliert. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 63 Wissen

von Stefan Seip TECHNIKWISSEN Warum RAW statt JPG?

n wechselndem Kontext ist die Empfehlung zu vernehmen, man Diese Fülle an Farben reicht für praktisch alle Darstellungs- und Imöge Astrofotos im so genannten »RAW-Format« und nicht als Wiedergabeoptionen auf Monitoren oder Druckern aus, noch JPG-Datei aufnehmen. Dies soll durch diesen Beitrag untermau- mehr Abstufungen würde das menschliche Auge ohnehin nicht Technik ert werden. Während das JPG-Format (auch JPEG) ein weitgehend diff erenzieren können. Astrofotos sind in der Regel jedoch ohne universelles und genormtes Dateiformat für digitale Bilder ist, Maßnahmen der Bildverarbeitung nicht brauchbar. Bildverarbei- kann der Begriff »RAW« am besten mit »roh« übersetzt werden. tung wiederum bedeutet eine Reduktion, Streckung und/oder Stauchung von Farb- und Helligkeitswerten. Sollen massive Ein- RAW heißt erstens: unbearbeitet griff e dieser Art ohne eine sichtbare Einschränkung der Tonwerte RAW-Dateien sind also »Rohdaten«, die nach dem Auslesen des bleiben, müssen zu Beginn mehr Farb- bzw. Helligkeitswerte Sensors im Anschluss an die Belichtung vorliegen und die gespei- vorhanden sein. Rechnet man das für eine Kamera, die 12 Bit pro chert werden, ohne dass die Firmware der Kamera daran bedeu- Pixel und Farbkanal im RAW-Format speichert, durch, ergibt sich tende Änderungen vornimmt. Jedes Kameramodell speichert ihre folgendes: RAW-Daten in einem proprietären Format, die erst zu einem Bild »entwickelt« werden müssen. Ein von der Kamera produziertes 12 Bit pro Pixel und Farbkanal: 212=4096 (4096 verschiedene Rot-, JPG-Bild stellt in vielerlei Hinsicht eine Interpretation, Manipulati- Grün- und Blauwerte) on und drastische Reduktion dieser Rohdaten dar. Die Umwand- Drei Farbkanäle: 40963≈69 Milliarden verschiedene Farbwerte lung der Rohdaten zum JPG in der Kamera bedeutet, dass hin- pro Pixel sichtlich Farbgebung, Kontrast, Schärfe und Tonwertumfang nicht Bei 14 Bit pro Pixel ergibt sich ein nochmals deutlich größerer mehr umkehrbare Prozesse ablaufen. Das JPG-Bild als Endprodukt Spielraum. dieser Prozesse ist wiederum nur noch in sehr begrenztem Maß für Weiterverarbeitungen zu gebrauchen, was für die Alltagsfo- RAW heißt viertens: größerer Dynamikumfang tografi e ausreichend sein mag, in der Astrofotografi e tatsächlich Mit dem Dynamikumfang wird ausgedrückt, wie groß der Hel- aber in eine Sackgasse führt (vgl. Abb. 1 und 2). ligkeitsunterschied zwischen dunkelster und hellster Motivregi- on sein darf, um von der Kamera noch mit Zeichnung erfasst zu RAW heißt zweitens: verlustfreie Kompression der Daten Das RAW-Format bietet als weiteren Vorteil eine völ- lig verlustfreie Kompression der Bilddaten. Man erkennt es daran, dass nicht alle RAW-Dateien einer Kamera die gleiche Größe auf dem Datenträger belegen, sondern eine – je nach abgebildetem Motiv – wechselnde. Das JPG-Format hingegen wendet eine datenverlustbe- haftete (=irreversible) Kompression an, die auf unbear- beiteten JPG-Bildern zwar praktisch unsichtbar bleibt, aber eine schlechte Voraussetzung für eine Bildverar- beitung ist.

