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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Schriften des Naturwissenschaftlichen Vereins für Schleswig-Holstein

Jahr/Year: 1937-38

Band/Volume: 22

Autor(en)/Author(s): Neubaur Rudolf, Jaeckel Siegfried Heinrich Ferdinand

Artikel/Article: Die und ihre Fischereiwirtschaft. 190-265 download www.zobodat.at

Die Schlei und ihre Fischereiwirtschaft. Von Oberfischmeister Dr. R. Neubaur u. Dr S. J a e c k e 1.

(Fortsetzung und Schluß.)

Der Schleischnäpel (Coregonus lavaretus balticus). (Meereskundliche Arbeiten der Universität Kiel, Nr. 37.) Von August Thienemann, Plön. Der interessanteste Fisch der Schlei ist zweifellos der Schleischnäpel (Co- , regonus lavaretus (L.) COLLET balticus THIENEMANN), ein Coregone, der in Schleswig-Holstein heutzutage auf die Schlei beschränkt ist, während er früher auch in anderen Förden lebte. Berichtet doch der Ham­ burger Arzt und Naturforscher STEPHAN VON SCHONEVELDE in seinem Fischbuche vom Jahre 16241) von seiner Albula nobilis, unserem Schleischnäpel, er werde zwischen Martini und Weihnachten in der Schlei und den benachbarten Buchten der Ostsee in ziemlicher Menge gefangen. Im übrigen vermischt in seiner Darstellung SCHONEVELDE Schleischnäpel, Elbschnäpel und kleine Maräne, wie auch noch zweieinhalb Jahrhundert spä­ ter DALLMER in seinem Büchlein über Fische und Fischerei im Süßwasser Schleswig-Holsteins (1877) Schlei- und Elbschnäpel nicht unterscheidet2). Erst 1933 wurde der Schleischnäpel als besondere Coregonenform beschrieben3). Inzwischen habe ich den Schleischnäpel erneut untersuchen, sein Vorkommen in den Gewässern Vorpommerns sicher stellen können, auch seine Eier und Larven kennen gelernt4), sodaß ich im Folgenden die früheren Angaben ver­ vollständigen und z. T. berichtigen kann.

190 download www.zobodat.at 1.) Körperform des Schleischnäpels: Für die Unterscheidung der äußerlich meist so überaus ähnlich aussehen- den Coregonenformen ist der Bau des Kiemenfilters von besonderer Bedeu­ tung. In der folgenden Tabelle ist die Zahl der Kiemenreusenzähne an den vier Kiemenbögen des Schleischnäpels zusammengestellt, und zwar für 3 bis 7 jährige Fische; die Werte für Kiemenbogen I und II sind an 30 Fischen (also 60 Einzelzahlen), die für Bogen III und IV an 20 Fischen (also 40 Ein­ zelzahlen) gewonnen. (Hier, wie im folgenden, sind nur die Schleifische, nicht aber die pommerschen Schnäpel berücksichtigt worden. Für diese vergl. die in Anmerkung 4 zitierte Arbeit.) Zahnzahl.

Bogen Variationsgrenzen Durchschnitt

I 2 5 -3 4 30,6 II 25—34 30,6 III 2 2 - 3 0 28 IV 18—2ö 23

Bei fünf einjährigen Fischen ergaben sich für die beiden ersten Bogen die folgenden Zahnzahlen I = (30—33) 31,4; II = (30—32) 30,6; d. h. inner­ halb der Fehlergrenzen die gleichen Werte wie für die erwachsenen Tiere. Für die relative Zahnlänge — d. h. die Zahl, die angibt, wie oft die Länge des längsten Zahnes eines Bogens in der gesamten Bogenlänge enthalten ist, — wurden an den 30 erwachsenen Fischen die folgenden Werte gewonnen: I = (5—7,6) 6,2; II = (9,8— 14) 12,2; während die gleichen Zahlen für 5 einjährige Fische sind: I = (7—9,5) 8,5; II = (12— 18) 16. Soweit man aus der geringen Anzahl einjähriger Fische einen Schluß ziehen kann, scheint es, als seien die Kiemenreusenzähne der jungen Fische relativ kürzer als die der erwachsenen Fische. Denn beim erwachsenen Fisch beträgt am ersten Kiemenbogen die Länge des längsten Zahnes im Durchschnitt etwa 1/e der Bogenlänge, beim einjährigen Fisch weniger als 1/8. Verglichen mit den übrigen Coregonenformen hat also der Schleischnäpel ein Kiemenfilter von mittlerer Dichte und mäßiger Zahnlänge. Es ähnelt im höchsten Grade dem der Madümaräne und des Elbschnäpels; siehe die fol­ gende Tabelle (erwachsene Fische):

Bogen Madümaräne Schleischnäpel Glbschnäpel

¿2 oi N I (2 7 -3 4 ) 30 (25-34) 30,31 (27-35) 31,32 co co o co co

pQ 1 a II (25-33) 29,30 (25—34) 30,31 N o .ii £ O) I (3,3-6,9) 5,2 (5-7,6) 6,2 (4,6-6,8) 5,7 S 1 “ « N - II (6,4-14) 10,7 (9,8—14) 12,2 (7,5-10,3) 8,5

191 download www.zobodat.at Ich habe daher schon in meiner ersten Arbeit über den Schleischnäpel (1922) diese 3 Formen zur gleichen „Art“ — Coregonus lavaretus (L.) COLLET — gestellt und bezeichne jetzt als: Coregonus lavaretus lavaretus L. (1758) die Wandermaräne der Ostsee (forma typica Th.) und die Madümaräne (forma marae- na BLOCH), Coregonus lavaretus balticus Th. den Schleischnäpel, Core g onus lavaretus oxyrhynchus Th. (nec. LINNEE B) den Elbschnäpel. Der Schleischnäpel gehört zu den oxyrhynchen Coregonen, d. h. sein Kopf­ ende ist in ein nasenartiges Gebilde vorgezogen; er hat so eine Kopfform, wie sie in ähnlicher, aber nicht der gleichen Ausprägung auch beim Eib­ und Rheinschnäpel auftritt. Hier muß ich nun aber meine Darstellung von 1922 ganz wesentlich korrigieren! Ich schrieb damals — und bildete ent­ sprechende Formen ab; „Während . . . der Nordseeschnäpel stets ein langes spitzkegelförmiges, nasenartiges Kopfende besitzt und Madümaräne und Wan­ dermaräne stets eine normale, nasenlose Schnauze haben, finden sich beim Schleischnäpel alle Uebergänge von der gewöhnlichen Maränenschnauze zu typischen Nasenbildungen. Man hat Fische, deren Schnauze sich in nichts von der Schnauze der Madümaräne unterscheidet; bei anderen Exemplaren zeigt sich ein niedriger Nasenhöcker, wieder bei anderen erscheint auf die Mitte der Schnauze, aber nicht in ihrer ganzen Breite, ein kleiner Nasenkegel aufgesetzt. Bei extremer Ausbildung der Nase ist der Oberkiefer gleichmäßig von den Seiten her sowie von oben und unten in die kegelförmige, nach vorn zu immer schwärzer werdende Nase vorgezogen. Oben an der Nasenbasis findet sich eine schwache, seichte Einbuchtung, sodaß die Nase etwas aufwärts zeigt („Viktorianase“). Die Nase des Nordseeschnäpels . . . ist dagegen schmaler, spitzer und länger, die Einbuchtung an der Nasenbasis ist nicht vorhanden, sodaß die Nase in der Richtung der Körperlängsachse gerade vorgestreckt ist. Der gesamte Kopf zeigt im Profil eine mehr spitzkegelförmige Gestalt, die Spitze des Kegels liegt in der Längsachse des Tieres; beim Schleischnäpel hat er eine mehr stumpfkegelförmige Gestalt, die Spitze des Kegels ist nach der Rückenkante des Körpers hin verschoben.“ Jetzt weiß ich, daß nur die als „extreme Ausbildung“ beschriebene Nasenform beimlebenden Schlei­ schnäpel vorhanden ist, und daß die übrigen Gebilde durch Schrumpfung nach dem Tode des Fisches entstanden sind!6) Als ich die Schleischnäpel un­ mittelbar nach dem Fang an der Loiter Au untersuchte, zeigten alle Fische die typische, extreme Nasenform; aber das Gewebe der „Nase“ ist — im Gegensatz zum Elbschnäpel! — so locker, daß schon nach wenigen Stunden eine mehr oder weniger starke Schrumpfung eintritt und so die früher von mir beschriebenen Nasenformen entstehen.7) Man erhält einen zahlenmäßigen Wert für die „Nasenlänge“, wenn man die Länge des Abstands der Nasenlöcher (x) und die Länge des Abstands der Verbindungslinie der Nasenlöcher von der „Nasenspitze“ (y) miteinander vergleicht. Bei 5 erwachsenen Schleischnäpeln war x = y, bei vier anderen erwachsenen Tieren y um x/4 —1/3 größer als x (y/x = (1,36— 1,25) 1,3, bei 7 einjährigen Schleischnäpeln war y um 1/4 bis 1/2 größer als x (y/x = (1,5— 1,25) l,4l Bei einem Elbschnäpel betrug der Wert y/x 1,6, und bei 3

192 download www.zobodat.at Exemplaren des Rheinschnäpels 1,1; 1,3; 1,48); bei zwei weiteren Exempla­ ren des Rheinschnäpels war y/x = 1,3 und 1,25. Natürlich muß eine viel größere Anzahl von Fischen auf diesen Wert hin untersucht werden. Es scheint aber, daß bei erwachsenen Fischen die Nasenlänge, ausgedrückt durch den Wert y/x, in der Richtung Schleischnäpel — Rheinschnäpel — Elb- schnäpel zunimmt. Bei der Peipusmaräne des Kellersees (normale Maränen- schnauze) ist y stets etwas kleiner als x. — WAGLER hat für alpine Core­ gonen in der Form des Feldes zwischen den Unterkiefern ein brauchbares Unterscheidungsmerkmal gefunden. Beim Schleischnäpel sind bei den 7 un­ tersuchten einjährigen Tieren die Ränder des Kieferfeldes ganz parallel; bei 6 erwachsenen Fischen sind die Ränder fast parallel, wie bei WAGLERs Blau- felchenbild, bei 3 anderen aber divergieren sie, wie bei WAGLERs Sand- felchenbild °). Daß mit diesem Merkmal für die Unterscheidung der nord­ deutschen Coregonenformen nicht allzuviel anzufangen ist, habe ich schon früher bei der Untersuchung von Selenter Maränen (C. holsatus) erkannt. Man kann die Unterschiede zwischen unseren drei norddeutschen Schnä- peln folgendermaßen in Gestalt einer Bestimmungstabelle zusammenfassen10).

1. ) Kiemenreusenzähne von mittlerer Dichte und Länge. Zahnzahl an Bogen I 25—35, im Durchschnitt 31, relative Zahnlänge an Bogen I 4,6—7,6, im Durchschnitt 5,7 oder 6,1. Bodentierfresser...... 2. Kiemenreusenzähne sehr lang und dicht stehend, Zahnzahl an Bogen I 36—44, im Durchschnitt 40, relative Zahnlänge an Bogen I im Durchschnitt 4,4. Kopf mit mittellanger, schwarzblauer Nase*). Planktonfresser. Rheinschnäpel, C. generosus oxyrhynchus (L).

2. ) Kopf im Profil spitzkegelförmig, Spitze des Kegels in der Längsachse des Fisches liegend; Nase schmal, spitz, an der Nasenbasis keine dorsale Ein­ buchtung, sodaß die Nase gerade vorgestreckt ist. Der senkrechte Abstand der Nasenspitze von der Verbindungslinie der beiden Nasenlöcher ist (um die Hälfte) größer als diese Verbindungslinie. Das Gewebe der Nase ist fest, so daß die Nase auch bei längerem Trockenliegen der Fische in ihrer ty­ pischen Form erhalten bleibt. Relative Zahnlänge am Bogen II 7,5— 10,3 im Durchschnitt 8,5. — Elbschnäpel C. lavaretus oxyrhynchus Th. (nec. LINNEE).

Kopf im Profil stumpfkegelförmig, an der Nasenbasis dorsal eine schwache Einbuchtung, sodaß die Spitze des Kegels nach der Dorsalkante des Körpers hin verschoben und das Vorderprofil des Oberkiefers schräg nach unten und hinten gerichtet ist. Die Nase selbst breiter, stumpfer. Der senkrechte Abstand der Nasenspitze von der Verbindungslinie der beiden Nasenlöcher ist beim erwachsenen Fisch gleich dieser Verbindungslinie oder bis 1/3 größer. Das Gewebe der Nase ist locker, sodaß die Nase — schon bei kurzem Trocken­ liegen der Fische — mehr oder weniger schrumpft, und so ein kleiner war­ zenförmiger Fortsatz erhalten bleibt oder der Vorderkopf die typische Ma-

*) Die Nase des Rheinschnäpels hat etwa die Form der des Schleischnäpels, so­ weit ich nach 2 konservierten Köpfen und Photos urteilen kann.

193 download www.zobodat.at ränenform annimmt. Relative Zahnlänge an Bogen II 9,8— 14, im Durch­ schnitt 12,2. Schleischnäpel C. lavaretus balticus Th.

2.) Wachstum des Schleischnäpels. Für die Beurteilung der Wachstumsverhältnisse des Schleischnäpels stehen mir nur 51 Exemplare zur Verfügung (vergl. Anmerkung 4), die aus ver­ schiedenen Jahren stammen. Es ist dringend zu wünschen, daß Wachstums­ untersuchungen an unserem Fisch auf Grund reicheren Materials vorgenom­ men werden. Immerhin werden die in der folgenden Tabelle zusammenge­ stellten Zahlen einigen Wert haben. Die Länge ist gemessen in cm von der Nasenspitze bis zum Schuppenende; Gewicht in gr. — Vergl. auch die Ta­ bellen in meiner Arbeit von 1922 (S. 436 und 439).

Alter Zahl Zahl und Geschlecht und Geschlecht in Länge in cm Gewicht in gr der unter­ der unter­ Jahren suchten Fische suchten Fische

1 (14,5-18,5) 16,6 1 6 (3 5 -7 0 ) 54 7 6 2 18,5 1 6 85 i S 3 ■27—40) 35,2 9 6 (250—850) 590 8 6 4 (32,5-45) 38,3 8 6, 9 2 (580-1090) 830 6 6, 6 2 5 (38,5-50) 44 5 6, 4 $ (830—1500) 1110 4 s, 1 $ 6 (4 3 -5 4 ) 47 1 S, 5 2 (1160-1300) 1230 1 S, 1 2 7 47 1 2 1550 1 2

Um die Wachstumsverhältnisse für S S und 2 2 getrennt zu behandeln, reicht das Material nicht aus. Nur bei den 4 und 5 jährigen Fischen kann man erkennen, daß im Durchschnitt die 2 2 länger und schwerer als die c? S sind. Denn es haben: 4jährige SS eine Länge von (32,5—38) 35,5 cm und ein Gewicht von (580—760) 670 gr. (3 bez. 2 Fische). 4 jährige 2 2 eine Länge von (35,5—40,5) 37 cm und ein Gewicht von (720—880) 775 gr. (9 bez. 6 Fische). 5jährige SS eine Länge von (41—41,5) 41,3 cm und ein Gewicht von (830— 1120) 975 gr. (3 bez. 2 Fische). 5 jährige 2 2 eine Länge von (38,5—48) 43 cm und ein Gewicht von 300 gr. (2 bez. 1 Fisch). Bei diesen letzten Zahlen für die 4- und 5 jährigen Fische sind die Schnä- pel vom Dezember 1934 nicht berücksichtigt. Diese zeigten im Vergleich zu den früheren Jahren einen stärkeren Abwachs, der wohl auf den warmen Sommer 1934 zurückzuführen ist. Es hatten 1934: 4jährige SS eine Länge von (39—45) 42 cm und ein Gewicht von (870— 1090) 1000 gr. (5 bez. 4 Fische). 5jährige SS eine Länge von 44 und 48 cm bei einem Gewicht von 1100 und 1500 gr. 5 jährige 2 2l eine Länge von 47 und 50 cm.

194 download www.zobodat.at Im Dezember 1935 hatten von den untersuchten männlichen Schnäpeln 6 4 jährige Fische eine Länge von 35,5—37,5 cm im Durchschnitt 36,2 cm und ein Gewicht von 600—675 gr, im Durchschnitt 635 gr 1 3 jähriger Fisch 35,5 cm bei 550 gr Gewicht. 1 5 jähriger Fisch 39 cm bei 730 gr Gewicht. Im allgemeinen entspricht dieses Wachstum des Schleischnäpels dem der bodentierfressenden großen Maränen der norddeutschen Seen (Selenter-, Schaal-, Madüsee; vergl. THIENEMANN 1922); auch die planktonfressende Peipusmaräne des holsteinischen Kellersees hat ein ähnliches Wachstum. Von den von JÄRVI12) untersuchten finnischen Coregonen hat nur die Wander- maräne (C. lavaretusL. (Coli.) f. typica Th.) eine solche Großwüch- sigkeit; im 6. Jahre „mittlere Größe von 40—45 cm (Grenzfälle 37—48 cm) und ein mittleres Gewicht von 800—900 gr, ja sogar 1 kg.“ (JÄRVI S. 89.)

3.) Die Eier des Schleischnäpels. Die Eier waren in der Zeit vom 22. XI. bis 20. XII. 33 abgestrichen und befruchtet worden. 100 kurz vor dem Ausschlüpfen stehende in Formalin konservierte Eier wurden mikroskopisch gemessen. Es ergab sich ein Eidurchmesser von 2,8 bis 3,3, im Durchschnitt 3,0 mm. Ein Vergleich mit den Eigrößen der übrigen norddeutschen Corego- n u s - (s. s.) - formen ist in der folgenden Tabelle gegeben1X).

Eidurchmesser Name Autor in mm

Ostsee-Maräne (G. la v a re tu s la v a re tu s 3,6 NÜSSLIN 1908 f. ty p ica ) Madü-Maräne (C. lavaretus la v a re tu s (3,1-4,0) 3,5 THIENEMANN 1915 f. maraena) Selenter Maräne (G. h o lsa tu s) (2,9-3,6) 3,3 THIENEMANN 1915 Schlei-Schnäpel (C. la v a re tu s b a lticu s) (2,8—3,3) 3,0 THIENEMANN Elb Schnäpel (^C. la v a r e tu s oxyrhynchus) 2.9 NÜSSLIN 1908 Peipus-Maräne (C. m a ra e n o id e s) 2.9 NÜSSLIN 1908

4.) Die Larven des Schleischnäpels, 20, höchstens 24 Stunden alte Larven hatten die folgende Länge. mum 11,2, im Maximum 12,2, im Durchschnitt 11,9 mm. r>otter- mäßig vorgewölbt (bei der Madümaräne etwas mehr kugelig.)) sacköl farblos. Die gleichen Larven ergaben für das o* _ jni des Dottersacks und der Schwanzflosse folgende Werte: im ™ Maximum 1 : 1,5, im Minimum 1 : 1,0, im Durchschnitt • > * In der folgenden Tabelle sind Längen und Dh : Sh = Werte vorigen deutschen Coregonusformen zusammengestellt (Autoren Tabelle).

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Name Larvenlänge in mm Dh : Sh =

Elbschnäpel 1 2 - 1 3 1 : 1,5 Schlei-Schnäpel (11,2—12,2) 11,9 (1 : 1,0 - 1 : 1,5) 1 : 1,3 Ostsee-Maräne 14—15 1 : 1,1 Madümaräne (Madüsee) (11,2-13,0) 12,4 (1 : 1,0-1 : 1,4) 1 : 1,1 Madümaräne (Wittingau) 11,8 1 : 1,0 Selenter Maräne (10,8-12,2) 11,3 (1 : 0,9 — 1 : 1,0) 1 : 0,9 Peipusmaräne 12,6 1 : 0,9

Die Larven sind gewandte Schwimmer. Ihre Farbe ist im Ganzen ein Olivgrün. Fast rein gelb erscheint der Vorderkopf bis hinter die Augen, die Ohrregion und die dorsale Hälfte der Körperseiten unter den dorsalen Me- lanophorenstreifen. Am Beginn der Schwanzflosse ventral—lateral eine kleine Strecke ohne Melanophoren, nur mit Xanthophoren. (Innerhalb der ersten Woche erscheinen auch hier die Melanophoren.) Einzelne Xanthophoren auch in der Schwanzflosse, ventral. Am intensivsten ist die Gelbfärbung am Vor­ derkopf und in der Region vor der Schwanzflosse. Die Rückenseite des Körpers zwischen den beiden dorsalen Melanophorenreihen auch rein gelb. Die Xanthophoren sind leuchtend orangegelb, das Pigment ist körnig. Ein Vergleich mit den in der Brutanstalt gleichzeitig vorhandenen Larven der Selenter Maräne (C. h o 1 s a t u s) zeigt, daß im ganzen die Schleischnä- pellarven viel dunkler sind; ihre gelben Farben sind intensiver, leuchtender. Der gelbe Seitenstreif des Körpers fehlt den Larven der Selenter Maräne. Die Beschreibung, wie ich sie für die Pigmentierung, insbesondere auch die Melanophoren, der Larven der Madümaräne (1915 p. 183) gegeben habe, gilt auch für die Schleischnäpellarven. Doch fehlt die Medianreihe von Mela­ nophoren, die bei den Larven der Madümaräne vom Kopf bis zur Höhe der Dottersackmitte zwischen den beiden Dorsalreihen meist deutlich entwickelt ist, bei der Schleischnäpellarve ganz. Höchstens stehen an deren Stelle bei manchen Exemplaren ein paar ganz vereinzelte Melanophoren. Mund wie bei der Madümaräne. Die Schleischnäpellarve stimmt also mit der Larve der Madümaräne in der Form und Färbung fast ganz überein. Unterschiede sind vorhanden in der Größe: die Schleischnäpellarve ist etwas kleiner (im Durchschnitt 11,9 mm gegen 12,4 bei der Madümaräne — aber die Larve der Wittingauer Maräne ist etwa ebenso groß wie die des Schleischnäpels!); auch die Eigröße zeigt entsprechende Unterschiede (Schleischnäpel im Durchschnitt 3,0 mm, Madü­ maräne 3,5 mm — auch die Wittingauer Maräne 3,4 mm). Ferner ist im Durchschnitt bei der Larve des Schleischnäpels die Schwanzflosse im Ver­ hältnis zum Dottersack höher als bei der Madümaräne (Dh : Sh = 1 : 1,3 bez. 1 : 1,1; Wittingau 1 : 1). Das Verhältnis Dotter : Oelblase entspricht beim Schleischnäpel und der Selenter Maräne etwa den von JÄRVI (12, S. 78) für C. generösus f. a s p i a, nicht den für die finnischen C. lavaretus f. typica gegebenen Abbildungen.

196 download www.zobodat.at Die nahe Verwandtschaft, die Schleischnäpel und Madümaräne als er­ wachsene Fische zeigen, ist auch bei den Larven schon ausgeprägt. (Eine ausführliche Untersuchung über die Pigmente des Schleischnäpels und der Selenter Maräne hat G. KOLLER angestellt. Seine Arbeit „über den Farb­ wechsel von Coregonenlarven“, die im Biologischen Zentralblatt 54, 1934 p. 419—436 erschienen ist, war mir dank der Freundlichkeit des Verfassers schon im Manuskript zugänglich.)

5.) Zur Frage der Genese der oxyrhynchen Coregonen. Unter den nordischen — aber nicht den subalpinen — Coregonen treten oxyrhynche Formen, d. h. solche mit Nasenbildung, in verschiedenen Ge­ bieten auf. In Norddeutschland in der Schlei, in Vorpommern, in der Elbe, im Rhein, wohl auch in der Weser (vergl. Anmerkung 10). In Finnland müs­ sen die von JÄRVI untersuchten „Meer- und Flußmaränen teils zur f. typi­ ca, teils zur f. b a l tica gezählt werden. Ich für meinen Teil wäre deshalb geneigt, vorläufig die Formen t y p i c a und b a 11 i c a zu vereinigen und die hierzulande vorkommenden Meer- und Flußmaränen Coregonus lava, r e t u s L. (COLL.) f. t y p i c a THIEN. (einschl. b a 11 i c a THIEN.) zu nen­ nen“ (12. S. 28). Ueber norwegische und schwedische Formen habe ich schon früher berichtet (1922 S. 444—447); am besten bekannt ist jetzt durch FREIDENFELTS neueste Arbeit (13.) die O x y r h y n c h u s form des We- nersees. Stehen nun diese Schnäpelformen — so seien die langnasigen Coregonen im Gegensatz zu den kurzschnauzigen Maränen genannt — in näherem ver­ wandtschaftlichem Zusammenhang, oder sind diese „Nasen“ bei verschiede­ nen Coregonenformen, die genetisch nicht näher zusammengehören, selbstän­ dig entstanden? Ist die Schnäpelnase durch Descendenz zu erklären, oder stellt sie bei den verschiedenen Schnäpelkolonien eine durch Convergenz ent­ standene Bildung dar? Ich habe mich früher schon für die zweite Erklä­ rungsweise ausgesprochen, und schrieb (1922. S. 444): „Die verschiedenen Oxyrhynchusformen bilden sicher keine einheit­ liche, genetisch zusammenhängende Entwicklungsreihe, so daß etwa der Vänern- und Vätternschnäpel die Stammform des Schleischnäpels und dieser wiederum die Stammform des Nordseeschnäpels sei. Dagegen spricht außer der räumlichen Trennung dieser Formen schon die qualitativ verschiedene Gestaltung ihrer Nasen. Vielmehr stellt der Oxyrhynchus typ der La­ va r e t u s art eine Konvergenzerscheinung dar. Die hier als Lavaretus oxyrhynchus zusammengefaßten Coregonenkolonien sind aus der ge­ meinsamen Lavaretus -Stammform selbständig an verschiedenen Stellen entstanden.“ FREIDENFELT (13. S. 108. 109) hält in bezug auf die Wener- und Wet- teisee-Schnäpel die andere Möglichkeit — C. oxyrhynchus des Wener- und Wettersees als Reste einer gemeinsamen Stammform zu betrachten, die durch den Ausfluß des Wenersees von der Nordsee aus eingedrungen ist, wie Salmo salar des Wenersees“ — für „ebenso wahrscheinlich . . . viel­ leicht sogar noch wahrscheinlicher“. In diesem Falle muß man eine nachträg­ liche Veränderung im Bau des Kiemenfilters der verschiedenen Schnäpelko­ lonien annehmen. Denn, wie auch FREIDENFELT (S. 107) zugibt, ist es

197 download www.zobodat.at unzweifelhaft, daß der Elbschnäpel eine größere Anzahl von Kiemenreusen­ zähnen als der Wenerseeschnäpel besitzt. Es hat nach meinen bez. FREI- DENFELTS Untersuchungen am Bogen I der Elbschnäpel eine Zahnzahl von (27—35) 31. 32 und eine relative Zahn­ länge von (4,6—6,8) 5,7; der Schleischnäpel eine Zahnzahl von (25—34) 30. 31 und eine relative Zahn­ länge von (5—7,6) 6,1; (der vorpommersche Schnäpel eine Zahnzahl von (27—31) 28. 29 und eine relative Zahnlänge von (5—7,3) 5,9); der Wenerseeschnäpel eine Zahnzahl von (22—29) 25,8 und eine relative Zahnlänge von (4,9—6,5) 5,8 (und der Wetterseeschnäpel eine Zahnzahl von (26—34) 30 und eine relative Zahnlänge von (4,9—6,4) 5 ,6 )14). Sicher ist also eine deutliche Verschiedenheit im Kiemenfilter zwischen Elbschnäpel, Schleischnäpel (und Wetterseeschnäpel) einerseits und Wenersee­ schnäpel anderseits vorhanden. Diese Verschiedenheit ist aber nicht so groß, daß nicht eine nach der Isolierung der einzelnen Kolonien entstandene Ver­ änderung einer ursprünglich gleichen Stammform im Bereich der Möglich­ keit liegen könnte. Und so wäre mit diesem Material das Dilemma: „Kie­ menfilter variabel, Nasenbildung konstant” oder „Kiemenfilter konstant, Nasen­ bildung variabel“ — nicht nach der einen oder anderen Seite hin zu ent­ scheiden. Nach der Untersuchung des Rheinschnäpels durch REDEKE aber scheint sich mir die Waage doch sehr zugunsten meiner „Konvergenztheorie“ zu senken! Denn beim Rheinschnäpel hat eine Art der Generos us- Gruppe mit einem ganz engen, langzahnigen Kiemenfilter (Zahnzahl I (36—44, 40. Rel. Zahnlänge I 4,4,) eine echte Schnäpelnase gebildet! Nun glaube ich zwar, daß auch der G e n e r o s u s typ des Kiemenfilters einmal selbst aus einem ganz weiten und kurzzähnigen Filter entstehen kann; Beispiel der Felchen des Laacher Sees. Doch gibt es dafür bisher nur dies einzige Beispiel, das zudem neuerdings von einer Seite (WAGLER), m. E. allerdings zu Unrecht, in Zweifel gezogen wird. Jedenfalls erscheint es mir viel unwahr­ scheinlicher, daß eine langnasige. Coregonenform an der einen Stelle den G e ne r osus typ des Kiemenfilters, an anderen Stellen den Lavare- t us typ (in verschiedener Ausprägung) ausgebildet haben soll, — nur vom H o 1 s a t u s typ kennen wir bisher keine oxyrhynchen Formen — als daß aus normalschnauzigen Stammformen beider Typen in den verschiedenen Ge­ bieten sich langnasige Formen entwickelt haben. Für das Letztere spricht auch die Tatsache, daß diese Nasen bei den verschiedenen Kolonien durchaus nicht in ganz der gleichen Ausbildung vorhanden sind (z. B. Schleischnäpel — Elbschnäpel; vergl. p. 193). Und so betont auch REDEKE (5), daß die Entdeckung der Eigenart des Rheinschnäpels „dazu beitragen dürfte, THIE­ NEMANNS Konvergenz-Hypothese zu bestätigen“. Ich sehe also nach wie vor diese Konvergenz-Theorie gegenüber der Relikt-Theorie als die besser begründete an und bin der Meinung — die sich natürlich nie wird streng beweisen lassen — daß sich die verschiedenen Schnäpelformen aus den normalen Maränenformen ihres Typus (Genero- sus rsp. Lavaretus) selbständig ausgebildet haben. Stammform des

198 download www.zobodat.at Schleischnäpels wäre dann eine der heutigen Wandermaräne der Ostsee (C. lavaretus lavaretus) nächststehende Coregonenart gewesen.15)

6. Lebensweise des Schleischnäpels. Heimat unseres Fisches ist in Schleswig-Holstein jetzt ausschließlich die Schlei. Ob es sich bei den vereinzelt in der Neustädter Bucht (Holstein), Gel- tinger Bucht (Schleswig), bei Apenrade, ja bei Kristiansand (Norwegen) ge­ fangenen Schnäpeln (THIENEMANN 1922) um unsere Form handelt, läßt sich nicht feststellen. In der Nähe der Schleimündung bei Kappeln und tritt er nur selten auf; in der Ostsee, vor der Schleimündung wird hin und wieder einmal ein Exemplar in den Bundgarnen gefangen. Sein Hauptgebiet ist die innere Schlei, die Gegend von Schleswig. Der Schlei- sclinäpcl ist ein echter Brackwasserfisch. Er lebt in der Schlei von kleinen Fischen, vor allem Gobius, ferner von Gaminariden und C h i r o n o m u s larven; auch kleine Heringe, kleine Schnecken, Cardi um edule, Mysis, findet man in seinem Magen- und Darminhalt. Eine besonders große Rolle spielt Gobius; bei einem älteren Fisch stellte ich einmal 95 Gobius exemplare als Nahrung fest, bei einem einjährigen Schnäpel 14 Stück! Auch die einjährigen Fische haben schon die gleiche Nahrung wie die erwachsenen. Darmparasiten wurden bei den einjährigen Fischen noch nicht nachgewie­ sen, wohl aber bei den erwachsenen Fischen; bei einzelnen Tieren kann die Bandwurminfektion sehr stark sein. ZSCHOKKE (16) hat das Parasitenmaterial des Schleischnäpels genau un­ tersucht. Er schreibt darüber (S. 583): „Ueberall herrschte Ichthyotae- n i a percae (O. F. M.) vor. Sie besiedelte, und zwar in sehr großen Men­ gen, elf (von 12) Exemplare des Schleischnäpels . . . Dazu kommen für den Schnäpel dreimal Acanthocephalus lucii (MÜLL.) und zwar ebenfalls in beträchtlicher Zahl, und zweimal Eubothrium salvelini (Schrank). In einzelnen Fällen war Ichthyotaenia percae mit Acanthoce­ phalus lucii in demselben Fischdarm vergesellschaftet . . Erwähnung verdient die Beobachtung, daß im Schleischnäpel Ichthyotaenia percae (O. F. M.) schon im Dezember und Februar die Reife erreicht, während sonst die Eibildung bei diesem Wurm erst im Frühjahr und Vor­ sommer stattfindet.“ Zum Laichen steigt der Schleischnäpel in die schnellfließende Loiter Au, (auch Füsinger Au genannt), ein Flüßchen, das von Norden her von Angeln kommend in die „kleine Breite“, d. h. den östlich von Schleswig gelegenen Teil der inneren Schlei, mündet. Auch früher schon war die Loiter Au der Laichplatz des Schleischnäpels. Im Jahre 1880 wird auf Grund DALLMER* scher Angaben berichtet (THIENEMANN 1922 S. 433): „ . . . außerdem kommen Lachse und Schnäpel in die Schlei. Letzterer ist zu allen Zeiten des Jahres zu finden; er ging früher in großer Menge in die Loiter Aue, und ward dort durch 3 im Flusse angebrachte Selbstfänger in Masse gefangen. Als dadurch die Zahl der Fische so reduziert war, daß der Fang sich nicht mehr verlohnte, verfielen die Selbstfänger, und die Zahl der Schnäpel war in wenigen Jahren wieder ersetzt; dann kamen die Selbstfänger wieder in Tä­ tigkeit, und so ging es abwechselnd fort. Damals waren viel mehr Schnäpel

199 download www.zobodat.at in der Schlei wie jetzt; während man früher Tausende fing, geschieht dies jetzt nur vereinzelt. Die Ursache ist die Erbauung der Mühle bei , welche den Schnäpeln die Laichplätze unzugänglich gemacht hat.“ Heute liegen die Verhältnisse so: Der Aufstieg beginnt gegen Ende November; dann können meist bis in die zweite Dezemberhälfte Schnäpel in der Loiter Au gefangen werden. Es steigen nur die laichreifen Fische auf; bei der Untersuchung am 2. XII. 33 (Wassertemperatur der Au 3° C; am 10. XII. 35 Wassertemperatur 2,5° C) waren die aufsteigenden 6 6 drei- bis fünfjährig, die 2 2 vier- bis sechs­ jährig, ebenso bei der Untersuchung vom 1. XII. 34. Beide Geschlechter zei­ gen den bei den Coregonen üblichen Laichausschlag, die 2 2 etwas weniger ausgeprägt als die 6 6; der Laichausschlag besteht aus ziemlich spitzen Warzen. Auch während des Aufsteigens fressen die Schnäpel; ihre Haupt­ nahrung in der Loiter Au ist der Flohkrebs, Gammarus pulex; auch Schnäpeleier werden von den Fischen in großer Menge verzehrt. Vereinzelt fanden sich Schnecken (N e r i t i n a f 1 u v i a t i 1 i s , P h y s a f o n t i n a 1 i s), Erbsenmuscheln (P i s i d i u m s p.) Larven der Florfliege (S i a 1 i s) sowie S i m u 1 i u m - und Hydropsyche larven im Magen-Darminhalt der Schnäpel in der Loiter Au. Infektion mit Echinorhynchen wurde nicht selten beobachtet. Nach dem Laichen wandern die Tiere wieder abwärts. Die junge Brut sammelt sich in Schwärmen an ruhigen Stellen; wann sie ihre Talwan­ derung vollzieht, wissen wir nicht. Die einjährigen Fische jedenfalls leben wieder in der Schlei. Wie der Schnäpel, so steigt auch die Meerforelle und der Lachs in die Loiter Au auf; diese Wanderfische treffen dort mit einer Standfischfauna zusammen, die aus den folgenden Arten besteht: Hecht, Barsch, (Kaulbarsch selten), Rotfeder, Rotauge, Aland, Gründling, Löe ( = Alburnus lucidus), Dorngrundel, Bachforelle, Aal, Aalquappe und „Fettlümmel“ (Gobio f-luviatilis) und Neunauge. (Früher war der Krebs in der Loiterau heimisch. Vor hundert Jahren beanspruchte der Pastor in Kahleby den Krebsfang in der Au, soweit diese an den Pastoratslände­ reien vorbeiflösse. NEUBAUR.) Der Stint steigt regelmäßig in der Zeit vom 21.—23 April zum Laichen in die Au auf. Die Laichplätze des Schnäpels liegen etwa 4—5 km oberhalb der Mündung der Loiter Au, südlich von Scholderup, am Broholm; bei starkem Hoch­ wasser steigen einige bis zur Eisenbahnbrücke bei -Bahnhof auf, jedoch meistens Männchen. Auf der Laichstrecke „ist das Ufer der Loiterau sehr abwechselungsreich und die ganze Gegend landschaftlich hervorragend schön. Steile Hänge mit alten Buchenbeständen begrenzen das linke Ufer, sanfte Wiesen, die bei Hochwasser weithin unter Wasser stehen, das rechte“ (17). Hier liegen auch die Laichplätze der Meerforellen. Die Schnäpel laichen — in starker Strömung — im seichten, höchstens 30—40 cm tiefen Wasser, über steinigem — nie über weichem — Grund. Am 3. VII. 34 an den Laich­ plätzen vorgenommene Strömungsmessungen ergaben für das Oberflächen­ wasser folgende Zahlen (10 Messungen): Maximum 0,7 m/sec., Minimum 0,2 m/sec., Durchschnitt 0,3 m/sec. Bei 40 cm Wassertiefe betrug an einer Stelle die Strömung an der Oberfläche 0,55 m/sec., am Boden 0,15 m/sec. Im Dezember 1934 war der Wasserstand der Loiterau etwa der gleiche wie

2 0 0 download www.zobodat.at im Juli, sodaß auch zur Laichzeit die Strömungsverhältnisse den im Juli ge­ messenen entsprachen. Die Eier kleben an den Kieseln fest. Äußerlich heben sich die Laichplätze der Schnäpel nicht vom übrigen Bachboden ab; ganz anders die hellen Kiesbetten der Meerforelle, deren Entstehung NEUBAUR (17) kürzlich beschrieben hat. Bis in die Gegend von Twedt — wie zu DALLMERS Zeiten, — steigen die Schnäpel heute nicht auf: Und n u r die Loiter Au ist auch heute als Laichstätte des Schleischnäpels bekannt.

7. Die Schnäpelfischerei. In der Schlei selbst wird der Schnäpel, vor allem im Winter, nach der Laichzeit, in der Gegend von Schleswig als Beifang mit der Brachsenwade und mit anderen Geräten gefangen. Speziell auf den Schnäpel wird nur während der Laichzeit in der Loiter Au gefischt. Der Fluß wird dann mit (‘inein Netze völlig gesperrt, und mit einem zweiten (Zug-)Netz werden von oben her die Schnäpel in jenes getrieben. Die gefangenen Schnäpel werden abgestrichen, die befruchteten Eier künstlich erbrütet. Nach den Akten des Oberfischmeisteramtes in Kiel wurden in der Schlei selbst (von Schleswiger Fischern) an Schnäpeln gefangen 1925 — 348 kg 1929 — 495 kg 1933 — 636 kg 1926 — 217 kg 1930 — 365 kg 1934 — 374 kg 1927 — 590 kg 1931 — 360 kg 1935 — 350 kg 1928 — 507 kg 1932 — 150 kg Auf die Monate verteilt: Jahr Jan. Febr. März April Mai Juni Juli Aug. Scpt. Okt. Nov. Dez. Gesamtfang 1925 45 3 — 300 348 1926 10 40 15 — 25 15 — — 18 42 52 — 217 1927 50 23 10 — — 17 — — ___ 60 55 375 590 1928 200 — 75 26 5 23 ______— — 3 175 507 1929 200 — — — 130 55 ___ — 15 — 13 80 495 1930 145 25 — — 10 — — 20 15 — — 150 365 1931 25 20 — — 65 135 15 25 20 30 15 10 360 1932 10 10 5 30 10 20 — — 10 20 20 15 150 1933 — — 40 22 95 35 12 10 37 180 150 55 636 1934 15 5 10 140 90 15 — 22 25 22 30 ___ 374 1935 45 20 125 30 15 30 50 15 20 350 " 4392 kg Als von Arniser Fischern gefangen sind nur 60 kg 1929 und Okt. 1935 20 kg gemeldet worden. Im Mai 1934 sind von Maasholmer Fischern 10 kg gefangen worden. Der Schnäpelfang machte 1930 nur etwa 1/,i °/n des Gesamtfischfangs in der Schlei aus. Die auffallend geringe Fangmenge des Jahres 1932 ist auf das große Fischsterben im Gebiet der kleinen Breite vom 25. August 1931 zu­ rückzuführen, über das NEUBAUR in der Fischereizeitung (34. 1931. S. 473) berichtet. Verursacht war es durch die organischen Abwässer industrieller Betriebe in Schleswig. „Der Wert der toten Fische, an denen der Schlei- schnäpel leider einen hervorragenden Anteil hat (es trieben tote Schnäpel in Längen von 45—47 cm) ließ sich auf 1100 RM. beziffern.“ Es ist leicht zu

201 download www.zobodat.at Schnäpeleier und Schnäpelbrut.

Anzahl Davon der ge­ Jahr wieder abgegeben wonnenen Wohin Eier angebrütet| als Brut

1879/80 30 000 30 000 ? 1886/87 70 000 70 000 ? 1889/90 100 000 45 000 55 000 Bock in Scholderup 1891/92 50 000 30 000 Loiterau-Genossenschaft 20 000 Hauschild-Hohenwestedt 1892/98 77 000 10 000 Wieben-Homfeld b. Innien 60 000 Ohlsen- 1 000 Hadenfeldt-Beringstedt 1000 Stange-Langwedel 5 000 Bargstedt 1893/94 270 000 270 000 Kreis Rendsburg — Eider 1894/95 8 000 8 000 Kreis Rendsburg — Eider 1897/98 100 ooo 100 000 Stör-, Eider- und Schleigebiet 1898/99 91 000 10 000 Loiterau — Scholderup 36 000 Eider — Rendsburg 45 000 Eider — Rendsburg 1899/1900 110 000 50 000 Schlei — Schleswig 60 000 Eider — Rendsburg 19.00/01 130 000 100 000 Schlei — Schleswig 30 000 Eider — Rendsburg 1901/02 122 000 70 000 Schlei — Schleswig 52 000 Eider — Rendsburg 1902/03 175 000 70 000 Schlei — Schleswig 70 000 Stern-Rendsburg, vermutlich Eider 35 000 Kersten-Raisdorf, Schwentine 1903/04 180 000 80 000 H. Stern-Rendsburg, vermutlich Eider 100 000 F i s c h e r i n n u n g Schleswig 1904/05 92 000 40 000 Gewässer d. Krs. Rendsburg 52 000 Gewässer d. Krs. Schleswig 1927/28 953 000 953 000 Nederlandsche Haidemaatschapij Arn- heim/Holland 1928/29 110 000 110 000 Loiterau — Scholderup 1929/30 40 000 tot ange kommen 1930/31 610 000 50 000 Arneburg/Elbe 500 000 Dänemark 5 000 Selenter See — Versuch 55 000 Loiterau — Scholderup 1931/32 850 000 300 000 Loiterau — Scholderup 250 000 Schlei — Schleswig 300 000 Schlei — Lindaunis 1932/33 619 000 100 000 Fischereiverein Magdeburg 519 000 Loiterau — Scholderup 1933/34 250 000 voraussichtlich sämtlich Loiterau 1934/35 460 000

202 download www.zobodat.at verstehen, daß ein so empfindlicher Salmonide wie der Schnäpel, in erster Linie unter der Einwirkung faulender Abwässer abstirbt. Herr PETER ROJEM (Taarstedt) beobachtete auch, daß im Winter 1932 auf einmal sehr wenig Schnäpel zum Laichen in die Loiter Aue kamen. Er berichtet über den Schnäpelfang in der Au folgendes: „In früheren Jahren, von 1920 bis 1931 waren sehr große Mengen Schnäpel zum Laichgeschäft in der Loiter Au, doch hat die Raubfischerei die Bestände ganz erheblich reduciert. Die Raubfischerei wurde in der gesamten Schonzeit mit starken Karbidlaternen nach Eintritt der Dunkelheit betrieben. Staute dann die Twedter Wassermühle das Wasser auf, sodaß nur sehr wenig Wasser in der unteren; Au vorhanden war, so konnte man mit der Laterne alle tiefen Stellen in der Aue durch­ leuchten,und jeder Fisch wurde mit dem Hechtstecher (sogen. Lyster) ge­ stochen. Die Fangergebnisse waren: 1930 — 407 Pfund, 1931 — 960 Pfund, 1932 170 Pfund, 1933 — 159 Pfund, 1934 — 274 Pfund ( = 160 Stück). Bis 1932 wogen die gefangenen Schnäpel im Durchschnitt 2 Pfund, 1933 nur 1,1 Pfund, 1934 wieder 1,7 Pfund.“ Das Pfund Schnäpel kostete im Jahre 1933 0,40 RM.; die in der Loiter Aue — wie auch in der Schlei selbst — gefangenen Schnäpel werden in der Umgegend von Scholderup und in Schleswig abgesetzt; nach auswärts ver­ sandt werden diese Fische im allgemeinen nicht. Im Jahre 1887 wurde die Fischereigenossenschaft Loiterau gegründet, die „eine geregelte Aufsichtsführung und gemeinschaftliche Maßnahmen zum Schutze des Fischbestandes sowie die gemeinschaftliche Bewirtschaftung und Nutzung der Fischgewässer und Fangverwertung bezweckt“. Sie umfaßt die zur Fischerei in der Wellspanger- und Boholzer Aue bis zur sogenannten Kreuzaue, in dem Oxbek und in der Loiter Au bis zur Einmündung in die Schlei Berechtigten, zu denen auch der Domänenfiskus gehört.“ (18.) Die Genossenschaft errichtete 1930 eine Brutanstalt in Scholderup; in dieser wer­ den im allgemeinen nur Lachs- und Meerforellen erbrütet. 1930 wurden Schnäpeleier an der Au selbst befruchtet und unmittelbar ausgesetzt. Sonst wurden die befruchteten Schnäpeleier in die bei Nortorf gelegene Brutan­ stalt Altmühlendorf des Centralfischereivereins für Schleswig-Holstein über­ führt und dort erbrütet. Ich verdanke dem früheren Vorsitzenden dieses Vereins, Herrn Admiral OLDEKOP, die vorstehende Zusammenstellung (vergl. dazu Anmerkung 19). Daß der in den letzten Jahren verstärkte Aussatz von Schnäpelbrut in die Loiter Au den Schnäpelbestand in der Schlei schon vermehrt hat und bei Fortführung der Aussetzungen immer mehr verbessern wird, ist die durch allerlei Beobachtungen gestützte, feste Ueberzeugung der Fischer. Da die von dem Centralfischereiverein für diesen Zweck alljährlich aufgewendeten nicht unbeträchtlichen Mittel in allererster Linie der Fischerei in der Schlei — also der „Seefischerei“ — zugute kommen, so ist zu hoffen und zu er­ warten, daß die Behörden und Körperschaften, die die Seefischerei betreuen, in Zukunft sich auch an der Aufbringung der Mittel für die Erbrütung des Schleischnäpels beteiligen. Die Erhaltung des Schnäpelbestandes in der Schlei aber ist auch, abgesehen von seiner nicht allzugroßen wirtschaftlichen Bedeu­ tung, aus einem anderen Grunde erforderlich; denn:

203 download www.zobodat.at 8. Der Schleischnäpel ist ein Naturdenkmal! Der Schleischnäpel ist ein Fisch, der in Schleswig-Holstein n u r in der Schlei, sonst noch in den Gewässern Vorpommerns vorkommt. Und selbst wenn es sich wider Erwarten heraussteilen sollte, daß er in näherer Ver­ wandtschaft zu nordischen oxyrhynchen Coregonen steht: in d e r Ausprä­ gung, in der wir ihn aus der Schlei und aus Vorpommern kennen, lebt er in keinem anderen Gewässer. Zweifellos ist die Schnäpelkolonie Vorpommerns und die, der Schlei recht klein; sie ist in der Schlei im Laufe der Zeiten mehr und mehr zusammengeschrumpft. Erlischt sie ganz, so verschwindet ein in­ teressantes Glied unserer Süßwasserfauna, und die Tierwelt unserer Heimat wird um einen charakteristischen Vertreter ärmer. Für jede — durch kulturelle Maßnahmen nicht unumgänglich notwendige — Zerstörung oder Verschandelung unserer Heimatsnatur werden die kommenden Ge­ schlechter uns verantwortlich machen. Wenn wir heute lesen: „Naturschutz ist Volkssache geworden,“ wenn als eine der hohen Aufgaben des Reichs­ bundes „Volkstum und Heimat“ bezeichnet wird: „Die lebendige Natur un­ serer Heimat zu schützen und zu pflegen als den unerschöpflichen Born von Kraft und Freude“ : dann gilt es, die Worte auch im Einzelfall in die Tat umzusetzen. Zumal es sich hier um die Vernichtung einer einzigartigen Tierform handeln würde, die nirgends auf der ganzen Erde sonst vor­ kommt! Die Erhaltung des Schleischnäpels kann nicht etwa in einer einfachen Schonung bestehen. Denn er wird ja hauptsächlich als Beifang bei der Fi­ scherei auf andere Fische gefangen, und eine Wiederaussetzung eines einmal gefangenen Coregonen ist eine höchst problematische Maßnahme. Es be­ steht auch durchaus nicht die Notwendigkeit, dem schwer um seine Existenz ringenden Fischerstande eine solche Auflage zu machen. Erschwerend kommt für die Erhaltung des Schnäpelbestandes der Schlei hinzu, daß bei Zunahme der schädliche Abwässer liefernden industriellen Unternehmungen auch bei aller Umsicht der Werke selbst und der Aufsichtsbehörden mit gelegentlichen Fischsterben durch Wasserverunreinigung gerechnet werden muß. Und die empfindlichen Lachsfische, zu denen ja der Schnäpel gehört, fallen solchen Katastrophen besonders leicht zum Opfer. Eine Erholung des Fischbestandes nach solchen kulturell bedingten Eingriffen aber geht nur sehr langsam vor sich, wenn der Mensch nicht den natürlichen „Heilungsvorgang“ unterstützt. Die Erfahrung hat gezeigt, w i e künstliche Erbrütung und Bruteinsatz hier wirken können. Soll der Schnäpelbestand der Schlei gehalten und gehoben werden, so gibt es nur ein Mittel: alljährliche künstliche Erbrütung und Besatz der Loiter Au mit der so erzielten Brut. Zu überlegen wäre vielleicht noch, ob man den Erfolg nicht noch vergrößern könnte, indem die Brut einen Sommer lang in großen Teichen, die unmittelbar an der Loiter Au anzulegen wären, auf­ gezogen und dann unmittelbar in die Au abgelassen wird. Jedenfalls müssen die Körperschaften und Behörden, die es angeht — und das sind nicht nur die fischereilichen (d. h. seefischereilichen), sondern auch die der Heimat- und Naturpflege! — diesen Bestrebungen, die bisher der Centralfischereiver­ ein für Schleswig-Holstein fast allein getragen hat, stärkste ideelle und vor allem auch materiejje Förderung zu teil werden lassen. Nur so kann eines

204 download www.zobodat.at der interessantesten Glieder der Tierwelt Schleswig-Holsteins und ein ganz einzigartiges „Naturdenkmal“ erhalten werden.

Anmerkungen. 4) STEPHAN VAN SCHONE VELDE, Ichthyologia. Hamburg 1024. (S. 13.) Vom „snepel“ der Schlei hören wir zuerst im 16. Jahrhundert durch das „Register der uphoringe des hawes to Sleswyk“; vgl. SEEHASE, die Fischerei in Schles­ wig-Holstein. Inaug. Diss. Kiel 1935. -) E. DALLMER, Fische und Fischerei im süßen Wasser mit besonderer Be­ rücksichtigung der Provinz Schleswig-Holstein. Schleswig 1877. (S. 63.) ;l) A. THIENEMANN, Weitere Untersuchungen an Coregonen. Archiv f. Hy­ drobiologie 13. 1922. (S. 432—450.) (Kurzer Auszug unter dem Titel „Der Schlei- Schnäpel“ in Fischereizeitung 25. 1922. S. 260—263.) 4) Am 2. Dezember 1933 konnte ich dank der Freundlichkeit des Herrn Admiral OLDEKOP und Dr. NEUBAUR an einer Fischerei auf laichreife Schnäpel in der Loiter Au feilnehmen. Dabei wurden 12 Fische an Ort und Stelle gemessen und Alter und Geschlecht bestimmt, 5 Stück am anderen Tage in Plön noch genauer untersucht. Herr Fischereiaufseher G. REINCKE-Schleswig schickte mir am 19. XII. 33. 7 einjährige, in der Schlei gefangene Schnäpel; es standen mir zusammen mit den früher von mir bearbeiteten 17 Schleischnäpeln im ganzen 40 Fische zur Untersuchung zur Verfügung. Allerlei Notizen über die Schnäpelfischerei in der Loiter Au verdanke ich Herrn PETER ROJEM (Taarstedt). Eier und frisch ge­ schlüpfte Larven des Schleischnäpels, die in der unter Leitung des Herrn Fisch­ meisters KASCH stehenden Fischzuchtanstalt des Centralfischereivereins für Schles­ wig-Holstein in Altmühlendorf bei Nortorf erbrütet werden, untersuchte ich am 23. März 1934. Am 1. XII. 34 konnte ich wiederum an der Schnäpelfischerei in der Loiter Au teilnehmen und 11 3—6 jährige Schnäpel untersuchen; auch am 10. XII. 35 war ich bei der Schnäpelfischerei in der Loiter Au zugegen und unter­ suchte 8 3—5 jährige männliche Schnäpel. Allen Herren, die mich bei meinen Studien über den Schleischnäpel unterstützt haben, danke ich auch an dieser Stelle herzlichst. Ueber den „Schnäpel (Coregonus lavaretus balticus) in Vorpommern“ habe ich an anderer Stelle berichtet (Dohrniana 1935). 5) H. C. RED EKE (Ueber den Rheinschnäpel, Coregonus oxyrhynchus L., Ver- handl. Int. Ver. f. theor. u. angew. Limnologie 6. 1934) hat gezeigt, daß der Rheim schnäpel ein ganz anderer Fisch ist, als der Elbschnäpel und zurGenerosus- Gruppe der Gattung Coregonus gehört, und wahrscheinlich gemacht, daß LINNEE bei seiner Oxyrhynchus beschreibung den Rheinschnäpel vor sich gehabt hat. Ich nenne den Rheinschnäpel Coregonus generosus oxy- rhynchus (L.); vergl. oben S. 193. 6) Deshalb behalten die von mir 1922 gegebenen Kopfbilder doch ihren Wert. Sie sind z. T. auch in JOUBINS Faune Ichtnyologique de FAtlantique Nord. (Ko­ penhagen) auf die Tafel „Coregonus lavaretus“ (bearbeitet von W. SCHNAKENBECK) übernommen worden; auch in NITSCHE-HEIN, die Süß­ wasserfische Deutschlands (5. Auflage, bearbeitet von E. RÖHLER) finden sie sich z. T. (S. 19 oben). Wer den Schleischnäpel nicht unmittelbar nach dem Fang untersucht, wird in der Mehrzahl der Fälle nur diese geschrumpften Nasen zu Gesicht bekommen. . 7) Durch Injektion mit Formalinlösung kann man die Normalform der Nasen einigermaßen wiederherstellen. Ich vermute übrigens, daß auch bei einigen der von FREID EN FELT (Internat. Revue d. gesamt. Hydrobiologie und Hydrographie 30. 1933. Abb. 1— 17) abgebildeten „oxyrhynchus“-Köpfen aus dem Wenersee sich solche Nasenschrumpfungen bemerkbar machen. 8) Diese 3 Zahlen hat Herr Dr. B. HAVINGA an Material des Rijksinstituut voor Biologisch Visscherijonderzoek in Amsterdam bestimmt. Er hat mir auch I hotographien von Köpfen des Rheinschnäpels anfertigen lassen, wofür ich ihm auch hier meinen herzlichen Dank ausspreche.

205 download www.zobodat.at ö) E. WAGLER, Der Blaufelchen des Bodensees. Int. Revue d. ges. Hydrobiol. u. Hydrographie 18. 1927. 10) Die Angaben für den Rheinschnäpel nach REDEKE (vergl. Anmerkung 5) und den Aufnahmen Dr. HAVINGAS (vergl. Anmerkung 8). Den Weserschnäpel habe ich trotz aller Bemühungen bis jetzt noch nicht untersuchen können. 1A) yergl. O. NÜSSLIN: Die Larven der Gattung Coregonus, ihre Beziehungen zur Biologie und ihre systematische Bedeutung. Verhandl. Deutsch. Zool. Ges. 1918. S. 172—194. THIENEMANN: Untersuchungen an Coregonen. Zeitschrift für Fischerei N. F. 1. 1915. S. 168—196. 12) F. H. JÄRVI, Ueber die Arten und Formen der Coregonen s. str. in Finn­ land. Acta Zoologica Fennica 5. 1928. 13) F. FREIDENFELT, Untersuchungen über die Coregonen des Wenersees. I. Int. Revue d. ges. Hydrobiol. und Hydrographie. 30. 1933. S. 49—103. 14) FREIDENFELT bezweifelt zwar (S. 107), daß mein Wetterseematerial wirk­ lich zu „Oxyrhynchus“ gehört: es hat sich dabei aber tatsächlich um eine oxyrhynche Form („Vätterns Näbbsik“) gehandelt. 15) Nach dem Vorstehenden stellen also die No. 67 (40) — und wahrscheinlich auch 67 (42) — auf S. 126 von S. L. BERGS Uebersicht der Verbreitung der Süß­ wasserfische Europas (Zoogeographica 1. 1932) keine einheitlichen Coregonen- arten dar! 10) F. ZSCHOKKE, Die Parasitenfauna der Gattung Coregonus, eine parasito- logische und tiergeographische Studie. — Revue Suisse de Zoologie 40. No. 32. 1933 S. 559—634. 17) NEUBAUR, Auf den Laichplätzen der Meerforelle. Fischerei-Zeitung 35. 1932. S. 46. 18) NEUBAUR, Die Entwicklung des Genossenschaftswesens in Schleswig-Hol­ stein. Fischereizeitung 30. 1927. S. 418—419. 10) Zu dieser Zusammenstellung gibt Herr Admiral OLDEKOP noch die fol­ genden Erläuterungen: „Unbedingten Anspruch auf Genauigkeit machen die Angaben nicht, sie wurden teilweise aus alten Jahresberichten, teilweise aus anderen Niederschriften, Belegen usw. herausgezogen. Es ist z. B. nicht sicher, ob nicht auch in den Jahren, die in der Anlage nicht verzeichnet sind, Schnäpeleier gewonnen und ausgebrütet worden sind. Die in Sperrdruck hervorgehobenen Empfänger haben wohl in allererster Linie die Brut in die Loiterau eingestezt. Es ist aber auch möglich, daß andere Neben­ flüsse der inneren Schlei bedacht worden sind. Gewiß ist es, daß im Frühjahr 1932 außer der Loiterau auch die Hüttener Au, die Osterbek- und Koseier Au be­ rücksichtigt worden sind. Ferner ist damals auch ein Quantum Brut bei Lindaunis ausgesetzt worden. In diesem Jahre (1934) wird die Brut, 250 000 Stück, in die Loiterau und in andere Auen der inneren Schlei ins Wasser gebracht werden. Wie weiter aus der Liste ersichtlich, sind auch erhebliche Aussetzungen in der Eider erfolgt. Ferner hat eine Reihe Teichwirte und Seenbesitzer Brut erhalten. Ueber die Erfolge dieser Aussetzungen liegen hier keine Nachrichten vor. Die nach Holland gelieferten angebrüteten Schnäpeleier sollen für die Zuider- See vorgesehen gewesen sein. Wo die Brut in Dänemark ausgesetzt worden ist, ist unbekannt.“

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Schleischnäpel (55 cm lang) (phot. N e u b a u r)

Kiemenfilter des Schleischnäpels

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Schnäpel-Laichgebiet in der Loiter Au

Schnäpel-Laichgebiet in der Loiter Au

2 0 8 download www.zobodat.at 8. Die übrige Tierwelt. (Meereskundliche Arbeiten der Universität Kiel, Nr. 38.) Von A. REMANE, Kiel. Die Schlei mit ihrer langen Ausdehnung und mit ihren angegliederten Nooren bietet für die Tierwelt einen Lebensraum, wie er sich in dieser Form und Ausdehnung nur selten an den europäischen Küsten findet. Sie bietet eine allmähliche Abstufung des Salzgehalts, erhält aber gegenüber den Mündungsgebieten der Flüsse einen Sondercharakter durch das wenig be­ wegte Wasser, in das der Zustrom an Süßwasser gering ist. Die Mündungs­ gebiete enthalten natürlich, da der Salzgehalt über 10 °/00 liegt, eine verarmte Meeresfauna, die brackigen Innenteile eine verarmte Süßwasserfauna. Wichtig war aber die Frage, ob in dem isolierten mittleren Brackwasserbezirk echte Brackwassertiere Vorkommen, da er 1. räumlich von beschränkter Ausdeh­ nung ist und 2. von den benachbarten echten Brackwassergebieten räumlich durch Meerwasser isoliert ist. Weiterhin war die Frage, ob die für die Ostsee festgestellten Erscheinungen (Artenminimum bei ca. 5—8 °/0() usw.) auch für die viel kleinere und geologisch jüngere Schlei Geltung besitzen. Jeder, der faunistische oder oekologische Studien am Meer durchgeführt hat, weiß, wie schwer es ist, auch nur die erste Vorbedingung solcher Ar­ beiten, nämlich die volle Erfassung des Artenbestandes durchzuführen. Da zudem die Arbeit an der Schlei nur auf einzelnen Exkursionen durchgeführt werden konnte, ist die folgende Faunenliste sicher unvollständig, der Charak­ ter der Tierwelt der Schlei ist aus ihr jedoch klar ersichtlich. Die besonders die makroskopische Fauna betreffenden Aufzeichnungen von JAECKEL sind in die Bearbeitung aufgenommen.

1. Die Lebensgemeinschaften. Die Lebensbedingungen der einzelnen Gebiete sind schon von NEUBAUR und JAECKEL geschildert worden. Hier seien nur die räumlichen Besonder­ heiten der einzelnen Regionen kurz skizziert. a. Die Vegetationszone (Phytal). Von den verschiedenen Bewuchs­ zonen der Kieler Bucht scheiden die Laminaria-Delesseria Region und die Furcellaria Region für die Schlei aus und damit auch alle Bewohner der Ve­ getationszone der tieferen Zonen der Kieler Bucht. Wir haben also in den salzhaltigen Teilen nur mit den Bewohnern der faunistisch armen Seegras- und Fucusregion sowie den Ulva- und Monostroma-Bewohnern zu rechnen. Aber auch diese Regionen treten sofort mit verarmter Besiedelung auf, sodaß selbst in der Maasholmer Breite der Artenbestand bedeutend geringer zu sein scheint als in dem gleichen Lebensraum der Kieler Förde; immerhin ist die Zahl der marinen Tiere in der Schleimündung noch ziemlich groß. Nach in­ nen zu nimmt aber die Besiedelung der Vegetationszone an Arten rapide ab und schon etwa von Kappeln an beherrschen die euryhalinen Krebse Gamma­ rus locusta, Jaera marina, Idotea baltica, Neomysis vulgaris das Feld; zu ihnen gesellen sich schon von der Maasholmer Breite an Brackwassertiere wie Idotea viridis und Sphaeroma rugicaudum, seltener Melita palmata und Gammarus duebeni. An Schnecken sind diese Zonen durch Hydrobia ulvae

209 download www.zobodat.at und lokal durch Littorina rudis var. tenebrosa charakterisiert. Ein vollkommen anderes Bild bietet die Bewuchszone der Innenteile der Schlei {Große und Kleine Breite); am reichsten zeigt sich dieses in den Potamogeton-Wiesen der Kleinen Breite. Zwar sind auch hier die oben genannten euryhalinen Krebse (Gammarus locusta, Jaera marina, Sphaeroma rugicaudum und Idotea viridis) sehr häufig, doch treten an festsitzenden Tieren Membranipora crustulenta und Cordylophora bestandsbildend auf, und zwischen ihnen treten in ge­ ringer oder größerer Zahl Süßwasserarten wie Stylaria lacustris, Dendrocoe- lum lacteum, Planaria torva, Collotheca ornatua, sowie weitere Brackwasser­ tiere (Prostoma obscurum) auf. Ein verarmtes Bild dieser Zone bieten die lockeren Potamogeton-pectinata-Bestände, die aber immer noch von Membra­ nipora crustulenta reich besetzt sind; reicher können wieder die Schilfbestände besiedelt sein (Cordylophora, Baianus). Die dichteren, küstennahen Scirpus- bestände mit ihrer Begleitflora erhalten eine Sondernote durch das reichere Auftreten von Süßwasserarten wie Hydracarinen, Wasserkäfern, Bithynia ten- taculata u. a. b. Die Bodenzone. Qi. Schlamm. Noch reicher gegliedert sind die Schlammregionen. Wieder zeigen die salzreichen Gebiete ein verarmtes Abbild der Schlammregion der Kieler Bucht (Diastylis rathkei, Terebellides stroemii, Nephthys, Harmothoe sarsi) mit geringer Beimengung von Brackwasserarten (Cyathura carinata). In der mittleren Schlei tritt aber eine andere Schlammbiozoenose auf, in der die Brackwassertiere vollkommen dominieren. Ich kenne diese am besten aus der Rinne bei Missunde. Hier dominieren die Polychaeten Alcmaria romijni, Streblospio shrubsoli, der Amphipode Leptocheirus pilosus, der Oligochaet Tubifex costatus, daneben kommen als euryhaline Meerestiere wie Polydora ciliata, Fabricia sabella vor, außerdem in geringer Anzahl die für die innere Schlammregion charakteristischen Brackwasserostracoden. Die Schlammzonen der Innen-Schlei, besonders der Kleinen Breite, die stellenweise typischen Faulschlammcharakter zeigen, und abgesehen von den lokal sehr häufigen Schnecken Hydrobia baltica und H. jenkinsi durch den ungeheuren Individuenreichtum der Ostracoden Cyprideis litoralis, Candona angulata und Cytheromopha fuscata charakterisiert sind. Daneben ist in den mehr schwarzen Schlammregionen Darwinula stephensoni und Tubifex tubifex nicht selten. Die Uebergangsregionen zwischen Sand und Schlamm sind gleichfalls überaus Schnecken- und Ostracodenreich; zu Cyprideis litoralis treten hier noch Loxocomcha gauthieri sowie lokal Leptocythere-Arten hinzu. ß. Sand. Der Sand dagegen zeigt mit abnehmendem Salzgehalt kaum eine Gliederung in einzelne Faunen, sondern eine fast kontinuierliche Faunenver­ armung vom Meere nach den ausgesüßten Regionen. In der Maasholmer Breite und im ganzen Mündungsgebiet wird der marine Charakter durch Bathyporeia pilosa, Gastrosaccus spinifer, Polydora ciliata, Arenicola und Crangon gezeigt, alle hören bald auf; bis in die Mittelschlei sind noch die Ostracoden Xestoleberis und Leptocythere castanea vorhanden, bis in die Große Breite dringen Cardium, Mya, Pygospio elegans und einige Kleintiere wie Turbanella hyalina, Leptastacus spinicaudatus u. a. m. Der starke Aus­ fall an marinen Elementen wird aber keineswegs durch ein Hinzutreten von Brack- oder Süßwassefarten gedeckt, so daß der reine Sand der Innengebiete:

210 download www.zobodat.at extrem artenarm ist. Nur lokal ist Loxoconcha gauthieri hier häufiger; sobald aber dem Sand reichlicher Detritus beigemischt ist, treten in wachsender Zahl die oben für die Schlammzone der Innen-Schlei aufgeführten Arten hin­ zu. lieber den Sandflächen ist übrigens stellenweise Neomysis vulgaris sehr häufig. Beimischung von Süßwasserarten konnte ich in der Sandregion erst vor Schleswig feststellen (Adineta spec.). Das Plankton zeigt zwei verschiedene Bezirke, die in der Mittelschlei durch­ einander gemischt sind und in ihrer Ausdehnung je nach der Strömung wech­ seln. Im Außenteil, gelegentlich bis Missunde, tritt ein veramtes Meeresplank­ ton mit Medusen u. a. auf, das jedoch in seinen Copepoden (Eurytemora affinis) deutlich schon Brackwassercharakter zeigt. Die Große und Kleine Breite und wohl auch die Noore werden von einem Cyanophyceen-Rädertier- plankton eingenommen, das eine enorme Produktionskraft entfalten kann, wie es ja auch in anderen ruhigen Brackwasserbuchten festgestellt wurde vergl. GESZNER). In ihm überwiegen Süßwasserrotatorien wie Brachionus pale, Br. bakeri, Br. angularis, Keratella quadrata, K. tecta, Filinia longiseta, Asplanchna; der Brackwassercharakter wird aber durch typische Brackwasser­ arten (Keratella cruciformis var. eichwaldi, Synchaeta spec.), einige euryhaline Rädertiere (Synchaeta baltica) und Tintinnen gewahrt. Der führende Cope- pode ist auch hier Eurytemora affinis, daneben treten Eu. velox und Acartia tonsa, sowie lokal Süßwassercladoceren auf. Gerade im Plankton müssen die bisherigen Beobachtungen noch durch weitere Untersuchungen vervollständigt werden. Dankenswerterweise hat in­ zwischen Herr Dr. Max VOIGT, Schleswig in umfangreichem Maße Plankton­ proben gesammelt. Leider konnten sie für die vorliegende Liste aus Zeit­ mangel nicht mehr ausgewertet werden.