RAW heißt drittens: mehr Bit pro Pixel Ein Foto im RAW-Format enthält deutlich mehr In- formationen als eine JPG-Datei, da mehr »Bit pro Pixel« abgespeichert werden. Dies bedeutet, dass mehr Ab- stufungen an unterscheidbaren Farb- und Helligkeits- werten im Bild existieren. Während das JPG-Format stets auf acht Bit pro Pixel und Farbkanal beschränkt ist, speichern moderne Digitalkameras im RAW-Format 12 oder gar 14 Bit pro Pixel und Farbkanal. In konkreten Zahlen ausgedrückt, besteht ein Pixel einer JPG-Datei aus:

8 Bit pro Pixel und Farbkanal: 28=256, d.h. 256 ver- schiedene Rot-, Grün- und Blauwerte. Abb. 1: Ein Digitalfoto, das durch Veränderung der Gradation kräftig nach- Durch die drei Farbkanäle kann jeder Pixel 2563≈16,8 bearbeitet wurde. Links diente als Ausgangsbild ein Bild im JPG-, rechts eines Millionen verschiedene Farbwerte annehmen. im RAW-Format. Das JPG-Bild vertrug die Nachbearbeitung nicht, unschöne »Tonwertabrisse« treten auf. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

64 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 dem Sensor ausgelesenen Werte zu korrespondierenden Bildhel- ligkeiten. Man könnte auch von »Gradationskurven« sprechen, die in der Kamera abgelegt sind und bei JPG-Dateien eher dafür Sorge tragen, dass Standardmotive aus der Kamera bereits ver- wertbar sind, während beim RAW-Bild immer eine »Entwicklung« vorgeschaltet wird, bei der über die Gradation zu entscheiden ist.

RAW heißt fünftens: verbesserte Farbsynthese Die Pixel des Sensors in der Kamera sind mit unterschiedlichen Abb. 2: Die zu Abb. 1 gehörenden Histogramme verdeutlichen Farbfi ltern versehen, um ein Farbfoto entstehen zu lassen. Von die Situation: Die obere Reihe zeigt das JPG-Bild vor (links) und nach jeweils vier Pixeln sind zwei mit einem Grün-, die anderen mit je der Bildbearbeitung (rechts), die untere Reihe das Gleiche für die einem Rot- und Blaufi lter ausgestattet. Aufgrund der Helligkeits- RAW-Datei. Bei der JPG-Datei treten durch die Bearbeitung deutliche werte, die die einzelnen Pixel aufzeichnen, lässt sich die Farbe Lücken im Histogramm auf, ein Hinweis darauf, dass nicht genügend des Motivs ableiten. Das ausgelesene Foto im RAW-Format ist Farbabstufungen zur Verfügung stehen, um auch nach der Bearbei- streng genommen noch ein Schwarzweiß-Bild, aus dem das far- tung einen harmonischen Farbverlauf im Himmel zu ermöglichen. bige Ergebnis erst durch einen sehr komplexen Prozess errech- net werden muss, denn das entstehende Farbbild soll die gleiche Pixelanzahl haben wie der Sensor. Für einen Pixel, der beispiels- werden, ohne als tiefschwarze oder reinweiße Fläche zu erschei- weise mit einem Blaufi lter versehen ist, muss der Rot- und Grün- nen (vgl. Technikwissen, interstellarum 72). Für astronomische anteil aus den umliegenden Pixeln durch Interpolation bestimmt Motive ist das besonders wichtig, weil viele über einen erheb- werden. Bewältigt wird diese Aufgabe von einer Software, die lich größeren Dynamikbereich verfügen als ein Standardmotiv. sich »RAW-Konverter« nennt. Verschiedene RAW-Konverter lie- Dateien im RAW-Format können in aller Regel mit einem größe- fern durchaus unterschiedliche Ergebnisse und mit zukünftigen ren Dynamikumfang aufwarten als JPG-Dateien. Das hat primär Versionen können unter Umständen weitere Verbesserungen nichts mit der geschilderten »Bittiefe« zu tun, sondern mit dem möglich werden, während beim JPG-Format die Farbsynthese kamerainternen Tonwert-Mapping, d.h. der Zuordnung der aus unumkehrbar in der Kamera vorgenommen wird. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 65 29,90 € Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 39,90 €