2. Die in der Schlei festgestellten Tiere mit Ausnahme der Urtiere, der Weichtiere (die als besonderer Teil der Arbeit folgen), der Fische Bd. 21, der Vögel S. 224. Die vorliegende Liste gibt den bisher festgestellten Artenbestand wieder. Sie ist sicher noch unvollkommen: 1. weil die Zahl der Fänge zur Feststellung der Kleintierfauna noch zu gering ist; 2. weil bisher die spezifische Brack­ wasserregion am intensivsten untersucht wurde, die marinen und fast süßen Randgebiete aber vernachlässigt worden sind. Gerade unter den Kleintieren werden also noch viele Meerestiere im Mündungsteil, viele Süßwassertiere in den Innenteilen und den Nooren festzustellen sein. Die Liste beruht auf eige­ nen Aufsammlungen sowie auf den von NEUBAUR, VOLZ und JAECKEL gemachten Fängen und Notizen. Von JAECKEL direkt übernommene An­ gaben sind durch (J.) gekennzeichnet. A. Schwämme. 1. Halicondria panicea (Pallas). Diese häufigste Art der westl. Ostsee trat in der Maasholmer Breite hinter der Halbinsel Olperör in großen Klumpen, besonders auf Furcellaria auf (J.). 2. Euspongilla lacustris L. dringt vom Süßwasser ins Brackwasser vor. Er wurde in großen Klumpen in Region 1 in der Nähe der Möweninel (S = 3,66 °/00 i. D.), sowie im Haddebyer und Selker Noor gefunden (J.). Nach seiner Verbreitung in der östlichen Ostsee (bis über 6 °/00) ist noch eine wei-

211 download www.zobodat.at tere Verbreitung zu erwarten; sicher besteht aber auch in der Schlei wie in der Ostsee eine mittlere „schwammlose” Region. B. Nesseltiere. a. Polypen. 1. Protohydra leuckarti Greef. Diese weitverbreitete, aber bisher meist übersehene Brackwasserart fand ich im Flachwasser bei Lindaunis und bei Missunde. Sie dürfte weit verbreitet sein. 2. Pelmatohydra oligactis (Pallas). Dieser Süßwasserpolyp dringt wie Gre- sens bei Greifswald festgestellt hatte in einer Form im Brackwasser vor. Die gleiche Form tritt z. T. in unglaublicher Individuenmenge in der Schlei auf (XI. 32.); ich fand sie sowohl in der kleinen wie in der Großen Breite als auch in der tiefen Rinne bei Missunde bis zu S = 8 °/00. Häufiger als an Pflanzen saß sie auf lebenden Schnecken (Hydrobia und Theodoxus) in den Schlammregionen der Breiten. 3. Cordylophora caspia Pallas. Der Keulenpolyp ist weit verbreitet und häufig, besonders an Schilf und Potamogetón, das er mit einem dichten Ge­ flecht überziehen kann und kommt auch an Brückenpfählen vor. Haddebyer-, Selker-, Gunnebyer Noor, Große und Kleine Breite, Missunde, Brücke bei Lindaunis. 4. Clava multicornis (Forskal). In der Maasholmer Breite, Enge von Rabel- sund bis zur Brücke von Rabelsund. An Pfählen, auf Mytilus und Fucus. 5. Dynamena pumila (L.). Einwärts bis Karschauer-Breite unterhalb Lin­ daunis, Arniser- und Wormhöveder Noor; besonders auf Seegrasblättern (J.). Da die Chitingehäuse dieses Tieres lange der Zerstörung trotzen, können sie weit verschleppt werden. 6. Laomedea loveni (Allmann) = Gonothyraea loveni. Vom Meere bis in die Große Breite (Ostufer und bei Missunde) nicht selten bis zur Grenze mit Gonangienbildung. An Seegras, Schilf, Fucus, Potamogetón pectinatus und Myriophyllum! b. Medusen. Die Entstehung von Medusen ist in der Schlei nirgends nachgewiesen, doch besteht die Möglichkeit für Aurelia aurita. Die Mehrzahl wird mit dem Mee reswasser in die Schlei hineintransportiert, infolgedessen ist die Medusen­ fauna sehr variabel. Die Zahl der beobachteten Arten wird sich sicher noch vermehren. 7. Sarsia tubulosa (M. Sars). Im März bis Lindaunis. 8. Cyanea capillata Eschh. Die Feuerqualle ist nur bis Kappeln beobachtet worden, wie in der Kieler Bucht vorwiegend im Herbst. 9. Aurelia aurita L. Die Ohrenqualle ist häufiger und dringt gelegentlich bis in die Große Breite vor (Reinke). 1888 traten die Ohrenquallen, in der Schlei „Seeflaggen” genannt, in solchen Massen auf, daß die Wadenfischerei, ähnlich wie es in der Kieler Förde vorkommt, ernstlich behindert wurde. (Neubaur.) Die Rippenqualle Pleurobrachia pileus L. ist zwar noch nicht festgestellt, wird aber sicher in den Frühjahrsmonaten gelegentlich in die Schlei hinein­ getrieben. |

2 1 2 download www.zobodat.at C. Würmer. a Turbellarien. Strudelwürmer. Die Turbellarien sind mit mindestens 20 Arten, darunter anscheinend noch unbeschriebene, im Gebiet der Schlei vertreten. Infolge der Schwierigkeit der Turbellarienbearbeitung konnte erst ein Teil identifiziert werden, wobei Herr Prof. J. Meixner, Graz freundlichst Hilfe leistete. 1. Aphanostoma auditivum (M. Schultze). In Ufernähe bei Lindaunis. Sicher verbreitet, da häufige Strandtümpelform. — Weitere Acöle sind bis in die Große Breite in flachen Sandregionen häufig. 2. Macrostomum appendiculatum O. Fahr. Häufig auf Sandboden und zwischen Pflanzen. Von Schleswig bis Lindaunis festgestellt. 3. Placorhynchus octaculeatus Karling. Diese erst vor kurzer Zeit im finni­ schen Meeresgebiet entdeckte Art kommt vereinzelt in der Großen Breite vor. 4. Monocelis agilis. Auf Sand und Schlamm häufig bis in die Große Breite. 5. Paramonotus hamatus (Jensen). Diese nach ihrer Entdeckung an der norwegischen Küste nicht wiedergefundene Art kommt auf detritusreichen Bö­ den der mittleren und inneren Schlei häufig vor. 6. Coelogynopora biarmata Steinböck. Sand nahe der Uferregion. Mittlere Schlei. 7. Procerodes ulvae (Oerst.). Pfähle und Pflanzen bei Kappeln; in Entero- morpha an der Brücke von Rabelsund. Wahrscheinlich weit verbreitet, Noti­ zen über Groß-Turbellarien in der Maasholmer Breite beziehen sich wohl auf dieses Brackwasserturbellar. 8. Dendrocoelum lacteum (O. F. Müller). Auf Pflanzen in der Kleinen Breite und im Tegelnoor. Im Vergleich zu den Brackgebieten der südlichen Ostsee selten und wenig verbreitet. 9. Planaria torva (J. F. Müll.). Auf Potamogeton in der Kleinen Breite. b. Nemertinen. Schnur Würmer. 1. Prostoma obscurum (M. Schultze). Diese Brackwasser-Nemertine ist in der Schlei verbreitet und stellenweise häufig. An Pflanzen, Große und Kleine Breite. c. Rotatorien. Rädertiere. 1. Rotaria rotatoria (Pallas). Vereinzelt in der Kleinen Breite vor Schleswig. IX. 32. 2. Philodina flaviceps Bryce. Mehrfach in der kleinen Breite, am Nordufer der Großen Breite und im Lindauer Noor gefunden. 3. Adineta spec. Eine größere Adineta-Art wurde VI. 33 im Ufersand nahe der Schleihalle bei Schleswig gefunden. Erster Nachweis eines Vertreters dieser Gattung im Salzwasser. 4. Proales reinhardti (Ehrbg.). Am Ufer bei Lindaunis; seltener, als man nach der Verbreitung dieser Art in anderen Meeresgebieten erwarten sollte. 5. Paradicranophous hudsoni (Glascoll). Nach freundlicher Mitteilung von Dr. M. Voigt, Schleswig kommt dieses merkwürdige Rädertier, das bisher nur an wenigen Stellen Europas gefunden wurde, in der inneren Schlei vor. Es ist eins der wenigen schlammbewohnenden Rädertiere. 6. Encentrum marinum (Duj.). Vereinzelt bei Missunde und Lindaunis. Wahrscheinlich weit verbreitet.

213 download www.zobodat.at 7. Diurella taurocephala Hauer. Diese erst kürzlich von Hauer in Süd­ deutschland entdeckte Art wurde später in größerer Zahl von Wiszniewski im feuchten Sand am Ufer des Wigry-Sees wieder gefunden. Ich fand sie in großer Zahl kn Ufersand (wenige cm unter dem Wasserspiegel) bei Missunde. 8. Synchaeta tavina Hood. Im Lindauer Noor. Mai. Wahrscheinlich in ruhi­ gen Buchten verbreitet. 9. S. baltica Ehrbg. Im Plankton häufig, vom Meer bis in die Große Breite. 10. S. spec. I. Eine noch unbeschriebene, kleine Synchaeta-Art tritt in gro­ ßer Zahl im Frühjahrsplankton bei Missunde und in der Großen Breite auf. Da sie auch im Kleinen Kiel gefunden wurde, handelt es sich wahrscheinlich um eine Brackwasserart. 11. S. spec. II. Eine weitere noch unbeschriebene, der S. cecilia nahestehende Art kommt gleichfalls in Brackwasser (Missunde, Lindauer Noor) der Schlei vor. 12. Polyarthra trigla Ehrbg. Im Plankton der Kl. und Gr. Breite. Vereinzelt. ’ 13. Asplanchna priodonta Gosse. Im Plankton der Innen-Noore (Selker und Haddebyer Noor), in der Kleinen und Großen Breite nicht selten. 14. Asplanchna bright welli Gosse. Im Plankton des Selker- und Hadde­ byer Noors. 15. Brachionus bakeri (Müller). Häufig im Plankton der Brackwässer bis Missunde, besonders im Spätsommer und Herbst; es tritt sowohl die Form mit Dornen als auch die ohne Dornen auf. 16. Br. pale (Ehrbg.). Wie vorige. 17. Br. angularis (Gosse). Wie vorige, doch weniger häufig. 18. Keratella tecta (Gosse). Wie vorige. 19. K. quadrata (Müller). Wie vorige. Nur die Form mit langen Stacheln beobachtet, jedoch nicht in der für die östliche Ostsee typische var. platei Jägersk. 20. K. cruciformis var. eichwaldi Levander. Diese für das Plankton der öst­ lichen Ostsee charakteristische Form wurde hier erstmalig im Bereich der Belt­ see nachgewiesen. Sie ist häufig im Plankton der Großen Breite und bei Missunde. 21. Notholca bipalium (O. F. Müller). Im Lindauer Noor, Mai; wahr­ scheinlich weit verbreitet. 22. N. striata (O. F. Müller). Wie vorige. 23. Colurella colurus (Ehrbg.). Ueberall am Boden der Uferzonen und zwischen Pflanzen nicht selten. 24. Filinia longiseta (Ehrbg.). Im Plankton der Kleinen- und Großen Breite nicht selten. 25. Pedalia fennica Levander. Diese interessante Art fand sich in Plankton­ proben, die Dr. M. Voigt in der inneren Schlei gesammelt hat. 26. Ptygura spec. Eine Art dieser festsitzenden Rädertiere saß zwischen den Cordylophora-Rasen, die in der Kleinen Breite auf Potamogetón perfoli- atus wuchsen. Erster Nachweis des Vordringens dieser Gattung im Brack­ wasser. November. 27. Collotheca ornata (Ehrbg.). Am gleichen Ort wie die vorige Art nicht selten. 28. C. mutabilis (Bolton). Im Plankton der Kleinen Breite nicht selten.

214 download www.zobodat.at Außerdem wurden vereinzelt nicht näher bestimmte Lecane- und Monostyla- Arten gefunden. Mit den auf gezählten Arten ist sicher nur ein Teil der Rotatorienfauna der Schlei erfaßt. Im oberen Teil werden sicher noch eine Reihe mariner Arten, besonders im Plankton hinzukommen, in den schwach brackigen Teilen (Selker- und Haddebyer Noor) sicher noch eine Anzahl euryhaliner Süß wasserformen. Auffallend ist, daß weitverbreitete und häufige Formen des Brackwassers wie Testudinella clypeata, Colurella dicentra, Brachionus plicatilis noch nicht in der Schlei gefunden wurden; doch ist zweifellos mit ihrem Auffinden zu rech­ nen, sobald die brackigen Kleingewässer der Strandregionen näher untersucht werden. d. Gastrotrichen. 1. Turbanelia hyalina M. Schultze. Im Feinsand bei Lindaunis und am Südufer der großen Breite. V und IX. e. Nematoden. An zahlreichen Fundstellen beobachtet aber nicht näher bestimmt. f. Polychaeten. Der Kommissionsbericht nennt nur 4 Polychaeten aus der Schlei, die Zahl kann nunmehr auf 16 erhöht werden. 1. Harmothoe sarsi (Kinbg.) Dieser auf Schlammboden der Ostsee verbrei­ tete Wurm konnte früher nur in der Region 10 (Maasholmer Breite) festge­ stellt werden (J.), was in Anbetracht seines weiten Vordringens in die nord­ östliche Ostsee erstaunlich ist. 2. H. imbricata (L.) Auf Seegras in der Maasholmer Breite. 3. Nereis diversicolor Müller. Dieser extrem euryhaline Wurm ist wie in allen Brackwassern extrem verbreitet und häufig; besonders auf detritus­ reichem Sandboden. Er wurde bis Schleswig festgestellt. 4. Nephthys coeca Fabr. Vereinzelt auf Sand- und Schlammgrund in den salzreichen Gebieten bei Arnis. 5. Scoloplos armiger Müller. Im Schlamm salzreicher Gebiete etwa bis Arnis. 6. Arenicola marina L. Der Pierwurm ist gleichfalls auf die salzreichen Ge­ biete beschränkt. Er „bewohnt in der Hauptsache die sandigen mit etwas Schlick durchsetzten und dem Ufer vorgelagerten Strecken in der Maasholmer Breite. Er wird hier auch von den Fischern bei niedrigem Wasserstande ge­ graben, um als Köderbesteck für Angelschnüre Verwendung zu finden. Die von Arenicola aufgeworfenen Sandhaufen kann man noch im flachen Wasser am Königstein in der Enge Arnis-Kappeln beobachten. Auch im unteren, der Maasholmer Breite zu gelegenen Teil des Wormshöveder Noors macht sich sein Vorkommen auf diese Weise bemerkbar“. (Jaeckel.) „Der Salzwurm, wie ihn die Schleifischer bezeichnen,“ „wird in der Maasholmer Breite im flachen Wasser mittels breitzinkiger Forken gegraben. Bei niedrigem Wasserstand und schwachen Winden ist der Fang am erfolgreichsten. Ist dagegen der Wasserstand hoch, so wird nicht nur die Arbeit erschwert, sondern auch der Erfolg ist bedeutend geringer, da viele Würmer beim Hochnehmen der Forke entweichen. Bei günstiger Gelegenheit kann ein Fischer in 4— 5 Stunden ca. 1000 Stück erbeuten, bei hohem Wasserstand vielleicht die Hälfte. Die Schles-

215 download www.zobodat.at wiger Fischer zahlen 8 RM. für 1000 Stück (abzügl. 50 Pf. für Fracht) (Fisch­ meister Brunstamp)“ (Jaeckel). 7. Streblospio shrubsoli. Dieser seltene Brackwasserpolychaet wurde auf dem Schlammboden in der Missunder Enge nachgewiesen (VIII—32). 8. Polydora ciliata (Johnst.). Auf Schlammboden verbreitet, vom Meer bis in die Große Breite. Die Larven nicht selten im Plankton. 9. Pygospio elegans Clap. Im Feinsand bei Lindaunis (V. 31) und in der Maasholmer Breite wahrscheinlich im Sand an der mittleren Schlei bis zum Meer verbreitet. 10. Nicolea zostericola (Oerst.). In Sandgehäusen an Pflanzen. Maashol­ mer Breite. 11. Terebellides Stroemi Sars. Dieser Bewohner des Bodenschlamms wurde einwärts bis zur Kalkwiek festgestellt (J.). 12. Alcmaria romijni Horst. Dieser erst 1918 in holländischen Brack­ wässern entdeckte Polychaet ist auf Schlammboden der mittleren Schlei (Mis- sunde, Große Breite) häufig und verbreitet. 13. Fabricia sabella L. Vereinzelt vom Meer bis in die Große Breite. 14. Manayunkia aestuarina Bourne. Dieser interessante und seltene Brack­ wasserpolychaet wurde auf Schlammboden bei Missunde in einzelnen Exem­ plaren beobachtet (VIII. 32). 15. Spirorbis carinatus Mont, wird lebend nur in den beiden polyhalinen Regionen 9 und 10 angetroffen.“ „Im Wormshöveder Noor lebt er noch bei relativ geringem Salzgehalt“ (J.). 16. Pectinaria koreni Malmgr. „Nur leere Röhren angetroffen, doch in sol­ cher Anzahl, daß ein Vorkommen lebender Tiere in der Maasholmer Breite und vielleicht in der Enge von Rabelsund sehr wahrscheinlich ist.“ g. Oligochaeten. Die in der Schlei vorkommenden Oligochaeten sind nur z. T. artlich identi­ fiziert. Wichtige Angaben enthält die Arbeit von Knöllner 1935. 1. Aeolosoma hemprichi Ehrbg. Am sandigen Ufer bei Missunde und im Lindauer Noor. 2. Paranais litoralis (Müller). Verbreitet im Flachwasser. Lindauer Noor. 3. Nais elinguis (Müller). Verbreitet. Schleswig bei Missunde. 4. Pachydrilus lineatus (Müller). Verbreitet und häufig. 5. Enchytraeus albidus (Henle). In der Anwurfregion häufig. 6. Rhizodrilus pilosus (Goodrich). Lindauer Noor. Schlamm. 7. Tubifex tubifex L. Leitform im Schlammboden der Kleinen Breite. 8. T. nerthus (Michaelsen). 1 Ex. bei Missunde. X. 1932. 9. T. costatus (Claparède). Verbreitet. Missunde, Lindauer Noor. 10. Aktedrilus monospermathecus Knöllner. Diese erst vor kurzem ent­ deckte Art wurde im Ufersand am Südostufer der Großen Breite gefunden. h. Hirudinea. Egel. 1. Piscicola geometra (L.). Wie in anderen Gebieten dringt der Fischegel auch in der Schlei weit in brackiges Wasser vor. Er wurde bis zur Brücke von Lidaunis und zum Eingang des Lindauer Noors nachgewiesen. 2. Glossosiphonia coyiplanata. Zahlreich noch im Haddebyer und Selker

216 download www.zobodat.at Noor sowie vor dem Gottorper Damm. Am Riff vor dem Ausfluß des Hadde- byer Noors sehr selten. D. Krebse. a. Phyllopoden. Die Blattfußkrebse sind nur spärlich mit einigen euryhalinen Süßwasser- und Meerestieren vertreten. 1. Simocephalus vetulus (O. F. Müller). Im Plankton der Kleinen Breite vor dem Holmer Noor. 2. Bosmina coregoni (Baird). Vereinzelt im Plankton der schwach brackigen Regionen. 3. Eurycercus lamellatus (O. F. Müller). Bei Schleswig und Kleine Breite vor dem Holmer Noor. 4. Chydorus sphaericus (O. F. M.). Nicht selten am Boden der Kleinen Breite. 5. Alonella incisa (G. O. Sars.). Wie vorige. 6. Podon polyphemoides Leuck. Große Breite. Wahrscheinlich kommen alle in der westlichen Ostsee häufigen Podon- und Evadne-Arten in der Schlei vor. b. Copepoden. Wichtige Angaben enthält die Arbeit von H. Kunz 1935. Zahlreiche Exem­ plare bestimmte W. Klie, Bad Pyrmont. 1. Acartia tonsa Dana. Dieser erst kürzlich für Deutschland nachgewiesene pelagische Copepode (Wesermündung, W. Klie) wurde auch in zwei Fängen (1. X. 32, 5. XI. 32) in der Schlei festgestellt (det. W. Klie). Missunde, Schles­ wig. 2. Eurytemora affinis Poppe. Verbreitet: Kleine Breite, Missunde, Lindauer Noor. 3. Eu. velox Lilljeb. In der Kleinen Breite vor Schleswig. 4. Cyclops viridis Jur. Vereinzelt in der Kleinen und Großen Breite und im Lindauer Noor. 5. C. vernalis Fisch, „vor der Freiheit Schleswig, Otterkuhle, Lindauer Noor, Westhälfte innerste Ecke 28. VIII. 31, Haddebyer und Selker Noor 14. 9. 32 (J.). 6. C. serrulatus Fisch. Lindauer Noor, Westhälfte innerste Ecke. 7. C. Leuckarti Claus. Wie vor. 8. C. bisetosus. Große Breite. 9. C. speratus. Lindauer Noor (nicht selten), Lindaunis (det. W. Klie). 10. Halicyclops magniceps. Lindaunis. III. 32. 11. Diacyclops bicuspidatus. Gunnebyer Noor. 12. Idyaea furcata Baird ( = Tisbe furcata des Kommissionsberichtes); sicher nur in den salzreichen Regionen, zwischen Pflanzen. 13. Tachidius litoralis (Poppe). Große Breite, Sandboden in 3 m Tiefe. 5. XI. 32, Schleswig. 14. T. brevicornis. Lindaunis, Lindauer Noor. Missunde, Große Breite sicher bis zum Meer häufig. 15. Nitroccra spinipes. Missunde, Lindaunis, Lindauer Noor, Arnis. 16. N. typica. Lindaunis. 1 d, III. 32. 17. N. lacustris Schmank. Kleine Breite vor Schleswig; nicht selten.

217 download www.zobodat.at 18. Mesochra rapiens Schmeil; Lindaunis. 19. Leptastacus spinicaudatus var. Kliei Gag. Auf Sandboden, Missunde, Große Breite, Lindaunis; sicher bis zum Meer. 20. Laophante nana. Große und Kleine Breite, Missunde, Lindaunis, Lin- dauer Noor. 21. L. mohammed Große Breite vor Schleswig. 22. Horsiella brevicornis (van Douwe). Dieser schlanke, nur selten gefun­ dene Brackwassercopepode wurde im Uferbewuchs bei Arnis aufgefunden (11. VI. 34. det. Kunz). 23. Huntemannia jadensis Poppe. 1 Ex. bei Missunde. 16. IX. 32. 24. Ectinosoma curticorne. Lindaunis, auf detritusreichem Sandboden. c. Ostracoden. Muschelkrebse (det. W. Klie, Bad Pyrmont). 1. Cyprideis litoralis Brady. Ungemein häufig auf Schlamm im detritus­ reichem Sand in der Kleinen und Großen Breite, bei Missunde und bei Lin­ daunis, sicher bis zur Mündung verbreitet. 2. Cytheromorpha fuscata Brady. Wie vorige, jedoch nicht mehr bei Lin­ daunis beobachtet. 3. Leptocythere lacertosa Hirschm. Mehrfach bei Missunde. 12. VIII. u. 16. IX. 32. 4. L. castanea G. O. Sars. Lindaunis, III. 32. 5. Cytherura gibba O. F. M. Nicht selten bei Lindaunis, im Lindauer Noor, in der Großen und vielleicht auch in der Kleinen Breite. 6. Loxoconcha gauthieri Klie, Dieser erst kürzlich entdeckte Brackwasserostracode ist in der Schlei verbreitet und häufig. Kleine und Große Breite, Missunde, Lindaunis. 7. Xestoleberis aurantia Baird. Auf sandigem Boden vom Meer bis Mis­ sunde. 8. Candona angulata G. W. M. Dieser schöne Brackwassercypride ist auf Schlammboden im Innenteil der Schlei verbreitet und häufig. Kleine und Große Breite. Lindauer Noor. 9. C. insculpta G. W. M. 4 jugendliche und daher in ihrer Bestimmung nicht ganz! sichere Tiere vor Schleswig. 1. X. 32. Nach W. Klie. 10. Cyclocypris laevis D. F. M. Kleine und Große Breite, Lindauer Noor, nicht selten. 11. Heterocypris salinus. Missunde, flaches Strandgebiet, im Hochsommer häufig. 12. Darwinula stephensoni. Im Bodenschlamm der Kleine Breite und im Westteil der Große Breite nicht selten. d. Branchiura. 1. Argulus foliaceus L., die Karpfenlaus dringt ziemlich weit in salzreiches Wasser vor, vielleicht infolge des Transportes durch Fische. Lindauer Noor, mehrmals freischwimmend getroffen, anscheinend hier häufig; Eingang zum Lindauer Noor, Strom bei in der Büstorfer Breite (durchschn. Salzg. 6,8 °/J (J)- e. Cirripedier. 1. Baianus improvisus Darw., die Seepocke, dringt hier wie überall weit in schwaches Brackwasser vpr. Auf den verschiedensten Unterlagen (Schilfsten­

218 download www.zobodat.at ge 1, Pfähle, Muschelschalen, Steine) besiedelt sie fast alle Regionen des Bodens und dringt bis ins Haddebyer Noor vor. 1930 herrschte ein starker Befall von Baianus, der sich bei Schleswig unangenehm auswirkte. f. Mysideen, Glaskrebse. 1. Neomysis vulgaris Tompe, dieser in Brackwässern vorherrschende Glas­ krebs ist auch in der Schlei weit verbreitet und ungemein häufig; er be­ siedelt in großen Schwärmen flache Sandufer und Bewuchszonen, und dringt, wie anderwärts auch, in strömende Süßwässer ein, so in den Mühlbach am Grödersbyer Noor (6. VIII. 28), in die Krieseby-Au (J.). Ihre Hauptentwick- lung liegt in den mittel- und schwachsalzigen Regionen von Lindaunis bis ins Haddebyer Noor und in den Nooren. 2. Praunus flexuosus Müll, ist in den salzreichen Regionen in Seegras­ wiesen nicht selten. Maasholmer Breite, am Königstein, Süder-Noor. 3. Gastrosaccus spinifer Sars. Im Sand zahlreicher Gebiete. Süder-Noor. g. Isopoda; Asseln und Tanaidacea, Scheerenasseln. 1. Sphaeroma rugicaudum Leach. Die Rollassel, eine Charakterart des Brackwassers, ist in der Vegetationszone verbreitet und häufig, kommt aber auch an Pfählen, zwischen Muscheln usw. vor. Sie kommt etwa von der Enge bei Rabelsund bis in den ausgesüßten Südteil des Selker Noores vor und dringt auch in das Süßwasser der Auen vor wie z. B. die Grimsnisau (J.). 2. Eurydice pulchra Leach. Im Sand der Maasholmer Breite. 3 Idothea baltica ( = I. tricuspidatä). Diese in der Beltsee gemeine Assel dringt auch in die salzreichen Teile der Schlei vor und wurde bis Kieholm gefunden (J.). 4. I. viridis. Diese Brackwasserart ist natürlich häufiger und verbreiteter als die vorige. Sie wude von der Maasholmer Breite bis in die Kleine Breite vor Schleswig und ins Ornumer Noor festgestellt, fehlt aber im Selker- und Haddebyer Noor. 5. Jaera marina ( = J. albifrons). Als extrem euryhaline Art weit verbreitet und überall häufig; bis vor Schleswig. 6. Asellus aquaticus L. Die Süßwasserassel dringt wie anderorts auch ins Brackwasser vor. Selker Noor, Kleine Breite, Lindauer Noor und vor Süß­ wasserzuflüssen. 7. Cyathura carinata Mont, (früher oft fälschlich als Anthura gracilis Mont, bezeichnet). Schlammbewohner des Brackwassers. Von der Maasholmer Breite bis Missunde beobachtet. 8. Heterotanais oerstedi Kroyer. Die Scheerenassel tritt vereinzelt im Schlamm auf. Gefunden zwischen Kappeln und Arnis. h. Amphipoda. Flohkrebse, (vergl. Schellenberg, 1934.) 1. Gammarus locusta L. Zwischen Pflanzen und Muscheln häufig, lokal sehr häufig; von Lindaunis aufwärts wird die marine Typusrasse allmählich durch die Brackwasservariante f. zaddachi ersetzt, die die Große- und Kleine Breite besiedelt. 2. G. duebeni Lillj. Brackwasserart. Bei Lindaunis festgestellt. 3. Gammarellus homari Fabr. ( = Gammarus salinei des Kommissionsbe­ richtes). Nur vereinzelt in der Maasholmer Breite'

219 download www.zobodat.at 4. Melita palmata Leach. Maasholmer Breite, zwischen Arnis und Kappeln, am Königstein. 5. Calliopius laeviusculus Kroyer. Nur in der Maasholmer Breite. 6. Leptocheirus pilosus Zadd. Auf Schlammboden bei Missunde. 7. Microdeuiopus gryllotalpa Costa. Maasholmer Breite, Süder-Noor, Olpe- nitzer Noor, zwischen Kappeln und Arnis. Am Königstein. 8. Bathyporeia pilosa Lindstr. Im Sand der Maasholmer Breite. 9. Corophium volutator Pall. In Sand- und Schlickboden bis in die Kleine Breite, zahlreich z. B. im Baggergrund an der Möweninsel bei Schleswig. (J.) 10. C. bonellii. Nur in salzreichen Gebieten. Maasholmer Breite, Olpenltzer Noor. Jaeckel gibt noch eine Pontoporeia-Art an; wahrscheinlich dürfte es sich um die in der Kieler Bucht verbreitete P. femorata Kroyer handeln, nicht um die hier seltene P. affinis. i. Cumacea. 1. Diastylis rathkei Kroyer. Diese für den Schlammboden der Kieler Bucht typische Art dringt in die Maasholmer Breite und bis in die Enge von Rabel- sund vor. Sie lebt auch hier in tieferen Schlammregionen. k. Decapoda. Die Großkrebse sind nur mit wenigen Arten vertreten. l. Leander adspersus, die Ostsee-Krabbe ist im salzreicheren Teil so häufig, daß sie wirtschaftlich genutzt wird. Ihr wird hauptsächlich von Maasholmer Fischern von Mai — August z. T. noch im Oktober (1934) nachgestellt. Die Erträge der letzten Jahre waren 1929: 1545 kg; 1930: 1485 kg; 1931: 2010 kg; 1932: 1410 kg; 1933: 2673 kg; 1934: 6521 kg; 1935: 2515 kg. Der Fang an Krabben machte 1930 0,72 °/0 und 1931 1,04 °/0 der Gesamterträge in der Schlei aus. Für die Maasholmer Fischer machen die Krabbenfänge aber immerhin 3,31 °/0 (1930) bis 4,49 °/0 (1931) ihrer Erträge aus. Der Preis schwankte 1931 zwischen 0,84 bis 1,50 RM. pro kg. Im August verlassen die Krabben die Schlei, um zum Laichen die freie See aufzusuchen. Der Fang ist besonders ergiebig im Wormshöveder Noor und in den anderen Buchten der Maasholmer Breite, bis ins Grödersbyer Noor ist Leander ziemlich zahlreich. Vereinzelt wurde er noch unterhalb der Brücke von Lindaunis festgestellt.“ (J.) Gelegentlich werden noch bei Arnis Krabben in nutzbarer Menge ge­ fangen. Im Juni 1925 sind beispielsweise 20 kg erbeutet worden. 2. Crangon crangon L. Die Nordseekrabbe ist merkwürdigerweise nur in geringer Zahl vertreten und wurde nur bis in die Enge Kappeln-Arnis fest­ gestellt (J.). 3. Carcinus maenas L. Der „Dwarslöper“ ist im ganzen Gebiet der unteren Schlei ziemlich häufig. „Der von uns festgestellte letzte sichere Fundort schlei- aufwärts ist die Schwonswiek. Fraglicherweise wurde die Krabbe noch am Mauerwerk der Lindauniser Brücke beobachtet. Exemplare mit Laich wurden von uns Anfang Juni gefunden“ (J.). Er wird wie überall besonders von Kindern gefangen, ohne von wirtschaftlicher Bedeutung zu sein. 4. Eriocheir sinensis Milne-Edw. Die Wollhandkrabbe ist seit August 1932 in der Schlei festgestellt, | bislang ist ihre Zahl sehr gering.

2 2 0 download www.zobodat.at E. Spinnentiere. Spinnentiere sind in unseren Meeren nur durch Milben vertreten, wenn man von dem lokalen Vordringen der Wasserspinne (Argyroneta aquatica L.) im Brackwasser absieht. Unter den Milben wurden die Halacariden vereinzelt gefunden, der Kommissionsbericht gibt die Art Halacarellus balticus Lohm. an. Hydracarinen treten vereinzelt in den schwach brackigen Teilen, beson­ ders in Nooren auf; bestimmt wurde nur Arrhenurus bruzelii vom Nordwest­ ufer der Großen Breite. F. Insekten. Insekten treten als Larven und Imagines im Brack- u. Salzwasser ja in grö­ ßerer Zahl auf, als gemeinhin angenommen wird. Die Funde in der Schlei sind nur zum geringen Teil bestimmt. Wasserwanzen der Gattung Corixa sind seltener als in anderen Brack­ wässern, immerhin wurden sie regional in flachen Stellen von Nooren ge­ funden, auch im Olpenitzer Noor. Libellenlarven, höchstwahrscheinlich Ischnura elegans, sind in den Nooren verbreitet, sind aber auch in der Kleinen und lokal in der Großen Breite nicht selten. Larven der Schlammfliege Sialis lutaria wurden nur in Ausmündungen oder in der Nähe derselben beobachtet (Koseler-Au, Loiterau, Westteil des Lindauer Noors, besonders vor der Einmündung des Lindaubaches. J.) Die Raupe des Kleinschmetterlings Acentropus niveus, die in der Kieler Bucht an Seegras verbreitet ist, wurden in der Schlei an Zannichellia beob­ achtet (Gunnebyer Noor, Lindauer Noor. J.). „Ein verhältnismäßig starker Flug der kleinen weißen Imagines herrschte am 30. 7. 31 auf dem dicht mit Potamogetón bewachsenen Döbelnoor.“ (J.) Wasserkäfer kommen vereinzelt in den Nooren und an bewachsenen Stellen vor. Verbreitet ist der Hydrophilide Philhydrus bicolor. Am 14. VI. 34 wurde der seltene Brackwasserchrysomelide Haemonia zostera Fabr. am Ostufer der Großen Breite in flachem Wasser in ca. 20 Exemplaren gefangen. Mückenlarven sind natürlich weit verbreitet. Ceratopogonidenlarven waren relativ selten (Lindauer Noor, Olpenitzer Noor (J.), Kleine Breite zwischen Potamogetón). Grüne Tendipedidenlarven sind in der Bewuchszone und auf Sandboden verbreitet. In den Schlammregionen sind natürlich rote Tendipedi- den-Larven (Zuckmückenlarven) verbreitet. Nach Jaeckel ist ihre Verbreitung folgende: Auch für die großen, roten Zuckmückenlarven aus der Plumosus-Gruppe sind, nach der Häufigkeit des Vorkommens zu schließen, die flacheren Ge­ bietsteile der Schlei entschieden bevorzugt. Besonders reich besiedelt sind die Noore, in die noch Zuflüsse oder Abwässer hineinmünden, wie z. B. im Ar- niser Noor. Auch scheinen die salzärmeren Teile der oberen Schlei besonders den roten Larven mehr zusagende Lebensbedingungen zu bieten. Denn das mit Chironomuslarven am dichtesten besiedelte Gebiet ist die Schlammregion der oberen Schlei bei Schleswig. Man kann sagen, daß die Larven aus der Chironomus plumosus-Gruppe vier große Entwicklungszentren im Schleigebiet haben. Das erste ist die obere Schlei bei Schleswig, das zweite die Große

221 download www.zobodat.at Breite, das dritte die Enge bei Missunde an der tiefsten Stelle und den flachen Nooren der Weese, Sieverskammer und Ornumer Noors. Ausgeschlossen ist dabei das Brodersbyer Noor, das überwiegend steinigen und kiesigen Grund aufweist und dicht mit Tolypella bewachsen ist. Es produziert als Fischnah­ rung vor allem ungeheure Scharen von Gammarus duebeni und Schnecken, besonders Neritina und Radix ovata. Das vierte große Chironomidenzentrum liegt bei Lindaunis und umfaßt beide Teile des Lindauer Noors, den Strom ober- und unterhalb der Eisenbahnbrücke und noch zum Teil die Kalkwiek. G. Bryozoa. Moostiere. 1. Membranipora crustulenta Pallas. Ungemein häufig, besonders in der mittleren und inneren Schlei. Auf den verschiedensten Substraten, an Mu­ scheln, Schilf, Fucus vesiculosus, Potamogetón usw. Der Stengel von P. pectinatus ist oft ganz umwachsen, beim Absterben der Pflanze entstehen dann Hülsen von verschiedener Länge, deren Wand aus der Bryozoenkruste besteht und die auch in Mengen an den Strand geworfen werden. 2. Alcyonidium polyoum. Eine gallertartige, große Kolonie wurde von Jaeckel am 3. 9. 30 in der Enge von Arnis gefunden. 3. Plumatella fungosa Pall. Dieses Süßwassermoostier dringt vereinzelt in schwaches Brackwasser vor, so im Ornumer Noor, im Selker Noor und vor dem Gottorper Damm bei Schleswig (J.). H. Echinodermata. I. Asterias rubens L. Als einziger Stachelhäuter kommt der Seestern in den salzreicheren Gebieten vor. In der Maasholmer Breite ist er nicht selten, erreicht aber nur ca. 10 cm Durchmesser; er wurde bis zur tiefen Rinne zwischen Dothmark und dem Königstein gefunden; der Durchmesser betrug hier nur ca. 3,5 cm (Armlänge 1,7 cm) (J.). I. Tunicata. Manteltiere. 1. Ciona intestinalis L. An der Tiefe unter der Brücke von Rabelsund auf Fucus. (J.) 2. Dendrodoa grossularia v. Ben. wurde auf vielleicht hereingetriebenen Tangen angetroffen. Existenz in der Maasholmer Breite noch möglich. (J.)

3. Vergleich mit benachbarten Brackwassergebieten. Sucht man nach Brackwassergebieten, die mit der Schlei verglichen werden können, so wird die Aufmerksamkeit sofort auf den Randersfjord in Jütland gelenkt, über den eine 520 Seiten umfassende Monographie vorliegt (ent­ standen unter der Leitung von A. C. Johansen). Auch hier schneidet eine schmale Rinne tief ins Land ein, die alle Uebergänge von Meer- zu Süßwasser zeigt. Allerdings ist das Mündungsgebiet viel salzreicher, so bei Station X S = 17,2 — 24°/00, Werte, die nirgends in der Schlei erreicht werden; auch in Station IX betrug der Salzgehalt 12,2— 18,9 °/00. Es muß also bei einem Vergleich beider Gebiete Station X ausgeschaltet werden. Ein Vergleich der Artenzahl beider Gebiete zeigt in den hier behandelten Gebieten starke Unter­ schiede; fast in allen Gruppen weist die Schlei viel höhere Artenzahlen auf wie die folgende Tabelle zeigt.

2 2 2 download www.zobodat.at Randersfjord Schlei Porifera 2 2 Hydrozoa 9 6 Turbellaria — 9 Rotatoria — 28 Polychaeta 3 16 Oligochaeta — 10 Hirudinea 3 2 Phyllopoda 2 6 Copepoda 2 24 Ostracoda 1 12 Branchiura — 1 Cirripedia 2 1 Mysidacea 1 3 Isopoda 5 8 Amphipoda 6 10 Cumacea — 1 Decapoda 3 4 Bryozoa 1 3 Tunicata 1 2

Zunächst fällt die viel geringere Anzahl von Brackwasserarten im Ran- dersfjord auf. Man könnte dies mit der geringeren Ausdehnung des Brack­ wassers in diesem Fjord in Zusammenhang bringen; ein weiterer Vergleich zeigt aber, daß viele dieser Tiere in engen Mündungsgebieten oder kleinen Bracktümpeln Vorkommen, mithin schaltet diese Erklärung aus. Besonders auf­ fällig ist der Gegensatz zwischen Randersfjord und Schlei in der Mikrofauna. Dies deutet wohl stets auf verschiedene Untersuchungsintensität hin, und so glaube ich, daß das Artenminus des Randersfjordes zum allergrößten Teil auf die weniger intensive Durchforschung dieses Gebietes zurückzuführen ist. In der Insektenfauna, die ja in der Schlei wenig beachtet wurde, ergibt sich ja auch sofort umgekehrt ein Artenminus in der Schlei. Zum weiteren Vergleich mit der Schlei muß der ganze Ostseeraum heran­ gezogen werden, der ja in noch viel großartiger Weise ein allmählich abneh­ mendes Gefälle von Meer- zu Süßwasser zeigt. Die sich hierbei aufdrängen­ den Parallelen sind überaus stark. Trotz verschiedener Größe und verschiede­ nem geologischen Alter tritt in beiden Gebieten eine extrem artenarme Zone bei 5 — 8 °/00 Salzgehalt auf, dringen die Meerestiere viel weiter in das Brack­ wasser vor als die Süßwassertiere und treten sowohl Süßwasser- wie Meeres­ tiere in etwa gleicher Staffelung auf. Besonders überzeugend wird die Ähn­ lichkeit bei einem Vergleich der Mittelschlei (Große Breite, Missunde) und dem Greifswalder Bodden; beide Gebiete sind faunistisch nahezu identisch. Einige Tiere kommen allerdings in der östlichen Ostsee vor, die der Schlei fehlen. Es handelt sich hier in erster Linie um die arktisch-baltischen Tiere, die sog. Glazialrelikte. Da die Schlei aber erst nach der Litorina-Senkung Meeresgebiet wurde und die meisten arktisch-baltischen Tiere in die westliche Ostsee nur spärlich oder gar nicht vorgedrungen sind, ist ihr Fehlen in der Schlei aus historischen Gründen selbstverständlich. Aber auch die Schlei hat

223 download www.zobodat.at Tierarten, die der östlichen Ostsee fehlen. Sehen wir von den pelagischen Tieren ab, die durch die Strömung aus salzreicheren Gebieten gelegentlich hereingetrieben werden, ein Vorgang, der sich wegen der größeren Nähe der Schlei zu den zahlreichen Meeresgebieten natürlich hier öfter abspielen wird als in der östlichen Ostsee, so bleibt als sicheres Plus der Schlei eigentlich nur Acartia tonsa Dana. Diese Art ist aber nach Klie erst kürzlich in die mitteleuropäischen Brackgebiete eingewandert. Ein weiterer gradueller Unterschied zwischen östlicher Ostsee und Schlei besteht in der Tatsache, daß in ihr Meerestiere im allgemeinen weniger weit in das Brackwasser Vordringen als in der östlichen Ostsee. Ich erinnere an Crangon crangon, Harmothoe sarsi, Praunus flexuosus, Planaria torva usw. Diese scheinbar größere Empfindlichkeit der Schleitiere ist aus den Salz­ gehaltsschwankungen leicht erklärbar. In der östlichen Ostsee sind die Schwankungen bekanntlich sehr gering, in der Schlei aber stark; Regionen mit gleichem durchschnittlichen Salzgehalt zeigen also in der Schlei eine viel größere Schwankungsbreite und sind daher „lebensfeindlicher“ als die ent­ sprechenden Gebiete der Ostsee; sie wirken früher für vordringende Tiere grenzsetzend. Damit haben wir die zweite eingangs gestellte Frage beantwortet. Wie steht es nun mit den echten Brackwassertieren? Die Artenliste hat auf das deutlichste gezeigt, daß sie in erstaunlich reichem Maße in der Schlei auf- treten. Nur wenige der im mitteleuropäischen Gebiet zu erwartenden Brack­ wassertiere fehlen (z. B. Victorella pavida, Corophium lacustre, Cypridopsis aculeatus); ein Teil derselben wird aber sicher bei weiterem Suchen noch aufgefunden werden.

Die Vogelwelt der Schlei. Von großem ornithologischem Interesse ist die Vogelwelt, die die aus­ gedehnten Wasserflächen der Schlei belebt. Auch zur Fischerei treten die Wasservögel in Beziehung, teils als Fischfresser, teils als Wirte von Schma­ rotzern, nicht zum wenigsten aber auch als Glieder im großen Kreislauf des Stoffwechsels, insofern, als sie beispielweise mit ihrem Kot das Wasser dün­ gen. Eine Förderung hat die Vogelwelt durch das 1927 von der Regierung eingerichtete Naturschutzgebiet der Lotseninsel Schleimünde erfahren. Wäh­ rend der Monate April bis Juli ist mit Ausnahme des Badestrandes das Be­ treten dieser ca. 80 ha umfassenden Fläche, die zu 55 ha aus Weide besteht, verboten. Ueber die 1929 dort als Brutvögel festgestellten Arten hat MEYER (15) berichtet. Die Zahl der Brutvögel hat sich seitdem von Jahr zu Jahr ver­ mehrt, und zwar der Art wie der Menge nach. Dies gilt, sagt v. HEDE­ MANN, besonders für die Möven, deren Gelege von 1927 bis 1933 bei der Sturmmöve von 577 auf 3345, bei der Lachmöve von 183 auf 834, bei der Silbermöve von 0 auf 7 gestiegen sind. Zu den Arten der Fluß-, Küsten- und Zwergseeschwalbe hat sich neuerdings die Brandseeschwalbe eingefunden, die 1933 in 14 Paaren brütete, während die übrigen Seeschwalben mit rund 475 Gelegen vertreten waren. Als besondere Seltenheit brütet auch seit einigen Jahren der Säbelschnäbler, Recurvirostra avosetta, auf Schleimünde, 1933 in

2 2 4 download www.zobodat.at 20 Paaren. Im übrigen finden wir bei fast allen Brutvögeln Schleimündes eine mehr oder weniger starke Zunahme, so bei den Stockenten, dem Mittel­ säger, Sandregenpfeifer, Kiebitz und Austernfischer, dem Rotschenkel und etwa 7 bis 8 Kleinvogelarten. Einen besonderen Glücksfall stellte der Fund des Nestes des Alpenstrandläufers im Sommer 1933 dar, das sehr verborgen angelegt und deshalb nur selten gefunden wird; es handelt sich um die klei­ nere deutsche Form, Tringa alpina schinzii. Typisch für das Schleimündungs­ gebiet ist schließlich auch die farbenprächtige Brandgans oder -ente, die in Erdhöhlen, alten Fuchsbauten und dergl. in der Nähe des Wassers ihre Nist­ stätten anlegt. Vereinzelt brüten auch Spieß- und Löffelenten auf Schleimünde. Ganz anders zeigt sich das Vogelleben auf der Schlei im Winter, wo das Mündungsgebiet regelmäßig von vielen hunderten von Gänsen belebt ist; teils sind es Ringel- oder Rottgänse, die sich hauptsächlich von Seegras nähren, teils Saatgänse, die in Scharen die umliegenden Wintersaaten aufsuchen. Mehr im Innern der Schlei bevölkert sich die Wasserfläche im Winter mit ungezähl­ ten Scharen von Reiherenten, Gänse- und Zwergsägern, zu denen noch im Frühjahr viele Schellenten stoßen, deren silberhelles Flügelgeräusch alsdann überall auf der Schlei widerklingt. Daß auch Bläßhühner und Haubentaucher als Brutvögel auf der Schlei nicht fehlen, versteht sich von selbst. Ein ganz besonderer Schmuck des von reichem Vogelleben erfüllten äuße­ ren Schleibeckens bilden aber die vielen Fischreiher, die, aus der nahen Reiherkolonie bei Buckhagen mit ungefähr 150 Horsten kommend, in der Schlei nicht gerade zur Freude der Fischer ihren hauptsächlichen Nahrungs­ bedarf decken. Besonders fühlbar wird der Schaden, den diese stattlichen Fischfresser zusammen mit den größeren Mövenarten (Sturm-, Silber-, Mantel- und Heringsmöve) anrichten, zur Zeit der Bundgarnfischerei, wo es ihnen nicht nur ein Leichtes ist, die Fische aus den Heringsnetzen zu holen, sondern wobei sie gleichzeitig noch die Netze erheblich beschädigen. Die größten Fischräuber aber dürften die großen Säger in der Winterzeit sein; ein am 23. 1. 1928 geschossener Säger (Mergus) hatte 12 Stinte (12— 15 cm), 2 Brassen (zusammen 350 g) und 6 Stichlinge, daneben Reste nicht mehr erkennbarer Fische gefressen. Im Gebiet Missunde bis Schleswig lagen da­ mals mindestens 700—800 Säger. Ein am 24. 3. 1928 erlegter Säger hatte einen 22 cm langen Brassen bei sich.

Die Mollusken der Schlei. Von S. JAECKEL. Entsprechend der hohen Eigenart der Schlei sind die Mollusken dieser Re­ gion schon mehrfach bearbeitet worden (Grahle, Schermer, Steusloff). Unsere Untersuchungen brachten jedoch wesentliche Erweiterungen der Kenntnisse, wir haben sie in einer ausführlichen Arbeit dargestellt, die später an anderer Stelle erscheinen wird. In dieser ist auch die Formenbildung und quantita­ tive Verteilung berücksichtigt. Die folgenden Zeilen bieten nur einen fau- nistischen Auszug.

225 download www.zobodat.at I. Muscheln. Bivalvia. a. Marine Muscheln. 1. Mytilus edulis L. Miesmuschel. Nur an Pfählen und Steinen,, nicht bankbildend; reicht unter starker Größenabnahme bis in Region 5 (Insel Kieholm und Büstorfer Noor), in Region 10—6 noch häufig; ferner Arniser Noor, Kalkwiek, Lindauer-, Gunnebyer-, Grödersbyer Noor. Salzgehaltsgrenze etwa bei 5°/00. 2. Cardium edule L. Herzmuschel. Lebend bis vor Schleswig und im Haddebyer Noor (Ufer bei Loopstedt); streckenweise sehr häufig, nicht nur auf Sand, sondern auch auf Ton, Schlick und Mud, vom Ufer bis in die Tiefe. Entsprechend dem Lebensraum Schale meist schief und mit geringer Lippenzahl (16— 18) = var. rusticum L. 3. Cardium fasciatum MONTAGU. Vereinzelt im Tiefenschlamm bis kurz unterhalb der Enge Kappeln-Arnis. 4. Macoma báltica L. Plattmuschel. Bis vor Schleswig (durch- schnittl. Salzgehalt 3,66 °/00), seltener als vorige. 5. M y a arenaria L. Sandklaffmuschel. Unter starker Größenabnahme bis in Region 1 (Möweninsel bei Schleswig, Eingang der Otternkuhle und des Tegelnoores S = 3,7—4 °/00), dringt in die meisten Noore (ausschließlich Haddebyer und Selker N.) ein. Meist auf Schlammboden. 6. M y a truncaba L. Abgestutzte Klaffmuschd. Nur einmal lebend an der Baggerstelle am Haken bei Lindaunis-Krieseby in einem 16 mm langen und 12 mm hohen Exemplar angetroffen. 7. C o r bula gibba OLIVE Körbchenmuschel. Nur tot bei der Enge von Rabelsund und in der tiefen Fahrrinne vor dem Ellenbergholz gefunden. 8. ModiolariadiscorsL. An Fucus und Zostera angesponnen in der Maasholmer Breite und der Enge von Rabelsund. Nur junge Tiere. 9. Saxicava rugosa L. Rinne zwischen Dothmark und Königstein (1 Ex.) und Fahrrinne an der Brücke Rabelsund (3 Ex.). 10. S c T o b i c u ¡1 a r i a p i p e r a t a GMELIN. Pfeffermuschd. Nur Scha­ lenhälften gefunden. Enge vor Rabelsund vor dem Ellenbergholz, bei Kap­ peln, Königstein, Karschauer Breite. Alle Schalen klein (Länge 1,9—4 mm). 11. Abra (Syndosmya) alba WORD. Nur einmal lebend in der Mitte der Karschauer Breite gefunden; leere, wohl verschleppte Schalen bei Lindaunis und in der Stexwigbucht. 12. A s t a r 1 e b o r e a 1 i s CHEMN. 1 ExempL tot. Grimnisnoor, wohl verschleppt. 13. Zirfaea (Barnea) candida L. Glänzende Bohrmuschel. Leere Schalen vor Schleimünde, lebend kurz unterhalb der Schleieinfahrt einge­ graben in zähen Ton. 14. Teredo sp. In Brückenpfählen bei Schleimünde und Maasholm. Das Bild der marinen Muschelfauna wird also nur durch die 4 euryhalinen Arten Mytilus edulis, Cardium edule, Mya arenaria und Macoma baltica bestimmt. b. Süßwasser-Muscheln. 15. Dreissensia polymorpha PALLAS. Dreikantmuschel. Dringt bis in Region 2 (Kleine IBreite) vor, Salzgehalt hier 1,8—5,6 °/00, durchschn.

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4,73 °/00; leere Schalen in der Großen und der Büstorfer Breite. Im Hadde- byer und Selker Noor häufig. 16. Sphaerium corneum L Nur in den fast reines Süßwasser ent­ haltenden Aumündungen (Loiterau, Krieseby-Au, Osterbek), sowie im schwa­ chen Brackwasser des Haddebyer Noors (Ufer bei Loopstedt und Selker Noors. 17. P i s i d i u m s p e c. Eine Art im Sand am Ostufer der Großen Breite. 18. U n i o p i c t o r u m L. Nur im fast süßen Wasser des Selker Noors. 19. Anodonta piscina 1 is NILLS. Burgsee und Burggraben, Mö­ weninsel, Fahrdorier Enge, Selker Noor, Loiteraumündung, Osterbekmün- dung. Schalenteile im Lindauer und Haddebyer Noor. Die Schalen sind auf­ fallend dünn und zerbrechlich. 20. A. c e 11 e n s i s GMELIN. Nur im Südteil des Selker Noors. Jahres­ zuwachs der Schalen beträchtlich. II. Schnecken. Gastropoda. a. Meeres- und Brackwasserschnecken. (x. Vorderkiemer. Prosobranchier. 1. Littorina littorea L. Gemeine Strandschnecke. Ziemlich selten und wenig verbreitet. In vereinzelten Exemplaren bis in Region 7 (Kar- schauer Breite bei der Schwonsburg, Badeanstalt Arnis, Fahrrinne querab Sieseby), 1 kleines Exemplar sogar in Region 6 bei Lindaunis. 2. L. saxatilis f. tenebrosa MONTAGU. Bis Region 7 (Karschauer Breite) recht häufig, sonst noch beim „Keller“ in Richtung auf die Fahrrinne der Büstorfer Breite. In der Uferzone und auf Pflanzen. 3 Lacunadivaricata FABR. Sporadisch. Maasholmer Breite, bei Rabelsund, Kappeln, Schwonsburg, Karschauer Breite, Lindaunis, Büstorfer Breite, Missunde, Exemplare in der eigentlichen Schlei nur klein. 4. L. pallidula DA COSTA. In der Maasholmer Breite im Jahre 1932 (29 Exemplare). 5. Rissoa octona L. Maasholmer Breite bis zur Enge von Rabelsund. Hier noch Längen von 9,5 mm erreichend. Isolierte, wohl auf Verschleppung beruhende Fundstellen auf Sandbänken vor dem Arniser Noor und in der Büstorfer Breite. An Pflanzen. 6. R. membranaceaf. baltica NILS. Häufigste Rissoa der Schlei. Bis zur Linie Büstorf-Ulsnis, häufig auch in Nooren (Wormshöveder-, Süder-, Grimsnis-, Arniser-, Grödersbyer-, Lindauer-, Gunnebyer Noor, Schwonswik). Sehr variabel. Schalengröße mit Salzgehalt abnehmend. An Pflanzen. 7. R. inconspicua ALDER. Vereinzelt. Maasholmer Breite, Südernoor, bei Rabelsund, Seegraswiesen am Königstein. 8. R. striata ADAMS. Nur 3 Exemplare gefunden (2 aus tieferem Wasser bei Rabelsund, 1 aus flacherem Wasser beim Königstein. 9. Nassa reticulata L. Nur 1 leere Schale auf der Muschelbank bei Kappeln (subfossil?). 10. Bittium (Cerithium) reticulatum DA COSTA. Nur im tieferen Wasser am Norderknie bei Rabelsund. 11 H y d r o b i a u 1 v a e PENN. Bis in die Büstorfer Breite von Ulsnis quer in Richtung auf das Ufer bei Büstorf-Lindholm, (durchschn. Salzgehalt k°/oo)> darüber hinaus nur vereinzelt. Besonders in Regionen mit modern­

227 download www.zobodat.at den Pflanzenteilen und Ulvaceen. In den Nooren des genannten Gebietes verbreitet. 12. Hydrobia ventrosa MONT. a. forma typica. Bis Ulsnis (Schleiufer mit dichtem Schilfbestand). Einige leere Schalen in der Großen Breite. — b. f. balthica NILS. Viel weiter verbreitet, bis in die Kleine Breite vor Schleswig, einige lebende Stücke sogar noch im Haddebyer Noor bei Loopstedt. Gern in den Nooren, hier oft Massenentwicklung. 13. H. jenkinsi E. A. SMITH. Dieser Einwanderer ist in der Schlei weit verbreitet und häufig. Seewärts bis zur Büstorfer Breite und im Lin- dauer itnd Grödersbyer Noor, binnenwärts bis in alle Gebiete. Die unge- kielte Form überwiegt. Die Art kommt in den verschiedensten Lebensbe- zirken vor. 14. Odostomiarissoides HANLEY. Nur vereinzelt in der unteren Schlei (Maasholmer Breite, bei Rabelsund, am Königstein). SCHERMER gibt noch 15. Rissoaparva DA COSTA für die Schlei an. ß. Hinterkiemer. Opisthotaranchier. 1. Cylichna truncata DA COSTA. Nur wenige leere Schalen aus der Maasholmer Breite, aus der Fahrrinne an der Brücke von Rabelsund und vor dem Ellenbergholz und vom Schleisand vor Schleimünde. 2. Limapontia capitata MOLL. Im Süder- und Olpenitzer Noor (zeitweise ziemlich häufig), Karschauer Breite, Kalkwiek, Lindauer Noor, Büstorfer Breite und Noor. Besonders an Ulva und Enteromorpha. 3. Embletonia (Stiliger) mariae MEYER & MÖBIUS. An See­ gras in der Maasholmer Breite und an Potamogeton in der Großen Breite. Frißt Hydroidpolypen. 4. Aeolis Drummondii THOMPS. Maasholmer Breite, an Seegras. 5. Polycera ocellata ( = Palio lessoni). Maasholmer 'Breite, an Seegras. 6. Alderiamodesta. Von Dr. G. v. BOCHMANN 1935 in größerer Zahl am Ostufer der Insel Schleimünde gefunden. Der Kommissionsbericht von 1874 führt noch folgende Opisthobranchier an: 7. Acera bullata MÜLL, und 8. Aeolis alba ALDER & HAN­ COCK. Beide wurden von uns in der Schlei nicht beobachtet. b. Süßwasserschnecken, a. Vorderkiemer. Prosobranchier. 1. Theodoxus (Neritina) fluviatilis L. Universelle Verbreitung im Gebiet der Schlei, sogar bis in die marine Zone hinein (z. B. Maasholmer Breite; durchschnittlicher Salzgehalt im Außenhafen von Maasholm und am Nordknie bei Rabelsund 15,48 °/00; die Individuenzahl wird hier geringer. 2. Bythinia tentaculata L. Vorkommen an einzelnen Standorten der Regionen 1—4. Von der Region 5 besiedelt sie nur das Büstorfer Noor. Meist in der Nähe des Ufers und in Pflanzenreichen Nooren. 3. Bythinia leachi SHEPP. Haddebyer Noor (Schilfufer am Damm, Ufer bei Loopstedt), Selker Noor, Tegelnoor, vor dem Burggraben am Got- torper Damm (häufig), Eingang zur Otterkuhle, Ostufer der Möweninsel, Klensbyer Noor, Heestholmgrund der Großen Breite (3 tote Exempl.).

228 download www.zobodat.at 4. Valvata piscinalis MOLL. Haddebyer und Selker Noor, Got- torper Damm bei Schleswig. 5. V a 1 y a t a p u 1 c h e 11 a STUD. Zahlreicher als die vorige Art. Hadde­ byer und Selker Noor (besonders im Schilfbestand am Damm und am Ufer bei Loopstedt und am Südteil des Selker Noors). 2 Exempl. aus dem durch den Burggrabenausfluß stark ausgesüßten Wasser vor dem Gottorper Damm bei Schleswig. 6. Valvata cris tata MOLL. Zahlreich (15 Exempl. auf 2,25 qdm Fläche) etwa 100—200 m vor der Schleihallenbrücke bei Schleswig (Boden­ greiferfang). Riff vor dem Haddebyer Damm (1 Exempl.), Haddebyer Noor (Schilfufer am Damm, Ufer bei Loopstedt), Selker Noor (Südufer und Selker Aumündung), Ornumer Noor vor Gut Ornum (4 Exempl.). Der Salzgehalt der Aufenthaltsorte der Valvaten übersteigt selten 5 °/00. b. Lungenschnecken. Pulmonata. 1. LimnaeastagnalisL. In der Schlei spärlich vertreten. Tegel­ noor, Haddebyer- und Selker-Noor, Loiterau und Osterbeckmündung, Bü- storfer Noor, Südwestecke des Lindauer Noors. Am Ostufer der Großen Breite in der Nähe von Wesenby und zwischen angetriebenen Pflanzenteilen am Ostufer des Haddebyer Noors bei Loopstedt häufiger. 2. Radix (G u 1 n a r i a) auriculariaL. In der Schlei selten. Stein­ damm an der Schleiliallenbrücke bei Schleswig-Lollfuß, Gottorper Damm, Haddebyer Noor, Selker Noor, Holmer Noor, Klensbyer Noor. In der mitt­ leren Schlei nur im Büstorfer Noor. Ferner im Mündungsgebiet der Loiterau und Osterbek. Häufiger im Genist am Ostufer des Haddebyer Noores und am Ostufer der Großen Breite Vesenby. Schalengröße nimmt mit steigendem Salzgehalt ab. 3. Radix (G ulnar ia) ovata DRAP. Häufigste Limnaea-Art der Schlei. In der mittleren Schlei unterhalb der Eisenbahnbrücke von Lindaunis (hier zahlreich in den Wasserläufen im Reth), Arniser Noor. Sehr häufiges Vorkommen z. B. bei Schleswig, im Cladophorarasen des Tegelnoores vor der Gasanstalt, vor dem Holmer Noorausfluß zwischen Potamogetón, und Cladophora, im Brodersbyer Noor (auch Tolypella), Lindauer Noor (Nord­ west- und Süd west uf er). 4. Stagnicola (Limnophysa) palustris MÜLL. In der Schlei selten. Schalen meist nur geringe Größe. Im Schilfgürtel bei Ulsnis, Sie- verskammer nahe bei Missunde, Ornumer Noor vor Gut Ornum. 5. Galba truncatula MÜLL. Dringt nicht in das Salzwasser der Schlei vor. Haddebyer Noor, Gottorper Damm. 6. P 1 a n o r b i s p 1 a n o r b i s L. 2 Exempl. in dem schon stark ausge­ süßten Wasser vor dem Gottorper Damm bei Schleswig, Ornumer Noor, Mündungsgebiet der Koseier Au. 7. S p i r a 1 i n a vortex L. 3 Exempl. in einem Bodengreiferfang ca. 100 m von der Schleihallenbrücke entfernt. 8. 10. In demselben Fang Bathyomphalus contortus L., Segmentina nitida MÜLL, und Armiger crista L. B. contortus ferner im Haddebyer Noor und in der Selker Aumün- dung; Ornumer Noor vor Gut Ornum (3 Exempl., A. crista : Große Breite (1 totes Exempl.).