24,90 €

29,90 € Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 7×8s. 7×8s. Abb. 2: Abendstimmung mit Mond und Venus und mitMond 2:Abendstimmung Abb. Horizonte Unterschiedliche gitalfoto, CanonEOS 85mm-Objektiv, 30D, ISO 1000, leobjektiv, CanonEOS 40D. am 11.9.2010. Digitalfoto, 20:20 MESZ, 300mm-Te- Abb. 1:Abb. M101 und Perseiden am13.8.2010. Sebastian Voltmer Thomas WintererThomas Di- Abb. 3:Abb. Venus am30.7.2010. Dom Kölner und talfoto, 22:11 f/6,3, bei Panaso- MESZ, 9,8mm-Objektiv nic Lumix DMC-FZ18, ISO 100, 6s. inter stellarum 73

. Dezember/Januar 2011 Marius Bruer Rückblick Digi-

69 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.Beobachtun gen First Light Abb. 1: Die von Herr Przybysz einge- sandte Aufnahme zeigt eine scharfe, detailreiche Abbildung der Andromeda- DieDie AAndromeda-Galaxiendromeda-Galaxie Galaxie (M 31) mit den beiden Begleitga- laxien (M 32 und M 110). Selbst bei hoher Vergrößerung (Pfeil) sind die Sterne per- uunternter derder LupeLupe fekt rund (Inset).

VON STEFAN SEIP

escheiden bezeichnet Herr Leszek Przybysz die eingesandte Aufnah- me (Abb. 1) als sein erstes gelun- Beobachtungen B genes Bild. Gleichzeitig räumt er ein, mit der Bildverarbeitung noch auf Kriegsfuß zu stehen, aber ohne dabei konkret zu werden. Seine Aufnahme zeigt die An- dromeda-Galaxie und wurde mit einem 4,5"-Refraktor bei 805mm Brennweite gewonnen (Öff nungsverhältnis 1:7). Als Kamera kam eine Astro-CCD-Kamera von Typ ALccd6c zum Einsatz, die einen Farb-CCD-Sensor enthält. Dadurch wird die Notwendigkeit eines separaten Fil- terrads mit RGB-Farbfi ltern umgangen. Herr Przybysz belichtete zehn mal zehn nahme ein (Befehl »Fenster/Histogramm«) Abb. 2: Detaillierte Ansicht der Histo- Minuten und verarbeitete die Aufnahmen und klickt in das rechte obere Eck der gramme aller Farbkanäle in Adobe Pho- danach mit den Programmen »AstroArt« Histogramm-Palette. Aus dem Kontext- toshop (Version CS4/5). Die Pfeile weisen und »Photoshop«. menü wählt man den Eintrag »Alle Kanäle auf die Stellen hin, wo die Histogramm- Das Ergebnis betrachte ich grundsätzlich in Ansicht«, aus dem Drop-Down-Menü Ansicht konfi guriert werden kann. als gelungen. Auch der kritische Blick bei »Kanäle« den Eintrag »Farben«. Danach hoher Zoom-Stufe zeigt lehrbuchmäßige, erhält man die in Abb. 2 gezeigte Ansicht. punktförmige Sterne (Abb. 1), der Lohn Daraus abzulesen ist eine Verschiebung für eine perfekte Nachführung und Nach- der Farbbalance in Richtung blau: Gegen- führkontrolle. Auch der Bildaufb au spricht über den Histogrammen für rot und grün mich an. Der Mut, ein Objekt auch einmal ist das blaue eindeutig nach rechts versetzt. zu beschneiden, nicht formatfüllend abzu- Von links »gelesen« beginnt die Flanke des bilden, wird belohnt durch eine große Fül- Datenbergs später, wodurch ein Blaustich le an sichtbaren Details. Die bildwirksame, auch im Bereich des Himmelshintergrunds diagonale Längsachse der Galaxie ergibt dokumentiert wird, und zwar unabhängig sich bei M 31 automatisch, wenn die Kame- von persönlichen Vorlieben oder Monitor- ra am äquatorialen Koordinatensystem des einstellungen. Himmels ausgerichtet wird, was bei »wis- Auch ausgewählte Regionen des Bildes senschaft lichen« Aufnahmen zu empfehlen lassen sich bezüglich ihrer Farbe auf die- ist. Die Aufnahme von Herr Przybysz ist se Weise untersuchen. Das möchte ich etwa 12° gegen das Koordinatennetz ge- an einem Bereich nahe des Zentrums der dreht, was kein Problem ist, wenn ein »Pre- Galaxie demonstrieren. In Photoshop ist tty Picture« das Ziel ist. das »Auswahlrechteckwerkzeug« (Tasten- Nicht ganz einverstanden bin ich mit schlüssel M) zu wählen, um danach mit der Farbgebung, die bei den »One-Shot- der Maus eine Box an der entsprechenden Color-CCD-Kameras« wie der ALccd6c Stelle aufzuziehen. Die Histogramm-Pa- in der Tat nicht immer unproblematisch lette zeigt anschließend nur noch die Da- ist. »Geschmackssache«, könnte man sagen, ten der selektierten Region an (Abb. 3). doch ich möchte versuchen, die Aussagen Auch dabei wird die überproportionale über die Farbgebung zu objektivieren. Dazu Präsenz von blau sichtbar, wenn man die öff net man die Aufnahme z.B. in Adobe horizontale Position des Ausschlags für Photoshop (Version CS4/5), blendet – falls blau mit den beiden anderen Farbkanälen