229 download www.zobodat.at 11. Oyraulus albus. Südteil des Selker Noors u. Selker Aumündung. 12. P h y s a f o n t i n a 1 i s L. Im Pflanzenwuchs der Noore. Burgsee und Burggraben, Haddebyer und Selker Noor, Mündungsgebiet der Selker Au, Ostufer der Möweninsel im Reth, Tegelnoor vor der Gasanstalt, Stexwig- bucht der Großen Breite, Döbelnoor, Sieverskammer bei Missunde, Ornumer Noor vor Gut Ornum, Westteil des Lindauer Noors. 13. Ancylus fluviatilis MÜLL. Sieverskammer bei Missunde (1 totes Exempl.). Es sind in den Zuflüssen außer den für die Schlei beschriebenen Arten noch folgende Mollusken gefunden: V i v i p a r

111. Amphineura. Käferschnecken. Der Kommiss.ionsbericht von 1874 führt Chiton marginatus PENN, aus der unteren Schlei an, wurde von uns nicht wiedergefunden.

Literatur: GR AHLE. H. 0 .: Die Molluskenfauna der Schlei. Arch. f. Moll.kd. 1932. JOHANNSEN, A. C.: De Randers Fjords Naturhistorie, 1918. Bericht der Kommission über die Schlei etc. (Zirkuläre d. Dtsch. Fischerei Ver. 1874. M EYER-MÖBIUS: Die Fauna der Kieler Bucht, Mollusken. 2 Bände. SCHERMER, E.: Zur Molluskenfauna der Umgebung der Stadt Schleswig. Nachr.- Bl. d. dtsch. Malak. Ges. 1918. SCHERMER, E.: Kommt Dreissensia polymorpha im Brackwasser vor? Nachr.- Bl. d. dtsch. Malak. Ges. 1919. SCHERMER, E.: Mitteilungen über das Vordringen von Meerestieren in Brack- und Süßwasser, Zeitschr. Zool. Stat. Büsum No. 2, 1920. SCHERMER, E.: Süßwassermollusken im Salzwasser. Monatsschr. f. Seeaquarien u. alle Gebiete der Meereskunde (N. F. der Z. Zool. St. Büsum H. 4, 1924). STEUSLOFF, U.: Paludestrina jenkinsi E. A. Smith an der deutschen Ostseeküste. Nachr.-Bl. d. dtsch. Malak. Ges. 1909.

9. Die Pflanzenwelt. (Meereskundliche Arbeiten der Universität Kiel, Nr. 39.) Von CURT HOFFMANN unter Benutzung der Zusammenstellung von Dr. S. JAECKEL. Für die Fischerei spielt die Vegetation in einem so abgeschlossenen, schma­ len und verhältnismäßig recht wenig tiefen Gewässer wie der Schlei eine recht bedeutsame Rolle, zumal die Besiedelung mit Pflanzen eine sehr dichte ist. Leider fehlen noch fast alle Unterlagen vor allem bezüglich der Mikroflora, um auch nur angenähert den Anteil der Vegetation im Stoffhaushalt der Schlei, insbesondere ihre Wichtigkeit für die Ernährung der Tierwelt ab­ schätzen zu können. Doch liegt in anderer Hinsicht die Bedeutung der

230 download www.zobodat.at Vegetation für die Fischerei offen zu Tage. So bieten die oft ausgedehnten Unterwasserwiesen verschiedenster Pflanzen den Fischen Unterschlupf, Weide­ gründe und Laichplätze, während andererseits von den Fischern die günstige Möglichkeit, in den dichten „Krautwiesen“ Fangapparate wie Reußen aus­ zulegen, oder verschiedene Netzfischerei vor allem mit Staaknetzen zu be­ treiben, ausgenützt wird. Eine systematische, eingehende Bearbeitung der Pflanzenwelt der Schlei fehlt noch gänzlich. Zwar liegen in den Berichten von MAGNUS (1875) eine ganze Anzahl von Angaben über Algen und Phanerogamen vor. Sie beruhen aber lediglich auf einer einzigen dreitägigen Untersuchungsfahrt tmd vermögen daher keineswegs einen vollständigen Eindruck der Vegetation zu vermitteln. Zudem ist die Mikroflora des Bodens sowie das Plankton fast gar nicht berücksichtigt. Meine eigenen Untersuchungen, die während der Frühjahrs- und Sommermonate verschiedener Jahre durchgeführt wurden, sind auch nur unvollständig, doch werden sie in reichem Maße durch Fest­ stellungen von JAEGKEL, NEUBAUR, VOLZ ergänzt, die zu jeder Jahres­ zeit Beobachtungen registriert haben. Dank dieser wertvollen Unterlagen ist es bereits heute möglich, wenigstens in großen Umrissen ein Bild von der Vegetation der Schlei zu entwerfen, das als weitere Grundlage für ein­ gehende Studien dieses interessanten Meeresabschnittes dienen kann. Die Darstellung erstreckt sich in erster Linie auf die Makroflora des Wassers, die Landvegetation der Ufer und Inseln bleibt unberücksichtigt, da das vor­ handene Material für eine geschlossene Darstellung1) nicht ausreicht. Von der Mikroflora des Gebietes wissen wir noch recht wenig, von den Boden­ formen fast gar nichts, vom Plankton etwas mehr, aber auch nur aus dem Gebiet zwischen Missunde und Schleswig. Das, was die Vegetation der Schlei so überaus interessant macht, ist das Nebeneinander von reinen Süßwasserpflanzen und typischen Meeresformen. Während von der Mündung der Schlei bis fast nach Kappeln hin eine reine marine Flora herrscht, gesellen sich nun landeinwärts in immer zuehmendem Maße typische Süßwasserpflanzen hinzu, während die Meerespflanzen da­ gegen immer mehr zurück bleiben, bis in den inneren Gebieten der Schlei, etwa von der großen Breite an die Süßwasserflora vorherrschend wird. Die­ ses Ineinandergreifen zweier ökologisch so scharf von einander getrennter Pflanzengruppen ist äußerst eindrucksvoll und wird auch bereits von MAG­ NUS hervorgehoben. Auch REINKE (1889) erwähnt besonders die Vegetati­ on dieser „merkwürdigen Föhrde“, bezieht sich aber dabei nur auf die Be­ richte von MAGNUS. Ehe wir nun zu einer kurzen Charakteristik des Vorkommens der einzelnen Pflanzengruppen übergehen, sei noch kurz auf die regionale Gliederung der Gesamtvegetation hingewiesen. Im allgemeinen werden für die marine Vege­ tation die Zonen des Supralitorals, des Litorals und des Sublitorals unter­ schieden. Es wurde an anderer Stelle (HOFFMANN 1933) darauf hingewie­ sen, daß für die Ostsee zwar die Grenze zwischen Litoral und Supralitoral ohne weiteres klar gegeben ist, daß aber die Grenze zwischen Litoral und Sublitoral etwas willkürlich mit der 4 Meter-Tiefengrenze angenommen wird.

A) Für die Lotseninsel bei Schleimünde vergl. den Bericht von W. CHRISTI­ ANSEN über die Dauerquadrate in diesem Heft.

231 download www.zobodat.at Unter Supralitoral wird jenes Gebiet der Uferzone verstanden, das oberhalb des Normalwasserstandes gelegen ist. Das kann auch ohne Schwierigkeit für das Schleigebiet gelten. Die Litoralzone ist infolge der häufig recht sanft ab­ fallenden Uferränder oft sehr in die Breite gezogen. Man kann hier im all­ gemeinen bis zu 1—2 m Tiefe ein oberes Litoral, das meist durch besondere Vegetation charakterisiert ist, vom unteren Litoral abgrenzen, das sich bis zum Sublitoral erstreckt. Wo soll man aber die Grenze zwischen diesen bei­ den Zonen ziehen? Mir scheint hier in der Scharkante, jener plötzlich auf­ tretenden Abbruchkante des bis dahin meist sehr flach verlaufenden Ufers in die oft erheblich tiefere Strömungs- oder Fahrrinne eine natürliche Grenze gegeben zu sein, die in wechselnder Tiefe von 3—5 m auch dem Pflanzen­ bewuchs nach ziemlich eindeutig die litorale Zone von der sublitoralen trennt. Ganz allgemein läßt sich nun sagen, daß pflanzlicher Bewuchs in der Schlei in erster Linie im Litoral und Supralitoral anzutreffen ist. Das Sublitoral ist nur wenig bewachsen, da es häufig überhaupt nur durch die tiefere Fahr­ rinne gebildet wird, deren schwarzer, weicher Schlick fast durchweg unbe­ wachsen ist. a) Der marine Anteil der Vegetation. Von der marinen Pflanzenwelt ist in allererster Linie Z o s t e r amarina L., das echte Seegras, zu nennen, das oft in ausgedehnten Wiesen das untere Litoral bis zur Fahrrinne bedeckt, wobei es schlickigen Untergrund bevor­ zugt. In der Maasholmer Breite fällt die Breitblättrigkeit der Pflanzen auf, sehr im Gegensatz zu den viel schmalblättrigen Formen, die landeinwärts zu finden sind. Ob es sich dabei um die schmalblättrigere Zostera angustifolia Horn, handelt oder nur um eine Modifikation von Z. marina L. ist noch nicht näher untersucht. Im allgemeinen besiedelt Zostera in der unteren Schlei das untere Litoral bis zur Scharkante, über die sie nur vereinzelt ins Sublitoral hinabsteigt. Es bleibt diese Art in der Schlei also auf geringere l iefen be­ schränkt als in der offenen See. Ein Grund dafür ist mit Sicherheit nicht an­ zugeben. Die westliche Verbreitungsgrenze erreicht das Seegras in der Büs- torfer Breite, am „Keller“ vor Ulsnis bei einem durchschnittlichen2) Salz­ gehalt von etwa 6,13 °/ü0. Diese Grenze deckt sich ziemlich genau mit der schon von MAGNUS beobachteten. Die Pflanze, die bis zur Verbreitungs­ grenze hin blühend aufgefunden wurde, verschwindet ziemlich plötzlich. Charakteristisch für die Zosteravegetation ist das Vorkommen bestimmter epiphytisch wachsender Meeresalgen, die kurz vor dem Verschwinden des Seegrases gleichfalls ihre Verbreitungsgrenze erreichen. Das sind in erster Linie Desmotrichum balticum Ktzg. und D. u n d u 1 a t u m (J. Ag.) Rke sowie Phycocelis baltica (Rke) Foslie, die im April in prächtiger Vegetation bei Maasholm sowie bei Lindaunis angetroffen wurden. Bei der letzteren handelt es sich um die von MAGNUS fälschlich (vgl. dazu REINKE 1889 pg 4) als Myrionema strangulans bezeichnete Alge. Ebenso wird Desmotrichum undulatum von dem gleichen Autor als Punctaria tenuissima erwähnt. Neben diesen drei genannten Arten fand ich bei Kappeln noch Scytosiphon lomentarius (Lyngb.) Ag. in kleinen Exemplaren epiphytisch auf Zostera neben Pylaiella litora-

2) Vgl. Abschn. 6, Bd. XXI, Heft 3, pg. 440.

232 download www.zobodat.at 1 is (L.) Kjellm. ( = Ectocarpus firmus bei MAGNUS) und der zar­ ten Grünalge Monostroma Grevillei Witr. Ein weiterer sehr wichtiger und charakteristischer Bestandteil der marinen Vegetation ist F u c u s v e s i c u 1 o s u s L., der Blasentang. Diese derbe und kräftige Pflanze gedeiht bei Schleimünde und in der Maasholmer Breite in prächtigen Exemplaren, doch ist sie auch bis weit in die Schlei hinein fast überall da anzutreffen, wo Steine oder festes Substrat im oberen Litoral ein Wachstum der Alge ermöglichen. So- finden sich noch bei der Steinmole von Lindaunis schöne fruchtende Exemplare in dichten Beständen, ebenso am Ein­ gang zum Gunnebyer Noor. Bei Missunde ist der Bewuchs etwas spärlicher, doch kommt auch dort die Pflanze normal fruchtend vor. Ja selbst in der großen Breite bei einem durchschnittlichen Salzgehalt von 4,76 °/00 wies MAGNUS diese Alge bei Kielfot nach. Dort gedeiht sie auch heute noch, ebenso wie am Nordufer dieses an einen großen Binnensee erinnernden Ge­ bietes unterhalb Geel, wo ich den Tang in prächtiger Ausbildung, normal fruchtend fand. Als westlichste Fundstelle dürfte das Döbelnoor in der Großen Breite gelten, in dem JAECKEL die Alge lebend sah. In Anbetracht des sehr niedrigen durchschnittlichen Salzgehaltes in diesen Gebieten, ist das Vorkommen schöner großer, normal fruchtender Fucuspflanzen recht beach­ tenswert. Der dem Blasentang sehr nahe verwandte SägetangFucus serratus L. findet sich in der Schlei nur bei Schleimünde und Maasholm, entsprechend seinem sonstigen Vorkommen im Ostseegebiet mehr im unteren Litoral auf steinigem Untergrund. Er tritt jedoch mengenmäßig ganz hinter dem Blasen­ tang zurück. Als für die Fucusarten charakteristische Epiphyten wurde bis nach Mis­ sunde hin in erster Linie Pylaiella litoralis, während ich E 1 a c h i - s t a fucicola (Veil.) Aresch. gänzlich vermißt habe. Am Eingang des Gunnebyer Noors fand sich im Frühjahr oft massenhaft die fädige Grünalge Ulothrix pseudoflacca f. minor Will, auf Fucus vesiculo- s u s. Nicht selten erscheint auch die kleine zarte Rotalge Ceramium d i - aphan.um Harv. et Ag. als reicher Aufwuchs auf dem Blasentang. Pylaiella litoralis (L.) Kjellm., die schon wiederholt als Epiphyt von Zostera wie auch von Fucus genannt wurde, kann in den Frühjahrs­ monaten trotz ihrer Kleinheit und ihres feinen Wuchses recht auffallend weite Flächen des oberen Litorals bedecken. Schon MAGNUS erwähnt Unmassen dieser Alge, die er im unteren Schleigebiet vor Kappeln in bereits abgestor­ benen Zustand beobachtet. Man kann diese Art auf Steinen, Muscheln, an Pfählen, Brücken u. a. bis nach Missunde hin in gut entwickelten fruchtenden Exemplaren antreffen. In den Sommermonaten verschwindet diese Alge ganz. Dafür treten an ihre Stelle die Enteromorphen, die grünen Darmalgen. In den obersten Litoral­ gebieten ist es in erster Linie Enteromorpha intestinalis Link, weniger häufig E. compressa Grev., die auf Steinen und Muscheln, auf Pfählen oder anderem festen Substrat oft aufs Ueppigste gedeihen. In etwas tiefere Wasserschichten bis zum Beginn des unteren Litorals erscheint ge­ wöhnlich eine dritte Art: Enteromorpha tubulosa Kütz. f. proli- fera (Müll., Flor, dan.), die ich am Ellenbergholz in 1—2 m Tiefe fand

233 download www.zobodat.at und die von da an bis nach Schleswig hin oft reich entwickelt sein kann. Nicht selten wird auch Enteromorpha clathrata (Roth) J. G. Ag. beobachtet, während die fast an eine Fadenalge erinnerndeEnteromor­ pha percursa (Ag). J. G. Ag. nur einmal im 'feuchten Supralitoral der Abbruchkante der Insel Lindholm zwischen Phragmites und Scirpus gesam­ melt wurde. Die Darmalgen gehören mit zu den charakteristischsten Pflanzen des oberen Litorals. Sie beherrschen während des ganzen Sommers oft weite Flächen dieser Zone und wandern auch weit in die ausgesüßten Teile der Schlei hinein. So findet sich E. intestinalis recht häufig selbst in dem fast süßen Selker- und Haddebyer Noor. Weniger häufig, aber kaum weniger auffallend sind im März, April und Mai die zarten, sehr hellgrünen Lappen von Monostroma Grevillei Wittr. und der erst im April erscheinenden Monostroma fuscum Wittr., die durch derbere viel dunkler grün gefärbte Lappen sich von der ersteren unterscheidet. M. Grevillei wurde von Schleimünde bis hinein nach Schleswig treibend und auch festgewachsen gefunden. Man konnte sie auf Steinen, auf Pflanzenresten, auf Holzstücken u. ä., auch auf den Potamo- getonarten der salzärmeren Schleigebiete oft in Massen sammeln. M. fus­ cum scheint dagegen nur im unteren Schleigebiet bis etwa nach Arnis hin festgewachsen vorzukommen. Treibend wird sie jedoch auch bei Lindaunis und weiter herauf beobachatet. U 1 v a L a c t u c a (L.) Le Jol., der Meer­ salat, fand sich treibend in der großen Breite. JAECKEL beobachtete diese Alge festgewachsen jedoch nur bis Missunde. Er nennt sie für das obere Litoral besonders häufig in den Nooren (z. B. Grodersbyer Noor, Arniser Noor, Lindauer Noor u. a.). Die Alge wächst auf Steinen, oft auch zwischen Phragmites und Scirpus, zwischen denen sie aber häufig angetrieben liegen bleibt. MAGNUS berichtet bereits Aehnliches. Von den übrigen noch beobachteten Meeresalgen bedeckt nur noch die schwarzgrüne Cladophora marina Roth in dichten Watten stellen­ weise größere ausgedehnte Flächen des unteren Litorals. Sie wurde bei Maas­ holm und bei Lindaunis beobachtet, ist aber sicherlich häufiger anzutreffen. Im Frühjahr fand ich bei Lindaunis in kleinen Watten zwischen Scirpus und anderem Uferbewuchs im oberen Litoral eine Cladophora, die sehr genau mit der von COLLINS (1909) beschriebenen Cladophora expansa (Mert.) Kütz. übereinstimmte. Doch scheint es mir sehr zweifelhaft, ob wirklich eine zweite Art vorliegt. In Färbung und Habitus war die Alge so ähnlich der zuerst genannten CI. marina, daß ich mit HYLMÖ (1916) C I. expansa als synonym CI. marina ansehen möchte. Andere Cla- dophoreen sind bisher merkwürdigerweise noch nicht beobachtet worden, doch ist zu vermuten, daß diese im Litoral der Ostsee ebenso wie in den Süß­ wasserseen häufige Gattung bisher nur übersehen wurde. Die den Cladopho- reen nahestehende Gattung Chaetomorpha wurde mit der Art Ch. Linum (Müll.) Kütz. einmal im Lindauer Noor im oberen Litoral in großen zusammengedrehten und verworenen Watten beobachtet, eine wesentliche Be­ deutung im Gesamtbild der Vegetation kommt dieser Alge aber ebensowenig zu wie dem von MAGNUS beobachteten Rhizoclonium riparium (Roth.) Harv. ( = Rhizoclonium obtusangulum bei MAGNUS) und der von mir bei Maasholm gefundenen Spirogyra subsalsa.

234 download www.zobodat.at Beide wurden nur im unteren Schleigebiet zwischen Maasholm und Kappeln beobachtet. Rhizoclonium überzog die Abbruchkante des Ufers mit einem dichten Filz, wuchs also typisch supralitoral, während Spirogyra inmitten treibender Pylaiellamassen nur spärlich gefunden wurde. Ebenfalls sehr ver­ einzelt wurde die auf Rotalgen epiphy tisch lebende Grünalge P r i n g s h e i - m i a s c u t a t a Rke. beobachtet. Nicht selten trifft man auf die sehr auffallende Meersaite, Chorda F i - 1 u m (L.) Stackh., die von den Schietfischern als „Violinsaite” bezeichnet wird. Sie ist stellenweise recht häufig bei Arnis, wird aber bis nach Missunde hin gefunden. JAECKEL beobachtete sie auch in stark ausgesüßten Nooren (Arniser Noor, Grödersbyer Noor, Gunnebyer Noor), Diese eigentümliche, langgestreckte bindfadenartige Fäden bildende Alge wächst auf allem einiger­ maßen festen Substrat. Bei Maasholm fand sie MAGNUS auch epiphytisch auf Zostera. Die typischsten Vertreter mariner Algen, die Rotalgen, treten der Zahl nach innerhalb der Schlei sehr zurück. Findet man noch bei Maasholm R h o d o - mela subfusca (Woodw.) Ag., P o 1 y s i p h o n i a n i g r e s c e n s Grev., P. v i o 1 a c e a (Roth) Grev., C e r a m i u m vubr u m (Huds.) Ag. und C. diaphanum Harv. et Ag. reichlich in prächtigen Exem­ plaren und nur selten Delesseria sanguinea (L.) Lam., Phyllo- phora Brodiaei (Turm) J. Ag. sowie F ü r cell aria fastigiata (Huds.) Lam. und Ahnfeltia plicata (Huds.) Fr., so ist schon bei Kappeln die Rotalgenflora weit spärlicher. Zwar können fast alle eben ge­ nannten Arten dort noch gefunden werden, nur scheint es mir kaum zweifel­ haft, daß es sich dabei zumeist um hereingetriebene Algen aus der Maas- holmer Breite oder von Schleimünde handelt. Sicherlich festgewachsen dürfte bei Kappeln nur noch Polysiphonia nigrescens und P. v i o 1 a c e a sowie Ceramium diaphanum gefunden werden. Unmassen verrotten­ der Polysiphonien, die zwischen Arnis und Lindaunis beobachtet wurden, zei­ gen, daß auch dort beide Arten noch recht üppig gedeihen können. Aller­ dings sind die Pflanzen kleiner als in der offenen See. Ja selbst in der großen Breite werden die Polysiphonien ebenso, wie das genannte Ceramium reich­ lich angetroffen. So berichtet MAGNUS anschaulich über das massenhafte Auftreten dieser Algen in diesem Gebiet. Die Algen sitzen meist epiphytisch auf den Laichkräutern des unteren Litorals, doch werden sie auch bei günsti­ gem Untergrund auf dem Boden wachsend gefunden. Die Fischer nennen die etwas steifen Polysiphonien „rotes Faserkraut“. Sie scheinen nicht über die große Breite hinaus nach Westen vorzudringen im Gegensatz zumCera­ mium diaphanum, dem „Ew“ der Schleifischer, das bis nach Schles­ wig hinein gefunden wird. Es ist außerordentlich überraschend, wenn man etwa in Höhe der kleinen Breite aus ca. 2 m Tiefe Potamogeton perfoliatus- Pflanzen heraufbringt, die dicht mit Ceramien überwuchert sind. Die Algen sind kaum kleiner und weniger üppig entwickelt als die bei Schlei­ münde gefundenen Exemplare, und doch geht der Salzgehalt dort bis auf 3°/00 herunter! Es sei übrigens erwähnt, daß es sich bei Ceramium diaphanum um die gleiche Art handeln muß, die von MAGNUS als Ceramium t e - nu iss im um bezeichnet wird. Nach diesem Forscher soll Ceramium

235 download www.zobodat.at tenuissimum sehr häufig von der Mündung der Schlei bis nach Schles­ wig anzutreffen sein. Mir ist aber diese Art nicht ein einziges Mal zu Ge­ sicht gekommen, immer nur Ceramium diaphanum. Ich nehme daher an, daß MAGNUS eine Verwechslung 'unterlaufen ist, die bei der Aehnlichkeit der beiden Arten leicht erklärlich ist. Hingegen fand ich in der großen Breite oberhalb Stexwig an dem stengelumfassenden Laichkraut in Menge eine Ceramiumart, die typische Merkmale von C. diaphanum (Inter- nodienzahl unter 15, zangenförmig eingekrümmte Endglieder) und auch von Ceramium Deslongchampii Cha uv. (Internodienzahl über 15, gerade gestreckte Endglieder) auf einer Pflanze vereinte. Die gefundenen Pflanzen zeigten meist in den primären Stämmchen 8— 12 Internodialzellen, doch nahm diese Zahl mit zunehmender Verzweigung zu, um bei den Ver­ zweigungen 5. Ordnung oft 22 bis 24 Internodialzellen aufzuweisen. Die zangenförmigen Endglieder waren bei jungen Gliedern deutlich zu erkennen, streckten sich aber bald gerade. Leider war die Art steril, so daß eine genaue Bestimmung noch nicht möglich war. Schließlich ist noch eine Gruppe von marinen Organismen zu nennen, die ganz allgemein bereits als Vertreter salzärmerer brackiger Gebiete be­ kannt sind: die Characeen. Aus dieser Familie können einige Vertreter oft sehr ausgedehnte Flächen des unteren Litorals in dichtem Bewuchs besiedeln. In Frage kommen drei Gattungen: Chara, Tolypella und Nitelia, von denen die letzten beiden nur untergeordneter Bedeutung sind. Die wichtigste Characee ist Chara báltica (Fr.) Wählst., die in mancherlei Formen ausgedehnte Wiesen vor Pagerö, ferner im Lindauer Noor sowie in der großen Breite vor Stexwig bilden kann. In weniger dichter Besiedelung ist sie von Arnis bis nach Schleswig hin stellenweise zu finden. Neben dieser wichtigsten Art wurde noch beobachtet Chara crinita Wahr. (JAECKEL) und Chara aspera (Deth.) Willd. REINKE nach FRÖ­ LICH). Aus der Gattung Tolypella erwähnt JAECKEL die Art T. nidifica (Müll.) v. Leonh., ohne allerdings für eine genaue Artbe­ stimmung einstehen zu können. Da diese Art aber vor Schleimünde und in der westlichen Ostsee nicht selten ist, ist ihr Vorkommen in der Schlei nicht unwahrscheinlich. Alassenentwicklung dieser Art nennt JAECKEL für das Grödersbyer, Brodersbyer und Lindauer Noor, vereinzeltes Auftreten der Art in der kleinen Breite. Schließlich erwähnt SONDER (1890) auch noch N it ella opaca, die er unterhalb Winning in der kleinen Breite ge­ sammelt hat.

b) Die Süß Wasserpflanzen der Schleivegetation. Die Mehrzahl der hier zu nennenden Pflanzen spielt bei der Besiedelung der Schlei eine recht beachtliche Rolle vor allen in den Gebieten, die ihres geringen Salzgehaltes wegen ein Gedeihen der marinen Arten nicht mehr ermöglichen. Dabei sind Unterschiede zwischen Gebieten reinen Süßwassers und Brackwassergebieten bis zu 6 °/o0 kaum wahrzunehmen. Unter den Süßwasserarten können wir zwei ökologisch verschiedene Gruppen unter­ scheiden: einmal jene, die völlig unter Wasser leben (Limnophyten), zum anderen die Ufer- oder Sumpfpflanzen (Helophyten), die ihre Sprosse außer­ halb des Wassers entwickeln.

236 download www.zobodat.at 1. Wasserpflanzen (Limnophyten). In dieser Gruppe sind als erstes und wichtigstes die Laichkräuter zu nennen mit Potamogetón pectinatus L., dem kammförmigen Laich­ kraut, und Potamogetón perfoliatus L., dem durchwachsenen Laichkraut, die beide oft weite Strecken des Litorals überziehen können, wäh­ rend Potamogetón iiliformis Person, das fadenförmige Laich­ kraut nur wenig hervortritt. Die Verbreitung der beiden wichtigen Arten scheint nicht ganz gleich zu sein. So geht das häufigere P. pectinatus weiter ins salzreichere Wasser hinein, als P. perfoliatus. Ich fand die erste Art östlich von Lindaunis etwa bei Pargerö nicht selten, während sie bei Lindaunis bereits weite Flächen bedecken kann. Das durchwachsene Laichkraut habe ich jedoch erst westlich der Eisenbahnbrücke von Lindaunis beobachtet. Vorherrschend werden die beiden Arten, besonders P. pecti­ natus in der großen Breite, wo sie zum regelmäßigen Bestandteil des unteren Litorals gehören, nicht selten gemischt mit Chara báltica. Gegenüber den Laichkräutern tritt das Tausendblatt, Myriophyllum s p i c a t u m L. sehr zurück. Es erscheint am Norder- und Süderhaken vor Lindaunis zum erstenmal, um bereits an der Eisenbahnbrücke bei Lindaunis und vor allem im Lindauer Noor große Flächen des Litorals zu bedecken. Von da an bis Missunde ist es allenthalben zu finden, ebenso in der großen und kleinen Breite bis Schleswig hin. Das deckt sich ebenso wie das von den Laichkräutern Gesagte ganz mit den von MAGNUS gemachten Beob­ achtungen, denen allerdings nichts über das mengenmäßige Vorkommen der einzelnen Arten zu entnehmen ist. Interessant ist das Vorkommen des Teichfadens. Zanichellia pa­ lustris L. Diese Pflanze, die meist auf etwas festerem Boden des Litorals oft in einer solchen Dichte wächst, daß anderer Bewuchs nicht mehr auf- kommen kann, kommt vom Wormshöveder Noor nördlich Maasholm bis nach Schleswig hin vor, wie aus den Aufzeichnungen von JAECKEL hervorgeht. MAGNUS beobachtete sie nur in der großen Breite. Die Art scheint gegen­ über hohem Salzgehalt sehr wenig empfindlich zu sein, da sie bei Kappeln noch anzutreffen ist. Alle übrigen Süßwasserpflanzen spielen eine nur untergeordnete Rolle mit Ausnahme vielleicht der Wasserhahnenfußarten: Ranunculus Bau­ dot i i (van den Bosch) und Ranunculus fluitans Lam. Die erstgenannte Art findet sich in der mittleren Schlei häufiger als in der oberen, doch ist eine scharfe Trennung der Siedelungsgebiete nicht möglich. In der großen Breite kann R. B a u d o t i i oft weite Flächen überziehen, wo­ bei er jedoch stets im oberen Litoral wurzelt. Dichte Unterwasserwiesen bilden die beiden Ranunculusarten nur an flachen Noorufern. Schließlich sei noch das Hornblatt Ceratophyllum demersum L. angeführt, das östlich bis zur Insel Lindholm vordringt. In dichteren Be­ ständen wurde es von JAECKEL nur in der großen Breite beobachtet. Najas m a j o r, All., das große Nixenkraut, nennt MAGNUS nach FRÖ­ LICH für die kleine Breite, auch CHRISTIANSEN (1922) erwähnt es mehr­ fach für die Schlei. Ruppia maritima soll nach MAGNUS bei Schles­ wig Vorkommen, doch ist sie ebenso wie Najas bisher noch nicht wieder

237 download www.zobodat.at aufgefunden worden. Diese Pflanzen spielen also nur eine recht unterge­ ordnete Rolle. Wichtiger ist das Auftreten von Helodea canadensis Rieh. u. Mich, sowie von L e m n a m i n o r L. und L. t r i s c u 1 c a L., das JAECKEL für das stark ausgesüßte Wasser der Loiterau und des Selker- und Haddebyer Noors angibt.

2. Ufer pflanzen (Helophyten). In dieser Gruppe gibt es nur wenige, größere Bestände bildende Arten an den Schleiufern. An erster Stelle steht das Rohr, Reth oder gemeines Schilf, Phragmites comunis Trinius. Sein östlichster Fundort liegt an Stellen recht hohen Salzgehaltes. So findet es sich als küm­ merlicher Aufwuchs am Olpenitzer Ufer der Maasholmer Breite bei einem mittleren Salzgehalt von 1 5 ()/oo- Wahrscheinlich wird das Wachstum dort nur durch den Zufluß eines kleinen Baches ermöglicht. Ebenfalls noch niedrig und wenig dicht sind die Phragmitesbestände zwischen Rabelsund und Kappeln, am Grimsnis-Noor und gegenüber am Ellernbergholz (JAECKEL). Aber noch vor Arnis wird es kräftig im Wuchs und begleitet nun, hin und wieder unterbrochen, bis zum Gunnebyer Noor die Ufer. Von da an tritt gelegentlich T y p h a 1 a t i f o 1 i a L., der Rohrkolben, hinzu, doch herrscht im allgemeinen bis nach Schleswig hinein Phragmites vor. Die Breite des Schilfgürtels ist sehr wechselnd. Neben Stellen von kaum 1 m Dicke finden sich solche bis zu 40 m und mehr. Die Abbruchkante des Schilfdickichts kann in verschiedener Weise ausgebildet sein. Im allgemeinen verläuft sie so, daß einige kleine Pflanzen als mehr oder weniger isolierte Vorposten sich weit ins Wasser vorschieben. An anderen, der Strömung be­ sonders ausgesetzten Stellen erscheint aber der glatte gleichmäßige Rand des Schilfgürtels tief zerklüftet und eingeschnitten. In einzelnen Bülten schiebt sich die Vegetation nach vorn ins Wasser stets mit scharfer Abbruch­ kante der einzelnen Horste. Meist fällt an diesen Stellen das Ufer steil ab, so daß einzelne Pionierpflanzen, wie sie an den flachen ruhigen Uferzonen beobachtet werden, nicht aufkommen können. Die schon genannte Typha latifolia L. findet sich nur im oberen Schleigebiet, sie ist anscheinend gegen höheren Salzgehalt empfindlicher. Häufiger findet sie sich im Selker- und im Haddebyer Noor. Als östlichstes Vorkommen nennt JAECKEL das Lindauer Noor, doch ist das Vorkommen auch nur durch den Zufluß eines kleinen Baches ermöglicht. Auch die Scirpusarten mit Scirpus maritimus L. und S c i r p u s tabernaemontani Gmelin treten neben dem Schilfgürtel erheblich zurück. Häufig stehen sie vor dem Schilf bis zu einer Wassertiefe von 40 bis 50 cm. Sc. maritimus findet sich besonders in bewachsenen Nooren (Döbelnoor, Lindauer Noor), doch ist er auch an den offenen Schilfgürteln der Schlei nicht selten. Die zweite Art wurde in der großen Breite aufge­ funden. Das deckt sich mit den Angaben von MAGNUS. Ganz vereinzelt scheint am Schleswigschen Schleiufer Scirpus parvulus R. u. SCH. vorzukommen, wie aus dem Herbar des Botanischen Institutes in Kiel her­ vorgeht. MAGNUS nennt für Schleswig auch Hippuris vulgaris, den Tannenwedel. !