notwendig – das Histogramm der Auf- vergleicht. Genauer betrachtet wurde al- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

70 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 First Light

Abb. 4: Die grüne, fehlerhafte Pixelgruppe wird repariert, indem das Kopierstempel-Werkzeug benutzt wird. An einer fehlerlosen Stelle wird das Stempelkissen defi niert (mit Pfeil gekennzeichnete Stempelspitze) und dann auf die betreff en- Abb. 3: Wird mit dem Auswahlrechteckwerkzeug eine Box aufgezogen de Stelle kopiert. Links ist die fehlerhafte Stelle noch zu sehen, (Pfeil), zeigen die Histogramme nur noch die Daten dieses Bereiches an. rechts der gleiche Bildausschnitt nach dem kosmetischen Ein- griff .

Abb. 5: Eine scharf begrenzte Dunkelwolke (Pfeil) in- nerhalb von M 31, die nicht mit einem Artefakt verwech- selt werden darf. lerdings durch das beschriebene Verfahren Fotos einem Monitorpixel entspricht, in- gedrückten Alt-Taste auf einen Bereich ge- in Photoshop nur festgestellt, dass diese spiziert. In Photoshop dient zu diesem so klickt, der an die fehlerhaft e Stelle kopiert Region des Bildes zur Farbe Blau tendiert. genannten Pixelpeeping der Befehl »An- werden soll. Dann lässt man die Alt-Taste Die schwierige Frage, ob es sich dabei um sicht/Tatsächliche Pixel« (Tastenschlüs- los und klickt auf die betreff ende Stelle. einen Farbstich handelt oder die Galaxie sel Strg+1). Aufgefallen sind dabei einige Dabei muss höchste Vorsicht das oberste tatsächlich diese Färbung aufweist, ist da- fehlerhaft e Pixelgruppen, die in grüner Gebot sein, um keine Sterne zu duplizie- mit noch nicht beantwortet. Die Diskus- Farbe erscheinen und dadurch auch un- ren! Bei dem vorliegenden Foto im Format sion, welche Farben Galaxien tatsächlich zweifelhaft als Artefakt zu erkennen sind 2992×1988 Pixel kann diese Retusche eine haben, wurde und wird an vielen Orten (Abb. 4). Mit dem Kopierstempel-Werk- Menge Arbeit sein, aber sie lohnt sich bei lebhaft geführt und soll bzw. kann hier zeug (Tastenschlüssel S) von Photoshop einem so eindrucksvollen Bild in jedem nicht entschieden werden. Dennoch kann können solche Bereiche, die trotz sorgfäl- Fall. Wie behutsam beim »Stempeln« vor- davon ausgegangen werden, dass im Zen- tigster Bildkalibrierung hin und wieder gegangen werden muss, zeigt Abb. 5. Da- trum einer solchen Galaxie eher kühlere auft reten, leicht repariert werden. Man rauf zu sehen ist eine rundliche, ziemlich Sterne zu fi nden sind, deren Farbe ins stellt die Größe des Stempels so ein, dass scharf begrenzte Staubwolke innerhalb Rötliche tendieren müsste, während in den er ein wenig größer ist als der zu reparie- der Andromeda-Galaxie. Sie kann leicht peripheren Spiralarmen junge und heiße rende Bereich und legt die »Härte« mit mit einem Bildfehler verwechselt werden Sterne dominieren, die bläulich leuchten. 0% fest, dadurch bekommt der Stempel und würde dann dem Stempelwerkzeug Da mir die Rohdaten nicht zur Verfügung einen weichen Rand. Nun wird mit der zum Opfer fallen. standen, habe ich die Farbbalance nach- träglich mit dem vorliegenden Bild im JPG-Format durchgeführt, was natürlich nur als Notlösung anzusehen ist. Mit dem Photoshop-Befehl »Bild/Korrekturen/Va- riationen« wurden die Farben Gelb und Magenta in kleinen Schritten verstärkt und danach die Gradationskurve für den Blaukanal (Befehl »Bild/Korrekturen/Gra- dationskurven…«) angepasst. Ohne Frage ist diese Vorgehensweise keine wissen- schaft lich korrekte und diente nur dazu, die bei der Farbsynthese off enbar aufge- tretenen Probleme zu lösen. Anschließend wurde das Foto bei ei- ner »100%-Ansicht«, in der ein Pixel des

Abb. 6: Ergebnis nach Durchführung aller

im Text erwähnten Maßnahmen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 71 Objekte der Saison Leser beobachten

NEU Die Objekte der Saison der nächsten 6 Ausgaben Ausgabe Name Sternbild R.A. Dekl. Einsendeschluss Die Objekte der Saison: Leser h min beo bachten. Ziel dieses interaktiven Vorstellung: Nr. 68 M 93 Pup 07 44,6 –23° 52' 20.11.2010 Projekts ist es, Beschreibungen, Zeich- Ergebnisse: Nr. 74 NGC 2440 Pup 07h 41,8min –18° 13' nungen, Fotos und CCD-Bilder von Vorstellung: Nr. 69 M 51 CVn 13h 29,9min +47° 12' 20.1.2011 Deep-Sky-Objekten zusammenzuführen. Ergebnisse: Nr. 75 M 101 UMa 14h 03,2min +54° 21' Vorstellung: Nr. 70 M 4 Sco 16h 23,4min –26° 32' 20.3.2011

 Beobachtungen einsenden: Ergebnisse: Nr. 76 NGC 6369 Oph 17h 29,3min –23° 45' www.interstellarum.de/ods.asp Vorstellung: Nr. 71 M 15 Peg 21h 30,0min +12° 10' 20.5.2011  Alle Ergebnisse: Ergebnisse: Nr. 77 M 11 Sct 18h 51,1min –06° 16' www.interstellarum.de/ods-galerie.asp h min Beobachtungen Vorstellung: Nr. 72 NGC 7331 Peg 22 37,1 +34° 25' 20.7.2011  Liste behandelter Objekte: h min www.interstellarum.de/ods. Ergebnisse: Nr. 78 NGC 7318AB Peg 22 36,0 +33° 58' asp?Anzahl=alle&Maske=1 Vorstellung: S. 28 NGC 1977 Ori 05h 35,4min –04° 48' 20.9.2011 Ergebnisse: Nr.79 Sharpless 276 Ori 05h 31min –04° 54'