238 download www.zobodat.at c) Oekologisch-soziologische Zusammensetzung der Vegetation. Will man die gesamte Vegetation der Schlei in ökologisch-soziologischer Hinsicht charakterisieren, so ergeben sich einige Schwierigkeiten. Es sind zwar zwischen der Zusammensetzung der Vegetation etwa der Maasholmer Breite auf der einen Seite und der der Schleswiger Bucht auf der anderen auffallende und charakteristische Unterschiede leicht festzustellen, es wird aber außerordentlich schwierig, innerhalb des großen Gebietes zwischen diesen beiden Punkten bestimmte Stellen festzulegen, die ökologisch und pflanzensoziologisch verschiedene Gebiete voneinander trennen. Der ge­ samte Lauf der Schlei zeigt nun schon in geographischer Hinsicht mehrfache Engen und Breiten, durch die in hydrographischer Hinsicht eine gewisse schärfere Zonierung des Salzgehaltes bedingt ist. Diese Zonierungen decken sich wenigstens im Großen und Ganzen mit einigen hervorstechenden Unter­ schieden in der Vegetation dieser Gebiete, sodaß ich es vorerst für das Beste halte, diese durch natürliche Lage und bestimmte durchschnittliche Salinität charakterisierten Grenzen festzuhalten, sofern sie nicht, wie etwa bei der kleinen Breite und der Schleswiger Bucht, ein in pflanzensoziologischer Hin­ sicht einheitliches Gebiet umfassen. Es ist leicht möglich, daß spätere Unter­ suchungen, die besonders auch die Mikroflora des Bodens berücksichtigen, weitere Aufteilung des Gebietes oder auch eine Zusammenziehung einzelner Abschnitte notwendig machen. Späteren Untersuchungen muß auch eine eingehende Analyse der einzelnen Assoziationen der Süßwasserverbände überlassen werden. Nach dem vorliegenden Material kann nur auf be­ stimmte allgemeine Züge hingewiesen werden, die meist in einer bestimmten Zonierung ihren Ausdruck finden. Der erste Abschnitt, der die höchste Salinität mit durchschnittlich 13,65 °/0() aufweist, ist die Maasholmer Breite. Hier ist die Vege­ tation noch durchaus marin, wenn sie auch, was die Artenzahl anbetrifft im Vergleich zu den Befunden REINKEs 1889 vor Schleimünde, als eine spär­ liche angesprochen werden muß. Die Uferzone ist häufiger als typischer Strand ausgebildet, der eine mehr oder weniger ausgeprägte Halophyten- vegetation trägt. Das obere Litoral weist im Frühjahr eine prächtige P y 1 a i e 11 a - Assoziation auf, die im Sommer von derEnteromorpha- Assoziation abgelöst wird. Eingestreut als Begleiter finden sich in der letz­ teren Chorda Filum, Dictyosiphon foeniculacius oder Cladophora marina. Auf steinigem Untergrund erscheint anschlie­ ßend an die genannten Verbände Fucus vesiculosus, der je nach dem Boden zu mehr oder weniger geschlossenem Bewuchs Zusammentritt und bis ins untere Litoral sich erstrecken kann. Als Begleiter dieser Fucusassoziation findet sich Pylaiella, Ceramium rubrum und C. diaphanum, Chorda Filum sowie seltener auch Enterom orpha und Mono­ stroma. Schon im oberen Litoral bei 1 m, meist etwas tiefer kann Z o ­ ster a in dichter Assoziation erscheinen und bis ins Sublitoral verherrschend bleiben. Innerhalb der Zosterawiesen gelegene Steine oder Sandflecken tragen in lockerer Besiedlung Rotalgen, die auch vereinzelt im Sublitoral erscheinen, soweit dort überhaupt Bewuchs auftritt. Als zweiter Abschnitt schließt sich das Gebiet von Rabel- sund überKappeln bis Arnis an mit einem durchschnittlichen Salz­

239 download www.zobodat.at gehalt von etwa 11,5 °/00. Der marine Charakter der Vegetation ist noch durchaus gewahrt, doch gewinnt das Gesamtbild dadurch ein anderes Aus­ sehen, daß Strandbildung ganz wegfällt und der Schilfgürtel bereits an den Ufern entlang zieht. Das obere Litoral kann im Uebergang zum Supralitoral da, wo das Schilf fehlt und eine scharfe Abbruchkante vorhanden ist, einen supralitoralen Rhizoclonium-Bestand aufweisen. Daran anschließend folgt im Frühjahr wieder die P y 1 a ie 11 a -, im Sommer die Enterom or- p h a - Assoziation. Auch Fucus kann assoziationsbildend auftreten,'doch sind die Verbände hier meist lockerer und werden — das ist besonders interessant — bereits hier und da von Zanichellia durchsetzt. Als Be­ gleiter weisen sie im übrigen die gleichen Arten wie im ersten Abschnitt auf. Audi die Z o s t e r a verhält sich noch genau wie oben, ebenso die roten Algen. Der dritte Abschnitt soll das Gebiet von Arnis bis zu der Linie Sieseby-Boknis umfassen mit einem immer noch hohen Salz­ gehalt von durchschnittlich 10,5 °/ü0. Auch hier ist der marine Charakter der Vegetation noch deutlich erhalten, doch treten nun bereits Süßwasserpflanzen­ gesellschaften hervor. Der Uferrand wird, sofern er überhaupt bewachsen ist, wieder vom Schilfgürtel gebildet, und auch im oberen Litoral gleicht alles den beiden vorhergehenden Abschnitten, nur tritt hier Zanichellia mehr in den Vordergrund als vorher, und außerdem beginnen hier und da die Laichkräuter zu erscheinen. Das untere Litoral bis zum Sublitoral wird wieder vom Seegras besiedelt, das vermutlich hier häufiger auch Rotalgen, vor allem Polysiphonien als Epiphyten tragen muß, da das Auftreten großer Massen abgestorbener Polysiphonien auf ein reiches Vorkommen dieser Arten in diesem Gebiet hinweist, das Sublitoral aber verhältnismäßig wenig be­ siedelt ist. Mit dem Ueberschreiten der Linie Sieseby-Boknis kommen wir immer stärker in ein in pflanzensoziologischer Hinsicht ausgesprochenes Uebergangsgebiet. Dieser vierte Abschnitt ist nicht ganz leicht ab­ zugrenzen, er wird sich b i s etwas in die Büstorfer Breite hinein erstrecken, wo ein merklicher Abfall der Salinität zu beobachten ist. Der Salzgehalt des Abschnittes beträgt etwa 8—9 °/00. Pflanzensoziologisch ist diese Zone charakterisiert durch das Auftreten von Potamogetonbestän­ den im unteren Litoral, die allmählich die sonst an diesen Stellen wachsende Z o s t e r a verdrängen. Zoster a verschwindet etwas oberhalb der Grenze dieses Abschnittes schließlich ganz. Sehen wir zunächst vom Lindauer und Gunnebyer Noor ab, so ergibt sich etwa folgendes Bild: Die Uferzone wird in erster Linie von Phragmites umzogen, dem hier und da aber Scir- p u s bestände vorgelagert sein können. Im oberen Litoral herrscht noch ein ähnliches Bild wie bisher. In zeitlicher Aufeinanderfolge erscheinen die P y 1 a i e 11 a- und die Enteromorpha assoziationen mit ihren Begleitern: U 1 va und Monostroma oder auch Chorda. Daneben finden sich gerade in dieser Zone nicht selten Fucus assoziationen, in denen vereinzelt auch Polysiphonien und C e r a m i u m als Begleiter auftauchen. Zani­ chellia findet sich wohl in gleicher Stärke wie bisher. Anders wird es aber im unteren Litoral. Zostera wird nur noch an einigen Stellen bestandsbildend, an ihrer Stelle erscheinen die schon genannten Pota-

240 download www.zobodat.at m o g e t o n - und kleinere Myriophyllum gesellschaften. Auch C h a r a b a 11 i ca und Ranunculus treten auf, bald als Begleiter der eben ange­ führten Verbände, bald selbst zu kleinen Beständen zusammen tretend. Als typische Begleiter aber aller dieser Gesellschaften des unteren Litorals findet man jetzt die drei Rotalgen: Ceramium diaphanum und P o 1 y - siphonia nigrescens und v i o 1 a c e a. Die in diesem Abschnitt gelegenen Noore zeigen kaum wesentliche Ab­ weichungen von dem eben Gesagten. Ganz und gar fehlt in ihnen das See­ gras, an dessen Stelle ausgedehnte Potamogeton - und Charawiesen entwickelt sind. Vereinzelt finden sich Myriophyllum- und Toly- p e 11 a verbände. Die Enteromorphen sind in reicher Vegetation vorhanden, doch erscheinen sie lockerer und oft zerstreuter. Von der Büstorfer Breite bis zur Missunder Enge erstreckt sich der f ü n f t e Abschnitt, mit einem durchschnittlichen Salzgehalt von etwa 6,5 °/00. Vegetationsmäßig ist dieser Abschnitt nur durch das völlige Fehlen des Seegrases von dem letzten Abschnitt geschieden. Damit ist frei­ lich ein wesentliches marines Element verschwunden, zweifellos infolge des bedeutend niedrigeren Salzgehaltes, ob das aber wirklich die Abtrennung dieses Abschnittes vom vorhergehenden rechtfertigt, kann fraglich erscheinen. Ganz klar ist dagegen wieder der sechste Abschnitt, der die Große Breite umfaßt, mit einem durchschnittlichen Salzgehalt von 4,76 °/00. Mit dem Uebergang in dieses Gebiet verschwinden bis auf kleine Bestände Fucus vesiculosus und Pylaiella litoralis, zwei bis­ her regelmäßig vorhandene marine Bestandteile des Litorals. Dadurch wird das Bild jetzt einheitlicher in ökologischer Hinsicht, nur das häufige Vor­ kommen von Rotalgen als Epiphyten der Laichkrautwiesen und die Entero­ morphen erinnern noch an die marinen Gebiete. Die äußerste Uferzope ist wiederum von einem Schilfgürtel umzogen, der gelegentlich in eine sehr lockere S c i r p u s Vegetation übergeht. Noch in dieser Zone oder nach unten anschließend beginnt die Enteromorphaassoziation des oberen Litorals, die in die ausgedehnten Laichkrautwiesen des unteren Litorals über­ gehen. Potamogeton pectinatus herrscht vor, doch ist an vielen ausgedehnten Stellen auch eine reine Potamogeton perfoliatus* Vegetation vorhanden. Auch C h a r a - und Myriophyllum bestände sind im unteren Litoral nicht selten, denen nach oben oft Ranunculus B a u d o t i i beigesellt ist. Ueberall aber erscheinen die epiphytischen Cera- mien und Polysiphonien, die hier zu einem ziemlich regelmäßigen Bestand­ teil des unteren Litorals geworden sind. Der siebente Abschnitt umfaßt die Kleine Breite und die Schleswiger Bucht. Er ist durch den niedrigen Salzgehalt von etwa 3 °loo gekennzeichnet. Das Vegetationsbild ändert sich im Vergleich zur letzten Zone kaum; es werden hier lediglich die roten Polysiphonien ver­ mißt, so daß von den Rotalgen nur noch das zarte Ceramium dia­ phanum, wenn auch spärlicher, gefunden wird. Das wird auch im achten und letzten Abschnitt, den fast reinen Süßwassergebieten des Selker- und Haddebyer Noors nicht anders. Zwar erscheint hier im Ufergürtel häufiger als in den letzten

241 download www.zobodat.at beiden Abschnitten T y p h a , der Rohrkolben, doch bleibt damit der ökolo­ gische Typus der Süßwasservegetation erhalten. Einzig und allein die Enteromorphen, die auch hier die obere litorale Zone einnehmen, erinnern noch an den Zusammenhang mit dem Meer. Das in dem vorhergehenden Abschnitt noch vorhandene C e r a m i u m ist dagegen nun verschwunden. Im unteren Litoral herrschen völlig die Laichkräuter vor. Neu kommen schließ­ lich noch die an der Wasseroberfläche schwimmenden Wasserlinsen hinzu.

d) Das Phytoplankton. Es wurde schon oben erwähnt, daß unsere Kenntnis des Planktons der Schlei noch recht dürftig ist. Von der ganzen unteren Schlei bis nach Missunde hin liegen nur zwei Fänge vom Juli aus der Gegend der Büstorfer Breite vor. Darin ließ sich vor allem Ceratium fusus und — sehr viel seltener — Ceratium tripos nachweisen. Ganz vereinzelt fanden sich dabei nicht näher bestimmte Melosira-, Rhizosolenia - und Tha- 1 assiothrixarten. Auch eine Asterionella wurde beobachtet. Mehr wissen wir von diesem Gebiet nicht. Ungleich besser sind wir über die obere Schlei von Missunde bis nach Schleswig hin orientiert. Hier konnten 22 Fänge3) vom Juli bis Februar untersucht werden. Die Mehrzahl der Proben stammt aus der Schleswiger Bucht, ein prinzipieller Unterschied gegenüber den Fängen von Missunde ließ das vorliegende Material nicht erkennen. Von MAGNUS wird für die Schlei eine Wasserblüte von N o d u 1 a r i a Suhriana Kütz = N. spumigena Mert. angegeben, ZACHARIAS erwähnt eine solche von Clathrocystis aeruginosa (Kütz) Hemfrey = Microcystis aeruginosa. Beide Arten wurden bei der jetzigen Untersuchung wiederbeobachtet, allerdings wurde nur Microcystis in solcher Anzahl gefunden, daß man von einer geringen Wasserblüte reden könnte. N o d u 1 a r i a wurde überhaupt nur sehr vereinzelt angetroffen. Im allgemeinen herrschen in den Sommermonaten die Blaualgen vor, teil­ weise sogar in recht großer Menge. Die folgenden Arten traten am stärk­ sten hervor: Microcystis aeruginosa Kütz. (IX., X.) „ flos-aquae (Wittr.) Kirchn. (IX., X.) Chroococcus spec. (VII., VIII.) Coelosphaerium pusillum van Goor, (VII—X.) Merismopedia tenussima Lemm. (VII—X.) Anabaena flos-aquae (Lyngb.) Breb. (VII., IX.) Oscillatoria limnetica Lemm. (IX., X.) Die römischen Zahlen hinter den Namen geben die Monate an, in denen diese Arten am häufigsten angetroffen wurden, einzelne Individuen können fast zu jeder Zeit vom Juli — vorher konnten leider keine Proben unter­ sucht werden — bis in den November hinein gefunden werden. Besonderes Interesse verdient das Vorkommen von Coelosphaerium pusillum. Diese Art

3) Das Material wurde von Herrn Dr. VOIGT in Schleswig für Herrn Pro­ fessor REMANE (Kiel) gesammelt, der mir in dankenswerter Weise die Proben zur Untersuchung zur |Verfügung stellte.

242 download www.zobodat.at wurde von VAN GOOR (1924) bisher nur für die holländischen Brack­ wassergebiete 4) genannt. Es erscheint kaum zweifelhaft, daß die Art weiter verbreitet ist. Infolge ihrer außerordentlich großen Aehnlichkeit mit Gomphosphaeria lacustris Chod. wird sie aber leicht mit dieser verwechselt. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal beider Arten, die Gallertstiele, die für die Gattung Gomphosphaeria charakteristisch sind, bei Coelosphaerium dagegen fehlen, ist meist recht schwer sicherzustellen. Bei den vorliegenden Proben ist mir der Nachweis trotz der Färbungen mit Methylenblau und Cresylviolett unter Verwendung stärkster und bester apo- chromatischer Optik nicht gelungen. Es muß sich also um ein Coelo­ sphaerium handeln. Neben den angeführten meist häufig auftretenden Formen fanden sich noch folgende Arten vereinzelt: Microcystis marginata (Menegh.) Kütz., Aphanocapsa Grevillei (Hass.) Rabenh., Aphanocapsa endo­ phyt i c a G. M. Smith, (in der Gallerthülle von M i c r o c y s t i s), Aphona- tliece microscópica Näg., Chroococcusminutus (Kütz.) Näg., Coelosphaerium minutissimum Lemm., Oscillatoria A g a r d h i i Gom., Oscillatoria spec. Sie wurden während des Som­ mers hier und da in den Proben beobachtet, ohne daß ihnen eine wesentliche Rolle im Phytoplankton zukam. Nicht selten trifft man im Sommerplankton auf einige Grünalgen. Es sind in erster Linie Pediastrum Boryanum (Turp.) Menegh. und Scenedesmus quadricauda (Turp.) Bréb., denen sich weit seltener Pediastrum duplex, Pediastrum bira- d iatum Weym. und Scenedesmus acuminatus zugesellen. Diese grünen Formen, die zahlenmäßig erheblich hinter den als häufig genannten Blaualgen Zurückbleiben, sind jedoch nicht nur auf die wärmeren Sommer­ monate beschränkt. Ich habe sie fast in jeder Probe finden können, aller­ dings in den Winter- und Frühjahrsfängen seltener. Hin und wieder wurde eine Oocystisart beobachtet, deren nähere Bestimmung nicht möglich war. Mit dem Winterbeginn ändert sich das Bild des Planktons erheblich. Ziemlich rasch verschwinden die meisten Blaualgen (am längsten hält sich Coelosphaerium), um den Diatomeen das Feld zu überlassen. In den Herbstmonaten ist es vor allem Sceletonema costatum (Grev.) Cleve, die von Ende September an stetig zunehmend bis in den Dezember hinein das Plankton beherrscht. Diese Art ist eine der gewöhnlichsten euryhalinen Meeresplanktonten, die man zu verschiedenen Monaten, besonders im Herbst, in großen Mengen nicht nur in allen marinen Gebieten, sondern auch in brackigen, mehr oder weniger ausgesüßten Buchten finden kann. VAN GOOR weist darauf hin, daß in brackigen holländischen Gewässern bei dieser Art die Kieselstäbchen zwischen den Zellen sehr viel kürzer als

4) van GOOR gibt zwar bei der Artbeschreibung das Vorkommen im Brack­ wasser nicht ausdrücklich an, und deshalb erwähnt auch GEITLER in der Raben- horstschen Kryptogamenflora nichts davon. Das Vorkommen im „Nordhollandsch Kanal“, der an anderer Stelle der van GOORschen Arbeit (pg. 308, 312, 316) als brackiges Gewässer gekennzeichnet ist, läßt aber keinen Zweifel zu, daß es sich um Brackwassergebiet handelt.

243 download www.zobodat.at bei marinen Formen sind. Bei einem Fang von Ende Oktober beobachtete ich Gleiches (Abstand zweier Zellen meist unter 3 (x). Da wir aber aus den Untersuchungen KARSTENS (1898) wissen, daß die Länge der Kieselstäb­ chen, die von der Teilungsfrequenz der Zellen abhängig ist, bei ruhigem Wasser stark verkürzt, bei bewegtem Wasser dagegen vergrößert wird, so dürften die Befunde darin ihre Erklärung finden, daß brackige Gebiete häufig ruhige Buchten oder Stillwasserbezirke sind, deren Wasserbewegung ge­ ringer als an den offenen Küsten ist. Noch während der Sceletonema blüte können sich dann immer häu­ figer Chaetoceros Wighami Brightw. und Coscinodiscus e x - centricus Ehrenb. var. fasciculata Hust. hinzugesellen, die vom Ja ­ nuar an fast ausschließlich angetroffen werden, oft wie im Januar und Fe­ bruar 1936, in ganz ungeheuren Massen. Beide Formen wurden sehr verein­ zelt aber auch während der übrigen Monate des Jahres beobachtet. Neben diesen an der Massenentwicklung des Planktons so stark beteiligten Diatomeen fanden sich aber noch eine ganze Reihe seltener und nur in ge­ ringerer Anzahl auftretender Arten, teilweise reine Planktonten, z. T. aber auch Bodenformen, die wohl nach stürmischen Tagen im Wasser schweben. Ein großer Teil dieser Formen konnte noch nicht bestimmt werden. Sicher gestellt sind folgende Arten: Melosira nummuloides (Dillw.) C. A. Agardh., Melosira g ran u lata (Ehrb.) Ralfs., Melosira monili­ formis (Müller) Ag., Cyclotella Meneghiana Rabenh., Rhizo- solenia minima Lev. (im Juli nicht allzu selten), Amphiprora pa­ ludosa W. Smith., Nitzschia closterium (Ehr.) W. Smith., Suri- rella striatula Turp., Campylodiscus clypeus Ehr., Cam- pylodiscus echineis Ehr. Eine besondere Eigentümlichkeit wiesen alle untersuchten Fänge auf: es fehlten falt vollständig die Dinoflagellaten oder P e r i d i n e e n5). Insgesamt wurden etwa nur 5— 10 Individuen beobachtet, die zu folgenden Arten gehörten: P r o r o cent rum micans Ehr., Dinophysis acu- m i n a t a Ghap. u. Lachm., P e r i d i n i u m spec. Sehr vereinzelt fanden sich auch Gehäuse eines nicht näher bestimmbaren Silicoflagellaten. Wenn im Vorstehenden eine gewisse monatliche Reihenfolge geschildert wurde, so muß es dahin gestellt bleiben, ob damit eine jedes Jahr sich wieder­ holende Folge gekennzeichnet ist. Im Einzelnen werden zweifellos Abweichun­ gen Vorkommen. Weisen ja schon die Herbstfänge der beiden Untersuchungs­ jahre 1934 und 1935 mancherlei Abweichungen auf. So wurden 1935 die Blaualgen (Cyanophyceen) bis weit in den November hinein oft in recht er­ heblicher Menge angetroffen, während sie im Jahre vorher schon im Oktober verschwanden. In den Frühjahrsmonaten überwog Chaetoceros Wi­ ghami bei weitem, während Coscinodicus zurücktrat. Im Jahr darauf war es gerade umgekehrt. Im Großen und Ganzen steht aber der Wechsel zwischen den Blaualgen im Sommer/Herbst und den Kieselalgen im Winter/ Frühling außer jedem Zweifel.

ß) Das fast völlige Fehlen der Peridineen ist vielleicht auf gewisse technische Unvollkommenheiten zurückzuführen. So dürften bei der einfachen Formolfixierung sicherlich der größte Teil der zarten Formen geplatzt und dadurch der Beobach­ tung entgangen sein. |

2 4 4 download www.zobodat.at in ökologischer Hinsicht ist das untersuchte Plankton, das ja zum größten Teil aus den innersten Gebieten der Schlei mit nur geringem Salzgehalt stammte, als Brackwassergesellschaft gekennzeichnet. Das bedeutet aber durchaus nicht, daß alle aufgefundenen Arten reine Brackwasserorganismen darstellen. Die weitaus größte Zahl muß vielmehr als Süßwasserformen an­ gesehen werden, die ein mehr oder weniger weites Anpassungsvermögen an Wässer stärkerer Salinität besitzen. In diese Gruppe gehören fast alle beob­ achteten Blaualgen und Grünalgen, sowie die Diatomee Melosira gra­ nul a t a. Andere, wie Melosira nummuloides, M. monilifor­ mis, Nitzschiaclosterium, Surirella striatula, Cam- pylodiscus clypeus und e c h i n e i s sind dagegen wohl als euryha- line Meeresformen anzusehen, obwohl sie auch für Brackwässer meist charak­ teristisch sind. Wirkliche Brackwasserbewohner sind vor allem R h i z o s o - lenia minima, Chaetoceros Wighami, Cyclotella Mene- g h i a n a und Surirella ovalis var. m a x i m a. Mehr läßt sich leider aus den untersuchten Proben mit Sicherheit nicht entnehmen. Es bedarf eingehender regelmäßiger, möglichst gleichzeitiger Fänge aus allen Gebieten der Schlei, die auch quantitativ auszuwerten sind, ehe wir ein geschlossenes Bild von der Zusammensetzung des Planktons die­ ses Gebietes entwerfen können. Dann wird nicht nur die Frage nach der Herkunft der einzelnen Planktonten, ob sie autcchton oder durch Süßwasser­ einstrom eingeschleppt worden sind, einer Klärung zugeführt werden kön­ nen, sondern auch eine Beurteilung der Produktionsfähigkeit dieses Gewässers möglich sein.

Literaturverzeichnis. 1. COLLINS, F. S.: The Green Algae of North America. Tufts College, Mass. 1909. 2. CHRISTIANSEN, A., CHRISTIANSEN, Werner und CHRISTIANSEN, Willi: Flora von Kiel und Umgebung. Kiel. 1922. 3. VAN GOOR, A. C. J.: Ueber einige neue und bemerkenswerte Schwebealgen. Rec. tr. bot. neerland. Vol. XXL pg. 297—328. 1924. 4. HOFFMANN, C.: Die Vegetation der Nord- und Ostsee. Tierwelt der Nord- und Ostsee. Teil I. c. 1933. 5. HYLMÖ, D. E.: Studien über die marinen Grünalgen der Gegend von Malmö. Arkiv för Bot. Bd. 14. No. 15. 1916. 6. KARSTEN, G.: Die Formänderungen von Sceletonema costatum (Grev.) Grün, und ihre Abhängigkeit von äußeren Faktoren. Wiss. Meeresunters. Abt. Kiel N. F. Bd. 3. 1898. 7. MAGNUS, P.: Bericht über die botanischen Ergebnisse der Untersuchung der Schlei vom 7.— 10. Juni 1874. Verhdlgn. bot. Ver. d. Provinz Brandenburg. 17. Jhrg. 1875. S. REINKE, ].: Algenflora der westlichen Ostsee deutschen Anteils. Sechster Ber. d. Komm. z. wiss. Unters, d. deutsch. Meere. I. Heft. 1889. 9. SONDER, CHR.: Die Characeen der Provinz Schleswig-Holstein und Lauen­ burg nebst eingeschlossenen fremden Gebietsteilen. Diss. Rostock 1896. 10. ZACHARIAS, O.: Das Potamoplankton. Zoolog. Anzeiger Bd. XXL pg. 41. 1898.

245 download www.zobodat.at Verzeichnis sämtlicher bisher in der Schlei aufgefundenen Pflanzen8). I. Kryptogamen. A. Cyanophyceae. Microcystis aeruginosa Kütz. Z. H. „ flos-aquae (Wittr.) Kirchn. „ marginata (Menegh.) Kütz. Aphanocapsa Grevillei (Hass.) Rabenh. „ endophytica G. M. Smith Aphanothece microscópica Näg. Chroococcus minutus (Kütz.) Näg. Coelosphaerium pusillum van Goor „ minutissimun Lemm. Merismopedia tenuissima Lemm. Nodularia spumigena Mert. M. Anabaena flos-aquae (Lyngb.) Bréb. Nostoc spec. Oscillatoria limnetica Lemm. „ Agardhii „ spec. Lyngbya semiplena J. Ag. B. Dinoflagellatae. Prorocentrum micans Ehr. Dinophysis acuminata Clap. u. Lachm. Peridinmm spec. Ceratium fusus (Ehr.) Dujard. „ tripos O. F. Müller C. Diatomeae. Melosira nummuloides (Dillw.) C. A. Ag. „ Juergensii C. A. Ag. „ granulata (Ehr.) Ralfs „ moniliformis (Müller) Ag. Sceletonema costatum (Grev.) Clev. Cyclotella Meneghiana Rabenh. Coscinodiscus excentricus Ehr. var. fasciculata Hust. Rhizosolenia minima Lev. Amphiprora paludosa W. Smith Asterionella spec. Thalassiothrix spec. Nitzschia closterium (Ehr.) W. Smith Surirella ovalis var. maxima Gr. „ striatula Turp. Campylodiscus clypeus Ehr. „ echineis D. C o n j u g a t a e. Spirogyra subsalsa Kütz. E. Chlorophyceae. Pediastrum Boryanum (Turp.) Menegh. „ duplex Meyen \ „ biradiatum Meyen Scenedesmus quadricauda (Turp.) Bréb. ,, acuminatus (Lagerh.) Chod. Oocystis spec.

Ulothrix pseudoflacea Wille f. minor 6* laaasaa: a aaaaaaaaaaaaaaaa aaaaa Saaaj-aaasaaaaaa:

6) Es bedeutet: M. = Magnus, R. = Reinke, Chr. = Christiansen, J. = Jaeckel, H. == Hoffmann, S. = fonder, Z. = Zacharias.

246 download www.zobodat.at Enteromorpha intestinalis Link. M. J. H. „ compressa Grev. J. H. „ tubulosa Kütz. M. J. H. f. proliféra (Müll Fl. dan.) „ clathrata (Roth) J. G. A g. M. „ percussa (A g.) J. G. A g. Monostroma Grevillei Wittr. „ fuscum Wittr. Ulva Lactuca (L) Le Jol. M. J.t Cladophora marina Roth. Rhizoclonium riparium (Roth.) Harv. Chaetomorpha Linum (Müll.) Kütz. Pringsheimia scutata Rke. F. Characeae. Chara báltica (Fr.) Wahlstr. M. J. „ crinita Wallr. „ aspera (Deth.) Willd. M, „ sp. Tolypella nidifica (Müll.) v. Leonh. Nitella opaca G. Phaeophyceae. Pylaiella litoralis (L) Kjellm. M. Desmotrichum balticum Kütz. „ undulatum (J. Ag.) Rke M. Ascocyclus balticus Rke = Phycocelis baltica (Rke) Fosl. M. Scytosiphon lomentarius (Lyngb.) Ag. Dictyosiphon foeniculaceus (Huds.) Grev. Chorda Filum (L) Stack. M Fucus vesiculosus L. M. J. „ serratus L. H. Rhodophyceae. Polysiphonia nigrescens Grev. M. „ violacea (Roth.) Grev. M. R. Rhodomela subfusca (Woodw.) Ag. Ceramium rubrum (Huds.) Ag. „ diaphanum Harv. et Ag. M. R. Furcellaria fastigiata (Huds.) Lam. J. Ahnfeltia plicata (Huds.) Fr. Phyllophora Brodiaei fTurn.) J. Ag. Delesseria sanguinea (L.) Lam. Melobesia sp. Hildenbrandia rosea Kütz. Chantransia virgatula (Harv.) Thur. f. secundata (Lyngb.) Ros. Callithamnium spec.

II. Phanerogamae. A. Typhaceae. ^a¿,Saaaaa aaSaaaaaa Typha latifolia L.

„ angustifolia L. M, --.S B. Potamogetonaceae. Potamogetón pectinatus L. „ perfoliatus L. „ filiformis Pers. „ pusillus L. Ruppia rostellata Koch. Zannichellia palustris L. M Zostera marina L. M

247 download www.zobodat.at C. N a j a d a c e a e. Najas maior All. = Najas marina L. M. Chr. D. G ram íneae. Phragmites communis L. M. J. H. E. Cyperaceae. Scirpus maritimus L. M. J. H. „ tabernaemontani Gmel. M. H. „ parvulus R. u. Sch. Univ. Herb. Kiel F. Lemnaceae. Lemna minor L. trisulca L. G. Nymphaeaceae. Nuphar luteum Smith. H. Ceratophyllaceae. Ceratophyllum demersum L. J. I. Ranunculaceae. Ranunculus Baudotii v. d. Bosch. M. J. H. Chr. fluitans Lam. J. K. Halorrhagidaceae. Myriophyllum spicatum L. M. J. H.