IC 2118 CCD-Aufnahme, 4"-Re- fraktor bei 600mm, ST- 2000XM, 10×5min (L), 9×5min (R), 61×5min (B). Sebastian Voltmer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

72 Objekte der Saison

IC 2118 (Hexenkopfnebel)

15×70-Fernglas: Bortle 2; sehr schwacher, 16×70-Fernglas: fst 7m,0; bei Nebel im Tal, turierung wie bei den Fotos des Objekts. von ONO nach WSW verlaufender Nebel- der das Licht schluckt, Beobachtung über Der Nebel ist visuell äußerst schwierig! hauch von etwa 30' × 15' Ausdehnung. der Nebeldecke (Inversionswetterlage) auf Wolfgang Vollmann Dieser Nebelstreifen liegt 1° östlich von 1000m Seehöhe, ein prachtvoller Sternhim- ψ Eridani, und war indirekt gerade eben mel: Der Himmel kommt an die Beobach- 254/1270-Newton: fst 6m,0; gerade noch wahrnehmbar. Die auf Fotos sichtbaren tung in den Hochalpen fernab der Lichtver- ein etwas helleres Gebiet (sehr groß) mit weiter nördlich und südlich liegenden Ne- schmutzung heran. Der Nebel ist sehr zart »Field Sweeping« indirekt erkennbar. 49×. belbereiche waren nicht erfassbar. Uwe Pilz sichtbar, östlich von ψ Eri, südöstlich und Hans-Georg Purucker nordöstlich davon. Ein UHC Filter hinter das Okular gehalten hilft ein wenig – die west- 16×70-Fernglas: fst 6m,5; bei durchschnitt- liche Nebelkante Richtung ψ Eri wird dann 381/1600-Newton: fst 6m,3; sehr schwaches, lichem Himmel auf 1000m Seehöhe: Es deutlicher erkennbar. Der Nebel ist auch ausgedehntes Nebelfeld westlich von Ri- ist kaum etwas vom Nebel zu sehen. Ich ohne Filter defi nitiv erkennbar, ein schwa- gel. Am deutlichsten defi niert erscheinen erkenne eine sehr schwache Aufhellung in ches längliches Nebelband, länglich Nord- die Nebelschwaden an der Nordost-Spitze der Region östlich von ψ Eridani und süd- Süd, vielleicht 2°–3° lang und 1° breit. Eine sowie im Bereich des »Mundes« und der lich davon. Nördlich davon sehe ich nichts. Form kann ich nicht erkennen, auch nicht »Nasenspitze« des Hexenkopfes. Alle an- Wolfgang Vollmann eine Begrenzung gegen den Himmelshin- deren Nebelteile können höchstens erahnt tergrund, daher sehe ich auch keine Struk- werden. 62×. Matthias Kronberger

Zeichnung, 20×125-Fernglas: fst 6m+. Uwe Glahn

Digitalfoto, 200mm-Teleobjektiv f/4, STL-11000, 7×10min (Hα),

6×10min (je GB). Rudolf Dobesberger Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 74 Beobachtungen M 78 inter stellarum 73

. Dezember/Januar 2011 4940mm, STL-11000M, 7×5min (L), 4×5min 4×5min (L), STL-11000M, 7×5min 4940mm, (je RGB),(je Belichtung, Capel- ferngesteuerte Binnewies, Makis Palaiologou, Josef Pöpsel CCD-Aufnahme, la-Observatorium auf der Insel Kreta. auf derInsel Kreta. la-Observatorium 24"-Hypergraph bei Stefan Stefan