10. Fischkrankheiten, Abwässer, Schädlinge. Ueber Krankheiten bei Schleifischen ist, abgesehen von den leichten, über­ all gelegentlich zu beobachtenden Fällen und leichtem Parasitenbefall nichts Ernstliches bekannt geworden. Die Fälle von vorliegenden Schädigungen beziehen sich vielmehr sämtlich auf gewaltsame Einwirkungen von außen her, wobei zu unterscheiden sind, natürliche und industrielle. Von den natür­ lichen ist vor allem die bereits (Bd. 21, S. 447) erwähnte Grundeisbildung zu erwähnen, in deren Gefolge fast alljährlich ein mehr oder weniger großes Sterben unter den Barschen zu beobachten ist. Es handelt sich dabei um Vorgänge, die im einzelnen noch nicht in wünschenswertem Maße geklärt sind. Am ausführlichsten hat sie J. MÖLLER, Mehlby, in einem Zeitungs­ artikel geschildert. Ursache soll das Grundeis sein, das in der Schlei Kraw- oder Krauleis heißt (vom dänischen Krav = Eisrinde). Werden in der Schlei infolge Aus- und Eingehens des Stromes vorwiegend bei Nordoststurm alle Wasserschichten stark durchmischt, so kühlt sich bei Frost die ganze Wasser­ menge gleichmäßig ab und es kommt zur Bildung der feinen Eisnadeln, die sich an allen festen Gegenständen — die meisten toten Fische werden in den Buchten mit starkem Krautwuchs gefunden —, so auch den Kiemen der Fische mit weiten Kiemenöffnungen, wie Barsch, festsetzen. Die Kiemen sollen dadurch außer Funktion gesetzt werden und der Tod durch Erstickung eintreten. Gefriert dagegen die Schlei, ohne daß eine Wasservermischung stattfindet, so gefriert ihr Wasser an der Oberfläche, wie es bei jedem still­ stehenden Wasser der Fall ist, und Barschsterben sollen dann immer aus- bleiben. Was Schädigungen durch industrielle oder häusliche Abwässer betrifft, so rühren die meisten Kl aus der engen Nachbarschaft der Stadt Schleswig,

248 download www.zobodat.at nur ganz vereinzelt auch von anderen Orten, z. B. von Arnis her. 1902 war es die Lederfabrik Kl. in Schleswig, deren Abwässeranlagen als unzureichend erkannt wurden und die in großem Umfange das Holmer Noor verseuchten. SCHIEMENZ (29) traf eine durch die organischen Abwässer hervorgerufene starke Verschlammung des Noors an mit typischer Abwässerfauna und niedri­ gem Sauerstoffgehalt; er faßte sein Urteil dahin zusammen, daß das Noor durch die Abwässer der Lederfabrik fischereilich völlig ruiniert sei. Lederfabriken waren auch an dem Fischsterben 1931 und 1933 beteiligt neben einem großen Schlachtereibetriebe, einer Meierei und den gesammelten städtischen Abwässern Schleswigs. Allein der Wert der zur Beobachtung gekommenen abgetötet treibenden Fische wurde 1931 auf 1100 RM. geschätzt (Schnäpel 420,—, Brassen 270,—, Zander 150,— , Hecht 100—, Barsch 90,—, verschiedene andere Arten 70,— RM.) NEUBAUR 19 g). 1933 klagten die Schleifischer und Fischhändler über Ungenießbarkeit von Fischen infolge Karbol- und jodartigen Geschmacks. Berliner Fischhand­ lungen hatten aus gleichen Gründen Fischsendungen aus Schleswig bean­ standet, und von der Berliner Veterinärpolizei war solche Ware aus dem Verkehr gezogen. Die eingeleiteten Untersuchungen erstreckten sich auf insgesamt 37 Abwässerauslässe bei der Stadt Schleswig. Besondere Beden­ ken erregten diejenigen der städtischen Gasanstalt, einer Dachpappenfabrik und einige Auslässe von Sammelabwässern der Stadt (Krankenhäuser, Schlachterei). Im Wasser der Schlei ließen sich sowohl phenolartige, sowie unbestimmte nach Arznei riechende Stoffe und große Mengen organischer Substanz nachweisen. Eine bessere Klärung und Reinigung dieser Abwässer ist ein dringendes Erfordernis. Die nötigen Schritte wurden eingeleitet. Trotz neuer Kläranlagen kam es 1936 an heißen Augusttagen wieder zu Sauerstoff­ schwund und Fischsterben in der Nähe der städtischen Abwässereinleitungen. Von Arniser Fischern wurde 1928 über die häuslichen Abwässer eines Kinderheims im Flecken Arnis Klage geführt. Nachdem verschiedene Be­ hörden (Landrat, Wasserbauamt, Kulturbauamt, Kreisarzt, Oberfischmeister) mit der Angelegenheit befaßt waren, ließen nach Abstellung einiger Mängel die Klagen nach. Ueber fischereischädliche Vögel ist S. 224 Mitteilung gemacht. Die Wollhandkrabbe ist erst in wenigen Stücken in der Schlei aufgetreten (August 1932 erstes Stück), 1936 fanden sich 4 Stück männliche Krabben, je eine im Brodersbyer Noor, im Lindauer Noor, in der Kalkwik und bei Ulsnis. 1914 wurde bei Lindaunis ein Seehund gesichtet. Eigenartige Mißbildungen und starke Verkrüppelungen weisen seit langem die Plötzen in einem der oberen Schlei benachbarten Teich auf. Den Schles- wiger Fischern ist dort aufgefallen, daß die Schwanzflossen teilweise oder ganz fehlen. „Abgenagt“, wie sie meinten, sind diese jedoch nicht. Es handelt sich vielmehr um Wachstumsstörungen und Entwicklungshemmun­ gen. Die Störungen erstrecken sich auf ganz verschiedene Teile des Fich- körpers und sind nicht auf den Schwanz beschränkt. Die Kiemendeckel sind verkrümmt und stark verkürzt. Manche Plötzen weisen auch „Mopskopf­ bildung“ auf, auch kommen schräg gestellte Mäuler vor. Die Seitenlinie ist manchmal stark gekrümmt und bei manchen Plötzen ist der ganze Körper verbogen, ähnlich wie beim Sichling (P e 1 e c u s), nur noch viel stärker. —

249 download www.zobodat.at Besonders auffällig ist, daß auch andere Fischarten dort von solchen Miß­ bildungen ergriffen werden können. So waren dort, wie es in einem Be­ richt des staatlichen Fischmeisters REINCKE heißt, „vor einigen Jahren alle Karpfen verwachsen und hatten einen Puckel“. (NEUBAUR, Fisch.Zeitg. 1926, S. 1111.)

1 1. FischindustrieMe Betriebe, Fischhändler, Bootswerften. Obwohl sich die Wiege der neuzeitlichen Fischindustrie an der Küste der Ostsee befindet, sind Fischräuchereien und Marinieranstalten an der Schlei an Zahl und Umfang gering. In Schleswig sind es, nachdem eine Räucherei zur Stillegung gekommen ist, nur noch zwei Räucherbetriebe, in Lindaunis hat die einzige dortige kleine Räucherei in letzter Zeit ebenfalls ihre Pforten geschlossen, in Arnis besteht noch ein Kleinbetrieb, Kappeln dagegen macht mit fünf Räuchereien eine Ausnahme. Kappeiner Schlei-Bücklinge sind von altersher berühmt. Früher kamen regelmäßig thüringische und sächsische Händler, sogenannte Kärrner, und beluden ihre mit Leinen überspannten Planwagen mit Bücklingen, die so stark geräuchert waren, daß sie dunkel­ braun und hart wurden und einen Transport von zwei bis drei Wochen überstehen konnten. In Maasholm räuchert ein Teil der Fischer für den eigenen Hausgebrauch. An Fischhandlungen sind, abgesehen von der Fisch­ verwertungsgenossenschaft in Maasholm, an der Schlei acht vorhanden und in Schleswig, Arnis und Kappeln beheimatet. Bootsbauereien bestehen in Arnis (2), Kappeln, Grauhöft und Maasholm (2). Die Werft bei Winning dient vorwiegend dem Bau von Segeljachten. Das Material an Netzen wird in Schleswig von den Innungsmitgliedern größtenteils durch Vertreter der Itzehoer Netzfabrik bezogen, in Maasholm von der Genossenschaft. Nur für die Zunftwade in Schleswig werden die Leinen und Dollen vom Vorstand der Zunft bei den Reifermeistern selbst bestellt. Daneben sind noch einige Vertreter von größeren Netzfabriken tätig.

12. Fischerei gesetzliche und -polizeiliche Vorschriften und sonstige Regelungen der Fischereiausübung. Im Fischereigesetz vom 11. 5. 1916 und in der Fischereiordnung vom 29. 3. 1917 findet die Schlei keine besondere Erwähnung. Auch in der Bei' läge zum Fischereigesetz findet sich das Wort „Schlei“ nicht. Mehrfache Erwähnung findet dagegen die Schlei in der zum Fischereigesetz und der Fischereiordnung erlassenen Bekanntmachung des Regierungspräsidenten in Schleswig vom 7. 4. 1917 und zwar hinsichtlich der Bestimmungen über die Frühjahrsschonzeit, hinsichtlich der Stecheisen für den Aalfang und in be­ treff verschiedener für die Wadenfischerei getroffener Bestimmungen. Näheres darüber folgt weiter unten. Die Seestraßenordnung vom 5. 2. 1906 tut der Schlei keine Erwähnung. Dagegen führt die Seewasserstraßenordnung (1927) in ihrem Teil II die Schlei im § 75 als See Wasserstraße besonders auf (Grenzen des Geltungsbe­ reichs, Signalstellen, zulässige Abmessungen der Fahrzeuge und Flöße, An­ gaben über Mittelwasser, Bestimmungen für die Durchfahrt durch die Brücken bei Kappeln und Lin)daunis u. a. m.).

250 download www.zobodat.at Die vorstehend genannten Vorschriften sind teils im Interesse der Fischerei, teils im Schiffahrtsinteresse erlassen. Die Schlei ist in ganzer Ausdehnung Küstengewässer. Fischereibehörde für ihr Gebiet ist gemäß § 115 F.G. der Oberfischmeister in Kiel. Wir kommen nun zu der Besprechung einzelner polizeilicher Vorschriften. I. Schonbezirke. A. Fischschonbezirke. B. Laichschonbezirke. A. An Fischschonbezirken sind drei in der Schlei vorhanden. Der erste vorm Eingang in die Schlei bei Schleimünde, der zweite bei der Reichsbahnbrücke bei Lindaunis, der dritte vor der Einmündung der Loiterau in die Schlei. 1. V o r Schleimünde. Auf diesen Fischschonbezirk, der offensichtlich den Zweck hat, den Einzug der Heringe aus der Ostsee in die Schlei zu ge­ währleisten, beziehen sich die Bekanntmachungen vom 3.12. 1879 Amtsblatt der Reg. Schleswig, Stck. 56, S. 369, 12. 8. 1880 „ „ , ; „ „ 34, S. 233, 9. 6.1925 „ „ „ „ „ 25, S. 209. 1879 wurde auf Grund der §§ 29—31 des Fischereigesetzes vom 30. 5.1874 mit Ermächtigung des Ministers für Landwirtschaft derjenige Teil der Ost­ see, welcher von nördlich von Schleimünde bis Kikut südlich von Schleimünde in einer Breite von 800 m vom Strande aus bezw. von den­ jenigen Linien aus, welche in den Schleimündungen die äußersten Punkte des begrenzenden Strandes miteinander verbinden, zum Fischschonrevier erklärt. 1880 wurde in Abänderung vorstehender Bestimmung die Ausdehnung des Fischschonbezirks auf „nördlich von der alten Schleimündung beginnend und bis 1900 m südlich von Schleimünde sich erstreckend“ festgelegt. 1925 wurde der zu gewissen Zeiten und für bestimmte Geräte freigegebene Teil des Schonbezirks anderweit auf einem Küstenstreifen von 800 m seewärts und auf eine Länge von je 1 km nördlich und südlich von Schleimünde fest­ gesetzt. Der völlig gesperrte Teil des Schonbezirks, Umkreis von 400 m von den beiden äußersten Landspitzen bei Schleimünde, blieb von dieser Ab­ änderung unberührt. 2. Fischschonbezirk bei Lindaunis. Unter der Ueberschrift „Fischschonrevier“ erschien im Amtsblatt der Regierung Schleswig Stück 65 vom 26. 9. 1885 S. 1494/95 folgende Bekanntmachung: „Für die Zeit vom 1. März bis 1. Juni jeden Jahres wird diejenige Gewässerstrecke der Schlei, welche zwischen dem Eisenbahnübergang bei Lindaunis (Damm und Brücke) und der Linie von der Stubber Aue nach der Käthe Petersfeld auf der gegen­ überliegenden Seite der Schlei belegen ist, hierdurch zum Fischschonrevier erklärt. Innerhalb des Fischschonreviers ist nach §§ 30 und 50 Nr. 5 des Fischej;eigesetzes vom 30. Mai 1874 (G.S. S. 197) jede Art des Fischfangs, welche nicht von der Aufsichtsbehörde gestattet worden ist, bei Geldstrafe bis zu 150 M. oder Haftstrafe verboten. Ist auch der Name „Fischschon­ revier“ nicht eindeutig, so handelt es sich hier keinesfalls etwa um einen Laichschonbezirk, sondern um einen echten Fischschonbezirk. Die Zeitspanne 1. 3. bis 1. 6. scheint zwar für einen Laichschonbezirk zu sprechen, doch ist die Oertlichkeit nicht für eine solche Maßnahme geeignet. Der Zweck ist

251 download www.zobodat.at vielmehr der, den ungestörten Durchzug der Heringe durch die Enge bei Lindaunis zu gewährleisten. Es handelt sich also um die Garantierung des Fischwechsels, somit um den eigentlichen Zweck eines Fischschonbezirks. Zwanzig Jahre lang hatte dieser Fischschonbezirk bestanden, als er am 16. März 1906 abgeändert wurde. Es heißt im Amtsblatt 1906 S. 119, daß das Fischschonrevier bei Lindaunis in Zukunft so begrenzt werde, daß die westliche Grenze durch den Eisenbahnübergang (Damm und Brücke), die östliche Grenze durch eine Linie von der Krieseby-Au nach dem jenseits der Schlei gelegenen Hause des Landmannes Früh gebildet werde. 3. V o r d e r L o i t e r a u. Als dritter und letzter Fischschonbezirk ist der vor der Einmündung der Loiterau oder Füsinger Au in die Schlei zu er­ wähnen. In der Bekanntmachung des Regierungspräsidenten in Schleswig vom 23. Juni 1897 wurde eine Wasserfläche zum „Fischschonrevier“ erklärt, die wie folgt begrenzt wurde: Durch zwei gerade Linien, die von der vor der Aumündung in der Schlei auszulegenden Boje ausgehend, einerseits nach der am nordöstlichen Ufer aufgestellten Landbake und andererseits nach der Mündung des die Grenzen zwischen dem Gute Winnig und den Ländereien der Dorfschaft Klensby bildenden Baches auslaufen. Innerhalb dieses Schonreviers ist noch heute während der Monate Oktober, November und Dezember jeden Jahres jeder Fischfang untersagt, der nicht von der Aufsichtsbehörde gestattet worden ist. Es handelt sich auch hier um einen echten Fischschonbezirk, der den Zweck hat, den Aufstieg der Salmoniden, insbesondere der Meerforelle und des Schleischnäpels zu ihren Laichplätzen in der Loiterau zu gewährleisten. B. Laichschonbezirke. Zur Zeit ist nur einer vorhanden, da die am 25. 8. 1920 im Burgsee und Burggraben nebst einer angrenzenden- Ecke der Schlei eingerichteten Laichschonbezirke durch Verfügung des Regierungs­ präsidenten 1933 als zunächst entbehrlich aufgehoben wurden. Beim Burg­ see und Burggraben handelt es sich nicht um die eigentliche Schlei, sondern um zwei Nebengewässer der Schlei. Burgsee und Burggraben hängen mit dem Schleibecken unmittelbar zusammen, ihr Wasserstand ist von dem der Schlei abhängig, und es findet ein Fischwechsel regelmäßig statt. Die Ein­ richtung dieser beiden Laichschonbezirke war lediglich im Interesse des Fisch­ bestandes der eigentlichen Schlei erfolgt. Was Einzelheiten betrifft, so war am 25. 8. 1920 der Burgsee mit dem Burggraben zum Laichschonbezirk er­ klärt mit der ausdrücklichen Bemerkung „für Schleie, Hechte, Barsche, Brach­ sen, Plötze und sämtliche Weißfische“. Es heißt dort weiter, daß während der Laichzeit der aufgeführten Fischarten jede Art des Fischfangs verboten ist. Die spätere Bekanntmachung vom 16. 10. 1920 erläuterte dann die „Laichzeit“ näher und zwar als vom 1. Februar bis 30. Juni jeden Jahres wäh­ rend. Am 19. 1. 1921 (Amtsblatt S. 393) wurde der Beginn dann um vier Wochen bis zum 1. März hinausgeschoben. Was das Lindauer Noor betrifft, so war es durch Bekanntmachung vom 16. 3. 1906 für die Zeit vom 10. 4. bis 9. 6. jeden Jahres zum Laichschon­ revier erklärt. Sechs Jahre später, am 22. 8. 1912, Amtsbl. S. 119, wurde die Begrenzung dieses Schonbezirks näher erläutert. Künftig sollte als äußere Grenze nach der Schlei zu eine Linie gelten, die von der Dampfschiffsbrücke am Eisenbahndamm bis zum sogenannten Schneidersack gedacht wurde. Die

252 download www.zobodat.at Schonzeit wurde in Abänderung der früheren Bestimmung für dieses Revier auf die Zeit vom 1. März bis 1. Juni jeden Jahres festgesetzt. Der Laichschonbezirk Lindauer Noor wurde vorübergehend aufgehoben (1933), durch Polizeiverordnung vom 26. 2. 1935 aber als solcher wieder ein­ gerichtet. Es entspricht zwar neueren Gesichtspunkten rationeller Fischerei­ wirtschaft, kürzere Schonzeiten festzusetzen, und die Bestimmungen der Frühjahrsschonzeit reichen auch im allgemeinen aus, den Fischen während ihrer Laichzeit den nötigen Schutz zu gewähren. Und da die Frühjahrs­ schonzeit außerdem beweglich gestaltet ist (§ 14 u. 15 F.O. vom 29. 3. 1917), indem die sechs Wochen je nach der Witterung früher oder später gelegt werden können, kann den Wünschen der Fischereiberechtigten alljährlich weit cjitgegengekommen werden. Ferner kann nach § 15 der Fischfang während dieser Zeit ganz verboten werden, was auch inzwischen geschehen war. (Durch Bekanntmachung vom 30. 4. 34 war das Aufstellen von Reusen und Netzen im Lindauer Noor innerhalb einer Zone von 100 m Breite vom Ufer aus gemessen, sowie im Noorhals und auf dem daneben liegenden Riff „Asmus sin Barg“ verboten und zwar in der Zeit vom 5. Mai bis 25. Juni.) Infolge der Zersplitterung der Fischereirechte und der großen Zahl der Fischereiausübenden konnte aber nicht auf die Dauer hier auf stärkeren fischereipolizeilichen Schutz verzichtet werden. Die Neuerklärung des Burg­ sees, Burggrabens und der Ecke der Schlei von der Schleihallenbrücke bis zur Südostecke der Gasanstalt mit den Zuflußgräben des Burgsees zum Laich­ schonrevier ist nicht erforderlich, weil die Holmer Fischerzunft vollständig Herr auf diesen Gewässern ist. Sie kann also selbst für ihre Mitglieder an­ ordnen, was sie für richtig hält. Wie überall, wo viele Fischer mit gleichen Rechten die Fischerei gemein­ sam ausüben, so macht sich auch auf der oberen Schlei das Bestreben be­ merkbar, durch räumliche und zeitliche Beschränkungen und durch sonstige geeignet erscheinende Maßnahmen der Gefahr einer Ueberfischung vorzu­ beugen. Auf dem Gebiete der Schonung gehen die Holmer Fischer recht weit. Es ist dies ein für alte Fischerinnungen typischer Fall. Alljährlich gibt die Holmer Fischerzunft für ihre Mitglieder Sonderschonvorschriften heraus. Nachstehende Regeln geben ein Bild von solchen weitgehenden Schonvor­ schriften. Verbotene Gewässer für den Herbst 1932. Vom 1. Oktober an ist oberhalb „Kielfot“ durch das Krautziehen verboten. Vom 15. November an ist das „Kleine Gehege“ in der Luftrichtung von Louisen­ bad bis „ob de Ort“ von „Lossendeeb“ für Riddaunetze verboten. „Achter de Busch“, „Tegelnoor“ und „Brunswick“ mit Takeln im Rohr sind frei. „Ob de Blenk zu fischen ist verboten“. Vom 15. Oktober an ist oberhalb „Palör“ für Waden und Schleppen verboten, sowie für Riddaunetze „von de Wall“ von „Weektög“ in der Luftrichtung „na de Bockstä“ von „Lustög“ auf der Tiefe. Auf dem „Schaar“ darf nur ein Netz aus­ gesetzt werden, bis zum Beginn der Winterfischerei „Klensbynoor“ ist ganz frei. Vom 15. November ist der „Damm“ für sämtliche Gerätschaften verboten, nur für Stintnetze frei. Von Riddaunetzen darf nur ein Netz von Land ausgesetzt werden. Vom 1. November ist oberhalb „Kielfot“ für Waaden und Schleppen verboten, ausgenommen die 4 Heringszüge. Vom 1. November ist das „Große Gehege“ in der Luftrichtung „Gübyhöft“, „ob de Ort“, „Iskeller“, „Tonn“, „Meusand” für Heringsnetze, sowie für Riddau-

253 download www.zobodat.at netze auf der Tiefe verboten. Es darf nur ein Netz von Land ausgesetzt werden, bis zum Beginn der Winterfischerei« Das Mitnehmen von Brassen, Karpfen und Zandern ist gänzlich verboten. Hechte unter IV 2 Pf., Alande unter 1 Pf., sowie Barsche unter Vö Pf. dürfen nicht mitgenommen werden. Schleswig, den 10. Oktober 1932. Der Vorstand der Holmer Fischerzunft zu Schleswig. Damit aber nicht genug. Der § 23 des geänderten Statuts der Holmer Fischerzunft lautet: „Brachsen dürfen nur gefangen werden, solange die Fi­ scherei mit der Winterwade betrieben wird. Wenn Brachsen und Zander zu anderer Zeit mitgefangen werden, sind diese sofort wieder in das Wasser zu setzen. Zuwiderhandlungen werden mit Brüche belegt.“ Eine solche Bestimmung ist mit den modernen Lehren einer rationellen Fischereiwirt­ schaft natürlich nicht vereinbar. Was für unerwünschte Folgen eine solche Bestimmung haben kann, zeigte vor einigen Jahren das Fischsterben infolge der Abwässereinleitung seitens einer Lederfabrik in Schleswig. Alle die großen im Sommer und Herbst nicht gefangenen bezw. wieder in Freiheit gesetzten und für den Fang der Winterwade aufgesparten Fische trieben ver­ endet an der Wasseroberfläche. Abänderungsbedürftig ist auch der folgende Paragraph der gleichen Sat­ zung: „Hechte und * Brachsen von weniger als 1 Pfund, Barsche und Riddau (Plötzen) von weniger als 1/(l Pfund dürfen nicht mitgenommen werden. Zu­ widerhandlungen werden mit Brüche bestraft.“ Schon mehrfach ist seitens der Fischereiaufsichtsbehörde empfohlen worden, die sogenannten Mindest­ maße gemäß § 1 F.O. zur Richtschnur zu nehmen, die für jeden Fischer un­ schwer merkbar sind und überdies auf der Rückseite seines Fischereischeins verzeichnet stehen, doch bisher ohne Erfolg. Hat zwar die lange Gewohn­ heit eine bemerkenswerte Geschicklichkeit im Abschätzen des Gewichtes ge­ zeitigt, so ist diese Fähigkeit doch immerhin bei den Innungsmitgliedern in verschiedenem Maße entwickelt, weshalb es nicht ausbleiben kann, daß zu leichte Fische mitgenommen und andere zu unrecht nicht verwertet werden. Uebrigens ist auch das Gewicht 1/6 Pfund, d. h. 83,3 g für eine Nachprüfung durch Abwiegen ungeeignet. In einer Denkschrift der „Erklärung“ der Aelterleute vom 18. 5. 1861 lautet das Mindestgewicht für Hecht und Brassen zwar auch auf 1 Pfund, beim Barsch und der Plötze heißt es dagegen, daß mindestens vier auf ein Pfund gehen sollen (125 g). Das Datum des 24. 3. 1926 trägt eine Polizeiverordnung, in der im ge­ samten Gebiet der Schlei von Schleimünde bis Schleswig das sogenannte Pulschen beim Fischfang mit allen Fanggeräten mit Ausnahme der Zugnetze verboten wird. „Pulschen“ ist nicht ein ortsüblicher Name der Schleifischerei; er findet sich im § 32 der Fischereiordnung, einem Paragraphen, auf den sich diese Bekanntmachung vom 24. 3. 1936 stützt. Man versteht darunter das Hineinstoßen von Stangen ins Wasser zum Scheuchen der Fische. An den Enden der Stangen ist durch angenagelte Lederscheiben oder durch andere Maßnahmen für eine Verbreiterung der Enden gesorgt. Erst seit etwa 30 Jahren ist dieses Pulschen in der Schlei in Aufnahme gekommen. Pommer- sche und ostpreußische Fischer, die sich in Arnis ansiedelten, brachten diese Methode mit, und von ihnen lernten es bald die einheimischen Schleifischev. In Anwendung kam| das Pulschen, oder, nach der Bezeichnung des Gerätes

2 5 4 download www.zobodat.at selbst, die Pulsche, hauptsächlich beim Fischfang mit Takeln und Stellnetzen auf Dorsch und Lachs. Wie es immer geht, so auch hier, die unbeteiligten Fischer behaupteten, der Zuzug der Fische würde gestört, besonders an den schmalen Stellen der Schlei bei Arnis. Selbst diejenigen Fischer, die sich des Pulschens zu bedienen gelernt hatten, äußerten Bedenken gegen die Methode. So kam es auf Antrag der Fischervereine in Arnis, Kappeln und Schleswig (unter Zustimmung Maasholms) zur erwähnten Polizeiverordnung. Anträge auf Aufhebung des Verbots sind bis heute nicht gestellt worden. Recht einschneidend für den Betrieb des Fischfangs war die wasserpolizei­ liche Verordnung vom 11. 11. 1927, die anstelle der früheren (ähnlichen) vom 7. 2. 1834 trat. An denjenigen Stellen der Schlei, welche bei mittlerem Wasserstand über drei Meter Tiefe haben, ist es verboten, Netze, welche mittels Stangen, Pfählen, an Schwimmbojen, über Ankern oder in anderer Weise am Grunde befestigt werden (Stellnetze, Bundgarne usw.) auszulegen. Auch das Treibenlassen von Netzen ist verboten. Diese Verordnung dient dem Interesse der Schiffahrt. Sie hat ohne Frage ihre Härten, konnte aber bei milder Beurteilung geringerer Verstöße bis jetzt aufrecht erhalten werden. (Die Aufsicht hierüber wird weniger von der Fischereipolizei als vielmehr von der Wasserpolizei ausgeübt.) Im Kapitel 5, die Fanggeräte, ist unter m) konkurrierende Geräte, auf S. 359/360 bereits die Regelung der Fischerei auf der mittleren Schlei erwähnt worden. Nachstehende Bekanntmachung vom 6. Nov. 1934 bedeutet einen großen Schritt zur Beilegung der Gegensätze bei der Anwendung der ver­ schiedenen Fanggeräte. (Veröffentlicht im Amtsblatt der Regierung Schles­ wig, Ausgabe B Stck. 45 vom 10. 11. 1934, S. 335.)

Bekanntmachung betreffend die Fischerei* auf der mittleren Schlei von der Verbindungslinie zwischen Arnis Kirche und Haus auf dem Schwonsberg im Osten bis zur Verbindungslinie zwischen der inneren Ecke des Hakenhöfts und der Südostecke von Wittör. im Westen. I. Auf Grund des § 98 Abs. 7 des Preußischen Fischereigesetzes vom 11. Mai 1916 (GS. S. 55) und der §§ 24 und 28 der Fischereiordnung vom 29. März 1917 (Reg.Amtsbl. S. 207) in ihrer heute gültigen Fassung setze ich mit Wirkung vom 1. Januar 1935 die Höchstzahl der Erlaubnisscheine zum Fisdifang, die für den Bereich der mittleren Schlei jährlich ausgegeben werden dürfen, wie folgt fest: 1. Für die Stadt Schleswig 90 Erlaubnisscheine, 2. Für die Stadt Arnis 30 Erlaubnisscheine für höchstens 400 Heringsstellnetze bis zur Höchstzahl von 80 Maschen mit einer Stautiefe von nicht über 3 m. Mit Genehmigung des Oberfischmeisters darf die Zahl der Erlaubnisscheine um höchstens 5 überschritten werden, wenn nach dem Ermessen des Oberfisch­ meisters besondere allgemeinwirtschaftliche Gründe hierfür vorliegen. Im allgemeinen soll einem Berufsfischer die Erlaubnis zur Verwendung von höchstens 16, anderen Personen zur Verwendung von höchstens 8 Heringsnetzen erteilt werden. Die bei dem Inkrafttreten dieser Bekanntmachung vorhandenen tieferen Netze dürfen aufgebraucht werden, wenn ihre Zahl, Größe und die Zeit ihrer An­ schaffung von dem Besitzer bis spätestens zum 1. Dezember 1934 dem Oberfisch­ meister schriftlich mit einer Richtigkeitsbescheinigung des Bürgermeisters von Arnis angezeigt werden. Später eingehende, unvollständige oder nicht mit Rich­ tigkeitsbescheinigung versehene Anzeigen sind unwirksam.

255 download www.zobodat.at Die Frage, mit welchen Geräten die Arniser Fischer im übrigen zu fischen berechtigt sind, wird durch diese Bekanntmachung nicht berührt. 3. Für die Stadt Kappeln 30 Erlaubnisscheine. 4. Die Höchstzahl der Erlaubnisscheine anderer Fischereiberechtigter bleibt im Bedarfsfälle besonderer Festsetzung Vorbehalten. II. Meine Bekanntmachung vom 24. Februar 1934 — III L 805. 52 — (Reg.- Amtsbl. S. 52) hebe ich auf und bestimme in Ergänzung meiner Bekanntmachung vom 7. April 1917 (Reg.Amtsbl. S. 211) zu § 44 Abs. 5 auf Grund der §§24 u. 49 der Fischereiordnung vom 29. März 1917 in ihrer heutigen Fassung für den Be­ reich der mittleren Schlei folgendes: 1. Im Bereiche der vorhandenen Wadenzüge hat jedes andere Gerät der Wade zu weichen. Fischerei mit feststehenden Geräten, insbesondere die Stellnetz- und Lang­ leinenfischerei, hat in den W a d e n z ü g e n zu unterbleiben a) während der Heringsfangzeit im Frühjahr, Herbst und Winter ganz, b) während der Aalfischerei im Sommer in der Zeit bis zum 1. August von Dienstag früh 8 Uhr bis Sonnabend früh 6 Uhr, in der Zeit vom 1. August ab von Montagabend 20 Uhr bis Sonnabend früh 6 Uhr. Beginn und Beendigung der Herings- und der Aalfangzeit bestimmt der Ober­ fischmeister. Als Wadenzüge im Sinne der vorstehenden Bestimmungen gelten für die Heringsfischerei nur die in dem Plan des Fischereiaufsehers Reineke über die Lage der Wadenzüge in der mittleren Schlei vom Februar 1931 rot eingetragenen 17 Wadenzüge, für die A a 1 f i s c h e r e i die in dem Plan des Genannten über die Sommerwadenzüge in der mittleren Schlei von August 1932 verzeichneten Wadenzüge. Je eine Ausfertigung dieser Pläne liegt in Schleswig, Arnis und Kappeln auf dem Rathaus zu jedermanns Einsicht aus. 2. Während der Heringsfangzeit im Frühjahr, Herbst und Winter be­ schränkt sich die Wadenfischerei der Stadt Schleswig in der mittleren Schlei auf die vorbezeichneten 17 Wadenzüge. 3. Während der Zeit der Aalfischerei im Sommer beschränkt sich die Wa­ denfischerei der Stadt Schleswig in der mittleren Schlei bis zum 1. August auf die Zeit von Dienstag früh 8 Uhr bis Sonnabend früh 6 Uhr, vom 1. August ab auf die Zeit von Montagabend 20 Uhr bis Sonnabend früh 6 Uhr. III. Diese Bekanntmachung tritt am Tage nach ihrer Veröffentlichung im Re­ gierungsamtsblatt in Kraft. Schleswig, den 6. November 1934. III L 8064. 54. Der Regierungspräsident.