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CCD-Aufnahme, 4,5"-Newton bei 440mm, SBIG ST-2000XM, 32×8min (L), 10×8min (R), 8×8min (je GB), SBIG LRGB-Filter. Michael Deger

M 78 10×50-Fernglas: Bortle 3; der Nebel ist ein leichtes Objekt für das Fernglas. Al- lerdings ist er verhältnismäßig klein, so dass keine Einzelheiten erkannt werden konnten. Uwe Pilz

16×70-Fernglas: fst 5m,7; kleiner Ne- belfl eck, der sofort auff ällt. Form kann nicht sicher erfasst werden. Michael Zschech

16×70-Fernglas: fst 6m,5; ein kleiner recht heller Nebelfl eck, eher rund, ein Stern ist darin erkennbar, ein zweiter Stern ist angedeutet. Wolfgang Vollmann

70/700-Refraktor: fst 5m,0; bei leicht aufgehelltem Himmel war der Refl exi- onsnebel als schwacher Fleck direkt zu sehen. Im Nebel, aber mehr zum Rand hin, liegen zwei auff ällige Sterne. 28×. Frank Lange

200/1250-Newton: fst 5m,9; fast kreis- runder Nebel. Im Nordwesten deutlich heller, mit scharf begrenztem Rand. Sonst schwächer, diff us in den Hinter- grund auslaufend. Im Nebel zwei helle Sterne am hellen Rand und ein schwa- cher Stern gegenüber am schwachen Rand sichtbar. 120×. Michael Zschech

320/1440-Newton: Bortle 3; bei auf- merksamer Beobachtung off enbart M 78 eine Reihe von Einzelheiten. Der hellste Nebelteil befi ndet sich in der Nähe der beiden eingebetteten Sterne. Die Nordkante ist stärker begrenzt als der faserig auslaufende südliche Teil. Von Süden ragt die Zunge eines Dun- kelnebels in das Leuchten. Der nahe- gelegene NGC 2071 ist bei indirektem Sehen nicht sonderlich schwierig. 144×. Uwe Pilz

Digitalfoto, 8"-Newton bei 920mm, Canon 40D (modifi ziert), ISO 800, 29×5min, 29×10min. Siegfried Kohlert Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 75 76 Beobachtungen 700mm, ALccd700mm, 42×10min. 6c, DieAufnah- (Hα-7nm-Filter). Astrofotos unserer Leser unserer Astrofotos Galerie inter xions- undDunkelnebel im Sternbild Ke- me erfolgte über zwei Nächte. zwei über erfolgte me pheus. CCD-Aufnahme, 4"-Refraktor bei NGC 7023, Off IC 1318, Digitalfoto, 920mm, bei (modifi Canon40D 8"-Newton ziert), 800, ISO 26×10min, 11×10min IDAS LPS, 30×20min stellarum 73 Siegfried Kohlert ee Sternhaufen, ener

. Dezember/Januar 2011 Werner Pribil Werner Refle-

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IC 5146, Kokonnebel mit Dunkelnebel B 168 im Schwan. CCD-Aufnahme, 3,5"-Refraktor bei 400mm, ALccd 6c, 14×10min. Manfred Wasshuber

Abell 72, Planetarischer Nebel im Delfi n. CCD- Aufnahme, 4,5"-Refraktor bei 800mm, ATIK 314L, 7×20min (L), 10×5min (je RB), 5×30min ([OIII]), Baader LRGB, Hα-, OIII-Filter. Die Aufnahme er- Hantelnebel M 27. CCD-Aufnahme, 16"-Refraktor bei 406mm, ATIK 4000, 32×300s

folgte über vier Nächte. Markus Noller (Hα-7nm-Filter). Stefan Schimpf Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 77 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Rezensionen Zauber der Sterne Astrofotos als grenz- und kulturüber-urüber- StefanSte Seip, Gernot Meiser, Babk A. Tafreshi schreitende Brücke: Dies ist das (Hrsg.):(Hr Zauber der Sterne, Kosmos-Verlag Ziel von »The World At Night«, 2010,20 ISBN 978-3-440-12425-3, 49,90€ einem Zusammenschluss von 30