D ie Fischereiaufsicht. Fischereibehörde für die Schlei ist, wie bereits erwähnt, der Oberfisch­ meister in Kiel. Als staatlicher Außenbeamter versah den Fischereiaufsichts­ dienst bis vor kurzem der in Langballigholz an der Flensburger Förde seinen Standort innehabende Fischmeister Brunstamp. Von Langballigholz bis zum Eingang der Schlei bei Schleimünde sind es 36 km. Die Schlei selbst ist 40 km lang. Schleswig liegt deshalb von Langballigholz 76 km weit ent­ fernt. Es ist erklärlich, daß von einer regen Aufsichtstätigkeit unter diesen Umständen nicht die Rede sein konnte. Die regelmäßigen Fahrten nach der Schlei waren mehr als Stichproben zu betrachten. Das Bedürfnis nach einer tatkräftigen Fischereiaufsicht besonders für das Gebiet der mittleren Schlei führte 1925 zur Bestellung eines Privatfischerei­

256 download www.zobodat.at aufsehers der Stadt Schleswig. Seit dem 1. April 1936 ist diese Stelle ver­ staatlicht. Auch früher schon sind im Gebiet der Schlei Ansätze zu einer regelrechten Fischereiaufsicht zu bemerken. Bereits 1872 gestattete der Herr Minister, daß dem Fischmeister in für Reisen nach der unteren Schlei ge­ wisse Erleichterungen und Zugeständnisse gemacht wurden und daß er bei Eintritt der Heringsfangzeit für 14 Tage Aufenthalt in Kappeln nehme. Im Jahre 1882 hatte der Herr Regierungspräsident dem Magistrat der Stadt Schleswig empfohlen, einen „bereits angestellten städtischen Offizial“ als Fischereiaufseher zur Ueberwachung der Schleifischerei, „namentlich wegen des Mißbrauchs der Setznetze während der Heringsfangzeit und des angeb­ lich in erheblichem Umfange stattfindenden unbefugten Aalstechens“ zu be­ stellen. 1904 genehmigte der Regierungspräsident in Schleswig mangels eines besonderen Fischereiaufsichtsbeamten, daß dem in Kappeln stationierten Gendarmen zur Ueberwachung der Schleifischerei das ganze Jahr hindurch je nach Bedarf ein Boot nebst Bootführern zur Verfügung gestellt wurde und daß die dadurch entstehenden Kosten der Staatskasse in Rechnung ge­ stellt wurden. D a s Fischer ei-Regulativ 1765 war ein „Reglement“, „wonach sich die sämtlichen Fischer, welche auf dem Stadtwasser fischen, sich zu richten haben.“ Es enthält 34 Paragraphen, die bei KUPKE (10) S. 74/79 abgedruckt sind. Vieles mutet recht modern an Die Haupt„absicht“ war, „die Einwohner für leidliche Preise beständig mit Fischen zu versehen.“ Es finden sich Vorschriften über Maschenweiten der Waden und Schleppen („daß füglich zween Finger in jede Masche können gesteckt werden, damit die junge Brut geschont werde.“) Drei Schonbezirke werden eingerichtet (1. große Brening, 2. kleine Brening, 3. die Bustrupper Breming), wo von Jo ­ hanni bis Fastnacht bei 10 Rt. Brüche niemand fischen durfte. Die Innung wird noch „Gesellschaft“ genannt. Das ist interessant, hatte doch 1754 noch ein Holmer Fischer ausgesagt, sie „stünden unter sich in keiner société“. Vorschriften über Hälterung der gefangenen Fische, über Preise und den Hausierhandel, Ausfuhr und eine Art Zollsperre bilden den weiteren Inhalt. Es ist eine sehr lesenswerte alte Vorschrift. Wenn wir von dem „Proklam“ genannten Protokoll vom Jahre 1805 ab- sehen, das eine Art Wasserbuch nach heutigen Begriffen war, ist aus frü­ heren Zeiten eine Verordnung zu nennen, die Christian VII. am 10. 3. 1807 ergehen ließ und die bei 200 Rthl. Brüche!! verbot, eine Wade quer durch die Schlei zu ziehen. Das Datum vom 25. 3. 1849 trägt ein in Form einer Denkschrift und in 22 Paragraphen gebrachter Vorschlag der zwecks „Regu­ lierung“ der Fischerei in der Schlei eingesetzten Kommission. (Abgedruckt bei KUPKE (10) S. 65/73). In buntem Durcheinander finden sich Auslassun­ gen über den Umfang einzelner Fischereiberechtigten, über das „schädliche“ Rohrschneiden, über die Holmer Fischerzunft, Wildfischerei in den Zuflüssen zur Schlei und anderes mehr. Die „Kommission“ hat 1853 und 1865 weitere Bekanntmachungen herausgebracht, des hauptsächlichen Inhalts, daß den Fischereiberechtigten der unteren Schlei, Arnis, Kappeln und Maasholm im Gegensatz zu Schleswig es nicht gestattet sei, mit Waden zu fischen.

257 download www.zobodat.at 13. D ie Organisation der Fischer und die Genossen­ schaftsbildung. Zusammenschlüsse von Fischern zu Vereinen, Verbänden oder Innungen bestehen in Schleswig, Arnis, Kappeln und Maasholm. Die Schleswiger Fischer auf dem Holm bilden eine Innung unter dem Namen „Schleswiger Fischerzunft“. Auch der Name „Holmer Fischerzunft zu Schleswig“ ist ge­ bräuchlich, überhaupt wechselt der Name, oft hört man auch „Holmer Fi­ scherinnung“. Der Ursprung dieser Zunft liegt im Dunklen. 1643 bitten die Fischer den Magistrat, er möge ihnen zu einer geschlossenen Zunft verhelfen. Aber noch 1754 sagt ein Fischer bei einer Vernehmung aus, daß sie „unter sich in keiner société stehen“. Es muß also zweifelhaft bleiben, ob es in der Zwischenzeit zur Bildung einer Innung gekommen war. Zumindest kann man als Gründungsjahr 1765 annehmen, denn das „Fischereiregulativ“ dieses Jahres enthielt neben vielen polizeilichen und anderen Bestimmungen auch wie oben gesagt, eine Satzung für die „Gesellschaft“ der Fischer. Was nun das Verhältnis der Holmer Fischerinnung zur Stadt Schleswig angeht, so ist darüber viel geschrieben worden. KUPKE (10) widmet in seiner Schrift über die Stadt Schleswig und deren Anrecht auf die Schlei­ fischerei ein zehn Seiten langes Kapitel der Fischerzunft. Viele Einzelheiten darin haben großes Interesse. Als Gegenschrift erschien ein Jahr später (1917) die Erwiderung von BAUMERT (1), der nachdrücklich das Recht der Schleswiger Fischer an der Schleifischerei betonte. 1911 wurde ein „geän­ dertes Statut“ beschlossen und gedruckt, was vom Magistrat jedoch nicht bestätigt worden ist, vermutlich weil der Inhalt nicht volle Zustimmung fand, namentlich nicht der Einleitungssatz, in dem es heißt: „Der Fischerzunft der Stadt Schleswig steht das uralte Recht zu, auf der Schlei die Fischerei aus­ zuüben, sowie ihre Waaden auf dem an der Schlei belegenen Lande aufzu­ ziehen, ihre Gerätschaften zu trocknen und ihre Fischerhütten aufzubauen“. Den von der Stadt der Fischerinnung vorgeschlagenen Satzungsentwürfen von 1890 und 1891, die 58 bezw. 57 Paragraphen aufführten, ist seitens der Fischer damals die Zustimmung versagt worden. Auch aus den Jahren 1829, 1852 und 1873 liegen Satzungen vor. — Am 10. Juli 1928 traf die Stadtgemeinde Schleswig mit der Holmer Fischer­ zunft ein Uebereinkommen betreffend die Fischerei auf der Schlei. Vom In­ halt der 16 Paragraphen interessiert besonders: „Das Fischereirecht der Stadt Schleswig ist mit ihrer Einwilligung von altersher von der Holmer Fischer­ zunft unentgeltlich ausgeübt worden. Die Stadt Schleswig gesteht der Hol­ mer Fischerzunft auch für die Zukunft die dauernde alleinige und unentgelt­ liche Ausübung des städtischen Fischereirechts auf der Schlei zu. Die Fischer­ zunft zahlt eine jährliche Anerkennungsgebühr von drei Reichsmark an die Stadt Schleswig.“ Der Vorstand der Zunft besteht aus zwei Aelterleuten und acht Mitglie­ dern, Achten genannt, sowie zwei Rechnungsführern. In die Zunft können nur Söhne von Fischern aufgenommen werden, „welche die Fischerei von der Konfirmation an auf dem Holm erlernt und betrieben haben“. Wer seinen Wohnsitz vom Holm verlegt, hört auf, Zunftmitglied zu sein und darf die Fischerei nicht mehr ausüben. Aehnliche Strenge atmen viele andere Para­ graphen der Innimgssatzung. Mancherlei Einengungen laufen dabei neueren

258 download www.zobodat.at fischereiwirtschaftlichen Gesichtspunkten zuwider; eine Ueberholung nach neuen wirtschaftlichen Grundsätzen ist notwendig. Andere eigentliche Innungen bestehen auf der Schlei sonst nicht. Der Kappelner Fischereiverein („Fischereiverein für Kappeln und Umgegend“) bezeichnet sich zwar in einer Eingabe vom 19. 3. 1881 als „Fischerinnung“, doch ist diese Bezeichnung nicht zutreffend. Auch in Kappeln hat es seit langem gleichwohl Berufsfischer im strengen Sinne des Worts gegeben. In einem Verzeichnis vom Jahre 1812 sind 12 Einwohner als Fischer aufgeführt. Arnis hatte eine zeitlang zwei Fischereivereine, die später zu einem Ver­ band zusammengefaßt wurden. Die Vereinsnamen haben mehrfach ge­ wechselt, entsprechend den jeweilig verschiedenen Tendenzen im Flecken Arnis, z. B. „Arniser Fischereivereinigung“, „Alter Fischereiverein von 1909“. Die Bestrebungen der wenigen eigentlichen Berufsfischer, sich durchzusetzen gegenüber der zur Gewohnheit gewordenen dortigen Einstellung, möglichst viele Einwohner an der Fischerei zu beteiligen, sind noch nicht zur Zu­ friedenheit erfüllt. In Maasholm besteht seit 1919 eine Fischverwertungsgenossenschaft, zur Zeit etwa 100 Fischer umfassend (Höchststand 1929: 134 Mitglieder. Seit dem Frühjahr 1936 besteht in Maasholm wieder ein Fischereiverein neben der Fischergenossenschaft. Bei den verschiedenen Versuchen, beim Fischfang auf der Schlei Ruhe und Ordnung herbeizuführen und zu einer Befriedung der vielen einander wider- streitenden Interessen zu gelangen, lag es nahe, an die Bildung einer Fi­ schereigenossenschaft zu denken, wie sie das Fischereigesetz vorsieht. Von den beiden Möglichkeiten, die das Gesetz bietet — Schutzgenossenschaft oder Wirtschaftsgenossenschaft —, kam in diesem Fall eigentlich nur die erste der beiden in Betracht. Ernstliche Versuche, auf diesem Wege zu einheitlichen Maßnahmen in der Fischereiausübung zu kommen, wurden vorwiegend in den Jahren 1925— 1930 unternommen. Sind ihnen Erfolge auch nicht be- schieden, waren sie doch nicht ohne Wert, nicht nur als Vorarbeiten für künftige neue diesbezügliche Absichten, sondern auch wegen der dabei ge­ wonnenen Einblicke und der Vertiefung der Kenntnisse von der Fischerei auf der Schlei. Es ist deshalb wünschenswert, in kurzen Zügen das bisher bei der Genossenschaftsbildung gewonnene Bild festzuhalten. Als Beginn dieser ersten Phase kann man die Verhandlung im Preußischen Landwirtschaftsministerium vom 11. 10. 1920 ansehen. Zu ihr war der Bürgermeister von Kappeln mit Fischern aus Kappeln, Arnis und Maasholm erschienen, um über verschiedene „unhaltbare Zustände“ Beschwerde zu führen und eine gesetzliche Regelung des Fischereirechts herbeiführen zu lassen, derart, daß auf Kosten der Berechtigung Schleswigs, die Fischerei­ berechtigungen auf der unteren Schlei vergrößert würden. Ihm wurde er­ öffnet, daß die Bildung einer Fischereigenossenschaft für die Schlei zweck­ mäßiger sei und dabei den Vorzug habe, eine geordnete Aufsichtsführung, an der es heute noch fehlte, durch die Genossenschaft selbst herbeizuführen. Damit erklärten sich die anwesenden Vertreter einverstanden. Der Regie­ rungspräsident in Schleswig beauftragte nun den Oberfischmeister in Kiel nach Prüfung der Voraussetzungen für die Bildung einer Fischereigenossen­ schaft für die gesamte Schlei die für einen genossenschaftlichen Zusammen- 259 download www.zobodat.at Schluß der einzelnen Fischereiberechtigten erforderlichen Unterlagen zu be­ schaffen und mit den Beteiligten zu verhandeln. Neu war der Gedanke einer Genossenschaftsbildung indessen nicht. Vierzig Jahre früher war der erste Versuch zu einer Bildung schon unter­ nommen worden. Am 20. Januar 1880 waren Maasholm und der Besitzer des Gutes Oehe beim Oberpräsidenten in Kiel vorstellig geworden und hatten ein Statut eingereicht zwecks Gründung einer Genossenschaft. Sie erhielten damals jedoch den Bescheid, daß Genossenschaften im Sinne des § 9 des Fischereigesetzes vom 30. Mai 1874 nur durch die Berechtigten eines größeren zusammenhängenden Fischereigebiets gebildet werden könnten. Ob ein solches Gebiet vorläge, gehe aus dem Statut nicht hervor. Jedenfalls fehle es aber an dem ersten Erfordernis, wonach die Fischerei in der Wasserfläche, auf welche die Vereinszwecke sich erstrecken sollten, einem bestimmten Kreise von Personen als ausschließliche Berechtigung zustehen müßte. Hiernach charakterisiere sich die durch das Statut vom 4. Januar 1880 gebildete Ge­ nossenschaft als ein reiner Privat-Verein, welcher auch als solcher vollständig in der Lage sein würde, die in dem Statut bezeichneten Zwecke zu verfolgen; die Genehmigung des Statuts müsse abgelehnt werden. Im darauffolgenden Jahre muß der Gedanke einer Genossenschaftsbildung jedoch weiterverfolgt oder erneut aufgetaucht sein, denn in einem Erlaß des Herrn Ministers für Landwirtschaft, Domänen und Forsten vom 10. August 1881 heißt es unter anderem: „Darüber, daß die Bildung einer Wirtschaftsgenossenschaft unter den obwaltenden Verhältnissen aussichtslos ist, bin ich mit der Königlichen Regierung einverstanden.“ Im März 1923 berichtete der Oberfischmeister, daß die wiederholten Ver­ handlungen mit den Beteiligten stets ergeben hätten, daß ihnen die Bildung einer Genossenschaft nicht die Erfüllung ihrer Wünsche bringen könne — nämlich eine völlige Gleichberechtigung(l). Er selbst halte die Bildung ebenfalls für unzweckmäßig schon wegen der vielen ungeklärten Rechte. Der Landesoberfischmeister vertrat demgegenüber den Standpunkt, wenn auch die Fischereirechte in der Schlei vielfach strittig wären, dürfte dieses keinen Grund bilden, die Bildung einer Schutzgenossenschaft nicht weiter zu be­ treiben. Der Regierungspräsident in Schleswig wies 1925 Arnis erneut auf die Vorteile einer Genossenschaft hin, wobei er die Anstellung eines gemein­ samen Fischereiaufsehers betonte und in Aussicht stellte, daß der Staat im Falle des Zustandekommens einer Genossenschaft einen Teil der Vergütung des Aufsehers übernehmen würde. Es wurde hierbei weiter ausgeführt, daß, wenn auch ein Zusammenschluß aller Fischer bis zur Schleimündung sich nicht als möglich erweisen sollte, doch wenigstens die Fischer an der oberen und mittleren Schlei ihre Interessen gemeinsam umso besser wahren könnten. 1926 faßte der Regierungspräsident in Schleswig ins Auge, zwei Genossen­ schaften zu bilden, und zwar eine für das Gebiet der Schleswiger und eine für das Gebiet der übrigen Fischer. Diese Absicht ist aber nicht verfolgt worden. Vom Oberfischmeister in Kiel war inzwischen auf der Oberfisch­ meistertagung in der Landesanstalt für Fischerei in Friedrichshagen 1926 ein Referat erstattet worden über die fischereirechtlichen und fischereiwirtschaft­ lichen Verhältnisse der Schlei. Von ihm wurde nach den in den beiden ersten Jahren gemachten Erfahrungen die Bildung einer Genossenschaft vor-

260 download www.zobodat.at erst nur für die untere Schlei empfohlen. Auch hier bestanden zwei Mög­ lichkeiten des Vorgehens, eine Genossenschaftsbildung von Schleimünde auf- wärts bis Arnis oder darüber hinaus noch weiter schleiaufwärts bis zur Grenze der Arniser Fischereiberechtigung, der Büstorfer Breite. In den Jahren 1926/27 wurden vom Oberfischmeister mehrere Entwürfe für ein katastermäßiges Stimmenverhältnis aufgestellt. Hierbei konnte es sich natür­ lich nur um vorläufige Schätzungen handeln. Sie ganz zurückzustellen, etwa bis zur Beseitigung der Widersprüche im Wasserbuch, erschien nicht zweck­ mäßig, ebensowenig wie die Zurückstellung der Bildung der Genossenschaft bis zu diesem Zeitpunkte. Soweit das Verfahren nach den gesetzlichen Vor­ schriften überhaupt durch die Feststellung der Stimmenzahl und des Stimmen­ verhältnisses beeinflußt wird, dürfte es möglich sein, die Fischereirechte nach dem Umfange ihrer derzeitigen gutgläubigen Nutzung zu erfassen. Mit Aenderungen in den Rechtsverhältnissen muß bei jeder Genossenschaftsbil­ dung gerechnet werden. Diesem Umstande war im vorliegenden Falle umso weniger Bedeutung beizumessen, als Aenderungen der Fischereirechte bei Bildung einer Fischereischutzgenossenschaft nicht deren Zweck berühren, sondern sich vorwiegend auf das Stimmrecht innerhalb der Genossenschaft und das Verhältnis der Teilnahme an den Genossenschafislasten auswirken. Für das Gesamtgebiet ergaben sich folgende auf 100 abgestellte Anteile: Schleswig 61, Arnis 8, Kappeln 5, Domänenfiskus 3, Holmer Fischerinnung 3, der Herzog 2, Grödersby 2, 5 Güter 5, 11 Gemeinden 11. Die Zahl 61 für Schleswig zeigt schon, daß die in die Mustersatzung für Fischereigenossen­ schaften aufgenommene Bestimmung, „niemand darf mehr als zwei Fünftel der Stimmen haben“, ein schweres Hindernis bilden würde. Bei dem über­ wiegenden Anteil des Schleswiger Fischereirechts kann diese aus dem Wasser­ gesetz übernommene (im Fischereigesetz einer Stütze entbehrende) Bestim­ mung hier keine Anwendung finden. Es kann Schleswig nicht zugemutet werden, sich der ständigen Gefahr einer Knebelung seiner Rechte durch ein­ fache Abstimmung auszusetzen. Nur zu gern würden die kleineren Berech­ tigten von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. So groß oftmals die Un­ einigkeit unter ihnen sein mag, in diesem einen Punkt herrscht volle Ein­ mütigkeit. Die Akten legen Zeugnis ab von diesem Bestreben, die allmäch­ tige, überragende Schleswiger Fischereiberechtigung zu verkleinern und auf ihre Kosten die eigenen zu vergrößern. Eine Genossenschaft würde der will­ kommene Anlaß sein, im Wege der Abstimmung die Lage der kleinen Fi­ scherei zu bessern, und es würde ständiger behördlicher Ueberwachung aller Abstimmungsanträge und der Beschlüsse bedürfen. Bei der Aufstellung eines Katasters für die Strecke Schleimünde bis zur Büstorfer Breite war Folgendes zu berücksichtigen. Die Berechtigungen von Kappeln und Arnis würden im ganzen Umfange in die Genossenschaft ein­ zubeziehen sein, die von Schleswig und die des Domänenfiskus nicht voll­ ständig. Die längste Strecke würde auf die Arniser Berechtigung entfallen, wobei aber zu berücksichtigen ist, daß Arnis nur die kleine Fischerei mit Netzen und Angeln zusteht. Das letztere trifft auch für Kappeln zu; die Kappeiner Strecke beträgt dabei nur etwa drei Viertel der Arniser Strecke, und es kommt hinzu, daß das Gebiet der Arniser Fischereiberechtigung auf der Strecke von Sieseby bis zur Büstorfer Breite noch wertvoller ist, weshalb

261 download www.zobodat.at also für Kappeln nicht 75 °/0, sondern nur 65 °/0 des Wertes der Arniser Fischereiberechtigung angesetzt werden dürften. Die Berechtigung des Fis­ kus setzt sich zusammen aus 16 Bundgarnen und der Königswade. Die Be­ rechtigung von Schleswig erstreckt sich in diesem Falle der Länge nach nur auf etwas mehr als die Hälfte der Berechtigung von Arnis, ist dem Wert nach aber ungleich höher. Folgende Anteile dürften dem wirklichen Wert einigermaßen nahekommen: Schleswig 37,5, Maasholm 25, Arnis 16,5, Kap­ peln 12,5, der Fiskus 2,5, der Herzog 1,5, 1, Buckhagen 1, weitere kleinere Berechtigte 2,5, zusammen 100. Bei einer Beschränkung auf die untere Schlei bis zum Flecken Arnis würde sich das Kataster wie folgt ändern: Domänenfiskus 20, Maasholm, Kappeln, Arnis je 16, der Herzog und das Gut Buckhagen je 10, Olpenitz 7, Olpenitzdorf 2, Gut Oehe 2, Grödersby 1 = 100. Rechnet man jedoch nach der Ausnutzung der einzelnen Fischerei­ berechtigungen, also nach ihrem jährlichen Ertragswert, so gelangt man zu einer anderen Aufstellung: Maasholm 43, Kappeln 22, Domänenfiskus 14, Herzog 6, Buckhagen 5, Olpenitz 3, Arnis 3, Olpenitzdorf 2, Grödersby 1, Oehe 1. Auch bei diesem Stimmenverhältnis würde die Bestimmung, daß niemand mehr als zwei Fünftel der Stimmen auf sich vereinen darf, störend wirken. Auf Maasholm würden nur vierzig Stimmen entfallen dürfen. Die frei werdenden drei Stimmen könnten dann zum Ausgleich Kappeln, dem Fiskus und Arnis zugelegt werden. Am 6. Dezember 1927 fand in Kappeln eine Gründungsversammlung statt, die von dem inzwischen ernannten Kommissar geleitet wurde. Die Mehrheit der Beteiligten, etwa 79 v. H. des Wertes der Fischereiberechtigungen, sprach sich gegen die Genossenschaftsbildung aus. Auf Antrag des Regierungsprä­ sidenten beschloß nun der Bezirksausschuß unter Zurückverweisung der Widersprüche des Gutsbesitzers von Schiller in Buckhagen, des Friedrich Fer­ dinand Herzog von Schleswig-Holstein, Sonderburg-Glücksburg auf Grünholz, des Dr. Weller in Olpenitz, der Stadtgemeinde Kappeln und der Landge­ meinde Maasholm, daß die gemäß § 36 des Fischereigesetzes vom 11. Mai 1916 für die Bildung der Fischereischutzgenossenschaft erforderlichen Vor­ aussetzungen vorlägen. Die hiergegen von den fünf Genannten erhobenen Beschwerden beim Oberverwaltungsgericht hatten keinen Erfolg, sie wurden durch Beschluß des Wasserwirtschaftlichen Senats vom 21. 2. 1929 zurückge­ wiesen (35). Der Regierungspräsident beabsichtigte dann anfänglich, die Satzung für die Genossenschaft zwangsweise zu erlassen (Juni 1929), sah dann jedoch (4. Nov. 1930) davon ab und setzte schließlich den Erlaß ganz aus (22. Nov. 1930). Hiermit trat die Bildung einer Fischereischutzgenossen­ schaft in ein vorläufiges Stadium der Stagnation. Die Hoffnungen auf die Erfüllung ihrer vom Oberfischmeister (19 c) (S. 1044/45) gekennzeichneten Aufgaben sind damit zunächst unerfüllt geblieben. Das ist in mancher Hin­ sicht zu bedauern. Die Schlei ist eine fischereiwirtschaftliche Einheit, ihre fischereiliche Kultivierung nähme am besten ihren Anfang von einer arbeits­ willigen, arbeitsfähigen Genossenschaft.

14. D a s engere Schrifttum über die Schlei. 1. BAUMERT, Dr., Das Recht der Schleswiger Fischer an der Schleifischerei. Schleswig 1917.

2 6 2 download www.zobodat.at 2. BRECKWOLDT, J., Die hydrographischen Veränderungen in Schleswig- Holstein. Schriften d. Naturwiss. Ver. f. Schlesw.-Holst. Bd. 16. 3. CALLSEN, J. J., Die Schlei. „Die Heimat“, 8, 1898. 4. DALLMER, E., Die Fische in der Schlei. Deutsch. Fischerei-Zeitung 7. Stettin 1884. 5. DANCKWERTH, C., Newe Landesbeschreibung der zwey Hertzogthümer Schleswich und Holstein 1652. 6. FISCHER, E., Die Fischerei in der Schlei und in der Mündung derselben. Fischerei-Zeitung Neudamm, 1903. 7. HEIN, Dr., (erwähnt in WEGEMANN, Die Seen Ostholsteins. Kiel 1922.) 8. HENSEN, Viktor, Was sind die Bedingungen für den Zug der Heringe in die Schlei? 20. Jahres-Bericht des Central-Fischerei-Vereins Rendsburg 1897. 9. KEITER, Friedr., und die Schlei. Schleswiger Bauern und Fischer. 1931. 10. KUPKE, Dr., Die Stadt Schleswig und ihr Anrecht auf die Schleifischerei. Schleswig 1916. 11. LEHMANN, Prof., Die Heringsfischerei in der Schlei. 35. Jahresbericht d. Central-Fischereivereins. Rendsburg 1912. 12. LÜHR, Heinrich, Die „Holmer Fischer“ in Schleswig. Aelterer Zeitungs­ ausschnitt. 13. MAGNUS, P., Botanische Untersuchung der Schlei. Verh. bot. Ver. Brandenburg, 17, 1875. 14. MARTENS, P., Morphologie der schleswig-holsteinischen Ostseeküste. Veröffentl. schlesw.-holst. Univers. Ges., Nr. 8, 1927. 15. MEYER, Viktor, Unsere Brutvögel auf Oehe-Schleimünde 1929. Ornith. Monatsschrift 1930, Nr. 5. 16. MÖLLER, J., Die Aalfischerei auf der Schlei. Mitt. D. S. V. 1895, XI. 5. 37. 17. MÖLLER, Die Fischerei in der Schlei. „Korrespondenzblatt“ 1926 Nr. 22. 18. MÖLLER, J., Fisch- und Fischbrutaussetzung in die Schlei. 21. Jahres­ bericht d. Central-Fischereivereins. 1897/98. 19. NEUBAUR, Rud., a) 450 Jahre Schleibrief. Fischereizeitung, Neudamm 1931. b) Verbot des Pulschens in der Schlei. Fischerei-Zeitung Neudamm 1926, Nr. 16. c) Von der Schlei. Fischerei-Zeitung Neudamm 1927, S. 849, 867, 897, 934, 955, 1001, 1025, 1044. d) Erklärung des Selker Noors zum geschlossenen Gewässer. Fischerei- Zeitung Neudamm 1926, S. 791. e) Untersuchung des Lindauer Noors. Fischerei-Zeitung Neudamm 1927, S. 184. f) Eintragung in das Wasserbuch der Schlei. Fischerei-Zeitung Neu­ damm 1927, S. 210.

263 download www.zobodat.at g) Großes Fischsterben in der Schlei. Fischerei-Zeitung Neudamm 1931, S. 475. h) Auf den Laichplätzen der Meerforelle. Fischerei-Zeitung Neudamm. 1932, S. 46. 20. REINCKE, Gerh., a) Von allerlei Fischereigerätschaften auf der Schlei. b) Das Liebesieben unserer Schleifische. c) Der Daseinskampf der Holmer Fischer. Schleswiger Nachrichten. 1933. d) Der Fisch als Volksnahrungsmittel. (Wie ißt man Schleiheringe?) Schleswiger Nachrichten vom 15. 4. 33. e) Eis auf der Schlei. (Vom Leben unserer Fischer.) Schleswiger Nach­ richten vom 15. 1. 33. f) Die Heringsfischerei auf der Schlei. Schleswiger Nachrichten vom 23. 4. 36. 21. REINKE, J., Botanisch-geologische Streifzüge an den Küsten des Herzog­ tums Schleswig. XIII. Die Schlei nebst der südlich davon gelegenen Küste. Wiss. Meeresunters. Bd. 8, 1903. 22. THIENEMANN, August, Der Schlei-Schnäpel. Fischereizeitung Bd. 25, 1922. 23. WITT, Kl., Stille Winkel in der Schlei. Hamburger Nachrichten, 30. Juli 1929, Jg. 138. Von allerlei Fischfang auf und vor der Schlei. Deutsches Fischereiblatt 1929, 1 u. Schlesw.-Holst. Hamb. Lüb. Monatshefte II, 1927, S. 356—359.

Es folgen einige Gutachten, Verordnungen und dergleichen: 24. ELSNER, B., Gutachten über die i. J. 1896 im Kreise Schleswig besich­ tigten Gewässer. 20. Jahresbericht d. Central-Fischereivereins. 1896/97. 25. „Erklärung“ der Aelterleute 1861. 26. Fischerei-Regulativ 1765. („Reglement, wonach sich die sämtlichen Fischer, welche auf dem Stadtwasser fischen, zu richten haben.“) 27. Geändertes Statut der Holmer Fischerzunft zu Schleswig, Schleswig 1911. 28. Mitteilung der Kommission zur wissenschaftlichen Untersuchung der deutschen Meere über Untersuchungen, welche im Jahre 1874 im Schlei­ flusse, als einem ausgezeichneten Laichgebiete des Herings angestellt wurden. Circ. Dtsch. Fisch. Ver. Nr. 7, 1874. 29. SCHIEMENZ, P., Gutachten über das „Holmer Noor“. Anonym sind erschienen: 30. Der Kampf um die Fischereirechte in der Schlei. „Schleibote“ 57. Jahr­ gang, Nr. 196 vom 23. VIII. 1920, Kappeln. 31. Heringsfang in der Schlei während des Frühjahrs 1889. Sekt. f. Küsten- u. Hochseef. 1890, S. 58 ff. 32. Was zur Verbesserung des Fischfangs auf dem Schleystrom a commissi- one regia in Erwägung zu ziehen und zu entscheiden wäre. 25. III. 1849. 33. Gutachten betr. Fischerei in der Schlei. Cir. d. Dtsch. Fischereiver. 1870/7L

264 download www.zobodat.at 34. Mitteilung zur wissenschaftlichen Untersuchung des Schleiflusses als Laichgebiet des Herings. Mit Karten. Circ. d. Dtsch. Fischerei-Vereins, Circ. 7, 1874. 35. Bildung einer Fischereischutzgenossenschaft. Zeitschrift für Agrar- und Wasserrecht 1930, Bd. 14, Heft 4, S. 317. Weitere Zeitungsartikel über brennende Fischereifragen stammen u. a. von P. C. A. LASSEN, früher Maasholm, J. MÖLLER, Mehlby, Herrn. SCHMALZ jr., Arnis, KÖSTER, Kappeln, Ing. BAUCH, Schleswig. Schließlich sei erwähnt der berühmte Schleibrief vom 28. 9. 1480, dessen Wortlaut und Uebertragung in unsere Sprache vorliegt.

Kleinere Mitteilungen.

Die Chloropide Conioscinella brachyptera ZETT. [Diptera] in den Binnendünen bei Brammerati. Von A. BRAUNS, Kiel. Diese kleine Halmfliege gehört zu der Gruppe der thalasso-xerobionten Strandfliegen, d. h. zu den Brachyceren, die in den Küstendünen am Meer ihre Hauptverbreitung haben und nur selten in Inlandsdünen Vorkommen sollen. Conioscinella ist nun in Schleswig-Holstein sehr viel weiter ver­ breitet als man nach den bisherigen Literaturangaben annehmen könnte. Noch von KARL mußte sie in „Tierwelt der Nord- und Ostsee“ (1930) als typische Dünenfliege an der Ostsee als vorhanden, an der Nordsee als nicht vorhanden oder als nicht bekannt angegeben werden. KRÖBER be­ richtet von dem Vorkommen von Conioscinella in dem Schleswig-Hol­ stein benachbarten westlichen Nordseegebiet, auf Borkum (Verhdl. d. V. f. naturw. Heimatforschung zu Hamburg, XXIV. Band, 1935). Ich fand C o ­ nioscinella schon im vorigen Jahre in den Dünen auf Amrum bei Norddorf (14. 6.) und auf Sylt bei Hörnum (15. 6.), weiterhin auf der Düne vor Helgoland (27. 6.). Hier im Ostseegebiet konnte ich sie selbstverständlich in den Dünengebieten auf dem B o 11 s a n d bei Stein (Kieler Förde) regelmäßig in den beiden letz­ ten Jahren feststellen. Vereinzelt fand sie sich zuerst Anfang Mai 1936; am 25. 5. und am 3. 6. 1936 war sie dagegen an ganz bestimmten Stellen massen­ haft zu beobachten (zu innerst in einem Busch bis zu 100 Individuen); Ende Juni 1936 war dann zu bemerken, daß die Paarungszeit mit gehäuftem Auf­ treten zu Ende war und nur vereinzelt wurde die Chloropide noch angetrof­ fen (im Innern eines Strandhaferbusches 2—3 Individuen). Fast das Gleiche konnte ich in diesem Jahre beobachten, nur daß eine Verschiebung in der Zeit des Vorkommens stattgefunden hat (Ende Mai 1937 kein Tier; Anfang Juni bis Mitte Juni gehäuftes Vorkommen; Anfang Juli ein Abnehmen der Indivi­ duenzahl). Neuerdings konnte ich Conioscinella auch in den nicht ty­ pisch ausgebildeten Dünen im Nordwesten Fehmarns feststellen (21. 7. 1937).

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