Service internationalen Astrofotografen um den Iraner Babak Amin Tafreshi. Beeindruckend sind die Wüstenszenen aus Dem Ziel »One People, One Sky« nä- aallen Erdteilen – ähnlich im Motiv, aber unter- her bringt der beeindruckende Bild- sschiedlich der Hintergrund: Von Mount Rush- band »Zauber der Sterne« aus dem mmore mit den Köpfen der amerikanischen Fundus der »TWAN«-Atrofotografi e. Präsidenten bis hin zu Moscheen im Iran Eine Inszenierung des Themas reicht die Palette. Dem interkulturellen An- Himmel und Erde wird in 133 erstklas-- spruch wird auch die Gliederung nach Kon- sig reproduzierten Aufnahmen zele-- tinenten gerecht – nicht nur eine Reise an briert: Immer ist ein Horizont zu sehen,n, den Himmel, sondern auch um die Welt der den Bezug zum Lebensraum Erdee wird hier unternommen. darstellt. Darüber funkeln Sterne undd Die BildunterschriftenBildunt sind knapp, im Anhang wird aus- Planeten, dreht sich die Milchstraße, gehen Mond und Sonne führlicher erklärt, was die Abbildungen jeweils zeigen. Astrofoto- auf und unter. Strichspuren ziehen um Nord- oder Südpol, Stern- grafen werden vermissen, dass keine Hinweise gegeben werden, bilder steigen empor und Polarlichter verzaubern den Himmel. wie die Bilder entstanden sind – einziges Manko in einem sonst Die Grenze zwischen Dokumentation und Kunst verwischt. Die wunderschönen Buch. Bilder schwelgen im Reichtum der himmlischen Landschaften, wie unter dem echten Sternhimmel lehnt man zurück und ge-  Ronald Stoyan nießt. Die Wiedergabe der Aufnahmen ist erstklassig. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

80 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Astromarkt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 81 Vorschau

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CCD made in China Mitarbeit: Peter Friedrich (Schlagzeilen), Kay Hempel (Astronomie mit bloßem Auge), Manfred Holl (Sonne aktuell), Matthias Juchert (Objekte Nicht nur Teleskope, son- der Saison), André Knöfel (Himmelsereignisse), Matthias Kronberger dern auch Kameras wer- (Objekte der Saison), Burkhard Leitner (Kometen aktuell), Uwe Pilz (Pra- den vermehrt im Reich xis-Wissen), Uwe Glahn (Deep-Sky-Herausfor derung), Stefan Seip (First der Mitte hergestellt. Wir Light, Technik-Wissen), Lambert Spix (Astronomie mit dem Fernglas), Wolfgang Vollmann (Veränderlicher aktuell) stellen die Kameras der Fa. QHYCCD vor, deren be- Astrofotografi e: Siegfried Bergthal, Stefan Binnewies, Michael Deger, kanntestes Modell bei uns Ullrich Dittler, Torsten Edelmann, Bernd Flach-Wilken, Ralf Gerstheimer, Michael Hoppe, Bernhard Hubl, Michael Jäger, Wolfgang Kloehr, Bernd unter der Bezeichung ALc- Koch, Siegfried Kohlert, Erich Kopowski, Walter Koprolin, Bernd Lieb-

cd6c erhältlich ist. ASSHUBER scher, Norbert Mrozek, Gerald Rhemann, Johannes Schedler, Rainer Spa-

W renberg, Sebastian Voltmer, Manfred Wasshuber, Mario Weigand, Volker

AFRED Wendel, Dieter Willasch, Peter Wienerroither, Thomas Winterer M

Heft 74 ist ab 21.1.2011 im Manuskriptannahme: Bitte beachten Sie unsere Hinweise Zeitschriftenhandel erhältlich! unter www.interstellarum.de/artikel.asp

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82 interstellarum 73 . Dezember/Januar 2011 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.